Verwirrende Umfrageergebnisse: Bessere Ausrüstung der Truppe?
Die Emnid-Umfrage zur Bundeswehr, die das Verteidigungsministerium am (heutigen) Montag veröffentlicht hat, finde ich in Teilen schon ein wenig verwirrend. Zwar geht es in dieser repräsentativen Umfrage vor allem um die Nutzung von Informationsangeboten des BMVg und der Bundeswehr, aber natürlich wurde auch die Haltung zur Truppe insgesamt, zu Auslandeinsätzen und zur Materiallage abgefragt.
Und bei der Materiallage stoße ich auf Seite 22 der Ergebnisse auf die interessante Aussage (siehe Grafik oben): Auf die Frage Wie schätzen Sie, nach allem was Sie aktuell über die Bundeswehr wissen, die Ausrüstung der Soldaten mit Waffen und Geräten ein? antworten 61 Prozent der 1.551 Befragten mit gut oder eher gut – im Westen Deutschlands ist diese positive Einschätzung laut Emnid sogar zwischen 2014 und 2015 von 47 auf 60 Prozent gestiegen (im Osten blieb sie ungefähr gleich).
Das ist auffällig. Denn sowohl 2014 als auch 2015 gab es immer wieder Berichte über Hubschrauber, die nicht fliegen; über neue Flugzeuge, die zu spät kommen, über fehlende Ausrüstung bei der NATO-Speerspitze. Vor allem aber gab es 2015 eine ausführliche Debatte über die Probleme mit der Standardwaffe, dem Sturmgewehr G36, und das Urteil der Verteidigungsministerin: Das G36 hat in seiner derzeitigen Konstruktion keine Zukunft in der Bundeswehr.
Das alles scheint aber die Öffentlichkeit nicht so sehr zu beeindrucken, wie die Zahlen oben zeigen.
In der Umfrage finden sich noch viele weitere interessante Details, die bei Gelegenheit noch mal aufgedröselt werden müssten – dass zum Beispiel das Fernsehen für die Befragten weiterhin die wichtigste Informationsquelle für Nachrichten über die Bundeswehr ist (S.10) und das Internet weit abgeschlagen hinter Printmedien und Radio folgt, hat vielleicht eher mit der Altersstruktur einer repräsentativen Umfrage zu tun.
Ein Detailergebnis ist mir dann noch aufgefallen: Auf Fragen zum Luftschlag von Kundus im September 2009 (S. 42/43) stieg der Anteil der Befragten, die die Entscheidung des damaligen PRT-Kommandeurs Oberst Georg Klein befürworten – von 25 Prozent im Jahr 2013 auf 40 Prozent im vergangen Jahr. Zugleich nahm der Anteil derjenigen, die die Frage Glauben Sie, dass der kommandierende deutsche Offizier verantwortlich gehandelt hat? mit Nein beantworteten, von 28 auf 19 Prozent ab. Für diesen doch schon signifikanten Sinneswandel würden mich ja schon die Gründe interessieren. (Nein, jetzt bitte keine Debatte darüber, ob Klein richtig entschieden hat – hier geht’s um die öffentliche Wahrnehmung.)
Die kompletten Umfrageergebnisse gibt’s zum Herunterladen hier.
(Grafik: Screenshot aus den Umfrageergebnissen)
In der Tat interessant.
Fakt ist das die Schlagzeilen der letzten Jahre bezüglich BW und Rüstung / Ausrüstung meist negativ waren.
Da könnte man glatt glauben das hier mit geschönten Umfrageergebnissen ein falsches Bild für die Öffentlichkeit dargestellt werden soll??!!
Ups, Vorsicht, ich würde hier weder dem BMVg noch Emnid ‚geschönte Umfrageergebnisse‘ unterstellen. Ich sehe nur eine gewisse Diskrepanz zwischen den Veröffentlichungen zum Thema Ausrüstung der Truppe und dieser Wahrnehmung in der Umfrage.
Oder man könnte auch mutmaßen, daß die wenigsten die Materie durchdrungen haben und/oder die Ankündigungen der IBUK auch mit Handlungen verwechselt haben. Wenn dem so ist, sind das Delta zwischen Rhetorik und Handlung sowie der fehlende Druck zur Beseitigung dieses Deltas durch die Politik nicht mehr ganz so unverständlich.
Man bekommt geantwortet, was man fragt.
Die vorhandene Ausrüstung der Bundeswehr ist ja auch gut.
Nur halt zuwenig. Nach Menge und Umfang der Ausstattung wurde aber nun mal nicht gefragt…
Davon ab: Wann immer Mainstream-Bilder von der Bundeswehr durch die Medien gehen, sieht man Soldaten in Uniform, mit Sturmgewehr und Panzer, die deutsche Marine auf allen Meeren und deutsche Kontingente im immer erfolgreichen Auslandseinsatz.
Was der Laie nicht sieht, ist daß die Uniform Stand Kalter Krieg ist, das Gewehr nur etwas jünger und der eine Panzer extra zur Standorteröffnung angekarrt wurde. Dito daß x Panzer zur Vollausstattung fehlen, die einsatzfähigen Jets und Helis an den Fingern abzählbar sind und die Marineeinheiten zu Fliegenden Holländern mutiert sind, so selten wie die Besatzungen noch in der Heimat an Land kommen. Das sieht man nicht in den Bildern, und außer dem G36 Thema sind Ausfälle und Nicht-Einsetzbarkeiten samt „dynamischen Mißmanagement“ und schwarzen Besenstielen allenfalls als Randnotiz in den Medien. Also: Alles bestens für die Truppe, und Kindergärten bekommt sie ja jetzt auch.
@csThor | 21. März 2016 – 14:35
Sehe ich auch so. Offensichtlich wird in der Bevölkerung die Ankündigung zur Beseitigung der Mängel mit deren Umsetzung gleichgesetzt.
Nicht umsonst bekommt unsere IBUK auch in den Fragen zu Ihrer Person in dieser Umfrage entsprechend gute Werte. Ist eben die Ankündigungsministerin. ;-)
1.551 Befragte
bei 5 TSK/ OrgBer mit x Btl/ Rgt und y Ämtern mit jeweils einem hohen Spezialisierungsgrad und einer Alterstruktur 17- 63 und sehr gemischtem Bildungsniveau zzgl. BMVg und PlgABw und Soldaten wie Beamten/ Zivilbediensteten in Auslandseinsätzen plus die beiden Bw- Unis
halte ich nicht für repräsentativ!
@ Bin_dabei
Wäre ja eigentlich die Aufgabe der Medien den Finger in die Wunde zu legen und aufzudröseln, was da so alles zwischen Rhetorik und Realität passiert – oder eben auch nicht passiert. Vielleicht sollte der Hausherr (als einer der fachlich versierten seiner Branche) da mal einen Artikel schreiben … Luftschlösser zum Luft rauslassen gäbe es ja en masse. Die Reaktionen wären hochinteressant, da bin ich mir sicher.
Für die interessanten Ergebnisse sehe ich zwei Gründe:
1. vielleicht ist die Kommunikatioinspolitik des BmVG und von Frau VdL doch nicht so schlecht, wie hier gedacht? Vielleicht ist sie für den Otto-Normalverbraucher genau richtig. @Mitleser: „…sieht man Soldaten in Uniform, mit Sturmgewehr und Panzer, die deutsche Marine auf allen Meeren und deutsche Kontingente im immer erfolgreichen Auslandseinsatz“
2. Eine ganze Generation hat die BW in den Jahren 70-80 bis Ende 90er Jahre als gutausgerüstet erlebt und kann sich einfach nicht vorstellen, wie katastrophal die Lage ist. Dazu kommt unser deutsches Vertrauen in die staatlichen Institutionen in weiten Kreisen der Bevölkerung. Wenn man beispielsweise mit anderen Menschen über die Lage der Bundeswehr spricht, erntet man immer großen Unglauben über die Lage. Und ich denke, die Bevölkerung hat recht: ein so schlechter Zustand, wie der derzeitige ist einfach unvollstellbar.
Verantwortung für dieses Ergebnis haben m.E. auch die Spitzenmilitärs, die spätestens mit der Ukrainekrise den Mund hätten aufmachen müssen.
P.S.: interessanter Artikel in Welt-Online mit dem Titel: „Sicherheitsbehörden mit der Lizenz zum Schlafen“
@csThor | 21. März 2016 – 15:16
Würde mich freuen, wenn sich die Journalistenzunft dieses Themenbereiches so annähme, dass es weite Teile der bundesdeutschen Bevölkerung mitbekämen.
@StMarc | 21. März 2016 – 15:21
Ad 1:Kann ich so nachvollziehen, auch wenn es traurig stimmt.
Ad 2: Könnte ein Erklärungsmuster sein. Dass sich die Spitzenmilitärs nicht deutlicher zu Wort melden ist m.E. bedenklich.
@aufmerksam | 21. März 2016 – 15:09
Was Sie anführen sind keine Kriterien für repräsentative Umfragen.
Sehe ich genauso. Mal ehrlich, wieviele von uns, wenn nicht unmittelbar betroffen, kennen sich mit den anderen Politikfeldern richtig gut aus? Pflegereform, Finanzsektorreform, Agrarreform, etc.. Vielleicht noch beim Thema Innere Sicherheit, naja. Daher bleibt von besonderer Bedeutung, dass wir alle mitwirken, einzeln oder besser organisiert.
Und ja, mein Nachbar hat aufgenommen, dass vdL die Bw modernisieren wird. Dass dies nur Absicht ist, hat er wie viele andere nicht erfasst. Selbst in der NATO glaubt man, dass wir schon wieder mehr Leoparden haben als vor zwei Jahren.
Medien sind das eine, aber WIR das andere. Daher nerve ich meine Wahlkreisabgeordneten zweimal im Jahr mit kritischen Briefen – meist stimmen wir das in unserer kleinen Truppenkameradschaft DBwV ab. Wenn ich und andere das nicht tun, dann interessiert er (MdB) sich für die Bw nicht wesentlich – obwohl der Standort Büchel nicht weit entfernt ist!
@aufmerksam
Mir scheint, Sie haben die Umfrage falsch verstanden. Es wurde nicht innerhalb der Bw diese Umfrage durchgeführt, sondern in der Bevölkerung. Der hohe Grad der Binnenspezialisierung der Bw spielt hier also gar keine Rolle.
Die Taktik der UvdL scheint zu !00% aufzugehen!
Es werden Ankündigungen medienwirksam in der Presse mit extra inszenierten Terminen als Erfolge verkauft und die breite Masse der Bevölkerung ist beruhigt, da diese ja nicht hinter die Kulissen schaut und fertig sind die Potemkischen Dörfer der Deutschen Sipo.
Leider kommt diese „Kanzerleramtsnachfolgerin“ mit ihren cleveren Auftritten damit in Deutschland sehr gut über die Runden bis 2017.
Die Bundeswehr allerdings geht durch diese „Showpolitik“ endgültig den Bach runter.
Die Haushaltsberatungen in dieser Woche werden beweisen, dass sich in dieser Republik niemand für eine angemessene und einsatzfähige Armee mit ausreichend Material, Personal und Resourcen interessiert.
Die IBUK wird auch nicht richtig für mehr Geld kämpfen, sondern ihr Fernziel nicht aus den Augen verlieren.
jungchen | 21. März 2016 – 15:38
Hoppla. Danke. Streiche alles ab „Guten Morgen!“
Ich hinterfrage mal, in wieweit eine Erhebung unter 1.500 Individuen zu diesem doch recht speziellen Thema überhaupt repräsentativ sein kann. Hier ging es ja nicht um die Frage, in wie weit z.B. die metereologischen Wettervorhersagen zutreffend sind oder um z.B. die Flüchtlingskrise. Auch ist der Titel „Nutzung von Informationsangeboten des BMVg und der Bundeswehr“ irreführend – auf diesen beschränkt wäre die Umfrage mit so wenig Leuten m.E. auch noch akzeptabel. Aber was da sonst noch an „Umfrage“ reingewuchtet wurde – nee, das halte ich für sehr „hinterfragwürdig“.
Es wäre also mal interessant zu erfahren, nach welchen Kriterien die Befragten ausgesucht wurden.
Bis dahin gebe ich auf diese Umfrage rein garnix.
Hans Schommer
@Hans Schommer
Sie haben soeben so ziemlich alle repräsentativen Umfragen weltweit für unsinnig erklärt, das ist Ihnen schon klar?
Solche Umfragen haben meist diese Zahl von Befragten, und gelten, wenn die Stichprobe entsprechend gewichtet ist, als repräsentativ – eine „Erhebung unter 1.500 Individuen“ ist es halt nicht.
Hier mal ein paar kleine Dinge zum Thema Umfrage: Viele typische Umfragen von Forsa, Emnid & Konsorten liegen bei einem Personenumfang von 1000-1500 Befragten. Das ist typisch für kleine, repräsentative Umfragen. Die Ergebnisse sind dabei nicht in Stein gemeißelt, erfüllen aber ihren Zweck. 5% Punkte Abweichungen sind dabei aber auch völlig normal.
Zum Punkt Normal-Bevölkerung und Bundeswehr kann ich nur folgende Sichtweisen aus meinem Umfeld wiedergeben (Achtung: Nicht meine Meinung):
– Panzer: Scheinen ja noch genug zu haben, letztends erst mit Karacho durchs Dort gebraust und dabei noch die Bordsteinkanten beschädigt
– G36: Keine Ahnung, die kriegen doch demnächst! neue
– Flugzeuge: A400M gibts doch jetzt, Eurofighter sieht man immer wieder, Tornados ebenso
– Hubschrauber: Gibt es da Probleme? Die Marinehubschrauber sind doch jetzt repariert, Hubschrauber fliegen doch auch (Anmerkung: siehe Flugtage, Tag der Offenen Tür oder ähnliches meist als Verweis hintendran)
– Marine: Ziehen doch die Flüchtlinge aus dem Mittelmeer und fahren rund um Afrika.
Manchmal auch: Haben doch den Franzosen mit ihrem Flugzeugträger geholfen
Im Prinzip wundert mich das nicht wirklich. Persönlich habe ich auch schon mal einen NH90 Piloten bei einem öffentlichen Ereignis gefragt, wie zufrieden er mit seinem Arbeitsgerät ist. Die Antwort war eher nicht das, was hier im Forum diskutiert wird…
Kommunikation ist wirklich schwierig.
Werter Herr Wiegold,
ich glaube nicht, dass Ihre Meinung zu meiner Einschätzung der Umfrage in diesem Blog repräsentativ ist.
Hans Schommer
@Hans Schommer
Natürlich ist meine Einschätzung nicht repräsentativ ;-)
Ich weise allerdings nur darauf hin, dass Sie offensichtlich eine Umfrage deshalb nicht für repräsentativ halten, weil Sie Ihnen nicht passt. Und dass die zugrunde liegenden Mechanismen dieser Umfrage für alle solche Umfragen gelten. Die Sie natürlich auch alle für falsch halten können…
T.Wiegold | 21. März 2016 – 17:17
„… Ich weise allerdings nur darauf hin, dass Sie offensichtlich eine Umfrage deshalb nicht für repräsentativ halten, weil Sie Ihnen nicht passt. …“
Halt – diese Unterstellung weise ich entschieden zurück !!! Ich ziehe lediglich den Ergebniswert der Umfrage in Zweifel – nur in Zweifel. Daher auch mein Interesse am empirischen Zustandekommen.
Hans Schommer
Sehr interessant ist auch die Seite 23.
2% der Befragten sind aktive Bundeswehrangehörige, davon die eine Hälfte Soldaten und die andere Hälfte im zivilen Bereich.
Hochgerechnet auf 80 Mio Bundesbürger sind das 1,6 Millionen.
(oder unter Berücksichtigung möglicher Rundungsfehler: mindestens 1,2 Millionen)
Es gibt also viel mehr Bundeswehrangehörige als offiziell bekannt.
(Zur korrekten Darstellung von Umfrageergebnissen gehört auch, dass die Autoren dem Leser Hinweise zur Genauigkeit und Aussagekraft der präsentierten Zahlen zu geben. Das wurde hier versäumt.)
@Ein Leser
Man glaubt es kaum: für eine repräsentative Umfrage (in Deutschland) genügen 1.000 zufällig ausgewählte Personen.
@Ein Leser
Danke für den Hinweis – diese Seite hatte ich glatt übersehen. An der Stelle zeigt sich die Begrenzung repräsentativer Umfragen recht deutlich…
„Man glaubt es kaum: für eine repräsentative Umfrage (in Deutschland) genügen 1.000 zufällig ausgewählte Personen“
Jeder der bei Stochastik in der 9. Klasse gut aufgepasst hat: selbst 500 sind nicht wesentlich weniger repräsentativ.
Egal…
Völlig richtig finde ich dei Festellung von Neaber.
Und klar jetzt wo feststeht, dass die meisten die Ausrüstung der BW für tiptop halten, da kann man sich mit der Sicherheits- und Rüstungspolitk auch wieder auf die bequeme kommunale Ebene verkriechen so wie die letzten 25 Jahre auch.
Naja, mann kann es sich halt nicht aussuchen.
Ich hoffe das man zügist einsieht auf welcher Ebene man wirklich spielt.
Bei gleichbleibende Mittel ist halbierung des Material- und Personalkörpers zügigst angesagt!
Die Marketing Machine, oder sollte ich Propaganda sagen, ala Suder scheint offenbar Ihre Wirkung nicht zu verfehlen. Ich bin immer wieder fasziniert wenn ich Bundeswehrangehörige reden höre die ihrem Charme erlegen sind. Allein fehlt mir bisher jeglicher Nachweis, dass ausser Worten irgendetwas in den letzten 2 Jahren besser geworden wäre, bzw. dass den vollmundigen Ankündigungen tatsächlich greifbare Ergebnisse gefolgt wären.
Die Umfrage scheint nicht geschönt oder sonstiges, sie wirkt einfach genau so wie ich als aktiver Soldat meine Ausrüstung sehe und nein ich sitze nicht hinter dem Schreibtisch.
Zu 60% ist die Ausrüstung wenigstens i.O. oder funktionell sei es das Lasttier Wolf oder das MG selbst unsere Handschuhe erfüllen ihren zweck, dass es bessere gibt steht außer Frage.
Die negativ Schlagzeilen über die Ausrüstung der Bundeswehr werden recht „gehyped“ und etwas aufgebauscht, das wissen auch die Bürger. Daher denke ich sehr wohl das man dieser Umfrage, zwar nicht uneingeschränkt, jedoch trotzdem glauben schenken darf. Ob es nun wirklich 60% waren oder doch nur 55% durch Verfälschungen aufgrund des ausgewählten Personen Kreises sei dahingestellt.
Was ist denn an der Umfrage verwirrend? Wenn überhaupt kann man einen Unterschied zwischen dem, was die Bevölkerung über eine Sache denkt und wie eine Partikulargruppe darüber denkt, ausmachen. Das ist nun wirklich nichts außergewöhnliches.
[Der Nick ‚Zivi‘ ist hier schon in Gebrauch; bitte ggf. einen anderen ausdenken – ich hab‘ den mal etwas verändert. T.W.]
Die Teilnahmebereitschaft an dieser Umfrage war zweifellos bei Personen höher, die an dem Thema interessiert und eine positive Haltung zur Bundeswehr aufwiesen. Das führt in der Tat zu der Frage, inwiefern die Zustimmungsnivaus belastbar sind.
Dieser Effekt sollte bei allen Umfragen dieses Auftraggebers / zu diesem Thema auftreten, so dass die berichteten Veränderungen im Zeitverlauf vergleichsweise belastbar sind – wenn auch nur bedingt aussagekräftig für die Gesamtbevölkerung.
Entscheidend ist der jeweilige Kontext der Befragung. Z.B.; Im Dezember 2014, als die Ausrüstung der Bw von den Westdeutschen kritischer beurteilt wurde, wurde parallel über die Ausstattungsmängel der Bw berichtet. Das war im Befragungszeitraum dieser Umfrage ein weniger wichtiger Thema…
Da ich gerade eben erst noch einmal mir etwas genauer die Kommentare durchlesen konnte:
Es ist schon sehr spannend, wie anscheinend manche ohne jegliches Wissen über eine Materie, Resultate als „kann ja nicht sein“ abtun. Frei nach dem Motto: „Alles was nicht meiner Meinung entspricht, muss ganz einfach Verschwörung sein.“
Für empirische Studien reicht ein solcher Stichprobenumfang nun mal aus. Warum das so ist, damit beschäftigt sich ein ganzer Zweig der Mathematik. Den nennt man dann Statistik und ist auf dem Niveau hier ausreichend erforscht und gut dokumentiert. Wer davon noch keine Ahnung hat, der kann sich auf Wikipedia gerne informieren [1]. Wer das nicht will, sollte dann vielleicht auch das nächste mal seine Meinung lieber für sich behalten. Die ist nämlich ganz einfach falsch.
[Der Nick Zivi xx ist sehr schön! ;)]
[1]: https://de.wikipedia.org/wiki/Zufallsstichprobe
@ Zivi xx | 22. März 2016 – 15:05:
“ … Warum das so ist, damit beschäftigt sich ein ganzer Zweig der Mathematik. Den nennt man dann Statistik … “
Damit beschäftigt sich in der Mathematik nicht die Statistik, sondern die Stochastik – auch Wahrscheinlichkeitsrechnung genannt. Nur um’s mal zu sagen.
Wenn Sie verstehen wollen, warum Zweifel an der Aussagekraft von bestimmten Umfrageverfahren – z.B. der zufallsgenerierten Stichprobe – durchaus geäußert werden dürfen, dann führt Sie das oft pseudowissenschaftlich anmutende Wikipedia nicht wirklich weiter. Hier mal eine Quelle, welche meine Zweifel nicht unbedingt, aber wohl in Teilen stützt, zumindest aber zulässt:
http://www.von-der-lippe.org/dokumente/Repraesentativitaet.pdf
Hans Schommer
Atemberaubend!
Klar das der „Otto-Normalbürger“ glänzende Augen kriegt, bei so viel Hochglanzwerbung die auch noch von Einheiten untermalt wird, die die einzigen „taktischen Fahrzeuge“ die Sie hat, auch noch Formvollendet für Veranstaltungen aller Art in die Öffentlichkeit zerrt!
Dann stehen sie da, die technologischen Wunderwerke. Frisch geputzt (wenn sie überhaupt mal dreckig waren!), Öffentlichkeitswirksam vorhanden, wenn auch nicht in der ausreichenden Menge für den Verband vorhanden!
Ist leider so…..
…und so sehe ich die „Armee“ nach 33 Dienstjahren!
PS: Nicht im warmen Dienstzimmer hinter dem Schreibtisch verbracht!
@Hans Schommer
Vielen Dank für Ihre Antwort. Es ist tatsächlich die Stochastik, nur leider wird die Statistik als Teilgebiet der Stochastik meist synonym zum von Ihnen angesprochenen Teilgebiet der Mathematik genannt, so auch in dem von Ihnen verlinkten Artikel. Da ich nicht davon ausgegangen bin, dass die meisten der Mitleser_innen hier das Wort ‚Stochastik‘ oder gar den Unterschied zwischen Stochastik und Statistik kennen, habe ich es ebenfalls (falsch) synonym verwendet.
Leider ist die (zum Teil berechtigte) Kritik an dem Wort „Repräsentativität“ ebenfalls nur eine semantische Kritik, die auf die meist falsche bzw. viele verschiedene Konzepte umfassende Verwendung des Wortes abzielt. Dass jedoch eine sozialwissenschaftliche Studie nicht im mathematischen Sinne repräsentativ ist, heißt jedoch nicht, dass sie sozialwissenschaftlich wertlos ist – sozialwissenschaftlich repräsentativ bedeutet halt nur was anderes. Da nämlich Sozialwissenschaftler_innen, wie die von Emnid, die vielen Drittvariablen, die Menschen nunmal haben, kontrollieren wollen und müssen, müssen sie leider von einer richtigen Stichprobenauswahl absehen. Sie wissen halt nicht, ob es einen Einfluss hat, dass zufälliger Weise (!) nur Männer oder nur Busfahrer befragt wurden. Und genau das ist das Problem: Ob die Ergebnisse aus sozialwissenschaftlicher Perspektive verunreinigt sind, ist nicht zu wissen – da die Einflüsse der Drittvariablen nur erahnt werden kann (daher die Schichtungen). Kein sehr interessantes Problem für Mathematiker_innen aber ein natürliches aller Sozialwissenschaft. Es kann also gern die Verwendung des Wortes Repräsentativität oder Dritt-Variablen-Kontrolle kritisiert werden, dann wird aber auch nur ein Teil der Wissenschaft betrachtet und der andere ausgeblendet.
Soviel zum Thema der Repräsentativität. Die Ironie ist jetzt, dass in den obigen Kommentaren die Stichprobenzahl allgemein kritisiert wurde (es sei z.B. auf „Ein Leser | 21. März 2016 – 19:06“ verwiesen) und eben nicht das Wort Repräsentativität. Genauso schreiben Sie: „Ich hinterfrage mal, in wieweit eine Erhebung unter 1.500 Individuen zu diesem doch recht speziellen Thema überhaupt repräsentativ sein kann“ (21. März 2016 – 16:39). Ihnen mag Wikipedia zwar nicht ausreichend wissenschaftlichen Standards entsprechen, für dieses Level der Stochastik wird es wohl aber ausreichen. So ist das Beispiel zu Wahlen sehr eindrücklich um zu zeigen, dass rund 2200 Personen zu befragen ausreicht, um bei einem Konfidenzintervall von 5% und einem Fehler von 1% ein Wahlergebnis statistisch zu errechnen [1]. Nur auf der Erkenntnis basierend, dass eine Kritik an der Stichprobengröße lediglich von Unwissenheit zeugt, habe ich meinen Kommentar verfasst.
Da Sie aber in Ihrem Kommentar (21. März 2016 – 16:39) ebenfalls noch andere Fragen aufgeworfen haben: Hier lohnt sich der Blick in das Dokument. Da steht sehr deutlich, dass 1551 zufällige Repräsentanten der „Bundesdeutschen Wohnbevölerung ab 14 Jahren“ mittels der CAPI ad hoc (Face-to-Face-Befragung) Methode [2] befragt wurden, gestützt durch vorherige CAPI- und CATI-Befragungen [3]. Warum diese Befragung repräsentativ bezüglich des „doch recht speziellen Themas“ ist, erklärt sich offensichtlich dadurch, dass es eben _nicht_ Ziel der Studie war, Expertenmeinungen zu dem Thema zu erheben, sondern die Wahrnehmung der Bundeswehr in der Bevölkerung zu analysieren. Die mag halt auch von Expertenmeinungen durchaus sehr abweichen. Und da eben das das offensichtliche Ziel der Studie war, mein Erstaunen, warum diese Umfrageergebnisse verwirrend sein soll.
[1]: https://de.wikipedia.org/wiki/Zufallsstichprobe#Beispiel_.28Wahl.29
[2]: https://de.wikipedia.org/wiki/Computer_Assisted_Personal_Interview
[3]: https://de.wikipedia.org/wiki/Computer_Assisted_Telephone_Interview
@Zivi xx:
Danke, das war sehr erhellend.
@0815:
Das nicht das Material bei Ihnen ankommt, welches Sie sich wünschen und davon zu wenig, hat einen einfachen und einen wenige einfachen Grund: der einfache ist, dass man mit 1,2 % vom BIP keine großen Drecker scheißen kann, wie der Bayer sagt; der weniger einfache: die Beamtensoldaten in mil. Ämtern, die aus ihrer Sesselperspektive Forderungsdokumente schreiben, die am Bedarf vorbei gehen und (das habe ich selbst erlebt) einsatzerfahrenen jungen und niedriger-rangigen Kameraden in großen Konferenzen vor viel Publikum erklären, dass sie keine Ahnung davon hätten, welches Material sie eigentlich bräuchten, dass könne ein erfahrener Kamerad in einem Amt viel besser. Und der Rüstungsfritze setzt dann das Forderungsdokument um.
Noch etwas, was ein wenig zufrieden und optimistisch machen kann: In der Rüstung wächst eine Generation heran, die im Dialog mit dem Bedarfsträger darauf hinwirkt, dass die Qualität der Forderungsdokumente ständig besser wird.
Eine einfache Erklärung für die vielfach als überraschend wahrgenommenen Ergebnisse mag auch sein, dass viele einfach nicht glauben, was der Spiegel so von sich gibt. Und: Recht haben sie! Ein großer Teil der Öffentlichkeit versteht wahrscheinlich, dass die Kritik an einer Waffe, die die halbe Welt großartig findet, interessengeleitet ist und nur dazu dient, die politische Leitung des BMVg zu beschädigen. Beruhigt mich ein bisschen.