SPD-Positionspapier zur Personalstärke: Every man a rifleman
Es tut sich was bei der Personalstärke der Bundeswehr. Nachdem kürzlich (in groben Umrissen) Pläne der Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen für eine Aufstockung der Truppe bekannt wurden, haben die Verteidigungspolitiker der SPD-Bundestagsfraktion sich am (gestrigen) Donnerstag in einem Positionspapier ebenfalls für eine Erhöhung der Truppenstärke ausgesprochen. Allerdings nannte der kleinere Koalitionspartner keine konkreten Zahlen.
Das Papier wurde hier in den Kommentaren schon angesprochen (ich war bei den Panzern unterwegs und habe das deshalb gestern nicht aufgegriffen). Für die künftige Debatte sollte die SPD-Position aber nicht untergehen. Hier steht es im Original, hier die Pressemitteilung dazu.
Zwei Punkte mal herausgegriffen – zum einen die wesentliche Forderung:
Eine zeitnahe Erhöhung des Personalkörpers insgesamt ist unabdingbar, damit die Bundeswehr ihren heutigen und zukünftigen Aufgaben gerecht werden kann. Nach einer sorgfältigen Analyse werden wir die dann sichtbaren und notwendigen Maßnahmen unterstützen. Dies muss bereits im nächsten Bundeshaushalt mit einem deutlichen ersten Schritt abgesichert werden.
Mit anderen Worten: Da müsste schnell ein bisschen mehr Klarheit über die finanziellen Möglichkeiten kommen.
Und eine weitere, sehr grundsätzliche Forderung: Auch die SPD ist der Meinung: Every man a rifleman.
Die Verwendungsfähigkeit und eine grundsätzliche körperliche Leistungsfähigkeit von Soldaten sind auch weiterhin unabdingbar. Ob sich dieser Anspruch jedoch bei IT-Spezialisten auf dem gleichen Niveau wie bei aktiven Fallschirmjägern bewegen muss, wagen wir zu bezweifeln und sehen hier Nachsteuerungsbedarf und Möglichkeiten, eine wirklich aufgabengerechte Personalstruktur in der Bundeswehr zu entwickeln.
Trotzdem muss gerade die Zweitrollenfähigkeit Infanterist gestärkt werden. Der deutsche Soldat ist zuerst Kämpfer zu Fuß bevor er Spezialist seiner jeweiligen Truppengattung ist. Diese Fähigkeit ist ein besonderes Markenzeichen der Bundeswehr und sollte sich daher auch deutlicher in der Struktur widerspiegeln.
Klare Absage also an die IT-Spezialisten ohne körperliche Anforderungen. Eine für die Personalgewinnung bedeutsame Positionierung.
@KlausK | 25. März 2016 – 19:45
„musst Du einfach“
*plonk*
Ich habe meinen Eintrag bewusst „vorsichtig“ formuliert-16 Jahre als Offizier prägen…
:)
Die Bundeswehr hat von (fast) allem genug: Genug Geld, genug Zeit, genug Soldaten…
Von manchem hat sie sogar zu viel: Bürokratie und Verwaltung.
Einer der Vorteile der „Privaten“ ist genau das Fehlen derselbigen.
Wenn ich Schießen gehen kann/will, muss ich dies nicht 12 Monate vorher anmelden, dann 6 Monate vorher die Schießbahnanmeldung schreiben, einen Dienstplan erstellen, diesen von Personalrat, Gleichstellungsbeauftragter und KLV-Amt absegnen lassen, mehrere Kfz anfordern, ein Vorauskommando zusammenstellen, von der Truppenverwaltung Verpflegung anfordern, die Waffen mindestens 3 Wochen vorher anfordern, die Truppe (schriftlich) über Fehlverhalten belehren, die Aufsichten und SO´s einweisen und belehren, damit jeder Soldat einmal 5 Schuß abgehen darf…..
Ich geh in mein Zelt, nehme meine Waffe, meine Munition, sag kurz Bescheid…und los gehts…
Genauso ginge das in JEDER Bundeswehr-Einheit.
Eine 400-M Schießbahn lässt sich in (fast) JEDER Kaserne bauen-dank Lärmschutzwall oder ggf. „Indoor-„Anlage sogar ohne Probleme für evtl. Nachbarn.
JEDER Soldat soll JEDERZEIT unbürokratisch Waffe und Munition empfangen können, um zu trainieren…und bei entsprechendem Selbstverständnis klappt das auch..
Ein Sportplatz und eine Hindernissbahn MÜSSEN in jeder Kaserne ebenso vorhanden sein wie ein Fitnessraum, der auch gepflegt und gewartet wird….wer den Beruf ernst nimmt, der nutzt dies auch….
Ein Soldat darf KEINE 27 Nebentätigkeiten haben, sonder hat EINE Aufgabe, die gleichzeitig Beruf und Berufung ist…..
Aber bei der Bundeswehr darf ein Soldat noch nicht einmal in einem Sanbereich vorbeischauen, um seine praktischen Kenntnisse beim Legen einer Infusion aufzufrischen…
Die Bundeswehr hat zu viele (meist selbst-gestrickte) Aufgaben, und zu wenig Berufsethos…..
Meine Forderung-auch wenn sie utopisch klingen mögen:
100.000 Mann Bundeswehr.
Keine Militär-Verwaltung mehr-diese wird durch zivile Angestellte im Heimatland übernommen.
Kasernen-Wache wird durch private Dienste gestellt, die aber hohe Anforderungen erfüllen müssen.
Keine Nebentätigkeiten mehr.
Schießbahn, Sportplatz, Hindernis-Bahn, Fitness-Raum an JEDEM Standort.
Verbindlicher Fitness-Test einmal jährlich. Bei einmaligem Nicht-Bestehen erfolgt eine 10% Gehalts-Kürzung, wenn nicht innerhalb von 6 Wochen nach Test bestanden wird; Diese Tests werden von Sport-Wissenschaftlern abgenommen, die dafür alle Kasernen abklappern, damit nicht „gemauschelt“ wird.
Ich kenne MatNachweis-Unteroffiiere, die ihren Job gut gemacht hatten, fit waren und trotzdem noch gute Infantristen waren……aber auch Jäger-Feldwebel, die ein Löwe im Schlaf überholt hätte, weil sie ihr Übergewicht gar nicht im Fortbewegungs-Modus „Laufen“ schaffen konnten….
Ich wäre ebenfalls für eine Abkopplung von Dienstgrad und Besoldungsstufe, und für die Einführung des Berufssoldatenstatus für Mannschaftsdienstgrade….wen interessiert es, ob der Panzerfahrer-Obergefreite schon 48 Jahre alt ist, wenn er seinen Panzer beherrscht wie niemand sonst?
Die Bundeswehr verliert zu viel Geld, Zeit und Know-How durch ständige Übergaben und Dienststellenwechel…..
@Huey
1+
Meine Stimme ist Ihnen sicher!
Bei ca. 100.000 Mann dürfte es auch leichter werden, endlich wieder eine echte Bestenauslese durchzuführen. Dann noch Umschwenken auf Tiefe statt Breite und schon haben wir echte Spezialisten in allen Bereichen.
Nur schade, dass Politik und militärische Führung das wohl nicht unterstützen werden, selbst wenn man von den historisch belasteten 100.000 Mann etwas abweichen würde. ( z.B. mit 100.001 Mann ;-))
@Schnuckel
Wer „tiefe vor breite“ propagiert darf sich auch nicht wundern oder sich echauffieren wenn TrG und Fähigkeiten wegfallen (HFla, u.a.).
Zum Gefecht der verbundenen Waffen (ich weiß …) braucht man eben meist den ganzen Werkzeugkasten (wie die Instrumente bei der Besetzung eines Orchesters).
@Thomas Melber
Da habe ich mich etwas unklar ausgedrückt. Ich beziehe „Tiefe vor Breite“ explizit auf die Ausbildung und den Werdegang der Soldaten. Ich bin nämlich in sehr vielen Bereichen gegen dieses dreijährige „Stellenhüpfen“ was von der Personalführung für einen Verwendungsaufbau als notwendig erachtet wird. Das schafft nur Universaldilettanten und vernichtet Expertise.
Wenn ich mühsam einen guten Spezialisten ausgebildet habe, dann ist das meiner Meinung nach einfach Wahnsinn, den unbedingt auch noch durch Schule und Amt laufen zu lassen nur damit er weiter kommen kann. Von der Berufszufriedenheit mal ganz abgesehen.