Konservative Sozialdemokraten wollen Bundeswehr mit „mindestens 200.000 Soldaten“
Der Seeheimer Kreis, der konservative Flügel der Sozialdemokraten, will die deutschen Sicherheitsbehörden gestärkt sehen und dafür unter anderem die Bundeswehr auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten vergrößert wissen. Das geht aus einem Positionspapier der Gruppierung mit dem Titel Handlungsfähig, entschlossen, selbstbewusst – Für eine Stärkung unserer Sicherheitsstrukturen hervor, über das zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtete (Link aus bekannten Gründen nicht).
Interessant ist, dass – zumindest formal – dem Seeheimer Kreis der Bundeswirtschaftsminister, Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Fraktionschef Thomas Oppermann angehören. Allerdings macht das ein Positionspapier dieser Gruppe noch nicht zu einer Mehrheitsmeinung in der SPD.
Zur Bundeswehr Ausschnitte aus diesem Papier (den kompletten Text gibt es auf der Seeheimer-Seite zum herunterladen):
Wir sehen uns mit immer mehr und immer vielfältigeren Herausforderungen konfrontiert, die das friedliche Zusammenleben der Gemeinschaft genauso bedrohen wie die Freiheit und die Sicherheit des Einzelnen. Gleichzeitig wurden in den vergangenen Jahrzehnten die Ausgaben für die innere und äußere Sicherheit auf allen Ebenen mehr und mehr zurückgefahren. Ursächlich dafür war die Erwartung einer Friedensdividende, auf die sich unsere Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Staaten des Warschauer Paktes vor dem Hintergrund einer vermeintlich entspannten Bedrohungslage eingestellt hat.
Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit waren immer ein Kernthema der deutschen Sozialdemokratie, nichtsdestotrotz folgten auch Regierungen mit SPD-Beteiligung dem allgemeinen Trend zu Einsparungen und Personalabbau bei den deutschen Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern. Spätestens mit den zusätzlichen Herausforderungen durch Terroranschläge in Europa und seit Beginn der Flüchtlingskrise zeigt sich, dass dies einerseits zu einem wachsenden Gefühl der Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung führt und andererseits die Handlungsfähigkeit unserer Sicherheitsbehörden stark eingeschränkt hat. Für den Seeheimer Kreis ist damit klar: Wir brauchen eine Trendumkehr und wir brauchen sie jetzt! (…)
Jeglichen Einsatz der Bundeswehr im Inneren über die im Grundgesetz beschriebenen Aufgaben hinaus lehnen wir kategorisch ab. Umso dringlicher ist es, die einzelnen staatlichen Akteure in die Lage zu versetzen, auch in Extremsituationen ihre Aufgaben im Sicherheitssystem der Bundesrepublik Deutschland erfüllen zu können. Dazu zählen wir nicht nur die Sicherheitsbehörden und die Streitkräfte, sondern beispielsweise auch das Technische Hilfswerk, das als zivile Komponente des Katastrophenschutzes und der Nothilfe im In- und Ausland wertvolle Arbeit leistet. (…)
Wie alle Sicherheitsbehörden ist die Bundeswehr mit einer zunehmenden Komplexität der Herausforderungen und einer Zunahme der Aufgaben konfrontiert. Die Sicherheit Deutschlands zu garantieren, ist und bleibt die Kernaufgabe unserer Armee, was besonders durch die näher rückenden militärischen Konflikte am Rande Europas deutlich geworden ist.
Die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen darf dabei nicht wie derzeit die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr im Ganzen in Frage stellen. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages hat mit Vorlegen seines Jahresberichtes 2015 verdeutlicht: Die Streitkräfte arbeiten in einigen Bereichen am Limit und darüber hinaus. Deshalb halten wir eine – über die Besetzung der bereits jetzt vakanten 7.000 Planstellen hinausgehende – permanente Erhöhung des Personalbestandes von derzeit ca. 177.000 auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten zuzüglich ziviler Beschäftigter für erforderlich. Allein die Umsetzung der europäischen Arbeitszeitrichtlinie führt zu einem erheblichen Mehrbedarf, um die Ausbildung und Einsatzfähigkeit unserer Streitkräfte sicherzustellen.
Mit dem zusätzlichen Personal soll vor allem das Heer in die Lage versetzt werden, zwei der bestehenden drei Divisionen vollumfänglich so auszustatten, dass die Bundeswehr jederzeit auf bereitstehende Kräfte für Auslandseinsätze, Hilfsmissionen und Bündnisverpflichtungen zugreifen kann. Außerdem soll die durch Auslandsmissionen stark beanspruchte Marine entlastet werden. Bei der Beschaffung von Ausstattung ist den erheblich gestiegenen Herausforderungen und Belastungen ebenso Rechnung zu tragen wie der geforderten Aufstockung des Personalkörpers.
Die Gewinnung neuen Personals für die Streitkräfte in dieser Größenordnung wird nur mit einer deutlichen Attraktivitätssteigerung des Soldatenberufes gelingen, beispielsweise durch die Anhebung der unteren Besoldungsstufen auf die jeweils nächst höheren und die Aufhebung der Laufbahnbeschränkungen. Die erheblichen Leistungen von bereits aktiven Soldatinnen und Soldaten sollen durch die Flexibilisierung bei der Abgeltung von Überstunden gewürdigt werden. Gleichzeitig müssen die Soldaten durch die Auflösung des Beförderungsstaus enger an die Truppe gebunden werden.
Das wird eine interessante Debatte – ob das in der SPD durchsetzbar ist, halte ich noch nicht für ausgemacht. Eher finden die Seeheimer da Verbündete beim Koalitionspartner CDU.
Das ist bittere Realsatire:
Zum 1.1.2016 deckeln diese Regierungskoalitionäre die regelmäßige Bw-Wochenarbeitszeit auf 41 Stunden – um jetzt , gerade einen Monat später, das daraus resultierende Dienststunden-Defizit durch Personaleinstellung lindern zu wollen. Wahnsinn mit oder ohne System?
Vorsorglich mal: Ehe wir erneut eine Debatte über die Arbeitszeit-Richtlinie bekommen, bitte erst mal alle Kommentare im vorangegangenen Thread zu dem Thema nachlesen, damit wir nicht alles hier wiederholen…
Ach ja, und ich ahne schon: Sonst brüllen hier viele: mehr Soldaten, die Bw ist zu klein für ihre Aufgaben!, außerdem: mehr Attraktivität, zahlt die Soldaten wie in der Polizei! Wenn jemand aus der Politik genau mit solchen Forderungen kommt, dann heißt es hier: nee, mit den Details kann das doch gar nicht klappen, die haben ja keine Ahnung…
Mit sinnvoller Debatte hat das irgendwie wenig zu tun. Ich wollte es nur ganz zu Beginn mal gesagt haben.
Hihi. Was für ein personalpolitischer Klopps:
„Die Anhebung der unteren Besoldungsstufen auf die jeweils nächst höheren und Aufhebung der Laufbahnbeschränkungen“
Dann werden ja alle gleich als OSG eingestellt, werden ruckzuck Oberdingsfeldwebel und am besten gleich alle Offiziere.
Ja, so ists eigentlich am besten, am attraktivsten und am sinnvollsten.Aalles Offiziere die von Generalen geführt werden. Hat ja in der Roten Armee auch schon mal „funtkioniert“
Was muss man den eigentlich (Nicht-)Können, um im Seeheimer Kreis mitmachen zu dürfen?
Das ist wirklich interessant wie man sich das vorstellt mit dem anheben der untern Besoldungsstufen.
Entweder „verdient“ irgendwo der Unterstellte mehr als der Vorgesetzte oder man zieht das hoch bis die ersten Sprünge kommen und da ist man dann schon an der Grenze zu den B-Besoldungen.
Im Feld darunter Arbeitet man ja mit dem Weg über Zulagen bei fast jedem zweiten Dienstgrad schon mit halben Besoldungsstufen zur Beförderung um die Kosten niedrig zuhalten.
Auch ich finde es langsam nervig, dass Attraktivität des Dienstes permanent mit monetärer Aufwertung der Mannschaftslaufbahn gleichgesetzt wird.
Nur zur Erinnerung: der durchschnittliche Mannschaftssoldat ist heute SaZ 8, damit sehr schnell OSG und verdient damit ab 1900€ netto (!) ohne Trennungsgeld aufwärts. Und wir wollen mal nicht von den Tausenden Euros Verpflichtungsprämien reden.
Hallo, hat hier irgendjemand was nicht kapiert??? Wir reden von Gesellenebene, wir reden von Soldaten ohne Spezialqualifikationen und Tätigkeitsbereichen, die man teilweise innerhalb von 1 Woche jedem anlernen kann. Zeigt mir mal denjenigen, der da im Zivilleben 1900 und mehr erhält.
So, jetzt mal zum Vergleich die Führungskräfte an einem aktuellen Beispiel meiner Person. Ein Nachbar und sehr guter Freund hat einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben und verdient nun ca. 70% mehr als ich. Er hat in Jahren die Hälfte meiner Berufserfahrung, einen weniger guten akademischen Abschluss, bestenfalls halb soviel Personal zu führen, keine direkte Materialverantwortung, keine durchschnittliche 50 Stundenwoche und ist jeden Abend bei seiner Familie.
Ergebnis und Siegerehrung: Führungspersonal kann man sich derzeit noch durch die zurückliegenden Strukturen aussuchen. Wenn durch Vergrößerung aber mal dieser Überhang abgebaut ist, wird man völlig überraschend feststellen dass akuter Personalmangel bei StOffzen herrscht, denn dort hat man den Anschluß zur Zivilwirtschaft endgültig verloren.
@Carabas:
Wo ist das Problem?
In zivilen Firmen gibt es auch nur den Gesellen unter der Meisterebene und nicht den Ober- und Hauptgesellen. OK man liesse dann den Lehrling aus, aber wenn man kein Personal mehr auf der Arbeitsebene bekommt, muss man eben andere Wege versuchen, die evtl attraktiver sind. Und mehr Geld ist ja unbestritten ein Anreiz. Allerdings waere es konsequenter (und mMn richtiger) ueber die Wiedereinfuehrung der Wehrpflicht nachzudenken, aber ich will hier kein weiteres Fass aufmachen ^^
Dazu finde ich es uebrigens nicht mider wichtig, den Befoerderungsstau auch bei Berufssoldaten abzubauen. Ein frustrierter PUO/Offz, der seit 5 Jahren auf seine Befoerderung wartet ist kein guter Multiplikator.
Nee, Major B., da denken Sie falsch. Es wird nie einen Mangel an Stabsoffizieren geben. Es sind höher dotierte Posten und die kann man immer befüllen, selbst mit ehemaligen OSG.
Das Problem liegt eher in der Qualität der derzeitigen und zukünftigen Stabsoffizieren. Gute Leute wissen das sie gut sind, können gute Entscheidungen treffen. Entweder sie kommen gar nicht oder steigen rechtzeitig wieder aus. Wir haben die Problematik doch schon auf der Ebene der Gruppen- und Zugführer erlebt. Warum sollte ein Feldwebel heute noch Führungsaufgaben wahrnehmen, die eine hohe Mehrbelastung und oftmals berufliche Unzufriedenheit mit sich bringen wenn man für das gleiche Geld auch nur ein Mitläufer sein kann?
…und während dessen quittieren die meisten freiwillig Wehrdienst Leistenden wegen „UNTERFORDERUNG“ den Dienst.
Was nützt das meiste Geld wenn es in der Kaserne nix zu tun gibt.
Mehr Geld ist kein Anreiz. Geld ist als Motivation in den deutschen Streitkräften nicht die Ursache für innere Kündigung und mangelnden Nachwuchs.
Das Problem sind die fehlende Resourcen und Möglichkeiten sich als Soldat mit überzeugenden Auftrag/Ausbildung und Ausrüstung zu beweisen.
Als Führer ist man mehr mit „Organisation“ von Ausbildungsmitteln beschäftigt, die eigentlich im T-Bereich bzw. in der Waffenkammer bereitstehen sollten. Der einfache Soldat langweilt sich, weil nix von dem Zeug da ist. IGF ist keine Grundlage…
pi
Es ist sinnvoll, daß sie Seeheimer nicht nur die fehlenden 7.000 Stellen, sondern eine BW von mindestens 200.000 Soldaten fordern.
Die Linken in der SPD werden sicher gegen 200.000 Soldaten sein und ließen sich höchstens durch eine Verlängerung der BW-Hilfe für Flüchtlinge für mehr Soldaten gewinnen. Da die SPD Linken grundsätzlich für Arbeitszeitverkürzung sind, werden die SPD-Linken das Argument der Arbeitszeitverkürzung durch die Arbeitszeitrichtlinie nicht völlig vom Tisch wischen können.
Wenn VDL demnächst nicht mehr Soldaten fordert und durchsetzt, ist sie selber Schuld, da sie auf die Unterstützung der Seeheimer und der CSU wird bauen können.
Interessant ist natürlich noch, welche zwei Heeresdivisionen Vollausstattung erhalten sollen? Sicher ist die 1. Panzerdivision als Eingreifdivision gemeint, aber ob mit der 2. Division die 10. Division gemeint ist, welche nur zu den Stabilisierungskräften zählt, oder die DSK, ist eben die Fragen? Nur wenn mit der 2. Division die DKS gemeint wäre, gäbe es das Problem mit dem NH 90 und dem Tiger, daß jeweils nur ca 5 dieser Hubschrauber bisher jeweils flugfähig sind!
Wenn man in den letzten 2 bis 3 Jahren in der AGA und damit ja mittlerweile eigentlich der GA unterwegs war wird mitbekommen haben, dass das Geld dort tatsächlich eine nicht ganz kleine Rolle Spielt. Dort gibt es frische Kameraden die sagen das sie das ganze zwar an sich lieber machen aber einfach das Geld brauchen (z.B. für Wohnung und Auto) und deshalb zurück in ihren Alten Job z.B: im Straßenbau gehen. Auch Personen die vorher nur angelernt gearbeitet haben.
Ich würde Major B aber auch zustimmen, dass bei Führungskräften hier mit angehoben werden müsste. Zumindest bis zu einer gewissen Schwelle wie dem eintritt in den B-Bereich.
Sehen wir es doch einmal so:
Alles was derzeit wieder den Fokus auf unsere Streitkräfte lenkt und die aktuelle Situation dort verbessert, kann man doch nur begrüßen. Dass der Vorschlag von Seiten der SPD kommt ist erfreulich, hätte man solch einen Vorschlag doch eher von der CDU erwartet. Bedeutet aber auch: die beiden Positionen der Parteien liegen hier voraussichtlich nahe beieinander.
Nur – ganz gleich, ob die Bundeswehr personell aufgestockt wird, oder deutlich verbesserte Ausrüstung erhält: Ich erwarte dass die Kameraden im Verteidigungsministerium einen guten Job in der Beratung unserer Politiker machen.
@Closius
Zeitsprung. 1.PD ist qualitativ wie 10.PD.
Unterteilung in Eingreif- Stabilisierungs- und Unterstützungskräfte ist so 2005.
pi
Erst von 250.000 auf 185000 reduzieren und nun wieder zurück zu 200.000?
Wir schaffen ja nicht mal die 185.000 …
Was da wieder an Geld für Spiegel, Kühlschränke und flatscreens draufgeht, damit die alle zur Bundeswehr wollen …
*ironiemodus-aus*
Ich finde es für die Union hochnotpeinlich, dass ausgerechnet – Verzeihung – „die Sozis“ mit dem Vorschlag um die Ecke kommen. Offenbar haben sich die Verantwortlichen in CDU und CSU – das sind sie nämlich: verantwortlich für den aktuellen Mist – mit selbigem abgefunden, und zwar ohne jegliche Vision, Dinge zu verändern, was ja eigentlich die Hauptaufgabe von Politik sein sollte. Dank der rechten SPD-Leute wird hoffentlich endlich mal wieder eine Diskussion aufgebaut, was ein gut funktionierender Staat denn so braucht neben einer starken Polizei. Von Helmut Kohl ist der Satz überliefert: Die Bw bekommt, was sie braucht. Und seitdem haben alle CDU-Verantwortlichen den Satz umgedreht: Die Bw braucht, was sie bekommt.
Wundere mich wirklich, dass diese Forderungen aus der SPD kommen.
Die CDU scheint ja wenn überhaupt ,erst im März aus den Puschen zu kommen, was die Stärke der Truppe betrifft.
Um auf eine Personalstärke wie die der französischen Armee(ca. 225000 Soldaten )zu kommen, müßte die CDU eine Forderung ähnlich der Weizäcker-Kommission von 240000 Soldaten verfolgen.
Diesen ganzen Eiertanz hätte sich die Republik mit nur etwas mehr Weitsicht, Realität und einer wirklichen Sipo, unserem Land angemessen, ersparen können.
Insgesamt ein Kompliment an den Seeheimer Kreis, dass jetzt zumindestens einige Verantwortliche aufwachen.
Trotzdem habe ich im Hinterkopf, dass gerade Hr.Steinmeier bei der erst kürzlich angestoßenen Debatte zur, ich nenne es einmal Anpassung der Truppenstärke an die uns einholende Realität, abgewunken hat.
Woher kommt der plötzliche Sinneswandel in der SPD?
Lesen die Politiker jetzt auch die Umfragen zum Thema Bundeswehr, oder ist es echte Erkenntnis der Tatsachen.
Aber ist ja schon angesprochen, dass die Wahl näherrückt!
Ähem, im Grundsatz begrüßenswertes Papier, insbesondere auch, weil man die Bedeutung des front-ends (also die Vollzugs-/Durchsetzungebene) in den Strukturen erkannt hat und sogar – etwas verklausuliert – zugibt am falschen Ende zu lange gespart zu haben.
So weit, so gut.
However, diese pauschale Anhebung der unteren Gehaltsgruppen ist Blödsinn. Es müssen Truppen-Stellenzulagen her. Ein Mannschaftsdienstgrad an Bord einer Fregatte bekommt eben eine satte Stellenzulage und der Falli-Gefr natürlich auch. Und wenn er dann als SGefr mehr verdient als ein als ein Fw an der Hundeführerschule, dann ist das attraktiv. Und dann hat er auch Interesse auf Dp zu bleiben und wird versuchen in der Truppe „Karriere“ zu machen und nicht im Höheren „Amt“ oder „Stab“.
Und ansonsten hat @politisch inkorrekt imho völlig recht: Gib dem Marder/Boxer etc-Fahrer ein richtiges Rohr zum wechseln und keinen Besenstiel und dann klappt’s auch mit der Unterforderung ;-)
Zum Glück iist die Wehrpflicht ja wieder einsetzbar. Anders sehe ich da kein Licht am Tunnel.
Und das Wehrpflicht UND Auslandseinsatz funktionieren haben uns doch Kosovo und Afghanistan gezeigt, zur Hochzeit waren weit aus mehr Soldaten im Auslandseinstz als jetzt und wohl auch zukünftig.
Und der Gesellschaft würde die Wehrpflicht und der Zivi mehr als gut tun.
Vielleicht fordert die SPD auch nur deshalb solche Zahlen, weil sie genau weiß, dass das Ganze eh nicht umgesetzt wird.
Was mir fehlt ist die klare Forderung, was für Soldaten kommen sollen und in welche Strukturen die sollen.
Es werde immer wieder neue, schön runde Zahlen in den Raum geworfen, aber keiner sagt, wohin genau welche Art von Soldat soll.
Was habe ich von 20.000 neuen Mannschaften mit der körperlichen Eignung zum Stabsdienstsoldaten und der geistigen Eignung zum Wachsoldaten, wenn ich doch ganz drigend IT-Fw, Notfallsanitäter,… brauche.
@klabautermann:
Wer soll denn die Truppen-Stellenzulagen bekommen?
Der HG bei den Fallis, weil sein Dienst besonders schwer ist…würde ich mitgehen.
Der einsatzerfahrene Hauptfeldwebel, der auf Grund besonderer Eignung an die Schule versetzt wurde aber nicht?
Im Stab (wo ist der Unterschied zwischen Stab und „Stab“?) das gleiche: Ich brauche doch die guten, erfahrenen Soldaten als Planer, damit diese sinnvolle Vorgaben für die unterstellten Kräfte machen.
@ 803er
Und dann werden 10% des Jahrgangs gezogen, weitere 20% machen Zivi und der Rest lacht über die Deppen, die der Sache nicht vollends entgangen sind? Was meinen Sie wohl wäre das Resultat? Richtig: Eine Klagewelle und ein Grundsatzurteil, daß Wehrpflicht bzw Dienstpflicht entweder allgemein gültig oder unzulässig ist. Und Wehrpflicht in einem 80-Mio-Land macht bei roundabout 200000 Mann Nullkommanull Sinn … Also bitte keine Pseudo-Debatte, die doch eh nur verklärende „Früher war alles besser“ Rhetorik ist.
Trennung
Die Fokussierung auf die Besoldungsschiene zeigt mir eigentlich wieder nur die intellektuelle Hilflosigkeit deutscher Politiker beim Thema Streitkräfte. Wie andere bereits so richtig gesagt haben ist das Fehlen von 08/15-Material in großem Stil und die damit einhergehende Unterforderung durch Ausbildungsausfall einer der großen „Rekrutenverscheucher“. Aber trotz diverser Publikationen und Artikel scheint das irgendwie nicht durch den Berliner (oder in dem Fall: Seeheimer) Politmief zu dringen.
man könnte sich ja auch durchaus mal überlegen ob sich aus dem reservoir der hunderttausenden jungen männer im wehrfähigen alter die uns gegenwärtig beehren nicht personal generieren lässt.
a la: diene 5 Jahre als Mannschaftsdienstgrad erhalte unbefristete Aufenthaltsgenehmigung. Diene 8 Jahre erhalte Staatsbürgerschaft.
Zumindest in kleinem Rahmen könnte man damit experimentieren.
Setzte natürlich voraus das die Staatsbürgerschaft nicht derart verschleudert würde wie nach neuem staatsangehörigkeitsrecht der fall.
(dasdie gegenwärtige rechtslage das nicht zulässt ist mir bewusst, selbige lässt sich aber ändern)
Meine Meinung: es werden 100% der Nicht-Verweigerer eingezogen. Eine 100%-Schulpflicht wird ja auch umgesetzt. Es wird höchste Zeit, wieder Reserven aufzubauen. Russland hat die Wehrpflicht nie aufgegeben bzw. augesetzt.
@Q&A
Ich hoffe aber auch die Frauen schliesslich gilt ja die Gleichberechtigung. Dann kann meine und jüngere Generationen endlich mal sehen wie es ist eine halbe Millionen Soldaten zu haben die man nicht einsetzen kann und die Frage nach mehr Geld für höheren Soldat oder bessere Ausrüstung ist dann auch gleich vom Tisch.
Sehr realistisch
Offensichtlich lesen die konservativen SPD Mitglieder immer meine Kommentare mit und klauen dann die Vorschläge, ich fühle mich überwacht … :)
Wenn Personalmangel herrscht, wieso wird dann Soldaten die ihren Uni-Abschluss nicht in der vorgegeben Zeit schaffen oder durch Prüfungen rasseln ihre gesamte Zukunft in der Bundeswehr verbaut ? Ich verweise mal auf die „Selbstmord“ Berichte von der Helmut Schmidt Universität ….
„Bei den Prüfungen gebe es, heißt es unter Kommilitonen, hohe Durchfallquoten, manchmal zwischen 80 und 90 Prozent. Einzelne Prüfungen können nur zweimal wiederholt werden. Wer im dritten Versuch scheitert, muss das Studium abbrechen und scheidet aus der Bundeswehr aus. Er verliert den Job, für den er sich eigentlich 13 Jahre verpflichten wollte. “
-http://www.spiegel.de/unispiegel/studium/bundeswehr-universitaet-muenchen-raetselhafte-suizidserie-a-1072261.html
Gibt es da wirklich keine anderen Lösungen ? Mein Gott es ist eben nicht jeder fürs Studium und die Offizierslaufbahn geeignet aber warum dann eben nicht einen anderen Weg aufzeigen – offensichtlich besteht doch zumindest großes Interesse am Soldatenberuf bei diesen Studenten ? Zumindest könnte man ja eine Freiwillige Verpflichtung o.ä. zulassen und diese Kandidaten eine entsprechende Fachausbildung machen lassen, Abitur ist ja vorhanden.
@Major B.
Dann zeigen sie mir mal im Zivilleben den Gesellen, der 41 h reguläre Arbeitszeit hat, von jetzt auf gleich nach Hinterstwalden versetzt, in Einsätze in gefährliche Gebiete geschickt werden kann usw.
Wie Lkw Fahrer bezahlen, so behandeln und Soldaten erwarten funktioniert IMPOV nicht so wirklich.
Wie wäre es mal mit : auf die Wünsche der Soldaten was Versetzungen etc. betrifft eingehen?
@ O&A
Das hätte man schon vor 2011 haben können, aber selbst da hat man viele potentiell „Willige“ aus fadenscheinigen Gründen T4/5 geschrieben und ausgelassen. Es gibt bereits ein Gerichtsurteil, daß die damalige Musterungspraxis als mit dem Gleichbehandlungsgrundsatz (und zwar nicht den zwischen Männlein & Weiblein!) unvereinbar bezeichnet hat. Das einzige was einen politisch-juristischen Eklat verhinderte war die schon publik gewordene Aussetzung der Wehrpflicht.
Nochmal: Eine wirklich allgemeine Wehrpflicht in einem 80-Mio-Land wir dem unseren bräuchte eine Armeegröße, bei der wir schon an der Oberkante des 2+4-Vertrages mit 370000 Mann kratzen … und zwar als Untergrenze! Und Sie glauben doch nicht im Ernst sowas ist auch nur theoretisch machbar.
@Major B.
1+!!!
Als „Bestandskunde“ sind wir allerdings nicht im Focus der „Attraktivitätsoffensive“, daher durchaus ein lob an SEEheimer Kreis…
Wenn dabei auch was für die Kameraden in blau überbleibt, umso besser.
Die Abkoppelung von Gehältern des öffentlichen dienstes, und damit speziell auch der BW, von der Privatwirtschaft ist gerade bei Ingenieuren seit den 1980ern extrem geworden und liegt zur Zeit knap 45% darunter. Da helfen dann auch keine flatscreens mehr, um „junge“ Hauptleute oder kaleus mit Ing /Master zu halten.
Und, ja- „Geld ist nicht alles“- aber auch auf A13 Ebene ein motivator.
Und der schritt von der inneren kündigung zur äusseren ist nicht immer eine alternative…
@Major B: Ich bin seit 2009 „Major zur See“, seitdem mehrere deutlich längere Auslandseinsätze hinter mir, und die nun erfahrene Attraktivität äußerte sich nicht in einer Beförderung (die P auf „irgendwann“ terminiert hat), sondern in Duschtüchern beim fourier und artfremdem Einsatz auf DP. Führt immerhin zu einer verwendungsbreite, hinter der man ganze Flotten verstecken könnte (mist-wir haben ja keine flotten mehr…)
Also daher „Respekt“ an die SPD- mal schauen, wie der gegenkurs von Stegner und co aussehen wird…
Es bleibt spannend!
@ Major B. und Klabautermann
Zustimmung. Ich halte diese pauschale Anhebung der unteren Gehaltsgruppen nicht als Lösung. Wir brauchen sowohl gut motivierte Mannschaften, Unteroffiziere wie auch Offiziere. Eine angemessene und an der Belastung/ Verantwortung des jeweiligen orientierte Besoldung ist ein Teil der Motivatoren. Sicher ist aber auch, dass die passende Ausrüstung ein entsprechen hoch zu bewertender Motivationsfaktor ist. Hier bleibt abzuwarten, ob es gelingt die Ausrüstungsmängel rasch zu schließen, oder ob man wirklich die 15 Jahre nutzen möchte, wie die IBUK plant.
Jetzt aber wieder von Reaktivierung der Wehrpflicht zu phantasieren, verbietet sich aber aus meiner Sicht. Das würde nur sinnvoll sein, wenn im Rahmen einer allgemeinen Dienstpflicht neben einer ausreichenden Dienstzeit auch entsprechende Dienstgerechtigkeit herrschen würde. Dazu fehlt aber m.E. der politische Wille, dies durchzusetzen.
Moin,
zunaechst ist es doch erfreulich, dass das Thema in einer breiteren Oeffentlichkeit angekommen ist.
Zum Thema Wehrpflicht: Spricht denn etwas gegen eine Wiedereinsetzung, wenn eine Freistellung vom Dienst bei Nachweis einer „Zivistelle“ ermoeglicht wird? Gibt es „zu viele“ Wehrpflichtige, kann in vielen Btl eine zusaetzliche JgKp mit einem den RSUKr vergleichbaren Auftrag aufgestellt werden. Wenn immer noch „zu viele“ Wehrplichtige da sind, koennte man diese ebenfalls fuer „Zivistellen“ freistellen.
Fuer eine zielfuehrende Umsetzung wird natuerlich eine enge Kooperation der beteiligten Ministerien benoetigt. Das die bestehenden Strukturen dringend angepasst werden muessen, duerfte Konsens sein.
Das Grundrecht auf Kriegsdienstverweigerung bliebe natuerlich bestehen, wuerde aber vmtl. vergleichsweise wenig genutzt werden.
@ThoDan:
Dann jetzt mal ein paar Zahlen aus meiner Realität. Ca. 90% meiner Mannschaftssoldaten kommen aus dem Umkreis von max. 100km. Zu Spitzenzeiten hatte meine Kompanie ca. 50 Mannschaftssoldaten auf DPäK, alles aus strukturellen Gründen. Und bisher wurde noch jeder Soldat, egal welche Dienstgradgruppe und Qualifikation, der max. 2 Jahre bis Beginn Vollzeit-BFD hat, auf Antrag heimatnah zu mir versetzt. Das ergibt am Ende reichlich viel Arbeit und echt beeindruckende Antretestärken 180+.
Bezüglich der 41h-Stundenwoche und der Bezahlung widersprechen sie sich thematisch selbst. Vielleicht nochmal durchdenken.
wacaffe | 02. Februar 2016 – 14:26
War doch bestimmt ironisch gemeint ?
Oder bin ich hier im falschen Film ?
@Major B.
Richtig. Mannschaften werden so gut wie nie versetzt.
Ausnahmen:
1. Auf eigenen Wunsch
2. Wegfall des Dienstpostens
3. Weiterverpflichtung ist in der Dienststelle nicht möglich weil schon alle DP (ab SAZ 12+ wird schwierig) besetzt sind.
pi
@Schwertfisch
Das Gehalt wäre so wirklich durchaus okay… die Spielchen der Personalführung sind es nicht. Was hat der StOffz von einem Plus an Gehalt, welches nur in den Unterhalt der letzten Scheidungen fließt ;) ?
Wenn man mal die Anhebungen im unteren Laufbahnbereich über die letzten 15-20 Jahre gegen die der ‚Bestandskunden‘ hochrechnet, dann ist die Sache allerdings auch monetär lächerlich… damals ab A1, heute ab A3 mit Verplfichtungsprämien etc.
Nicht zu vergessen, dass die momentane Generation der längerdienenden durch die Rückstufungen anno 2009 nochmals gegenüber den nachfolgenden Generationen benachteiligt wurde, nachdem man dies gegenüber der Vorgängergeneration schon die die Pensionskürzungen erreicht hatte.
Kurz: Personal zwischen dem 10. und 30. Dienstjahr dürfte derzeit in finanzieller Hinsicht schlechter gestellt sein als die Kameraden davor und danach…
Wie dem auch sei – die Führung der Bundeswehr wird darin wohl nie ein Problem sehen.
Mir fehlt immer die Aussage von fackkundigen Kreisen in diesen Debatten. Was sagt der Generalinspekteur oder das Marinekommando zu diesen Zahlen? Wo werden Leute den wirklich gebraucht?
Jede Debatte in Deutschland über die Bundeswehr wird von Politikern geführt, was natürlich auch richtig ist, ich aber in dieser Ausschließlichkeit falsch finde. Warum äußern sich den fast nie Beamte oder Soldaten zu diesem Thema? Quasi die direkt Betroffenen. Und wenn sie sich äußern, warum bekommen sie kein Gehör?
@ Stubenviech
Aber wie sollen diese Jägerkompanien dann ausgestattet werden? Momentan ist ein guter Teil der Truppe – besonders in den nicht-infanteristischen Verwendungen auf dem Stand der 1990er, wenn es um Feldbekleidung, Trageausstattung und Bewaffnung geht.
Besonders junge Soldaten begeistern sich meist sehr stark für moderne Ausstattung. Wer in den offiziellen Broschüren Bilder von energischen Soldaten mit Nachtsehaustattung, MP7 und modernen Plattenträgern sieht und dann eine Koppel und ein G36A1 (selbst MG3 ist ja mittlerweile Mangelware, und ein MG4 oder andere moderne Bewaffnung kennen die meisten Soldaten eher aus dem Internet als aus der Truppe) gedrückt bekommt, während eine Ausbildung über das Mindestmaß ebenfalls Fehlanzeige ist, wird seinen FWD sicherlich nicht mit großer Motivation versehen.
Allgemein müsste gerade für die Mannschafter eine ehrlichere Personalwerbung stattfinden. Wer mal die Umfragen in dieser Dienstgradgruppe liest, stellt schnell fest dass viele Soldaten sich vorher eigentlich was anderes von ihrem Dienst erhofft hatten.
Der Seeheimer Kreis schlägt ja neben der 200.000 Soldaten auch 20.000 zusätzliche Stellen für die Bundespolizei und 6.000 z. für den Zoll, 400 z. für das BKA vor.
Der Vorschlag ist wohlbegründet. Das muss man anerkennen, ob man den Vorschlag nun goutieren wird oder nicht.
Diese Personalressource zu werben, auszubilden und neben dem Bestandspersonal eine Perspektive zu geben, würde eine Riesenherausforderung. Wie man diese meistern könnte, wurde hier bereits skizziert (Geld, Wehrpflicht, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, usw.).
Die Zahlen liegen auf dem Tisch, die Aufforderung des Seeheimer Kreises die konzeptionelle Vernetzung der Instrumente zur Außen- und Sicherheitspolitik zu reentwickeln, ohne die grundgesetzlichen Pfeiler zu versetzen, liegt auf dem Tisch und Geld sowie der Wille dies auch dafür auszugeben sind beide da.
Die Chancen dieses Papier sachlich zu diskutieren, ohne dass gleich von vornherein „showstopper“ dies verhindern, stehen also gut.
Mal sehen, wohin die Reise geht.
-Man wächst mit seinen Aufgaben!-
Bei der Bundeswehr sieht das leider anders aus.
Was mich bei diesen Debatten immer verstört ist die fehlende Weiterbildungsperspektive in der inneren Bundeswehr Dienstgradstruktur. Das von ganz Unten nach ganz Oben ist bei der Bundeswehr gar nicht möglich, bzw. eine so hohe Hürde die mich eher abschreckt als weiter zu machen.
Wenn ich so an die besonders befähigten Kameraden denke, die es wirklich drauf hatten, aber leider nur OSG, SU, OFW geworden sind. Würde ich als Entscheider eher mal diese absolut deprimierende Beförderungs- und Dienstgradstruktur zu reformieren beginnen.
Kleines Beispiel: SU, Hauptschulabschluss, hat in der Schulzeit halt gepennt, fand aber wirtschaftliche Zusammenhänge extrem Interessant, nebenbei im Dienst sämtliche BWL/VWL Bücher aus „Spaß“ gelesen. Bei der Bundeswehr wollte man ihn nach 8 Jahren nicht mehr. Ist er halt verzweifelt in die Privatwirtschaft gegangen. Hat einen kleinen Betrieb gefunden, mit experimentierfreudigen Chef, hat den Laden umgekrempelt, aus 150.000€ Gewinn, 1,5 Mio € Gewinn gemacht. Dieser SU sitzt nun im Chefbereich, völlig ohne Studium nur mit seinem Hauptschulabschluss und geht weit über irgendeine B Besoldung nach Hause.
Kurzum: Warum muss ich für die „normale“ Offizierslaufbahn unbedingt ein Abitur + Studium besitzen? Hier muss man endlich mal ansetzen.
Wenn ich als kompetenter HG merke, dass es völlig ohne Studium nur mit meiner militärischen Befähigung ebenfalls nach oben gehen kann, ist die Motivation doch eine ganz andere, als wenn es jedesmal tönt: Enddienstgrad erreicht!
Es gibt so wunderbare Modelle sämtlicher Armeen auf dieser Welt, einfach mal den Mut haben auch welche davon zu übernehmen.
Aber dann haben wir ja wieder das Problem mit der Profilierung von Politikern, die sich dann „eingestehen“ müssen, selbst das Rad nicht erfunden zu haben. Sondern woanders abgeguckt zu haben… Das geht ja mal gar nicht!
Ich mach mir deswegen auch keine Hoffnung, in 10 Jahren werden wieder alle diskutieren, was man hätte besser,schöner, anders machen können. Und wieder nix passiert. Ich wünsche euch dafür jetzt schon mal viel Spaß ;-)
@Chuck
Also bitte. Dienstgrad = Besolung = gebunden an Qualifikation und Stehzeit. Siehe öffentlicher Dienst.
Das wäre eine Revolution, die wir alle nicht mehr erleben werden.
pi
Ich finde den Vorschlag der Seeheimer weitestgehend gut. Leider muss ich feststellen dass die SPD (in Teilen) die CDU überholt hat. Mit Ausnahme der CSU kam da bisher nicht viel außer Industrielobbyarbeit, trotz sehr gutem politischem Klima. So viel zur angeblichen Soldatenpartei, mir ist sie in meinem Erleben nie als solche aufgefallen.
Die Höherdotierung von Mannschaften ist mMn Unsinn. Finanzielle Anreize gibt es genug, sind nicht allein ausschlaggebend und der DBWV hat erst 4,5% mehr Sold gefordert. Selbst da sehe ich schon die mindestens 100€ Brutto für alle, besonders untere Dienstgrade, kritisch.
Was der BW fehlt ist hingegen ein zeitgemäßes Laufbahnsystem, um junge Leute zu binden.
Mannschaften als „Spezialisten“, angelernte Arbeiter.
UoP als Gesellen
UmP als Meister
Offze als Manager.
Dieses System war zu Wehrpflichtzeiten noch zeitgemäß.
Damit wird in der Nachwuchswerbung erklärt und geworben, ich kann es keinem verdenken wenn man nicht Mannschafter macht. Zugutehalten kann ich nur der Mehrzahl der KarrBerFw, dass sie jedem empfehlen wenn es schulisch passt erst eine Ausbildung zu machen und dann zum Bund zu kommen.
Alles richtig – aber Mannschaften bekommt man so nicht.
Und ganz wichtig, gerade Mannschaften und Unteroffiziere sind eher praktisch veranlagt. Die wollen was machen, Ausbildung, gerne auch hart und fordernd. Rumsitzen, warten auf weiteres (Ausrüstung, Dienstschluss) und IGF sind nicht attraktiv. Mit funktionierendem Gerät kommt auch motiviertes Personal.
Standorte sind nicht das Problem, gerade Fwd können sich etwas heimatnah aussuchen oder die Truppengattung in die sie wollen.
Die Bw sucht junge Menschen, die anspruchsvolle Aufgaben übernehmen und der Bw ihre „besten Jahre“ schenken. Hier sollte man ansetzen. Wenn junge Männer und Frauen erzählen dass sie die AGA anders (und anstrengender!) erwartet hätten, wegen Unterforderung den Streitkräften den Rücken kehren, dann ist die Bw vllt für UvdL und das Ministerium attraktiv, mehr aber nicht. Der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
Ebenso unverständlich ist es für mich, junge FWD (mit ausreichend Verpflichtungszeit) in Gezi, Schulen, Stäbe, KarrBerC zu stecken und nicht in die Truppe.
Bei der Schaffung von ca. 20.000 DP bietet sich vllt eine Möglichkeit, hier einmal so zu bündeln dass auch Bestandssoldaten nicht ständig versetzt werden müssen. Besonders schön, wenn zwei Kameraden aus P erzählen dass 10+ Standorte in einem Leben doch gar nicht schlimm sind, einer von ihnen das Rheinische Bermudadreieck bisher aber nur zu Lehrgängen verlassen hat.
Und in den Unis (es ging bei den Suiziden v.a. um München) ist es schwer nachvollziehbar warum man sich ein technisches Studium aufhalst, das Haifischbecken mit viel Fleiß und Glück bei 80% Durchfallquote vier Jahre übersteht und in den meisten Fällen als BO nie wirklich sein Studium anwenden kann, sondern „Führungsverantwortung“ übernimmt oder in einem Stab / Amt arbeitet.
Und an Stellen wo man wirklich was bewirken kann sitzen Leute die etwas anderes studiert haben oder nach mehr als 15 Jahren aus der Materie raus sind…
Dazu noch eine ordentliche Konzeption, was man wie erreichen und können will, ein Reservistenkonzept das den Namen verdient und eine sinnvolle Alternative (keine Ergänzung) zu THW und FFw darstellt und dann läuft der Laden… aber das ist eine andere Geschichte ;-)
„Chuck | 02. Februar 2016 – 16:58
-Man wächst mit seinen Aufgaben!-
Bei der Bundeswehr sieht das leider anders aus.
Was mich bei diesen Debatten immer verstört ist die fehlende Weiterbildungsperspektive in der inneren Bundeswehr Dienstgradstruktur.“
Ich glaubte, es sei möglich. Ich erinnere mich an die Eignungsfeststung in Iserlohn, ein SU aus meiner „Nachbarschaft“ war geeignet. Ich traf ihn dann an der BwFchSch wieder, ich bin mir nicht mehr sicher, ob er dort die Mittlere Reife oder das Abitur machte. Später war er Verbindungoffizier bei NAMFI, ging als OTL in Pension. Er war damals jung genug für die Offizierausbildung.
Ich kann aber auch einen HFw, einen Berufssoldaten mit Familie, nicht mehr so ganz frisch, erinnern, der machte an der Abendschule das Abitur nach, so als Herausforderung. Der blieb Chief in der Flarak-Stellung Belum, ging wohl als OStFw in Pension. Da war wohl für die Bw verlorenes Potential.
Ich glaube zu wissen, was Sie meinen, glaube so etwas bei der US Navy mal entdeckt zu haben.
@ chuck und Edgar:
Kuriositäten von „P“ gibt es genug…
Kamerad, Hauptfeldwebel, hat mit mir (in seinem BFD),studiert und seinen Ingenieur gemacht.
In seinen letzten Dienst -tagen wurde er zum Berufssoldaten ernannt- ohne statuswechsel zu Offz… Auf seiner Visitenkarte stand dann HFw und Dipl-Ing…
P lies sich auch nicht erweichen-er war wenige Monate zu alt…
Was mir weiterhin bei all den Personaldiskussionen fehlt ist die Ausgangslage:
Wieviele DP sind aufgrund fehlender Haushaltskarten vakant?
Wie groß ist der „Verdrängungseffekt“ in den Einheiten aufgrund von fehlenden Schüler-Stellen/ DiPäK?
Wie groß sind die „Unwuchten“ zwischen IST und SOLL gem. PSM 185 nach Besoldungsstufen und Statusgruppen?
Von der militärischen Führung hört man ja stets nur was Bewerberzahlen/ Haushaltsstelle. Das ist auch nicht unwichtig geht aber – bewußt? – am Kern des Personalmangels der Einheiten vorbei.
Aber das ist ja sicher auch die Ausgangslage der versprochenen Personalstrategie…
Grundsätzlich finde ich es begrüßenswert die Streitkräfte aufzustocken, aber einfach eine Zahl in den Raum zu werfen, greift zu kurz.
Wir haben im Heer zwar Personalmangel – aber der besteht im wesentlichen auf Offz und Uffz, wo Dienstposten nicht besetzt sind, oder die Kameraden zur Ausbildungsunterstützung, Einsatz oder Lehrgängen abkommandiert sind. Gleichzeitig fehlt das notwendige Material zur Ausbildung. Und so sitzen die Mannschaftssoldaten oft genug ohne Ausbilder und Material herum, bzw die verbliebenen Dienstgrade reißen sich den Arsch auf (wenn sie noch nicht aufgegeben haben und 0815 Dienst schieben), um irgendwie einen Notbetrieb am laufen zu halten. Da hilt es nichts neue Einheiten aufzustellen oder die Dienststärken pauschal zu erhöhen. Es muss vielmehr darum gehen die Mangeldienstposten zu identifizieren und gezielt zu befüllen und vor allem die ständigen Kommandierungen zu unterbinden UND das Material zur Ausbildung zur Verfügung zu stellen. Dann ist attraktiver Dienst möglich, wo der Soldat das tut, wegen dem er hoffentlich zur Armee gegangen ist.
Eine Solderhöhung klingt auch immer nett und ich würde mich sicher nicht dagegen wehren. Andere Maßnahmen sind aber sicher effektiver um leistungswilligen und motivierten Nachwuchs zu gewinnen. Als erstes Gefechtsausbildung und Erlebnisse ermöglichen. Eine weitere Maßnahme, die null Euro kostet wäre, dass ein Freiwillig Wehrdienstleistender nach 23 Monaten die doppelte Anzahl an Wartesemestern für jedes Studium angerechnet bekommt und sich somit quasi Studienfach und -ort aussuchen kann. So könnte FWDL wieder eine attraktive Option auch für Abiturienten werden.
Die meisten Mannschaftssoldaten werden doch inzwischen mit der Qualifikation „Hilfarbeiter“ eingestellt. Keine Ausbildung oder besondere Qualifikation vorhanden und dafür sind die knapp 2000 € netto schon sehr ansehnlich, vor allem wenn man sich mal die reale Arbeitsleistung ansieht. Mit einer weiteren Erhöhung setzen wir doch genau den falschen Anreiz, es kommen noch mehr Leute zu uns, die die Kohle wollen und dafür auch in Kauf nehmen rumzugammeln. Auf der anderen Seite verlassen uns herausragende Mannschaftssoldaten wegen Unterforderung und mangelnden Perspektiven.
Lieber Major B, ich will ja wirklich nicht persönlich werden, aber ihr Kommentar stößt mir extrem sauer auf. Ach die anderen, die anderen brauchen ja alle nichts. Ich aber mit meiner extrem guten akademischen Ausbidlung müsste mindestens 70% Prozent mehr verdienen.
Und wenn sie jeden ihrer Soldaten innerhalb einer Woche anlernen können. Klasse da können wir ja die AGA gleich entsprechend kürzen und kommen auch mit der SAZV nicht in Konflikt. Wie reden sie eigentlich von ihren Manschaften?
Lieber Panzerhurra,
wie redet denn Major B. von seinen Mannschaften? Ich kann in seinen Worten nichts grundsätzlich Verwerfliches erkennen. Sicherlich – und auch ich spreche aus (dankbarer) Erfahrung – trifft das auf die ein oder andere Verwendung zu. Es kommt schließlich auch darauf an, wie lange der Soldat in der Einheit eingesetzt werden kann.
Ein FWDL 12 wird nunmal weder eine Hochwert- oder Spezial-, nicht einmal eine Kraftfahrtgrundausbildung die über „B Fo“ liegt, bekommen.
Dafür ist keine Zeit und der Nutzen steht nicht im Verhältnis.
Ich – und auch Major B. – sprechen sicher nicht von langwieriger Spezialausbildung.
Gleichwohl ist es durchaus einmal angebracht, eben auch darauf hinzuweisen, dass der „Bestandssoldat“, der nicht durch (Weiter-)Verpflichtungsprämien eingefangen wurde, auch einmal bedacht werden könnte. Diejenigen müssen nämlich zum einen bei fast jeder Verbesserungsmaßnahme zuschauen, zum anderen aber bekommen sie als „Trost“ noch die Mitteilungen über die Neufestsetzung ihrer Dienstzeit…vom Beförderungsstau einmal ganz abgesehen.
Und das sind dann diejenigen, die enthusiastisch ihren Beruf im Rahmen ihrer Berufung vorleben sollen und dafür Sorge tragen sollen, dass der „sich-in-der-Weiterverpflichtungsfindungsphase-befindliche-Soldat“ frohen Mutes und total überzeugt die Weiterverpflichtungserklärung unterschreibt…;-)
Wie wäre es denn mit einer Einsatzbereitschaftszulage.
Diese erhält jeder Soldat, der über die fachliche Qualifikation und die gesundheitlichen Vorausetzungen verfügt, um für das gesamte Spektrum der Verwendung von Streitkräften einsatzbereit zu sein.
Soll heißen, vom Katastropheneinsatz auf dem Deich, über Persistent Presence Übungen im Baltikum bis zur QRF in Mali oder Afghanistan, der Soldat erfüllt tapfer seinen Auftrag, wo und wie es ihm befohlen wird. Ein neues Selbstverständnis des „treuen Dienens“, jeder an seinem Platz im großen Getriebe Bundeswehr, könnte Realität werden.
Zur Gegenfinanzierung wird das gesamte Zulagensystem incl. AVZ und Auslandsgehältern reformiert.
Ein solcher Systemwechsel würde die persönliche Motivation jedes Soldaten, Teil der einsatzbereiten Kräfte zu sein, erhöhen und eine angemessene Entlohnung für dieses besondere Treueverhältnis ermöglichen. Die ewige AVZ-Diskussion und die damit verbundene gefühlte Ungleichbehandlung wäre beendet.
Ich möchte an dieser Stelle nicht auf die Forderung eingehen, sondern mal einen positiven Zusammenhang aufzeigen:
Nach dem die katastrophalen Defizite beim Großgerät, hier insbesondere fliegende Waffensysteme, öffentlich wurden, konnten wir erleben, dass nach und nach auch andere Defizite publiziert wurden. Dann erlebten wir eine Reaktion des BMVG in Form einer Ankündigung von zusätzlichen Investitionen im Bereich Material, jetzt erleben wir eine Forderung des Seeheimer Kreises nach Erhöhung der Personalstärke UND der Besoldung. Nun müssen wir nur noch aufpassen, dass die dadurch deutlich werdende grundsätzliche Bereitschaft etwas zu verändern nicht so dilettantisch wie 2010/11 angegangen wird, dann kann am Ende etwas Positives herauskommen. Es lebe die Demokratie, die so etwas ermöglicht.
Aaaber: Wir reden hier über Veränderungen, die in vielleicht 5 Jahren zu greifen beginnen könnten…Wo sind die wirksamen Sofortmaßnahmen???
Mit Blick auf die Marine kann man sagen, dass die Bundeswehr bereits abgesoffen ist, und da hilft es wenig für die noch verbleibenden Überlebenden eine MFF für ein Rettungsboot zu stellen!!!
@Fox 3
Kann man machen, wenn man mehr Angebot als Nachfrage hat.
Viele hier haben nicht verstanden, dass es nicht darum geht was man tun möchte, sondern darum was man tun muss um die fähige und wollende Person auf der notwendigen Stellezu haben.
Sie können sich die tollsten Modelle ausdenken, wenn sie keinen Nachwuchs generieren nützt es nichts………und erst recht nichts, wenn sie Bestandspersonal nicht halten können.
Wir benötigen auch im Grundbetrieb Personal welches die notwendige Fähigkeit zur Wirkung bringt und wenn zB der Lfz Techniker (durch SAN Pers, IT uvm ersetzbar) in Wohnortnähe eine attraktivere (muss nicht immer Geld sein) Beschäftigung findet wars das.
Die Stellschrauben sind im Bereich SaZ-Dienstzeit, BS -Quote, Attraktivität, Laufbahndurchlässigkeit, Perspektiven, Vereinbarkeit Familie und Dienst, Mobilität, Reservistenkonzeption (noch immer aufbauend auf ehem Wehrpflichtige) uvm.
@schleppi:
Zustimmung. Es gibt quer durch die politischen Lager und nochmehr in der Bevölkerung ein sehr stark wachsendes Problembewusstsein und viele Ideen für mehr, statt weniger im Bereich der inneren und äußeren Sicherheit.
Eine echte Trendwende nach 25 Jahren.
Aber den Worten müssen eben jetzt (!) Taten folgen.
Also in den Eckwerten zum Haushalt 2017 und Finanzplan bis 2020.
Wir werden bald wissen was von all den Ankündigungen in der Realität übrig bleibt.
@ Zimdarsen
Zustimmung. Einer der größten Fehler der Neuausrichtung war, die Bedürfnisse des Personals völlig außer acht gelassen zu haben. So wurde trotz gegenteiliger Behauptung bei keiner einzigen Standortbetrachtung die Frage betrachtet, ob der Standort sein Personal aus der Nähe gewann. Es gibt heute zwar auch noch Standorte, die genügen Personal aus der Gegend gewinnen können, die sind aber Ergebnis von politischer Zufälligkeit. Das ist nur ein Aspekt
@ Fox 3
Leider gibt es keine so einfachen Lösungen, oder würden sie es gerecht finden, wenn ein Soldat nach seinem 7 Auslandseinsatz verwundet zurückkehrt und dann halt diese Einsatzbereitschaftszulage nicht mehr erhält? Und sind nur Soldatinnen und Soldaten wichtig, die in den Einsatz gehen, oder gehen können??