Konservative Sozialdemokraten wollen Bundeswehr mit „mindestens 200.000 Soldaten“
Der Seeheimer Kreis, der konservative Flügel der Sozialdemokraten, will die deutschen Sicherheitsbehörden gestärkt sehen und dafür unter anderem die Bundeswehr auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten vergrößert wissen. Das geht aus einem Positionspapier der Gruppierung mit dem Titel Handlungsfähig, entschlossen, selbstbewusst – Für eine Stärkung unserer Sicherheitsstrukturen hervor, über das zuerst die Süddeutsche Zeitung berichtete (Link aus bekannten Gründen nicht).
Interessant ist, dass – zumindest formal – dem Seeheimer Kreis der Bundeswirtschaftsminister, Vizekanzler und SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel, Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Fraktionschef Thomas Oppermann angehören. Allerdings macht das ein Positionspapier dieser Gruppe noch nicht zu einer Mehrheitsmeinung in der SPD.
Zur Bundeswehr Ausschnitte aus diesem Papier (den kompletten Text gibt es auf der Seeheimer-Seite zum herunterladen):
Wir sehen uns mit immer mehr und immer vielfältigeren Herausforderungen konfrontiert, die das friedliche Zusammenleben der Gemeinschaft genauso bedrohen wie die Freiheit und die Sicherheit des Einzelnen. Gleichzeitig wurden in den vergangenen Jahrzehnten die Ausgaben für die innere und äußere Sicherheit auf allen Ebenen mehr und mehr zurückgefahren. Ursächlich dafür war die Erwartung einer Friedensdividende, auf die sich unsere Gesellschaft nach dem Zusammenbruch der Staaten des Warschauer Paktes vor dem Hintergrund einer vermeintlich entspannten Bedrohungslage eingestellt hat.
Rechtsstaatlichkeit und Sicherheit waren immer ein Kernthema der deutschen Sozialdemokratie, nichtsdestotrotz folgten auch Regierungen mit SPD-Beteiligung dem allgemeinen Trend zu Einsparungen und Personalabbau bei den deutschen Sicherheitsbehörden in Bund und Ländern. Spätestens mit den zusätzlichen Herausforderungen durch Terroranschläge in Europa und seit Beginn der Flüchtlingskrise zeigt sich, dass dies einerseits zu einem wachsenden Gefühl der Unsicherheit in weiten Teilen der Bevölkerung führt und andererseits die Handlungsfähigkeit unserer Sicherheitsbehörden stark eingeschränkt hat. Für den Seeheimer Kreis ist damit klar: Wir brauchen eine Trendumkehr und wir brauchen sie jetzt! (…)
Jeglichen Einsatz der Bundeswehr im Inneren über die im Grundgesetz beschriebenen Aufgaben hinaus lehnen wir kategorisch ab. Umso dringlicher ist es, die einzelnen staatlichen Akteure in die Lage zu versetzen, auch in Extremsituationen ihre Aufgaben im Sicherheitssystem der Bundesrepublik Deutschland erfüllen zu können. Dazu zählen wir nicht nur die Sicherheitsbehörden und die Streitkräfte, sondern beispielsweise auch das Technische Hilfswerk, das als zivile Komponente des Katastrophenschutzes und der Nothilfe im In- und Ausland wertvolle Arbeit leistet. (…)
Wie alle Sicherheitsbehörden ist die Bundeswehr mit einer zunehmenden Komplexität der Herausforderungen und einer Zunahme der Aufgaben konfrontiert. Die Sicherheit Deutschlands zu garantieren, ist und bleibt die Kernaufgabe unserer Armee, was besonders durch die näher rückenden militärischen Konflikte am Rande Europas deutlich geworden ist.
Die Erfüllung der internationalen Verpflichtungen darf dabei nicht wie derzeit die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr im Ganzen in Frage stellen. Der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages hat mit Vorlegen seines Jahresberichtes 2015 verdeutlicht: Die Streitkräfte arbeiten in einigen Bereichen am Limit und darüber hinaus. Deshalb halten wir eine – über die Besetzung der bereits jetzt vakanten 7.000 Planstellen hinausgehende – permanente Erhöhung des Personalbestandes von derzeit ca. 177.000 auf mindestens 200.000 Soldatinnen und Soldaten zuzüglich ziviler Beschäftigter für erforderlich. Allein die Umsetzung der europäischen Arbeitszeitrichtlinie führt zu einem erheblichen Mehrbedarf, um die Ausbildung und Einsatzfähigkeit unserer Streitkräfte sicherzustellen.
Mit dem zusätzlichen Personal soll vor allem das Heer in die Lage versetzt werden, zwei der bestehenden drei Divisionen vollumfänglich so auszustatten, dass die Bundeswehr jederzeit auf bereitstehende Kräfte für Auslandseinsätze, Hilfsmissionen und Bündnisverpflichtungen zugreifen kann. Außerdem soll die durch Auslandsmissionen stark beanspruchte Marine entlastet werden. Bei der Beschaffung von Ausstattung ist den erheblich gestiegenen Herausforderungen und Belastungen ebenso Rechnung zu tragen wie der geforderten Aufstockung des Personalkörpers.
Die Gewinnung neuen Personals für die Streitkräfte in dieser Größenordnung wird nur mit einer deutlichen Attraktivitätssteigerung des Soldatenberufes gelingen, beispielsweise durch die Anhebung der unteren Besoldungsstufen auf die jeweils nächst höheren und die Aufhebung der Laufbahnbeschränkungen. Die erheblichen Leistungen von bereits aktiven Soldatinnen und Soldaten sollen durch die Flexibilisierung bei der Abgeltung von Überstunden gewürdigt werden. Gleichzeitig müssen die Soldaten durch die Auflösung des Beförderungsstaus enger an die Truppe gebunden werden.
Das wird eine interessante Debatte – ob das in der SPD durchsetzbar ist, halte ich noch nicht für ausgemacht. Eher finden die Seeheimer da Verbündete beim Koalitionspartner CDU.
@Fox 3:
Grundsätzlich eine gute Idee. Dann haben wir endlich echte Breite UND Tiefe. Egal ob ein UBootkommandant fehlt, ein Genadier, ein Techniker oder ein Strahlflugzeuführer. Der Personalführer nimmt einfach den nächsten Soldaten aus der Liste…. Alleine die Ausbildungsdauer für das gesamte Spektrum der Verwendungen von Streitkräften bereitet mir noch etwas Kopfzerbrechen…
Das mag für Kampftruppen in der Schlammzone vielleicht eine Lösung sein, unser Fehl an Technikern bekommen wir damit aber bestimmt nicht gestopft.
Schon jetzt sind wir bei den Technikern weit von einer Bestenauslese beim Bestandspersonal entfernt. Wenn eine OStFw oder eine StHptm Stelle in 300Km Entferung zu besetzen ist, dann fragt der Personalführer zuerst den Besten, nimmt dann aber irgendwann den ersten, der auch versetzungswillig ist. Und da spielen dann Eignung, Befähigung und Leistung keine Rolle mehr, zumindest wenn man diese drei Punkte nicht auf die Versetzungswilligkeit reduzieren möchte.
Meiner Meinung nach ist es gerade das Streben nach Breite was unser System lähmt. Wenn wir einen tollen Techniker haben, dann muß der in´s Amt, sonst geht es nicht mit der Karriere weiter. Dort merkt er erstmal, was er wirklich nie machen wollte und warum er Techniker geworden ist. Entweder er beißt dann die Zähne zusammen und träumt den Rest seines Lebens von dem, was er gerne gemacht hat oder er resigniert irgendwann und wird wieder in der Eignungreihenfolge zurückgestuft weil ein „besserer“ (sprich: versetzungswilligerer) den nächsten Job auf der Hühnerleiter bekommt. Dazu kommt dann noch die Gewissheit, dass Mitte 40 das Laufbahnziel mehr oder weniger feststeht. Weiterbildung und Förderung? Fehlanzeige!
Und selbst wenn jemand nebenher studiert: Ich behaupte mal ganz provokativ: Selbst wenn ein UO, PUO oder MilFD seinen Dr. macht, wird er keinen Tag eher befördert, von einem Laufbahnwechsel natürlich ganz zu schweigen.
Vielleicht sollten wir uns mal über Laufbahnen für Spezialisten Gedanken machen?
@Major B
Ich ziehe nur meine Schlüsse aus dem was ich so im Zivilleben über die BW unter anderem hier mitkriege.
Und der Spruch mit gut bezahlten LKW Fahrern und Hotel Mama stammt nicht von mir.
Ich hatte mich mit dem Eingehen auf Wuensche nicht nur auf Mannschaftsdienstgrade sondern auf Soldaten allgemein bezogen.
Wo ich mir widerspreche, sehe ich gerade nicht, könnten sie mir das bitte erläutern?
Kostenneutral kann man doch Stellen der Zivilbeschäftigten in Flecktarn umwidmen – eine echte WIN-WIN-Situation!
Aus meiner eigenen Erfahrung heraus kann ich vielen der oben genannten Punkten durchaus zustimmen. Aber grundsätzlich brauchen wir keine generelle Personalaufstockung, wir brauchen eine Änderung im System, die dazu führt, dass die Kameraden, die über Jahre auf Lehrgängen sind, nicht Dienstposten besetzen, die dringend gebraucht werden. Das Problem ist nämlich nicht die Gesamtpersonalzahl, sondern, dass in der Kompanie/Staffel/Batterie/usw. zwar formal die Dienstposten besetzt sind, aber das Personal nicht auf dem Hof steht.
Und da hilft es auch nicht, wenn die Karrierecenter Unmengen Mannschafter auf den Hof stellen, die schnell verfügbar sind und nicht schlecht bezahlt werden, diese aber nicht beschäftigt werden können, weil das Führungspersonal und Material fehlt.
Zudem werden immo an allen Ecken und Enden Löcher gestopft, indem woanders neue Löcher aufgemacht werden. Und wie gesagt, nicht weil insgesamt nicht genug Personal für die Dienstposten da wäre, sondern, weil die Dienstposten über Jahre belegt sind, mit Personal, das nicht da ist und so verhindert wird, dass Personal geschickt wird.
Achja, weil oben die Vollaufstellung genannt wurde. Ich hoffe es sehr, nur dann können wir wieder ordentlich arbeiten, üben und unsere Aufgaben erfüllen. Zu mehr Material gehört aber auch mehr Lager- und Stellfläche… und so geht’s vom einen zum anderen…
Danke dafür! Eine Wohltat so etwas zu lesen.
Da kann geschrieben werden was will, wer nur ein paar Monate in dem Laden gedient hat, oder sich mit aktiven Mannschaftlern unterhält bekommt genau das bestätigt.
Und damit fällt das Kartenhaus vom überforderten und schlecht bezahlten Mannschafter.
Hauptsache das kommt irgendwann auch oben an.
Ich habe vor 16 Jahren nach ein paar Wochen alles gelernt was ich zu lernen hatte. Die SaZ im Btl. haben genau genauso wenig gemacht und das über Jahre.
Nochmal zur Wehrpflicht:
Sicher ist die in Teilen ungerecht, war sie immer und würde sie immer sein. Hat trotzdem jahrzehnte lang gut funktioniert. Auch wenn man Monate seines Lebens „verloren“ hat. Rückblickend wird wohl jeder das Gegenteil sagen, zumindest die Masse.
Dann muss das neue Auto halt etwas länger warten…
Wir müssen uns ein anderes Werdegangs-/Laufbahnmodell einfallen lassen. In GWDL-Zeiten waren die GWDL in erster Linie Rekrutierungspotenzial für SAZ im Altgesellen/UO Bereich, denn die „einfache“ Manschaftsebene wurde ja alle 3-4 Monate wieder „aufgefüllt“ mit neuen GWDL…..mal ganz einfach ausgedrückt. Nun haben wir ein durchgängiges Freiwilligenmodell und müssen uns etwas einfallen lassen, um die „Azubi/Gesellenebene“ attraktiv in Sachen Stehzeit in der Truppe/Einheit zu gestalten. Und das gilt imho auch für die Meister und Proto-Akademiker-Ebenen (vulgo Fw und TruppenOffz bis zur ZugführerQualifikation/Verwendung)…….imho kommt man also um eine Art „Studium spät“-System nicht herum in Sachen zivil-berufliche Qualifikation und oder Übernahme zum BS. Also ein komplett anderer Ansatz als gegenwärtig. Mal „Soldat“ wirklich als Beruf denken……
Wir haben genügend Freiwillige in der Bw mit Potential welche gerne bleiben würden, ggf auch als Zivilist.
Der Punkt ist, dass die Laufbahn bei Diensteintritt fast zementiert wird und Leistung, Flexibilität, Mobilität und Einsatzbereitschaft eher ausgenutzt wird als dass es förderlich wirkt.
Die Krönung ist dann, dass wir oft nach der Dienstzeit des SaZ durch den BfD aus dem Fachmann eine Spitzenkraft machen welche wir nicht nutzen.
Wenn sich Soldaten weiterbilden, hat die fast keine Auswirkung auf Laufbahnchancen.
Da wird ein Bachelor höher bewertet als ein Soldat mit Hochschulreife, Facharbeiterbrief, Meister, Techniker, militärfachlicher Ausbildung, Einsatzerfahrung, Führungserfahrung, unzähligen Lehrgängen uvm.
Fähigkeit, Vermögen und Umsetzen zählt kaum was.
Wichtig ist nur eine akademische Ausbildung und Glück bei der Wahl der Verwendung.
Laber Rhabarber,
das bringt nix. Mehr Personal ohne Verwaltungsreform ist unfug. Die BW hat viel zuviel Zivilbeschäftigte. Die müssen abgebaut werden. Die arbeiten der STOV kann locker auch die Inst/ Truppe mit abdecken. Die meiste Zeit verbringen die Soldaten mit langeweile. Grünflächen kann die Truppe selber Pflegen. Kleinere Reparaturen ebenso . Für kompliziertere Dinge wird eine externer Dienstleister die nennt man auch Hausverwaltung im Zivilbereich beauftragt. Personen die 40 Jahre und älter sind , wissen wie so etwas läuft und im Instbereich sind viele gute Leute.
Der wichtigste Punkt ist jedoch!!!!!—>
Einführung eines Pflichtjahres für Frau und Mann!!
Angebote gibt es genug:
Ordnungsamt, Grünflächenamt, Flüchtlingshilfe, Altenheime, Polizei, THW, Feuerwehr, Obdachlosenhilfe, etc
Krankentage müssen nachgeholt werden (ausgenommen Härtefälle) und wer nichts machen will bekommt keinen Studienplatz oder weniger Rente bzw. Führerschein erst ab 25.
Die Truppe kann und will mehr machen als die Bürokraten in den Verwaltungen zulassen.
@803er
das Problem einer Dienstpflicht ist, dass eine zu große Zahl junger Männer und Frauen zur Verfügung steht, es selbst bei einer kurzen (sinnvollen?) Dienstzeit unmöglich ist, diese Männer und Frauen unterzubringen.
Damit ist der einzige praktische Ansatz, ein auf Freiwillgen basierendes System zu verwenden. Freiwillige wollen allerdings sinnvoll beschäftigt werden, Geld ist kein wirklicher Ersatzt.
Deshalb bin auch wie klabautermann der Ansicht, dass das System umgestellt werden muss.
Erzeugt es z.B. Anreiz für Abiturienten, 2-4 Jahre als Mannschaft/ROA(?) zu dienen, wenn anschließend 8 Semester Bafög gezahlt wird?
Gibt es für potentielle Offiziere Anreiz, erst 5-6 Jahre in der Truppe zu dienen, danach zu studieren, entweder militärfachlich bei weiterer Verwendung als Berufssoldat oder in einer zivilen Richtung?
usw.
…uns fehlen doch kein geringqualifizierte junge Menschen, uns fehlen keine Grundwehrdienstleistende.
Der Ruf nach Aktivierung der Wehrpflicht löst keines unserer Probleme, das Gegenteil wird der Fall sein, wir werden neue bekommen.
Moin…
Vielleicht sollten unsere Politiker endlich mal anfangen, den Auftrag und die Aufgaben der Bundeswehr in Zukunft klar zu definieren. Die Chance dazu besteht jetzt mit dem neuen Weissbuch.
Solange jeder potentielle Einsatz, wie zuletzt geschehen mit aller Gewalt und in kürzester Zeit durchs Parlament getrieben wird, wird sich nie was ändern.
Da könnte der Wehretat 50 Mrd pro Jahr betragen, das Geld würde niemals reichen.
Breite und Tiefe, diese Begriffe passen schon seit langem nicht mehr. Stückwerk lautet das Stichwort.
Auch intern muss sich in Zukunft vieles ändern. Die Laufbahnen müssen transparenter werden, „Hochdienen“ ist so ein Zauberwort, ähnlich wie es in der israelischen Armee praktiziert wird. Der Dienst muß attraktiv sein, und darf nicht, wie in vielen Verbänden der Schlammzone, zum „auftragslosen Gammeldienst“ werden, wenn gerad kein Ausbildungsauftrag oder Einsatz ansteht.
Am schlimmsten aber, ist das Auseinanderklaffen zwischen den verschiedenen Ebenen.
Ab Brigadeebene kann man nicht mehr von Truppe reden. Die Kluft zwischen Ämterebene und der Truppe wird immer größer. Ein Personalaustausch, weil man Soldaten von der Verwendung entsprechend aufbauen will und muss, wird immer schwieriger. Die Versetzungsbereitschaft nimmt in allen Dienstgradgruppen immer mehr ab. Woher sollen etwa 20000 neue Soldaten kommen, die Nachwuchslage ist nicht gerade rosig, auch wenn die Nachwuchsgewinnungsorganisationen 2015 ihr besten Jahr hatten, was die Einstellungsquoten betrifft…
Manchmal wiederholen sich die Argumente für eine attraktivere Laufbahn.
Leider lassen sich die Verantwortlichen nicht auf die Vorschläge der Praktiker in der Truppe ein. Größtenteils bedeuten diese Vorschläge auch ein zurück zu bewährten Strukturen und Verfahren der Vergangenheit, also
– durchgängige Laufbahnstrukturen
– Aufstiegslaufbahnen von Manschafts- in Uffz oder Fw-Laufbahn
– Schülerplanstellen, zur Ausbildung der Regeneranten (UoP, Fw), Vesetzung auf die Dienstposten der Verbände erst nach erfolgreicher Gesamtausbildung für den Dienstposten (das verhindert, dass Regeneranten sich nur bis zur Beförderung zum Fw anstrengen und sich dann auf einen heimatnahen Dienstposten ohne ATN 6 bis zur Entlassung durchhängen lassen)
– vernünftige BS-Quote im Fw-Bereich um Spezialisten auf Lebenszeit zu binden, anstatt sie 5-6 Jahre auszubilden und dann 5-6 Jahre zu nutzen und mit Anfang 30 sie als top-ausgebildete Spezialisten der deutschen Wirtschaft zur Verfügung zu stellen.
– Abschaffung von SaZ 15 – 25, denn diese Verpflichtungszeiten dienen überwiegend dazu, Personal, das Angst vor der freien Wirtschaft hat und oftmals auch im Dienstbetrieb zu den Leistungsschwächeren zählt, den Schritt in die freie Wirtschaft hinauszuzögern.
Aber leider wird dieser Klageruf auch nicht gehört werden und die „Prozessorientierung“ beim BAPersBw (einmal Mannschafter immer Mannschafter) und der „Zentralisierungswahn“ (warum werden Mannschaftsdienstgrade nicht vom S1 des Verbandes geführt und bei entsprechender Leistungsfähigkeit vor Ort weiterverplichtet, anstatt im fernen Köln ? ) wird weitergehen.
schlitzke | 03. Februar 2016 – 8:57
Hoffentlich werden Ihre Träume keine Wirklichkeit.
„wer nichts machen will bekommt keinen Studienplatz oder weniger Rente bzw. Führerschein erst ab 25.“ Das wäre ja so’n System a la DDR. Nein danke!
@ Zimdarsen
Zustimmung
@ Georg
weitgehende Zustimmung, lediglich die SaZ 15-25 Thematik sehe ich anders. Gerade in Spezialistenlaufbahnen (IT ist das beste Beispiel) können Sie auf diese Weise, wie Sie selbst im Absatz zuvor bemängeln, wertvolle und relativ langwierig auszubildende Spezialisten effektiver weil länger nutzen.
schlitzke | 03. Februar 2016 – 8:57
Wir haben nicht ohne Grund eine Trennung von militärischem und zivilem Anteil der SK.
Mit Verlaub gesagt ist dies Unsinn. Die Truppe soll und muss sich auf ihre Kernaufgaben konzentrieren, ausbilden und üben können und nicht Rasen mähen oder Wände streichen, auch wenn Sie glauben, dass sie das besser kann.
@ Bin_dabei
Zum Thema „Spezialistenlaufbahnen“.
Ein halbwegs guter IT-Spezialist wird nach 12 Jahren freiwillig ausscheiden, wenn er aufgrund der BS-Quote in der Laufbahn keine Chance auf BS hat. Warum sollte er freiwillig länger bleiben, sich dadurch seinen beruflichen Marktwert reduzieren lassen (aufgrund von höheren Alter) und dann 10 Jahre später in das zivile Erwerbsleben starten ?
Verallgemeinerung ist immer schlecht, dass weiß ich, aber meine überwiegende Erfahrung mit SaZ15 und länger Verpflichtungen ist die, dass man diese oftmals nicht von SaZ 12 auf länger verpflichten hätte sollen, da sie leistungsmäßig kein Gewinn waren, sondern die Stelle nur blockiert haben für gute Nachfolger.
@ Georg
„– Abschaffung von SaZ 15 – 25, denn diese Verpflichtungszeiten dienen überwiegend dazu, Personal, das Angst vor der freien Wirtschaft hat und oftmals auch im Dienstbetrieb zu den Leistungsschwächeren zählt, den Schritt in die freie Wirtschaft hinauszuzögern.“
Permanente „Leistungsschwäche“ sollte die entsprechenden Konsequenzen haben. Z.B. vorzeitige und unkomplizierte Entlassung nach Abmahnung durch einseitige Auflösung des Vertrages.
@ mil FKr
Entschuldigung, ein Zeitsoldat kann nach schwerwiegenden Verfehlungen nach § 55(4) SG vorzeitig entlassen werden. Davon spreche ich nicht, sondern von Kameraden, die sich am unteren Ende des Leistungsspektrum ( = Beurteilungsspektrum) der Vergleichsgruppe befinden und einen Antrag auf Weiterverpflichtung stellen.
Die Praxis zeigt, dass SaZ 15+ Weiterverplichtungsanträge von Kameraden, die der Disziplinarvorgesetzte nicht befürwortet hat, vom BAPersBw aus „übergeordneten“ Gesichtspunkten befürwortet und die Dienstverhältnisse ensprechend dem Antrag verlängert wurden.
@ Georg
Ja stimmt, wenn er z.B. straffällig geworden ist.
Ich rede von denen, die die Teilnahme an 14-tägigen Lehrgängen mit irgendwelchen Begründungen immer wieder rauszögern oder regelmäßig kurz vor der Übung krank sind oder von denen, die vor jedem Einsatz irgendwie doch nicht können. Ich meine die Unwilligen, nicht die weniger talentierten.
Nach meinem ersten kleinen Steinchen schmeiß ich jetzt mal noch einen Kiesel in den Teich:
Man stelle sich folgende 5 Dienstgradgruppenebenen vor:
1. Spezialisten (d.h. ohne militärische Führungsqualifikation/reine Fachverwender) – Abdeckung der Mannschaftsdienstgrade und UOoP bis A6/7 – max Verpflichtungszeit: 10 Jahre
2. Meister (Spezialisten inkl. militärischer Führungsqualifikation in ihrem Funktionsbereich) – Dienstgradbereich HFw-OSFw bis A9/10 – max. V-Zeit: 20 Jahre
3. Bachelor (Funktional Warfare Area Führungspersonal mit Truppenführungsqualifikation DiszpStf 1) Dienstgradbereich OffzTrpD/OffzMilFD – bis A13, max. V-Zeit: 25 Jahre
4. Master (Funktionales/Allgemein militärisches Führungspersonal inkl. GenStbEignung) – Dienstgrad-/Besoldungsbereich A14-A16, max. V-Zeit 30 Jahre.
5. Ebene der Generale/Admirale B3-B10 – Zuerkennung BO60 nach Eignung/Leistung und Bedarf durch Personalberatungsgremien der MilOrgBereiche/PersAmt/BMVg
Abschaffung BS, Zivilberuflicher Qualifikationserwerb zum/nach Ende der Verpflichtungszeit. Durchlässigkeit der Ebenen gesteuert mittels Verwendungsaufbau-/Qualifizierungsmodellen.
Ganz schön radikal ? ;-)
@ Klabautermann
Find ich gut. Ich würde „Verpflichtungszeit“ aber durch eine Art Beschäftigungsvereinbarung ersetzen, mit der Möglichkeit diese begründet einseitig auch zu verkürzen oder gemeinsam zu verlängern.
@mil FKr
J klar, solche Puffer müssen sein…..ich hab ja auch nur eine Art Grobskizze entworfen….
@Klabautermann
Meines Erachtens zumindest bei 1-3 für Techniker noch nicht optimal.
Die Ausbildung eines Technikers im Lfz Bereich (derzeit UO/PUO) dauert demnächst fast sieben Jahre von der GA über die ZAW bis er das erste Mal als Meister eigenverantwortlich unterschreiben kann (EMAR /DEMAR). Selbst bei SaZ 20 ist da das Verhältnis von Ausbildung zu Einsatz eher ungünstig. Entweder wir geben das komplett zivil ab, oder wir bieten Spezialisten eine Berufssoldatenlaufbahn. Ansonsten werden wir in der Summe der Kosten niemals auf einen grünen Zweig kommen.
Bei den restlichen Punkten bin ich bei Ihnen.
@Klabautermann:
Eigentlich nicht… würde aber an den bestehenden Strukturen scheitern.
Wenn man es allerdings damit kombinieren würde, so disfunktionale Institutionen wie die FüAk hinsichtlich der Auswahlauspekte für die Personalentwicklung an Externe zu vergeben. Auch im BAPersBw müsste dafür einige Strukturen drastisch überarbeiten.
@Schnuckel
Tja, das war schon immer so, dass bestimmte Spezialisten „unwirtschaftlich“ sind, das kann man aber dann individuell regeln duch entsprechende „Beschäftigungsvereinbarungen“ ohne wieder Strukturzwänge einzuführen.
@Kerveros
In den Köpfen muß man weg von Laufbahnmodellen und hin zu Verwendungsmodellen…..das würde schon viel bewirken ;-)
klabautermann | 03. Februar 2016 – 12:17
Warum nur kommen mir die wesentlichen Bestandteile Ihres Kieselsteinchens so bekannt vor?
Das ist doch im Großen und Ganzen das Modell der amerikanischen SK.
Vieles daraus ist durchaus sinnvoll wie z.B. die Spezialistenlaufbahn, stößt aber anscheinend auf erhebliche Widerstände im Bereich des Besoldungsrecht.
@mil FKr
Der Punkt mit Krank etc. ist führt in rechtlich und praktisch noch viel gefährlichere Gewässer.
So nachdem Problem 3 mal Vor der Übung krank(Ursache womöglich die Gesundheitsgefährdende Unterbringung) und dann weg?
Will ich jemand, der eigentlich ins Bett gehört auf der Straße, mit der Waffe etc. unterwegs haben?
Von der Tatsache mal ganz abgesehen, das Beginn der Berufsausbildung Leute öfter Krank werden und Kasernen in dieser Situation bestimmt nicht positiv sind.
@Klabautermann
1) Sorry, aber machen sie keine UoP aus denen, nennen sie diese Specialist und bezahlen sie entsprechend ihrer Fachqualifikation.
Aber geben sie ihnen keine Vorgesetztenfunktion.
@ Bin_dabei
Ja, aber der @klabautermann, möchte dies ohne monatliche Ruhestandszahlungen abwickeln, wenn ich ihn richt verstanden habe.
@Bin_dabei
Richtig erkannt……aber was hindert die Bundesrepublik eigentlich daran einen „Tarif S“ (=Soldatenbesoldungsrecht) einzuführen ? Wenn ein Schornsteinfeger sogar im Inland hoheitlich tätig sein darf gem. einem Schornsteinfegertarifvertrag ??? Warum muß die Soldatenbesoldung 1:1 angelehnt sein an den Besoldungen/Tarifen im Öffentlichen Dienst/Verwaltung ?
;-)
@ Klabautermann
Zitat: „Abschaffung BS, Zivilberuflicher Qualifikationserwerb zum/nach Ende der Verpflichtungszeit. Durchlässigkeit der Ebenen gesteuert mittels Verwendungsaufbau-/Qualifizierungsmodellen.
Ganz schön radikal ? ;-)“
Ja, das ist radikal gedacht, weil Sie bei den Qualifikationsebene 2 und 3 mit SaZ 20 bzw. SaZ 25 vermutlich nicht mit einer Ruhestandsregelung wie bei den US-Streitkräften gedacht haben, sondern mit Übergangsgebührnisse und dann Tschüss, oder ? (BO41 ist ja aus grundsätzlichen Gründen der Pensionsregelung praktisch abgeschafft worden).
Die Qualifikationsebene 2 und 3 entspricht ja dem mittleren und gehobenen Dienst in der Verwaltung, im öffentlichen Dienst, bei der Polizei, bei den Berufsfeuerwehren usw.
Warum sollte sich ein fähiger junger Mensch der gut ausgebildet ist und weiß, dass er/sie etwas gut kann auf so einen Deal einlassen und auf den BS und die Beamtenpension verzichten ?
Aktuelle heutige Schlagzeile in der Zeitung. 1/3 der Langzeitarbeitslosen sind über 50. Dabei handelt es sich oft um höherqualifizierte Arbeitnehmer, die ihren Job wegen Firmenschließung, -verlagerung o.ä. verloren haben und auf all ihren Bewerbungen eine Absage erhalten, ohne dass der wahre Grund mit angegeben wird – ihr Alter.
Also entweder man ist mit 30 Jahren Berufssoldat oder man orientiert sich an der Zivilwirtschaft. Dies betrifft explizit nicht die „Kämpfer“ in den Kampftruppen, denn die werden aufgrund ihrer spezifischen Tätigkeit bis auf weiteres ihren Nachwuchs generieren können.
Außerdem macht ein zivilberuflicher Qualifaktionserwerb zum Ende der Dienstzeit nicht immer Sinn, z.B. beim Fluggerätemechaniker oder Fluggeräteelektroniker. Wenn der Dienstherr diese Wissensgebiete für die eigenen Tätigkeit braucht, muss er sie am Beginn der Tätigkeit ausbilden und nicht am Ende.
@Georg
Richtig, „Pension“ wird abgeschaft. Die Soldaten gehen alle in die „Rentenkasse“ und „Gesetzliche Krankenkasse“. Freie Heilsfürsorge und Nachsorge „nur“ im Einsatz. Damit sind wir dann beim Thema „Definition Einsatz“, siehe andern Faden über PBG. Die Beamtenrechtler sind jetzt natürlich in der stabilen Seitenlage und Hechelatmung – man reiche denen eine Papiertüte ;-)
klabautermann | 03. Februar 2016 – 13:21
Klar doch.
Wie gesagt, ich habe viel für große Teile Ihres Vorschlags übrig, gleichwohl glaube ich, dass die Widerstände aus Innen- und Finanzressort nicht überwindbar sein werden.
Es lohnt sich aber dies immer wieder auf die Agenda zu bringen. Ich bin in dieser Thematik bei Ihnen.
@Bin_dabei
Alles klar, man kann sich aber mal langsam in diese Richtung bewegen. Die US haben dieses System ja auch nicht aus Lust und Laune eingeführt. Sie haben es eingeführt, weil sie keine Indiander mehr in genügender Anzahl bekamen, dafür aber auf einer riesigen, überalterten Häuptlingshalde saßen Anfang der 90er…….die Navy mußte fast die halbe Flotte an die Pier legen damals, weil der human-drain im unteren Pers-Strukturbereich größer war als die regeneration-rate.
@ Klabautermann 13.28 Uhr
Meine ausführliche Antwort von ca. 13:15 zu ihrem Vorschlag ist leider im Spam-Filter hängengeblieben, aber vielleicht „befreit“ ihn ja Hr. Wiegold (Danke).
Zitat: „Die Beamtenrechtler sind jetzt natürlich in der stabilen Seitenlage und Hechelatmung – man reiche denen eine Papiertüte ;-)“
Darüber kann man sich natürlich gut auslassen, wenn man eine 40 jährige Berufsoffizierkarriere hinter sich hat, mit einer entsprechenden guten Pension ;-)
Aber im Ernst, für wen soll so etwas interessant sein ?
Wenn man in die Rentenkasse einzahlen muss, muss das Brutto entsprechend erhöht werden. Damit steigt die Steuerbelastung der Soldaten, so dass man von einer mindestens 30 % Kostensteigerung für die Soldaten ausgehen musss. (geschätzt 4- 5 Mrd Euro / Jahr).
Wie attraktiv dies ist, sieht man an der Diskussion u.a. auch in Schleswig-Holstein vor einigen Jahren bezüglich Beamte oder Angestellte als Lehrer. Zwischen den Bundesländern trat ein Abwerbungswettbewerb für die Lehrkräfte auf, da ein angestellter Lehrer dem Arbeitgeber ca. 1000 Euro im Monat mehr kostet und netto der angestellte Lehrer 1000 Euro weniger in der Tasche hat, als der verbeamtete Lehrer (A13 Niveau).
Resultat: Auch Schleswig-Holstein verbeamtet wieder.
Na ja, Pläne hin, Pläne her. In den nächsten 15 Jahren gibt das die Bevölkerungsentwicklung einfach nicht her. Die zunehmende „Reisetätigkeit“ bei Y-Tours erschwert die Personalgewinnung noch zusätzlich.
@Georg
Ja, ich kenne diese Diskussion. However, Leher ist nun mal – im Gegensatz zu Soldat – noch immer Lebensberuf. Aber nun schauen wir einmal in das Thema Post ??? Wieviwl Postbeamte haben wir noch ? Oder Deutsche Bahn ?? Wohlgemerkt, die Wehrverwaltung will ich nicht „privatisieren oder tarifizieren“. Und warum eigentlich sollte man langfristig nicht auch darüber nachdenken, den „Beamten auf Zeit“ einzuführen ?? Die Umstellung auf Bachelor/Master führt ja zZt zu einigen ziemlich hitzigen Diskussionen im Bereich Öffentlicher Dienst mit Blick auf Einstufung und Aufstiegschancen etc. Auch das Beamtenrecht muß liberalisiert werden, denn sonst bekommt der ÖD auch keine „Spezialisten“ mehr.
@ schnuckel und Klabautermann.. Ganz ihrer Meinung
Ich denke das unser starres Laufbahn- und Beurteilungssystem unsere größten Probleme darstellen. Durch die mangelnde Durchlässigkeit bzw. das ab einem gewissen Punkt absehbare Laufbahnziel lähmt sehr viel an Initiative bzw. Engagement…. Ich denke es ist einfach nicht zielführend, dass sich Berufs- und Zeitsoldaten ab einem gewissen Punkt auf die Faule Haut legen können, da sie wissen das sich in ihrer Laufbahn bzw. Karriere eh nichts mehr tun wird. Wir müssen endlich damit beginnen die fleißigen und flexiblen zu belohnen. Weiter sollten wir nicht aus dem Auge verlieren, dass sich Lebensumstände bzw. familiäre Verpflichtungen teilweise recht kurzfristig ändern können, d.h jemand der nicht die geforderte Flexibilität oder Leistung erbringen konnte , sollte bei einer eintretenden Verbesserung seiner Leistungen bzw. Möglichkeiten die Möglichkeit haben weiter zu kommen. Weiter sollte jedoch beachtet werden, dass es andersrum genauso sein könnte…. Was bringt es z.b. einen aufgrund familiärer Probleme eingeschränkten truppenoffizier weiter zu fördern, wenn er seiner Aufgabe eh nicht nachkommen kann…. So jemanden sollte ich erst einmal zurückstellen…trotzdem kann der Soldat bei Besserung seiner Situation wieder regulär eingesetzt werden….
klabautermann | 03. Februar 2016 – 13:28
Sie wollen ernsthaft die Alimentationspflicht des Staates aufgeben? Dann gibt es aber auch keine „Treuepflicht“ und keinen“Diensteid“ mehr. Dann gibt es einen Arbeitsvertrag; ergo Söldnertum. Warum wollen Sie sowas?
@ Heiko Kamann
+1
@ klabautermann
Warum sollte ein Lehrer in einem engeren Treueverhältnis zum Staat stehen als ein Soldat, der hoheitlich handelt, bei seiner hoheitlichen Aufgaben u.U. sein Leben riskiert und als Dankeschön dann mit 40 Jahren ein „Tschüss, war schön mit dir“ vom Dienstherrn bekommt ?
Sorry, aber ich denke an der hoheitlichen Aufgabe des Soldaten kommt niemand vorbei.
@Heiko Kamann
Eine wirklich ernstgemeinte Frage: Wo zeigen sich denn heute noch die Treuepflicht und der Diensteid in der echten Praxis?
Das sind inzwischen doch einfach nur noch Phrasen. Ich habe in über 30 Dienstjahren noch keinen Soldaten erlebt, der mir gesagt hätte: „Wenn ich in der freien Wirtschaft wäre, dann würde ich das jetzt nicht machen, was der Chef mir sagt“ Und auch der Diensteid ist m.E. für die meisten jungen Soldaten nur noch eine nette Floskel zum Nachsprechen. Wann werden die denn von wem mal daran erinnert?
Oder anders gefragt: Was ist bei einem Arbeitsvertrag so viel anders für einen Soldaten? Sind nicht inzwischen die meisten Soldaten eigentlich nur noch Verteidigungsbeamte oder Verteidigungsamtmänner (damit meine ich jetzt nicht das gleichnamige Forenmitglied)?
@Heiko Kamann
Alimentationspflicht und Treuepflicht……hm, jetzt werde ich etwas polemisch.
Was bitte ist der Unterschied zwischen einer staatsvertraglichen und einer betriebsvertraglichen „Treuepflicht“ ?….in der Rechtspraxis ? Wohlgemerkt, ich propagiere nicht die Abschaffung des Beamtentums, ich plädiere nur für seine – sagen wir mal – Skalierung.
Richter, Staatsanwälte, Professoren mit Promotionskompetenz (oder wie das heißt), Behördenleiter u.v.a.m sehe nach wie vor im Status Beamter auf Lebenszeit……aber das muß doch nicht bedeuten, dass man nicht auch den Beamten auf Zeit einführen kann, inkl. Alimentations- und Treuepflicht auf Zeit….ich sehe da ehrlich gesagt eigentlich kein Problem.
@ Heiko Kamann
Wie wird ein ehemaliger SAZ 12, der in diesen 12 Jahren aufgrund seines Diensteides, seiner Treuepflicht uneingeschränkt weltweit nachgekommen ist, denn nach seiner zweiten zivilen Karriere zum Renteneintritt alimentiert? Doch wohl wie ein gewöhnlicher Rentner ohne SAZ-Karriere auch, oder? Mit dem was er eingezahlt hat, oder? Ist Rente keine „Alimentation“ des Staates?
Der SAZ dient seinem Land mit Diensteid und Treuepflicht auch ohne Pension.
@Georg
Ich muß jetzt gleich mal los, aber der Staz „Sorry, aber ich denke an der hoheitlichen Aufgabe des Soldaten kommt niemand vorbei.“ verwirrt mich etwas, denn hoheitlich tätig wird der deutsche Soldat imho/afaik nur im Krieg, vulgo Verteidigungsfall…..isses schon wieder so weit ??
Sorry, muß los…..
@ Shadowchaos
In Ihrer Darstellung haben Sie einen wichtigen Baustein vergessen, den es in unserem Beruf und dem besonderen Verhältnis zwischen Soldat und Staat zu beachten gilt: Die Fürsorgepflicht des Staates. Ihre Darstellung klingt doch sehr nach Hire- and Fire-Mentalität und das ist etwas, was sich in diesem Zusammenhang verbietet.
Und die Überzeichnung, dass jeder Zeit- und Berufssoldat, der sein Laufbahnziel erreicht hat, träge wird und keine Initiative mehr zeigt ist m.E. auch nicht zutreffend.
mil FKr | 03. Februar 2016 – 14:36
Nein, die Rente ist keine Alimentation. Aber das wissen Sie doch sicher. Rentenansprüche erwirbt sich der Arbeitnehmer dadurch, das er in die Rentenkasse einzahlt.
Die Antwort gibt die Bundeswehr doch selber: „Militärische Fachkraft“.
@Klabautermann
Die Bundesrepublik hindert daran nichts, aber selbst beim Lobbyverein der Trachtengruppe Flecktarn ist die Idee ja nicht immer unbedingt positiv aufgegriffen worden. Die Beamten haben halt eine Lobby, die den Soldaten nützt – zumindest wenn es um Gehaltserhöhungen etc geht.
Bei Zulagen war diese Zusammenlegung in der Vergangenheit regelmäßig kontraproduktiv.
Leute jetzt kommt doch bitte mal auf den Boden der Tatsachen und nicht der Spekulationen zurück.
Beamter auf Zeit – gibt es als Vorbereitung zum Berufsbeamten, in der Regel wird der Beamte auf Zeit nach seiner Laufbahnausbildung mit 26 Jahren zum Berufsbeamten ernannt.
Bekanntermaßen gibt es den Soldaten auf Zeit, der kann ebenfalls als ausgebildeter Fw bei vorliegen aller Vorraussetzungen so ab 26 Jahren zum Berufssoldaten ernannt werden. Er kann aber auch nach seiner Verpflichtungszeit ganz normal ausscheiden und wird dann in der gesetzlichen Rentenversicherung nachversichert, was allgemein bekannt sein dürfte. Das er während dieser Zeit sowohl im Friedensbetrieb im Inland als auch im Auslandseinsatz hoheitlich tätig wird, steht für mich ausser Frage.
Die hier diskutierte Eingangsfrage drehte sich doch um das unattraktive Dienstverhältnis SaZ 15 bis SaZ 25 als unattraktive Laufbahnalternative für die von @Klabautermann skizzierten Dienstverhältnisse der Qualifikationsebenen 2 und 3 (entsprechend mittlerer und höhere Dienst).
Kein vernünftiger technischer Spezialist (IT-Fachmann, Rettungsssanitäter, Schiffstechniker, Flugzeugmechaniker, Flugzeugavioniker, Pionier und was es sonst noch an technischen Mangelverwendungen für Spezialisten bei der Bw gibt) der beiden genannten Ebenen „vergeudet“ seine besten Berufsjahre zwischen 30 und 45 bei der Bw um dann anschließend draußen Fuss fassen zu müssen und sich dann bis zur Rente mit 67 Jahren irgendwie durchzuschlagen.
Das machen nur die Kameraden, denen die Arbeitslosigkeit droht und deshalb das gesicherte Dienstverhältnis als SaZ auf bis zu 25 Jahren ausdehnen.
Damit steht für mich fest, wenn man Spezialisten eine Perspektive zum Bleiben anbieten will, dann muss man Ihnen den Berufssoldaten anbieten und nicht SaZ 15-25.
Streiche: entsprechend mittlerer und höherer Dienst
Setze: entsprechend mittlerer und gehobener Dienst
(also ab Fw-Dienstgrad bis zu Ebene A12/A13)