Dokumentation: von der Leyens 130-Milliarden-Euro-Pläne
Zu den Plänen von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die militärischen Beschaffungen für die Bundeswehr in den nächsten Jahren deutlich zu erhöhen, bis 2030 dafür rund 130 Milliarden Euro vorzusehen, und den neuen Zahlen für Großgerät der Truppe hier zur Dokumentation:
• Die Ministerin am 27. Januar im ARD-Morgenmagazin:
Frage:… Mit 130 Milliarden… wollen Sie die Bundeswehr nachrüsten, um sie wieder handlungsfähig zu machen. Ist es wirklich so schlimm?
Antwort: Wir haben in den letzten zwanzig, fünfundzwanzig Jahren, eigentlich seit der Wiedervereinigung, eine permanente Schrumpfung der Bundeswehr erlebt und Kürzungen, Kürzungen, Kürzungen. Das war am Anfang auch nötig, denn sie war überdimensioniert. Aber wir sind über einen Punkt hinweg. Wir leben inzwischen von der Substanz. Es gibt hohle Strukturen. Wir haben einen gewaltigen Modernisierungsbedarf.
Und die Aufgaben steigen. Das sieht ja jeder. Die Bekämpfung des Terrors weltweit, die Folgen des Krieges in der Ukraine, der Modernisierungsstau. Da müssen wir jetzt erstens die Karten klar auf den Tisch (legen) – das mache ich zurzeit – und nach vorne schauen, wie wir eigentlich die Bundeswehr ausstatten wollen mit dem Material, das sie braucht, für die Aufgaben, die sie hat.
Wir haben Fahrzeuge aus den 70er Jahren… Das ist nicht mehr angemessen. Das zieht sich quer durch die Truppe. Wir haben vor allen Dingen zurzeit ganz viele Löcher, hohle Strukturen. D.h. nicht jeder Soldat hat einen modernen Helm oder eine Weste. Das hat man lange, lange kaschiert. Ich finde, es muss klar sein, dass, wenn wir die Aufgaben bewältigen wollen, die wir der Bundeswehr aufbürden, dann muss sie auch ausgestattet sein, dass sie das kann.
Wir wollen das Land nicht im Stich lassen. Wir wollen diese Aufgaben auch bewältigen. Aber wir müssen dafür die richtige Ausstattung haben.
Frage:… 130 Milliarden über 15 Jahre… – Haben Sie denn schon ein Signal von der derzeitigen Regierung, dass das willkommen ist und dass Schäuble sozusagen ein bisschen Geld locker macht. Und vor allen Dingen: Wie wollen Sie das denn über diesen langen Zeitraum strecken?
Antwort:… Wenn wir äußere Sicherheit haben wollen – und die derzeitige Lage zeigt, dass, wenn Deutschland sicher sein soll innerhalb der Bündnisse, dann müssen wir unseren Anteil an Verantwortung auch tragen und tatsächlich unsere Pflichten auch leisten -, es ist klar, dann müssen wir auch investieren.
… Es geht nicht darum, ein Jahr mal eben einen großen Schluck aus der Pulle zu haben…, sondern es ist ganz wichtig, dass der Verteidigungsetat steigt, aber dann langfristig, stetig oben bleibt. Denn wir haben einen gewaltigen Nachholbedarf, und wir müssen nach vorne gucken. Wir brauchen neue Fähigkeiten. Das ganze Thema Cyber zeigt ja auch, was auf uns zukommt.
Frage:… Macht Schäuble mit?
Antwort: Ich habe große Offenheit gespürt. Und ich gehe jetzt in die Detailverhandlungen für den Haushalt, aber bin guten Mutes.
Frage: Nun gibt es auch Stimmen, die sagen, vielleicht sollte die Bundeswehr einfach nicht so viele Einsätze machen… Müssen wir wirklich uns so groß aufstellen?
Antwort: Aber ja! Das ist die Folge von Globalisierung. Das ist die Folge auch eines Landes, das eine große Bedeutung hat, politisch und ökonomisch, und das Verantwortung tragen muss, aber auch tragen will.
Wir lernen doch gerade in der Flüchtlingskrise, dass, wenn wir uns nicht kümmern gemeinsam mit den anderen, dann kommen die Probleme zu uns vor die Haustür. Wenn wir uns nicht kümmern um Syrien und Irak oder Afghanistan, wenn wir uns nicht kümmern in Afrika, nicht alleine, aber mit den anderen, wenn wir unseren Beitrag nicht leisten, dann kommen die Probleme zu uns und dann wird es noch schlimmer. Und genau das wollen wir nicht.
Wir wollen unseren Teil an Verantwortung tragen. Dafür muss die Truppe gut ausgerüstet sein.
Frage: Sie haben ja auch den Bundeswehrverband und den Bundeswehrbeauftragten hinter sich… Der einzige Gegner könnte derjenige sein, der das Geld vergibt.
Antwort: Wichtig ist, dass wir nochmal sehen, wieviel wir dafür auch bekommen. Und es ist entscheidend, wenn man richtig die Probleme am Ort selber bekämpft, wenn man Stabilisierung in den fragilen Ländern mit herstellt, dann „spart“ man spätere Folgen, die bei uns hier in Deutschland zu viel höheren Kosten führen.
Und es ist richtig, für die Menschen ihre Perspektive in der Heimat zu schaffen, als dass wir dann zum Schluss Erscheinungen haben, wie wir es im Augenblick bei dieser epochalen Veränderung durch die Flüchtlingskrise sehen.
• Von der Leyen am 27. Januar nach der Teilnahme an der Sitzung des Bundestags-Verteidigungsausschusses (Ausschnitt aus einem Audio des Verteidigungsministeriums):
• Die Sprecherin des Finanzministeriums, Friederike von Tiesenhausen-Cave, vor der Bundespressekonferenz am 27. Januar zu den Plänen der Verteidigungsministerin:
Frage: Eine Frage an das Finanzministerium. Frau von der Leyen hat für den Ausbau der Bundeswehr erhebliche Summen gefordert oder als nötig erachtet, 130 Milliarden Euro bis 2030. Inwieweit ist das mit dem Finanzminister abgesprochen? Wie weit hat er schon Signale gegeben, dass so etwas möglich ist?
von Tiesenhausen-Cave: Zu diesem Thema sind die beiden Minister in der Tat im Gespräch. Frau von der Leyen hat den Bundesfinanzminister fortlaufend und vertrauensvoll über ihre Planungen informiert.
Lassen Sie mich das aber erst noch prozedural einordnen. Wir gehen jetzt in das Haushaltsaufstellungsverfahren für den Bundeshaushalt 2017 und die Finanzplanung bis 2020. Im Gespräch ist ja eine langfristige, sehr strategische Ausrichtung bis zum Jahr 2030. Das geht also über diesen Zeitraum deutlich hinaus.
Der Herr Minister hat in der letzten Zeit auch schon mehrfach öffentlich gesagt, dass er in den Bereichen der inneren und äußeren Sicherheit durchaus Bedarf sieht. Das heißt aber nicht, dass in diesem konkreten Fall irgendetwas präjudiziert ist. Die Gespräche werden jetzt sorgfältig geführt, und zwar mit allen Ressorts. Nach Abschluss dieser Gespräche im März wird man dann mit dem Eckwertebeschluss zu Ergebnissen kommen.
Allerdings, das muss man inzwischen wohl immer vorsichtshalber dazu sagen: Diese Aussage belegt ja nicht die darauf gestützte Behauptung von Spiegel Online: Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hat seine Bereitschaft erklärt, den Etat des Verteidigungsministeriums zu erhöhen.
(Archivbild: von der Leyen am 3. Dezember 2015 vor der Bundespressekonferenz – Thomas Trutschel/photothek.de)
Hut ab, Frau Ministerin, eher wäre angebrachter gewesen, aber immerhin hat Hr. Schäuble offenbar Wohlwollen geäußert.
Allerdings, nicht „nach getaner Arbeit zurück lehnen“: Sie erfüllen damit lediglich das Mindestmaß dessen, was nachhaltig und seriös sein wird, wenn umgesetzt.
2% – eine NATO-Forderung, die Deutschland stets unterschreibt, sind das immer noch nicht!
Trotzdem, oder besser gerade deshalb, viel Soldatenglück im „Kampf durch die Tiefe“.
CAS gibt’s hier bei AG jederzeit.
@KPK
Bei der Formulierung CAS gibt’s hier bei AG jederzeit muss ich natürlich grinsen, aber auch dazu sagen: AG ist ein journalistisches, kein Kampagnenblog…
@T.W.
Klar doch, dass Sie auf Ihre Unabhängigkeit hinweisen.
Will übersetzen, Tipps+Hilfestellung+Wohlwollen, aus ehrlicher Betroffenheit von BwFans!
@ T.W.
gemeint war wohl eher das gros der kommnetare nicht Ihre publizistischen Beiträge.
Die Fraktionen „2% vom BIP für Wehretat“ und „Wehrpflicht für Alle“ sind leider keine Hilfe für die Sache an sich. Sie besetzen das Thema BW und verlagern die Diskussion/öffentliche Auseinandersetzung auf Phantomgefechte am Rand des Geschehens. In der Zwischenzeit haben Politiker an der Hauptkampflinie leichtes Spiel. Es geht bei der zukünftigen Materialaustattung der BW nicht um aus dem Himmel gegriffene Bruchteile am BIP. Es geht darum, welche Beschaffungen bis wann haushaltsreif und mit Mitteln hinterlegt sind. Gleichzeitig braucht es ein wachsames Auge, damit Lobbyisten die sprudelnde Quelle nicht sofort in den entsprechenden Konzernen versickern lassen. Die Handys der Lobbyisten laufen nämlich gerade heiß und dabei kommt selten etwas Gutes raus – wenn es einen unvorbereitet trifft.
Wird der Termin für das neue Weißbuch verschoben?
@ Bang50: …das ist der Grund, warum Suder die planungsbegründete Unterlage/Katalog im Stahschrank hat ;-) Aber Sie haben natürlich recht und auch ich nehme den aufgeregten Hühner-/Industriestall war. Wie im heute auch bei ARD im Beitrag erwähnt sind es die MdBs, die bereits auf ihre ‚zugdhörigen‘ Firmen blicken.
@ langnase: m.E. ist alles wie gehabt. Wie kommen Sie auf die Frage?
@langnase
Ein Weißbuch ist als Marathon-Ereignis von min/max einer Dekade angelegt.
Eine tagesaktuelle ad-hoc-Meldung findet im Grundsätzlichen staatlicher SiPo sicher keine Resonanz, das den 130 Mrd zugrundeliegende „Neuverständnis“ der Verwendung von deutschen Streitkräften dagegen bestimmt!
Schaun wir mal. Bedarfsorientiert bleibt man bei CH 53 bei 64 und STH steigt von 19 auf 59 incl CSAR. Damit wäre man nach der Diktion des Ministeriums bei zusätzlichen 40 STH ab 2025. Bei SEAKing und Lynx geht der Bedarf von 30 auf 36 hoch. Bei NH 90 sind noch zaghaft die 22 für den internationalen HS-Verband erwähnt. Schwerpunkt des Bedarfs liegt bei gepanzerten Fahrzeugen und Hubschraubern.
Aber wie bereits geschrieben, wenn das nicht in eine vernünftige Personalstrategie eingebunden ist, werden wir nur mehr Hangar-Queens gekauft haben. Und eine vernünftige Personalstrategie habe ich noch nicht gelesen.
@Schleppi
1+ und BZ
Zum Weißbuch 2016 glaube ich, es wird wie die vorherigen Weißbücher wieder stategielos und wird damit abermals einmal mehr ein mit viel vergebener “ Liebesmühe “ herausgebrachtes Papier mit vielen bunten Ansichten ohne echter Substanz.
Um mit dem ( Ex ? )-Kaiser zu sprechen: Schaun mer mal…..
Dass sich was ändert, heißt nicht, dass es besser wird, aber dass es besser wird, muss sich was ändern. Also mal abwarten………
@schleppi
So ist es und dies müssen mache erst einmal verstehen.
Schon jetzt ist der Engpass nicht das System, sondern das Personal.
Aufstockung AFG wird sportlich ;-)
Zitat: „Und es ist entscheidend, wenn man richtig die Probleme am Ort selber bekämpft, wenn man Stabilisierung in den fragilen Ländern mit herstellt, dann „spart“ man spätere Folgen, die bei uns hier in Deutschland zu viel höheren Kosten führen.“
Meint Frau vdL das so, wie Sie es gesagt hat? Probleme vor Ort bekämpfen, so richtig mit der gesamten Klaviatur einer Mittelmacht unter Inkaufnahme der friedensbewegten Aufschreie von Grünen, Linken und der SPD? Ich sehe hier das alte Ankündigungsplacebo, ohne echte Verpflichtungsermächtigungen wird das doch nix werden.
Beförderungen im mittleren Dienst wären auch nicht schlecht. Wundert mich das über 60jährige Kollegen die noch A7, und somit im Eingangsamt, sind noch motiviert zum Dienst kommen.
Warum eigentlich nicht, wenn die Arbeit Spass macht. In Zivilberufen wird auch nicht jeder Geschäftsführer sonder bleibt sein Leben lang Elektriker, Maurer, Dachdecker, Sekretär, usw.
Und der A07 mit Anfang Mitte 20 verdient ja auch nicht das selbe wie der A07 mit Ende 40. Durch die Dienstaltersstufen / Erfahrungsstufen ist da schon ein finaniziell spuerbarer Unterschied, auch wenn es keine Befoerderung ist.
In der Bw gibt es allerdings keine nach A07 besoldeten, die mit ueber 60 noch arbeiten muessen.
Bitte nicht solche Verbesserungsvorschlaege, wir haben dass mit den Neckermann StUffzen und Feldwebeln und den Seiteneinsteigern, die nach 3 Jahren Dienstzeit Hauptmann sind schon durch…
Das von durchlaufenen Ausbildungen und Verwendungen entkoppelte Einweisen in einen Dienstgrad (um ein hoeheres Einstiegs- Aufstiegs-gehalt zu ermoeglichen) oder Koppeln von Befoerdungen ausschliesslich an die Anzahl der geleisteten Dienstjahre ermoeglichen, um so die Attraktivitaet zu schaffen oder zu erhoehen, wuerde die Bundeswehr wohl ordentlich (und voellig unnoetig) schuetteln.
Bitte keinen oesterreichischen Verhaeltnisse, wo jeder Berufsoffizier als Oberst oder General in Pension geht.
Wir werden sehen… Wahlkampf beginnt, auch Gabriel verspricht Investitionen volkswirtschaftlicher Dimensionen.
Wenn man schon bei AG auf Nebelkerzen reinfällt, mache ich mir wirklich Sorgen um unsere Sicherheit. / SARC
Irgendwie ist mir das Ganze doch noch seeeehr. nebulös… Ende 2015 hieß es doch, durch INTERNE UMSCHICHTUNG würden 2 MRD € mehr in den Invest fließen. Ausgehend von 5,0 Mrd in 2015 wäre dies dann 7 MRD ab 2017.
Die 130 MRD würden auf 14 Haushaltsjahre verteilt. Wenn ich davon ausgehe, dass jedes Jahr der statistische Inflationsausgleich von 2 % aufgeschlagen wird, wären dies in der Summe bereits 112 MRD €. Damit würde sich das „reine“ Plus auf durchschnittlich 1,2 Mrd € pro Haushaltsjahr belaufen – also das, was wirklich mehr ausgegeben würde.
Wenn ich davon ausgehe, dass aus den Betriebsausgaben/F&T oder sonstigen investähnlichen Bereichen Mittel eingerechnet wurden (nehmen wir mal 1 MRD € an), dann käme ich ziemlich punktgenau im Jahre 2030 bei 2 % Inflationsausgleich auf 130 MRD €.
Irgendwie sagt diese Zahl… so gut wie nichts aus. So wie die letzte Bild-Schlagzeile „Bund gibt 550 Mrd € für Pensionen aus“… ja, klingt viel… aber nicht wenn man es bis fast 2050 aufsummiert.
Ich verstehe nicht, wieso überhaupt jemand auf so einen Köder anspringt. Vielleicht kann mir das ja mal jemand mit Fantasie als ich erläutern?
@DeltaR95:
Es werden eben gern Schlagzeilen produziert und kommentiert.
Die Faktenlage stört da nur.
Die Ministerin hat ja auffälligerweise noch nicht mal ansatzweise dargelegt welche Steigerung bis 2020 (Finanzplan des Bundes) erfolgen soll. Jedoch hat sie sich darauf „festgelegt“, dass das Geld für „Militärische Beschaffungen“ verwandt werden soll.
Ob man da in Zeiten von Life-Cycle-Cost im IPP nicht auch Betriebskosten mitgerechnet hat, bleibt das Geheimnis des BMVg.
Ach ja:
Erinnert sich noch jemand an das „Sofortprogramm Unterkünfte“?
Oder an das „Maßnahmenpaket Einsatzbereitschaft“?
Was wurde denn daraus?
Ach nöööö, lieber die nächste Schlagzeile….
Alles wird gut! Jetzt fordert auch der Reservistenverband mehr Geld für die Truppe und reiht sich damit in das „Miteinander der für die Verteidigungspolitik Verantwortlichen“ ein!
@ J-P-W: Na klar, der Reservistenverband muss ja in dieses Horn blasen. Er bekommt schließlich auch Mittel aus dem EPL 14, zuletzt glaube ich 16 Mio. Nachdem dieser Verein nun meine Daten über die Mastercard-Aktion ohne Einverständnis in den Orbit gelaungt hat, bin ich ausgetreten! Das sollte der Wehrbeauftragte einmal prüfen! Sorry, aber jeder der dort Mitglied ist, sollte sich diesen versteckten Hinweis zumindest ansehen.
http://www.reservistenverband.de/evewa2.php?d=1453992442&menu=0110&newsid=33096&
Um die 130 Mrd Euro einzuordnen, kann man sich ja mal den Spaß machen und die geplanten Ausstattungszahlen mit den zugehörigen Beschaffungskosten multiplizieren.
Na dann haben wir bis 2030 vielleicht das Material aber keine Soldaten mehr die es brauchen könnten.
Vielleicht brauchen wir auch kein Personal mehr dank Industrie 4.0 ?
Aber bis dahin gilt:
Frau Ministerin, Personal muss auch noch eingekauft werden …
… und das vorhandene muss motiviert werden dabei zu bleiben.
Die bisherigen Maßnahmen sind nur Makulatur und zu kurz gedacht.
Das wichtigste und höchste Gut im Unternehmen Bundeswehr sind immer die Mitarbeiter.
Gerade in Zeiten wie diesen.
Und dazu zählt eben mehr als Vollausstattung mit dann (hoffentlich) einsatzbereiten Material, dies sollte selbstverständlich sein.
Bundeswehr
SO.WIRD.DAS.NICHTS
Die NATO und Hr.Stoltenberg fordern laut Kölner Stadt-Anzeiger von heute weiterhin die 2014 in Wales versprochenen 2% vom BIP von Deutschland für die Verteidigung.
130 Mrd.€ bis 2030 für Ausrüstung ist viel zu wenig für Deutschland.
Selbst Italien wendet inzwischen 1,5 % auf.Das reiche Deutschland schafft noch nicht einmal 1,2 %.
Der Seeheimer Kreis fordert nach Angaben der SZ („Gefühl der Unsicherheit“) in einem Positionspapier einen Umfang der Bundeswehr von 200.000.
Zudem den Wegfall der Besoldungsgruppen A2 u. A3.
Zudem erhebliche personelle Verstärkungen bei den Sicherheitsbehörden. Ausscheidende SaZ sollen in die Bundespolizei übernommen werden.
Man bedenke bei all den Forderungen:
Der Vorsitzende des Seeheimer Kreises ist der sehr einflussreiche haushaltspolitische Sprecher Kahrs.
Man will wohl die Union vor sich her treiben – sogar im Haushaltsausschuss.
Ich habe letzte Woche die geplanten 130 Mrd € Investitionen von UvdL sehr begrüsst ! Ebenso habe ich aber auch auf gewisse Unsicherheiten externer Art hingewiesen z. B. schwächelnde Konjunktur, Flüchtlingskrise, etc. Dies scheint sich nun zu bestätigen.
Laut Handelsblatt hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet, das sich die Kosten zur Bewältigung der Flüchtlingskrise bis zum Jahre 2017 auf 55 Mrd € belaufen könnten. Dann wäre die schwarze Null von Herrn Schäuble nicht zu halten und das große Feilschen um die Einzeletats beginnt.
Mal sehen ob sich UvdL, wenn es um die Wurst geht, in den entscheidenden Verhandlungen auch durchsetzen kann. Ich würde es mir wünschen.
@ Memoria: habe ich auch gelesen. Hätte ich dem Seeheimer Kreis nicht zugetraut. Der DBwV-Vorsitzende hatte nach einem Gespräch mit Steinmeier zuletzt angedeutet, dass sich die SPD zu den Sicherheitsbehörden bekennen und diese (inkl. Bw) stärken wolle. Bin gespannt, ob es die AGSV der SPD zu einem entsprechenden Papier schafft. Bisher hatte nur die CSU mit ihrem PosPapier von Kreuth die Stärkung der Bw als Thema aufgegriffen. In der CDU kommt man außer ein paar Pressemitteilungen nicht wirklich in die Gänge. Dort ärgern sich wieder einige über einen Namensartikel „Unerträglicher Zustand“ des DBwV-Vorsitzenden im Behördenspiegel. Verlinkung lasse ich – Google macht’s möglich. Unerhört, der Kerl!
@FK70:
Da kann ich schon nicht verstehen wie man sich als vorgebliche „Partei der Inneren Sicherheit“ und „Partei der Bundeswehr“ über soviel Rückenwind für die Ministerin ärgern kann.
Man hätte nun genug „Munition“ um mit breitem Kreuz in die Haushaltsverhandlungen zu gehen.
Aber offenbar ist man weiter im „alles ist gut“- und „alles wird bald noch besser“-Modus.
Da stört eben der Realitätscheck des DBwV ungemein.
Ich bin mit Blick auf die Eckwerteverhandlungen jedoch weiterhin positiv. Da wird eine Bewegung nach oben drin sein: Nur wieviel?
@Memoria
Das Desinteresse und ständige „es ist alles gut und wird besser“der ehemaligen Bundeswehrpartei ist nicht nachzuvollziehen und nicht nur an der Realität vorbei, sondern auch nachlässig und nicht zukunftsorientiert.
Einfach nur traurig, da inzwischen alle nur etwas orientierten Bürger der Republik verstanden haben, dass auch die äußere Sicherheit an Wichtigkeit in der Zukunft zunimmt.
Das Weißbuch wird somit sicher im Sommer ein Selbstbeweihreucherungspapier wie gehabt. (aber das hatten wir ja schon im Blog )
Die hoffentliche Bewegung beim Geld wird, wie ja die NATO schon moniert hat, in jedem Fall zu wenig sein.
@Jens Schneider
Die Forderungen der NATO sind „nicht hilfreich“; die NATO hat m.E. beim Bürger ein eher schlechtes standing.
Besser und zielführender ist es, wenn die BReg die sicherheitspolitischen Ziele selber und klar verständlich formuliert und kommuniziert.
Mal sehen, ob die Union bzw. das BMI (unterstützt vom BMVg) den Vorschlag der Seeheimer aufgreift und die Einstellung von ehem. Zeitsoldaten bei der Bundespolizei erleichtert.
In Brandenburg wird dies ja bereits praktiziert (gemeinsam mit dem BfD).
Der Vorteil:
Die Ausbildung wird – zumindest in Brandenburg – um 1 Jahr auf 18 Monate verkürzt. Somit wäre relativ kurzfristig ein Aufwuchs bei der BPOL möglich.
Aber wenn die Bw gleichzeitig aufwachsen soll?
Widerspricht das der Agenda Attraktivität und der neuen Personalstrategie?
@Thomas Melber
Gebe Ihnen voll und ganz recht.
Aber leider kommen von unserer Regierung keine klar definierten Ziele zur Sipo, sondern nur Schönrederei und Durchhalteparolen.
Immerhin gibt es die 2% Vereinbarung von Wales mit Zustimmung einer Fr. Merkel.
Wer also sollte, außer der Nato Druck machen, dass wir die Realitäten anerkennen und endlich auf Grund der Lage die richtige Weichenstellung konsequent durchführen.
Die Zeit der Analyse ist doch wohl bei denen, die einen einigermaßen Durchblick bei Bundeswehr und Weltlage haben vorbei.
Nur eben nicht bei der Bundesregierung und explizit beim BMVg.
Oder irre ich total?
Kahrs erläutert das Seeheimer-Papier um 7:40 in einem Interview im Deutschlandradio Kultur.
Schon interessant, wie sehr man sich nunmehr überall für Sicherheitsthemen interessiert… So kurz vor Wahlen.
Ob der Seeheimer Kahrs und der Haushälter Kahrs bereits mit einer Stimme sprechen?
Es liesse sich leicht herausfinden, aber dafür müsste die Union mal Hausaufgaben machen – und nicht nur im BMI und BMVg fortlaufend Ankündigungen machen.
@Memoria: Das Seeheimer-Papier mit der Forderung nach 200.000 Soldaten für die BW ist jedenfalls mal eine Hausmarke und die erste realistische Forderung für eine BW-Stärke. Bisher hatte nur Herr Ex-General Kujat von 200.000 Soldaten gesprochen.
Denn bei den anderen bisherigen Forderungen von 5.000 – 10.000 Soldaten nur mehr, wäre zu befürchten, daß nur Sanitäter und IT-Leute angeworben würden, aber die Kampftruppen weiter vernachlässigt würden. Und ohne mehr Jäger, Panzergrenadiere und Panzertruppen kann man nicht gleichzeitig Einsätze wie Mali und Abschreckung von Russland gewährleisten.
Zudem war vor der überraschenden Entscheidung von KTG die BW auf 185 Tausend Soldaten zu verkleinern, die Zahl 200.000 war die geringste geforderte BW-Stärke und zwar von den Grünen. KTG hat es geschafft die Grünen zu unterbieten und CSU-Position waren damals noch 330.000 Soldaten.
Die Weizäcker-Kommission hatte 240.000 Soldaten gefordert für eine Berufsarmee und nicht nur 185.000.
Nur die Linkspartei wollte mit 100.000 Soldaten weniger als KTG, aber die Linkspartei ist BW-feindlich gesinnt(vielleicht weil sie nicht NVA heißt?) und kann niemand sicherheitspolitisch ernst nehmen.
@schleppi @zimdarsen @flieger 99:
+1
Schön, dass über mehr Geld für sicherlich dringend benötigte Investitionen in Material geredet wird. Schöner wäre noch, wenn dieses Material von einem Auftrag der Bw abgeleitet würde und nicht von den Interessen einer Rüstungsindustrie. Noch viel schöner, wenn dieser Auftrag der Bw aus strategischen Interessen einerseits und Bedrohungen dieser Interessen andererseits abgeleitet wäre. Allein wage ich zu bezweifeln, dass diese alles so ist.
Aber, meine Herren, all dies brächte nur eingeschränkte Wirkung, wenn sich kein Personal fände, dieses neue, sinnvoll beschaffte Gerät zu bedienen, zu warten und einzusetzen. Und hier verweise ich ein wenig OT auf einen anderen Faden hier in AG, der sich genau mit der Frage des Personals in der Bw befasst. Ich bin zutiefst davon überzeugt, dass die Bw gegenwärtig vollkommen kopflastige Strukturen hat, viel zu viele „in Ehren ergraute“ und unkündbare BS Stellen und Haushaltsmittel blockieren ohne tatsächlichen Output zu erzeugen und die wenigen „Arbeitsbienen“, die tatsächlich zur Alimentierung der Einsätze (und größeren Übungsvorhaben, die mittlerweile auch wieder über längeren Zeitraum Personal binden) verfügbar und ausgebildet sind, sich dort die Klinke in die Hand geben. Getreu einem alten Motto sollte man vielleicht fordern: „StOffze in die Produktion“ oder „Stäbe zu Einsatzverbänden!“
@ Closius
Sie vergessen aber, daß der gute Baron von und zu Copy & Paste aber auch klargemacht hatte, daß die 185000 Mann eine rein politische Größe waren und im günstigsten Fall nur 150000 überhaupt finanziell hinterlegt waren (sind?). Damit ist aber auch wieder klar, daß hier das Finanzministerium und nicht das BMVg als aktiv Agierender auftrat … Guttenberg sollte hier nicht nur einen Kreis quadrieren, er sollte gleichzeitig auch ein Oktogon mit innenliegendem gleichseitigen Dreieck draus machen. Damit sollte auch dem Einfältigsten klar sein, daß die „Transformation“ nichts mit sicherheitspolitischen Umständen, sondern ausschließlich mit haushaltspolitischen zu tun hatte.
@ Jens Schneider
Diese „Vereinbarung“ war doch schon vor dem Wales Gipfel Makulatur, weil sowohl Deutschland als auch Kanada ihr jedwede Robustheit und Verbindlichkeit genommen haben. Was da in Wales vereinbart worden ist, ist nicht mehr als ein Lippenbekenntnis, eine Art „Ja, ich räum mein Zimmer auf …“ von einem Teenager, der ohnehin im Stillen „… wenn ich irgendwann mal Lust drauf haben sollte.“ hinzufügt. Stoltenbergs Vorgänger hat die gleiche Trommel geschlagen, jahrelang, ohne auch nur einen Hauch von Wirkung zu erzielen. Das wiederum zeigt, daß nur direkte Betroffenheit und die Berührung eigener nationaler Interessen und nicht irgendwelche diplomatisch verklausuliert-gekünstelten Formulierungen irgendwelcher NATO-Gipfel und mediale Bombastrhetorik Einfluß auf die finanzielle Ausgestaltung der nationalen Streitkräfte haben … Nochmal: Wer ernsthaft glaubt in diesem Land, und vor allem in Zeiten von Schlagzeilen á la „Flüchtlingskrise kostet Deutschland 50 Mrd € bis 2017“, wäre ein Aufwuchs des Verteidigungshaushalts um 25 Mrd € realistisch, der möge dem alten Ratschlag von Helmut Schmidt folgen: „Wer Visionen hat der möge einen Arzt aufsuchen.“
@csThor
Sie haben leider absolut den Nagel auf den Kopf getroffen.
Die direkte Betroffenheit und die Berührung nationaler Interessen, wie Sie schreiben könnte schneller passieren als wir uns diese Szenarien vorstellen.
Darum sollte die BReg endlich kraftvoll handeln , bevor eine “ Feuerwehr “ der Sipo in noch größerem Rahmen von heute auf morgen gebraucht wird.
Das „Problem“ daran ist aber, daß es gesamtgesellschaftlich gesehen aber kein Bedrohungsempfinden in militärischer Sicht gibt, daß mehr ist als diffus-amorph. Islamistische Doomsday-Propheten mit Cäsarenwahn in Syrien sind hierzulande nichts, womit man militärische Ausgaben und Aktivitäten mittel- oder langfristig begründen könnte.
[Sarkasmus an] Ich glaube ja, daß die zarten Zustimmungszuwächse in Punkto Verteidigungshaushalt eher dem Unwillen des Michels, den Zustand der BW und den daraus resultierenden Kratzern am Image Deutschlands als „Effizienzbestie“ zu tolerieren, geschuldet sind. [Sarkasmus aus]