Kundus: USA bieten Entschädigung für Klinik-Angriff an, Lage bleibt unübersichtlich
Nach dem tödlichen Angriff auf die Klink der Organisation Ärzte ohne Grenzen im nordafghanischen Kundus, bei dem am 3. Oktober 22 Menschen ums Leben kamen, haben die USA Kondolenzzahlungen angeboten. Zur Höhe machte das Pentagon keine Angaben. Die Lage in der Provinzhauptstadt bleibt unterdessen, fast zwei Wochen nach dem erfolgreichen Angriff der Taliban, weiter unübersichtlich: Offensichtlich ist es den afghanischen Sicherheitskräften noch immer nicht gelungen, die Stadt und die Umgebung vollständig unter ihre Kontrolle zu bringen.
Die Zahlungen als Entschädigung für den Luftangriff des US-Militärs, dessen Details weiterhin unklar sind, kündigte Pentagon-Sprecher Peter Cook am (gestrigen) Samstagabend in Washington an:
The Department of Defense believes it is important to address the consequences of the tragic incident at the Doctors Without Borders hospital in Kunduz, Afghanistan. One step the Department can take is to make condolence payments to civilian non-combatants injured and the families of civilian non-combatants killed as a result of U.S. military operations.
Under the Commanders‘ Emergency Response Program (CERP), U.S. Forces-Afghanistan has the authority to make condolence payments and payments toward repair of the hospital. USFOR-A will work with those affected to determine appropriate payments. If necessary and appropriate, the administration will seek additional authority from the Congress.
Solche Zahlungen hatten die USA bereits in der Vergangenheit bei fehlgeleiteten Luftangriffen geleistet – ob die Höhe jeweils angemessen war, darüber kann man unterschiedlicher Ansicht sein. Die Kondolenzzahlungen haben, das ist wichtig, nichts mit der Beurteilung zu tun, ob der Angriff rechtswidrig war. Für den Luftschlag hatte sich auch US-Präsident Barack Obama bei Ärzte ohne Grenzen entschuldigt; die Organisation besteht allerdings auf einer unabhängigen Untersuchung über die laufenden Ermittlungen von US-Militär, afghanischer Regierung und NATO hinaus.
Nachdem die Taliban am 28. September Kundus vorübergehend erobert hatten, laufen weiterhin Säuberungsaktionen der afghanischen Sicherheitskräfte – nach wie vor scheinen Aufständische in der Stadt. In der vergangenen Nacht gab es weitere Auseinandersetzungen, wie der afghanische Sender TOLO News berichtet:
#Kunduz – Amiry says residents starting to venture out of their homes. Says almost 60 insurgents killed in night raids by security forces
— TOLOnews (@TOLOnews) October 11, 2015
Auch nach Angaben des Sprechers des afghanischen Innenministeriums wurden in der Nacht zahlreiche Aufständische festgenommen:
بازداشت 8 تن از طالبان که در خانه های مردم پنهان بودند. Arrested Taliban who were hiding in civilians home in Kunduz pic.twitter.com/XvumgisL5Z — Sediq Sediqqi (@moispokesman) October 11, 2015
Die Situation der Zivilbevölkerung bessert sich offensichtlich auch nur langsam. Die Welternährungsorganisation startete Nahrungsmittelhilfen für Flüchtlinge aus der umkämpften Region:
Afghans who fled the fighting in Kunduz have received bread baked from wheat flour fortified with vitamins and minerals along with other food supplies, but the World Food Program (WFP) is „seriously concerned“ about the safety and food security of people remaining in the north-eastern province.
„WFP is assessing the situation in coordination with other humanitarian partners, and we are ready to extend our assistance to Kunduz as soon as the security situation allows us access,“ Angelline Rudakubana, Deputy Country Director and Officer-in-Charge for WFP in Afghanistan, said in a statement.
In a press release, WFP said it has started distributing enough food for a month to more than 150 families who fled to the northern city of Mazar-e-Sharif, while food is being dispatched for nearly 950 families displaced to Taloqan city, the capital of neighboring Takhar province.
Vor dem Hintergrund der Lage im Norden des Landes mutet dieses Video der Mission Resolute Support über das Regionalkommando in Mazar-e Sharif ein bisschen merkwürdig an (wofür der interviewte deutsche Kommandeur vermutlich nichts kann):
(Direktlink: https://youtu.be/I7p_dJ2X-_s)
Zum Wiederfinden:
Die Reportage der Washington Post vom 10. Oktober: By evening, a hospital. By morning, a war zone.
New York Times: Afghan Taliban’s Reach Is Widest Since 2001, U.N. Says
(Foto: In this image taken 01 October 2015 staff and doctors in the MSF Trauma Centre in Kunduz, Afghanistan, treat people wounded in fighting that has broken out in the town. This image was taken two days before the hospital came under aerieal attack killing staff members and patients and partially destroying the facility – MSF)
KUNDUZ:
Die USA entschädigen die Beteiligten / Angehörigen in Kunduz-MSF-Angriff.
http://nos.nl/artikel/2062428-vs-betaalt-schadevergoeding-om-aanval-op-azg-kliniek.html
und
http://m.spiegel.de/politik/ausland/a-1057204.html#spRedirectedFrom=www&referrrer=http://t.co/gQlsYKUQHS
sowie „SZ“ und weitere.
Zur Höhe der Zahlungen gibt es keine Angaben. Im Pentagon wurde von ‚Kondolenzzahlungen“ gesprochen.
Im NLD-Text wird zusätzlich auch von Wiederaufbauhilfe bei Errichtung eines neuen Krankenhauses geschrieben. Bei ähnlich gelagerten Ereignissen wurde in 2011 – 13 in 953 Fällen pro Getötetem 3.500$ und bei Verwundeten 1.500$ gezahlt.
Bezeichnenderweise hat das DoD dazu ein spezielles Budget eingerichtet: https://theintercept.com/2015/02/27/payments-civilians-afghanistan/
@KPK
Ja, alle verlinkten Medienberichte beziehen sich auf die oben im Eintrag wiedergebene Erklärung des Pentagon. Auch der NL-Text – insofern ist die zusätzliche Wiederaufbauhilfe eher eine Interpretation der Pentagon-Aussage denn eine Nachricht.
Hannemann hat also „fun“…….und muß mit 22 Nationen koordinieren……und die afghanischen Polizeiuniformen haben einen deutschen „Schnitt“……und die nächsten 10 Jahre wird Deutschland Afghanistan weiterhin unterstützen und BlaBlaBla…..
Und warum ist das 209th ANA Corps immer noch nicht operational, so dass das 205th Corps aus dem Süden nun in Kundus „aufräumen“ muß ?
Viele sehen die Zurückhaltung der „offiziellen russischen Stimmen“ – RT und Sputnik ausgenommen – zum US-Beschuß des MSF-Hospitals in Kunduz im Zusammenhang mit den russischen Bombardements in Syrien und den dortigen Opfern unter der Zivilbevölkerung. Das ist aber längst nicht die ganze Wahrheit:
• Laut http://www.msf.fr/sites/www.msf.fr/files/1983-12-01-Malhuret.pdf wurden in Afghanistan von 12 MSF-Hospitals 4 im Herbst 1981 von den Sowjets vorsätzlich bombardiert und zerstört.
• Laut Seite 270 in
https://books.google.de/books?id=pehYQqAdmMgC&pg=PA312&lpg=PA312&dq=THe%2BRole%2Band%2BStatus%2Bof%2BInternational%2BHumanitarian%2BVolunteers%2Band&source=bl&ots=RpJ86BGtXd&sig=k6mGlZB3MtRGaP_6GEB2Sr7xsPo&hl=de&sa=X&ved=0CDoQ6AEwA2oVChMIp57h8_y7yAIVhbQUCh13HAL6#v=onepage&q=THe%2BRole%2Band%2BStatus%2Bof%2BInternational%2BHumanitarian%2BVolunteers%2Band&f=false
wurden 1981 allein in der Region Hazarajat vier der fünf MSF-Hospitals durch die Sowjets bombardiert und eines davon völlig zerstört.
• Laut gleicher Quelle wurde in 1982 im Panjshir-Tal ein Hospital der Aide Médicale Internationale (AMI) von den Sowjets bombardiert.
Die US-Militärs und die anfordernden ANA befinden sich also mit dem aktuellen Fall Kunduz in „bester russischer Gesellschaft“.
Der von @T.W. benannte Link zur Washington Post By evening, a hospital. By morning, a war zone.bekräftigt dies detailliert in der gegebenen Brutalität und Ignoranz der Genfer Konvention. Speziell der Lageplan der Klinikgebäude (hDttps://img.washingtonpost.com/rf/image_1484w/2010-2019/WashingtonPost/2015/10/11/National-Security/Graphics/w2300-KunduzHosp1011-taliban.jpg?uuid=6xJOCm-tEeWR6yetFcK3Iw) verdeutlicht im Gegensatz zu den veralteten Google-Map-Bildern eindeutig mit welcher Präzision und damit vorsätzlich das zu 3/4 dicht von Gebäuden – in Masse weniger als 15 m – umgebene Klinik-Hauptgebäude innerhalb des bebauten Areals durch die zuvor angeblich zweimal beim JOC nachfragende Besatzung des AC 130 beschossen wurde. Das anfordernde JOC befindet sich am 5 km entfernten Flughafen Kunduz.
RTÉ (Raidió Teilifís Éireann, Ireland’s National Public Service Broadcaster) berichtete am 11.10.2015 um 18:47 (16:47 IST) MSF says it will not accept US funds to repair hospital
Obama hat sich wohl öffentlich entschuldigt.