1.225 Personenjahre externe Beratung? BMVg stoppt Ausschreibung
Das Verteidigungsministerium hat vorerst den Plan des Bundesamtes für Ausrüstung, IT und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) gestoppt, bei einem externen Dienstleister en bloc 1.225 Personenjahre Beratung beim Management von Rüstungsprojekten einzukaufen. Die entsprechende Ausschreibung für einen Rahmenvertrag über bis zu 240 Millionen Euro werde aufgehoben, teilte ein Ministeriumssprecher am (heutigen) Freitag auf Anfrage von Augen geradeaus! mit:
Der Rahmenvertrag wird in der Form – das heißt so wie jetzt ausgeschrieben – nicht geschlossen werden. Die laufende Bewertung der bereits eingegangenen Nachfragen – beim BAAINBw allein ca. 50 Anfragen per E-Mail – zeigt Nachsteuerungsbedarf auf. Insbesondere eine mögliche Aufteilung des Auftrags in Lose wird noch einmal geprüft. Die jetzige Ausschreibung wird deshalb aufgehoben.
Das Bundesamt hatte per EU-weiter Ausschreibung nach einem Anbieter gesucht, der Beratungs- und Unterstützungsleistungen für das Projektmanagement im BAAINBw erbringen sollte. Die Leistungen sollen in unterschiedlichen Bereichen und für verschiedene Maßnahmen genutzt werden. Das Leistungsspektrum hat
bestimmte Themenfelder des Projektmanagements zu umfassen, hieß es in der im Internet veröffentlichten Bekanntmachung (da die nach Aufhebung vermutlich aus dem Netz verschwindet, das Dokument zum Nachlesen hier).
Die zahlreichen Nachfragen kamen nach meinen Informationen zwar auch von Abgeordneten und Medien, vor allem aber aus der Wirtschaft. Und da von Unternehmen, die vermuteten, dass mit einer solchen Vergabe über fast eine Viertelmillionmilliarde Euro ein Wettbewerber den Gesamtzuschlag bekommen sollte. Ganz verzichten wollen Ministerium und Bundesamt ja auch nicht auf diese externe Beratung, mit der faktisch mehr als 1.000 externe Beraterstellen in einem Jahr abgedeckt werden:
Unverändert bleibt jedoch: Die beschriebene externe Unterstützung ist für das Rüstungsmanagement wichtig und die vergleichsweise hohe Investition mit Blick auf das Volumen des Rüstungswesens mit ca. 96 Mrd. € – geschätzte Gesamtkosten für Entwicklung und Beschaffung von Projekten in der Realisierungsphase ohne die IT-Projekte SASPF und HERKULES – auch lohnend und angemessen. Eine neue Ausschreibung erfolgt deshalb in Kürze.
hieß es aus dem Ministerium dazu.
Grundsätzlich, so machte das Ministerium auch in seinem am vergangenen Donnerstag veröffentlichten Bericht zu Rüstungsangelegenheiten deutlich, wird das BAAINBw mehr Personal brauchen – und kurzfristig dafür externe Dienstleister einkaufen müssen:
Bereits das Gutachten vom Herbst 2014 „Umfassende Bestandsaufnahme und Risikoanalyse zentraler Rüstungsprojekte“ zeigte deutlich, dass nicht ausreichende oder eingeschränkte Personalressourcen für viele der betrachteten Rüstungsprojekte relevante Risiko- oder Problembereiche waren. (…)
Um kurzfristig auf Personalengpässe reagieren zu können, wird jedoch auch der Einsatz externer Unterstützung erwogen.
Nachtrag: Was ich nicht wusste: Das BMVg hat die Ausschreibung einzig und allein und ausschließlich nur gestoppt, weil der Spiegel nachgefragt hat. Sagt der Spiegel.
Kurzes Lektorat:
Viertelmilliarde
…beim Personal klagt das BAAINBW aber auf hohem Niveau. Von einer Stellenbesetzungsquote „militärisch“ von 90% können andere Bereiche der Bundeswehr wohl eher träumen.
Auch die Aussagen, das im Bereich höherer technischer Dienst zeitnah Vollbesetzung und bereichsübergreifend schwerpunktmäßig z.Zt. Volljuristen eingestellt werden lassen eher auf Verbesserungen im Projektmanagement denn auf technischer Ebene hoffen…
Nach meinen Erfahrungen wird diese Beratung zu einem Alibi-Nachweis, dass eine Expertengruppe( Fr Suder ick hoer Dir trapsen) diese oder jene Struktur/Beschaffung empfohlen habe.
Steuern laesst sich dies, wie schon frueher durch ‚Vorgaben und Annahmen, welche mit dem Auftraggeber abzustimmen sind.‘
Das Geld kann sicherlich sinnvoller durch Expertise innerhalb der Bw ausgegeben werden.
Hmmmm …. verstehe ich das richtig, das BAAINBw will sich Berater einkaufen, die dem Amt erklären sollen, wie es seine Aufgabe machen soll?
Himmel hilf!
@ KlausK
Richtig. Und mehr noch, es wollte sich das Arbeitszeit-Äquivalent von mehr als 300 Planstellen für 4 Jahre, mit Optionen 7-Jahre, sichern.
Dieses Ziel dürfte jedoch mit der Aufhebung der AAusschreibung nicht aufgegeben worden sein. Es wird nur kleinteiliger und unauffälliger verfolgt.. Offenbar war diese Ausschreibung ein zu deutlicher Hinweis auf das Ausmaß der Probleme in Koblenz.
Woher sollen denn diese externen Berater kommen ?
– Fachexperten von der Wehrindustrie
– Pensionäre des Amtes auf Selbstständigerbasis
– Beratungsgesellschaften wie die GEBB usw. wo mir eigentlich nicht klar ist für welche Seite (Bw oder Industrie) die eigentlich arbeiten
Nichts gegen eine vernünftige Beratung durch einen externen Experten aber die Abhängigkeiten und Verflechtungen müssen klar sein, sonst bekommen wir ein militärisch-beschaffungstechnisches-industrielles Geflecht, dass überhaupt keine Transparenz mehr zulässt zu der Aussage wer wessen Interessen vertritt.
Wenn ich es richtig verstanden habe, ging es weniger um Beratung als um Projektarbeit, also die originäre Kernaufgabe des BAAINBw. Ich bin für abschaffen und in Berlin neu aufstellen.
Auflösen und im selben System wieder neu aufstellen wird wenig helfen.
Das ist dann wieder das wenig erfolgreiche Prinzip von immer wieder dasselbe machen aber ein anderes Ergebnis erwarten. Aber ich gebe zu, dass das in der Politik und der höheren mil. Führung kein seltenes Vorgehen ist.
@ONA
Bei den üblichen Tagessätzen von Beratern handelt es sich aber kostenmäßig wohl um 300 Referats-/Gruppenleiter-Stellen.
Beim „Auf- und Ummischen“ des BWB zum BAAIN Bw ist soviel an Kontinuität und Kompetenz im Bereich der Entwicklung und Beschaffung verloren gegangen – das lässt sich auch durch externe Berater nicht mehr auffangen. Und auf wen sollte man da denn setzen wollen – da blieben m.E. nur die Wehrindustrie oder rasch aus dem Boden zu stampfende Beraterfirmen, bestehend aus ehemaligen Beamten und Angestellten sowie Soldaten im Ruhestand.
Von der politischen Führung ist fachlich rein garnix zu erwarten: Eine Ministerin und alle vier Staatssekretäre ohne jeglichen Plan von der Materie Und den (zu einem guten Teil leider weichgespülten) Generalen traut man nichts zu – aus gutem Grund.
Wo war Frau Suder noch vorher tätig … ?
@ Nikom
es handelt sich um 240 MIo geteilt durch 1225 Beraterjahre geteilt durch 240 Arbeitstage, macht einen Tagessatz von knapp unter 1000 ohne Märchensteuer – oder nicht ganz 200.000 im Jahr durchschnittlich für jeden. Das ist für Consultants nicht relativ moderat und ich wäre gespannt gewesen, ob BAAINBw nicht doch mehr hätte zahlen müssen.
Bei ÖPP-DEU mit seinen Unterrahmenverträgen käme man vermutlich damit nicht hin, bei der IABG vielleicht schon eher.
Aber ist ja jetzt Schnee von gestern und der in vielleicht 10-15 Lose unter 25 Mio (wg Haushaltsausschuss) geteilte Auftrag neu ausgeschrieben kommt in der Summe vielleicht noch mal was teurer – Sarkasmus off
Als Teil des BAAINBw kann man da nur mal wieder den Kopf schütteln. Da gibt es Bereiche in denen herscht akuter Personalmangel, und auf der anderen Seite sitzen teils hunderte sinnlos rum und haben nichts zu tun. Oder noch schlimmer sie wollen was tun werden aber von überbordender Bürokratiehölle und miesem Management (lieber tot stellen als Fehler machen) daran aktiv gehindert.
Das einzige was in diesem Amt noch funktioniert ist die eigene Karriereplanung der Mitarbeiter im höheren Dienst.
Ich kann garnicht soviel essen wie ich kotzen möchte.
Eisenschwein | 09. Oktober 2015 – 17:29:
„Wo war Frau Suder noch vorher tätig … ?“
Diese (sicher rhetorische) Frage greift m.E. nach zu kurz. Die amtierenden drei Anderen sind auch „in’s kalte Wasser“ geschmissen worden. Und weder Frau Suder noch ihre Kollegen können da was für. Das Problem liegt im System, dessen Basis das auch heute noch unbeirrt gepflegte Misstrauen nicht weniger Politiker gegenüber dem Militär bildet.
Das BAAINBw benötigt dringend Projekt-Management-Know-How zur adäquaten Steuerung der Rüstungsprojekte. Diese eher betriebswirtschaftlich orientierte Expertise kann in dem Umfang weder von den Militärs noch von den Zivilbeschäftigten bereitgestellt werden. Auch Pensionäre haben hier leider keine Expertise. Wer das nicht glaubt, sollte sich den aktuellen Rüstungsbericht einmal genau anschauen. Alleine Mehrkosten in Höhe von ca. 2 Mrd. EUR (!) können ursächlich nicht zugeordnet werden. So etwas würde in einem privatwirtschaftlichen Konzern nicht nur Entlassungen, sondern auch strafrechtliche Konsequenzen für die Verantwortlichen nach sich ziehen.
Darüber hinaus sind die zusätzlichen Juristen sicherlich für vertragsrechtliche Angelegenheiten eingestellt worden und nicht für Aufgaben im Projekt-Management.
Weiterhin sollte die Expertise bitte nicht zu großen Teilen aus der Rüstungsindustrie kommen, da die ähnliche Defizite wie die Bundeswehr im Bereich Management von Großprojekten hat – z.B. gibt es für das A400M-Programm bereits den 38. (!) Nachvertrag, und das, obwohl die Flieger bereits vor 5 Jahren ausgeliefert hätten werden sollen. Der Hauptgrund ist m.E.n. hier, dass vor allem viele Rüstungsunternehmen quasi Monopolisten sind und keinem echten Wettbewerb und damit Marktdruck unterliegen.
Zusätzlich ist im Rüstungsbericht ausgewiesen, dass 3(!) unabhängige Untersuchungsgremien, das G36-Dilemma untersuchen. Eine wird von einem ehemaligen Vorstand der Commerzbank, also einem Banker, und eine andere von einem ehemaligen MdB – beide ohne signifikante Militärische Expertise – geleitet. Und nach mehr als 3 Monaten Arbeit liegt immer noch kein abschließendes Ergebnis vor. Und jeder der auch nur ein wenig Erfahrung hat, wird wissen, dass sich Metallrohre bei erhöhter thermischer Einwirkung verändern. Das nennen Insider „Rohrdurchhang“ – kennt jeder erfahrene Panzerkommandant.
Und abschließend noch ein Hinweis bzgl. möglicher Tagessätze von ca. 1.000 EUR für gute Projekt-Manager: Das ist der untere Rand für erfahrene Programm-Manager – aber insgesamt eine gute Investition. Zur anteilige Komoensation sollte dann verantwortliche Angehörige des höheren Dienstes – insbesondere aber der B-Besoldung – nach vergeigten Projekten rasch in den vorkäufigen Ruhestand versetzt werden. So einfach könnte es sein.
@ONA
Danke.
Ich hätte jetzt gerne für jeden Kommandeur und AL einen alliierten Berater. Da sind wir schließlich auch nicht Up to date!
(:-)))))))))
Korrektur zu meinem vorherigen Beitrag:
es muss dort heißen 205 Arbeitstahe NICHT 240 Arbeitstage. Tschuldigung.
@ Stimme der Vernunft
die knapp 1000 € pro Tag sind fer rechnerische Durchschnittsbetrag für die Berater aller Einkommensgruppen. Da weden einige mehr und viele weniger bekommen.
Die juristische Beratung war nicht Gegenstand der Ausschreibung. Sie wird wohl gesondert aufscheinen.
Ansonsten: Wenn es so einfach wäre un ginge….
@Stimme der Vernunft
Wenn denn das so ist, dass das BAAInBW einen derartigen Bedarf an „Projektmanagement“ hat, das es nicht bedienen kann, stellt sich die Frage nach welcher Massgabe denn dieses Amt mit Personal besetzt worden ist. Offenbar ist das Amt nicht in der Lage seine Aufgabe zu erfüllen – eigentlich ein Skandal erster Güte. Sie sprechen die „Juristen“ ohne Projektmgt Erfahrung an: Frage was tun denn diese Juristen? Denn im Falle von Rechtsstreitigkeiten bedient man sich ja wiederum spezialisierter externer Kanzleien. Die generellen Rahmenbedingungen für Projekte unterschiedlicher Typen sind weitestgehend standardisiert, die detaillierten Vertragsvereinbarungen sind doch wieder
projektspzifisch – wo also eher wieder Projekt-Know How benötigt wird als juristisches.
Dass eine Unternehmensberatung mehr Grossprojekt-Management Know How hat als die Rüstungsindustrie ist eine extrem gewagte These (um nicht zu sagen vollkommener Unsinn) … der desolate Zustand liegt aktuell wohl eher daran, dass man seitens AG kaum in der Lage ist eine stabile Anforderungsspezifikation bereitzustellen, die nicht ein moving target ist und so grundsätzlich eierlegende Wollmilchsäue entstehen, aber auch dank der Tatsache dass das „grossartige“ Beschaffungsmanagement eine direkte Zusammenarbeit des Produzenten mit dem Nutzer weitgehend unterbindet.
Also für mich macht diese Ausschreibung mit dem Schwerpunkt Projektmanagement eher den Eindruck man will sich vor der schweißtreibenden Detailarbeit bei einem Projekt drücken, indem man die Arbeit nach draußen vergibt.
Im Grunde genommen wie bei jeder Tief- oder Hochbauabteilung einer Stadtverwaltung. Da sitzen zwar überall ausgebildete Bauingenieure in der Verwaltung aber die Planung einer neuen Straße und die Steuerung des Bauprojektes macht ein externes Ingenieurbüro. Die internen Bauingenieure prüfen nur die Pläne des externen Planers und verweisen bei Fehlern in der Durchführung auf das externe Planungsbüro.
So vermutlich hätten es gerne auch die Oberen beim BAAINBw.
Intern die Stellen besetzen die entsprechend gut dotiert sind und extern die Arbeit machen lassen.
@Stimme der Vernunft | 09. Oktober 2015 – 19:10
Das BAAInBw steuert keine Projekte nach dem Vertragsabschluss. Dies ist Sache der Auftragnehmer.
Das nicht-nachweisen-koennen liegt u.a an den vielen Zusatz-und Nebenprojekten wie Unterkuente, Liegenschaften, Fuhrpark und Loecherstopfen, besonders Letzteres.
Den Nachweis verfolgt der BRH sehr gruendlich.
Es duftet doch sehr nach Fr Suder und deren beruflicher Vorverwendung.
@ Mike Molto
Früher gab es im WaSysKdo Lw die Rüstungsdezernate, die im Zusammenhang mit dem BWB die Einführung eines Waffensystems, eines Projektes in die Truppe vorbereitet haben. Dabei kam es bei Feldüberprüfungen, Teilfunktionsprüfungen, praktischer Erprobung sehr oft zu technischen Nachbesserung seitens des Herstellers.
Meines Wissen hatten die beim BwB mindestens eine Person aus dem Bereich des höheren technischen Dienstes auch bei einem kleinen Projekt immer an dem Projekt dran, bzw. zugeordnet.
Ist dies rein vertragsrechtlich betrachet, kein Steuern eines Projektes durch das BwB ?
@ Georg | 09. Oktober 2015 – 20:03:
Ihr Kommentar trifft meiner Wahrnehmung nach zu 100% zu.
Leider – wie schon beisielhaft ausführten – auch im kommunalen Verwatungsbereich.
Für gute Techniker, Ingenieure , Projektmanager und Juristen reichen die Kühlschränke, Flachbildschirme und Kitas aller UvdL halt nicht aus. In der Personalführung dominiert der soldatische Bereich und der hat den Fokus auf FWDL und Zeitsoldaten gerichtet. Hauptsache die Zahlen und die Frauenquote stimmen.
Eine „Personalführung“ findet im zivilen Bereich nicht statt und das rächt sich halt irgendwann. Scheinbar ist im BAAINBw jetzt der Zeitpunkt gekommen. Den Todesstoß dürfte hier die Neuausrichtung herbeigeführt haben.
@Rich:
Danke fürs Feedback – aber eins nach dem anderen:
Die Bw hat leider in vielen Bereichen, aber vornehmlich im Rüstungsbereich, viel zu wenig Expertise im Management komplexer Projekte bzw. Programme. Hier gibt es zahlreiche Beispiele a‘ la BER – und ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die führenden Köpfe zulange den Führungsaspekt (aus dem Gefecht) dem (betriebswirtschaftlich-orientierten) Management-Ansatz vorzog. Aber beide Bereiche haben nebeneinander ihre Berechtigung – und dort wo erheblich mit Steuergelder umgegangen wird, und das ist eben im Rüstungsbereich der Fall, muss der Management-Ansatz überwiegen. Kann man gut oder schlecht finden – nur leider ist er alternativlos (ausgenommen in totalitären Systemen).
Bus nun dieses Know-How in dem notwendigen Umfang zur Verfügung steht, werden Jahre vergehen – denn hier ist es mit Aus- und Weiterbildung nicht getan. Die Erfahrung kommt erst mit den Jahren innerhalb echter Projekte. Von daher wird das BAAINBw ohne diese externe Expertise nicht auskommen. Ist doch auch nicht schlimm. Schlimmer wäre es, wenn noch mehr Geld unsystemisch in der Rüstung versenkt wird. Warum? Hey, es sind große Teile unserer Steuern – und die sollte schon gut investiert werden.
Zu den Juristen: Die neu eingestellten werden für die Standard-Vertragsrechtlichen Dinge benötigt – und nicht für Streitigkeiten. Die großen externen Juristischen Agenturen werden künftig für die Ausgestaltung der „big deals“ genutzt. Denn diese Juristen würden sicherlich nicht für das Salär des höheren Dienstes arbeiten. 300. EUR als Stundensatz (!) sind der untere Rand!
PM-Know-How: ich habe nicht geschrieben, das Unternehmensberatungen mehr PM-Know-How haben als Rüstungsunternehmen. Aber bei den großen Beratungsgesellschaften gibt es schon eine ganze Menge an sehr qualifizierten Projekt-Managern. Denn wenn die nicht die prognostizierten Ergebnisse bringen, dann gehen sie. Das ist da sehr analog. Mein Punkt war aber ein anderer: Für Angehörige der Bundeswehr stellt sich die Rüstungsindustrie als ein sehr leidtungswirtsvhaftlicher Wirtschaftsbereich dar. Das war früher sicherlich auch mal so. Aber diese Zeiten sind seit Jahrzehnten Vergangenheit. Die wesentlichen Treiber für moderne Entwicklungen kommen nun mal aus der IT-Industrie – und da fällt mir beim besten Willen – außer IBM – kein Unternehmen ein, dass den Rüstungsbereich nach vorne bringt. Das ist viel zu uninteressant. Und die Top-Leute sind bei diesen Unternehmen – und nicht in Rüstungsunternehmen.
Und da ich alle drei Bereiche – d.h. Generalstab, iT-Industrie und Rüstung – beruflich kennen lernen durfte, ist das Leiden wirklich die Wahrheit und kein Unsinn.
Und nun noch zu den Anforderungs-Specs: Warum der Umfang für ein Sturmgewehr – was sicherlich kein komplexes System ist – mehr als 10 Seiten Papier umfassen muss, erschließt sich mir nicht. Soll heißen: Auch hier sind viele Ursachen für die späteren Probleme hausgemacht.
@Georg:
Also mir als Bürger und Steuerzahler ist es zunächst einmal egal, wer die Arbeit macht – solange die Ergebnisse in der vereinbarten Zeit vertragskonform erbracht werden. Und wenn Externe das besser und/ oder preisgünstiger machen – umso besser.
@ Mike-Motto:
Sicherlich wird es weiter für die Rüstungsprojekte sog. „Rüstungsbegleitoffiziere“ geben. Zudem erfolgt die Kontrolle und damit Sucherin Teil der Steuerung durch das BAAINBw. Das geht dich auch gar nicht anders. Ansonsten könnte die Bw ja auch (theoretisch) einen Flugzeugträger zur Ausschreibung geben – und dann bei der Übergabe aufgrund Nichtgefallen einfach verweigern.
@ Stimme der Vernunft
Warum das BAAINBw dann intern 8000 – 10000 Stellen, bzw. Dienstposten ?
Um Akten anzulegen und externe Abrechnungen abzuzeichen ?
@Georg:
Guter Punkt – Touchet!
Das kann nur durch eine sehr kritische, unabhängige Überprüfung der Stellen beantwortet werden. Eine Prognose gebe ich hierfür aber nicht ab.
Airbus managt pro Jahr in etwa das gleiche Beschaffungvolumen wie das BAAINBw, die technische, vertragsrechtliche und projektseitige Komplexität ist dort kaum geringer, nur hat die Procurement Abteilung von Airbus nur 10% so viel Personal wie das BAAINBw…
@ wildcat
Die Beschaffer von Airbus haben aber die Vorgabe „das es wichtig ist, was hinten raus kommt“ und nicht die Vorgabe, „dass es wichtig ist, dass der Auftragnehmer Arbeitsplätze schafft und gut verdient“.
Bei diesem Zielkonflikt ist es für jeden Beschaffer schwierig ein gutes und wirtschaftliches Ergebnis abzuliefern.
@Georg | 09. Oktober 2015 – 20:11
Stimme der Vernunft | 09. Oktober 2015 – 20:51
„Soll heißen: Auch hier sind viele Ursachen für die späteren Probleme hausgemacht.
Ansonsten könnte die Bw ja auch (theoretisch) einen Flugzeugträger zur Ausschreibung geben“
Saemtliche Probleme sind hausgemacht, indem das BAAINBw
1. Bei Vertragsabschluss zu viele Loecher laesst,
2. Mit Wuenschen der Militaers staendig ’nachgebessert‘ werden soll
3. Kosten niedriggerechnet werden um dem Parlament die Zustimung zu erleichtern
Aber im Wesentlichen weil niemand, wirklich niemand, persoenlich die Verantwortung fuer Entscheidungen, Termine und Kosten traegt oder zu tragen braucht. Und selbst wenn er verantwortlich ist, wird er/demnaechst sie, pensioniert und der ‚Abstimmungsprozess‘ beginnt von vorne.
@ Georg | 09. Oktober 2015 – 22:09
falsch, das BAAInBw hat nichts mit der Erhaltung der auswaertigen Arbeitsplaetze zu tun. Diese Entscheidungen faellen unsere Abgeordneten im BT.
3.
3.
Jetzt wo der Schuss nach hinten geht
Zieht Sie die Leine
wie auch 500 Mio nicht Ausgeben wird wohl alles fehlt
Wohl Sie Politisch verkündet hat das Geld zu verwalten 2014
So viele Sachverständige hier bei diesem Thema. So viele, die alles ganz genau wissen.
Warum versammeln diese sich hier alle beim Fachgespräch und haben Lösungen und Ratschläge? Warum gibt es hier im Blog permanent solche klugen Leute nicht im Ministerium und im dazugehörigen Amt?
Es stellt sich für den einfachen Bürger die Frage, können oder wollen die nicht, dort im Ministerium oder auch im Amt? Seit Jahren wird extrem viel versprochen und medienwirksam angekündigt, ungeliebte Leute schnell gefeuert, Umstrukturierungen mit viel Aufwand durchgeführt, neue, schön klingende, wissenschaftlich oder pseudowissenschaftliche hergeleitete Verfahren entwickelt und eingeführt. Dazu als Sahnehaube schöne Statements der Ministerin.
Warum also nur zahlen wir normalen Bürger so viel Geld in ein Vorhaben, wo Leute sitzen und arbeiten die entweder nicht wollen oder nicht können.
Wenn doch zukünftig CONTROLLING so wichtig ist, wer kontrolliert eigentlich diejenigen, die uns Bürgern immer so viel versprechen und nichts einlösen?
Aber gut dass die Steuererhebung in Deutschland so gut ist. Da können diese Damen und Herren gern weiter Experimenete durchführen. Das Steuersäckl gibt es ja (noch) her.
@Herr Fißwald,
in Ihrer Polemik steckt eine einfache Wahrheit. Die Arbeitsebenen sind gut besetzt, stellenweise sogar herausragend. Jedoch ist in politischen-tangierten Bereichen die Führung/Leitung entscheidend und die wird bedauerlicherweise nicht immer nach bester Eignung eingestellt. Aber das wissen Sie sicherlich auch selbst.
@ MD. | 10. Oktober 2015 – 8:23
D’accord, wenn: Streiche ’nicht immer‘ setze ‚meistens nicht’……
@ MD.
Nein weiß ich nicht. Bin nur kleiner Bürger, einer der einfach nur zahlt. Wie wir alle.
Selbst wenn es Polemik ist, ich möchte Verschwendung kritisieren dürfen.
Wenn „politisch tangierten Bereiche“ es nicht können, wird also bewußt Verschwendung in Kauf genommen?
Da kann ja die „Arbeitsebene“ noch so gut und fleißig sein. Das ist sicher so, kann ich aber nicht beurteilen.
Die von Ihnen benannte Ebene darf weiter ankündigen und versprechen? Bei Nichterfüllung folgen keine Konsequenzen? Schützen sie sich gegenseitig?
Warum gelangen dann die Ahnungslosen in solche verantwortlichen Posten? Warum dürfen diese Damen und Herren sich da oben ausprobieren?
Sicher wieder Polemik. Beantworten kann ich es selbst nicht. Sorry. Aber hier kann es sicher auch keiner, obwohl es ein guter Fachblog zu sein scheint.
@ Bernd Fißwald
Leider ist es so, dass viele Rüstungsvorhaben nicht nach objektiven Kriterien entschieden werden, sondern nach subjektiven Bedürfnissen von den zu entscheidenden Abgeordneten des Bundestages. Das hängt damit zusammen, dass die MdBs den Wünschen ihrer Wähler und der Industrie in ihren Heimatwahlkreisen verpflichtet sind und nicht der materiellen Ausstattung der Bundeswehr.
Also ist aus ihrer Sicht der Verteidigungshaushalt ein Subventionstopf für die lokale Industrie und ein Bw-Standort ist nur ein positiver Wirtschaftsfaktor für den Heimatwahlkreis.
Alle andere Äußerungen sind nur Krokodilstränen der Abgeordneten !
Nun ja, da fällt mir eben nur „destructive centralisation“ ein. Früher nannte man das den Nomenklatura-Effekt und hat sich darüber gefreut, dass daran die SU „zugrunde gegangen“ ist.
Das alles sind eben die Auswirkungen eines zentralistisch-planwirtschaftlich- kameralistischen Beschaffungssystems, das von Anfang bis Ende eines Beschaffungsprojektes politisch ge-biased ist; egal ob es sich um die Beschaffung eines „Ärmelbüros“ oder um ein „Mehrzweckkampfschiff“ handelt. Und das alles angeblich, „um die Stellung des GI“ zu stärken – als oberster Bedarfsträger. Leider kann man den GI ja nicht „politisch verantwortlich“ machen, also haben die „men-in-black“ der politischen Seite eingeflüstert, dass man notabene auch die Bedarfsdeckerseite bis in die Spitze des Ministeriums hinein zentralisieren müsse, denn schließlich ist 87b ja für die zivile Kontrolle von 87a per Grundgesetz erfunden worden. Und voila: die Wiedererstehung der sozialistischen Planwirtschaft und deren aufbauorganisatorische Abbildung wart geboren. Leider hat die politische Leitung (BM, Sts) nicht begriffen, dass man sie dadurch letztendlich in eine Art Geiselhaft genommen hat, denn nun kann man die lächerlichsten „Beschaffungsskandale“ (siehe G36) zu einer „Staatsaffäre“ aufblasen.
Und anstatt nun endlich mal diese „destructive centralisation“ zu zerschlagen erfindet man – analog zu den „Betreibermodellen“ im Betriebsbereich der BW – nun einen „87c“-Bereich in der Beschaffung/Bedarfsdeckung in Form von „Prejektmanagementberatungsgesellschaften“ – das Dumme ist bloß, hochverehrte Frau UvdL und K.S., Sie werden dadurch den politischen Drops an der Backe nicht los.
@klabautermann | 10. Oktober 2015 – 9:39
Moensch, Klabauter, gerade Sie muessten eigentlich wissen, dass die TSK, insbesondere Marine keinen Feind braucht, sie hat doch ihre Admirale….
Vdl und Suder folgen doch nur den Vorschlaegen der Militaers, dass diese dann durch die Verwaltung ‚kontrolliert‘ werden muessten, im Sinne des eigentlichen ‚control‘ , mit SiPo-Vorgaben, haben diese allerdings wohl (noch) nicht begriffen.
@MikeMolto
Na ja, die „Wir wollen einen Generalsstabs-Fraktion“ hat sich selber ein Bein gestellt. Fragt sich bloß, wer dem Schneiderhan diesen Unsinn eingeredet hat………..ich hab ja nicht ohne Grund „men-in-black“ erwähnt ;-)
LoL, nachdem ich nun den im Nachtrag verlinkten SPON-Artikel gelesen habe, kann ich nur sagen:
Q.E.D. my klabautermann | 10. Oktober 2015 – 9:39
catch-22 german style ;-)))
kurz OT: in obigen Spiegelnachtrag sind zwei Bilder eingepflegt. Was zum Henker ist das -> http://cdn4.spiegel.de/images/image-907457-galleryV9-nmkl.jpg !!??
@ Georg, Mikemolto, all
Mit Dankschön für die Antworten und zunehmender Verwunderung vernehme ich das die eigentliche Ursache der Mängel die Beratung der Politik durch die Militärs sein soll oder noch viel schlimmer, Wahlkampfgeschenke für den Wahlkreis und politischer Egoismus.
Sollten sich die Herren Generälre und Admiräle nicht darum kümmern, in einem möglichen, hoffentlich nie stattfindenden Krieg zu gewinnen, oder auch abzuschrecken, als sich an einem politischen Beschaffungsunsinn zu beteiligen?
Es geht doch nicht um Besitzstände, sondern um Einsatzbereitschaft (bei Bunderwehr.de zu lesen).
Ist ja wie in in der Sandkiste meiner Enkel, mein Auto, dein Auto, nein der ist Schuld, ich war es nicht.
Kann ich das mitnehmen als Erkenntnis oder ist es doch besser?
Auf jeden Fall scheint man in diesem Blog, den ich noch nicht lange kenne, die Wahrheit zu sagen. Offensichtlich darf dies die angesprochene, offensichtlich fähige Arbeitsebene nicht so. Sozusagen wie die fürchterliche Planwirtschaft, die in der DDR untergegangen ist. Die Bürger dort mussten auch offensichtlich immer zu allem „Jawolll, Genosse“ sagen.
Zahlen muss immer der kleine Mann. Übrigens auch in der Armee gibt es kleine Leute, die aber alles zusammen halten, was sagen denn die zu Verschwendung und leeren Versprechen?
So lange wir uns das in Deutschland noch leisten können, hat der Haushalt für die Armee ja noch genug Geld.
@MD
Das ist wahrscheinlich ein Panzer der übernächsten Generation. Den hat das BAAIN schon mal beschafft und sucht jetzt einen Bedarfsträger :-)
Wenn ich als Aussenstehender das alles lese, dann meine ich mich zu erinnern, dass Frau Ministerin sehr frühzeitig die Verantwortlichen für die gesamte Misere gefunden und einen Staatssekretär und den Abteilungsleiter Rüstung gefeuert hatte. Und nun das?
Wie wäre es mit Autofrettage-Laufschwingungs-Mess-und-Kalibrier-Lafette für Gepard-Rohre ???
Zitat aus der oben verlinkten Ausschreibung BAAINBw, als Teil des Forderungsnachweises für einen qualifizierten Bewerber für den Auftrag:
„5) Für jeden der nachfolgenden Einzelbereiche das
Bestehen von 1 Referenzprojekt aus den letzten 5
Jahren -jeweils mit einer Gesamtprojektgröße von
mindestens 15 Personenjahren-, in dem Leistungen
aus dem jeweiligen Einzelbereich erbracht wurden:
a. Projektmanagement
b. Qualitätsmanagement/ -sicherung
c. Konfigurationsmanagement
d. Obsoleszenzmanagement
e. Problem- und Änderungsmanagement
f. Risikomanagement
g. (An-)Forderungsmanagement
h. Einführung von Methoden/ Verfahren in eine
Organisation.
Nachweis durch Eigenerklärung gemäß Anlage
Referenzliste I, Formblatt BAAINBw E4.2 /Oktober
2015“
Wenn man diese Anforderungsliste mit mindestens 8 Referenzprojekten in den letzten 5 Jahren mit insgesamt mindestens 15 Personenjahren Umfang liest, dann dürften nicht allzuviele Auftragnehmer für den Auftrag in Frage kommen. Dazu ja noch die Forderung, dass der Auftragnehmer in seiner Firma mindestens 15 Personen mit abgeschlossenem technischen Masterstudium und mindestens 10 Personen mit Hochschulabschluss im Bereich Wirtschaftsingenieurwesen, Wirtschaftsinformatik oder vergleichbar über die gesamte Laufzeit des Vertrages in seiner Firma beschäftigen muss.
Hatte BAAINBw vielleicht einen bestimmten gewünschten Auftragnehmer im Auge bei dieser Ausschreibung ?
@MD.
Das findet man unter versuchsträger 1-2.
Sollte vermutlich als Symbolbild für das Koblenzer Amt dienen, stammt aber aus dem Muse^H äh.. der wehrtechnischen Studiensammlung. Oder irgendwer hat sich dabei was böses gedacht ;-)
@Georg: Ja, meine Gedanken waren ganz ähnlich zu den Ihrigen. Und dann noch der Name der Dame der Ansprechstelle: „Ironie perfekt“! (vgl hDBttp://augengeradeaus.net/2015/03/german-deal-fuer-die-hubschrauber-haushaltsausschuss-stimmt-zu/comment-page-1/#comment-183033 und google auf bw.de
@all: Zu dem OT „Stereo-Panzer“ im DER SPIEGEL –Bericht sichte man:
http://www.baainbw.de/portal/a/baain/!ut/p/c4/JcrBDYAgDEDRWVygjR69uYV6K1i1wVSCBRxfEvNvLx9XbCkVOcjkVrpwxsXL6Co4IlHI7DhlhY2eHyqfydgDv7H9BoHNWHco1g8Yw9R92mab6g!!/ &
http://www.baainbw.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzEzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY5MzMzMDY3NmMzNTY0NzEyMDIwMjAyMDIw/vt.pdf
Die versuchte Antwort auf hDttp://topwar.ru/uploads/posts/2012-06/thumbs/1340422393_25D025BB25D025B525D025BE25D025BF25D025B025D1258025D025B43.jpg
Schon ganz lustig, wie hier das BAAINBw durch diese Art der Ausschreibung Frau K.S. schon fast „vorführt“. Ich habe nicht ohne Grund von catch-22 German Style geschrieben.