Morgen im Bundeskabinett: Schleuserjagd-Auftrag für die Marine

20150704_Speedboat_SLH_Catania

Unmittelbar nach dem (gestrigen) Beschluss der EU-Außenminister, die Militäraktion zur Bekämpfung von Schleusern im Mittelmeer auszuweiten, will das Bundeskabinett am (morgigen) Mittwoch ein entsprechendes Mandat für die Deutsche Marine beschließen. Auf der Tagesordnung der Ministerrunde steht die Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der EU Operation EUNAVFOR MED, teilte das Bundespresseamt mit. Das Mandat wird dann dem Bundestag zur Billigung zugeleitet.

Nach Informationen von Augen geradeaus! sieht das Mandat vor, dass für die Aufgabe, auf hoher See gegen Schleuser vorzugehen, bis zu 950 Bundeswehrsoldaten eingesetzt werden können. Zwar ist vorerst keine Ausweitung des Einsatzes von zwei Schiffen – zurzeit die Fregatte Schleswig-Holstein und der Tender Werra mit zusammen rund 320 Soldaten – geplant. Nach dem Vorbild der Überwachungsoperation Active Endeavour, ebenfalls im Mittelmeer, sollen aber andere Einheiten beim Transit zeitweise der EU-Operation unterstellt werden können.

Der ausgeweitete Auftrag der Marine enthält die Befugnis, auf hoher See – also ausdrücklich außerhalb der Küstengewässer Libyens – Schiffe anzuhalten, zu durchsuchen, zu beschlagnahmen oder umzuleiten, wenn der Verdacht besteht, dass sie für Menschenschmuggel oder -handel verwendet werden. Dabei kann auch militärische Gewalt angewandt werden, das bedeutet beispielsweise, dass ein Boot mit Schleusern mit einem Schuss vor den Bug zur Kursänderung gezwungen werden kann.

Für die Informationssammlung der Operation EUNAVFOR MED wird zudem im Mandat festgeschrieben, dass von Personen erhobene Daten wie Angaben zur Person, Fingerabdrücke oder Daten aus Dokumenten sowohl an zuständige Stellen der EU als auch an nationale Strafverfolgungsbehörden in den EU-Ländern weitergegeben werden können.

Über das deutsche Mandat hinaus wird natürlich entscheidend sein, wie die Einsatzregeln der Operation in dieser Phase 2 aussehen – und wie in der Praxis festgestellt werden kann, dass es sich um ein Schleuserboot handelt. Denn auf den Booten mit Flüchtlingen, die über das Meer von Libyen aus versuchen nach Europa zu gelangen, finden sich in der Regel eben nur die Flüchtlinge selbst, nicht aber die Schlepper.

(Archivbild Juli 2015: Speedboat der deutschen Fregatte Schleswig-Holstein vor Catania auf Sizilien)