Vier Tote bei Absturz von A400M-Militärtransporter während eines Testflugs – Zusammenfassung

Einen Monat vor der Auslieferung an die türkischen Streitkräfte ist am (heutigen) Samstag ein Militärtransporter vom Typ Airbus A400M bei einem Testflug nahe der Produktionsstätte in Sevilla in Südspanien abgestürzt. Von der sechsköpfigen Besatzung an Bord der Maschine mit der Seriennummer MSN023 (Foto oben) kamen vier Personen ums Leben, zwei wurden schwer verletzt, wie die Herstellerfirma Airbus Defence&Space mitteilte.

Zur Ursache des Unglücks machte das Unternehmen zunächst keine Angaben. Die Maschine wurde nach den Bildern, die die Feuerwehr von Sevilla veröffentlichte, offensichtlich vollständig zerstört.

 

Der Absturz wenige Minuten  nach dem Start vom Flughafen Sevilla ist das erste schwere Unglück in der noch kurzen Geschichte des europäischen Militärtransporters. In den vergangenen Monaten hatte Airbus mit Liefer- und Qualitätsproblemen bei der Produktion der Maschinen zu kämpfen, deren Einzelteile in verschiedenen europäischen Ländern gefertigt und in Sevilla endmontiert werden. Airbus-Chef Tom Enders hatte daraufhin im Januar Konsequenzen angekündigt und das Management der für die A400M zuständigen Tochter teilweise ausgetauscht.

Die deutsche Luftwaffe kündigte an, zunächst weitere Informationen der Herstellerfirma abwarten zu wollen, ehe über die nächsten Flüge der bislang einen an die Bundeswehr ausgelieferten Maschine entschieden werde. Für dieses Wochenende seien ohnehin keine Flüge geplant gewesen, sagte ein Sprecher. Ob der Flugbetrieb kommende Woche weitergeführt werde, sei noch offen, die Bundeswehr werde aber auf Nummer sicher gehen und kein Risiko für Besatzung und das Flugzeug eingehen. Nachdem ein Sprecher Luftwaffe am Nachmittag zunächst erklärt hatte, dass es kein Startverbot für den deutschen A400M gebe, erläuterte er später auf Nachfrage, dass auf Anweisung von Luftwaffeninspekteur Karl Müllner ein Startverbot erlassen worden sei.

Unabhängig von der Ursache des Absturzes dürfte das Unglück die ohnehin schleppende Auslieferung der A400M-Maschinen an die Bestellerländer weiter verzögern, da sicherlich die Ergebnisse der Unfalluntersuchung abgewartet werden müssen. Bereits jetzt ist Airbus mit der Produktion der Maschinen deutlich hinter dem Zeitplan. So sollte die Bundeswehr in diesem Jahr fünf Flugzeuge erhalten, wird voraussichtlich aber nur zwei oder maximal drei neue A400M erhalten – zwischenzeitlich hatte es sogar so ausgesehen, als würde der Kunde Deutschland in diesem Jahr gar kein neues Flugzeug erhalten.

Auch die eine, Ende vergangenen Jahres an die Luftwaffe ausgelieferte Maschine hatte mit Qualitätsmängeln zu kämpfen. Darüber hinaus denken andere Nutzernationen wie Frankreich über eine gesonderte Beschaffung von Konkurrenzprodukten nach, weil die A400M bestimmte Leistungen wie die Luftbetankung von Hubschraubern offensichtlich nicht liefern können.

Die Webseite flightradar.com, die auf das Tracking von Flugzeugen spezialisiert ist, veröffentlichte eine Grafik mit dem Flugprofil der abgestürzten Maschine. Nach diesen Daten schlug das Flugzeug mit hoher Geschwindigkeit auf dem Boden auf:

 

Die Pressemitteilung von Airbus Defence&Space vom Samstagabend:

Airbus Defence and Space confirms that an A400M aircraft has been involved in an accident near Sevilla (Spain) Airport on May 09, 2015 around 13:00 local time.
The aircraft with the serial number MSN023, was making the first production flight and had departed from Sevilla Airport at 12:45 pm local time.
Airbus is devastated to confirm that of a total crew of 6 on board we have lost 4 of our crew members in the accident. 2 other crew members are currently in hospital in a serious condition. All crew members are Airbus Defence and Space employees of Spanish nationality. Our thoughts are with the families and friends of those affected by this tragic accident and we are providing all our care and support.
An Airbus Group go-team of technical advisors is being dispatched to provide full assistance to the official committee in charge of the investigation.
MSN023 was foreseen to be the third aircraft to be delivered to the Turkish customer. The formal delivery was scheduled for June 2015.

 (Archivbild: A400M mit der Seriennummer MSN023 für die türkischen Streitkräfte in der Endmontage bei Airbus Defence&Space in Sevilla im November 2014)