Nachtrag zum G36: ‚Ergänzende Stellungnahme‘ von Heckler&Koch
Nach den Aussagen des Verteidigungsministeriums am (gestrigen) Montag zum Sturmgewehr G36 und dem Trefferverhalten in heißgeschossenen Zustand hat die Herstellerfirma Heckler&Koch am Dienstag eine ergänzende Stellungnahme vorgelegt (die erste Stellungnahme des Unternehmens findet sich in dem Eintrag vom Montag).
Der Übersichtlichkeit halber dokumentiere ich die zweite Mitteilung hier gesondert:
Ergänzende Stellungnahme von Heckler & Koch zum Pressestatement der Ministerin zum Sturmgewehr G 36 vom 30. März 2015
31.03.2015
Zu den aktuellen Negativmeldungen zu dem Gewehr G36, insbesondere zum aktuellen Pressestatement der Bundesministerin der Verteidigung, trifft Heckler & Koch folgende Feststellungen:
Seit mehr als 50 Jahren sind wir zuverlässiger Partner der Deutschen Bundeswehr. Das G36 wird seit nahezu 20 Jahren genutzt und hat sich in mehr als 35 Staaten weltweit bei vielen Einsätzen bewährt. Wir sind erschüttert über die in den vergangenen Tagen vom Bundesministerium der Verteidigung getätigten Aussagen zum Gewehr G36. Insbesondere bedauern wir außerordentlich, dass das Ministerium vor der letzten öffentlichen Stellungnahme mit weitreichenden Folgen für unsere technische Reputation nicht im Vorfeld das Gespräch mit Heckler & Koch gesucht hat.
Folgende Punkte möchte Heckler & Koch klarstellen:
1) Alle G36-Gewehre der Deutschen Bundeswehr erfüllen die mit der Bundeswehr vereinbarten sog. „Technischen Lieferbedingungen“, welche die zu erfüllenden technischen Leistungsmerkmale des Gewehrs G36 als Bestandteil des Liefervertrages abschließend normieren und dokumentieren.
2) Dies wurde durch Abnahme jedes einzelnen der insgesamt 178.000 von den Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr genutzten Gewehre G36 durch die Güteprüfstelle der Deutschen Bundeswehr rechtskräftig bestätigt. Insofern sind jegliche Erwägungen bzgl. einer Mängelgewährleistung sachlich und juristisch verfehlt.
3) Aus den Pressemeldungen lässt sich ableiten, dass die Bundeswehr inzwischen offensichtlich unter bewusstem Ausschluss von Heckler & Koch in den vergangenen 6 Monaten eigene neue Prüfkriterien definiert haben muss, welche Heckler & Koch bis heute nicht zugänglich gemacht worden sind.
4) Bis heute hat keine Stelle innerhalb der Bundeswehr Heckler & Koch zu diesen aktuellen Vorgängen kontaktiert oder gar informiert, obwohl das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt den offenen Dialog angeboten hat.
5) In den letzten Jahren wurde immer wieder von einzelnen Kreisen innerhalb der Bundeswehr behauptet, es gäbe aus dem Einsatz abgeleitete neue Nutzungsszenarien. Sollte dies zutreffend sein, so sind diese Szenarien nach Kenntnis von Heckler & Koch niemals verbindlich in technische Anforderungsparameter übersetzt worden. Vielmehr deuten im Moment viele Indizien darauf hin, dass die für unser Produkt relevanten Parameter fortlaufend willkürlich geändert wurden, um die Diskussion rund um das Gewehr G36 fortführen zu können.
6) Tatsache ist, es existiert auf NATO-Ebene kein normiertes Prüfverfahren oder gar ein Bewertungskriterium bzgl. der Treffleistung von Handwaffen
a) in heißgeschossenem Zustand
b) bei extrem hohen Umwelttemperaturen
c) bei extremen Unterschieden der Außentemperatur oder sonstiger Klimaschwankungen
d) bei Sonnenbestrahlung
7) Nach Kenntnis von Heckler & Koch waren diese NATO-weit nicht definierten Kriterien bisher auch auf nationaler Ebene in der Bundeswehr nicht bekannt. Einzige Ausnahme bildet der im Frühjahr 2012 in der Bundeswehr erstmals normierte sog. „Einsatznahe Beschusszyklus“ (EBZ), im Rahmen dessen das Gewehr G36 nachweislich und unstreitig eine für ein Sturmgewehr übliche Treffleistung erbringt.
8) Wir halten fest, dass Heckler & Koch bei der Klärung der Vorwürfe gegen das Gewehr G36 und den weiteren Untersuchungen von Seiten der Bundeswehr bestenfalls lückenhaft, stets verspätet und in der Regel nicht eingebunden wurde.
Die fortlaufende Infragestellung der technischen Eignung des Gewehrs G36 steht im krassen Widerspruch zur weltweiten Einsatzrealität über einen Zeitraum von mittlerweile fast 20 Jahren.
In der größeren Debatte rund um die Ausrüstung der Bundeswehr erscheint das systematische Vorgehen gegen Heckler & Koch vor diesem Hintergrund nicht erklärbar und wir behalten uns vor, umgehend Untersuchungen von unserer Seite aus einzuleiten.
(Foto: Panzergrenadier mit einem G36 auf dem Truppenübungsplatz Bergen 2010 – ©Thomas Imo/photothek.de)
Irgendwie habe ich das Gefühl, Zeuge einer Promiehekrise zu sein. Beide Seiten reden
leider nur noch per Anwalt und Pressemeldung übereinander anstatt sich zusammenzuraufen und die Probleme auf den Tisch zu legen um dann nach Lösungen zu suchen.
Wo will das BMVg mit seiner momentanen Kommunikationsstrategie hin?
pi
In der vdL-Doku hieß es doch noch ständig, dass man immer und über alles mit den Partnern redet, auch wenn es weh tut. Passt so gar nicht zu dem Vorgang hier.
Aber was da auch deutlich wurde: das Amt kommuniziert gerne mal zuerst über die Presse…
Die vdL Kommunikationsstrategie ist wirkungsvoller Pattex auf ihrem Stuhl – ohne das bewerten zu wollen. Aber in der Sache kommt man mit diesem Fokus zu keiner Lösung, zur Lösung mehr oder weniger neuer, aktueller Herausforderungen in der Einsatzrealität.
Wenn das der Kauder wüsste
SPON zitiert den Pressesprecher des BmVg, dass keine Konkurrenzprodukte verglichen wurden, sondern “andere Produkte des gleichen Herstellers”. HK416, ick hör dir ganz deutlich trapsen?
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/gewehr-g36-streit-zwischen-heckler-koch-und-bundeswehr-a-1026526.html#js-article-comments-box-pager
Theaterdonner.
Positiv betrachtet wird man wohl im Querschnitt weitaus schneller zu zeitgemäßen Handwaffen kommen als dies mit dem G36A4 passiert wäre.
Aber nun ist eben erstmal die Nachfolge vorzubereiten, das wird länger dauern als vdL noch im Amt ist.
„4) Bis heute hat keine Stelle innerhalb der Bundeswehr Heckler & Koch zu diesen aktuellen Vorgängen kontaktiert oder gar informiert, obwohl das Unternehmen zu jedem Zeitpunkt den offenen Dialog angeboten hat.“
Kern des Problems. Man ist wohl bei der BW bemüht gewesen den eigenen Hals aus de Schlinge zu ziehen. Hätte man den Hersteller eingebunden, so könnte man keinen Sündenbock präsentieren.
Wenn die BW nun mit den angeblichen Treffpunktverlagerung unter Hitze nicht mehr zufrieden ist (ja auch ein konzeptionelles Problem wg Deckungsfeuer mit Sturmgewehren), hätte man neue Anforderungen stellen und sich dann mit HK zusammensetzen müssen hinsichtlich G36A5 usw. Es ist ja nicht unüblich, dass Sturmgewehre modernisiert und angepasst werden.
Meine Güte. Mann sollte doch denken, dass gerade ein Unternehmen wie H&K eine professionell arbeitende PR-Abteilung haben sollte, die (schon ob des, nunja, besonderen Geschäftsfeldes) optimal in Krisenkommunikation geschult ist.
Das, was hier geboten wird, ist dermaßen unprofessionell und nur noch peinlich. Schreiben da etwa in ihrer Ehre gekränkte Ingenieure die Pressetexte?
Der Knaller wär jetzt noch, wenn die Weisung von GI Wieker zur Problemlösung die Nutzung von MGs bei Deckungsfeuer befiehlt. Dann spring ich irgendwo runter.
xyz: Wieso? Das BMVg hat (hier) doch einmal das Richtige getan. Nachdem die Aufklärung des Sachverhalts in den ersten paar Anläufen (damals mit Hersteller im Boot) ziemlich desaströs verlaufen ist, hat man diesmal offenbar intern die zuständigen Stellen umfangreich und in Ruhe testen lassen – ohne das Ergebnis (wie bei den vorangegangenen Versuchen) immer schon vorweg (…G36? Alles Grün!) zu nehmen (ist die damals vom Spiegel gemeldete und vom Wehrbeauftragten gemeldete Einflussnahme qua Druck auf den renitenten Ingenieur der WTD durch das BMVg eigentlich mittlerweile dienstrechtlich aufgearbeitet?).
Möglicherweise hat man nun dabei auch Testverfahren angewendet, die zwar nicht normiert und/oder NATO-zertifiziert sind (wie H&K oben schreibt), aber sich eben vielleicht näher an der Einsatzrealität im Extremfall orientieren und so erst das gemeldete, offenbar konstruktionsbedingte Fehlerbild offenbaren.
Dass H&K hier so verschnupft reagiert, obwohl niemand (zumindest nicht in den Statements des BMVg) der Firma bislang einen Vorwurf gemacht hat, irritiert mich ein wenig.
Denn offenbar gibt es in bestimmten Situationen (die insbesondere in den aktuellen Einsatzgebieten auftreten) ein konstruktionsbedingtes Problem. H&K scheint dies weiter ignorieren zu wollen. Das BMVg kann/will offenbar nicht mehr.
Also wenn ich HK wäre, wäre ich mehr als verschnupft. Es wurde ein Joghurtbecher bestellt und geliefert. Jetzt HK den schwarzen Peter zuschieben, weil man von unrealistischen Einsatzbedingungen ausging ist mehr als unfair. Ein Gutes hat es ja, in den heissen Gefechtsphasen schießt das DIng automatisch Sperrfeuer.
Man sollte bei der Betrachtung auf keinem Fall übersehen, dass HK mit der eigentlich dämlichen Stellungnahme vom letzten Jahr, dass das alles nur an der Munition des Herstellers MEN lag (was viele anzweifelten), sich ins Abseits geschossen hat. Klar, dass sie damit ihre Glaubwürdigkeit extrem aufs Spiel gesetzt haben. In Anbetracht dieser Situation, hat das BmVg diesmal genau das richtige gemacht. Bei einer solchen Waffe kann man auch nicht einfach hergehen und Schießsequenzen festlegen, die teilweise im Bereich von denen der preußischen Linieninfanterie um 1840 liegen. Es muss einfach nach dem Stand der Technik bewertet und verglichen werden und sonst nichts und da hat sich seit 1970 nicht mehr viel geändert.
Ich glaube xyz liegt mit der „Hals-aus-der-Schlinge“-Theorie gut im Ziel (kalaueralarm).
Wenn Gen Fritz um die Problematik wusste, sie aber negierte, dann ist er untragbar.
Frage: Was haben denn die Generale Kneipp und Vollmer zu dieser Thematik beigetragen in ihrer damaligen Funktion COM RC North? Haben die davon gewusst und im Stile von Gen Fritz gehandelt?
Das wären die hausinternen Fragen, die sich mir stellen.
@xyz
Klassiker!!! :D
Ich schmeiss mich weg ….
Man könnte hier schon ein wenig den Eindruck gewinnen, das Ministerium würde versuchen nach all den jüngst ans Licht gekommenen Problemen mit mangelhafter Ausrüstung und Beschaffungsprozessen mal auf den Tisch zu hauen, und dem Wählervolk klar zu machen, dass man sich von „der Industrie“ nichts mehr bieten lässt. Dass man sich bei den meisten anderen und erheblich größeren Baustellen. insbesondere gegenüber der Firma mit den vier großen Buchstaben, natürlich eben doch nach Belieben vorführen lässt, wird dem geneigten Boulevard-Leser nach solch markigen Worten wohl hoffentlich entgehen. Eine andere Erklärung dafür, wieso solche seit Jahren bekannten und bislang vehement in Abrede gestellten Schwierigkeiten jetzt so hochgekocht werden, fällt mir spontan nicht ein. Man könnte fast ein wenig Mitleid mit HK bekommen… da wird eine Waffe bestellt und zeitnah geliefert, 20 Jahre problemlos benutzt, und weil sie dann in völlig anderem Umfeld nicht leisten kann wofür sie nicht gebaut wurde, ist der Hersteller schuld… für derart schneidiges Vorpreschen gegen die böse Industrie würden mir ein paar weitaus geeignetere Adressaten einfallen als HK.
@CRM-Moderator:
Die Generalität singt doch stets das Lied das gerade gewünscht ist.
GenLt Vollmer war noch im Februar 2014 – ganz auf damaliger (!) Linie des BMVg – der Meinung die Waffe sei einwandfrei (siehe dwj.de, „G36 treffsicher und zuverlässig“).
So steigt man in dem System eben auf.
@Memoria: Danke.
Warum recherchieren unsere Qualitätsmedien solche Offensichtlichkeiten nicht in 5min nach und konfrontieren das BMVg damit?
Es gibt immer 2. Einer der es macht und einer der es mit sich machen lässt.
H&Ks Pressemitteilung kann man wie folgt zusammenfassen:
„Was erlauben sich Strunz?“
Es klingt doch sehr danach, dass H&K darüber verschnupft ist, dass sich die jahrzehntelange Symbiose von Geben und Nehmen dem Ende entgegen neigt.
Für H&K mag es ein Schock sein, dass ein Kunde Ware eigenständig und nach eigenen Kriterien prüft, so wie es ihm gefällt und wie er es braucht, ohne Oberaufsicht durch den Lieferanten. In der Welt außerhalb der von H&K ist das ein ganz normaler Vorgang. H&Ks wenig souveräne Reaktion zeigt, dass sie noch einen langen Weg in die Jetzt-Zeit vor sich haben.
Ob sich juristisch was holen lässt, ist vielleicht weniger abwegig als H&K uns glauben machen will. Juristen haben interessante Konstrukte, nach denen nicht alle Eigenschaften eines Produktes im Vertrag festgelegt sein müssen. Es gibt da zum Beispiel die Eignung zum gewöhnlichen Gebrauch oder konkludentes Handeln. Die Frage wird eher sein, ob der Käufer, entgegen aller Traditionen, den Mut aufbringt zu fordern und notfalls zu klagen.
Ich freue mich auf ein neues anständiges Sturmgewehr.
Man könnte natürlich auch auf die Idee kommen, sofern wirklich ein Problem besteht, dass die BW die Modernisierung und Anpassung des G36 auf neue Einsatzbedingungen/- konzepte komplett verschlafen hat. Angesichts der zögerlichen Beschaffung modernisierter g36 und dem Drang selbst 20 Jahre alte G36 noch zu konservieren und in den Waffenkammern zu behalten, befindet man sich gedanklich wohl noch im kalten Krieg.
Es war halt in der BW Doktrin bei Beschaffung von dem G-36 nicht vorgesehen das man sich hinter Lehmwänden verkriecht und so lange dem aktiven Gegner Kugeln „bis der Lauf glüht“ entgegen wirft bis CAS kommt.
Das man den AFG Krieg, mit seinen paar Hundert Mann kämpfende Truppe, wirklich als Referenz für die Beschaffung eines STANDART Sturmgewehr’s sieht, macht mich nicht nur ratlos, sondern vollkommen wütend.
Die.raffen.nix.mehr.
@Wolfsmond
100% 1++++++
Mir wäre auch lieber, das BMVg würde bei den fliegenden Projekten mit 50 undmehr MMonaten Verspätungen ohne Leistung mal so auf den Tisch hauen.
Ich vermute, dass vdL das „nervige“ Thema politisch vom Tisch haben wollte. Vielleicht macht sich mal einer die Mühe und sammelt alle positiven Stellungnahmen zum G36 der letzten Jahre von Generalen, Staatssekretäten etc. ein. Nach der jetzigen InfoLage des BMVg scheint mir der Fall irgendwie skandalöser als je zuvor. Und nebenbei, ich traue dem BMVg sogar eine gemeinsame Kommunikationsstrategie mit HK zu.
Folgende Ziele würden erreicht:
1. Man hat das Thema vom Tisch (macht vdL glücklich)
2. Man hat eine eiserne Lady, die der Industrie den Hammer zeigt (macht vdL glücklich)
3. Man hat die Begründung für eine Neubeschaffung (macht Generale glücklich)
4. Man kauft erneut – im Hintergrund bereits abgestimmt – bei HK (macht HK u. MdB Kauder glücklich)
Warten wir ab, wie sich die story weiterentwickelt. Oder wie würde der LtrPrInfoSt sagen: Welchen spin man ihr gibt und wer klug genug ist, diesen zu erkennen ;-)
Es bleibt nur festzustellen:
Die Bundeswehr hat scheinbar in der aktuellen Lage und der dadurch entstehenden neuen Randbedingungen für eine Ordonanzwaffe, das Recht die Effektivität und Zweckmäßigkeit Ihrer selbst beschafften Ausrüstung zu kritisieren.
Die Bundeswehr hat nicht das Recht dem Hersteller HK ein mangelhaftes Produkt, rufschädigend vorzuwerfen, das G36 ist zu Recht! mängelfrei abgenommen worden.
Es gibt keinerlei logische Erklärung dafür; einen der wenigen wirklich zuverlässig und gut arbeitenden Haus- u. Hoflieferanten dermaßen vorzuführen.
Der einzige nicht nachvollziehbare Grund, währe die Profilierungssucht der Frau von und zu Ministerin höchstpersönlich! Hier kann Sie einem Rüstungskonzern, zumal einem fiesen großen Kleinwaffenproliferanten, mal so richtig einen Reinwürgen. Zumal dieser auch nur ein ziemlich kleines mittelständiges Unternehmen in finanziellen Nöten ist.
Wesentlich wahrscheinlicher ist allerdings eine persönliche Fehde zwischen 2-3 Führungskräften der BW und HK, auf sehr intimer Ebene.
Es gibt keinen Grund für diese total verfehlte Kommunikation.
Zum ersten steht das G36, wie jeder der im Thema steht weiß, und auch öffentlich publik ist,am Ende seines Lebenszyklus und muss mittelbar querschnitlich, entweder durch neu- Produktionen, oder aber ein alternativ Produkt ersetzt werden.
D.h. Geld muss so oder so ausgeben werden und ist mittelfristig wohl auch schon eingeplant.
Zum zweiten liegt eine geänderter Einsatzhintergrund seit ISAF und der Invasion der Russischen Föderation in der Ukraine definitiv vor. Es währe also ohne weiteres möglich eine neues System einzuführen und innerhalb einer parlamentarischen Diskussion zu Begründen und es währe kein Problem dies auch parlamentarisch durchzusetzen.
ABER NEIN, an stattdessen geht das Presseamt der Bundeswehr damit hausieren, dass man eine Schrott-Gewehr beschafft hat.
Damit schießt man sich, vor allen Dingen und in erster bis letzter Instanz, somit wieder mal höchst Selbst ins Bein.
In der Summe ist es einfach unbegreifbar, wieso man den Karren so dermaßen dämlich in den Sand fahren musste.
Es hätte so einfach sein können: das G36 wurde 20 Jahre problemlos genutzt –>es hat seinen planmäßigen Lebenszyklus abgeleistet –>eine Ordonanzwaffe muss deshalb neu beschafft werden–> die Einsatzanforderungen haben sich geändert —>mit heutiger Technologie ist es möglich diese Anfordernisse in einem neuen Produkt rel. risikoarm umzusetzen –>Ergo es wird eine neue Waffe beschafft die eben diese daraus resultierenden technischen Anforderungen erfüllt. Punkt, Schluss, Aus, Ende!
allerdings scheint im System Bundeswehr, eine solcher, auf kausalen wehrtechnischen Zusammenhängen beruhender Rüstungsprozess nicht mehr denkbar.
Falls dann in 10 bis 20 Jahren einmal eine Kaliber Diskussion auf NATO Ebene ansteht, kann man sich hier schon mal, am besten Mental, auf eine nur folgerichtige Ethikkommission einstellen. Damit könnte man innerhalb der Führer-Elite des BMVgs endlich und endgültig dem profan- , bäuerlichen Militarismus der unteren Mannschaftsdienstgrade entschweben.
Ich muss sagen, ich kann H&K hier durchaus verstehen. Nachdem eine politische Entscheidung schonmal für H&K zum Desaster wurde (Stichwort G11) hat man dort wohl langsam die Nase voll ständig Opfer der Politik zu werden, obwohl man hervorragende Arbeit leistet, im Gegensatz zu den meisten anderen Zulieferern der Bw.
Ich habe das G36 gut in Erinnerung. Als Plastikgewehr gleich zu Anfang verschrien hat es zuverlässig seinen Dienst getan und Probleme mit Handschutz und Optik wurden von H&K sehr gut überarbeitet. Dass das Gewehr evtl Probleme mit Treffsicherheit auf große Distanzen sowie Druchschlagskraft wegen des Kalibers haben würde, das war zu Anfang klar. Man hat aber eben so die Spezifikationen geschrieben. Dass man sich jetzt nach 20 Jahren hinstellt und sagt das sei alles Mist gewesen und allein H&K sei daran Schuld weil die Schund produzieren, das ist wirklich ein dickes Ding. Vor allem wenn stimmt, was H&K hier schreibt, dass nichtmal vorher mit H&K geredet wurde.
Wenn ich ein Produkt kaufe und nach 20 Jahren merke, dass meine Ansprüche sich geändert haben, dann wende ich mich an den Hersteller und Diskutiere die Möglichkeiten. Ich gehe sicherlich nicht zur Bildzeitung und sage „Schaut mal was die für einen Mist produziert haben“.
Wenn aus der Truppe Feedback kommt, dass die Waffe den heutigen Ansprüchen nicht mehr genügt, dann muss das seriös analysiert werden, eine neue Spezifikation erstellt werden und dann in aller Ruhe entweder das G36 überarbeitet oder eine neue Waffe beschafft werden. Was hier hingegen wiedermal abläuft ist das typische Verhalten der Politik. Alle sind Schuld nur wir nicht.
Natürlich ist die böse böse Firma Schuld, das ist einfacher als der Öffentlichkeit sagen zu müssen, dass man schlicht Geld für eine modernere Waffe braucht. Stattdessen höre ich im Radio dass man plant H&K auf Schadenersatz zu verklagen, was wirklich absolut hirnrissig ist, weil es überhaupt keine Grundlage hat.
ich bin wirklich froh, nicht mehr dabei zu sein. Diese politische Führung ist seit Jahrzehnten mittlerweile einfach nur noch peinlich und nicht mehr vertrauenswürdig.
Guten Tag allerseits,
Ich verfolge diese Diskussion um die Waffe nun seit ihrem Beginn.
Des Weiteren bin ich vom Fach. Ich arbeite mit dieser Waffe seit ihrer Einführung in allen Varianten, die in die Bundeswehr eingeführt wurden. Darüber hinaus habe ich auch eine recht umfangreiche „Fremdwaffenausbildung“, bei der es mir vergönnt war, mit allen gängigen, sowie auch mit „Nischenprodukten“ Erfahrungen zu sammeln. Dieses wiederum unter auch zum Teil extremen Bedingungen.
Ich bin bei diesem Thema von einer recht subjektiven und auch –ich gestehe- emotionalen Sichtweise geprägt.
Da erklärt man mir, dass ein heiß geschossenes Sturmgewehr an Präzision verliert?
Oh mein Gott, wenn ich das nur früher gewusst hätte.
Nein im Ernst, ich kenne keine Waffe, bei der das Treffbild sich nicht verschlechtert, nachdem man sie heiß geschossen hat. ……“Ja, aber in Afghanistan im Feuerkampf, nach 150 schnell verschossenen Patronen….. „ Auch da kann ich mitreden, ohne darauf stolz zu sein. Und weder meine Waffe, noch die der Soldaten, mit denen ich mir solche Situationen teilen „durfte“ haben Probleme mit ihrem Gewehr gehabt. Ganz im Gegenteil. Dort erlebt man ganz andere Momente. Dort kommen Soldaten anderer Nationen und versuchen sich ein G36 auszuleihen, weil ihr M4 nach ihrer Meinung überhaupt nicht zuverlässig sei. Zur Zuverlässigkeit, kann ich nur so viel sagen, dass ich mich an keine Störung erinnern kann, die ich jemals mit dieser Waffe, bei der Benutzung von Gefechtsmunition gehabt hätte. Die Soldaten der Basis, die als Handwerker in diesem Gewehr ihr Werkzeug sehen, haben in ihrer Mehrheit eine andere Wahrnehmung des G36 und des Treffbildproblems. Bei all den zurzeit auf dem Markt bekannten Sturmgewehren, würde weder ich, noch die mir bekannten Soldaten ihre Waffe gegen eine andere eintauschen wollen, weil sie das Vertrauen verloren hätten.
Verstörend empfinde ich es auch, auf welchem Niveau meine mir übergeordneten Führungsebenen mit in die „RTL 14:00 Diskussion“ eingestiegen sind. Auch hört man nur Vorwürfe über Ungenauigkeit, jedoch so gut wie nie Fakten.
Meine selbst erschossenen Fakten, denen ICH vertraue sind etwas plakativ ausgedrückt…….
Kaltes Rohr: kleines Trefferbild, jedoch deutliche Ablage.
Warmgeschossenes Rohr: Trefferbild von der Größe DIN A6 auf 100 Meter Entfernung.
Heißgeschossenes Rohr: Trefferbild von der Größe max. DIN A5 auf 100 Meter Entfernung.
Ich weiß das von meinem Handwerkszeug, ich kann damit umgehen, ich habe keine Panik. Ich bediene ein Sturmgewehr. Eventuell würde ich darüber anders denken, wenn der Scharfschütze dieselben Abweichungen mit seinem Gewehr vorweisen würde, aber…. Lassen wir das –schlafende Hunde-
Warum schreibe ich das alles? Ich als Soldat habe mir ein anderes Bild von der Situation erarbeitet und es kommt mir so vor, als wenn das Thema lediglich instrumentalisiert wurde. Wofür? Das sollen die schreiben, die davon Ahnung haben. Ich beschränke mich auf den Teil, bei dem ich Ahnung habe.
Einen schönen Tag wünsche ich
„>Ergo es wird eine neue Waffe beschafft die eben diese daraus resultierenden technischen Anforderungen erfüllt. Punkt, Schluss, Aus, Ende!“
Wo soll die plötzlich herkommen? Sinnvoller wäre es gewesen, wenn man mit dem HK das G36 weiterentwickelt hätte. Aber das geht ja dank der Schmutzkamoagne nicht mehr, weil das Gewehr jetzt den Ruf als Gurke schon weg hat.
@xyz:
„Wo soll die plötzlich herkommen?“
Vom Weltmarkt?
HK416, SCAR-L, etc…
Nach all den Jahrzehnten der bedingungslosen Rüstungsindustrie-Subvention stimmen mich die noch etwas zaghaften Zeichen beginnender Emanzipation und Abwendung von der auch hier intensiv kritisierten Hörigkeit vorsichtig zuversichtlich.
Sehr wenig Verständnis habe ich für das reflexive Dienstherrn – Bashing derer hier, die zweifellos auch die besseren Bundestrainer wären.
Die – vorsichtige und auch verantwortungsvolle – Änderung von der für die Auftragsnehmer überaus bequemem Unternehmenskultur dauert seine Zeit. Und sie ist mitunter auch schmerzhaft und letztlich für alle Seiten risikobehaftet-immerhin. Doch – auch und gerade dem Rüstungsbereich gegenüber – zu zeigen, dass die Bundeswehr in vielen Bereichen neu gedacht und ‚aufgesetzt‘ werden muss ist ebenso folgerichtig wie überfällig. Und mein Mitleid mit Profiteuren der letzten Jahrzehnte hält sich angesichts des offensichtlichen Gesamtzustandes der Bundeswehr stark in Grenzen.
Ich hoffe sehr, dass der eingeschlagene Weg rechtzeitig Wirkung zeigt und durchgehalten wird.
Beeindruckend…
Nach „oben“ (AHD) – buckeln
Nach „unten“ (H&K) – treten
re: Wolfsmond
Man stelle sich mal vor, dass das BMVg wg. „PUMA“ oder „NH90 “ so auf den Tisch gehauen hätte!?
Dann (unabhängig von der Frage ob und inwieweit ein Mangel vorliegt oder nicht!) lieber doch erst einmal bei einem Mittelständler (exemplarisch) auf den Tisch hauen!- Man/frau kann sich ja mal im Kleinen üben, wie das geht ….
Ein vorheriger Kommentar ist weg.
BILD-Interview mit vdL: Wie gefährlich ist das Pannengewehr?
Es wir weiter der Eindruck erweckt die Waffe erfülle nicht die vertraglichen Forderungen.
Sie stellt sich eben weiter sehr geschickt als Macherin dar.
[Sorry, war im Spamfilter, warum auch immer.. T.W.]
Na, da kann man ja jetzt mal gespannt abwarten, ob die Kategorie Handwaffen zur nationalen Schlüsseltechnologie erklärt wird oder nicht.
Es bleibt eine enttäuschende Stellungnahme, die zwar juristisch einwandfrei ist, aber an dem eigentlichen Problem völlig vorbei geht: Der Soldat kann im Kampf seiner Braut nicht mehr vorbehaltlos vertrauen. Hier geht es um Menschen, nicht um Verfahren.
Und es geht um Geld, viel Geld. Die deutsche Rüstungsindustrie hat sich in Jahrzehnten der Narrenfreiheit mit dem BMVg eingerichtet und reagiert nun verschnupft. Und das Ministerium hat sich mit stümperhaft verhandelten (?) Verträgen selbst ins Abseits gestellt.
All das ist hier schon in vielen Varianten zu Recht diskutiert worden.
Es wird Zeit, dass sich nun endlich etwas ändert!
Unseren Soldaten zu liebe.
Wer wird also die neue Braut?
(für Gender-Beauftragte: Oder der neue Bräutigam!)
HK hätte nur frühzeitig sagen müssen, was das Gewehr kann und was nicht. Sie haben versucht es bis zum jetzigen Zeitpunkt zu vertuschen und zwar sehr massive mit Lügen und sonst was. Das war der Fehler. Alle Klagen aus der Truppe wurden abgebügelt und die Soldaten als unfähig dargestellt.
Zu dem Vorwurf, dass jedes Gewehr mehr streut wenn es war ist, kann man nur ja sagen, aber bei weitem nicht so viel und es verzieht sich nicht so extrem Hier ist es eines der schlechtesten in der Welt ohne wenn und aber.
Das Heersamt wollte überigens damals, dass an der Waffe vor der Einführung nachgebessert wird. Aber wie wissen alle, wie man das in Deutschland regelt.
Hallo,
ich hätte mal ein Frage. Es wird immer davon gesprochen, dass das G36 für eine andere Einsatzsituation projektiert und ausgeliefert würde.
Kann mir jemand diese andere Einsatzsituation erklären? Würde man im dritten Weltkrieg nur ein paar Schüsse abgeben und dann abhauen? Gäbe es da keine langen Feuergefechte, oder würde da der sofortige Einsatz von A-Bomben eingeplant, sodass ein Gewehr das geradeaus schießt unnötig ist?
Kann mir das jemand erklären? Vielen Dank!
@Didi
Was das Gewehr kann hat HK sehr frühzeitig klargestellt – und zwar im Beschaffungsvertrag für das G36 – den es bis heute zu 100% erfüllt.
Vertuschen? Massive Lügen? Truppe als unfähig dargestellt? Wo? Beleg?
Ich habe selbst mit der Firma zu tun gehabt und kann auf der Arbeitsebene genau das Gegenteil berichten. Customer Service war stets vorbildlich für die Truppe und wer sich noch an die Anfangsänderungen an Optik und Handschutz erinnern kann weiss auch wie gut das lief.
Nochmal (zum 4.mal jetzt): Die Bundeswehr hat für sich neue Testreihen und Grenzwerte NACH der Beschaffung und fast 20 Jahren Gebrauch festgelegt und diese offenbar nichtmal an den Hersteller kommuniziert. Was soll man da machen? Das ist wie wenn sie alle Aufgaben in einem Mathetest gelöst haben und ihr Prof/Lehrer bei der Korrektur noch eben 10 dazuschreibt und dann sagt: Tja leider nur 80% gelöst – Note 3… Ich kann hier den Unmut von HK schon verstehen und schüttle meinen Kopf um die Kommunikationsstrategie im Ministerium. Man hätte es auch einfach Formal als Fähigkeitslücke darstellen können ohne gleich den Hersteller abzuwatschen – der dafür ja nix kann.
Sie machen was von Beruf? Welt-Gewehr-Tester?… Aber sie haben ja bestimmt den solide dokumentierten Testbericht zur Hand der diese steile These belegt.
Hier wiederum: Das Design eines Stahl-Kunststoffverbundes von Schussrelevaten Teilen (hier Rohr – Gehäuse – Verschlussführung) bringt eben diese Nachteile mit sich. Wer dann so ein Design mit einer Vollstahlkonstruktion vergleicht… naja Äpfel und Birnen. Interessant wären andere Derivate des selben Designs…
Und was? Desweiteren wurde nachgebessert – 3mal in der A1 Version und danach mit den nachfolgenden Versionen A2. Zusätzlich wurden Konstruktionsänderungen bezüglich des Zubehörs vorgenommen.
Können wir diese Diskussion jetzt endlich mal wieder sachlich und fachlich fundiert weiterführen?
Wenn das G36 nur in der Kälte funktioniert, können wir es doch an die Ukraine liefern.
Ich verstehe die Argumente nicht, warum H&K unangreifbar sein soll, gar warum H&K Welpenschutz genießen soll. Das ist ein Lieferant, mehr nicht. Was glauben die eigentlich wer sie sind? Gelieferte Produkte von Lieferanten darf man zu jeder Zeit und an jedem Ort so prüfen wie es einem gefällt.
Die Art und Weise wie sich normalerweise ein Lieferant gegen einen unangenehmen Kunden wehrt ist, dass man für den Kunden die Preise erhöht (Aufschlag eines Schmerzensgeldes) oder den Kunden nicht mehr beliefert. Es scheint wirklich so zu sein, dass H&K noch nicht in der normalen Unternehmenswirklichkeit angekommen ist, sonder von den guten alten Zeiten der staatlichen Alimentierung und Landschaftspflege träumt.
Ich ahnte schon, dass jemand die 25 Jahre alte Geschichte des G11 herauskramen würde um mehr Mitleid für H&K zu erzeugen. Tja, wie soll man sagen, das ist halt unternehmerisches Risiko. Ein Risiko, dass H&K mit 90 Millionen DM Steuergelder versüßt wurde. Wer konnte schon ahnen, dass damals plötzlich der Friede in Europa ausbrach?
Die Argumentation, dass beim NH90 u.Ä. nicht so auf den Tisch gehauen wird klingt so, wie die Argumentation von ertappten Geschwindigkeitsübertretern „Aber die Anderen fahren auch alle zu schnell.“. Ja, tun sie. Manche erwischt man, andere kommen davon. Das ist eine Frage des Aufwands und der Ressourcen und wenn man ein Zeichen setzen möchte, dann greift man sich halt jemanden heraus zur Abschreckung für die anderen Schnellfahrer.
@Jas:
Mit Blick auf die in der BILD von der Ministerin erwähnte Kommission (Dabei sollen unter anderem Kommandeure befragt werden, ob ihnen aus heutiger Perspektive etwas berichtenswert erscheine.) wird es sicher auch noch interessant. Das könnte ein Beispiel für die wirkliche Fehlerkultur werden…
Auch gut Rainer Arnold im DLF:
http://www.deutschlandfunk.de/maengel-bei-bundeswehr-thomas-de-maiziere-hat-aufklaerer.694.de.html?dram:article_id=315869
Leider muss ich sagen, dass ich in der Sache HK mehr vertraue als unseren Damen und Herren. Wer erlebt (hat), wie sich in der Bw ein Wunschbild vom – ohnehin zu vermeidenden – Gefecht zurechtgebogen wird und dementsprechend Ausbildung und Materialforderungen definiert werden, kann nicht mehr anders.
Wie war das mit dem Schwangerschaftstauglichen PUMA? Warum haben wir kein Bajonett? Wieviel Munition haben wir fuer das Inuebunghalten? Und wie ist inzwischen das Verhaeltnis von Zeit fuer Gefechtsausbildung im Vergleich zu Politisch-historisch-ethischer Bildung und all den anderen Belehrungen. Wieviel Zeit verbingen wir auf Fahrten zu StoSchAnl? Simuliert der Schiesssimulator heissgeschossene Waffen? Usw. usf.
@mir tuts leid
Vielen Dank für Ihren Post, mir geht es nicht viel anders, obwohl ich ziemlich sicher bin, dass ich nicht soviel Erfahrungen mit dem G36 in den verschiedenen Varianten sammeln konnte/musste wie Sie.
@Jens – 01. April 2015 – 9:25
Eigentlich kann sich ein Kunde verhalten wie er will und der Lieferant seine Schlüsse daraus ziehen.
Aber in diesem Fall nur eigentlich.
Der Kunde Staat hat sich an andere Verhaltensregeln zu halten als der Kunde Müller. Auch hat der Kunde Staat anders zu kommunizieren als der Kunde Müller. Vor allem, wenn der Kunde Staat staatliche Ämter und Staatsmittel in die Prüfung/Bewertung des Produktes involviert. Und auch dann, wenn der Kunde Staat über die eigene Waffengesetzgebung und die Exportkontrolle eine erweitere Machtposition gegenüber dem Lieferanten hat.
Ich stelle mir vor…
ich kaufe mir einen Compactwagen. Dann nutze ich ihn bis zum Ende der erwarteten Lebensdauer. Er ist noch rostfrei und gut in Schuss – immer gut gewartet. Aber nach 20 Jahren komme ich auf die Idee, damit auf den Schotterpisten des Kaukasus herumzuheizen. Aber bei 30% Steigung ist immer wieder Schluss. Da fahre ich zurück zum Händler und sage: Das Ding ist ein Sch…, ich weiß, dafür war er nicht geeignet, ich will – ich will – ich will aber (etwas fusßstampfen unterstreicht meinen Willen)
Ein kluger Händler wird sagen: Kein Problem mein Junge, wir gehen jetzt mal in die Werkstatt und dann rüsten wir dein Auto auf Rallystandard um. Du hast doch etwas Kleingeld dabei?
Ein Händler wie HK sagt: Ja Herrschaftszeiten zefix, bist du deppert durch den Kaukasus zu fahren? Das war so nie abgemacht. Und jetzt schmeiße ich gleich mein Budelförmchen nach Dir.
Etwas mehr Souveränität hätte ich auch von einem Mittelständler erwartet. Der Kunde Bundeswehr ist so wie er ist, da kann man sich in die Ecke stellen und schmollen oder cool drüberstehen, insbesondere wenn man weiß, dass man gute Produkte hat.
Und der PR-Coup der Ministerin funktioniert einfach wieder sehr gut:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-von-der-leyen-will-g36-einsaetze-pruefen-lassen-a-1026600.html
Die „Macherin“.
Mein durchaus vorhandenes Verständnis für die Ministerin schwindet. Was soll das Nachkarten (Schadenersatzforderungen??, prüfen) hinsichtlich Verwendung G 36 in früheren Einsätzen. Die Waffe konnte und kann auch weiterhin was ihr vor 20 Jahren per Lastenheft abgefordert wurde.
Das war m.E. bereits damals nicht wirklich am Gefecht orientiert, hinzu kam Kaliber-Wechsel, auch mit Fragezeichen zu versehen, aber es war eben Fakt.
Dass Erkenntnisse ausgewertet werden ist Selbstverständlichkeit von Einsatzauswertung und Lessons Learned Jedoch hat dergleichen intern abzulaufen, ohne Presse-Hype und Anklagen.
Bin ja eigentlich kein ‚Fan‘ von H&K, aber da muss ich ausnahmsweise Oberndorf mal Recht geben, alles in allem ein sehr komischer Vorgang. Schund kann man Ihnen nicht wirklich vorwerfen, aber es ist z.Zt. der Ton der aus den Medien (und dem Mysterium) kommt, und all das gegenüber einer Firma die das GBR Prestige (und Problem) Projekt SA-80 lösen durfte und konnte… sehr komisch…
Ohne das Ganze jetzt statistisch ordentlich aufzuarbeiten wundert man sich ob hier im Quartals-Takt mal wieder „Macher(-innen)“ präsentiert werden müssen…. die Meldungsdichte (auch ohne G36) lässt es ja fasst ahnen…. komisch
Die Ministerin ist doch keine Macherin. Eine Macherin würde bereits das neue Gewehr für die Truppe wenigstens in AFG präsentieren.
Die Industrie wird gehauen um von dem jahrelangen Versagen und Vertuschen in Sachen G 36 im eigenen Hause abzulenken.
Es gibt keine Grundlage für Schadenseratzforderungen. Das G 36 ist nicht als Wüstengewehr oder Sturmgewehr für Dauerfeuer beschafft worden.
Und es bleibt die Frage, wenn das Gewehr in AFG heißgeschossen wurde, lag dies an der fehlenden Treffsicherheit wenn das Gewehr heiß wurde oder musste das Gewehr heißgeschossen werden, weil das Kaliber des „Mädchengewehrs“ zu wenige Durchschlagkraft hatte?
Und damit sind wir wieder bei der allseits beliebten Kaliberfrage;)! Nur leider stellt die Presse nicht die Kaliberfrage bisher gegenüber der Ministerin. Denn es würde mich auch interessieren, ob die Ministerin überhaupt eine Ahnung von der Kaliberfrage hat.
Wenn jetzt eine Kommission eingesetzt wird, scheint ein Lieblingsspielzeug der Ministerin zu sein, um die früheren Einsätze zu untersuchen mit dem G 36, dann sollte man auch untersuchen, wie die Unterschiede zu Einsätzen waren, wo die Soldaten das G 3 verwendet haben und ob ein Wirkungsunterschied wirklich an einem heißen Lauf lag oder nicht an der höheren Durchschlagskraft des G 3?
Wortkarg wies mich die mir gegenübersitzende Militärhistorikerin soeben auf das Datum des heutigen Tages hin….. Schadenersatzansprüche an H&K, muss wahrlich der erste April sein….
Der Bogen wird überspannt – und vor allem sollte die Ministerin jetzt aufpassen, nicht ihre eigenen Ränge in Erklärungsnot zu bringen.
Schließlich dämmert es inzwischen einigen, dass die Forderungen für das Gewehr in den 90ern wohl mit dem Wissen verfasst wurden, das die Waffe ohnehin nie „scharf“ eingesetzt wird. Hohe Schußbelastung etc. gab es nämlich auch schon vorher regelmäßig bei „Handwaffen für eine Wehrdienstarmee“ – zumal ein Gefecht leider so selten Rücksicht auf Vorschriften und/oder Handlungsanweisungen nimmt (gell, Herr General Wieker)…
Und selbst wenn in den Einsätzen und dabei besonders in AFG jetzt so furchtbar neue Erkenntnisse gewonnen wurden – warum hat die Bw dann erst 2013 mit einer „ersten Marktsichtung“ (!) begonnen (nachzulesen hier auf AG) und nicht schon früher, sprich spätestens 2001, auf die geänderte Lage reagiert und eine Neubeschaffung eingeleitet?!
Jetzt mit Schadenersatz oder ähnlichen Forderungen zu drohen, ist daher nahezu grotesk und unwürdig.