Nicht nur Breite, auch mehr Tiefe: von der Leyen kündigt Umsteuern an
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hält nichts ‚von solchen Schlagworten‘ wie ‚Breite vor Tiefe; die Fallschirmjäger-Ausbildung bleibt in Altenstadt, und mit dem Abschied von der ‚Dynamisches Verfügbarkeitsmanagement‘ genannten Mangelverwaltung kommt auch das schon länger debattierte neue Panzerbataillon in Bergen : Mit einem Interview für die Bundeswehr-eigenen Medien hat die Ministerin ein Umsteuern der deutschen Streitkräfte angekündigt – auch wenn es wohl nicht Reform der Reform heißen darf.
Das Interview gibt es als Video hier (allerdings bislang nicht für Mobilgeräte abrufbar) und als Abschrift hier (allerdings ist die Abschrift keine Abschrift, sondern eine redaktionell überarbeitete Fassung, wie sich schon bei den ersten Worten herausstellt. Muss man vielleicht doch noch genauer abgleichen).
Einige Ausschnitte – aus der schriftlichen Fassung – mit Anmerkungen:
vdL: Es ergibt zum Beispiel wenig Sinn, angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen, der Verpflichtungen in den Bündnissen und der realen Einsatzszenarien an einem starren Fähigkeitsprofil festzuhalten.Das müssen wir viel dynamischer gestalten und uns multinationaler aufstellen. Deutschland agiert ohnehin niemals allein, sondern nur in seinen Bündnissen.
Frge: Steht dabei auch das Leitmotto „Breite vor Tiefe“ in Frage?
vdL: Ich halte nichts von solchen Schlagworten. Als gesetzte Rahmennation in der NATO und in anderen Bündnissen wird Deutschland immer eine angemessene Breite an militärischen Fähigkeiten vorhalten müssen, wie zum Beispiel als NATO-Speerspitze, oder bei der Führung der Ausbildungsmissionen im Nordirak und in Afghanistan. Wir brauchen aber ebenso dringend bei einzelnen Schlüsselfähigkeiten mehr Durchhaltetiefe. Die können wir auch dadurch erreichen, dass wir verstärkt mit anderen Nationen zusammenarbeiten. Ich denke da beispielsweise an den geplanten multinationalen Hubschrauberverband, oder an die immer engeren Kooperationen mit Frankreich, Polen und den Niederlanden. Ich bin mir sicher, da geht noch mehr.
Unklar bleibt: Ist das tatsächlich der Abschied von ‚Breite vor Tiefe‘, oder vorerst nur die Hoffnung, dass Verbündete fehlende Durchhaltefähigkeiten liefern sollen?
Frage: Steht das bei den Soldaten enorm unbeliebte Dynamische Verfügbarkeitsmanagement zur Disposition? Das ist ja bislang an die starren Obergrenzen für die Großsysteme gebunden…
vdL: Die eigenen Rahmenbedingungen immer wieder kritisch zu prüfen ist für jede moderne Armee Daueraufgabe. Das Dynamische Verfügbarkeitsmanagement ist in der Breite der Bundeswehr überhaupt noch nicht in Kraft gesetzt. Der Knackpunkt ist doch eher die von vielen Soldatinnen und Soldaten schon heute erlebte Realität, dass es an allen Ecken und Enden Materialengpässe gibt. Ob man es Dynamisches Verfügbarkeitsmanagement nennt oder anders: Entscheidend ist doch, dass die Bundeswehr nicht schleichend in eine Mangelverwaltung hineingeraten darf, die zunehmend den Grund- und den Ausbildungsbetrieb aushöhlt. Diesen Trend
müssen wir wieder umkehren. Sonst steht über kurz oder lang die Einsatzfähigkeit und unsere Zuverlässigkeit in den Bündnissen in Frage. Die Truppe muss auf mittlere Sicht nicht nur in den Einsätzen topp sein, sondern auch ausreichend Material für Grundbetrieb und Übung haben. Da müssen wir wieder hin.
Die an dieser Stelle entscheidende Frage bleibt offen: Werden die Vorgaben der Großgeräte-Liste nach oben korrigiert? Und wie sehen die neuen Zahlen aus? An dieser Stelle ist das noch hinreichend vage.
vdL: Wo sinnvoll und notwendig, sollten wir deswegen eine entsprechende Ausstattung unserer bestehenden Verbände anstreben und auf ein möglichst dezentrales Management der Gefechtsfahrzeuge setzen. Die Erfahrungen aus den Piloterprobungen des Dynamischen Verfügungsmanagements können dabei helfen, ein praktikableres Konzept zu entwickeln. Wie zügig und wie weit wir auf dem Weg vorankommen, hängt auch von künftigen Anforderungen an die Bundeswehr und den finanziellen Spielräumen ab. In einem ersten Schritt wollen wir zum Beispiel mit der Praxis Schluss machen, dass wir überschüssiges gutes Material, beispielsweise Leopard 2, abgeben oder verschrotten.
Das deutet auf mehr schweres Gerät im Betrieb hin. Dennoch bleiben auch hier die Zahlen noch offen.
vdL: Beispiel Panzertruppe: Anstatt funktionstüchtige Leopard 2 auszumustern und zu verschrotten, sollten wir überlegen, wie wir das gute, noch vorhandene Material in die bestehenden Strukturen integrieren können. Deswegen wollen wir am Standort Bergen ein derzeit gekadertes Panzerbataillon aktivieren, vorzugsweise mit ergänzender internationaler Komponente. Wir sind dazu in guten Gesprächen mit den Niederlanden.
Beispiel Altenstadt: Die Fallschirmjägerausbildung dort kann bleiben. Ein aufwendiger Umzug der militärischen und zivilen Kräfte nach Oldenburg ergibt keinen Sinn mehr, weil sich die Voraussetzungen durch die verstärkte multinationale Kooperation seit der Neuausrichtung geändert haben.
Beispiel Saarland: Dort können wir nach einer Überprüfung der Planung die Standorte Lebach und Saarlouis erhalten und gleichzeitig Belastungen für Familien durch Umzüge reduzieren.
Unter dem Gesichtspunkt der Zumutbarkeit und Wirtschaftlichkeit prüfen wir auch, ob der Umzug der Führungsunterstützungskräfte von Köln und Fürstenfeldbruck nach Schortens noch sinnvoll sind. Ebenso, ob die Eurofighter-Ausbildung, die teilweise in die USA umziehen sollte, nicht doch besser am Standort Wittmund konzentriert werden sollte. Da sind die letzten Entscheidungen aber noch nicht getroffen.
Zwar nicht überraschend, aber schon etwas konkreter. Bergen bekommt das zusätzliche Panzerbataillon, auch wenn ich immer noch nicht weiß, ob sich das nun auf die Gesamtzahl der Kampfpanzer in der Truppe auswirkt oder ob es bei den bisherigen 225 Exemplaren bleibt. Altenstand war erwartet worden und dürfte damit offiziell sein, ebenso die Entscheidung zu den Standorten im Saarland. Vermutlich sind die anderen Umzüge und Neustationierungen, die ebenfalls noch heftig diskutiert worden, damit vom Tisch. Mit anderen Worten: Der Sack war aufgeschnürt und ist jetzt richtig zu.
Das letzte Jahr hat der Öffentlichkeit eindrucksvoll vor Augen geführt, dass Sicherheit und eine einsatzfähige Bundeswehr nicht zum Nulltarif zu haben sind. Die meisten Modernisierungsvorhaben sind so angelegt, dass sie sich erst mittel- und langfristig im Etat niederschlagen. Und die Haushaltsverhandlungen für das kommende Jahr beginnen erst in diesem Tagen.
Also: mehr Geld bitte, aber nicht so schnell. Auch das nicht unbedingt überraschend.
Vermutlich entdecken die Kenner in dem Interview der Ministerin noch mehr Details, über die hier zu reden ist.
(Das offizielle Interview-Foto der Bundeswehr: ‚Bundesministerin der Verteidigung, Ursula von der Leyen, spricht in einem Interview mit der Chefredakteurin Redaktion der Bundeswehr Andrea Zückert im Bundesverteidigungsministerium in Berlin am 26.02.2015‘ – Bundeswehr/Lang)
Da hat Sie sich offensichtlich der Realität gestellt!- Bleibt die Frage: „Was Sie aus der gewonnenen Erkenntnis konkret macht …..“
1. Schön, daß das Panzerbatailon 414 in Bergen kommt, aber weiterhin halte ich es nicht für sinnvoll, das andere altgediente Panzerbataillone zu Panzergrenadierbataillonen umgewandelt werden, aber gleichzeitig ein neues Panzerbataillon aufgestellt wird. Einen Sinn oder eine Logik kann ich darin nicht erkennen. Stattdessen hätte man die Niederländer an das Panzerbataillon 33 angliedern können und in Bergen ein Panzergrenadierbataillon aufstellen können, statt das 33 Panzerbataillon dieses Jahr in ein Panzergrenadierbataillon umzuwandeln!
2. Daß die BW Ihre Leopard II Kampfpanzer behalten darf und nicht weitere verschrotten oder abgeben muss ist richtig, aber ich wiederhole meine schon mehrfach gestellte Frage, wieviele Leo II, welcher Versionen haben wir noch? Nur die ca. 280 aus der Gelb-Roten Liste oder 300 weil vielleicht die 20 A 7 da nicht mitgezählt wurden oder gibt es noch Depotbestände mit A 4 oder A 5 oder gar Leo 1 Panzern?
3. Ob die Bundeswehr wirklich jetzt 410 Puma bekommt steht in dem Interview leider nicht drin.
4. Erschreckend finde ich, daß die BW die Zahl der Zivilbeschäftigten auf 56.000 erhöht(damit weniger reduziert), die Soldatenstärke aber gleich bleibt. Der Wasserkopf der BW ist doch groß genug, da wäre es sinnvoller und richtiger gewesen, eine Erhöhung der BW-Soldatenstärke anzukünden oder wenigstens zu fordern, z.B. wenigstens auf 200.000 Soldaten und selbst auf 186.000 wären ein Minifortschritt gewesen!
5. Wenn jetzt nachgesteuert wird bei der BW-Stationierung, aber nur im kleinen, ist damit der Sack wirklich zu, wie Herr Wiegold meint, oder mit welchem Recht werden nur ein paar sinnlose Umzüge nicht durchgeführt? Warum soll die Fallschirmjägerausbildung nicht umziehen müssen(was richtig ist), aber soll weiterhin die 1. Panzerdivision sinnloserweise von Hannover nach Oldenburg umziehen oder was soll der unsinnige Umzug der Offiziersschule der Luftwaffe von Fürstenfeldbruck nach Roth? Wenn sollte man den Soldaten doch alle sinnlosen und teuren Umzüge wegen falschen Standortverlegungsplänen ersparen!
Hat sonst noch wer das Bedürfnis sich nach dem Lesen der Aussagen der Frau Ministerin erstmal die Hände zu waschen? Immer dieses Beliebigkeitsgeschwurbel gemixt mit Rhetoriksülze. Ist ja widerlich!
@ Closius
Zu ihrem 4. Punkt … Wenn schon jetzt die theoretisch 185000 Mann nicht voll werden wie soll da dann eine (theoretische) Mannstärke von 200000 erreicht werden? Die 185000 Mann BW hat so viele Baustellen, daß man die erstmal abarbeiten sollte und all die systemimmanenten Fehler beseitigen muß, bevor man sich an sowas wagt.
Gibt es eigentlich eine aktuelle Listung des Großgeräts im Bestand der BW (einschließlich des stillgelegten und der zur Verschrottung bzw. dem Verkauf vorgesehenen Großgeräts)?- Oder gibt es auch hier eine nicht unbedingt ungewollte Intransparenz (s. ausgelagertes NVA Großgerät), das irgendwelchen politischen Interessen folgt?
Darüber hinaus wäre es natürlich mal interessant zu wissen, in welchem Rahmen Großgerät (sagen wir mal aus dem Bestand der Bw seit 2010) verschrottet bzw. verkauft wurde, um die hierzu getroffene (politische) Entscheidung bewerten zu können!
Insbesondere welchen Wert dieses Großgerät zum Zeitpunkt des Abgangs aus dem Bestand der Bw noch hatte bzw. welche Erlöse durch Verkauf oder Verschrottung erzielt wurden?
Wobei sicherlich noch die Frage interessant wäre, welches Modernisierungspotential möglicherweise noch mit dem verschrotteten und verkauften Großgerät bestanden hätte!?
re: Closius
Es besteht offensichtlich in Deutschland ein von Politikergeneration zur nächsten „vererbbarer Blockadevirus“, der deutsche PolitikerInnen daran hindert, grundsätzliche Fehlentscheidungen der Vergangenheit auch als solche zweifelsfrei zu benennen!
Da wird dann lieber versucht, systematisch in „kleinen unauffälligen Trippelschritten“ Fehlerbereinigung zu betreiben!
Das geht im Regelfall dann wieder völlig schief und generiert i.d.R. nur weitere Fehlentscheidungen!- Diese wichtige Erkenntnis ist aber leider bislang bis zu deutschen Politikerinnen noch nicht durchgedrungen!
Ich stelle daher fest: „PolitikerInnen in Deutschland im Jahre 2015;- einfach nicht mehr lernfähig …“
@CsThor: Aktuell haben wir nur 181.000 Soldaten, so daß selbst 186.000 Mann Ist-Stärke ein Mini-Fortschritt wären, wenn man diese Zahlen tatsächlich erreichen wollte. Mich stört, das man die Zivilbeschäftigtenzahl erhöht, aber nicht die Höchststärke der BW, obwohl ich denke, daß ein Großteil der Probleme der BW, gerade die Belastung durch Auslandseinsätze sich reduzieren ließe, wenn mehr Soldaten vorhanden wären, um die Belastung auf mehr Schultern zu verteilen. Zum Beispiel könnte man ein zusätzliches Flugabwehrregiment mit Patriot aufstellen.
Und um die Stärke zu erhöhen, müsste entweder die Wehrpflicht wieder eingeführt werden, oder die Besoldung(z.B. Buschzulagen für FWL) und Bewaffnung der BW müsste verbessert werden um mehr Freiwillige zu finden oder die BW für Ausländer geöffnet werden.
@ Closius
Sie satteln das Pferd von hinten auf. Wir haben nicht die Sollstärke der Armee weil sich nicht genug Deppen finden lassen, die den Job (v.a. in den Mannschaftsrängen) auch machen würden. Hier eine Sollstärke nach oben zu schrauben bringt gar nichts und vergrößert die Zahl der Fehlstellen bloß von 4000 auf 5000.
Ich hätte ja fast nicht mehr dran geglaubt. So langsam scheint ja etwas Realität zu rieseln.
@ Closius
Da Flaxx schneller war als ich editieren kann … ;)
„Und um die Stärke zu erhöhen, müsste entweder die Wehrpflicht wieder eingeführt werden, oder die Besoldung(z.B. Buschzulagen für FWL) und Bewaffnung der BW müsste verbessert werden um mehr Freiwillige zu finden oder die BW für Ausländer geöffnet werden.“
Die Wehrpflicht-Phantasterei haben wir hier im Blog schon genug durchgekaut (es gibt keine politische Mehrheit dafür und kein Politiker würde seinen Job dafür riskieren) noch würde bloßes Draufsatteln beim Sold helfen. Der Soldatenberuf hat einen sozialen Malus, der mit Geld allein nicht zu übertünchen ist. Die Horrorstories ob der hirnrissigen internen Kultur der BW tun ein übriges. Diesen Augias-Stall müßte man säubern, aber dazu müßte es politischen Willen geben und die Bereitschaft im Bundestag auch mal Heilige Kühe zu schlachten. Aber angesichts der seit Ewigkeiten praktizierten „gemeinschaftlichen Feigheit vor dem Wähler“ wird da nix kommen … das hier ist nur ein Stürmchen im Fingerhut voll Wasser, ein Herumdoktern an Einzelheiten. Den (dringend benötigten) großen Befreiungsschlag wird es nicht geben.
re: Closius
Im Moment geht es erst einmal darum, überhaupt wieder so etwas wie „Verteidigungsfähigkeit“ herzustellen!
Eine Bundeswehr kann eben nicht „wie ein Wirtschaftsunternehmen geführt werden“ (dem Irrglauben scheinen immer noch einige fehlgeleitete PolitikerInnen zu unterliegen!
Die Bundeswehr hat nämlich einen Verfassungsauftrag zu erfüllen (ich ergänze: unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten!).- Nur offensichtlich ist der eigentliche Verfassungsauftrag bei der Diskussion der letzten Bundeswehrreformen irgendwie „vom Tisch gerutscht“!
Und die Auswirkungen dieser desaströsen (geradezu dilettantisch anmutenden) Fehlausrichtung der Bundeswehr, darf man nun in all ihren Facetten mit ungläubihen Staunen bewundern.- Und gehen sie mal einfach davon aus, dass wir noch nicht alles gesehen haben …
Die Minsiterin scheint ja mindestens erkannt zu haben, dass die Entscheidungen der Vergangenheit nahezu ausschließlich den Auslandseinsatz im Blick hatten. Jetzt blicken wir mehr auf Bündnisverteidigung- ich hoffe nicht ausschließlich- Sie hat einige Folgerungen gezogen, die sich mit den Forderungen von Arnold weitesgehend decken.
Wesentliche Erkenntnis scheint mir jedoch das Zitat zu sein:
„Es ergibt zum Beispiel wenig Sinn, angesichts neuer sicherheitspolitischer Herausforderungen, der Verpflichtungen in den Bündnissen und der realen Einsatzszenarien an einem starren Fähigkeitsprofil festzuhalten.“
Und darum halte ich die Schlussfolgerung des Verfassers „der Sack sei offen gewesen und nun ganz zu“ auch nicht für zwangsläufig. Sie wäre schlecht beraten, wenn sie sich der Handlungsfreiheit berauben würde falsche Entscheidungen auch zukünftig zu korrigieren. Ich kenne da noch einige….
Passend dazu :)
https://www.youtube.com/watch?v=faAwyTYpHTw
Schönes Wochenende
ich sehe immerhin zwei Lichtblicke:
1. die Existenz der hier ausgiebigst diskutierten Problemfelder wird auf höchster Ebene nicht länger geleugnet (was ja schon mal ein erheblicher Fortschritt ist gegenüber den Aussagen vor einigen Monaten noch á la „die BW ist hochleistungsfähig“)
2. ich habe mal die Kommentare zu dem entsprechenden SPON-Artikel überflogen und gestaunt: die deutlich überwiegende Zahl der Kommentatoren spendet Beifall, wenn auch natürlich mit viel Spott vermischt. Die üblichen Kommentare von der Sorte „Kriegstreiberei“ usw. sind deutlich in der Minderzahl. Die Generaltendenz ist: endlich ein Schritt in die richtige Richtung
Also sollten wir es hier mit dem Pessimismus nicht zu weit treiben.
Wer hat schon erwartet, dass ein Politiker mal glasklar sagt: “ Entscheidungen A,B,C bis Z waren Fehler. Deshalb Neuer Entschluss:…“
Ich bin was unsere Streitkräfte angeht, selten optimistisch. Ich erkenne in diesem Interview aber trotzdem nach all der Zeit des Geschwurbels vom „Weltklasseheer“ und der abstrusen Rechtfertigung der Mangelverwaltung „Vollausstattung nie vorgesehen“ und „Dynamisches Verfügbarkeitsmanagement“ endlich ein Umdenken. Auch wenn man bezüglich Versprechungen der Politik nicht zu optimistisch sein sollte, ich sehe in diesem Interview den ersten Schritt gemacht: Das nach außen dargestellte Lagebild der IBUK nähert sich mehr und mehr der Realität an und man deutet tatsächlich hieraus ein zukünftiges Handeln an, das nicht allein durch den Ausspruch selbst geeignet ist jedem Soldaten die Nackenhaare aufzustellen („Führung aus der Mitte“). Stattdessen Hoffnung auf Vollausstattung und Etaterhöhung. Auch wenn letzteres natürlich kontrovers ist, da wie hier vielfach bereits diskutiert zu viel Geld im Struktur- und Rüstungssumpf der Bundeswehr verschwindet. Wichtiger ist trotzdem erstmal wieder ein Grundniveau der Einsatzbereitschaft der Truppe herzustellen, das aktuell nicht vorhanden ist. Dann kann man sich gern noch mal genau ansehen, wo das ganze Geld eigentlich geblieben ist und wie es soweit kommen konnte.
Ich bin nach all den Jahren in dem ich aus solchen Ebenen nur Geschiss gehört habe, zum ersten mal wieder leicht optimistisch gestimmt.
Vollausstattung… man wird jawohl noch träumen dürfen!
@ freyarm
Schöne Rede!
Die letzten zwei Absätze der Rede sollte sich ein jeder hinter die Ohren schreiben.
Die Erhöhung der Zivilbeschäftigten ist mehr als überfällig. Schon heute fehlt auf der Arbeitsebene das Personal an allen Ecken und Enden.
@ Zivilist:
Oh – schon 22:30 ?!
Heute-Show läuft schon ??
@Closius @CsThor
Man kann auch die Zivilangestellten – bei Tauglichkeit – quasi „ausheben“ (mil grundausbilden und einkleiden) … ‚wird ja bei Auslandseinsätzen auch gemacht.
Allerdings: DG entspricht Besoldungsstufe …^^
@ Zivilist
@ Blue Lagoon
derzeitiger Stand bei den Zivilbeschätigten 76.000.
Die Personalreduzierung wird nicht durchgezogen, obwohl ein TVUmBw vorhanden ist.
Eine Überprüfung wieviele Dienstposten wirklich benötigt werden ist schon mehr als überfällig.
Ich sehe die letzten Äußerungen von Frau vdL vorsichtig positiv.
Auch wenn weiterhin viele Allgemeinplätze stehen bleiben, scheint sie sich nach einem Jahr im Dienst langsam in Bewegung zu setzen. Fraglich ist allerdings noch die Richtung.
Natürlich darf man keine großen Sprünge erwarten, hierzu ist Frau vdL zu erfahren im politischen Betrieb. Nehmen wir also auch die kleinen Schritte (übrigens eine Maxime auch der Kanzlerin) als Anzeichen, dass die Realität hoffentlich auch bei der Spitze des Hauses angekommen ist und der Wille besteht, gewissen Mängel zu beheben.
Vollkommen richtig. Wie vermittelt man es den 33ern eigentlich sowas? Der Frust muss sehr, sehr tief sitzen.
Zur Erinnerung: https://www.youtube.com/watch?v=9HnzBcwyY2Q
Das ist knapp ein Jahr her…
Von der Leyen distanziert sich von Bundeswehrreform-Zielen….dann möchte sie sich bitte auch ein wenig von den Reformen bei der Marine entfernen und die noch vorhandenen Bestand der Marineeinheiten halten…nur wegen der derzeiigen Ukraine-Krise kann und sollte man jetzt nicht nur das Heer mit seinen Panzern bevormunden….auch bei der Luftwaffe und gerade Marine stehen erhebliche Mängel bei der Ausrüstung und Einheiten an.
possierlich finde ich (bei allem vorsichtigen Optimismus) ihre Aussage: „Ich halte nichts von solchen Schlagworten“.
Im gleichen Atemzug erfindet sie das neue (?) Schlagwort „Durchhaltetiefe“. Hoffen wir mal, dass dieser Begriff nicht zum neuen Running Gag wird.
@focusliner
dass die PersReduzierung nicht durchgezogen wird, liegt auch viel an der sehr schwachen Personalvertretung der Angestellten und vor allem der für Beamte (praktisch nicht vorhanden). Ein Trauerspiel.
Am amüsantesten fand ich diesen Satz:
„Entscheidend ist doch, dass die Bundeswehr nicht schleichend in eine Mangelverwaltung hineingeraten darf“
Willkommen in der realen Welt, Frau Ministerin. Wir sind da inzwischen ein gutes Stück weiter !
Immerhin positiv, dass man sich offenbar nicht mehr davor scheut, unsinnige Entscheidungen zumindest teilweise rückgängig zu machen, wenn auch die genannten Beispiele nur einige wenige von vielen sind. Es bleibt zu hoffen, dass diese nur stellvertretend für weitere Änderungen genannt wurden, und nicht die einzigen sind.
Dass man den Amtsvorgänger nicht allzu unverhohlen kritisieren mag, ist aus politischen Gründen nachvollziehbar, handelt es sich doch nicht nur um einen Parteifreund, sondern auch um einen amtierenden Innenminister den man nicht weiter beschädigen möchte (der schafft das schon selbst).
Immerhin ein schwacher Hoffnungsschimmer, bleibt abzuwarten was am Ende daraus wirklich wird.
Kid3001 | 27. Februar 2015 – 12:57
Also sorry, diese „Symantik“ Panzerbatailon/ Panzergrenadierbataillon kann und sollte man nicht der politischen Führung der Bundeswehr ankreiden. Das sind hausgemachte Dinge, die die militärische Führung/Beratung zu vertreten hat.
Die Fragen bleiben. Eine durch Panzerung geschützte Infanterie oder der unwirksame Fallschirmjägerkult?
Soll gegenüber dem Osten wieder eine Verteidigung aufgebaut werden?
Auf diese teuren Fragen wird man von Politikern keine Antwort bekommen und schon gar nicht von einem Verteigunsminister. Das wird wohl irgendwo anders entschieden.
Zu den arroganten zivilen Faulenzern in den Kleiderkammern und Depots fällt mir nur abschaffen ein.
Ein Schritt in die richtige Richtung. Nun muss es weiter gehen.
• Was gedenkt das BMVg wegen den katastrophalen Klarstandsraten zu unternehmen?
• Wie viel wird eine Vollausstattung voraussichtlich kosten und wird das BMVg eine Aufstellung mit dem dafür notwendigen Finanzbedarf der Führung vorlegen?
• Wie gedenkt das BMVg die katastrophale Ausstattung mit Kleinmaterial zu verbessern und wird das BMVg hierzu eine Aufstellung des notwendigen Finanzbedarfs der Führung vorlegen?
• Welcher Munitions- und Betriebsstoffbedarf ergibt sich aus absehbaren Einsätzen und den strategischen Szenario-Räumen? Welche Differenz ergibt sich aus dieser Soll-Planung und dem Ist-Zustand? Wird das BMVg hierzu eine Aufstellung des notwendigen Finanzbedarfs vorlegen?
Nun eine ketzerische Frage: Aus den Erfahrungen mit realistischen Klarstandsraten und in der Erwartung von materiellen Verlusten im Einsatz – sind Ausstattungen über 100% nicht die eigentlich notwenige militärische Zielgröße?
@wolfsmond:
Tja….der Amtsvorgänger…..der ist weiterhin Minister in einem Ressort, dass auch für Sicherheit zuständig ist. Aber da scheint er es ja besser zu machen. Er verbietet einfach die bösen Organisationen, wie ISIS oder Satudarah. So macht man das!
Wann wird diese Fehlbesetzung zur Rechenschaft gezogen?
Das sein Aloisiusadlatus nun Rüstungslobbyist interessiert auch keinen mehr.
Was für ein Land.
@ GeMue:
„Zu den arroganten zivilen Faulenzern in den Kleiderkammern und Depots fällt mir nur abschaffen ein.“
Ich scheue mich irgendwie immer, diese Verallgemeinerungen zu akzeptieren.
„DIE Deutschen“ gibt es m.E. ebensowenig wie „DIE Franzosen“, „DIE Österreicher“, „DIE Amis“ , „DIE Russen“ oder „DIE zivilen Faulenzer“ oder auch „DIE Journalisten“.
Ich habe sehr wohl sehr fleißige, hilfsbereite und „mitdenkende“ zivile Angestellte in vielen Jahren erlebt.
Andererseits:
Leider war DIESER Typus eher selten anzutreffen …
Im Übrigen: Bei manchem ließe sich auch sagen “ … bedarf der ständigen Dienstaufsicht“.
Nur wenn die nirgends herumläuft, diese Dienstaufsicht, …
@ CRM-Moderator:
„Tja….der Amtsvorgänger….“
Ich möchte keineswegs dem hier gemeinten Herrn den Rücken stärken.
Aber was DESSEN verehrter Herr Amtsvorgänger, der so bescheidene, uneitle, aus ärmlichen Verhältnissen stammende Herr „Dr.“ aus dem Frankenland, so alles verzapft hat ( incl. der Abschaffung der Wehrpflicht und „gegen-die-Wand-fahren der Bw ), ging auch nicht auf die Haut einer ganzen Kuhherde …
…und so kann man den Ball immer an der Vorgänger weiterreichen. Unseren Ministern/-innen sollte mal klar werden, dass sie sich an ihren Taten messen lassen müssen, nicht an denen ihrer Amtsvorgänger, und wenn diese auch noch so schlecht waren.
Ich kann mich den Vorrednern nur anschließen – grundsätzlich gut, aber:
– Wir stellen ein PzBtl (33) in Neustadt a.R. außer Dienst (bzw. wandeln es zu einem PzGrenBtl), um gleichzeitig schlappe 65km(!!) weiter im Nordosten in Bergen ein neues aufzustellen?!
Klingt, nach der ersten Freude über die Nachricht, irgendwie nach Aktionismus, wenn man mich fragt, ganz zu schweigen vom Personal bei 33 – so wie bereits erwähnt. Warum nicht 33 bewahren und meinethalben nach Bergen verlegen, um in Neustadt a.R. ein PzGrenBtl neu aufzustellen?
@ Wolfsmond:
Zustimmung.
Nur:
Wenn, wie wir gehört haben, manche Projekte von der Planung bis zur Umsetzung 10 und mehr Jahre dauern, und wir halten einmal die Amtszeit des/ der jeweiligen IBUK dagegen, wird klar, daß der aktuelle Amtsinhaber zwar verantwortlich ist, aber an so mancher Entscheidung nicht im Entferntesten mitgewirkt hat.
Wenn sich jedoch ein(e) Politiker(in) geradezu darum reißt, IBUK zu werden, – tja …
Irgendwann holt jeden(n) die Realität bzw. die Wahrheit ein …
( Das gilt übrigens auch für Inspekteure …)
Voodoo | 27. Februar 2015 – 14:28
Mit den Fragezeichein ich ganz bei Ihnen … aber mal ehrlich, auf so eine Idee kommt doch kein Poitiker; das ist doch Ergebnis „militärischer Beratung“. Oder irre mich da?
@ Vodoo:
Vielleicht sollten wir einen Blick auf die Karte mit den Wahlkreisen werfen …
BlueLagoon | 27. Februar 2015 – 14:31
Welcher Politiker hat sich denn darum „gerissen“ Verteidigungsminister zu werden? (Evtl. Strauß, aber danach?)
Das ist doch ein Posten, der nur aus „Parteiraison“ angenommen wird.
@ Heiko Kamann:
Sie haben selbstverständlich recht.
Ich Dummerchen habe das völlig durcheinandergebracht:
Herr TdM wollte unbedingt weg aus dem BMVg und Frau vdL hat sich händeringend gewehrt und sogar bei Mutti interveniert, weil ihr der böse TdM sein Ministerium aufs Auge gedrückt hat …
;-)
Daher scheut sich Frau vdL ja auch immer, dauernd die bösen Fotografen um sich herum zu haben …
@freyarm:
Ist es wirklich schon 10 Jahre her? Wie die Zeit vergeht.
Danke für das nette revival.
Mit jedem Jahr gewinnen seine Worte mehr Bedeutung.
@T.W.
Ihr Fazit zum Thema Sack + zu, sehe ich ganz anders. Ich denke, der Sack ist jetzt erst recht wieder auf. Nun wird nachgekobert, wie es sonst nur in St. Pauli üblich ist. (Sorry für die derbe Wortwahl, aber so wird es sein!)
@ Heiko Kamann
Kann schon sein (zumindest hat niemand von Seiten des Militärs der Ministerin dieses so aufgezeigt), riecht aber tatsächlich schwer nach innerparteilichem Deal zwischen vdL und Herrn B. aus C.
Fakt ist: Andere OrgBereiche und TSK werden jetzt ebenfalls Bedenken ob Umzügen etc. anmelden, zumindest wenn sie schlau sind. Mein Lieblingsbeispiel:
Die riesige und zu großen Teilen renovierte Westfalen-Kaserne in Ahlen/Westf. könnte problemlos mehrere Einheiten aufnehmen (weil ehemals Brigadestandort). Stattdessen wird das dortige SanRgt 22 formal am Platze aufgelöst, nach Koblenz in eine (miserable) Kaserne verfrachtet und dort mit Teilen des LazarettRgt 21 verschmolzen, um ein neues Sanitätsregiment aufzustellen. Hallen für Container etc. sind aber, so besagen Gerüchte, in Koblenz (noch) nicht vorhanden…
Ahlen hingegen beheimatet stattdessen in Zukunft mal wieder nur ein einziges Bataillon, wenn denn das Aufklärungsbataillon 7 dort aufgestellt wird.
Wer versteht so eine Logik, hat man doch in Ahlen von Bahnanschluss, über Munitionslager bis hin zu ausreichend Platz und Gebäuden alles, was das Herz begehrt?
@ freyarm | 27. Februar 2015 – 11:27
„Passend dazu :)
https://www.youtube.com/watch?v=faAwyTYpHTw
Schönes Wochenende“
Habe mir das Video gerade in Ruhe angesehen.
Donnerkiel …
@ Voodoo
ergänzend ..und dieses Aufklärungsbatallion 7 wäre wesentlich besser bei der Brigade in Augustorf aufgehoben, da hat es Infrastruktur und einen Übungsplatz.
Und nicht zu vergessen das Symbol für Fehlentscheidung schlechthin: Aufgabe der für Hubschrauber optimalen Infrastruktur in Rheine. Kommentar Wehrbeauftragter „Unfug“. Ergebnis: Downhill mit der Einsatzbereitschaft des Musters.
Verlegung USH Lehrgruppe B. Umwidmung Roth für OSLw…usw.usw
@O.Punkt
Ja unvergessen, einer der wohl am meist geachtetsten Soldaten der deutschen Nachkriegszeit. Man findet immer noch viel von ihm im Inet.
@TW Ich bin ja immer noch für eine monatliche Gastkolumne von Trull hier;)
Natürlich interessant welcher Brigade das PzBtl 414 zugeordnet wird. Der PzGrenBrig 41? Die haben ja in Zukunft auch keine Pz mehr da das PzBtl 413 ja zum JgBtl wird…
Die angepeilte Zahl der zukünftigen KPz (300) würde ja für 6 reichen, ob das Gebirgspanzerbataillon 8 nun auch in naher Zukunft aktiviert wird?
@schleppi
„Aufgabe der für Hubschrauber optimalen Infrastruktur in Rheine.“
Dafür gibt es in Schönewalde arbeitslose Lfz Techniker ohne Ende :-)
Schon die Verlegung des KdoLw nach Gatow hat nur Nachteile für die Bw und nicht einen Vorteil.
Das Gebirgspanzerbataillon 8 ist teil-aktiv mit Reservisten. Nur wieviele Panzer die dort tatsächlich zur Verfügung haben oder nicht lässt sich der BW-Seite leider nicht entnehmen.
http://www.deutschesheer.de/portal/a/heer/!ut/p/c4/NYzBCsIwEET_aDetetCbpQjeRChab9t0aaJpUtatXvx4U8EZGBjeMHjD7EgvP5D6FCngFVvrd90bHLMAPXTmECCSdeKtU45wJyelKdbw5El57PjX8LJc9Qw2RdYl81Z9zkFIk8CURMNCZpFMwPfYmqKuzMb8VXy2p0PdNGW5qo_VGadx3H8BajKwAw!!/
Also dass, das PzBtl 414 zum 1.7. 2015 als teilaktiver Verband aufgestellt wird, ist seit Mai 2012 bekannt (Realisierungsplanung Heer 2011)! Das teilaktive GebPzBtl 8 wurde schon zum Juli 2014aufgestellt.
Die GebJgBrig 23 sollte lieber ein GebArtBtl bekommen (mit „richtigen“ Gebirgsgsgeschützen) und ein weiteres (ggf. teilaktives) GebJgBtl.
„Warum nicht 33 bewahren und meinethalben nach Bergen verlegen, um in Neustadt a.R. ein PzGrenBtl neu aufzustellen?“
Das wäre zu einfach und kostengünstig. Wozu wenn man an einer Stelle auflösen kann, um an anderer Stelle neu aufzustellen. Das ist doch seit 20 Jahren Routine.
@ Kid 3001
Alles ausser L9 macht keinen Sinn, evtl. mit viel Liebe noch zur Panzerbrigade 21.
Ob die jetzt ein zusätzliches Btl mehr führen, macht keinen Unterschied.