Umfrage: von der Leyen hat sich nur für 27 Prozent bewährt (Korrektur)
Die Meldung ist am (heutigen) Sonntag in (fast) allen Medien; hier nur noch mal fürs Archiv: Nach einer Umfrage im Auftrag von dpa ist gerade mal ein gutes Viertel der Deutschen der Meinung, dass sich Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in ihrem ersten Amtsjahr 2014 bewährt hat. Aus der Meldung zur Umfrage:
In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur sagten 27 Prozent, die CDU-Politikerin habe sich als erste Frau in dem Amt bewährt. 44 Prozent sind gegenteiliger Meinung. Selbst von den Wählern der Union finden mit 45 Prozent nicht einmal die Hälfte, dass sich von der Leyen bewährt hat.
Zur Datenbasis habe ich mal bei dpa nachgefragt: Für die Umfrage wurden zwischen dem 17. und 19. Dezember vergangenen Jahres 1027 Personen über 18 Jahre befragt; die Ergebnisse wurden gewichtet und seien damit repräsentativ (was wohl der Arbeitsweise von YouGov entspricht).
Korrektur: In der ersten Fassung waren Überschrift und erster Satz schlicht falsch. Ich bitte um Entschuldigung.
(Foto: von der Leyen vor der Bundespressekonferenz am 29.10.2014 – ©Thomas Trutschel/photothek.net)
@Tiberius:
Volle Zustimmung für den Bereich Streitkräfteplanung/ Beschaffung – die oben dargestellten Geburtsfehler der Neuausrichtung werden nun immer offensichtlicher. Aber man schaut halt weiterhin weg.
Man aber nicht alles auf die Politik schieben – insbesondere im Bereich der Ausbildung gibt es sehr viele selbstgemachte Probleme.
Bevor es anderweitig untergeht – passt aber hierher zu Anspruch u. Wirklichkeit:
Das Kabinett hat der Verlängerung von AF TUR zugestimmt.
LoA, KdB und solche Dinge scheinen völlig egal zu sein.
Dass es auch anders geht zeigen die Niederlande.
ZU AF TUR ist ein neuer Thread in der Mache…
Aber die Niederlande haben ja auch andere Prioritäten und einen anderen mindset.
Um es mit dem Hausherrn zu sagen: wir wollen global-galaktisch und können nichts mehr wirklich.
Das Planungsdebakel nahm doch mit der Diversifizierung in unzählige, ressourcenfressende Oberbehörden, also Kommandos für alles und jedes, möglichst an einem neuen Ort um die Fläche zu befriedigen ihren Anfang.
Während viele andere Partner den Weg der Jointness gingen, wie z.B. das Kdo Landmacht in NDL, fröhnen wir weiter der Dezentralisierung in SKB, Heer, San unter Zerschlagung aller eingespielter Zusammenarbeitsebenen und Umbenennung, so dass keiner mehr weiß, warum mit wem Zusammmengearbeitet werden muß.
Und um an den Ausgangspunkt zurück zu kehren: Nein, das hat nichts mit Verschulden von Frau vdL zu tun, aber es ist nicht erkennbar, dass sie bereit wäre, einen Umdenkungsprozess einzuleiten, einschließlich notwendiger GG-Änderungen in einer GroKo. Es ist einfach schlecht für die Karriere dem Volk die Wahrheit zu sagen.
da hier ja schon mehrfach das Thema InFü angesprochen wurde hier ein aktuelles Video dazu von der Bw: https://www.facebook.com/video.php?v=862600857137841
Wobei darin eigentlich nichts zu inFü gesagt wird.
Ich finde viele Kommentare sehr zielführend und schlüssig. Dennoch zeigt es für mich auf, warum die Umfrage schwierig ist (vgl.: klabautermann | 04. Januar 2015 – 15:29) :
Die Frage: Hat sich x, y bewährt? ist ohne ein skizziertes Benchmarking für mich zu emotional, zu unsachlich. Natürlich kann man argumentieren, dass man die Antwort eben am persönlichen Benchmarking festmacht. Das ist ganz sicher zulässig, aber will man dann Informationen aus der Zahl ziehen, so muss die individuelle Bewertungskategorie nachvollziehbar sein.
So wie bei den Kommentatoren eben.
Ich gehöre zur Minderheit. Ich finde, dass sie gezeigt hat, dass sie in das Amt passt.
– Mitarbeiterwerbung und Mitarbeiterbindung wurden als essentiell erkannt und benannt für die Bundeswehr, in der Tat ein Schwerpunkt,
– die materiellen Mängel/die Problemfelder Rüstung wurden kommuniziert, so deutlich das eben im politischen Haifischbecken geht-> seien wir fair: wir können das wesentlich deutlicher ansprechen,
– die Einsätze wurden bedient, es gibt kaum merkliche Kritik der Bündnispartner -> natürlich weiß ich um die enorme Belastung für die Orgbereiche, diesen Level aufrecht zu erhalten.
Klar warten viele Dinge der Umsetzung, und klar wünsche auch ich mir sehnlichst eine klare Kommunikation des Level of Ambition und das Bewerten bzw. Neujustieren der „Neuausrichtung“ daran und das Messen der Bundeswehr mit seinen Bereichen an diesem fest benannten Level . Darüber hinaus sehe ganz sicher auch ich momentan eine weit gespreizte Schwere zwischen kommuniziertem Anspruch und realen Begebenheiten. Doch es ist ihr erstes Jahr, dies und die (anfängliche) Umsetzung des bereits zugesagten ist für mich Benchmark des zweiten Jahres. Klar, sie wird liefern müssen in 2015.
@ Wolfsmond | 04. Januar 2015 – 21:41
Kein Stabsoffizier in unserer Armee wird jemals nach oben melden, daß in seinem Aufgabenbereich etwas im argen liegt.
Selbst wenn das so wäre: dann muss man jemanden hinschicken oder selbst unangekündigt hinfahren und sich den Sachstand berichten lassen oder das mal anschauen.
@ BlueLagoon | 04. Januar 2015 – 21:59
Wer würde denn ( u.U. in Anwesenheit seines Vorgesetzten ) wirklich sagen, was stinkt ?
Meiner Meinung nach ein Pflicht-Punkt und kein Kann-Punkt eines jeden Lagevortrag zur Unterrichtung. Natürlich sollte man auf die Gegenfrage: Und was haben Sie dagegen unternommen? gefasst und antwortbereit sein, aber wem sage ich das hier…
@ Sachlicher
Ich kann da ihre Bewertung anhand der Beispiele nicht teilen. Einen Schwerpunkt zu erkennen und zu benennen ist für 12 Monate Amtszeit nicht wirklich bemerkenswert.
Die Mängel des Problemfeldes Rüstung sind nicht initiativ durch sie kommuniziert worden, sondern reaktiv erst als nun wirklich so gut wie nichts mehr unter der Decke gehalten werden konnte. Im übrigen ist der überwiegende Teil des KPMG Berichtes nicht öffentlich.
Die Einsätze wurden bedient. Ja, aber wie? Man schaue sich mal die Einsatzfrequenz der Spezialisten an. Besserung? Nein! Ich erinnere an ein Ziel der Neuausrichtung: min 10000 gleichzeitig im Einsatz.
So lange die Ministerin nicht den Mut aufbringt die Mängel der Neuausrichtung nicht nur anzusprechen, sondern auch konsequent zu beseitigen. So lange sie weiter an Entscheidungen ihres Vorgängers aus „politischer Rücksichtnahme“ nicht rüttelt. So lange sie Probleme nicht löst,sondern ihre Bearbeitung administriert. So lange ist sie mit 27% gut bedient.
@ Sachlicher:
„Meiner Meinung nach ein Pflicht-Punkt und kein Kann-Punkt eines jeden Lagevortrag zur Unterrichtung. “
Eben.
IHRER Meinung nach.
MEINER Meinung nach auch.
Aber hier stehen sich m.E. Anspruch bzw. Wunsch und Realität gegenüber …
Klar, direkt und unverblümt würde sicher „von oben“ keine Antwort kommen- aber indirekt doch in ( fast ) jedem Fall.
Wenn der Mangel/ die Sache unter 4 Augen vorgebracht wird, mag es ein vernünftiges Gespräch geben.
Aber welche Vorgesetzte lässt sich denn gern vor versammelter Mannschaft „unterrichten“, wenn er fürchten muß, „belehrt“ zu werden. Im günstigsten Fall erfolgt eine joviale Antwort – aber irgendwann kommt die nächste Beurteilung, die für den einen oder anderen dem Vernehmen nach noch „von Nöten“ sein soll.
Ein Lagevortrag zur Unterrichtung ist eben kein Lagevortrag zur Entscheidung, will sagen: er enthält in der Regel nur eine Darstellung von Sachverhalten, aber keine oder kaum Folgerungen und Bewertungen (inkl. Ableitung der Bewertungskriterien) oder gar. Empfehlungen. Das führt dazu, dass in der Q&A nach einem LVU in der Regel nur Fragen zur Darstellung und Kommunikation dieser Darstellung gestellt werden, aber kaum zur Methodik oder Faktengüte/-auswahl.
Auf Ebene Sts und noch mehr auf Ebene BM führt das dazu, dass die „Nomenklatura“ einen Sts, bzw. BM in eine Filterblase einschließen kann ohne, dass der/die das merkt, denn er/sie geht ja davon aus, dass die „Nomenklatura“ ihn/sie zwar 1. politisch beschützt und dennoch 2. fachlich kompetent und sachlich korrekt berät.
Ich habe 2 Minister erlebt, die diese Filterblase durchstochen haben:
1. Stoltenberg, der persönlich in das Roh-Datenmaterial eingestiegen ist, bzw. der persönliche Gespräche mit Soldaten/Beamten führte wenn ihm „etwas nicht schien“. Das gefiel natürlich der Nomenklatura nicht besonders, also mußten die „Landmaschinen“ her.
2. Rühe, der keine Vorlage zur Kenntnis nahm, wenn sie nicht extrem kritisch und sorgfältig von seinem Planungsstab sowohl poltisch als auch konzeptionell hinterfragt, kommentiert und mit Empfehlungen versehen war.
Es gibt natürlich auch Sts und BM, die eine Filterblase „schätzen“. Ich denke Dr. J. war so ein Fall.
Bei UvdL bin ich mir noch nicht sicher, ob sie die „traditionelle“ Filterblase des BMVg-Apparates durchstechen will oder ob sie nur ihre eigene Filterblase kreiert.
Das Problem liegt ja auch darin begründet, dass ein BM, der/die zwar eine formal-politische, aber über keine fachpolitischen und auch keine verwaltungstechnische Kompetenzen verfügt, erfordert, dass die Nomenklatura sich quasi den Kopf des BM aufsetzt und damit im Zweifelsfall eher mainstream-politisch berät und den fachpolitisch/konzeptionell-verwaltungstechnischen Aspekt nachrangig behandelt.
Die Frage nach der Bewährung wird man also erst Ende 2015 beantworten können und dabei kommt es eben auf die individuelle Perspektive an : hat sich UvdL formal-politisch bewährt (Außensicht) oder eben auch fachpolitisch/verwaltungstechnisch (Innensicht).
@klabautermann:
Volle Zustimmung zur Filterblase.
Die Ministerin hat sich dieser ja strukturell ausgeliefert (Beibehaltung der Auflösung des Planungsstabes). Da helfen auch die neuen Sonderbeauftragten nicht.
Der letzte Minister, der den Planungsstab dafür genutzt die Filterblase zu durchbrechen, war Struck. Seit 2005 lebt man eigentlich komplett in einer Blase.
Widespruch beim LVU: Auch in einem LVU kann und muss (!) angesprochen werden, wo es hakt.
Das Nichtansprechen ist weniger ein Problem des LVU, sondern der Kultur.
Selbst auf gezielte Nachfrage sind einige ja nicht in der Lage in einem LVU zuzugeben, dass es überhaupt ein Problem gibt.
Dieses Krebsgeschwür – so war an einigen Stellen die Hoffnung – werde sich durch eine neue Generation („Generation Einsatz“) deutlich vermindern. Diese Hoffnung hat sich aus meiner Sicht nicht bewahrheitet.
Der Krebs ist deutlich strärker – eine Therapie wird aber auch nicht angegangen (siehe Filterblase u. vdL).
@Memoria
Dieser Filterblasen-Effekt hat sich mittlerweile kaskadenartig bis auf die Truppenebene ausgeweitet, insofern ist es mittlerweile in der Tat ein systemkulturelles Problem.
Das ist ja das fatale an dieser Denke, die „Position des GI stärken“, die ja seit Naumann insbesondere in der Heeresgeneralität gepflegt und durch Schneiderhan kultiviert wurde.
Der BM muß politisch geschützt werden, da der GI aber sein wichtigster fachpolitischer/konzeptioneller Berater ist, muß der natürlich auch geschützt werden, also umgibt er sich auch mit einer Blase, und so geht es munter weiter down the chain of command. Und auf der zivilen Seite war es eben der HL Rü, der sich natürlich im ewigen beauty contest mit dem GI in Sachen BW-Planung und Rüstung befand. Die Geschichte mit dem G36-Untersuchungen, EH, NH90 etc. zeigt doch ganz deutlich, dass sich der zivile und der militärische Teil des Hauses beim kreativen Blasenbilden sogar verbünden, wenn es darum geht ministerielle Är… politisch zu schützen, denn nur wenn der eigene Ar… politisch geschützt ist, dann ist ja wohl auch der des jeweilen BM, bzw. Sts. geschützt. Und so kommen selbst bei kritischer Nachfrage eben keine Antworten mehr bei einem LVU, weil die LVU-Kultur in den letzten Jahren so konditioniert und ritualisiert wurde, dass es eben keine Probleme gibt, allenfalls offene Fragen, denn eine Problemanalyse erfordert ja Bewertungskriterien und Bewertung hat in einem LVU ja nix zu suchen.