Ukraine-Sammler: Die Not der Zivilbevölkerung
Die Situation im Osten der Ukraine, wo in den vergangenen Tagen die Kämpfe vor allem um und in Donetsk zugenommen haben, macht wohl einen neuen Sammelthread notwendig. Vom Internationalen Kommittee vom Roten Kreuz kam am (heutigen) Dienstagmorgen eine der (seltenen) Pressemitteilungen, in der vor allem auf die Not der Zivilbevölkerung inmitten der Auseinandersetzungen hingewiesen wird:
Ukraine crisis: ICRC calls on all parties to spare civilians
Fighting has intensified recently in and around Donetsk, resulting in civilian casualties and preventing the ICRC team in Donetsk from carrying out its humanitarian work.
“We once again call on all parties to refrain from harming civilians and to comply with international humanitarian law,” said Michel Masson, head of the ICRC delegation in Ukraine.“In particular, we remind them that indiscriminate attacks are prohibited. We are deeply concerned about the escalation of violence in eastern Ukraine over the past two weeks. The tragic death of civilians in a bus near Volnovakha in the Donetsk region on 13 January is one of many incidents that highlight the unacceptable situation in which ordinary people find themselves.”
Harsh winter conditions and the suspension of benefit payments in some parts of the Donetsk and Lugansk regions are making the situation even more difficult. The ICRC is distributing food, hygiene items, medical supplies and construction materials to both residents and displaced persons in the Lugansk and Donetsk regions, working in close cooperation with the Ukrainian Red Cross and the local authorities.
The ICRC is conducting humanitarian visits to people held in places of detention run by the Ukrainian authorities in Zaporizhia, Odessa, Poltava, Kharkiv, Mariupol and Kiev.
On 15 January, ICRC teams also started to visit people held in prisons in Donetsk, which are not under the control of the Ukrainian authorities. This is the first time that the ICRC has visited such facilities since it started operations in Ukraine.
Ähnlich besorgsniserregende Berichte kommen von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch: War Intensifies, So Does Harm to Civilians in Eastern Ukraine
Überblicke über die Situation gibt es vom (nicht neutralen) Conflict Reporter: Who controls what of Donetsk airport – a clarification attempt, und die Zusammenfassung von Reuters vom Montagabend: Separatists renew attack on airport as Russia and Ukraine bicker
Nachtrag: via tagesschau.de:
Für die Kämpfe gegen prorussische Separatisten hat die Ukraine mit einer Teilmobilmachung von bis zu 50.000 Mann begonnen. Soldaten, die bereits länger im Einsatz gegen die Aufständischen im Osten des Landes seien, sollten durch Reservisten ersetzt werden, teilte das Verteidigungsministerium in Kiew mit. (…) In zwei weiteren Etappen sollen von April und Juni an erneut mehr als 50.000 Reservisten eingezogen werden.
(Angesichts der Kommentare, die es bereits im ‚Bällebad‘ zu dem Thema gibt, bin ich mir bewusst, dass das bisweilen zu heftigen Kontroversen unter den Kommentatoren führt. Ich wäre dankbar, wenn das nicht so weiter laufen würde und die Anhänger jeglicher Sichtweise sich um möglichst große Sachlichkeit bemühen könnten. Danke.)
(Foto: Screenshot aus einem Video der Komsomoslkaja Prawda aus der ‚Geisterstadt Donetsk‘)
PS:
@Fussgänger
Habs auch erst jetzt gesehen: Der Laufinnendurchmesser scheint mir für 9mm doch etwas klein. Doch Airsoft?
Keine Ahnung, ich hatte einfach mal ins Blaue geraten. Weil man ja Airsoft-Replikas aller möglichen Waffen wohl recht leicht bekommen soll…
New York times magazine hat sich auf die suche nach den „Ukrainegefallenen“ also den berühmten „im Urlaub an Autounfall verstorbenen“ der russischen armee gemacht.
lesenswert.
http://www.nytimes.com/2015/01/11/magazine/a-russian-soldier-vanishes-in-ukraine.html?_r=0
Neues von der Propagandafront – durchaus bedrohlich:
Der Deutschlandfunk berichtet über ein Video der „Nationalen Befreiungsbewegung“ (angeblich 170.000 Anhänger) aus Russland, eine junge Frau tritt darin auf und wirbt für die Separatisten in der Ostukraine:
:
„Der Feind wird zerschlagen. Wir werden siegen. Und wenn wir verlieren, vernichten wir die ganze Welt.“
…. Ein Atompilz steigt auf.
Die Frau im Video heißt Maria Katasonova, 19 Jahre alt. Sie ist die Assistentin eines Duma-Abgeordneten der Kremlpartei „Einiges Russland“.
Quelle: Deutschlandfunk 21.1.15 “ Der Kampf der Putin-Verehrer“.
Durch einen Granatenbeschuss auf eine Bushaltestelle in der Großstadt Donezk kamen 13 Menschen ums Leben. (Andere Quellen sprechen von 9 Toten)
Beim Einschlag eines Geschosses seien in einem Oberleitungsbus zwölf Menschen getötet worden sowie ein weiterer in einem vorbeifahrenden Auto, teilte ein Vertreter des Bürgermeisteramtes mit. Der Beschuss ereignete sich den Angaben zufolge in einem bislang von Kämpfen weitgehend verschonten Stadtviertel.
Die Propaganda wird hüben wie drüben immer ausgefeilter, auch traditionell seriöse Medien scheinen fallweise drauf reinzufallen. Ist mir gerade auch passiert.
Lt. „Die Welt“ plant Poroschenko, in zwei Tranchen je 50.000 Wehrpflichtige einzuberufen, Altersstufe zwischen 16 und 60 (!!!) Im selben Artikel werden diese Kandidaten auch als Kanonenfutter bezeichnet.
Was das langfristig für die Ukraine bedeutet, wenn dieses geschlagene Heer in ein wirtschaftlich am Boden liegendes Land zurückkehren wird, kann man sich ausmalen.
PS:
@Hohenstaufen 21. Januar 2015 – 23:32
Im Polizeijargon eine „Millieubedingte Unmutsäußerung“?
Die Propaganda ist von beiden Seiten bedrohlich. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass diese Menschen sprachlich etwas anders ticken.
Stelle mir da viel eher die Frage, welchen Eindruck es in der Ukraine macht, wenn eine neue Regierung mit drei blitzartig eingebürgerten Ausländern nichts Eiligeres zu tun hat, als mit einem Wehrpflichtigenheer in einen Krieg zu ziehen, den es selber nicht gewinnen wird können.
Mir kommt da auch der Spruch eines gewissen Benito M. in den Sinn, er brauche nur ein paar tausend Tote.
Trotz 4 großer Mobilisierungswellen haben die Ukrainer ein Manpower Problem. Das Problem soll da die Desertierungsraten und die Weigerung zu Einberufung zu gehen sein. Die neuerliche Welle dürfte auch mehr Show sein.
Ziel von Putin & Co. ist es, die Regierung von Poroschenko u. Jazenjuk aus dem Amt zu jagen, und dann eine Russland Freundlichere Regierung im Amt quasi zu Installieren. Die beiden haben für Moskau sehr viele Rote Linien zu viel überschritten. Der Puffer Status der Ukraine ist unwiederbringlich weg. Genauso wie das alte Ukr Wirtschaftsmodel, aus Russland billiges Gas und Aufträge, aus den Westen billige Devisenkredite und dort sein Dunkles Geld zu waschen.
Es fällt immer auf, wie viele wehrfähige junge Männer in der Ukraine immer bei Aktionen gegen unliebsame Bürgermeister/Professoren/Journalisten zugegen sind.
Müßten die nicht alle eingezogen werden oder gilt die Mitgliedschaft in einer rechten Schlägertruppe als eine Art „Ersatzdienst“?
Anbei ein Beitrag der Rosa Luxemburg Stiftung zum tieferen Verständnis des Konflikts. Scheint doch relativ neutral geschrieben zu sein. Das heißt jedoch nicht dass Systemkritik, z.B. Presse ausbleibt.
http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Materialien/Materialien6_Ukraine.pdf
„die Regierung von Poroschenko u. Jazenjuk aus dem Amt zu jagen, und dann eine Russland Freundlichere Regierung im Amt quasi zu Installieren. [..] Der Puffer Status der Ukraine ist unwiederbringlich weg“
Das wird nicht passieren. Der Pufferstatus ist genauso weg wie die möglichkeit einer Östlich- oder auch nur neutral ausgerichteten Ukraine.
Eher wird da Poro noch durch extremere Gesellen ersetzt.
@Jason: Aber das ist schon SEHR links geschrieben. (was aber bei dieser Stiftung auch klar ist)
@ JCR
Müßten die nicht alle eingezogen werden oder gilt die Mitgliedschaft in einer rechten Schlägertruppe als eine Art “Ersatzdienst”?
Rechnen hilft:
Würde man allein die männliche Bevölkerung von 20-24 Jahren (1,5 Mio. Ukrainer) betrachten, wären 50.000 gerade mal 3,3%.
@Rado
16-jährige Kämpfer wären doch „Kindersoldaten“, oder?
@J.R.
Im CIA World Factbook kann man Zahlen zur grundsätzlich wehrfähigen Bevölkerung finden (abzgl. Anteile „Donezk“, natürlich).
@ thomas melber
„16-jährige Kämpfer wären doch “Kindersoldaten”, oder?“
Nein.
„Kindersoldaten sind Kinder, die an einem Krieg teilnehmen. Als Kindersoldaten gelten laut der UN-Kinderrechtskonvention von 1989 alle Kriegsteilnehmer unter 15 Jahren,……“
http://de.wikipedia.org/wiki/Kindersoldat
(Auch lesenswert für die deutsche Hysterikerfraktion „kindersoldaten in der BW weil unter 18“)
@Thomas Melber | 22. Januar 2015 – 11:53
Vielleicht Lehrlinge? :-)
Durch den Äther geistert auch gerade die Story vom „Gesetz Nr.1762“ welches im ukr. Parlament in erster Lesung angenommen worden sei. Als Quelle wird ein ukr. TV-Sender zitiert. Soll eine Maßnahme gegen die zahlreichen Desetionen sein.
http://112.ua/politika/rada-namerena-vozlozhit-na-kombatov-obyazannost-po-presecheniyu-prestupleniy-voennymi-174045.html
Aus der holprigen google Übersetzung habe ich das jetzt nicht entnommen, aber einige dt. Seiten behaupten, das Gesetz gebe der militärischen Führung des Landes, sowie den einzelnen Verbandskommandeuren jetzt das Recht physische Gewalt bis hin zu Standesrechtlichen Erschießungen in ihren Reihen durchzuführen, um die “Disziplin” in der Armee der Kiewer Regierung aufrecht zu erhalten!
Na seht ihr, keine schweren Waffen von Russland in die Ost-Ukraine. An dem von der OSCE kontrollieren Grenzübergang sind keine Panzer vorbei gekommen.
Military movement
At the two BCPs the OM did not observe military movement, apart from vehicles of the Russian Federation border guard service.
http://www.osce.org/om/135686
Es wird immer bizarrer:
Gem. dem polnischen AM waren es Ukrainer die Auschwitz befreit haben:
http://rt.com/news/224891-poland-ukraine-liberated-auschwitz/
“The 1st Ukrainian front and Ukrainians liberated [the concentration camp], as on that January day there were Ukrainian soldiers, so they opened the gates of the camp,” said Foreign Minister of Poland, Grzegorz Schetyna, speaking on Polish radio on Wednesday.“
Jazenjuk hatte im ARD-Interview ja behauptet, dass die SU Deutschland angegriffen hat…….hm ???? Also wer hat nun Auschwitz befreit und Deutschland angegriffen ???
Die SU oder die Ukrainer und somit Europa befreit ? Aber gem. Poroschenko verteidigt ja die Ukraine heute schon wieder ganz Europa gegen die neo-sowjetische Aggression aus dem Osten…………
„Glauben Sie mir, wir sind nicht nur bereit, unser Land zu verteidigen, sondern auch Europa. Denn die Frontlinie im Kampf um Europas Freiheit und Demokratie befindet sich in der Ukraine.“
http://www.nzz.ch/international/starke-armee-ermoeglicht-politische-loesung-1.18464991
….Und dafür benötigt die Ukraine – gem. Georg Soros – nur schlappe 50 Mrd von der EU……ein Schnäppchen !
Merkwürdig, einerseits haben die Ukrainer gegen die Russen gekämpft, dann plötzlich die Seiten gewechselt und Auschwitz befreit?
Laut Wiki war die konkrete Einheit die 322. Schützendivision, aufgestellt im Juli 1941 in Gorki (heute wieder Nischni Nowgorod). Es waren also definitiv „Russen“, wobei bei dem konfusen Ersatzwesen der roten Armee da praktisch alles drin gewesen sein kann.
Aber es war definitiv keine speziell „ukrainische“ Einheit. Die gab es auch.
Und die „Ukrainische Front“, war ein geographischer Begriff, keiner, der auf die Nationalität der untergeordneten Einheiten schließen ließ.
Da gehörten wahrscheinlich auch Exoten wie Mongolen oder Burjaten dazu.
@klabautermann | 22. Januar 2015 – 13:05
50 Mrd. Euro?
Nur gute 11 Mrd. € sind lt. diesem Paket bis 2020 schon zugesichert.
http://europa.eu/newsroom/files/pdf/ukraine_de.pdf
Das dürfte gerade mal die Appanagen für die Nomenklatur abdecken.
@JCR
Dieser Ansicht scheint – gem. RT – auch Efraim Zuroff ( israelischer Historiker amerikanischer Abstammung, Direktor des Standorts Jerusalem des Simon Wiesenthal Centers.) zu sein:
“It would be only natural for Poland to invite Vladimir Putin to participate in the ceremony to mark the anniversary of liberation of Auschwitz, because the Red Army is the one that liberated Auschwitz,” Efraim Zuroff, director of the Simon Wiesenthal Institute, the Jewish human rights organization, told RT…….“
Die polnische MP sieht das wohl anders:
„Polish Prime Minister Ewa Kopacz expressed hope that Ukraine’s President Petro Poroshenko would attend the ceremony in Poland that will mark the 70th anniversary of the liberation of the Nazi death camp, Auschwitz, PAP news agency reported on Monday.
“I’d like to ask whether the president will honor us during the celebrations of the 70th anniversary of the liberation of the Nazi concentration camp at Auschwitz-Birkenau,” Kopacz said at the meeting with Poroshenko.
She added that Poland is ready to welcome Ukrainian soldiers, who fought in the line of the First Ukrainian Front and participated in the liberation of the camp…………“.
http://rt.com/news/224399-ukraine-poland-invitation-auschwitz/
Aber wahrscheinlich hat RT das alles frei erfunden……….
In Osteuropa, Polen und Russland eingeschlossen, dient die Geschichte immer noch vor allem politischen Zwecken.
Zur Konstruktion nationaler Mythen zur Stärkung des Patriotismus und eben zur Legitimation derzeitiger Politik
In Deutschland tun Historiker ja irgendwie nichts anderes als eigene Nationale Mythen zu suchen und zu zerschlagen (manchmal auch da, wo gar keine sind;)) aber in diesen Ländern ist die Geschichts“wissenschaft“ auf dem Stand des Kaiserreiches hängegeblieben.
@Rado
Die 50 Mrd entstammen einem Namensartikel von Georg Soros, der in USA erschienen ist (http://www.nybooks.com/articles/archives/2014/nov/20/wake-up-europe/?insrc=toc), allerdings in deutscher Übersetzung auch von der ZEIT (?) abgedruckt wurde. In diesem Artikel führt S. aus, dass die EU diese Summe als Verteidigungsausgaben gegen Rußland begreifen sollte, damit die Ukraine quasi einen Stellvertreterkrieg gegen Rußland führen könne. Poroschenko’s Reden und Interviews bei seinem Besuch in der Schweiz diese Woche spiegeln imho in erschreckender Weise diese Soros Denke wider.
Zum Thema Einberufungsflucht meine Beobachtung aus der Schifffahrt:
Seit etwa April letzten Jahres haben wir vermehrt ukrainische Seeleute (bei uns ausschließlich Offiziere), die sich stark um Positionen an Bord bemühen, um wie sie selber sagen, nicht eingezogen zu werden. Dabei nehmen sie auch in Kauf nicht befördert zu werden oder zu niedrigen Heuern einzusteigen.
Hier sollte ich herausstellen, das seitens der Eigner in Deutschland nicht gezielt Heuern für Ukrainer reduziert werden, sondern dies alle betrifft (Russen, Polen, Filipinos etc.) Nur vorsorglich bevor solche Verdachte geäußert werden.
Seit etwa September/Oktober habe ich fest gestellt, dass unsere Ukrainer sehr kurze Stehzeiten zu Hause planen und schon von Bord angeben nach ca 4 Wochen wieder verfügbar für zu bestzende Positionen sind. Auch über Weihnachten und sie sind bereit immer sehr kurzfristig wieder einzusteigen. Das ist etwas ungewöhnlich, da in der Vergangenheit Weihnachten und Silvester auch und gerade mit unseren Osteuropäischen Seeleuten schwer zu covern waren.
Zur Einordnung des Urlaubs, im Durchschnitt waren Offiziere ca 3-4 Monate zu Hause bis sie wieder eingesetzt werden wollten. (Unsere Offiziere sind nicht festangestellt, sondern erhalten für jeden Einsatz einen Zeitvertrag).
Weiterhin seit April letzten Jahres hat das Volumen der in Cash ausbezahlten Heuern zu genommen. Heuern werden in USD oder Euro in Deutschland gezahlt. War es früher so, dass Ukrainer sich nur kleine Beträge um die 500USD auszahlen ließen und der Rest monatlich überwiesen wurde, so ist es heute genau das Gegenteil, bzw es wird nur ein oder 2 mal etwas Geld überwiesen, der Großteil der Heuern wird von den Seeleuten Bar mit nach Hause genommen. Das ich keine Angabe über die Höhen der Heuern machen kann ist denke ich verständlich.
Es sind aber im Gros fünfstellige Beträge an Bargeld am Ende eine 4-5 Monatsvertrages, die mit nach Hause genommen werden.
Zur Einordnung meiner Beobachtungen:
Ich bin bei einem großen deutschen/multinationlen Schifffahrtsunternehmen im Bereich Besatzungen See beschäftigt. Unsere ukrainischen Seeleute kommen aus dem gesamten Land und auch von der Krim und bekleiden vom Kadetten zum Kapitän alle Offiziersränge (dazu zählen auch die Ingenieure) und bilden in meinen Augen einen guten Gesellschaftsquerschnitt für obige Annahmen.
Cheers
Flip
Propaganda wirkt:
Heute wurde ein separatistischer Kämpfer bei Gefechten in der Nähe des Donezker Flughafens gefangen genommen und verhört. Er gab an im Glauben gewesen zu sein , gegen US-amerikanische Truppen zu kämpfen.
http://www.pravda.com.ua/news/2015/01/22/7056036/
Der IWF verlangt von der Kiewer Regierung dass die jetzt mit Verhandlungen über einer Umschuldung der Staatsschulden beginnen müssen. Deren Anleihen werden seit geraumer Zeit schon mit über 50% Abschlag gehandelt. Soros wurde wohl nicht erhört.
Bei den Linken wird sich die Ukraine wohl auch noch schön geträumt. Bei den Russischen Regionalwahlen auf der Krim sind deren Kommunisten unter gegangen. Durch den Euromaidan und vor allem durch den Bürgerkrieg wird sich die Politische Landschaft dort ziemlich verändert haben. Gibt auch andere Kräfte die sehr viel freier agieren können.
@ Flip
danke für ihre branchenperspektive, sowas bekommt man ja als externer nicht allzu oft
Neuigkeiten aus Rußland:
Man baut sich noch einen weiteren Sanktionsverstärker:
http://www.dw.de/gefahr-f%C3%BCr-den-deutsch-russischen-dialog/a-18204943
Damit werden Firmen wie jede andere Organisation mit Auslandskontakten nun auch de jure rechtlos. Das wird die russische Wirtschaft ganz bestimmt voranbringen.
Neuigkeiten aus der Ukraine:
Die russische Sprachfassade Sachartschenko in Donezk hat ein längeres Statement veröffentlicht. Die wichtigsten Inhalte: Es wird grundsätzlich keine Verhandlungen geben. Man hat eine Offensive zur Einnahme von Awdejewka gestartet und möchte als nächstes Slowiansk erobern, da man dieses für die Wasserversorgung von Mariupol benötige, welches das eigentliche Ziel der Offensive sei.
Die Angriffe auf Debalzewo nehmen ebenfalls zu. Der Stadt droht die baldige Einkesselung.
Neuer OSZE-Bericht:
Unter anderem T-80 gesichtet.
http://www.osce.org/ukraine-smm/135926
In China sind die Bestimmungen für Medien noch sehr viel härter und der Markt ist für Ausländer noch sehr viel verschlossener. Gibt immer Investoren aus den Westen die damit keine Probleme haben. Wenn die Investoren aus der EU nicht wollen, stehen die Investoren mit den gleichen Produkten aus China, Korea oder Japan bereit, wenn es sich lohnt.
Wenn Putin da einigermaßen mit heiler Haut raus kommt, dürften auch etliche Armeeleute oder FSBler mächtiger werden. Für Investoren dürfte das eher härter werden. Minimale Wertschöpfung in Russland schaffen, dafür Maximale Steuererleichterungen und Marktzugang zu bekommen, könnte schwerer werden. Mit Merkel und Gabriel dürfte in Russland für DE Firmen sowieso nicht mehr viel zu holen sein.
Die Schwerindustrie in Mariupol wurde wohl von den Seps mit Kohle beliefert, und dafür haben die Oligarchen u.a. Achmetow Waren geliefert. Da geht es im Hintergrund auch ums Geschäfte machen. Die EU und die USA haben wohl den Donbass wohl schon abgeschrieben, nur die in Kiew haben das noch nicht bemerkt. Wirkliches Interesse sieht anders aus. Die Seps haben auch hohe Verluste.
Ich stimme Califax zu, es scheint auf eine Einkesselung von Debaltsevo hinauszulaufen. Die Frage ist nur, ob die Ukraine es diesmal schafft, die dortigen Kräfte rechtzeitig abzuziehen oder nicht.
Bloß nicht den Russen zuhören, immer weiter an den Narrativ vom EUAA glauben…
http://www.nytimes.com/2015/01/24/world/europe/ukraine-violence.html
Blutbad in Mariupol:
Der Artilleriebeschuß auf Vororte und Randgebiete von Mariupol läuft schon seit Wochen, aber seit heute schlagen die Salven in der Stadt selbst ein. Heute morgen wurde dabei ein Wochenmarkt in einem Wohngebiet getroffen. Erste Angaben sprachen von 10 Toten und 50 Verletzten, mittlerweile sind es 15 Tote und 45 Verletzte.
Die Waffe soll Uragan mit Submunition gewesen sein. Einschlagkrater weisen auf Anflug aus Osten.
Es ist erstaunlich, dass über 10 Tote in Mariupol sofort berichtet wird, während die selbe Anzahl von Toten in Donetzk oder Lugansk nie eine Meldung wert war.
@JCR
liegt wahrscheinlich daran, dass das neue Wahrheitsministerium in Kiew die Meldung schon fertig hatte bevor die Raketen abgefeuert wurden ;-)
Es gibt natürlich auch Theorien daß es Kurzschüsse der Ukrainer waren.
Aber die Wahrheit läßt sich in solchen Fällen wohl nie herausfinden, wahrscheinlicher ist aber wohl meines Erachtens ein Beschuss durch Seperatisten.
Wer auch immer es war, die Seperatisten müssen sich darüber klar sein, daß ein Beschuß von Mariupol ein PR-desaster für sie wird.
Das macht die Einnahme der Stadt praktisch unmöglich, da die Verteidiger wohl kaum so freundlich sein dürften, das ganze auf offenem Feld auszutragen.
@JCR
Ich habe schon lange jede Spekulation über Wahrscheinlichkeiten oder Plausibilitäten aufgegeben.
Nach dieser Erklärung von Putin sollte klar sein, dass Rußland mit Kiew quasi gebrochen hat: http://eng.kremlin.ru/news/23512…….die Gespräche in Kasachstan im Normandieformat kann Steinmeier wohl vergessen.
Die Separatisten werden nun massiv die ukrainischen Verbände angreifen, um deren Feuerstellungen weiter von den Stadtzentren im Donbass zurück zu drängen. Dazu hat der „Boss“ der DPR das Memo über die Demarkationslinie aufgekündigt, nicht aber den ursprünglichen Minsker Friedensplan, über den er allerdings nur noch mit Poroschenko verhandeln will und nicht mehr mit „official Kiew“…wie Putin seit neuestem (siehe obigen link) sich ausdrückt. Putin wird die DPR/LPR weiter massiv unterstützen und einige Aussagen der russischen Vertreter in Davos waren an Deutlichkeit nicht mehr zu überbieten in Sachen weitere Sanktionen und mögliche Reaktionen nicht nur Rußlands sondern der BRIC: if U want an economic war/cold war, U can have it. Merkel’s Sirenengesänge in Richtung der softliner in Moskau sind wohl auf taube Ohren gestoßen. In den nächsten Tagen wird man wohl mit vielen Meldungen in Sachen Gefechte rechnen müssen…..sieht alles gar nicht gut aus.
So ähnlich sehe ich die Lage auch.
Wobei ich denke, Mariupol dürfte relativ weit unten auf der Agenda stehen, der Schwerpunkt dürfte bei Debaltseve liegen und vielleicht oben bei Stanitsa Luganska.
Noch dazu hatte bisher keine Seite sonderlich viel Erfolg darin, befestigte Stellungen im Sturm zu nehmen, weder die Seperatisten noch die Ukrainer.
Deswegen ja die ständigen Versuche der Einkesselung und Umgehung.
@ JCR / klabautermann
debaltsevo nahe horlivka?
nach sachartschenkos aussage ist kriegsziel ja völlige territorialkontrolle des Donbass (Lugansk+donetzk oblast+mariupol?)
Genau das.
Zu Sachartschenko muß man sagen: Können ist was anderes als wollen.
In Mariupol hat sich Asov ziemlich gut eingegraben, da dürfte selbst bei rücksichtslosem Artillerieeinsatz wenig Durchkommen sein.
Es würde mich nicht wundern, wenn die Seperatisten rund um Mariupol derzeit weniger Kräfte hätten als die Ukraine in der Stadt. Es gab einen eher halbherzigen Eroberungsversuch im September, der aber abgewehrt wurde.
Städte zurückzuerobern dürfte generell schwer werden und wenn dann nur aus dem Bewegungskrieg heraus.
Es ist halt die Frage ob ein Kessel bei Debaltsevo/Horliwka zustande kommt (die Ukrainer sind anscheinend auch ziemlich gut eingegraben) und wenn ja, ob die Ukrainer es vielleicht diesmal gelernt haben und den Kessel rechtzeitig räumen.
„ob die Ukrainer es vielleicht diesmal gelernt haben und den Kessel rechtzeitig räumen“
if past performance is any guide…..
wjasma und brjansk hatten die ukrainer ja jetzt mittlerweile mindestens zum fünften mal
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folgende karte soll aktuelle frontlage dokumentieren
http://se.uploads.ru/LUptZ.jpg
zwei kessel zeichnen sich schon wieder ab
Die Bürger von Mariupol haben wohl mit so einen Angriff nicht gerechnet. Daher gab es so viele Opfer. Der DNR Führer hatte verlauten lassen, dass man Mariupol erst einmal nicht angreifen wollte. Der ganze Krieg macht ja keinen wirklichen Sinn. Mariupol soll schlecht zu verteidigen sein, und dort sollen nicht gerade starke Einheiten sein. Land Zugang zu Krim wäre auch noch ein Argument.
Kiew wird Debaltsevo niemals räumen. Egal ob da ein Kessel zustande kommt oder nicht. Menschenleben sind nicht so wichtig, wichtig ist dass die Ukraine kein Land mehr verliert.
1.) Über die Toten in Donezk und Luhansk wurde berichtet. Dort gab es aber ständige Kämpfe, so daß da weltweit kaum noch einer hinschaut. Ukrainische Journalisten und internationale Journalisten in der Ukraine haben wochenlang intensiv darüber berichtet. Es gab sogar Versuche, ukrainischer Aktivisten, sich an die Kampagne Je Sui Charlie Hebdo anzuhängen, um weltweite Aufmerksamkeit für diese Toten zu wecken.
Der Artilleriebeschuß von Mariupol zeigt eine neue Lage.
2.) Debalzewo ist nur eines von mehreren Kampfgebieten. Der Fokus des russischen Vorstoßes liegt auf Slowiansk, um die Wasserversorgung von Mariupol in die Hand zu bekommen. Die Gegend östlich und nördlich von Mariupol ist auch entsprechend heftig umkämpft. Man hat die Eroberung Mariupols angekündigt, wobei man wohl zuerst einen Kessel schließen und das Trinkwasser abstellen will
Na ich denke auch bei den Ukrainern muss man zwischen Presserklärungen und Wirklichkeit unterscheiden. Wenn Poroschenko nicht ständig öffentlich keinen Meter Boden aufgeben würde, würde ihn der Rechte Sektor ganz schnell in eine Mülltonne stecken („lustrieren“).
Fraglich ist vielmehr, welche Reserven die ukrainische Armee überhaupt noch hat um auf solche Krisen reagieren zu können oder im Zweifel auch selbst offensiv operieren zu können.
Statement der EU zum Blutbad:
http://eeas.europa.eu/statements-eeas/2015/150124_01_en.htm
@ JCR
wundert mich sowieso das die Wehrkraft/Kampfmoral der Ukrainer noch weitestgehend intakt ist. vor allem angesichts des teils eklatanten führungsversagens/monatelanger „meat grinder“ kesselkonstellationen für die ukies.
man fragt sich wie wohl armeen mit westsozialisation „darf ich sie anfassen“ (bspw. Bundeswehr) unter monatelangem Arifeuer funktionieren würden.
Anders gefragt. wenn deutschland eine teilmobilmachung ausrufen würde. wer kommt dann noch? „kämpfen für deutschland? ne keinen bock und wenn bitte teilzeit“
in der ukraine wird die materielle unterlgegenheit einer seite vermutlich eher den auschlag geben als ein zusammenbruch des verteidigungswillens
Entweder die externen Berater in Kiew haben kein Konzept, oder die UKR Regierung ignoriert dies, oder es fehlt ganz einfach dort an „Masse“.
So schlimm die Vorkommnisse dort auch sind, hoch kinetisch / high intensity warfare ist das noch lange nicht.
Also higher intensity als dort geht es, was reinen massiven Waffeneinsatz angeht kaum.
Da ist weit mehr Feuerkraft unterwegs als in Jugoslawien.
Es fehlt halt völlig die Luftwaffe auf beiden Seiten.
Die operativen Einheiten sind recht klein, das stimmt. Auf die ganzen „Battalione“ auf beiden Seiten sollte man nicht viel geben, die haben bis auf wenige Ausnahmen (Azov, Aidar vor Illovaisk, Vostok auf der anderen Seite) Kompanie- bis Zugstärke, und auch die reguläre ukrainische Armee scheint eher in battalions- oder kompaniestärke zu operieren als im geschlossenen Brigadeverband.
Immerhin scheinen sich beide Seiten, trotz martialischer Propaganda, an grundlegende Regeln des Kriegsrechts zu halten. Gefangene werden regelmäßig ausgetauscht, Feuerpausen zur Bergung Verwundeter vereinbart und auch eingehalten…
Die Seps können schwerlich Luftkriegsmittel einsetzen. Allerdings wäre es überlegenswert, der UKR Luftwaffe einige assets zur Verfügung zu stellen, es müßten sich doch in den NATO-Staaten entsprechende Baumuster finden, die ohnehin demnächst ausgemustert werden würden wg. Obsolenz.
Das Problem scheint mir eher die fehlende bzw. mangelhafte Zielaufklärung zu sein.
Zudem sind die Seps wohl raumweit disloziert und bilden keine größeren Ziele und haben sich auch in eigentlichen no strike zones eingerichtet.
@tm
inzwischen fehlen auf ukrainischer seite nicht nur maschinen sondern auch piloten mit ausbildung air to ground.
was in jedem fall fehlt sind maschinen UND piloten die wild weasel einsätze fliegen können. sobald die ukrainische luftwaffe entsprechende sorties fliegen würde, wären auch die BUKs wieder vor ort (/Sa13/ SA-22/ ), bzw wieder im einsatz.
hilfreicher wären vermutlich im moment Panzerabwehrwaffen die alles bis zum t80 aufbohren können, artillerieaufklärungsradar, schutzausrüstung, nahrungsmittel, ausbildung, nachrichtendienstliche erkenntnisse.