NH90: Fragen wir doch mal andere Käufer

Zu dem am (gestrigen) Dienstag bekannt gewordenen Bericht des Verteidigungsministeriums zu angeblichen technischen Störungen beim Transporthubschrauber NH90 gibt’s einen Nachtrag: Auf schriftliche Fragen des Grünen-Abgeordneten Tobias Lindner, der sowohl im Verteidigungs- als auch im Haushaltsausschuss sitzt, hat der Parlamentarische Staatssekretär Markus Grübel einige Ergänzungen nachgereicht. Grübel verweist zunächst auf den Bericht und führt dann aus:

Ergänzend teile ich mit, dass folgende Beanstandungen von anderen NH90-Nutzernationen bekannt geworden sind:
– Australien: Im Jahre 2012 Geruchsentwicklung am OHCP [Overhead Control Panel, T.W.], Fehlbedienung aufgrund fehlerhafter Dokumentation.
– Italien: Im Jahre 2014 zwei Fälle von Verschmorungen auf einer Platine des OHCP, Fehlbedienung aufgrund fehlerhafter Dokumentation.
– Oman: Im Jahre 2014 Kabelbruch im OHCP, Ursache unbekannt.

Über die Europäische Verteidigungsagentur werden im Projekt NH90 keine Aufträge abgewickelt. Die NAHEMA [NATO Helicopter Management Agency, die das Rüstungsprojekt NH90 betreut; T.W.] wurde um Stellungnahme gebeten. Eine Antwort liegt bisher nicht vor. Sollten sich aus der Antwort der NAHEMA neue Erkenntnisse ergeben, wird unaufgefordert nachberichtet.
Zu Vorkommnissen bei der Industrie liegen keine Erkenntnisse vor.

Nun dürfte auch diese Auskunft für die Leser von Augen geradeaus! nicht so überraschend sein; die Vorfälle wurden hier (fast?) alle schon thematisiert. Überraschend ist vielleicht eher, dass erst jetzt bei der NAHEMA nachgefragt wurde.

Der NH90 war am Mittwoch auch Thema im Verteidigungsausschuss des Bundestages. Wie von Teilnehmern der Sitzung zu hören ist, hat das Verteidigungsministerium deutlich gemacht, dass es keine Notwendigkeit sehe, an den NH90-Hersteller Airbus Helicopters aufgrund der bekannt gewordenen Probleme neue Forderungen zu stellen.

Nachtrag: Zu Recht verweist ein Kommentator hier darauf, dass man die kompletten Fragen kennen müsse, um abschätzen zu können, ob die Antwort vollständig ist. Also, die Fragen:

Über welche eigene oder Erkenntnisse multinationaler Organisationen wie etwa der NATO Helicopter Management Agency oder der Europäischen Verteidigungsagentur, bezüglich aufgetretener technischer Probleme bei Hubschraubern der NH90 Familie im Betrieb bei der Industrie, oder einer der Nutzernationen verfügt das Bundesministerium der Verteidigung, und inwiefern sind dem Bundesministerium der Verteidigung im Besonderen Probleme mit den Triebwerken, wie beispielsweise deren Feuerlöschanlage oder Stagnation, mit Verschmorungen der Elektrik oder Korrosion von Teilen anderer Nationen bekannt?

(Foto: Flickr-User Airwolfhound unter CC-BY-SA-Lizenz)