Von der Leyen will neue Groß-Drohnen für die Bundeswehr beschaffen

Gut ein Jahr nach dem Scheitern des Drohnenprojekts EuroHawk der Bundeswehr hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen angekündigt, erneut die Beschaffung von großen, hochfliegenden Aufklärungsdrohnen für die deutschen Streitkräfte anzugehen. Dafür sei beabsichtigt, Drohnen des Typs Triton anzuschaffen (Foto oben), die ebenso wie der EuroHawk auf dem unbemannten Flugzeugmuster GlobalHawk des US-Herstellers Northrop Grumman basieren, kündigte die Ministerin am (heutigen) Sonntagabend in der ARD-Sendung Bericht aus Berlin an.

Die Beschaffung der Aufklärungsdrohnen der so genannten HALE-Klasse (High Altitude, Long Endurance – Große Höhe, lange Ausdauer) ist zusätzlich zu den kleineren, optional auch bewaffneten Drohnen mittlerer Reichweite geplant, die von der Leyen vor der Sommerpause angekündigt hatte.

Die Ankündigung der Triton-Beschaffung machte die Ministerin im Zusammenhang mit der Planung, den derzeit eingemotteten EuroHawk zum weiteren Test des Aufklärungssystems an Bord vorübergehend wieder in Betrieb zu nehmen. Das Aufklärungssystem ISIS (Integrated Signal Intelligence System) soll aus seiner Flughöhe von 20 Kilometern Funksignale empfangen und zur Auswertung bereit stellen. Die ISIS-Komponente brauche zur endgültigen Abnahme noch einen Praxistest in großer Höhe, der am besten mit dem EuroHawk durchgeführt werden könnte, sagte von der Leyen in der ARD. Als zweiten Schritt für die Serienreife werden wir ein anderes Flugzeug nehmen, eine Drohne, die heißt Triton.

Mit der ministeriellen Ankündigung sind offensichtlich auch endgültig die Pläne vom Tisch, das Aufklärungssystem in ein bemanntes Flugzeug einzurüsten. Damit wird – nachdem das Bundeswehr-Projekt EuroHawk vor allem an einer beabsichtigten, aber fehlenden Zulassung für das Fliegen im kontrollierten Luftraum über Europa gescheitert war – die Frage interessant, ob das Verteidigungsministerium auch für die unbemannten Triton-Systeme eine solche Zulassung anstrebt oder sich mit zeitweise gesperrten Lufträumen für Start und Landung zufriedengibt. In der beabsichtigten Reiseflughöhe dürfen diese Drohnen fliegen, da der Luftraum dort nicht mehr der Kontrolle unterliegt.

Und noch eine Frage drängt sich auf: Bereits im vergangenen Jahr, nach dem Stopp des EuroHawk, hatte das Ministerium davon gesprochen, dass es noch einige Testflüge geben sollte, um das ISIS-Aufklärungssystem abschließend zu testen. Warum die endgültige Prüfung dieses Systems also nicht bereits damals abgeschlossen wurde, habe ich noch nicht verstanden.

Nachtrag: Der Kollege Falk Steiner vom Deutschlandfunk hat, wie schon in den Kommentaren erwähnt, die Probleme mal gut zusammengefasst, gerade für die, die nicht im Thema drin stecken:

EuroHawk: Rückkehr des Überwachungsdrohnen-Flops?

(Foto: PALMDALE, Calif., May 21, 2013 – Two Northrop Grumman MQ-4C Triton unmanned aerial vehicles are seen on the tarmac at a Northrop Grumman test facility in Palmdale, Calif. Triton is undergoing flight testing as an unmanned maritime surveillance vehicle – U.S. Navy photo courtesy of Northrop Grumman by Chad Slattery)