Koalitionsabgeordnete wollen mehr Geld für Bundeswehr-Ausrüstung (Neufassung)

Angesichts der Ukraine-Krise und einer generell als verändert empfundenen sicherheitspolitischen Lage plädieren die Verteidigungspolitiker der Koalitionspartner Union und SPD für mehr Mittel für den Betrieb und für Großgerät der Bundeswehr wie Panzer und gepanzerte Transportfahrzeuge. In Anträgen zum Bundeshaushalt 2015, die am (heutigen) Mittwoch im Verteidigungsausschuss debattiert werden und die Augen geradeaus! vorliegen, werden unter anderem mehr Kampfpanzer Leopard und mehr Boxer-Transportpanzer (Foto oben) verlangt. Die Begründung dafür ist vor allem die Kernaufgabe Bündnisverteidigung:

Die weltweite sicherheitspolitische Lage hat sich deutlich verschärft. In diesem Zuge legt die NATO verstärktes Augenmerk auf die Kernaufgabe Bündnisverteidigung. Auch Deutschland ist hierbei besonders gefordert. Die Buneswehr ist vor allem bei den landbasierten Kräften leistungsfähig, insbesondere bei den gepanzerten Kräften. Der bisher ausgeplante Kräfteansatz von 225 Kampfpanzern Leopard ist den neuen Entwicklungen nicht mehr angemessen.

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Die weltweite Sicherheitslage erfordert ein grundsätzliches Umdenken, was den Stellenwert der Bundeswehr angeht, auch finanziell. Im europäischen Rahmen sind es vor allem die Landstreitkräfte, die Deutschland in besonderer Weise in das System der Bündnisverteidigung einbringen kann. Dafür bedarf es qualitativ ausreichender Waffensysteme in ausreichender Zahl. Der GTK Boxer ist eines dieser vielversprechenden und modernen Waffensysteme.

Konkret schlagen die Abgeordneten von CDU/CSU und SPD in gemeinsamen Anträgen vor:

– Die derzeit auf 225 Exemplare des Kampfpanzers Leopard2 geplante Stärke der Panzertruppe soll überprüft werden, ebenso die Möglichkeit eines Entwicklungsprogramms Leopard 3. Das Verteidigungsministerium soll das in die mittelfristige Finanzplanung aufnehmen.

– Das Heer sei mit der geplanten Zahl von 190 Transportpanzern Boxer strukturell deutlich unterversorgt. Das Verteidigungsministerium solle einen signifikanten Aufwuchs trotz haushalterischer Engpässe sicherstellen. (Ein früherer Vorstoß der Koalitionsabgeordneten, die Zahl der Boxer zu erhöhen, war allerdings schon vor Monaten vom Verteidigungsministerium zurückgewiesen worden.)

– Das Verteidigungsministerium solle prüfen, ob für die verschiedenen möglichen Einsatzszenarien eine ausreichende Stückzahl an Luft-Boden-Raketen und Luft-Luft-Raketen sowie weiterer Munitionsarten unmittelbar zur Verfügung stehen. Hintergrund sind Berichte über einen unzureichenden Munitionsbestand für Eurofighter und Tornado.

– Über das künftige Taktische Luftverteidigungssystem (TLVS) solle noch möglichst in diesem Jahr eine Entscheidung getroffen werden. Dabei geht es um die Frage, ob auf Basis des gestoppten Medium Extended Air Defense  Systems (MEADS) ein neues System als Nachfolger des Flugabwehrsystems Patriot beschafft wird oder ob eine Entscheidung für eine Patriot-Weiterentwicklung fällt. Das Gutachtergremium, das für Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen die Rüstunsprojekte durchleuchtet hatte, hatte eine spätere Entscheidung empfohlen.

– Der Forschungs- und Technologietitel im Verteidigungshaushalt soll mindestens auf den Stand des Vorjahres angehoben und nicht von 300 auf 270 Millionen Euro reduziert werden.

– Die vorerst gestoppte Beschaffung weiterer Lose des Systems Infanterist der Zukunft – Erweitertes System (IdZ-ES) soll wieder in die aktuelle Beschaffungsplanung aufgenommen werden. Technisch gesprochen: Die Beschaffung war in den Teil II der geheimen Erläuterungen des Verteidigungshaushalts verschoben worden und steht damit derzeit nicht an.

Über die Vorschläge der Koalitionsabgeordneten hatte zuerst die Nachrichtenagentur Reuters berichtet  (hier bei SpOn).

(Foto: Boxer in Afghanistan, 2012)