Social Media: Leseverbot für die Bundeswehr?
Es ist gut, dass die Überwachung der elektronischen Kommunikation durch staatliche Stellen hierzulande mit Skepsis betrachtet wird. Und für die Ausforschung gerade auch der privaten Kommunikation, wie sie durch den ehemaligen NSA-Mitarbeiter Edward Snowden bekannt wurde, gilt das erst recht. Dennoch wundert mich ein wenig, mit welchem Spin die Planungen der deutschen Streitkräfte, Datenbank-Tools zur Beobachtung auch sozialer Netzwerke zu nutzen, mit dem Eingriff in die Privatsphäre gleichgesetzt werden.
Die aktuellen Meldungen dazu beruhen auf einer Anfrage der Linkspartei. Vergleichsweise sachlich berichtet dazu netzpolitik.org:
Den Spin der Linkspartei macht dagegen Spiegel Online voll mit:
Überwachung der Deutschen: So will die Regierung Facebook ausforschen
einschließlich der interessanten Aussage des Linkspartei-MdB Andrej Hunko: Wenn eine Verfolgungsbehörde Daten über eine bestimmte Person zusammenträgt, braucht es dazu eigentlich einen richterlichen Beschluss. Nun ist diese Aussage genau so richtig wie irreführend – weder ist die Bundeswehr eine Verfolgungsbehörde (der Begriff mag aus der Zeit herrühren, als in einem Teil Deutschlands die bewaffneten Organe des Staates mehr oder weniger eine Einheit bildeten, einschließlich der Verfolgungsbefugnisse), noch geht es, soweit ich die Bundeswehr bislang verstanden habe, um das Zusammentragen von Daten über eine bestimmte Person. (Was den Bundesnachrichtendienst angeht, habe ich zu wenig Einblick, als dass ich etwas dazu sagen könnte.)
Wer sich von den Fachleuten des Zentrums Operative Kommunikation (so heißt das ja inzwischen) mal hat erläutern lassen, was sie jetzt schon mit kommerziellen Tools wie BrandWatch anstellen, kommt zu einer etwas anderen Schlussfolgerung. Da geht es darum, aus Tausenden von offenen und öffentlichen Twitter- oder Facebook-Feeds Stimmungslagen herauszudestillieren, gerade in Konfliktregionen. Und nicht darum, Datensammlungen zu einzelnen Personen anzulegen.
Nun muss man sich das in der Tat sehr genau angucken – und so was sollte auch nachprüfbar sein, beispielsweise vom Datenschutzbeauftragten. Allerdings: Den Streitkräften solche social media-Analyse zu untersagen, ist etwa so, als würde man ihnen auch untersagen, auf Facebook oder Twitter zu lesen, was in Nordafghanistan so gefacebooked oder getwittert wird. Sie könnten sich ja merken oder gar aufschreiben, wer sich da geäußert hat. (Wenn übrigens Gogle die ziemlich gleichen Techniken nutzt, um eine Grippewelle vorherzusagen, scheint das ja kein Problem zu sein.) Und Zeitungen oder Radio- und Fernsehsendungen sollten sie lieber auch nicht mehr anschauen, sie könnten ja zu einem Erkenntnisgewinn kommen. (Dass sie das in manchen Fällen nicht tun, obwohl sie es besser täten, ist wieder eine andere Frage.)
Nun passt es natürlich in eine bestimmte politische Sichtweise, in Streitkräften nur das Instrument zur – überwiegend auch noch innerstaatlichen – Repression zu sehen. (Auch das war in einem Teil Deutschlands mal die Regel, vielleicht trägt das zu dieser Sichtweise bei.) Jegliche Art von Aufklärung im militärischen Sinn wird mit Ausforschung der Bevölkerung (auch gerne innerstaatlich in Deutschland) gleichgesetzt. Wenn wir das Ganze mal von dieser etwas schrägen Prämisse befreien, wäre vielleicht eine sinnvolle Diskussion darüber möglich, was der Bundeswehr in diesem Zusammenhang für die Erfüllung ihrer Aufgaben erlaubt sein sollte, welche – gegebenenfalls gesetzlichen – Schranken es geben muss/müsste/könnte und wo es tatsächlich ein No-Go ist.
Der Bendlerblogger hat sich des Themas bei der Feltpost mal etwas sarkastischer angenommen: Verteidigungsministerium kündigt sämtliche Abonnements
Und noch ein Tweet dazu von einem Soldaten, auf seinem privaten – und offenen – Twitteraccount:
Euch ist schon bewusst, dass Coca Cola und die Bahn euch hier zuhören? Offene Quellen sind OFFEN. #Bundeswehr
— Marco Jahn (@Marco_Jahn) July 25, 2014
(Screenshot: Facebook)
@drd
Nachdem ich gut 480 Offiziere (trdst und fd) in ihrer Ausbildung begleitet habe…kann ich ihr pauschalurteil ueber die Qualität und die Expertise so nicht nachvollziehen.
@cynic2
Wenn man das Internet mit all seinen Moeglichkeit konzeptionell fuer einen cpm haette vorausdenken sollen / koennen / muessen….waere mit einer Einfuehrung ab 2030 auf der Grundlage der Technologie v. 2001 zu rechnen..
Disruptive Technologies sind disruptive by nature…da ist mir die Aussage weils spannend ist schon lieber als das haben wir noch nie so gemacht…
Obwohl es bei SK in der Regel um Menschenleben geht (Alleinstellungsmerkmal) sind Mrd schwere Maerkte in der Regel die besseren Treiber….es sei denn man kann mit Krieg Geld verdienen. Das klingt zwar gefuehlskalt….ist aber wohl leider so…
@Soenke
Die Aussage „ich find das spannend“ maskiert meiner Erfahrung nach meist nur die Tatsache „ich hab keine Ahnung wasvich hier tue“. Die konzeptionelle Auseinandersetzung mit InfoOp im englischsprachigen Raum nimmt neue Medien tendenziell gern auf und fügt sie in ein adaptives konzeptionelles gefüge ein, während bei uns niemand genau weiß, was wir jetzt machen spllen und das einfach spannend ist.
Deshalb sind die USA in einigen Bereichen führend – weil defense contractor mit Krieg Geld verdienen können. ;-)
@Soenke und @Cynic2
Man muß ja das Rad nicht immer deutsch wieder (er)finden. Man surfe einmal durch diese website:
http://www.nps.edu/Academics/Institutes/Cebrowski/index.html
Das Institut ging aus der ehemaligen Computer Science Faculty der NPGS hervor und ist quasi ein joint venture mit silicon valley……man beachte auch das CV von Cebrowski.
In Sachen InfoOp ist das hier die Kaderschmiede:
http://www.nps.edu/Academics/Centers/IOCenter/index.html
BMVg hatte an der NPGS mal einen Verbindungsoffizier (A16) – weiß nicht, ob der Dp noch existiert. Als ich das lettzte Mal in Monterey gewesen bin (2008) hab ich einen deutschen KKpt getroffen, der dort ein weiterführendes Studium absolvierte……wo läßt die BW solche Leute ??
@klabautermann
Wo die Bw solche Leute lässt? Ganz klar, die brauchen Bandbreite im Verwendungsaufbau! Personalabteilung, Logistik, Abteilungsleiter in irgendeinem Amt…Hauptsache keine Spezialisierung auf ihr Fachgebiet – das tötet jeden Verwendungsaufbau!
@Cynic2
War nicht ganz ernst gemeint diese, meine Frage. Ich kenne die traditionelle Verwendungsaufbau-Philosophie für StOffze sehr gut. Bleibt zu hoffen, dass Rühle hier endlich mal Änderungen herbei führt.
@Someone:
Es muss eben immer erst etwas passieren, bevor etwas passiert.
Und selbst nach der neuen Linie wurde dies nicht konsequent umgesetzt.
Biometrie bei der Zugangskontrolle ja, aber Nutzung auf jeder Patrouille (so wie ja mit BAT gedacht) nein. Sehr schön zu sehen in der Reportage „Foxtrott 4“.
@Cynic2 u. woody:
Es ist eben höchste Zeit in Deutschland für „fixing intel“.
Die derzeitigen Bemühungen bei MilNW überzeugen nicht – gerade was die Ausbildung betrifft.
Man sollte sich zunächst einmal klar sein, wie zukünftige Konflikte nicht aussehen werden:
Nämlich so wie man es sich in vielen Amtszimmern der Bundeswehr noch vorstellt:
Entweder als klassische Landesverteidigung oder als ISAF-Wiederholung.
Vor der Konzeption müßte ein fortlaufender intellektueller Diskurs stehen.
Ohne diesen ist alles weitere für die Katz.
Wenn man dann mal die internationale Debatte genauer anschauen würde, dann wäre man ja ebenfalls schon weiter. Damit meine ich nicht nur die Amerikaner (Flynn etc), sondern auch Skandinavier und Balten.
Dann könnte man eine sinnvolle Konzeption erarbeiten. Ob dann das FGG 2 weiterhin nur Rotlage bearbeitet und wie genau man ZOpKom, KSA, CIMIC-Zentrum, HAufklTr, FJg, AMK, MAD, etc dann miteinander verknüpft ist aus meiner Sicht zweitrangig.
Das obige beispiel zeigt, doch dass man weiterhin nicht in wirklicher Intel Fusion denkt, sondern in aufbauorganisatorisch-relevanten Zuständigkeiten.
Man müßte zunächst einmal erkennen welch großen Wert OSINT hat, welche Bedeutung Netzwerkanalysen zukünftig zukommt (auch in der Bündnisverteidigung), was fie Vorraussetzungen für Targeting sind
Da fehlt es immernoch an einer fundierten und stringenten Ausbildung.
Daher bin ich auch skeptisch, ob das Kernsystem NG&A hier der große Wurf ist.
Diese Armee denkt einfach viel zu wenig über Krieg nach und ist zudem in einer bürokratischen Selbstblockade gefangen. Gerade für den Bereich NG&A verheerend.
Hier ‚mal etwas zu den Aktivitäten des Pentagon (s. auch Open Source Indicators‘ Program):
http://www.defenseone.com/technology/2014/07/military-already-using-facebook-track-moods/87793/?oref=defenseone_today_nl
wobei man in den USA auch „richtig“ Geld in die Hand nimmt.
@Memoria
Und da sind wir dann wieder bei einigen altbekannten Problemen:
– Intellektueller Diskurs ist in den Streitkräften systemisch nicht vorgesehen. Im Vergleich zu militärischen Weiterbildungsinstitutionen wie CGSC, National Intelligence University, Naval Post Graduate School und ähnlichem, verfügt die Bw über keine internen think tanks und die Masse und Themenbereiche der Abschlussarbeiten der Offiziere an diesen Institutionen sucht man bei uns auch vergeblich. Von einer intellektuellen Auseinandersetzung in Veröffentlichungen wollen wir gar nicht erst reden. Wir bilden Offiziere aus, um anschließend nie mehr ihre Meinung hören zu wollen.
– Über Krieg nachdenken ist bei einem von Deutschlands attraktivsten Arbeitgebern auch nicht erwünscht. Hier wird erst die STAN verhandelt, um DP zu retten und dann schnitzt man sich ein Konzept, was mit dem verbliebenen Personalkörper noch irgendwie verinbar ist, ob sinnvoll oder nicht. Nach langem Streit zwischen HAufklTr und EloKaTr nutzt die EloKa ja nun das MilNW um sein Personal unterzubringen.
– Schließlich fehlt bei der Führung auch die Einsicht, dass NG&A ein separater Bereich von MilNW ist. Diese Erkenntnis wird weder von HAufklTr (den Erfindern von ZIVA) noch vom KSA (SIGINT und IMINT, alles andere ist suspekt) gefördert.
– Abgesehen davon, möchte ich OSINT gar nicht so hoch hängen. Strategisch ist das wirklich wichtig, aber je weiter es in den operationellen und taktischen Bereich geht, desto weniger bringt es einem. Da gewinnen dann die klassischen INT wieder an Bedeutung, wenn man den Aufklärungsträger hat.
@Cynic2
Volle Zustimmung. Solange man in den Streitkräften – insbesondere im Heer – Personalplanung und -führung in den ollen teutonischen FGG-Kästchen betreibt, wird sich da nix ändern. Dieses Kästchendenken ist im konzeptionellen und operativen Bereich geradezu erschreckend verbreitet. Man kann einfach nicht in functional areas denken.
@Klabautermann
also sowas, immer wenn ich Cebrowski zitiere….schliesslich ist er der Vater von NCW…werde ich verhauen….. und das OFT Office of Force Transformation als Body in der Organisation wurde nach seiner Erkrankung eher kaltgestellt….und hatte dann so Themen wie Stratosphaerenluftschiffe oder Flugzeugtraeger in Modulbauweise als quasi schwimmende Inseln…
Und trotz oder gerade wegen der vielen Defense Kontraktoren sieht das Next Gen Flugzeug der Chinesen irgendwie wie eine F35 aus…. ich warte immer drauf wann die Chinesen den Amis das Flugzeug fuer den halben Preis anbieten….was fuer beide Seiten ein echter Deal waere…
@Soenke
Na ja, zu NCW etc, und die unterschiedlichen Verständnisse davon in- und außerhalb USA hat ja Gen. Mattis was geschrieben – kennen Sie bestimmt ;-)
Mir ging es mit dem Verweis auf die NPGS nur darum aufzuzeigen, dass die BW nicht alles neu erfinden/erforschen muß in Form von politisch-korrekt-deutsch formuliertenTK/EK zum Thema „NetOpFü“ und dessen Portionierung in Führungsgrundgebiete ;-)
@Klabautermann
Mattis hat zu EBO geschrieben…
und das Schreiben war bis auf den Satz, dass es auf der takt. Ebene nichts zu suchen hat, eher fragwürdig.aber nachdem ich den Grund kenne warum er es geschrieben hat….ein HFw ist bei der Effektvalidierung in Afghanistan getoetet worden, war es seine Intention EBO wie Unkraut an der Wurzel zu entsorgen, bevor es noch mehr echte Verluste erzeugt…was nichts an der Bedeutung von systemischer Analyse fuer StabOps aendert…siehe McCrystal .. (aber hier zur Gespraechskultur… er hat mir als kleinem OTL auf meine Email an seinem freien Sonntag mit einer mehrseitigen Email persoenlich geantwortet, seit dem bin ich Anhaenger des Warrior Monks;-))
@Soenke
Wir werden jetzt OT ;-)
Mattis hat zumindest ganz klar erkannt, dass Operationsführung und Gefechtsführung am Ende des Tages human-centric sind ;-)
Und das gilt auch für InfoOps. Wir können uns noch so viel NetOpFü Theorie und Technik ausdenken und einkaufen, solange das Führungspersonal nicht versteht, mit diesen wunderbaren FüU/C4ISR-tool-box-nets richtig umzugehen, wird das nix werden.
Kulturelles Problem: Auftragstaktik meets NCW ;-)
@klabautermann:
„solange das Führungspersonal nicht versteht“
Und da ist auch keine Besserung in Sicht.
Die Bundeswehr hat – ähnlich wie manche Großkonzerne – eine die Außenwelt ignorierende und innovationsfeindliche Organisationskultur entwickelt, die es unmöglich macht sich wirklich aufgabengerecht auszurichten. Diese tiefliegende Kultur aufzubreichen scheint mir mittlerweile unmöglich zu sein. Die bürokratischen Grabenkämpfe werden eher mehr, statt weniger. Zeitgleich wandelt sich die Außenwelt jedoch dramatisch.
Es findet sich immer ein Grund warum das Notwendige und Sinnvolle gerade nicht gemacht wird, weil eben gerade wieder irgend ein interner bürokratischer Grund dagegen spricht.
Ein Großkonzern geht daran früher oder zumeist später zu Grunde – die Bundeswehr nicht.
Jemand mit (soweit ich mich erinnere) diesem Dienstgrad hat 2010 eine Kompanie bei OpInfo in Koblenz übernommen. Könnte also hinhauen, wenn auch nur Spekulation.
@Klabautermann
und damit sind wir wieder on topic
human centric…….social centric……battle of narrative….
aber da kann man mit Kinetik wenig machen….
und gemaess SPON sollen wir da ja auch nichts machen….
@Memoria
Kann Ihnen nur zustimmen.
@Soenke
Tja, die BW darf halt nicht aus der politischen Käfighaltung raus ;-)
Einsatz OpInfo nur mit Parlamantsvorbehalt !
@Soenke
Richtig ist, dass es Effekte gibt, die nur IO erzielt und solche, die nur kinetisch erziehlt werden. Je nach narrative, dass sie verbreiten möchten, kann die Kombination von IO und Kinetik aber dsehr wirkungsvoll sein. Integrated full spectrum operations. Jede operation trägt zur eigenen narrative bei – positiv oder negativ, verstärkend oder schwächend. Auf die Dauer funktioniert IO ohne faktenschaffende Operationen nicht mehr so recht.
@cynic2
ich denke das man an die kognitiven und sozialen (s. Der neue thread) herankommt… ob man tatsaechlich ein narrative neu schreiben bzw impraegnieren kann…da fehlt mir der Glaube…siehe Antisemitismus etc
@Soenke
Eine Meldung ändert kein narrative, viele Wiederholungen über lange Zeit können das schon. Die „Tatsache“, dass Saddam Hussein damals die VN-Beobachter des landes verwiesen hat, kennt ja heute jeder. Und inzwischen scheint die Krim auch nicht mehr Teil der Ukraine narrative zu sein. Warten sie noch zehn Jahre und die Ukraine wird Russland angegriffen haben. ;-)
@Soenke Marahrens
Ich denke bezüglich der Qualifikation argumentieren wir aneinander vorbei. Es gibt sehr viele junge gut aus gebildete Soldaten im IT Bereich. Es gibt sehr viele sehr gute Administratoren. Was es aber nicht in ausreichendem Maße gibt sind hochqualifizierte Uniabsolventen, die durchgehend als IT Experten zur Verfügung stehen. Das liegt nicht an der Ausbildung oder der Qualität der Soldaten. Es liegt an der Personalentwicklung in der Bundeswehr. Eine IT Laufbahn (wirklich fachbezogen) mit Informatikstudium und daran anschließender Weiterentwicklung der Qualifikation (fortgeschrittene Adminaufgaben, IT Sicherheit, Programmierung, Hardware, etc.) ist einfach nicht vorgesehen und alle Bemühungen scheitern bislang (meines Wissens nach) im BMVg in der Pers Ecke. Bis zu dem Niveau unterschreibe ich gern, dass die Konzepte greifen (mal abgesehen davon, das die Personalfluktuation und Lehrgangsplanung teilweise eine Katastrophe ist… aber das ist ein Problem der Komandos/Ämter der Truppengattungen) und auch dass es viele Einzelfällen gibt, bei denen erheblich mehr Wissen auf privatem Wege angehäuft wurde (daher Glücksfall und nicht systemimmanent). Aber eine Laufbahn, die bis A14 und evt. darüber hinaus IT Spezialisten auf höchstem Niveau hervorbringt, vielleicht vergleichbar zu den Ärzten oder Apothekern, ist schlicht nicht da.
Man muss sich nur mal anschauen welche „Gehaltsgruppen“ der Bezahlung von Spezialisten entsprächen, die bei enschlägigen Unternehmen wie Symantec, Kaspersky (russisch nebenbei…), AVG, Avira und dergleichen arbeiten. Dann merkt man, dass es mit gut ausgebildeten Unteroffizieren und Offizieren nicht getan ist, wenn man in dieser Liga mitspielen will.
@drd
Sollen denn nicht Fachlaufbahnen (bis A15 -?) eingerichtet werden? Das ist in jedem Fall sinnvoll, denn nur so erwirbt man sich langfristig Expertise und ist in der „community“, sei es als 6er oder auch 2er.
@Thomas Melber, Stuttgart
Vor etwas mehr als 20 Monaten war die Antwort die ich auf diese Frage bei einer Päsentation zur IT Strategie bekommen habe: Ja hätten wir gern… scheitert derzeit an den Personalern. Mag sein (und wäre extrem wünschenswert) dass sich das mittlerweile geändert hat. Aber ich habe Zweifel ;)
Entschuldigung, falls die Frage offensichtlich doof sein sollte:
Es gibt doch mehr als genug Zivilangestellte mit unbefristetem Vertrag, die über Umwege wie bspw. LHBw, Fuhrparkservice usw. für die Bundeswehr tätig sind. Wieso kann man denn dann nicht, wenn die militärischen Laufbahnen in diesem Falle das Problem sind, über ein ähnliches Konstrukt Experten mit angemessenem Gehalt einstellen? Das Ganze scheitert doch nur wieder an Bürokratie, oder? Wieso können Staatssekretärinnen mit Einkommen, von dem jemand in Grün nur träumt angestellt werden aber niemand für die IT?
@Dominik
Das gibts, etwa bei den CERT Leuten. Aber auch nicht bis in die Spitze der A-Besoldung soweit ich weiß. Von IT Profis im Facheinsatz mit B Besoldung hab ich noch nicht gehört… auch Zivil nicht. (Klar, in der Verwaltung gibt es schon B Besoldete mit IT Kenntnissen jenseits der „normalen“ Ausbildung, aber ohne Alltagserfahrung, weil sie eben seit Jahren Management und nicht Administration / Programmierung / Analyse machen.) Die Personalstruktur der Bundeswehr sieht soetwas schlicht nicht vor.
@drd:
Danke für die schnelle Antwort!
@Dominik / Thomas Melber, Stuttgart / Soenke Marahrens
Was ich vielleicht klarstellen sollte: Ich spreche hier von der „normalen Truppe“, also nicht von Sonderlösungen im Bereich Nachrichtenwesen oder dergleichen. Dementsprechend dürfte eine „normale“ Laufbahn bis A14/15 durchaus den absehbaren Herausforderungen genügen.
@drd
Was verstehen Sie unter „normaler Truppe“ Das FGG2 und 6 finden Sie quasi durchgängig ab Btl.-Ebene aufwärts, und natürlich in den einschlägigen Kp.
Das wird auch aus dem selben Grund scheitern, aus dem es keine BBesO S gibt.
Die Bundeswehr (allg. Behörden) können höchstens mit dem Beamtenstatus werben, aber mit Sicherheit nicht mit Bezahlung, Flexibilität etc.
Es hat ja auch seinen Grund, warum die Uffz/Offz aus dem Informatikbereich die Bw verlassen und ins Gelächter ausbrechen, wenn die BS-Aufrufe kommen.
@ Memoria | 27. Juli 2014 – 10:40
Im Eingangsbereich hat das ja schon länger geklappt, da es dort schlauerweise komplett den anderen Nationen überlassen wurde und somit kein deutscher Soldat in Rechtskonflikte kam.
Ansonsten sage ich dazu nix, da VS und sich genügend Soldaten seit keine-ahnung-wie-vielen-jahren den Mund fusselig geredet und Vorlagen geschrieben haben.
@Thomas Melber, Stuttgart
FGG2 & 6 und einschlägige Kp. (sowie alles was in der mittelfristigen Zukunft dort noch verankert werden mag) klingt so ziemlich nach dem, was ich als „normal“ bezeichnen würde. Also alles das, was sich außerhalb von Ämtern oder speziellen Verbänden abspielt. Damit das tatsächlich sinnvoll funktioniert, wären natürlich Verwendungen in Rechenzentren, Ämtern etc. als Zwischenstationen erforderlich. Ebenso bräuchte es ein Umdenken beim Betrieb von grüner IT (ein wenig weg von der Denke, man könne ganze Rechenzentren im Einsatz mit einzelnen Admins und Fernwartung und/oder Industrieunterstützung betreiben).
Und was noch dazu kommt: Damit das Können auch bleibt, wäre ein vernünftiger Übungsbetrieb erforderlich. Das ist in der Summe schon ein größerer Brocken…
@Someone:
Das schöne an dem Thema Biometrie und BAT ist ja, dass man ja bereits anhand von öffentlichen Quellen (Presseberichte und Antworten auf parlamentarische Anfragen) den kompletten Irrsinn des völlig widersprüchlichen Ansatzes nachweisen kann.
Biometrie bei Absicherung: ja, im Feld: nein.
Trotz der hohen Bedeutung des Themas seitens COMISAF (zu Zeiten von McChrystal).
Man merkt im BMVg schon gar nicht wie weltfremd man ist – hält sich dabei jedoch für Weltklasse.
@ Memoria | 28. Juli 2014 – 17:54
Schreiben Sie das doch mal dem BMVg, am Besten so ganz Zivil, auf dem Dienstweg klappte das ja nicht (und ich weiß, dass es im BMVg ankam).
Zu Zeiten von McChrystal haben das in MES US und kroatische Soldaten übernommen bzw. die DIA-/CIA/irgendwas mit A-Mitarbeiter. Aber die hatten halt ihre eigenen Locals auch im Griff und einige negativ Aufgefallene dort wieder gefunden, die sich dachten: „Deutsches Camp? Da krieg ich einen Job, die haben kein BAT.“
Aber überbordende Verwaltung im Einsatz können wir, Militär sein könnten wir, sollen wir aber nicht – oder so.
@Memoria
Ich habe in 2011 mal an einem Counterinsurgency Seminar in Leavenworth teilgenommen. Und ein US Captain hat , aus meiner Sicht zu Recht, die Frage gestellt: „Warum setzen wir in Afganistan eine Technologie ein, für die wir in den USA (mit Ausnahme in Williamsburg bei Busch Gardens, die machen das auch) zu Recht von jeder Bürgerrechtsbewegung eins übergebraten bekämen….“
Eine vertrauensbildende Massnahme ist das nicht….. vor allen Dingen, wenn die Daten dann noch alle in der Cloud landen…..
@drd Die von Ihnen beschriebene Laufbahn gibt es schon, im Heer sogar mit eigenem PersFhr, und wenn Sie sich die diesjährigen BS Richtlinien durchlesen, stellen Sie fest, dass man in Ihrem Sinne agiert.
(Bei der Lw und M gibt es weniger Nicht IT Personal (aufgrund Studium oder Nicht Studium), aber auch hier gilt, und da wiederhole ich mich….bspw für ein Social Media ISR ist ein Dipl Paed / StaWi deutlich besser geeignet als ein Dipl Inform (setzte Master / Bachelor bei Bedarf) und für einen Informationsmanager in einem Stab ist ein Dipl Betriebswirt ebenfalls besser qualifiziert als ein Dipl Inform……wobei ich kein Freund überbordender Prozesswelten bin, da sie in de Regl nur in organisierter Verantwortungsdiffusion, Meldeorgien, MicroManagement, übervollen LoNo Archiven (ich habs gelöscht aber vorher noch archiviert)…. und formulierte Commanders Critical Information Requierements entbinden den Meldenden vom Selber Denken….: Wenn der Alte es haette wissen wollen, dann haette er es ja in der Liste aufgefüllt.. usw usw
@Soenke Marahrens
Das ist wirklich gut zu hören. Bleibt nur die Frage, ob es erfolgreich in die Realität gerettet wird. Die Verwendungsbreite im eignene Feld ist und bleibt notwendig, da kann ich nur zustimmen, ebenso eine gute Durchmischung mit anderen Fachbereichen. Wenn es die Bundeswehr jetzt noch anständig hinbekommt, motivierten Admins einen Eintritt auf dem „2. Bildungsweg“ in diese Laufbahn anzubieten, dann bin ich baff…
@Soenke
Sie schreiben „………..und formulierte Commanders Critical Information Requierements entbinden den Meldenden vom Selber Denken….: Wenn der Alte es haette wissen wollen, dann haette er es ja in der Liste aufgefüllt.. usw usw“
Hm, und ohne Commanders Critical Information Requirement haben wir dann das „Melden macht frei“-Problem…….
Ein gutes CCIR hat eine eingebaute Qualitätssicherung, das hilft gewaltig beim „selber denken“ ;-)
@klabautermann
Ich bevorzuge dann eher eine Befehlsgebung a la „Rommel Kanalküste“, da wusste auch jeder was gemeint war und hat es umgesetzt….;-)
Oder ein „Fahren Sie an die albanische Küste Und machen der Queen Ehre“ ,,,,
Das eingebaute QM kann ich mir bei guter Ausbildung sparen…. Das ist dann sogar Ressourcensparend….