InfoWar Ukraine: Der Separatist, das Stofftier und der blinde Fleck
Dass der Informationskrieg um Ereignisse in der Ukraine und deren Deutungshoheit in vollem Gange ist, ist keine neue Erkenntnis. Dass es dabei auch im Westen zumindest blinde Flecke der Wahrnehmung gibt, wird oft ausgeblendet – deshalb (verspätet) ein notwendiger Hinweis auf solche Probleme auch hierzulande: Das Bild eines pro-russischen Separatisten, der an der Absturzstelle des – höchstwahrscheinlich abgeschossenen – Malaysia Airlines-Fluges MH17 ein Stofftier aus den Trümmern hochhält, ging um die Welt. In der Regel als Beleg dafür, wie skrupellos sich die Separatisten an dieser Absturzstelle aufführen.
Ein Blick auf die ganze Sequenz am 18. Juli verändert diese Wahrnehmung – hier ein (russisches) Video von diesem Ereignis, ab 1:10 wird es interessant:
Vorsorglich noch ein Screenshot der interessanten Stelle (man weiß ja nie, wie lange solche Videos abrufbar bleiben). Der schwerbewaffnete Milizionär legt das Stofftier behutsam wieder ab und bekreuzigt sich.
Nun sagen diese Bilder nichts darüber aus, dass die Separatisten die OSZE-Beobachtermission an der Absturzstelle behindert haben; sie sagen nichts über das Verhalten der pro-russischen Gruppen, und schon gar nichts sagen sie über die Verantwortung für den Abschuss von MH 17.
Da ich keinen Zugang zu den Original-Newsstreams der großen Nachrichtenagenturen habe (in diesem Fall vor allem AP; AFP und Reuters), kann ich nicht beurteilen, ob die das zweite Bild ebenfalls verbreitet haben – und ob es eben von den Redakteuren nicht verwendet wurde.
Dennoch: Dass die Bilder des sich bekreuzigenden Milizionärs, die das Geschehen in ein anderes Licht rücken, im Westen praktisch nicht publiziert wurden, sagt etwas über die Wahrnehmung des Konflikts in der Ost-Ukraine aus. Und darüber, dass auch auf westlicher Seite nicht das ganze Bild im Fokus steht.
Um den erwartbaren Vorwürfen vorzubeugen: Nein, das ist kein Beleg für gleichgeschaltete Massenmedien in NATO und EU – dafür ist, das ist ein Unterschied zu Russland, die Medienlandschaft hier viel zu heterogen. Aber es zeigt, welchen Gefahren auch wir Journalisten mit unserer Sicht der Ereignisse ausgesetzt sind.
In russischen Medien war das natürlich schon längst ein Thema, zum Beispiel beim – staatlich finanzierten – russischen Sender Russia Today.
Es gibt übrigens auch ein Video, in dem der russische O-Ton mit englischen Untertiteln versehen ist:
(Vorsorglich der Hinweis: die Authentizität des Videos kann ich nicht überprüfen; es sieht allerdings nicht so aus, als wäre das manipuliert. Sollte es andere Hinweise geben, bitte Info.)
(Screenshots aus dem verlinkten Youtube-Video von icorpus.ru)
Da schreiben sie über den Infokrieg und stellen ein Beispiel vor um dann im Text diese Behauptung, Teil des Infokrieges, zu wiederholen:
„Nun sagen diese Bilder nichts darüber aus, dass die Separatisten die OSZE-Beobachtermission an der Absturzstelle behindert haben;“
Hat die OSZE sich wirklich beschwert? Die waren doch lange vor Ort und mir schien das weitestgehend unbehindert zu sein.
Andere Punkte des Infokrieges in dem die Ersthelfer vor Ort den „westlichen“ Medien nach alles falsch gemacht haben:
„Wie schlimm, die lassen die Leichen unwürdig in der Sonne liegen.“
„Wie schlimm, die schaffen die Leichen unwürdig in Kühlzügen weg.“
„Die plündern die Leichen“
„Kreditkarten, Pässe und Wertsachen die malaysische Inspektoren am Unglücksort fanden wurden offenbar vorher bewegt.“
„Die räumen Trümmer zur Seite und schneiden sogar große Metallteile auf“.
„Die suchen nicht gründlich genug nach Leichen in den Trümmern.“
Dann war der noch der Sky Journalist der vor laufender Kamera einen Koffer eines Opfers durchwühlte um sich im gleichen Satz über den Umgang der Ersthelfer mit dem Eigentum der Opfer zu beschweren. Und der CNN Journalist der bei seinem „Standup“ durch das Trümmerfeld auf die Kamera zugeht und sich beschwert das dort viele Leute einfach durch das Trümmerfeld laufen.
Insgesamt extrem peinlich was die „westlichen“ Medien da abgeliefert haben.
@b
Bitte so nicht. Zu den Behinderungen der OSZE gibt’s unter anderem das Interview mit deren Sprecher bei CNN und die Aussagen in der veröffentlichten OSZE-timeline
http://www.osce.org/ukraine-smm/121504
Ich hab‘ ja schon befürchtet, dass dieser Eintrag so verstanden wird, aber gleich im ersten Kommentar…
alt aber immer aktuell
http://www.rhetorik.ch/Bildmanipulation/soldat.jpg
So geht InfoOps….
T.W
im Krieg stirbt immer zuerst die Wahrheit….. auf den Altaren derjenigen, die sie zu ihren Gunsten verbiegen wollen…
leider
@UmpP
so geht…ich moechte morgen noch leben… wir helfen, aber sind nicht naiv
The war on perception………
……………………………………..ist so alt wie die Fotographie.
Das Problem ist doch nicht nur Info Warfare. Das Problem ist eben auch, dass es absolut skrupellose „Journalisten“ gibt, die aus kommerziellen Gründen für einen world-press-shot alles tun.
Pallywood liefert auch immer gute Beispiele, aber @klabautermann ist in jedem Fall zuzstimmen.
@klabautermann
Das ist – leider – richtig. In diesem Fall ist für mich allerdings eher die Frage, ob es auch von der Bekreuzigungs-Szene Fotos gab, die von den Redakteuren dann eben nicht verwendet wurden…
@T.Wiegold: Ja. Es gibt ein Video aus einem anderen Winkel, wo man auch die photographierende Meute sieht, denen er das Stofftier vorführt.
@TW
Es werden eben Bilder genommen, die die Aussage des Artikels / TV-Beitrages stützen, da wird dann schon einmal entsprechend geschnitten.
Z.T. werden ja sogar Bilder a) nachträglich bearbeitet b) gestellt.
Ein aktuelles Beispiel ist das Photo von Hr. Todenhöfer in Gaza mit dekorativ platziertem Kinderwagen und Stofftieren.
http://www.wuv.de/medien/juergen_todenhoefer_im_gaza_wie_viel_pr_vertraegt_ein_krieg
Ach ja, die photographierende Meute. Das bringt uns auch nicht weiter (das sind übrigens die selben Leute, die von Kriegsschauplätzen unter Einsatz ihres Lebens Bilder rausbringen, die dann wieder als wichtige Belege gefeiert werden…) Ein bisschen mehr Rationalität an der Stelle würde mich freuen.
Aber zurück zum Thema: Das beantwortet nicht die Frage, ob es nach Ablegen des Stofftieres Bilder gab – und ob/wo die ggf. in den elektronischen Papierkorb gewandert sind,
@T.W.
Die gab es sicherlich, passten wohl aber nicht in den gewünschten „spin“.
Mir stellt sich auch die Frage ob der unrasierte Herr-mit-der-Knarre das Stofftier spontan hochgehalten hat, oder vielleicht dazu aufgefordert wurde ?
Z.B. war wohl auch dieses Bild „ge-photoshopped“:
http://www.worldpressphoto.org/content/swedish-photographer-paul-hansen-wins-premier-photo-contest-award
@T.Wiegold: Wenn man ein Dutzend Photographen zu so einer Stelle bringt, hat man nun mal eine Meute. Jeder möchte das beste Bild haben. Und nachdem viele Journalisten dann komplett bedenkenlos durch die Trümmer geschlurft sind und auch Taschen ausgepackt haben, ist meine Sympathie für die Journalisten vor Ort gerade etwas beschädigt.
@klabautermann: Auf dem Video, das ich meine, sieht man, daß das eine Führung für die Journalisten war. Er hat das Stofftier als Demonstration für die Photographen hochgehalten.
@Thomas Melber
Das ist nicht so ganz klar…
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/world-press-photo-award-paul-hansen-soll-photoshop-verwendet-haben-a-899807.html
Aber bei dem Beispiel hier geht’s nicht um Bildmanipulationen per Photoshop, sondern um was viel Grundsätzlicheres – nämlich ums Weglassen.
Welche in der Presse veröffentlichten Bilder werden denn nicht bearbeitet? Es ist ja nicht nur die Auswahl der Bilder, das geht ja schon mit den Farbwerten los, um bestimmte Stimmungen zu erzeugen. Außerdem hat jede Zeitung seine spezifische Zielgruppe mit entsprechenden Haltungen und Erwartungen, die befriedigt werden wollen. It’s the economy, stupid.
Ich hatte darauf schon in meinem Beitrag
http://augengeradeaus.net/2014/07/ukraine-mh17-der-debattenthread/comment-page-8/#comment-141373 auf einen Bericht von dem Tagesanzeiger hingewiesen in dem auch ansatzweise der Verbreitungsweg beschrieben ist.
Auch interessant ist der Bericht eines ORF Korrespondenten vor Ort zum Thema würdelose Behandlung von Leichen http://apasfftp1.apa.at/oe1/news/00022F5E.MP3
@ T.W. Ich finde ihren Beitrag richtig und wichtig er soll sensibilisieren und auffordern Meldungen die wir hier sammeln zu hinterfragen.
Ich freue mich darüber, dass Sie auch solche Links zur Kenntnis geben.
Schließlich gilt: „Enes Mannes Rede ist kenes Mannes Rede, man soll sie billig hören beede“
Ganz egal, welcher mehr oder weniger festen Meinung man ist, sie gehört immer auf den Prüfstand.
Auch Ihre Fernehauftritte bei n-tv, RTL usw. fand ich angenehm unaufgeregt, neutral und trotzdem informativ.
Beste Grüße!
Nichts gegen die sensationsgeile kleine Plüschbärengeschichte, welche sicher so manche Mutter und Hausfrau empörte.
Ich würde aber beim Thema Infowar lieber über ernsthafte Angelegenheiten wie die unglaubliche Flut an unreflektierten EU/USA-Bashings und putinfreundlichen Postings diskutieren, die derzeit über die deutsche Medienlandschaft hereinbricht und den (hoffentlich falschen) Eindruck vermittelt als wären die Deutschen nun vollkommen verrückt geworden und wüßten nicht mehr auf welcher Seite sie stehen.
@TW
Wobei „weglassen“ ja nicht fälschen oder verfälschen / verfremden ist, sondern nur eine selektive Darstellung der Tatsachen / Fakten – wobei bereits die Auswahl, über was berichtet wird, meinungsbildend ist (sowie Außen- und Innenansichten zu bestimmten Themen / Stichwort: Auslandspresse).
Eines der berühmtesten Beispiele ist dieses hier:
http://www.revisionismo.net/de/hol/img/mutterganz.jpg
Genau das ist ein Thema, welches noch einer eingehenden Aufklärung harrt. Wenn z. B. die Wiener Tageszeitung »Die Presse« nachts um 2 Uhr einen Artikel zum Ukraine-Konflikt online stellt und Sekunden später eine ganze Salve von ellenlangen »Kommentaren« aufschlägt, mit vorhersagbarem Tenor, so geht das nicht mit rechten Dingen zu.
Oder vor ein paar Tagen ein Artikel in der »Welt« zu einem Randaspekt des Konflikts: 3 Kommentare, alle mit Schaum vor dem Mund und bei allen Kommentaren wurde über 600 mal auf »gefällt mir« geklickt, was sonst selbst bei Aufregerthemen nicht erreicht wird. Wobei die »Welt« in ihrer Berichterstattung ausgesprochen russlandkritisch ist und es daher schon erstaunt, die ganzen »Russland-Versteher« ausgerechnet dort anzutreffen.
Das der sympathische Herr mit der ständigen Kippe im Mundwinkel zur Symbolfigur des Chaos an der Absturzstelle avancierte, hat möglicherweise auch ein wenig damit zu tun, wie er gegenüber der internationalen Presse aufgetreten ist.
https://www.youtube.com/watch?list=PLw613M86o5o7DfgzuUCd_PVwbOCDO472B&feature=player_detailpage&v=lNXf_HncM20#t=225
@chickenhawk
Israel tut das ganz offiziell:
http://en.wikipedia.org/wiki/Public_diplomacy_(Israel)
Das alte Spiel. Nur wenn man sich aktuell beschwert hat, dass man einseitig informiert wird, wurde man sofort als „Putin-Troll“ beschimpft.
Dabei sollte die Frage, ob unsere Medien guten Journalismus praktizieren vollkommen unabhängig davon sein, was die „bösen“ Russen gerade machen oder nicht.
Wenn man hier von „gleichgeschaltete(n) Massenmedien“ redet, dann muss erstens klar sein, dass der Begriff unglücklich ist und eben nicht alles gleich im 3. Reich enden muss. Trotzdem gibt es bei vielem die Tendenz nur übereinstimmend zu berichten und Kritik z.T. gar nicht wahr zu nehmen. Die Berichterstattung der amerikanischen Massenmedien nach 9/11 und vor dem Irakkrieg ist ein schönes Bespiel. Da ist den Medien auch erst mit Verspätung aufgefallen, dass vieles gelogen war. Das Problem ist, dass es hinterher nur noch die Historiker interessiert. Noch Jahre später haben Umfragen in den USA eine substantielle Menge von Leuten gezeigt, die immer noch glaubten, dass Saddam was mit 9/11 zu tun hatte und doch die Massenvernichtungswaffen hatte.
Wenn man also besseren Journalismus fordert, dann darf die Antwort nie sein „geh halt nach Russland, Du Troll“. Im Gegenteil müssen wir besseren Journalismus fordern, schliesslich leben wir nicht in Russland.
Mich wundert es überhaupt nicht, dass seitens der Medien hinter nicht anti-russisschen Kommentaren bezahlte Benutzer vermutet werden. Es wäre doch tatsächlich eine Belastung sich mit der Idee auseinandersetzen zu müssen, dass es Menschen in Deutschland geben könnte, die nicht vorbehaltslos hinter der sogenannten Schutzmachten des Westens stehen. Es müsste gefragt werden, warum die deutsche Regierung dadurch, dass sie die NSA und US-Streitkräfte auf deutschen Boden bei der Organisation und Durchführung von Verbrechen gegen Menschen in In- und Ausland gewähren lässt, den Betroffenen die Rechte vorenthält die sie zu schützen verpflichtet ist. Letztendlich ist die pauschale Unterstellung, die Kommentierenden seien gekauft, nichts anderes als eine weitere Facette der manipulativen Berichterstattung, wie sie in diesem Blogeintrag von Wiegold gezeigt wird.
quod erat demonstrandum …
;-)
Hm, ich rede über die mediale Wahrnehmung im Westen, und schon soll das zu einem Thread über Troll-Kommentare zweckentfremdet werden. Auch nicht so lustig.
„In der Regel als Beleg dafür, wie skrupellos sich die Separatisten an dieser Absturzstelle aufführen.“
Wenn es die Regel war, dann wäre es interessant ein paar Links auf diese so zahlreichen Beispiele zu erhalten.
Mich würde interessieren, ob der Plüschaffe wirklich instrumentalisiert wurde. Ich sehe nicht fern, lese aber Zeitungen und dort wurde die Szene neutral untertitelt „Prorussischer Separatist hält Stofftier in die Höhe“. (FAZ) Auch bei SZ und Zeit wurde kein Spin drangehängt. Wer, wenn man mal von BILD absieht, hat daraus ein größeres Ding gemacht?
@monophtalmos
Ein Beispiel von etlichen:
@Monophthalmos
Schauen Sie sich doch einmal den Herrn Wellmann an, so ab Minute 26:10
http://daserste.ndr.de/annewill/Anne-Will,annewill4052.html
….Danke für diesen differenzierten Blick zu diesem komplexen Thema Herr Wiegold.
Ich lobe sie ja sonst selten ;-).
Es ist in der offiziellen Leitmedienlandschaft unerträglich einseitig.
Die unreflektierte Contra- Putin Stimmung hat schon totalitäre Züge.
Gruß
FvS
@chickenhawk
http://www.osw.waw.pl/sites/default/files/the_anatomy_of_russian_information_warfare.pdf
Der von ihnen geschilderte Fall geht wohl auf automatisierte Kommentarfunktionen zurück, deren likes dann künstlich erhöht wurden. Daneben gäbe es dann noch reale Nutzer, die gezielt kommentieren und dann gibt es noch die Leute, die tatsächlich ohne Hintergedanken die Meinung des Kreml vertreten. ;-)
@FvS
so sind wir nun mal….wir Deutschen….mia koennet hald nur schwarz oder weiss…
und loben faellt uns noch schwerer….
es ist halt einfacher gegen Usa wegen NSA, Russland wegen Ukraine, Israel wwgen Hamas, Frankreich wegen Mali, England wegen EU….
da muss sich selbst nicht comitten….aber man hat eine Meinung…
und jeder macht mit….sogar die Medien….aber trotz der falschen Beschuldigungen gegen den Partisanen, habe ich leider noch nicht den selbstsichernden Sicherheitskordon zur Aufklaerung der Absturzursache gesehen….
@T.W
Die erfolgreichste Propaganda Seite der russischen Medien ist leider die Internetseite http://www.inosmi.ru . Auf dieser Seite werden einfach nur Artikel aus dem Westen ins russische übersetzt. Ich empfehle Ihnen einen Blick darauf zu werfen.
Leider kann ich ihnen beipflichten das die TV Sender in der RF teilweise obszön berichten es ist aber nicht richtig dass alle Medien gleichgeschaltet sind. Das Problem liegt in der natur der sache, optische wahrnehmung ist schneller und einfacher als lesen. KEINER LIEST MEHR!!!
Keiner wird sich mehr für das Video interessieren, für die Masse wird dieser Man ein zynischer plynderer sein. Die Meinung ist bereits gebildet!
Danke dass Sie das Thema aufgreifen,
Auch angesichts der nicht unerwarteten Troll-Trittbrettfahrerschaft und deren Pauschalkritik gegen „die deutschen Mainstreammedien“, die Sie jetzt versuchen vor Ihren Karren zu spannen.
Ich kenn das Bild vor allem aus pro-ukrainischen Tweets, und da konnte man sich dann seinen Teil dazu denken. Auch weil die Berichterstatter diverser Journalisten vor Ort eben doch differenzierter war. (Und da auch eben auch über den Schock der anti-ukrainischen Kämpfer vor Ort berichtet wurde. Es wurde auch nie behauptet, die anti-ukrainischen Kämpfer hätten absichtlich ein Zivilflugzeug abgeschossen. Umgekehrt kann man dergleichen nicht von allen russischen Medien behaupten.)
Was manches Boulevard-Blatt draus gemacht hat war schlicht unter aller Kanone. Vorurteile + Gefühle = Sales.
Technischer Hintergrundbeitrag:
Wenn man über den World Press Photo Award 2013 (das Hansen-Foto) im Speziellen und zu “Fotobearbeitung im Journalismus” im Allgemeinen nachlesen will, ist Neal Krawetz, ein Foto-Forensiker, eine gute Quelle. Diese Story
http://www.hackerfactor.com/blog/index.php?/archives/550-Angry-Mob.html
geht hauptsächlich um das Hansen-Foto, ist aber eigentlich eine Erweiterung von diesem Artikel
http://www.hackerfactor.com/blog/index.php?/archives/549-Unbelievable.html
in dem er das Foto als Beispiel für Fotobearbeitung nimmt, ohne zu wissen, dass es vorher schon eine Kontroverse darum gegeben hat. Auch die Kommentare unter den Artikeln sind interessant; Krawetz liefert sich am Ende einen heftigen Schlagabtausch mit WPP und deren Experten:
http://www.hackerfactor.com/blog/index.php?/archives/552-Deep-Dive.html
Ich kritisiere die sogenannten deutschen
Qualitätsmedien und ihre einseitige Contra
– Russland Berichterstattung
in diesem Zusammenhang und spanne
dazu niemand vor irgendeinen Karren, schon gar
nicht Herrn Wiegold. Ich werde auch nicht
für pro- russische Kommentare bezahlt, sondern
versuche aus der Masse der (Des) Informationen
meine eigene Meinung frei zu bilden.
Nochmal…es ist ein Musterbeispiel wie
Journalismus funktionieren kann, aber nicht sollte.
Gruß
FvS
Geht es hier wirklich darum was manche Sensationsblättchen aus der Plüschbären-Angelegenheit machen? Kommt jetzt. Das sind wir doch tagtäglich bei fast jedem Aufreger-Thema von jedem einzelnen dieser unseriösen Zeitungen ala Super-Illu gewohnt. Was ist an der Yellow Press so außergewöhnlich und warum werden solche, seit es Zeitungen gibt, regelmäßig vorkommenden Verfälschungen hier überhaupt diskutiert? Intelligenten Menschen dienen diese höchstens als Unterlage für Haustierkäfige, das wars aber dann schon.
Wirklich wichtig ist m.E. die Frage ob der Westen im Moment Opfer eines gezielten Infowar-Angriffs aus der RF ist. Wenn ja und beispielsweise bezahlte Infokämpfer die Zeitungen auf kremlkritische Artikel durchforsten, dann als Antwortposting ihre prorussische Propagandablöcke und Phrasen zusammenstöpseln und danach Kremlbots hundertemale auf „like“ klicken lassen, dann ist das Manipulation der perfidesten Art.
Falls der Angriff also wirklich stattfindet fordere ich die Zeitungen auf daß sie ihre Kommentarfunktionen entweder
-akribisch moderieren,
-IPs genau auf ihren Herkunftsort überprüfen oder ganz
-sperren.
Aber offensichtlich sind die westlichen Zeitungen noch lange nicht dazu bereit. Sie haben noch nicht begriffen, daß ihre traditionelle Untätigkeit in dieser Angelegenheit falsch verstandene Toleranz ist und dem Feind in die Hände spielt. Sie werden damit Teil des Problems.
Schlechter Witz, Makaber oder so was
http://www.schweizmagazin.ch/nachrichten/ausland/20250-Obama-plant-Kriegsaufmarschgebiet-deutscher-Grenze.html
@Alarich
Die ganze Website ist in dem Stil – Ich denke da zuerst an Satire aber in den Kommentaren nehmen zu viele das Ganze ernst. Auch vermisse ich gewisse „Satire-Marker“ wie in der Onion oder im Duffelblog.
@ T. Wiegold
Vielen Dank. Ich hatte ja gefragt „außer der BILD“. Bei ihrem Beispiel handelt es sich nun um das Schweizer Pendant zu BILD, so daß ich nicht überzeugt bin, daß es sich „um die Regel“ der Berichterstattung handelt oder um „die Gefahr“, der sich „wir Journalisten“ aussetzen, sondern um ein Phänomen des Boulevards, das unabhängig von dem Ukrainekrieg existiert.
Für Beispiele außerhalb der Boulevardmedien wäre ich deshalb dankbar, denn ich bin nach wie vor der Ansicht, daß das, was Sie so generalisierend beschreiben, nur auf ein bestimmtes Segment der Print-Medien zutrifft. Falls diese Ansicht zutreffend sein sollte, frage ich mich jedoch, warum Sie den Vorwurf so allgemein formulieren, statt ihn auf den Boulevard zu beschränken.
„SPIEGEL schließt Russland-Forum nach drei Stunden“ auf Telepolis
Mit Umfragen kann man offenbar genauso viel Unsinn anrichten wie mit clips/Foto………
Bin ich zu abgebrüht? Ich habe in dieser Szene von anfang an auch ohne erklärenden Rahmen keinen Unmenschen gesehen sondern einen besseren Wachmann der in dieser Situation hilflos und überfordert ist. Solche Menschen gibt es viele und überall denn nicht jeder kann/darf/sollte ein studierter PR-Profi sein.
Auf EuroNews sollte es die Rubrik „ohne Worte“ geben (bekomme den Sender derzeit nicht rein), hier werden oft lange Szenen aus Krisenregionen ohne Kommentar und Schnitte gezeigt, selbst da wo sonst die Pietätsscherre zuschlägt. Wenn die Welt mal wieder zu Schwarz-Weiss ist sollte man sich die Zeit gönnen.
Für mich hat die deutsche Medienlandschaft eine gewisse Befangenheit, was die Russlandberichterstattung angeht. Das kann man vor allem erkennen, wenn man einen längeren Zeitraum betrachtet. Kann sich noch jemand an die olympischen Winterspiele in Sotchi 2014 erinnern? Putins Spiele. Hier wurde nahezu ausschließlich negativ und hämisch berichtet. Die Athleten, die sich jahrelang vorbereitet hatten, taten mir wirklich leid.
Und das war deutlich vor der Krim-Annexion.
@T.W.
Ich denke, der Titel ist doch eher unglücklich gewählt, denn info-war verbindet man eher mit Konfliktparteien, wobei das Bild mit dem stofftierhochhaltenden Seperatisten mehr für die unreflektierte Berichterstattung zugunsten der Auflage steht.
Deswegen ist es mMn. verständlich, dass man von ihrem ursprünglichen Diskussionsthema abweicht, um über russische Propaganda-Trolle, „kritische Beobachter unserer Schutznation“ usw. zu schreiben.
Trotzdem vielen Dank, für ihren sehr wichtigen Beitrag zu einen reiferen und umsichtigeren Umgang mit den Medien
Die Quote der Skrupellosen und Charakterlosen unter den Journalist(inn)en unterscheidet sich nach meiner Vermutung nicht signifikant von
– den Rechtsradikalen unter den Soldat(inn)en
– den Pädophilen unter den Geistlichen
– den Faulen unter den Lehrer(inn)en
– den Jammernden unter den Landwirt(inn)en
– den Rasern unter den BMW-Fahrer(inn)en
– den Steuerhinterziehern unter den Gutverdienenden und
– den Betrügern unter den Hartz-IV-Bezieher(inn)en.
Hinter all diesen Beispielen stecken allerdings real existierende Probleme, die die deutsche Öffentlichkeit nur zu gern pauschalisiert und damit verzerrt. Mit anderen Worten: Wenn die Straße nass ist, muss es nicht geregnet haben. Ich bin T.W. deshalb dankbar für diesen differenzierten und differenzierenden Beitrag. Wenn die deutschen Journalist(inn)en auch öffentlich mehr über die Qualität ihrer eigenen Arbeit diskutieren würden, wäre das ein echter Fortschritt.
@T.W…………..könnte ja einen frontline-club gründen:
http://www.frontlineclub.com/
…….und dann so einen workshop anzetteln:
http://www.frontlineclub.com/workshop-engaging-with-social-media-for-photographers/