Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
Es ist eine Schande, dass bestimmte Kreise innerhalb der deutschen Bundeswehr noch immer nicht verstanden haben, dass militärische Traditionen, die sich auf die Deutsche Wehrmacht im verbrecherischen Hitlerreich gründen, niemals als „vorbildlich“ gelten können und dürfen.
Leider gab es bekanntlich auch unter Wehrmachtsangehörigen Verbrecher und die Grauzone bis hin zur sogenannten Waffen-SS war bekanntlich diffus.
Es ist gut, dass zumindest Namensgeber aus dem Kasernenalltag getilgt wurden.
Mein Mann hat sich – seinerzeit aktiver Stabsoffizier -immer wieder vehement dafür eingesetzt, dass beispielsweise „Traditionsräume“ innerhalb von Offiziers-Casinos aufgelöst wurden.
Dabei hat ihn der frühere Bundestagsabgeordnete Karl-Heinz Hansen in vorbildlicher Weise unterstützt. Hansen wurde wegen seiner Haltung allerdings aus der SPD ausgeschlossen, nicht zuletzt auf Weisung des Alt-Militaristen Helmut Schmidt, seinerzeit Bundesverteidigungsminister.
„Der Schoß ist fruchtbar noch“ und aus diesem Schoß gelangen leider immer noch unverbesserliche Militaristen ans Licht der Welt.
Hoffentlich nimmt dieser deutsche Militarismus alsbald ein Ende…
Frau Walden,
Ihre pauschale Kategorisierung und Verurteilung der hier Diskutierenden hilft Ihnen und dem was Sie möglicherweise ausdrücken wollen, in keiner Weise weiter.
Haben Sie sich mal die Zeit genommen die ganzen Beiträge zu lesen, die in diesem Diskussionsstrang zu finden sind? Auch bei den etwas harscher formulierten finden sich differenzierte Aussagen, die weit weit entfernt sind von dem, was Sie hier vermuten bzw. dem Kreise der hier versammelten vorwerfen wollen. Die harschen und zynischen Beiträge sind vielfach ein Ergebnis der ständigen Undifferenziertheit, die viele im Umgang mit Traditionen erlebt haben.
Und wenn Ihnen das zu mühsam sein sollte, dann lesen Sie sich auf jeden Fall nochmal gezielt Beiträge durch bspw von @cynic2, @Klabautermann, @KeLaBe. Darauf könnten Sie dann Bezug nehmen und sich der Diskussion stellen. Damit könnten Sie mehr erreichen und auch deutlich mehr mitnehmen (gerade der Klabautermann hat aus seiner langen Diensterfahrung national wie international so manches wertvolles zu berichten), als wenn Sie es bei einer lediglich vorwurfsvollen „Hau drauf Abrechnung“ mit den hier angeblich versammelten Militaristen belassen würden.
Militaristen ist nun wirklich das letzte was Sie hier bei Herrn Wiegold finden. Dafür sorgt der Hausherr schon aus reinem Eigeninteresse.
@ Walden
Ich glaube, Sie haben die anderen Kommentare vor dem Verfassen Ihres Kommentars gar nicht erst gelesen, oder?
@ThoDan: Sie sollten sich mal eingehender mit der Geschichte befassen. Hindenburg hat _n_i_e_ Hitler vertraut. Es gab keine Alternative. Hitler war bei Lage der Dinge der einzige, der eine mehrheitsfähige Regierung beisammen bekam. Die NSDAP war mit 33 % die stärkste Partei, unterstützt von der DNVP (8 %, gemeinsam Harzburger Front). Hindenburg hatte sich schon gesträubt, Hitler, den „Böhmischen Gefreiten“, zum Reichskanzler zu ernennen, aber welche Wahl blieb ihm? Rechnerisch reichten die 33% + 8% zwar auch nicht, aber genau deshalb löste v. Hindenburg den Reichstag am 1.2.1933 auf und es gab am 8.3.1933 Neuwahlen. Das Zuvor und das Zunach können Sie bei http://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/tid-15056/paul-von-hindenburg-kalkulierte-ernennung-hitlers_aid_422205.html (Link ist aus 20009) oder gleich bei http://www.amazon.de/Hindenburg-Herrschaft-zwischen-Hohenzollern-Hitler/dp/3570550796/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1402044662&sr=1-1&keywords=pyta+hindenburg nachlesen.
@all: Ich gehe sogar soweit, „Treue um Treue“ zu verbieten, ist ein Schuß der nach hinten los geht, der sogar eher das befördert, was man vermeiden wollte, nämlich den ’haut goût’ den manche damit verbinden und/oder unterstellen wollen. Wenn man etwas verbietet, dann sollte dafür auch ein Anlaß gegeben sein. Allein diese „Unterstellung“ bzw. dieser „präventive Verdacht“ ist m.M.n. eine absolute Unverschähmtheit der Bw-Führung gegenüber den Fallschirmjäger- und LL-Truppen.
Wenn ich mich als Bub an die Zeit erinnere als mein Vater in die Bw eintrat (1956) und dann an meine Zeit an der HOS (1970/72 ) und danach, da liefen noch viele kriegsgediente Offiziere mit Ritterkreuz, Eisernem Kreuz, deutschem Kreuz, Ehrenblatt-Spangen, Medaille Winterschlacht im Osten 1941/1942, Nahkampfspangen, Verwundetenabzeichen, Infanterie-Sturmabzeichen und div. Kampfabzeichen wie Narvikschild, Cholmschild, Bandenkampfabzeichen, Krimschild, Demjanskschild, Kubanschild, Ärmelband „Afrika“, Ärmelband „Kreta“, Ärmelband „Metz 1944“, Ärmelband „Kurland“, div. Sturmabzeichen, Panzerkampfabzeichen, etc., etc. herum (vgl. Zdv 37/1 vvvvvv.dmb-lv-westfalen.de/z1.pdf Anlage 13/1 Nr 583 ff).
Natürlich wußten auch unsere Väter, welche Massaker z.B. in Rußland, der Ukraine, auf dem Balkan, in Griechenland und auf Kreta sowie in Italien geschehen sind und die Bundeswehr wußte dieses auch. Hier hat aber zunächst die „Innere Hygiene“ der Bw und als dann die Zeit bis ca. 1980 den ’haut goût’ genommen und es erforderte keine Aktionen nur „der Aktion willens“ der Inspekteure und/oder der Generalinspekteure.
Man könnte fast sagen, „der Bär tanzt nach der vorgegebenen Musik, „Bruno“ hat sich auf das neue Generalstabs-Niveau Anzugsordnung begeben, welche dringenst div. Änderungen bedarf“!?
Das tut niemand, hat niemand getan und hat auch niemand vor.
Das was sie machen nennt man Strohmann-Argumentation. Sie stellen einen Pappkameraden auf und werfen den mit Waffen-SS Argumenten um.
Leute wie sie, deren Allgemeinbildung sich auf das Beschränk was ihnen von Geburt an über das dritte Reich eingetrichtert wurden, sind das Problem.
Sobald man die Möglichkeit sieht, eine Beziehung zur Nazizeit herzustellen, hat man sein Totschlagargument und kann so einen Tätigkeitsnachweis erbringen, ohne sich mit dem Thema an sich beschäftigen zu müssen.
Es ist sehr mühsam mit Menschen wie Ihnen zu diskutieren. Kommunikation funktioniert nur wenn Sender und Empfänger beide bemüht sind. Bewusstes Falschverstehen und sich dann empört geben ist da… nicht hilfreich.
Dies wird von der mil. Führung hier wieder vortrefflich dargestellt.
„Innere Führung“, und wie nur darüber zu reden nicht reicht.
Nr. 156 (das geht ja noch …)
Vielleicht ist das Ganze ja nur ein taktischer Schachzug aller derer Unverbesserlichen, die mal kurz von Aktiv.Attraktiv.Anders ablenken wollen, weil sie dort nur sehr widerwillig mitmachen möchten.
Es ist bedauerlich, dass bestimmte Kreise innerhalb der deutschen Gesellschaft noch immer nicht verstanden haben, dass militärische Traditionen und soldatisches Selbstverständnis weder ihre Wurzeln im Militarismus haben, noch denselben befördern. Im Gegenteil wird ein auftragsorientiertes soldatisches Selbstverständnis eher einem übertriebenen Militarismus entgegenwirken als ihn zu befördern. Eine differenzierte Sichtweise auf die Tatsachen des konkreten Anlasses dieser Diskussion wäre hier sicherlich wünschenswerter als das Vorbringen der „Gegen-Militarismus-Standardargumentation“, die hier einfach nicht passen will, auch wenn es ihrer politischen Einstellung entspricht.
Das Selbstverständnis der Soldaten der DSK, die das Motto „Treue um Treue“ benutzen, scheint doch klar in Richtung ihrer Verbundenheit mit ihren Kameraden und Gefallenen zu gehen, weshalb jede Diskussion über die Qualitäten und Verbrechen der Wehrmacht hier schlicht vom Thema wegführt.
@ExKaleu
Schlingel!! ;))))
Noch sind wir bei der Debatte dort in Führung. Und irgendwie gehört die Debatte hier (also für die die hier den Diskurs suchen und fördern) auch mit dazu. Zwar hauptsächlich geführt von dem „Bestandspack“, aber mit klarer Wirkung auf möglichen Nachwuchs.
@Kortaffel
Wer hier Strohmann-Argumente aufstellt und umwirft sind mKn Sie, Frau Waldens Kritik an der Wehrmacht ist vorsichtig-zurückhaltend.
@Vtg-Amtmann
Danke, mkn soll es in Hindenburgs Umfeld Personen gegeben haben, die da „Realpolitischer“ dachten und „handelten“.
@all
Ich glaube niemand hier unterstellt den Fallschrirmjägern rechte Motive und fraglos hätte der Befehl nicht nur diskreter sondern vor allem auch pietätvoller gehandhabt werden müssen!
Thx NMWC ;) … heisst nicht zufällig Nave Mine Warfare Centre? Dann könnten wir uns kennen …
@Cynic2
Dann müssen sie die Welt machen, nicht nur ändern.
Es ist einfach eine Tatsache, das die NS Zeit nachwirkt und noch nachwirken wird.
In vielen Details und in den unterschiedlichsten Bereichen
@ThoDan
Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit bleibt halt doch ein selten erreichtes Ideal der Aufklärung. Nichtsdestotrotz kann man aber wohl erwarten, dass im Einzelfall geprüft wird, ob denn wirklich ein Bezug zur NS-Zeit besteht oder eben nicht.
Ich denke es ist in einigen Kommentaren schon durchgeklungen, aber ich greif es nocheinmal auf:
Der historische Kontext des Zitats ist eine Sache. Eine andere ist die Botschaft. Wieder eine andere die Ursache. Wer sich mal etwas mit den Ursachen der NS Herrschaft beschäftigt hat (99,99% hier würde ich sagen), der weiß auch, dass es nicht die Bösartigkeit und Skrupelosigkeit war, die die Menschen angezogen hat. Es war die geschickte Nutzung von Symbolen, alten Traditionen, Sehnsüchten und wirtschaftlichen Versprechen. Vor dem Hintergrund ist die Frage nach dem „Wieviel Pathos kann sich die deutsche Demokratie und deren Armee leisten“ absolut gerechtfertigt. Wir Deutschen haben eine zweite Chance bekommen und unsere Demokratie hat als so ziemlich die einzige der Industrienationen eine Diktatur hervorgebracht und wurde ein zweites mal begründet. Diese Erfahrungen zu ignorieren wäre extrem dumm. Das hat nur sehr begrenzt mit Schuldkomplexen zu tun. Viel eher mit dem Wissen wie unendlich leicht sich Menschen verführen lassen, die finstersten Dinge zu tun, solange die Fassade ehrenhaft ist und die Botschaften so schön unterm Brustbein kitzeln.
Ich bin mir absolut nicht sicher, ob derartige Gedanken den Inspekteur bewogen haben, aber das ist eigentlich auch egal. Die Reaktion auf dieses Verbot macht mich teils nachdenklich. Ich habe manchmal das Gefühl, dass die intensive Bearbeitung der NS Zeit in den Schulen und der Gesellschaft einen völlig kontraproduktiven Effekt hat. Statt die Zusammenhänge zu verinnerlichen und diesen entgegenzutreten wo man sie erkennt, scheint die Mehrheit das ganze als selbstverleugnende Kasteiung zu empfinden. So vergibt man Chancen, die Sache in Zukunft besser zu machen.
Die bessere Reaktion in dieser Sache hier wäre doch, den Sinngehalt des Spruches aufzuarbeiten, den Verantwortlichen die Beweggründe vorzustellen, zu erklären und vielleicht auch mal in andere Worte zu fassen. Das ist eine Arbeit die sich lohnt, denn sie wird das Ansehen der Truppe eher erhöhen.
@ drd | 06. Juni 2014 – 15:36
Wir geben die Hoffnung noch nicht auf. Bestimmt wird der InspH offen und auf den Punkt genau erläutern, was ihn bewegt hat. Kommandeurtagung oder Brief oder, oder… In einer Sprache, die man versteht. Dabei wird auch erläutert werden, warum man sich für dieses Verbot und dieses Vorgehen entschieden hat.
Bestimmt hat er (wie es sich gehört) im Vorfeld mit betroffenen Fallschirmjägern gesprochen und sich nicht nur im Kommando Heer und/oder (ausgewählten) Wissenschaftlern beraten lassen.
Wie wohl Beratung im Kommando Heer aussieht, offen, mutig oder nicht? Wer weiß das genauer? Früher (!) sagten, Referenten und Referatsleiter man im Fü H: Laufbahn wird im Heer gemacht, also…..
Sorry, OT
@ExKaleu
Die ersten drei sind richtig erkannt. Der letzte Buchstabe hat ne andere Bewandnis. War aber in dem anderen Center der drei maritimen vor einigen Jahren. Den Kameraden in Belgien kenne ich sehr gut. Sperries unter sich. Lassen Sie sich von T.W. mal meine Erreichbarkeit geben.
Back to topic
@drd
Schöner Beitrag!
@Cynic2
Ich habe die Fakten genannt, d.h. nicht sie wissen zu gefallen!
@AKamp:
Das ist ironisch oder sehr lange her, oder?
Wie sehr der Inspekteur mit der Basis redet und wie sehr ihm RefLtr im Kdo Heer widersprechen sehen sie oben in meinem letzten Beitrag beim zentralen Thema Nachwuchs.
Zudem: seit wann braucht eine Weisung noch weitere Erläuterungen?
@Yvonne Walden
Es ist eine viel größere Schande, dass die Bundeswehr dem Anspruch des NS, Träger der gesamten militärischen Tradition Deutschlands zu sein, zustimmt, wenn Sie lange vor 1933 entstandene Mottos wie „Treue um Treue“ in einer NS-Tradition sieht.
Durch die Verwendung des Mottos im Rahmen einer jedes NS-Kontextes unverdächtigen Gefallenenehrung hätte man wenigstens dieses Motto wieder in seine ursprüngliche Tradition stellen bzw. die Bundeswehr wieder an den intakten Kern der militärischen Tradition Deutschlands anknüpfen können. Leider war es der Bundeswehr offenbar wichtiger, nicht nur den Kameraden der Gefallenen einen symbolischen Schlag ins Gesicht zu verpassen, sondern auch in diesem Fall den Anspruch des NS zu bestätigen und fortzusetzen und sich damit zum Sachverwalter der Interessen des NS in der Gegenwart zu machen.
@K. Müller
Wurde der Satz im militärischen besser positiven Kontext in Deutschland vorher regulär benutzt?
@ AKamp
Sie haben Ihre ‚Ironie-Zeichen‘ vergessen? Oder habe ich das falsch verstanden, dann Gruss der Blauaeugigkeit!
@ Memoria | 06. Juni 2014 – 16:02
Sehr(!) lange her, nur nur vom Hören/Sagen.
Eine solche Weisung sollte schon erläutert werden, Einfach hinwerfen und machen lassen, das geht nicht. Möglicherweise will der betroffene Fallschirmjäger Hintergründe wissen, WARUM so und nicht anders gewiesen, WARUM gerade jetzt, WAS kommt als nächstes und WARUM. Möglicherwiese wissen Sie das und können helfen?
@ MikeMolto | 06. Juni 2014 – 16:14
Sorry ‘Ironie-Zeichen’ vergessen!! Gar nicht blauäugig.
Bei der Betrachuntung der drei Traditionssäulen der Bundeswehr frage ich mich, inwiefern denn bundeswehreigene Tradition wachsen soll, wenn man 70 Jahre später immernoch bemüht ist alles zu verbieten was einem nicht gefällt.
Es ist ja auch eine Schande, dass deutsche Soldaten nicht in gute Traditionen verfallen. Wenn dann sogar militärische Tugenden in die Reihen der Bundeswehr einsickern, was machen wir denn dann??
Wie fühlt man sich eigentlich als Deutscher am 06. Juni? Darf man da überhaupt an einer Militärparade teilnehmen?
So viele Fragen – aber meines Wissens ist das stellen von Fragen und die eigene Meinungsbildung bis hin zur freien Entscheidung auch (noch?) Teil der deutschen Offiziertradition
OT ??
@ drd
Es kommt sicherlich auf das Lebensalter an. Die Deutschen, welche zur Zeit beispielsweise 60 Jahre alt sind, hoeren seit fuenfzig Jahren staendig die deutschen, nationalsozialistischen Graeueltaten und die Aufforderunge zur Einkehr, Busse und Umkehr.
Bei den derzeit Dreissigjaehrigen dauert es vielleicht noch eine Weile bevor diese sagen werden: Ich weiss das alles, aber jetzt ist genug.
Es gibt da wohl emotional eine Art von Saettigung. Und: politisch inkorrekt:: Insbesondere wenn in der Vergangenheit die Untaten und die Taeter immer wieder an die Oeffentlichkeit geholt wurden wenn ein gewisser Staat wirtschaftliche und militaertechnische Unterstuetzung anforderte.
@AKamp:
Das ist dann wirklich sehr lange her.
Die Führung will gar nicht mehr wissen was unten passiert.
Im Kdo Heer ist Opportunismus Aufstiegsvoraussetzung (wie zuvor im Fü H). Broken army.
Eine gute Weisung umfasst stets auch das warum.
In einer funktionierenden Organisation sind dann ggf. die Vorgesetzten auskunftsfähig. Das Beispiel zeigt doch einfach wie man mit Rückgratlosigkeit die Truppe vor den Kopf stößt.
Wenn ein KpChef oder ein Kdr beim Kdo H anrufen würde und zusätzliche Informationen erbeten wurde hätte er nur Ärger.
Ein Trauerspiel.
Aber immer Reden halten zu InFü.
Naja… dass eine Weisung zurückgenommen wird, nur weil die Betroffenen sauer sind, ist nicht wirklich wahrscheinlicher, oder?
Aber über öffentliche Kanäle (und sei es der Bundeswehrverband) eine Debatte über das Thema Tradition im Generellen und diese Form der Ehrung Gefallener im Besonderen anzustoßen, das ganze im Lichte der Bemühungskampagne UvdLs um eine Verbesserung der Umstände in der Bundeswehr… da sehe ich deutlich eher eine Chance, dass sich etwas bewegen könnte. Nur eben nicht durch Meckern über NS Bezüge (auch wenn sie noch so unwichtig erscheinen) sondern nur durch Annäherung an die Bedeutung des Spruches, dessen Sinn im Kern und dessen Bezug zur heutigen Situation, in der deusche Soldaten im Auftrag der deutschen Demokratie ihr Leben lassen. Da darf auch gern auf den Anspruch „Treue der Demokratie für die die der Demokratie Treue bewiesen haben“ betont werden. Das hätte viel mehr Schlagkraft als jede Richtigstellung der historischen Verwendung!
Mit solchen Sachen ist es ja nun immer die gleiche Laier… wenn erstmal laut gemeckert und geschrien wird, wenn die Argumente unsachlich werden und eher in Führungsbashing umschlagen, dann ist ein Einlenken oder Umdenken garantiert nicht mehr möglich.
Von drd Zitat: Ich verstehe die Reaktionen vollkommen, möchte aber anmerken, dass die Bundeswehr und Deutschland seit Jahren versucht, einen angemessenen Umgang mit dem erneuten Aufkeimen “martialischer” Symbole, Riten und Verhaltensformen zu finden, die nuneinmal mit Kampfeinsätzen einhergehen. Das große Problem, was andere Staaten nicht in dieser Ausprägung haben, ist das Dritte Reich und die Überhöhung der mit Kampf und Kriegeridealen verbundenen Werte sowie deren Umdeutung/Missbrauch zu massivsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Wenn ich so etwas lese dann könnt ich kotzen bis das ende des Darms zum Hals raus kommt. Keine Frage was damals stattgefunden hat darf nicht vergessen werden. Aber, und jetzt bitte genau lesen, welche große Nation ist diesbezüglich ohne schwarze Flecken auf der Weste? Nur zur Erinnerung was geschah mit den Ureinwohner in Süd- und Nordamerika, was mit den Ureinwohner in Afrika, weitere Aufzählungen spar ich mir.
Als ob es keine richtigen Probleme gäbe.
Dazu fallen mir spontan zwei Sprüche ein:
1. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal die Fresse halten und
2. Einmal mit Profis arbeiten – nur fünf Minuten
nimms nicht persönlich drd, die die damit gemeint sind werden gleich bellen ;-)
[Erstmal bellt hier der Hausherr. So Sprüche wie …einfach mal die Fresse halten… fallen meist auf den zurück, der damit um die Ecke kommt. Für einen substantiellen Beitrag zur Diskussion halte ich das nicht. Und auch ich würde gerne einmal mit Profis arbeiten, gerne auch weniger als fünf Minuten, wenn dabei so was unterbleibt. Ganz davon abgesehen, dass das Argumentationsmuster ‚Ja, das war böse, aber die anderen ja auch‘ nicht besonders originell ist. Danke. T.W.]
@ Y.Walden
Haben Sie sich jemals wirklich mit der Materie beschäftigt oder kommt das alles über ihren Gatten?! Falls ja, dürften ihnen beiden mittlerweile etliche Jahre Truppenpraxis und -alltag fehlen, weswegen Ihre Wutrede reichlich deplaziert ist. Jeder hier (und jeder aktive Soldat) weiß, dass Wehrmacht und W-SS in keinster Weise traditionsfähig sind – und niemand hat das bezweifelt. Deshalb haben die Fallschirmjäger in o.a. Beispiel ja auch bewusst keinen NS-Spruch benutzt, sondern eben „Treue um Treue“ (siehe Kommentar von Herrn Clair, der es schließlich wissen muss); einen Slogan, der, ebenso wie das Eiserne Kreuz übrigens, weit weit älter ist, als 12 Jahre NS.
Befassen Sie sich also bitte erst einmal mit den Fakten, bevor Sie „die zweifelhaften Traditionen“ der braunen Offz-Kasinos hier in dieses Thema einbauen… Kommentare a lá „Mein Mann sein Kollege kennt einen, der hat mal gesehen […] hat er mir erzählt!“ helfen niemandem weiter; nichts für ungut.
By the way: Spätestens „Alt-Militarist Helmut Schmidt“ hat Sie vollends disqualifiziert.
@PIO
Ja ja, und das trotz T.W.s Prolog zum Thema Sachlichkeit.
Manchmal bin ich einfach nur hier, um mich zu amüsieren – sorry.
@ThoDan
Wie hier jemand anderes erwähnte, geht das seinem Sinn nach ohnehin eher allgemeinmilitärische Motto „Treue um Treue“ in dieser Form auf die Zeit der Befreiungskriege zurück, welche die Grundlage der Herausbildung Deutschlands als souveränem, demokratischem Nationalstaat und somit auch der Bundesrepublik bilden. Die Preußische Heeresreform, die in die gleiche Zeit fällt, wird deshalb ja auch offiziell als Teil der Tradition der Bundeswehr betrachtet, obwohl der NS ebenfalls versuchte diese Tradition (so wie fast jede andere militärische Tradition) für sich zu beanspruchen.
Die Bundeswehr legt hier also die Axt an die Wurzeln ihrer eigenen, ohnehin sehr sparsam und z.T. unvollständig ausgewählten Tradition, und handelt dabei noch unhistorisch bzw. läßt in ihrer Argumentation jegliche historische Bildung vermissen.
@Memoria
Kurzes Zitat des GI, was das „Paralleluniversum“ verdeutlicht:
Als diesem im Rahmen eines LVU in BadReichenhall neulich das „Dynamische Verfügbarkeitsmanagement Großgerät“ vorgestellt wurde, entgegnete dieser ungläubig:
„Das läuft aber nicht wirklich so, oder?“
@ Yvonne Walden
Militarismus ist die Uebernahme militaerischer Verhaltensweisen und Werte in die zivile Gesellschaft.
Dieses ist bei der Neugruendung der Bw 1956 durch die konsequente Umsetzung der Idee des Staatsbuerger in Uniform ins Gegenteil verkehrt worden, zivile Maximen und Ideen bestimmen seit ueber 50 Jahren den Alltag und d]en Dienst in der Truppe. Dort wo es in den Streitkraeften seltene Ausfaelle gab hat Presse, Vorgesetzte und Parlament meistens sachlich reagiert.
Dass es dennoch Tugenden und Verhaltensweisen gibt, die allen Soldaten seit den Thermopylen ueber die Befreiungskriege bis Afghanistan eigen sein muessen, und deshalb auch in der Wehrmacht des III. Reiches praesent waren macht sie nicht ueberfluessig und deshalb ist es keine Schande Treue, Tapferkeit, Kameradschaft und fuer einander Einstehen heute zu positiven Werten zu zaehlen.
Ironie: Wenn die heutige deutsche zivile Gesellschaft diese Werte ebenfalls praktizieren wuerde waere das immer noch kein Militarismus aber der Gesellschaft wuerde es vielleicht insgesamt besser gehen.
@Interessierter:
Nein! Wenn man denkt es geht nicht schlimmer.
Das merkt er jetzt?
Ist noch nicht zu ihm vorgedrungen?
Und ich hab mich immer gefragt, ob er das einfach verdrängt.
Breite vor Tiefe + vermehrte Ausbildung in der Truppe + dyn. Verfügbarkeitsmanagement = ???
Da muss man schon im Jahr 2014 nach Reichenhall fahren.
Sagenhaft.
Es gibt nun 2 Optionen m.E.:
1. Die ganze Empörung nimmt in den nächsten Tagen ab und der Rest wird unter den Teppich gekehrt.
2. Das Thema wird soviel Publikumswirksamkeit erzeugen, dass es zu einer ernsthaften Traditionsdebatte kommt, intern wie extern.
Ich bin für zweiteres! Wie läufts das mit Online Peititonen im Bundestag? Hatte damals auch mit dem Ehrenkreuz für Tapferkeit geklappt. Kennt sich jemand damit aus? Bin da relativ unerfahren, aber sofort gewillt meinen Wilhelm drunter zu setzen. Schlagkräftige Argumente sind hier zur genüge vorhanden und man kann sicher auch in einer Art „Kraut“ das hier gemeinsam formulieren.
Bei allem wissenschaftlichen Auseinandersetzungen, kann es sein, dass die Kameraden im Einsatz bei „Treue um Treue“ Treue zu unserem Land, das neue, moderne Deutschland meinten, Treue zu auch neuen Werten, gemeinsam mit den Verbündeten, treu und tapfer? Und damit wieder bei den Befreiungskriegen ankommen sind? Und am am heutigen historischen Tag?! Und: Gemacht! Nicht geredet!
Ich glaube, unsere jungen Fallschirmjäger sind besser als viele denken, es sind natürlich auch Staatsbürger, die sich in unserem Land wohlfühlen und einfach stolz auf unser demokratisches Deutschland sind und das Beste etwas geben wollen und gegeben haben!
Kann es sein, dass diese jungen Kameraden besonders die aus dem Einsatz, das alles nicht verstehen? Gekämpft für unser Land, für uns alle, auch die Kritiker. Was sagen wir denen, wenn sie enttäuscht sind und fragen, warum stellt ihr uns immer in diese Ecke, und sagen: wir sind jung, aufgewachsen in einem neuen Deutschland, ordentlich erzogen in der Famile, in der Schule gebildet, ggf Hochschule und/oder Uni in der Lehre ausgebildet und nun gemeinsam mit Stolz Soldat, ja, mit Stolz Fallschirmjäger – ABER wir sind nicht so schon gar nicht wie @ Y.Walden schreibt.
@drd
Ich bin der Ansicht, dass der Wahlspruch „Treue um Treue“, wie er derzeit Verwendung findet, und sehr wahrscheinlich auch weiter Verwendung finden wird, weder einen Traditionsbezug, egal wohin, herstellen sollte, noch einen ideologischen Ausdruck beinhalten soll.
Natürlich mag ich mich irren, aber ich halte es für eher zutreffend, dass sich „Treue um Treue“ schlicht auf den Zusammenhalt innerhalb des Kameradenkreises und der Kampfgemeinschaft bezieht. Es soll nicht um eine Verbundenheit mit Wehrmachtsverbänden gehen, allerdings suche ich auch einen Bezug zur demokratisch legitimierten Regierung hier vergeblich. Diese Ebenen soll der Wahlspruch gar nicht berühren. Es handelt sich, meiner Interpretation nach, um das professionelle Selbstverständnis von Soldaten, die sich gegenseitig ihrer Kameradschaft und Unterstützung versichern.
Bei den US-Streitkräften finden sich im Warrior Creed die Worte: „I will never leave a fallen comrade behind“ und im Ranger Creed: „Never shall I fail my comrades.“ Die postheroischen deutschen Streitkräfte haben solche expliziten Beschreibungen offiziell nicht nötig, da mit dem §12 Soldatengesetz ja alles gesagt ist. Aber „§12 um §12“ klingt für den Infanteristen im Feld einfach nicht griffig und in einer tatsächlichen Gefechts- oder Gefahrensituation sind Symbole und klare Aussprüche etwas, was dem Soldaten anschaulicher ist als die FDGO. Wäre dies anders, hätte auch die Bundeswehr nicht nachträglich Jahre nach ihrer Aufstellung Truppenfahnen, interne Verbandsabzeichen und Wahlsprüche auf allen Ebenen bis zur Kp eingeführt.
Hier liegt nun allerdings eine Schwierigkeit im Verfahren: wenn denn nun gar kein Bezug zur Wehrmacht oder zur FDGO beabsichtigt ist, sondern die Aussage bewusst unpolitisch gehalten werden soll, wie kann bewiesen werden, dass sie tatsächlich unpolitisch gemeint ist?
Weiteres schönes Beispiel von „vorrauseilendem Gehorsam“:
Die Patches der Marsch-AG der Helmut-Schmidt Universität in Hamburg tragen oben den Schriftzug „Universität der Bundeswehr H“
Wieso H und nicht HH? Weil „HH“ ja auf einen bösen, nationalsozialistischen Gruß hinweisen könnte.
Besagte Anordnung führt jedoch immer wieder zu verwunderten Nachfragen bei Außenstehenden, ob es denn nun neben Hamburg und München auch eine Uni in Hannover gäbe….
Realsatire vom Feinsten.
Man sehe zum Beitrag von Frau „@Yvonne Walden 06. Juni 2014 – 14:03“ und zu Herrn Ex MdB Hansen mal bei http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-56479799.html in den Kommentaren sowie in http://www.zeit.de/1997/28/Angriff_-_die_beste_Verteidigung_/seite-3 (vom 04.07.1997).
Nicht nur, daß es irgendeinem Stabsoffizier „Herrn Walden“ nicht ansteht – noch dazu mit Unterstützung eines politisch eindeutig zuordnungsbaren ex-MdB – sich zum „Casino-Entnazifizierer“ zu erheben, sondern es steht erst recht nicht dessen Ehefrau an – mit Blick auf derartige Agitationen – auf öffentlichen Medienplattformen wie hier, Herr Altkanzler und ex-IBUK Helmut Schmidt als Altmilitaristen zu bezeichnen und Bundeswehroffiziere (Casino!) in eine „braune Militaristen-Ecke“ zu stellen sowie absolut unbelegt und damit völlig unsachlich von einem aktuellen „deutschen Militarismus“ zu schimpfen.
Wenn Frau Walden das auf irgendeiner einer „dunkelroten Postille“ täte, würde es hier in AG weder die politische Neutralität, noch das Niveau tangieren. Hier in der Community sind aber auch viele aktive und ehemalige Bw-Angehörige samt Expertise und denen stößt eben solch ein „Klischeedenken“ samt „Rund-um-Schlag-Argumentation“ leicht säuerlich auf!
Sorry, wohl aus Versehen die falsche Plattform gewählt, Frau Walden?
P.S. Ein Blick ins Beamtenrecht dürfte übrigens auch nicht schaden.
@Cynic2
„Hier liegt nun allerdings eine Schwierigkeit im Verfahren: wenn denn nun gar kein Bezug zur Wehrmacht oder zur FDGO beabsichtigt ist, sondern die Aussage bewusst unpolitisch gehalten werden soll, wie kann bewiesen werden, dass sie tatsächlich unpolitisch gemeint ist?“
Exakt… ich gehe auch davon aus, dass dieser Spruch mal so gar nicht politisch gedacht war und ist. Nur ist es jetzt ein Politikum geworden oder wird es schnell werden, falls die Aufregung bleibt. Damit führt dann auch kein Weg mehr an der politischen Einordnung vorbei. Denn mit einem „das meinen wir nur so unter uns…“ wird sich in Presse und Bundestag kein Hof machen lassen.
@PIO
Genau diese Reaktion meinte ich mit dem „Nach hinten losgehen“ der Bearbeitung dieser Zeit. Reflexe statt Verständnis, Relativieren statt Vorwärtsdenken… und dass andere nicht aus den eigenen Fehlern lernen wollen, war für deutsche Innovationen noch nie ein Hinderungsgrund.
@blücher
… und dazu noch dusselig umgesetzt… „Uni Bw Hamburg“ hätte gepasst und wäre ne Ecke verständlicher als H oder HH!
Mh, ich bin ziemlich froh das ich nicht in der Position bin, diesen Befehl in der Truppe durchsetzen zu müssen. Auf die Reaktionen bin ich jedenfalls mal gespannt. Meiner Meinung nach ein unnötiger Anfall von vorauseilendem Gehorsam (ganz ehrlich: egal wie man sich anstrengt jeglichen Bezug auf 33-45 aus der Truppe zu entfernen: Es wird immer ein Klientel geben dem das nicht reicht), der – ohne irgendeinen Mehrwehrt zu generieren – die Truppe weiter gegen die Führung aufbringt.
OT: Ich bin jetzt schon seit ein paar Jahren regelmäßig auf AG unterwegs. Bei jedem derartigen Thema habe ich den Eindruck, dass vor allem junge Soldaten extrem gegen die obere Führung eingestellt sind. Ich frage mich, ob solch besorgniserregende Tendenzen weiter oben überhaupt wahrgenommen werden und wie man sie dort bewertet…
[quote]
MikeMolto | 06. Juni 2014 – 16:26
OT ??
@ drd
Es kommt sicherlich auf das Lebensalter an. Die Deutschen, welche zur Zeit beispielsweise 60 Jahre alt sind, hoeren seit fuenfzig Jahren staendig die deutschen, nationalsozialistischen Graeueltaten und die Aufforderunge zur Einkehr, Busse und Umkehr.
Bei den derzeit Dreissigjaehrigen dauert es vielleicht noch eine Weile bevor diese sagen werden: Ich weiss das alles, aber jetzt ist genug.
Es gibt da wohl emotional eine Art von Saettigung. Und: politisch inkorrekt:: Insbesondere wenn in der Vergangenheit die Untaten und die Taeter immer wieder an die Oeffentlichkeit geholt wurden wenn ein gewisser Staat wirtschaftliche und militaertechnische Unterstuetzung anforderte.[/quote]
Ich bin nun wesentlich Jünger als 30, doch auch ich bin mittlerweile an den Punkt der Sättigung angekommen. In der Schule wird keine Gelegenheit ausgelassen auf die besagten 12 Jahre hinzuweisen. Wenn Schüleraustausche stattfinden, dann dreht sich immer alles um die Nazi-Zeit. Raten sie mal welches Thema meine Geschichtsabiturprüfung hatte, welche ich kürzlich schrieb? Darüberhinaus war ich ca. 2 Jahre lang Abonennt des Spiegels. Sowas prägt. Wenn im Fernsehen eine Doku über WK2 und NS-Zeit läuft, dann schalte ich sofort weg. Heute wollte ich Nachrichten gucken und schalte wie immer als erstes Euronews ein. Was lief? Live-Übertragung der Feierlichkeiten zum D-Day. Dann weiter zu Al Jazeera. Was lief? Live-Übertragung der Feierlichkeiten zum D-Day. Dann weiter zu CNN. Was lief? Live-Übertragung der Feierlichkeiten zum D-Day. Dann weiter zu BBC. Was lief? Live-Übertragung der Feierlichkeiten zum D-Day. Erstaunlich fand ich, dass dann auf ZDF-Info, also kurioserweise dem einzigen deutschen Sender, tatsächlich was bedeutendes kam, nämlich etwas über die Gespräche von Merkel und Putin am Rande der Feierlichkeiten zum D-Day.
Dieses ganze Thema ist so überrepräsentiert in unserer Öffenlichkeit, dass es mir mittlerweile einfach zum Hals raushängt und ich mich viel lieber mit anderen geschichtlichen Themen widme. Einige werden das jetzt respektlos gegenüber dem Opfern nennen, ich kann ja aber auch nichts dafür, dass ich das empfinde.
[quote]
Vtg-Amtmann | 06. Juni 2014 – 14:39
@ThoDan: Sie sollten sich mal eingehender mit der Geschichte befassen. Hindenburg hat _n_i_e_ Hitler vertraut. Es gab keine Alternative. Hitler war bei Lage der Dinge der einzige, der eine mehrheitsfähige Regierung beisammen bekam. Die NSDAP war mit 33 % die stärkste Partei, unterstützt von der DNVP (8 %, gemeinsam Harzburger Front). Hindenburg hatte sich schon gesträubt, Hitler, den “Böhmischen Gefreiten”, zum Reichskanzler zu ernennen, aber welche Wahl blieb ihm? Rechnerisch reichten die 33% + 8% zwar auch nicht, aber genau deshalb löste v. Hindenburg den Reichstag am 1.2.1933 auf und es gab am 8.3.1933 Neuwahlen.[/quote]
Ihre Schilderungen über die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler sind wohl richtig, sie vergessen aber, dass es Hindenburg war, der die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz des deutschen Volkes“ und die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“ (Reichststagsbrandverordnung) erlassen hat und somit Hitlers Aufstieg stark gefördert hat. Eine Alternativlosigkeit kann ich hier nicht erkennen. Hindenburg war sicherlich nicht der größte Freund Hitlers, er war aber auf jedenfall ein Befürworter eines rechtsautoritären Staates (ähnlich wie später in Österreich?), woher wohl auch seine Kooperation mit Hitler rührt. Weiterhin hat Hindenburg maßgeblich zu der Verbreitung der Dolchstoßlegende beigetragen und damit den Hass auf die Republik geschürt. Von Hindenburg als Unschuldigen darzustellen halte ich für falsch.
Trotz allem bin ich gegen die Umbennenung von z.B. dem Hindenburgufer in Kiel, da diese Namen die Geschichte eines Landes wiederspiegeln und nicht zwangsweise als Ehrerweisung angesehen werden müssen. Es gibt im Osten ja auch auch noch zig Straßen, welche nach Karl Liebknecht, Rosa Luxemburg und Ernst Thälmann benannt sind, darüber regt komischerweise (fast) keiner auf. In meiner Heimatstadt in der Nähe von Stralsund gibt es noch eine Karl-Liebknecht-Schule, so what?
@TW
Tut mir Leid dass ich als Neuling gleich soviel OT schreibe
Ich denke aus diesem Grund gibt es auch diese „Flucht in den Anglizismus“.
Das Problem ist, daß in den hunderten von Jahren, in denen deutschsprachiges Militär vorkommt, praktisch jeder Begriff schon einmal gefallen ist.
Noch dazu wenn man in der selben Sprache und in dem selben (wenn auch modifizierten) Wertekanon soldatischer Werte operiert, ist es einfach unvermeidlich, daß die selben Begriffe, selbst unbewußt, auftauchen.
Das Problem ist, daß die Bundeswehrführung eine Euphemismus-Tretmühle aufgebaut hat, die den Größenvergleich zum Riesenrad am Prater nicht zu scheuen braucht….
@ JCR | 06. Juni 2014 – 18:06
Genau, desahlb reden wir auch von leadership, team, controlling u.v.m.
Wenn man alles was schon mal mißbraucht wurde, daran messen würde – Zitat:, „dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.“ dann hätten wir zu tun, Symbole, Uniformteile, Wappen von Verbänden und Einheiten…aber auch in der Gesellschaft, Begriffe, Symbole…
Ist das nun das neue Kriterium der Bewertung: „Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.“ Ich wiederhole „aufgefasst wird“.
Wenn wir davon ausgehen, was so alles aufgefasst werden könnte (!!!!), ich mag gar nicht daran denken.
@Einbein (auch wenns OT ist ;)
Diese Reaktion ist bei der Herangehensweise der allermeisten Geschichtsstunden, Reportagen, Dokumentationen etc. auch nur verständlich. Leider wird viel zu selten auf den Prozess eingegangen und herausgearbeitet, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Statt dessen ist fast immer „Unfassbar wie das passieren konnte“ der Tenor (ist ja auch soviel leichter… es tut z.B. nunmal richtig weh zu erkennen, dass das Mobben dicken kleinen Jungen aus der ersten Reihe urmenschliches Fehlverhalten ist und dieses Grundprinzip hervorragend gesellschaftlich ausgenutzt werden kann… noch mehr wenn man sich bewußt wird, dass es nicht einfach ist, sich dem Bann dieser Gruppendynamik zu entziehen und dass es vielleicht sogar Spaß macht mitzumachen), und dann wird sich in den Details, den Zahlen, den Schicksalen und Anekdoten verrannt. Das ist kuschelig und etwas masochistisch aber eben auch verweigertes Eingeständnis der Wahrheit. Mein Großonkel hat mir vor zwei Jahrzehnten mal gesagt: „Wir waren so dumm… pass bloß auf und mach so einen Mist nie mit!“ und der war strammer Sozialdemokrat. Das hat mir mehr über diese Zeit gesagt als jede Geschichtsstunde.
Als ehemaliger HFlaOffz bin ich nur noch angewidert von den Entscheidungen der B3-aufwärts-Ebene. In Anlehnung an einen aktuellen Bestseller möchte ich rufen: „Ich will meine Bundeswehr zurück!“ Merken die Verantwortlichen nicht, wie sehr sie mit solchen Entscheidungen (z. B. der Tilgung des Namens Mölders) auch ihre Vorgänger und die Gründungsväter der Bundeswehr mit Dreck bewerfen? Ist bald auch kein Günther Rall oder Johannes Steinhoff mehr traditionswürdig? Wann wird die heutige Generalität die letzte vage, vermeintliche oder tatsächliche Verbindung zu früheren Waffenträgern getilgt haben? Wenn die „Luftwaffe“ in „UvdL-Friedensfluggesellschaft“ umbenannt ist? Na, jedenfalls kann die Bundeswehr im heutigen Zustand einen Kampf heldenhaft führen: Den Kampf gegen rechts.
Unglaublich viele und beachtenswerte Kommentare. Allein dieser Faden sollte doch einige Damen und Herren in high places zum Nachdenken bringen.
Generationen von BW-Faldschirmjägern unter Generalverdacht zu stellen ist imho nicht gerade moderne Menschenführung.
@Einbein hat es nach meiner Auffassung sehr gut auf den Punkt gebracht.
Will sagen: die BW hat mittlerweile eine eigene Tradition, die BW kann sich aber von der deutschen Wertesemantik nicht verabschieden, auch nicht per order de muffti ! Dies ist ein kulturelles Problem. Wie können sich denn Soldaten aus ihrer eigenen Tradition lösen? In 42 Dienstjahren habe ich mich niemals nur eine Sekunde in der Tradition der braunen Pest gefühlt. Andererseits habe ich mich 42 Dientjahre lang als deutscher RPT deutscher Offizier verstanden…auf der Basis des Grundgesetzes. Seit Gründung der BW haben hunderttausende deutsche Staatsbürger geschworen treu zu dienen, und zwar dem Recht und der Freiheit des deutschen Volkes.
„Treue für Treue“ im gesamten dienstlichen Umfeld zu verbieten ist für mich persönlich mehr als nur ein Schlag ins Gesicht.
@ Klabautermann
Das, was Sie schreiben, ist unzweifelbar richtig und trifft wohl auch für 99 Prozent der Soldaten der Bw zu. Ausnahmen bestätigen die Regel.
Das Problem ist nur: Wie man sich selbst sieht und sich fühlt, das ist nur die eine Seite der Medaille. Wie man von außen – fair oder unfair – gesehen wird, ist die andere. Als Institution des Staates und Inhaber staatlicher Gewaltmittel müssen wir aber über jeden Zweifel erhaben sein und dürfen uns nicht ohne Not irgendwelchen Missverständnissen aussetzen. Auch in dieser Hinsicht ist der Soldatenberuf eben nicht ein Beruf wie jeder andere. Und ich finde: Wenn man das akzeptiert und sich an der einen oder anderen Stelle (meinetwegen zähneknirschend und sachlich ungerechtfertigt) etwas Zurückhaltung in der Verwendung von Begriffen auferlegt, ist das noch lange kein Verbiegen oder Abducken, und es würde die Einsatzfähigkeit auch nicht beeinträchtigen. Meines Erachtens sollten wir in diesen Dingen den Ball also flach halten.
@KeLaBe
Sorry, da bin ich nicht mit Ihnen. Das Primat der Politik ist nicht absolut.
Politische Korrektheit kann auch kontraproduzent sein: der Wunsch über „jeden Zweifel erhaben zu sein“ ist schlicht und einfach bullshit ! Der Ersatz von „treu dienen“ durch work-life-balance wird nicht funktionieren.
Warum und wofür sollte man Werner Mölders ehren, bzw ihn im Gedenken halten?
@ klabautermann
Entschuldigung, aber es geht doch hier nicht um den Primat der Politik. Es geht um unser Standing als Soldaten in der Gesellschaft. Ob wir es wollen oder nicht, und ob es gerecht ist oder nicht: Wir werden nun mal sehr aufmerksam betrachtet und stehen sehr viel schneller „unter Verdacht“ als die meisten anderen.
Zum konkreten Fall hier („Treue um Treue“): Lieschen Müller auf der Straße kennt wie die meisten Bürger wohl kaum die militärhistorische Herkunft dieses Spruches. Es ist ihr auch egal. Aber das Risiko, dass sie den Begriff mit irgendwelchen Parolen der Neonazis oder anderer Ewiggestriger verwechselt, ist nicht gerade gering. Fragen Sie doch mal die zivilen Leute in Ihrem Bekanntenkreis. Mit „Treue“ kann auch in der heutigen Zeit jeder etwas anfangen; es ist positiv besetzt. Bei „Treue um Treue“ sieht es vermutlich eher anders aus.
Also, natürlich kann das jeder sehen, wie er will. Ich persönlich jedenfalls möchte ungern gemeinsam mit der Bundeswehr in eine bestimmte Ecke gestellt werden, und wenn es auch noch so wenig sachgerecht ist.
Und noch etwas: Wer glaubt, die Soldaten der Bundeswehr könnten durch einen „konsequenten“ Umgang mit der Vergangenheit und Gegenwart die allgemeine Einstellung in der Gesellschaft reformieren (Motto: Man wird es doch noch sagen dürfen …), der irrt. Der Verlierer sind absehbar wir in einem solchen Ansatz. Der Anstoß zu mehr Selbstbewusstsein Deutschlands nach innen wie außen muss nach meiner Auffassung eher von der Politik kommen.