Probleme mit der Tradition: Bundeswehr verbietet ‚Treue um Treue‘
Mit (militärischen) Traditionen tut sich die Bundeswehr immer dann besonders schwer, wenn sie auf die Wehrmacht oder das 3. Reich zurückgeführt werden können oder nur könnten – und das führt bisweilen zu sehr emotionalen Diskussionen. So war es zum Beispiel, als dem damaligen Jagdgeschwader 74 sein Traditionsname Mölders aberkannt wurde. Jetzt hat das Deutsche Heer einen Traditionsspruch verboten, und auch das dürfte wieder für heftige Debatten sorgen: Treue um Treue, ein Wahlspruch, der insbesondere bei den Fallschirmjäger der Bundeswehr in Gebrauch ist (inzwischen: war) und auch im Zusammenhang mit dem Afghanistan-Einsatz immer wieder auftauchte. Wie auf dem obigen Bild des Wracks eines geschützten Transportfahrzeuges Dingo – das Fahrzeug war während des Gefechts am Karfreitag 2010 im Dorf Isa Khel bei Kundus, bei dem drei deutsche Soldaten ums Leben kamen, gesprengt worden. Monate später stellten Fallschirmjäger die Reste des Dingos sicher und erinnerten mit Treue um Treue an ihre gefallenen Kameraden.
Ein Erlaß mit Datum 6. Mai 2014, in Kraft gesetzt am 20. Mai, schreibt das Verbot dieses Spruches für das Heer fest. Die Weisung, die Augen geradeaus! vorliegt:
Im Verantwortungsbereich der DSK [Division Schnelle Kräfte, T.W.] wird der Wahlspruch „Treue um Treue“ zur Ehrung für die gefallenen Bundeswehrsoldaten vom „Karfreitagsgefecht“ des 02. April 2010 innerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr genutzt. Darüber hinaus findet der Wahlspruch u.a. in Dienstgebäuden oder auch auf diversen Trinkbechern in Form einer Gravur Verwendung.
In Anlehnung an die Weisung FüSK II 4 [Abteilung Führung Streitkräfte im Verteidigungsministerium, T.W.] und als Ergebnis der durch den InspH [Inspekteur des Heeres, T.W.] beauftragten Untersuchung des Wahlspruches durch bundeswehreigene und externe Institutionen wird festgestellt, dass der Ausdruck nicht geeignet ist, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen und in diesem Zusammenhang Treuepflicht zu symbolisieren.
In heutiger Wahrnehmung und in der Geschichte deutscher Streitkräfte ist der Wahlspruch im Wesentlichen durch die Verwendung als Motto der Fallschirmjägertruppe der Wehrmacht geprägt worden und mit dieser verbunden.
Es ist davon auszugehen, dass seine Verwendung in der Bundeswehr und insbesondere bei den Fallschirmjägern in der öffentlichen Wahrnehmung auch als Bekenntnis zu einer Traditionslinie Wehrmacht – Bundeswehr aufgefasst wird.
Mit Entscheidung InspH vom 06. Mai 2014 wird die Nutzung des Wahlspruches „Treue um Treue für das Deutsche Heer im dienstlichen Umfeld in jeglicher Form verboten.
Heeresinspekteur Bruno Kasdorf hatte da allerdings wenig Spielraum. Die in seinem Erlass genannte Weisung aus dem Ministerium, datiert vom 26. Februar 2013, verbietet ausdrücklich diesen Spruch für die Gedenktafeln für gefallene Bundeswehrsoldaten:
Im Einsatzgebiet AFG enthalten zwei Gedenktafeln für Gefallene der Bundeswehr die Inschrift „Treue um Treue“. (…)
Hierzu ist festzustellen: Die Inschriften sind nicht geeignet, Traditionen der Bundeswehr zu pflegen oder die den Soldaten der Bundeswehr abverlangte Tapferkeit und Treuepflicht zu symbolisieren. Vielmehr ist absehbar, dass die Inschriften zu Missverständnissen führen können, die einem würdigen Gedenken an die Gefallenen der Bundeswehr in der Öffentlichkeit abträglich sind. Der Wahlspruch „Treue um Treue“ ist daher auf Gedenktafeln für die Gefallenen der Bundeswehr nicht zu verwenden.
Allerdings ist mein Eindruck, dass die Fallschirmjäger, die mit diesem Spruch in Afghanistan (und in der Heimat) ihrer gefallenen Kameraden gedachten, dabei nicht unbedingt die Wehrmacht vor Augen hatten. Das Zitat findet sich unter anderem beim früheren Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, aber es steht auch auf als Motto auf der Webseite der Schützenkompanie Wilten in Österreich, beim früheren Bundeswehr-Fallschirmjägerbataillon 273, als Überschrift im Spiegel – aber auch, laut Wikipedia, auf einem Denkmal für die Waffen-SS.
Über den Heeres-Erlass hatte am (heutigen) Donnerstag zuerst die Wochenzeitung Junge Freiheit berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht).
(Ich bitte bei den Kommentaren in diesem Fall mal besonders dringlich um Sachlichkeit in der Auseinandersetzung.)
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
@Cynic2
Der größte Feind des Historikers ist der Zeitzeuge ^^
@ SM
Ich wollte eigentlich gar nichts inhaltliches sagen, sondern nur darauf verweisen, das es in der heutigen Zeit aufgrund von Kommunikationsstrukturen und -verhaltensweisen deutlich leichter ist, „Meinung zu machen“ und „Stimmung für/gegen“ zu erzeugen. Und das dann der interne Apperat nicht sonderlich stabil dagegen ist/sein kann, wenn „oben“ sich alle mit dem Meinungswind drehen. Vorher es der BILD-Minister, jetzt halt Miss BRIGITTE.
@ TM, S
+1
Apropos Geschichte:
„Treue um Treue“ kann auch als Talion gelesen werden:
http://de.wiktionary.org/wiki/Auge_um_Auge,_Zahn_um_Zahn
….was im Zusammenhang mit Terrorismus auch geschichtliches Thema war, bzw. ist:
http://www.uni-heidelberg.de/presse/ruca/ruca03-3/auge.html
….schon verdammt komplex das Thema ;-)
Das Problem ist aber auch, in die Bw übernommene Traditionen (Namenspatrone, u.a.) aufgrund des heutigen – politisch-eindimensionalen – Zeitgeistes wieder bzw. permanent in Frage zu stellen, sie somit quasi traditionslos zu machen.
Als „hidden agenda“ sehe ich den Versuch, die Bw als Wehrmacht 2.0 (vulgo: „Nazi-Armee“) zu stilisieren und zu delegitimieren.
@Soenke Marahrens
„ich glaube nicht, dass sie zwischen 1955 und 1982 mit unseren verbuendeten gedient haben.“
Nein, aber es gibt genügend Zeitzeugnisse (und Zeitzeugen), die aus dieser Zeit gerade das Zusammenwirken der Fallschirmjäger über die nationalen Grenzen hinweg positiv bezeugen!
Und das war zu einer Zeit, als Kreta und Cassino noch viel offener in allen FschJg Kasernen in DEU gedacht wurde.
Also verstehe ich jetzt ihre Problem nicht!
Wenn es so wäre, dass man zwischen 1955 und 1982 ohne die WKII Referenzen ausgekommen wäre, und nur wir „Nachgeborenen“ hätte diese entdeckt, dann würde ich ja ihre Versuche zur Geschichte/Traditionstilgung verstehen.
Aber so war es doch gar nicht!
Bis hinein in die 80er ohne Bedenken und bis hinein in die 90er mit geringen Einschränkungen hat man sich ganz offen zu diesen Traditionslinien bekannt.
Z.B. hat man bei den Gedenkappellen zu diversen Jubiläen immer „doppelt gerechnet“ (geht ja ganz gut, 1936/1956).
Erste seit Mitte der 90er wird man von Seiten der (Nicht-FschJg) Führung unkameradschaftlich, geschichtsvergessen und verstößt gegen die Innere Führung in dem man versucht von oben herab eine Tradition zu verordnen, die so nicht existiert…
„Schon mal was von Nagold oder Calw gehört?“
Ja, wieso? Habe in einem von beiden sogar schont gedient…
@Etienne Rheinfahlen
„in der aktiven FschJg-/LL-Truppe erlebe ich eine “Band of Brothers”-Haltung (mit Referenzen zur WKII-Tradition der 101st) im Mix mit der erheblich stärker wirkenden, in AFG gewachsenen eigenen FschJg-Identität als relevant. “
Kann ich bestätigen.
@ Vtg-Amtmann | 19. Juni 2014 – 7:47
„1975 organisierte ich als junger OLt eine Offz-Weiterbildung im leHFlgTrspRgt 20 in Roth. Thema war „Transportflieger und Fallschirmjäger damals, Heeresflieger und Fallschirmjäger heute““
Ich muss Sie loben: So wie Sie schildern entpricht Ihre Weiterbildung von 1972 entspricht auch heute noch der jetzt gültigen “A-2600/1 Innere Führung – Selbstverständnis und Führungskultur”:
„629. Um die Ziele der politischen Bildung erreichen zu können, ist häufig die Betrachtung geschichtlicher Hintergründe erforderlich. Diese sollen den Soldatinnen und Soldaten die Entwicklung unseres demokratisch verfassten Gemeinwesens veranschaulichen und den Wert und die Bedeutung des Grundgesetzes aus den Erfahrungen deutscher Geschichte verdeutlichen. Aus dem Verständnis der Grundsätze unserer Verfassung sowie durch eine werteorientierte Auseinandersetzung
mit der Vergangenheit werden Maßstäbe gewonnen, um politische Geschehnisse und
Zusammenhänge der Gegenwart zu beurteilen und ein angemessenes Traditionsverständnis im Rahmen der gültigen Richtlinien (Anlage 7.3) zu entwickeln.“ Zitatende. Mit Anlage 7.3 ist der gültige Traditionserlass von 1982gemeint
Auch entspricht das, was Sie schreiben dem Traditionserlass von 1965:
„5. Traditionspflege dient nicht der Selbstrechtfertigung; sie erlaubt kein Ausweichen vor selbstkritischen Erkenntnissen. Nur Soldaten, die auch als Menschen ihrer Verantwortung genügt haben, sind Vorbilder, die Bestand haben. Sich an ihrem Beispiel zu orientieren, hilft dem Soldaten, einen festen Standort zu gewinnen, von dem aus er für die freiheitliche Lebens ordnung eintritt.
6 . In der Geschichte nehmen alle Menschen teil an Glück und Verdienst wie an Verhängnis und Schuld. Diese Einsicht schützt vor einfältiger Bewunderung ebenso wie vor blinder Verkennung. Sie öffnet die Augen für den Reichtum der Tradition, macht tolerant, bescheiden zugleich mutig, selbst Tradition zu bilden.“ Zitatende.
Aber auch damals hieß es schon:
„26. Traditonen ehemaliger Truppenteile werden an Bundewehr-Truppenteile nicht
verliehen.“
Den Traditionserlass von 1965 finden Sie hier:
http://www.asfrab.de/fileadmin/user_upload/media/pdf/Traditionserlass_Bw_1965.pdf
Schade eigentlich, dass Sie nahc Ihrer aktiven Dienstzeit als Hptm d.R. nicht weitergeübt haben. Aus Ihnen hätte ein guter Stabsoffizier d.R. werden können.
Um mal mein o.a. „Talion“-Bild von „Treue für Treue“ als möglicherweise aufzufassenden verkappten Rache-, bzw. Vergeltungsschwur gerade in Zusammenhang mit Op-Merkur-Bildern, hier ein Zitat aus Wiki:
„Vor allem um die Moral der durch große Verluste geschwächten Truppe aufrechtzuerhalten und als Abschreckung erließ General Student am 31. Mai 1941 folgenden Befehl:
„Jetzt ist die Zeit gekommen, allen derartigen Fällen planmäßig nachzugehen, Vergeltung zu üben und Strafgerichte abzuhalten, die auch als Abschreckungsmittel für die Zukunft dienen sollen. Ich beabsichtige, in dieser Richtung mit äusserster Härte vorzugehen.
[…] Als Vergeltungsmaßnahmen kommen in Frage: 1.) Erschiessungen 2.) Kontributionen 3.) Niederbrennen von Ortschaften (vorher Sicherstellung aller Barmittel, die restlos den Angehörigen zugute kommen sollen) 4.) Ausrottung der männlichen Bevölkerung ganzer Gebiete. Die Genehmigung zu 3.) u. 4.) behalte ich mir vor. Sie ist auf dem kürzesten Wege einzuholen (mit stichwortartiger Begründung).
Es kommt nun darauf an, alle Maßnahmen mit größter Beschleunigung durchzuführen, unter Beiseitelassung aller Formalien und unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten. Bei der ganzen Sachlage ist dies Sache der Truppe und nicht von ordentlichen Gerichten. Sie kommen für Bestien und Mörder nicht in Frage.“
Die OP-Merkur ist von der anschließenden „Vergeltungsaktion“ nicht zu trennen
@klabautermann
Der Befehl von Student läßt dem Führer vor Ort allerdings einen großen Spielraum. Wurden denn Aktionen zu 3.+4. überhaupt beantragt und auch genehmigt?
@klabautermann
Das wurde hier bereits erörtert.. und als Argument abgelehnt, mit folgender Begründung:
a) Ein aus heutiger Sicht rechtswidriger Befehl, damals aber scheinbar nicht
b) Nicht Teil des Unternehmens Merkur
c) Nicht von Fallschirmjägern ausgeführt
Die Mühe lohnt nimmer..
1. Ich habe mir den gesamten thread ‚mal heruntergeladen um ihn mit meinem Enkel, demnaechst SKad bei der Marine, zu besprechen
2. Nun lehne ich mich mal ganz weit aus dem Fenster:.
Selbst aus einer russisch-juedischen Familie stammend, meine Leute liegen auf dem Friedhof in Berlin-Charlottenburg, habe ich als Offizier auch haeufiger mal juedische Israeli (es gibt bekanntlich auch andere) zu betreuen gehabt.
Die ’normalen‘ Menschen sehen das damalige Geschehen – explizit: Industiemaessiger Mord an 5-6 Millionen Juden, Zigeunern, Kommunisten u.a. – als erledigt und abgeschlossen. Sie sehen die Bw als Neuschoepfung und wissen dass das heutige Deutschland weniger ‚Nazis‘ beherbergt als USA oder GB oder RUS.
Die ‚unversoenlichen‘ und ‚gewinnsuchenden‘ sind eine kleine Minderheit und werden ‚Infrage stellen‘ und Kompensationen suchen bis ins … Glied. Diese wird man durch kein Wohlverhalten oder keine Demutsgebaerde veraendern koennen. Das sollte auch nicht unser Ziel sein.
Die staendigen, neueren Angriffe gegen die Bw kommen aus unterschiedlichen Lagern, wir sollten sie mit Gelassenheit und Gleichmut zurueckweisen. – Dies hat nichts mit Geschichtsforschung zu tun.-
Wir sollten auf eine Tradition von 59 Jahren in der Entwicklung der Inneren Fuehrung, von schwierigen Anfaengen bis zur heutigen Selbstverstandlichkeit hinweisen und auch darauf, dass wir bisher dank der NATO die laengste Friedensperiode in der neueren deutschen Geschichte erreicht haben.
Dies aufgrund der Kenntnisse und Ueberlieferungen der deutschen und alliierten Soldaten die vor uns lebten und uns ihre Kenntnisse, Fertigkeiten und Einstellungen vermittelten. Von den Einstellungen haben wir inzwischen das uebernommen was in einer freiheitlichen Demokratie Bestand haben soll.
Da die gesellschaftlichen und politischen Verhaeltnisse eine Wiederholung von 1933 incl Gleichschaltung in Deutschland ausschliessen, sollten wir nun auch auf ein vorbeugendes Flagellantentum verzichten.
Ansonsten gilt: Suum quaequae in annum referre.
@ Thomas Melber, Stuttgart | 19. Juni 2014 – 10:29
genau so.
@ -MK20- | 19. Juni 2014 – 11:20
„Das wurde hier bereits erörtert.. und als Argument abgelehnt, mit folgender Begründung:
a) Ein aus heutiger Sicht rechtswidriger Befehl, damals aber scheinbar nicht
b) Nicht Teil des Unternehmens Merkur
c) Nicht von Fallschirmjägern ausgeführt
Die Mühe lohnt nimmer..“
Nett, dass Sie meine im Thread, nicht nur durch Argumente, sondern auch durch Quellen belegte Widerlegung aussparen. Ich komme da zur gegenteiligen Zusammenfassung:
a) Ein aus aus damaliger Sicht rechtswidriger Befehl
b) Teil des Unternehmens Merkur
c) Von Fallschirmjägern ausgeführt
Die Mühe lohnt nimmer..
Und wie hat schon der damalige Generalinspekteur, General Bagger vor dem Roeder-Untersuchungsausschuss 1998 ausgesagt:
„Der Einsatz der Fallschirmjäger der Wehrmacht in Kreta sei ein für ihn operativ-strategisch als auch von der Führung her ein menschenverachtender Angriff, der Tausende von Männern das Leben gekostet habe. Ihn zu feiern sei ein Zeichen falscher Heldenverehrung. Das könne er aber für die Vergangenheit nicht mehr ändern. Dennoch wolle er die Auseinandersetzung mit dem Einsatz der Wehrmacht auf Kreta nicht verhindern. Es gehöre zur Ausbildung der Offiziere der Bundeswehr ebenso wie der alliierter Streitkräfte, sich mit deutscher Operationsgeschichte zu beschäftigen. Dazu seien nicht nur Beispiele von Siegen und Helden angebracht, sondern auch Beispiele für das absolute Versagen der Führung.“ Zitatende. Quelle: Deutscher Bundestag, Drucksache 13/11005 vom 18. Juni 1998.
@JoHoMe
Ich habe Ihre Posts sehr genau verfolgt, immerhin scheinen diese hier wie ein frisches Licht am Ende des Tunnels. „[…] und als Argument von Koffer & Co. abgelehnt […]“ hätte es wohl eindeutiger getroffen. Ich habe nämlich selbst schon die gleichen Widerlegungen angebracht, zwar nicht so ausführlich wie Sie es taten, aber das änderte am Ergebnis leider nichts.
@Klabautermann
„Die OP-Merkur ist von der anschließenden “Vergeltungsaktion” nicht zu trennen“
Die Operation Merkur war weder mit dem Ziel durchgeführt diese (einzelne!) Vergeltungsaktion zu ermögliche, noch wurde diese während der Operation durchgeführt.
Gem. (allerdings eher dünner) Internetquellenlage waren zwar FschJg daran beteiligt, allerdings im Vergleich zur Gesamtzahl der auf Kreta eingesetzten FschJg Truppen nur äußerst wenige.
Wer versucht die Opfer und den Heldenmut von Tausenden mit dem möglicherweise/angeblich rechtswidrigen Verhalten einiger weniger zu beschmutzen, der hängt einer unschönen Kollektivschuldthese an.
@JoHoMe
„Der Einsatz der Fallschirmjäger der Wehrmacht in Kreta sei ein für ihn operativ-strategisch als auch von der Führung her ein menschenverachtender Angriff, der Tausende von Männern das Leben gekostet habe.“
Das ist doch allsamt bekannt und wurde doch auch mEn hier im Faden gar nicht bestritten.
(vielleicht mit Ausnahme des „menschenverachtend“, denn das war ja vorher nicht unbedingt abzusehen, dass die Operation stümperhaft geplant werden würde!)
„Ihn zu feiern sei ein Zeichen falscher Heldenverehrung.“
Nieman „feiert“ ihn! Man „gedenkt“ ihm und vor allem den Opfern und auch den Heldentaten der Soldaten aller, vor allem aber niedriger Dienstgrade. Das ist Fallschirmjägergeist.
@all
Ich möchte übrigens nochmals und nachdrücklich betonen, dass ich die Traditionspflege und die Vorbildersuche der FschJg keinesfalls nur auf Kreta verenge!
Aus dem II. WK gibt es noch mehrere andere äußerst geeignete Operationen, z.B. Eben Emael oder Monte Cassino.
Und aus der Zeit nach dem II.WK kann man ebenfalls Tradition und Vorbilder schöpfen.
Wenn man in den internationalen Bereich geht (was bei der international sehr gut verknüpften Fallschirmjäger-„Familie“ sehr leicht und durchaus üblich ist) kann man sowohl bei den US-Amerikanern, als auch bei den Franzosen, Briten und Belgiern gute Dinge finden.
Also mein Mantra ist: Traditionspflege, Helden und Vorbilder finden wir deutschen Fallschirmjäger sicherlich nicht nur wenn wir auf Kreta oder wenn wir nur auf Dinge vor 1945 schauen. Ich verwehre mich nur gegen die Tilgung objektiv vorhandener Traditionslinien und den Ausschluss bestimmter Operationen aus „politischer Korrektheit“.
@Koffer
Auch Sie gehen nicht auf meine sprachgeschichtlich/sprachpsychologische Talion/Rache-, bzw.Vergeltungs-Schwur-Analogie ein.
Sie ist ja nun mal herstellbar in Zusammenhang mit Kameradengedenken und „Vergeltungsmaßnahmen“ ….. „unter bewusster Ausschaltung von besonderen Gerichten“
Natürlich ist das eine Konstruktion, sie ist aber aufgrund von selektiv augewählten Indizien herstellbar, und genau das haben die heutigen Fallis ja eigentlich nicht verdient.
Deswegen habe ich vom „Bärendienst“ gesprochen, wenn man allzu vehement auf dieser spezifischen historischen Dimension von „T-u-T“ wie Sie besteht.
Ersetzt doch einfach das „um“ durch „für“, und alles ist gut ;-)
„Treue für Treue“ statt „T-u-T“ hatten wir hier auch schon, das wurde mehrfach aufgegriffen und @klaubautermann hat es nochmals verdeutlicht.
Ich denke mal der Dingo ist nach Brunos Order längst abdekoriert, die Gedenktafeln im Ehrenhain und div. wände in Kp-Gebäuden sind bereits „neutralisiert“.
Aber verdammt und zugenäht, wo bleiben denn die Fallis mit dem Mumm in den Knochen, das alles auf „Treue für Treue“ umzustellen? Ich denke mal, daß dies die optimale Reaktion auf den Befehl des Insp Heer wäre und diesen sofort sowie absolut diskussionslos ad-absurdum führen würde. Man mag darüber auch innerlich schmunzeln, aber Bruno und das BMVg – oder auch umgekehrt – werden die Diskussion nicht suchen, denn man hat diese längst verloren, wie der hiesige Thread klar beweißt.
@Vtg-Amtmann
Eine „talio“ (Etymologie unklar) ist das ‚Eintreiben eines gleichartigen Ausgleichs‘. Aus der „biblischen“ migrierte die talio in die antike jüdische, islamische und christliche Rechtsauffassung, Reste davon sind noch in der Sharia vorhanden. ein ‚talionisch“ formulierter Wahlspruch im Zusammenhang mit Gedenken an getötete Familienmitglieder oder gefallene Kameraden kann so gelesen werden, dass das“ ius talionis“ , bzw. die Pflicht zum „Eintreiben eines gleichartigen Ausgleichs“ auf die Familien-Hinterbliebenen, bzw. die Kameraden des Verbandes übergeht. Die sizilianische Vendetta hat in diesem altrömischen ius taleonis wohl ihren Ursprung.
Somit kann/könnte „T-u-T“ als Treue-über-denTod-hinaus-Rache-Schwur missinterpretiert und missbraucht werden.
Nein, ich habe keine Geschichte studiert, aber meine Tochter hat einen Magister in Alter Geschichte und Archeologie.
Ich habe Geschichte studiert und stelle gerade deshalb fest, das wir uns hier auf Ebenen bewegen, die Hans Müller, 33, Werkzeugmacher aus dem Sauerland mit Sicherheit nicht mehr nachvollziehen kann und auch nicht wollen wird.
Nach Ihrer Logik dürften viele lateinisch begründeten oder formulierten Sprüche dann demnach aus dem Raster fallen (semper fi?!), weil die Römer religiös motiviert und streckenweise äußerst brutal Krieg führten – war das ihre Stoßrichtung?
Leute, man kann etwas auch mit Gewalt akademisieren…
@Voodoo
nein, nur Sprüche, deren Formulierung und Verwendung eine selektive Wahrnehmung/ mediale Konstruktion/Missbrauch einer dahinter steckenden Talionsprinzip-Tradition möglich machen, fallen aus dem „Raster“.
Die geschichtliche Akademisierung habe ich nicht begonnen, eigentlich habe ich mit meinem „Bärendienst“-Kommentar sogar davor gewarnt. Dass war und ist meine Stoßrichtung.
@Klabautermann
Danke für die Klarstellung.
Bin da sensibilisiert, weil mein Institut eben großen Wert darauf legt, Sachlagen präzise und allgemein verständlich zu formulieren; Zitat:
„Wenn jemand nachher für Ihren Text [von drei Seiten] neun Stunden Übersetzung mittels Duden und Fachwissen in praktischer Philosophie benötigt, haben sie etwas falsch gemacht.“
Zurück zum Thema:
Ihre Einschränkungen würden bedeuten, dass die im Traditionserlaß formulierte Nähe zu den preuß. Heeresreformern etc. schwer zu halten ist, da viele Eindrücke dieser Linie von denen der Zeit 1933 – 45 überlagert werden; eben auch mögliche Wahlsprüche o.ä. – und: Man kann sich schlicht nicht dagegen wehren, dass bekannte Kreise alles Militärische grundsätzlich verdammen und mit dem III. Reich verbinden (wollen), bzw. Bezüge einfach instrumentalisieren.
Ein Beispiel aus anderen Bereichen: Stellen Sie sich vor, man würde (endlich!) eine reinrassige Paradeuniform, ähnlich dem British Full Dress einführen, der auf preuß. Traditionen beruht. Da wären die Lützowschen Jäger als Vorläufer für Schwarz-Rot-Gold(!) sofort draußen, weil eine schwarze Uniform der Bundeswehr in Deutschland sofort mit SS gleichgesetzt werden würde… der arme olle Körner!
Könnte man „etwas anderes“ nehmen? Schwierig, denn dann geht man in den Bereich preuß. Militarismus und bekommt dies um die Ohren gehauen. Sie sehen – Teufelskreis.
Ich persönlich fühle mich als Heeresoffizier der festgelegten preuß. Traditionslinie sehr verbunden. Jedoch finde ich es äußerst bedauerlich, dass man sich dann aber dagegen verwehrt, diesen Weg auch konsequent zu beschreiten. Soviel zu OT.
@Vodoo
„Ich persönlich fühle mich als Heeresoffizier der festgelegten preuß. Traditionslinie sehr verbunden. Jedoch finde ich es äußerst bedauerlich, dass man sich dann aber dagegen verwehrt, diesen Weg auch konsequent zu beschreiten.“
Unabhängig davon, dass ich Ihnen inhaltlich ansonsten zustimmen, aber es gibt diese „festgelegte preussische Traditionslinie“ nicht!
Die in jeder Sonntagsrede stammenden drei „zugelassenen“ Traditionslinien stammen aus einer Bundestagsrede von Volker Rühe und werden nur immer und immer wieder wiederholt, weil sie eine der wenigen Dinge sind, die „positiv“ zugelassen sind.
Schlimm, dass wir (entgegen der selbstbestimmten Traditionspflege, die der Traditions“Erlass“ eigentlich anstrebt) so viel Angst vor Tradition haben, dass wir uns zwanghaft auf nur drei Dinge beschränken, obwohl das durch niemanden befohlen wurde…
Aber wie gesagt: ansonsten inhaltliche Zustimmung!
Die Traditionsbildung der Bundeswehr stützt sich auf dem Drei-Säulen-Konzept:
Die preußischen Reformer des 19.Jahrhunderts,
die Offiziere im Widerstand gegen Hitler und
die Traditionen, die sich in der Bundeswehr gebildet haben/noch bilden.
Entspricht das dem Traditionserlass? Eindeutig Nein! In der Nr. 5 des Traditions-Erlasses wird „gefordert, den Gesamtbestand der deutschen Geschichte in die Betrachtung einzubeziehen und nichts auszuklammern.“
Betrachtet man die Traditionsbildung im Bereich der drei Säulen, dann fällt der „Stillstand“ deutlich auf.
Im Bereich der ersten Säule(Preußische Reformer) hat man die Überwindung der napoleonischen Gewaltherrschaft über Europa vermutlich aus politisch korrekten Gründen ausgeklammert. Dafür wurde die Wehrpflicht hervorgehoben. Aber dieser „Pflicht“ haben sich die „Staatsbürger ohne Uniform“ inzwischen entledigt. Und den 250. Geburtstag von Gneisenau hat man wohl vergessen.
Auch das Fundament der zweiten Säule bröckelt. Als in Bamberg, wo Graf Stauffenberg in die Reichswehr eintrat, ein neuer Lehrstuhl an der Universität eingerichtet und mit seinem Namen verbunden werden sollte, haben sich „Staatsbürger ohne Uniform“ dagegen verwahrt und auf antijüdische Äußerungen Stauffenbergs verwiesen. Das sieht nun gerade nicht nach einem soliden Fundament der Traditionsbildung aus.
Und die dritte Säule, die Nachkriegstradition? Das Konzept der „Inneren Führung“ ist im Traditions-Erlass nicht erwähnt. Dabei ist die klar definierte Stellung des Soldaten im Staat doch sicher traditionswürdig. Den „Staatsbürger in Uniform“ gibt’s nach Wegfall der Wehrpflicht nicht mehr. Der „Staatsbürger ohne Uniform“ lässt jetzt durch Freiwillige und Berufssoldaten „kämpfen“.
Die versuchen nun gerade ihren Kampf in Afghanistan in die „eigene Tradition“ einzubeziehen. Dabei, so der Erlass, liegt die Traditionspflege in der Verantwortung der Kommandeure und Einheitsführer. Kamen also die Kommandeure und Einheitsführer ihrer Verantwortung nicht nach? Doch, aber sie konnten nicht ahnen, dass die soldatische Tugend der Treue alleine schon deshalb traditionsuntauglich ist, weil man sich ihrer im Dritten Reich als unwürdig erwiesen hatte.
Was bleibt: Die politisch-militärische Führung wird alles tun, das Thema weiter zu deckeln. Und die Soldaten? Sie werden das tradieren, was sich in ihren Herzen als Tradition festgesetzt hat. Daran werden auch fragwürdige Inspekteur-Weisungen nichts ändern. Und unser Parlament, das ja immerhin über eine „Parlamentsarmee“ verfügt?
Die „Mölders-Abstimmung“ wird an einem Freitagnachmittag auf die Tagesordnung des Bundestages gesetzt, es befinden sich noch knapp 30 Abgeordnete im Plenum, nämlich von den Linken (damals PDS), einige von SPD und Grünen sowie ein Abgeordneter der damaligen Regierungskoalition aus Union und FDP! Die Linke nutzt ihre Chance zur Verschärfung des Entschließungstextes und mit der Zufallsmehrheit dieses Freitags setzt sie ihren Änderungsantrag durch, den einzigen ihrer Parlamentsgeschichte.
Seither wissen die Soldaten der „Parlamentsarmee“ Bescheid…
@ Politikverdruss | 19. Juni 2014 – 21:38
– „Doch, aber sie konnten nicht ahnen, dass die soldatische Tugend der Treue alleine schon deshalb traditionsuntauglich ist, weil man sich ihrer im Dritten Reich als unwürdig erwiesen hatte.“
Bei aller Liebe, Ihre Aussage, dass Treue traditionsuntauglich sei, ist, Entschuldigung für den Ausdruck, einfach Quatsch.
Siehe Nr. 7 des Traditionserlasses:
„7. Alles militärische Tun muss sich an den Normen des Rechtsstaats und des Völkerrechts orientieren. Die Pflichten des Soldaten – Treue, Tapferkeit, Gehorsam, Kameradschaft, Wahrhaftigkeit, Verschwiegenheit sowie beispielhaftes und fürsorgliches Verhalten der Vorgesetzten – erlangen in unserer Zeit sittlichen Rang durch die Bindung an das Grundgesetz.“
Nicht die Tugend Treue ist traditionsunwürdig, sondern der Spruch „Treue um Treue.“ Punkt. Aus.
– „Entspricht das dem Traditionserlass? Eindeutig Nein! In der Nr. 5 des Traditions-Erlasses wird „gefordert, den Gesamtbestand der deutschen Geschichte in die Betrachtung einzubeziehen und nichts auszuklammern.“
Auch diese Verkürzung des Erlasses ist Quatsch. Gleich die nächste Nr. 6 schränkt ein:
„6. Die Geschichte deutscher Streitkräfte hat sich nicht ohne tiefe Einbrüche entwickelt. In den Nationalsozialismus waren Streitkräfte teils schuldhaft verstrickt, teils wurden sie schuldlos missbraucht. Ein Unrechtsregime, wie das Dritte Reich, kann Tradition nicht begründen.“
Und ebenso die Nr. 22:
„Traditionen von Truppenteilen ehemaliger deutscher Streitkräfte werden an Bundeswehrtruppenteile nicht verliehen. Fahnen und Standarten früherer deutscher Truppenteile werden in der Bundeswehr nicht mitgeführt oder begleitet. Dienstliche Kontakte mit Nachfolgeorganisationen der ehemaligen Waffen-SS sind untersagt. Nationalsozialistische Kennzeichen, insbesondere das Hakenkreuz, dürfen nicht gezeigt werden.“
– „Das Konzept der „Inneren Führung“ ist im Traditions-Erlass nicht erwähnt.“
Wiederum Quatsch:
„20. Die Bundeswehr pflegt bereits eigene Traditionen, die weiterentwickelt werden sollen. Dazu gehören vor allem:
(…)
– das Leitbild des „Staatsbürgers in Uniform“ und die Grundsätze der Inneren Führung;
(…)“
– „Den „Staatsbürger in Uniform“ gibt’s nach Wegfall der Wehrpflicht nicht mehr.“
Ebenfalls Quatsch. Wie kommen Sie darauf, mir als Berufssoldaten die Staatsbürgerschaft abzusprechen?
Weiter will ich in Ihren Text nicht einsteigen. Es lohnt sich nicht.
Diese 3 „Säulen“ sollten ursprünglich nichts anderes ausschließen. Nur das wurde dann irgendwann mal umgedeutet.
„das Fundament der zweiten Säule bröckelt. Als in Bamberg, wo Graf Stauffenberg in die Reichswehr eintrat, ein neuer Lehrstuhl an der Universität eingerichtet und mit seinem Namen verbunden werden sollte“
Das bröckelt schon länger und wird auch weiter bröckeln. Die Erich-Hoepner-Oberschule wurde bereits vor einigen Jahren umbenannt und nachdem die BW in Fragen der Tradition immer mehr in die Defensive geht und immer mehr nachgibt, zieht die Denunzianten-Karavane zum militärischen Widerstand weiter. Darauf wurde weiter hinten schonmal hingewiesen.
„mit der Zufallsmehrheit dieses Freitags setzt sie ihren Änderungsantrag durch, den einzigen ihrer Parlamentsgeschichte.“
Entgegen jeglichen parlamentarischen Gepflogenheiten bzw. „Anstand“, man könnte auch sagen hinterhältig. Die Politiker wurden ihrer Vorbildfunktion wieder einmal gerecht. Dumm auch dass dieser Beschluss auch einen Generalinspekteur betrifft.
Das Problem war letztlich aber ein gewisser Herr Struck.
Die Soldaten haben damals auch heftig protestiert, bis dann der Maulkorb von oben kam. Wenn es der Politik und der militärischen Führung nicht passt, dann hat der Staatsbürger in Uniform eben die Klappe zu halten. Für die Entnamung erntet man übrigens im Ausland heute noch ungläubige Blicke, nur falls wieder die Empfindlichkeiten der Verbündeten für die eigene Feigheit herhalten müssen.
ja ja, Dochstoßlegende 3.0……….
Anm:
So lange ich noch eine ‚Truppe‘ fuehrte versuchte ich die Widerstaendler allgemein zu halten und zu differenzieren.
Welcher Soldat haette Verstaendnis dafuer dass er, um sein Ueberleben kaempfend, vom Nachschub durch Widerstaendler sabotierte Munition bekommt. Dies zum Widerstand gegen Hitler umzumuenzen war mir nie moeglich.
@MikeMolto
Primat der Politik und Parlamenstarmee bedeutet natürlich auch, dass die Deutungs- und Interpretationshoheit über Handhabung der FDGO bis runter auf die Ebene von Innere Führung, Tradition und Brauchtum reicht. Clausewitz rulez all the way (phonetischer Reim ;-))
Moltke ist out.
@ JoHoMe
Mit Ihrem persoenlichen Dasein als ‚Staatsbuerger in Uniform‘ verkuerzen Sie das Postulat in unzulaessiger Weise. ‚Politikverdruss‘ meint, und das wissen Sie nur zu gut, die Scharnhorst’sche und v.Baudessin’sche Idee, und die, auch seinerzeit politisch gewollte, gegenseitige Durchdringung des Staatsvolkes (m) und der Streitkraefte. Dies ist nun zugegebener Massen passee.
Und moeglicher Weise auch ein Teilziel bei der endgueltigen Diffamierung der Bw,
Aua, aua, aua
@T.W mach bitte dicht
@ MikeMolto | 19. Juni 2014 – 23:36
– „Und moeglicher Weise auch ein Teilziel bei der endgueltigen Diffamierung der Bw,“
Seufz.
Der Ausgangspunkt jeder Verschwörungstheorie ist eine Gruppe, der man böse Machenschaften und schreckliche Vorhaben unterstellt. Das bildet die These, die über der Verschwörungstheorie steht. Alles, was die These stützt, tragen die Autoren der Theorie zusammen. Was der These widerspricht, lassen sie schlicht unter den Tisch fallen. Die Zahlen oder Fakten, die sie verwenden, sind leicht nachprüfbar. Nur die Schlussfolgerungen, die aus dem ganzen Zahlen- und Datenmaterial gezogen werden, sind falsch. Oft deuten die Verschwörungstheoretiker wahre Ereignisse so um, dass sie zur Theorie passen. Die Theorie braucht nur den Anstrich von Authentizität. Große Wirkung erzielen Verschwörungstheorien auch damit, ihre Gegner zu dämonisieren. Zusammengefasst ist eine Verschwörungstheorie eine Mischung aus ein paar nachprüfbaren Fakten und vielen erfundenen Behauptungen und Geschichten, aus denen immer neue Sinnzusammenhänge konstruiert werden.
@ klabautermann | 19. Juni 2014 – 23:48
„Aua, aua, aua @T.W mach bitte dicht“
Stimme voll zu. Nur noch Vulgärkonstruktivismus hier.
Für den Vulgärkonstruktivisten ist alles ganz einfach: nichts muß stimmen, alles kann stimmen, jeder kann sich bedienen, wie es ihm gefällt. Alles ist möglich oder auch nicht möglich. Die gesamte Wissenschaft wie auch die persönliche Erfahrung und Interessenlage kann so oder so oder auch ganz anders genutzt werden. Alle Erkenntnissysteme und Aussagen sind irgendwie gleichwertig und es ist ganz legitim, sich seine Erkenntnisse so zusammenzubasteln, wie man sie eben braucht. Der vulgäre Konstruktivismus ist damit so etwas wie ein radikaler egozentrischer Subjektivismus.
(Bedanke mich bei Klabautermann für die Quelle dieser Definition: http://www.sgipt.org/wisms/wistheo/vulgkon.htm)
@TW: bitte nicht dichtmachen, das hier ist keine Debatte sondern eher eine historisch-taktische Selbsterfahrungsgruppe (hitaseg) und “ . . . so etwas führt dann doch über so mancherlei Grenzen hinweg . . .“ (so Fontane im 6. Band der Wanderungen)
@Koffer: ich würde doch gerne nochmal an die Vorbild-Funktion anknüpfen mit der Frage, wie es denn da mit der Kategorie Erfolg aussieht. Denn wenn man wie und wen auch immer aus Hitlers Wehrmacht zum Ausgangspunkt von Traditionsbildung in der Bundeswehr macht, stößt man doch unweigerlich auf den Punkt, dass zum Vorbild entweder der erzielte Erfolg oder doch zumindest der Wunsch gehört, die vorbildhaften Menschen mögen Erfolg gehabt haben. Genau da wird es aber bei allen Heldengeschichten von Eben Emael bis Monte Cassino ganz schwierig. Niemand wird hier in „sane mind & body“ behaupten wollen, dass es wünschenswert gewesen sein könnte, dass diese gepriesenen Unternehmen und Anstrenungungen zu einem endgültigen Erfolg geführt hätten, der ja dann ein Erfolg der Nazis gewesen wäre – an diesem Ende der Geschichte wird die Trennung zwischen dem bösen Auftraggeber und seinen verbrecherischen Zielen einerseits und den unschuldigen, ehrenhaften Werkzeugen andererseits höchst fadenscheinig. Wenn wir diesen Punkt so nehmen müssen, wollen Sie dann wirklich den jungen Leuten in der Ausbildung einem Spagat a la “ . . . die Vorbilder haben im Fort Eben Emael / Kreta . . . ganz Tolles geleistet – aber bloß gut, dass sie am Ende doch verloren haben, weil ja sonst die Nazis gewonnen hätten . . .“? Ist das Ihr Ernst? Wenn Sie sich auf diesen Spagat aber nicht einlassen, propagieren Sie dann nicht am Ende schleichend und unausgesprochen die Ziele der Nazis? Wie wollen Sie aus dieser Zwickmühle heraus?
@Zivi a.D.
Wie in AFG – gedient, gekämpft, und doch verloren. Dennoch können einzelne Ereignisse und Taten natürlich vorbildlich sein (das Beispiel der SMS EMDEN hatten wir ja schon).
@Zivi a.D.
Ich mache hier nicht dicht, sondern das System macht – wie bei allen Threads! – nach zwei Wochen die Kommentare zu. Und ich fürchte, mit der Aufgabe Selbsterfahrungsgruppe ist so ein Blog doch etwas überfordert…
@ MikeMolto | 19. Juni 2014 – 23:36
„@ JoHoMe: Mit Ihrem persoenlichen Dasein als ‘Staatsbuerger in Uniform’ verkuerzen Sie das Postulat in unzulaessiger Weise. ‘Politikverdruss’ meint, und das wissen Sie nur zu gut, die Scharnhorst’sche und v.Baudessin’sche Idee, und die, auch seinerzeit politisch gewollte, gegenseitige Durchdringung des Staatsvolkes (m) und der Streitkraefte. Dies ist nun zugegebener Massen passee.“
Nachdem ich mich von dem Schock erholt habe, wie Sie den Staatsbürger in Uniform verkürzen, hier ein paar Anmerkungen.
Sie hehaupten mit der Zusammenführung von Scharnhorst und Baudissin, dass der Kern des Staatsbürgers in Uniform der Wehrpflichtige ist. Also keine Wehrpflicht, dann kein Staatsbürger in Uniform, dann keine Innere Führung, Ende, aus. Damit wäre die Abschaffung des „Inneren Gewürges“, wie die Traditionalisten die Innere Führung in den Anfangsjahren gerne diffamierten, endlich erreicht. Falsch.
Die Innere Führung und der daraus abgeleitete Staatsbürger in Uniform basieren auf den Erfahrungen mit der Reichswehr (Stichwort Staat im Staate), übrigens als 100.000 Mann-Armee keine Wehrpflichtarmee und der Wehrmacht (Stichwort Mißbrauch einer Wehrpflichtarmee im Totalitarismus sowie Entrechtung des Einzelnen).
Ich will jetzt hier nicht weiter ausholen, ich könnte bei der Himmeroder Denkschrift anfangen, weitermachen mit dem ersten Handbuch Innere Führung, nachweisen, dass Clausewitz und Baudissin als Militärtheoretiker wahrscheinlich näher lagen als Scharnhorst und Baudissin, ich könnte noch die anderen Gründerväter wie Kielmannsegg, de Maiziére und andere anführen und zitieren sowie in die Publikationen von Baudissin und in seine Wirkungsgeschichte reingehen. Vielleicht noch ein bißchen die „Sui-Generis-Debatte, gestern, heute, morgen“ beleuchten.
Maachen wir es kurz: Kern der Inneren Führung und dem dazugehörigen Staatsbürger in Uniform ist und bleibt ihre Aufgabe, die Spannungen zu mindern, die sich aus den individuellen Rechten des freien Bürgers einerseits und den militärischen Pflichten des Soldaten andererseits ergeben. Und das ist wehrformunabhängig. Die Einbindung des Soldaten in die Gesellschaft erfolgt also durch die Prinzipien der Inneren Führung und nicht durch die Wehrform.
Neben dem Leitbild Staatsbürger in Unifom wären als Kernelemente der Inneren Führung, die aus den Erfahrungen der jüngeren Geschichte resultieren, noch zu nennen:
– Primat der Politik,
– Bindung des Handelns an Recht und Gesetz, insbesondere das Grundgesetz,
– Ausgleich zwischen Rechten und Pflichten und Achtung der Menschenwürde.
Sie sehen also, dass die auch hier immer wieder gern vorgebrachte Forderung der alten und neuen Traditionalisten nach einem mehr auf althergebrachten soldatischen Werten basierenden Militärsystem, mit einer auf „ewigen” soldatischen Werten basierenden Kampfgemeinschaft, dem Prinzip der Inneren Führung und des Staatsbürgers in Uniform ggf. entgegenläuft.
Deswegen wird sich also auch in Zukunft der Streit der Traditionalisten und der Reformer fortsetzen. Das könnte eine interessante, fruchtbringede Debatte sein. Allerdings erfordert das mehr als ein paar hingeworfene Schlagworte und aus dem Zusammenhang gerissene Argumente und Zitate.
Vulgärkonstruktivismus… Auweia, bewerfen wir uns jetzt mit Intellektuellen Wattebäuschchen?! Und als nächstes kommen dann Lefebvre & Co um den sozialen Hintergrund der Kommentatoren und damit ihre Antworten zu erklären…
Wir haben uns weit von J.C. Statement entfernt, der uns erläutert hat, warum die Truppe diesen Wahlspruch gewählt hatte. Interessant wäre doch, einmal zu hinterfragen, ob sie überhaupt wussten, woher er stammte und wie er einst verwendet wurde. Wenn ja, wäre die Diskussion hier zielführend – wenn nein, müsste man sich mal Gedanken darüber machen, warum sich junge Kerle um Treue etc. sorgen und ihre „Gefühle“ in solche Botschaften packen. Schwierig, wenn die (hohe) Führungsebene noch in den 90ern und IFOR/SFOR-Kategorien denkt, während die Truppe in der Wirklichkeit angekommen ist.
Zivi a.D +1
Danke schöner hätte ich es nicht ausdrücken können.
Es ist ein Dilemma und die Achtung und Erinnerung an die Opfer des 3. Reiches sollte uns daran hindern, dieses vermeintlich der Kraft der Intellektualitaet der Spätgeborenen lösen zu können …. Wir sollten eher dem Schicksal und der Geschichte dankbar sein, dass wir nur 10 Jahre nach der großen Katastrophe wieder in die Gemeinschaft aufgenommen worden sind. (Schuld ist nach wie vor individuell zu betrachten und Vergebung keine Bringschuld des Betroffenen).
Und für mich wichtig, dies ganz unabhängig von der Leistung der Fallschirmjäger in Afghanistan. (und der der Tornadopiloten überm Kosovo und vieler anderer nicht genannter Leistungen von Soldaten für die Bundesrepublik Deutschland…wie bspw das Opfer Ludger Hoelkers, dessen Tod sich dieses Jahr zum 50. Mal jährt)
T.W ich denke wir haben hier eine sehr spezielle Diskussion führen dürfen, die vieles hochgebracht hat, die nicht abschließend sein kann, aber Positionen herausgearbeitet und geklaert hat. Danke
@TMelber: Es geht nicht ums Verloren haben trotz vorbildlichen Kampfes sondern darum, dass es auch auf keinen Fall wünschbar ist, dass die Vorbilder gewonnen hätten. Das stellt sich bei der Emden-Story m.W. ein wenig anders dar und liefert insofern keine nützliche Einsicht.
Mich verstören immer Argumentationsmuster, die „Krieg“ und „Frieden“ als 2 sozio-physikalische Aggregatzustände beschreiben, mit jeweils spezifischen sozio-physikalisch, gruppendynamischen Gesetzmäßigkeiten.
Da die Übergänge von dem einen in den anderen Zustand spontan erfolgen können, ist es notwendig, dass der „Staatsbürger in Uniform“ – auch wenn er sich sozio-physikaisch im Aggregatszustand „Frieden“ befindet – mental zu jeder Zeit die gruppendynamischen Gesetzmäßigkeiten des „Krieges“ beherrschen und praktizieren muß.
Das klingt für mich nach organisierter Schizophrenie ;-)
@ Voodoo | 20. Juni 2014 – 9:03
„Wir haben uns weit von J.C. Statement entfernt, der uns erläutert hat, warum die Truppe diesen Wahlspruch gewählt hatte. Interessant wäre doch, einmal zu hinterfragen, ob sie überhaupt wussten, woher er stammte und wie er einst verwendet wurde. Wenn ja, wäre die Diskussion hier zielführend – wenn nein, müsste man sich mal Gedanken darüber machen, warum sich junge Kerle um Treue etc. sorgen und ihre “Gefühle” in solche Botschaften packen.“
Danke, dass Sie die Diskussion zum Kernpunkt zurückbringen. Ich habe leider noch nicht das Buch von Johannes Clair gelesen, ich habe aber ihn schon mehrmals in den Medien wahrgenommen – ein positiver Botschafter, nicht nur für die Bundeswehr, sondern dankernswerterweise auch für die „neuen Veteranen“.
Ihm und seinen Kameraden lag und liegt es sicherlich fern, an Wehrmachtraditionen anzuknüpfen. Sie meinten sicherlich mit „Treue um Treue“ nicht die Hitler’sche Gefolgschaftstreue und den unbedingten Gehorsam bis in den Untergang, der aus der NS-Zeit in diesem Spruch liegt.
Sie meinten die Treue unter Kameraden im Gefecht, das Füreinandereinstehen, also das, was die Kameradschaft im Kern ausmacht. J.C. vermutete im ersten Kommentar hier ja auch, dass sich der Spruch auf die Befreiungskriege zurückführen läßt, also traditionskonform ist. Das war wahrscheinlich ein Freud’scher Fehler Richtung das Körner’sche „Ich hatt‘ einen Kameraden, einen besseren findst Du nicht“.
Das Foto zeigt ja auch die Spontanität dieser improvisierten Gedenkstätte. Die Trauer musste raus, da beantragt man nicht erstmal ein Gutachten beim Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften, bevor man „in Treu und Glauben“ einen Spruch nutzt. Wäre es den Jungs bewußt gewesen, dass dieser Spruch unter dem Gesichtspunkt der „NS-Nibelungentreue“ auch in der rechtsradikalen Szene in seiner anderen Bedeutung genutzt wird, hätten Sie sicherlich einen anderen Spruch gewählt, der ebenso gut, nein besser die Treue zum Kameraden ausdrückt.
@ klabautermann | 20. Juni 2014 – 10:05
– „Da die Übergänge von dem einen in den anderen Zustand spontan erfolgen können, ist es notwendig, dass der “Staatsbürger in Uniform” – auch wenn er sich sozio-physikaisch im Aggregatszustand “Frieden” befindet – mental zu jeder Zeit die gruppendynamischen Gesetzmäßigkeiten des “Krieges” beherrschen und praktizieren muß. Das klingt für mich nach organisierter Schizophrenie.“
Tja, dass der „Staatsbürger in Uniform“ gebacken kriegt, haben wir ja durch den Afghanistan-Einsatz gesehen und zeigt, dass das Konzept der Inneren Führung auch heute noch zeitgemäß ist, obwohl auch in den letzten 20 Jahren Auslandseinsatz die Traditionalisten immer wieder zum Angriff geblasen haben.
Ich will damit aber nicht die „Innere Führung auf den Sockel der unangreifbaren Heiligkeit heben. Es ist wichtig, das eigene Selbstverständnis einschließlich des Traditionsverstaändnisses in einer sich veränderten Gesellschaft zu hinterfragen. Aber dafür bietet die Innere Führung auch die nötigen Instrumente.
Die Gesellschaft hat da mehr Probleme mit Schiziphrenie gehabt, Stichwort Brunnenbohren und „kriegsähnliche Zustände“.
JoHoMe | 19. Juni 2014 – 22:25
Ihr verletzender Ton ( „Quatsch“, Verschwörungstheorie, Vulgärkonstruktivismus) ist nicht akzeptabel. Sie diskreditieren sich damit nur und sollten das lassen.
Gleichwohl ein paar Gedanken zu dem von Ihnen aufgeworfenen Thema Innere Führung. Die Innere Führung bedarf dringend einer grundlegenden Überarbeitung. Die seit dem Weißbuch 2006 immer wieder mantraartig vorgetragene Behauptung, dass sich die Innere Führung auch unter Einsatzbedingungen „bewähre“, ist nicht mehr ernst zu nehmen.
Dazu muss man sich nur einmal die zurückliegenden Jahrbücher Innere Führung ansehen. Von ja nun wirklich „unverdächtigen“ Herausgebern( Hartmann, von Rosen, Walther) publiziert, findet sich dort das ganze Spektrum der aktuellen Debatte um die Innere Führung.
Zwei Beispiele:
Unter dem Titel, „Innere Führung im Einsatz? Oder wie es um die Behauptung der Bewährtheit der Inneren Führung steht“, sagt Dr. habil. Hellmann/TU Berlin:
„Denn in der ZDv 10/1 fehlt jedes Bewußtsein, jede ernsthafte Auseinandersetzung mit der Einsatzrealität, speziell der Gefechtssituation. Und weiter sagt er: „Eine Vorschrift, die sich derart ignorant zeigt gegenüber dem, was Einsatzrealität ist…darf sich nicht wundern, wenn sie im Einsatz keinerlei Beachtung erfährt.“
Oder zwei andere sicherlich interessante Kameraden: Oberstleutnant i.G. Walther/BMVg und der Kommandeur des Sanitätslehrregimentes Oberfeldarzt Dr. med. Rolf von Uslar. Sie stellen fest:
„Offizielle Dokumente wie die ZDv 10/1, …pflegen hingegen die traditionelle Semantik der Kampf-Abstinenz. Dabei wird darauf verwiesen, dass das Selbstverständnis von Soldatinnen und Soldaten „nicht von Auslandseinsätzen, sondern vom Grundgesetz her“ geprägt werden solle. Daher sei es ohne Bedeutung, dass die Begriffe „Kampf“ und „Gefecht“ nicht in den Grundsatzdokumenten vorkämen. Hier werden – in geübter Manier – Ebenen vermengt. Die Fundierung des soldatischen Dienstes auf das Grundgesetz ist ein Aspekt der abstrakten, militär-politischen Ebene. Hingegen ist der Kampf für das Individuum konkrete taktische Realität. Somit ist es wenig hilfreich, im zentralen Konzept der Bundeswehr, welches das Selbstverständnis des Soldaten definiert, vermittelt und jenen damit motivieren will, die Auseinandersetzung mit der (Zwischenzeitlichen) Normalität des Soldatenberufs zu scheuen und ausschließlich auf abstrakte Werte der FDGO zu verweisen.“
Insgesamt zeigt sich deutlich, dass die militär-politische Führung die Themen Traditionserlass und Innere Führung weiter deckeln will. Wenn die Autoren hier feststellen, dass – „in geübter Manier“ – auf die abstrakte Ebene ausgewichen wird, um auf der Einsatzebene nicht konkret werden zu müssen, dann zeigt dies deutlich, dass man dieses „Fass“ nicht aufmachen will. Ebenso wie das „Fass“ Traditionserlass, der ja schon zu Wörners Zeiten überarbeitet werden sollte. Aber aufgrund der Kießling-Affäre fehlte ihm dann die politische Kraft. Und seither sind die Akteure nicht „kräftiger“ geworden.
@JoHoMe
Schon klar, die Innere Führung kann aber gesellschaftspolitische Fehlleistungen der Politischen Führung Deutschlands an der Schnittstelle „Staatsbürger-in-Uniform-im-bewaffneten-Einsatz“ nur sehr schwer und allenfalls zeitverzögert korrigieren, da stößt sie an ihre Grenzen. Das scheint mir ein systemisches Problem zu sein und kein „Versagen“ oder „Versäumnis“ der obersten militärischen Führung der BW.
Allein die Ministerwechsel mit den jeweiligen Ergänzung (oder Ersatz ?) des „Vom-Einsatz-her-denken“ durch TdM’s „W.d.D. und nun durch UvdL’s „a.a.a.“ ist doch zeitnah gar nicht mehr einsortierbar durch die MilFü im Rahmen der Inneren Führung.
Innere Führung ist und bleibt Führung und die findet in Streitkräften top-down statt auch bei organisationsweiter Anwendung der Auftragstaktik. InFü ist keine selbstregulierendes Führungssystem für die gesellschaftliche Teilmenge Streitkräfte.
Da muß dann eben auch mal die InFü insgesamt auf den Prüfstand stellen und ggfls. anpassen, einschließlich einer Standardisierung der Auftragstaktik TSK-übergreifend.
Vielleicht ist dieser Zeitpunkt ja nun erreicht ?
@Politikverdruss
na, wir kommen ja doch noch auf einen Nenner ;-)
@ klabautermann | 20. Juni 2014 – 11:41
D’accord. Zwei Idioten, ein Gedanke ;-)
Das werden wir in diesem Kommentarstrang nicht schaffen. Denn da fehlt eine Voraussetzung:
„Das erste Geschäft einer jeden Theorie ist das Aufräumen der durcheinander geworfenen und ineinander verworrenen Begriffe und Vorstellungen, und erst, wenn man sich über Namen und Begriffe verständigt hat, darf man hoffen, in der Betrachtung der Dinge mit Klarheit und Leichtigkeit vorzuschreiten.“ Clausewitz
Und damit meine ich nicht uns beide ;-)
@ Politikverdruss | 20. Juni 2014 – 11:37
– „Ihr verletzender Ton ( „Quatsch“, Verschwörungstheorie, Vulgärkonstruktivismus) ist nicht akzeptabel. Sie diskreditieren sich damit nur und sollten das lassen.“
Der Duden sagt zu Quatsch:
a.(salopp abwertend) (Ungeduld oder Ärger hervorrufende) als dumm, ungereimt angesehene Äußerung[en]
b.(salopp abwertend) als falsch, unüberlegt, unklug angesehene Handlung, Verhaltensweise; Torheit
c.(salopp) harmloser Unfug; Alberei, Jux
d.(salopp abwertend) etwas, was als wertlos, überflüssig, läppisch, lästig angesehen wird
Sie haben recht: Ich hätte auch einfach statt „Quatsch“ „Falsch“ schreiben können bei einem so mit Fehlern bestückten Text und die Wertung den Mitlesenden überlassen können.
Verschwörungstheorie und Vulgärkonstruktivismus hatte ich eigentlich nur zur allgemeinen Selbstreflexion eingestellt eingestellt und nicht direkt an Sie addressiert. Die Begriffe haben Sie sich selbst angezogen.
Ich gebe allerdings zu:
„Der Listige läßt denjenigen, welchen er betrügen will, die Irrtümer des Verstandes selbst begehen … „- Clausewitz
Für den Rest Ihrer Replik nehme ich mir mehr Zeit, weil sie es verdient. Da ist argumentativ ausgesprochen Substanz drin.
@ Politikverdruss | 20. Juni 2014 – 11:37
„Offizielle Dokumente wie die ZDv 10/1, …pflegen hingegen die traditionelle Semantik der Kampf-Abstinenz.“
Ok. Das mit Substanz vergessen wir mal wieder.
Ich zitiere die A-2600/1 Gestaltungsfelder der Inneren Führung (ehemals ZDv 10/1):
„105. (…) Ihr militärischer Dienst (i.e. Staatsbürger in Uniform, JoHoMe) schließt den Einsatz der eigenen Gesundheit und des eigenen Lebens mit ein und verlangt in letzter Konsequenz, im Kampf auch zu töten. (..)
205. Nach dem Zweiten Weltkrieg beschäftigten sich viele Staaten bereits unter den Vorzeichen des Kalten Krieges mit Fragen des Inneren Gefüges und der Kampfmotivation moderner Streitkräfte. In Deutschland wurde dieses Thema bei einer Tagung in dem Eifelkloster Himmerod im Oktober 1950 besprochen. In der sogenannten „Himmeroder Denkschrift“ wurden diese Überlegungen für einen Beitrag der Bundesrepublik Deutschland zur westeuropäischen Verteidigung niedergelegt. (…)
505. Der militärische Dienst, insbesondere in Führungsverwendungen, stellt hohe Anforderungen an die Persönlichkeit. Soldatinnen und Soldaten finden in den Grundsätzen der Inneren Führung Sicherheit für ihr Handeln. Denn der militärische Auftrag erfordert in letzter Konsequenz, im Kampf zu töten und dabei das eigene Leben und das Leben von Kameraden einzusetzen.
In der Anlage Traditionserlass:
8. Die Bundeswehr dient dem Frieden. Der Auftrag der Streitkräfte, den Frieden in Freiheit zu sichern, fordert Bereitschaft und Fähigkeit, für die Bewahrung des Friedens treu zu dienen und im Verteidigungsfall für seine Wiederherstellung tapfer zu kämpfen. (…)
13. Traditionsbewusstsein und Traditionspflege sollen dazu beitragen, die ethischen Grundlagen des soldatischen Dienstes in der heutigen Zeit zu verdeutlichen. Sie sollen dem Soldaten bei der Bewältigung seiner Aufgabe helfen, durch Bereitschaft und Fähigkeit zum Kampf seinen Beitrag zur Sicherung des Friedens zu leisten und die damit verbundenen Belastungen zu tragen.
17. In der Traditionspflege der Bundeswehr soll auf folgende Einstellungen und Verhaltensweisen
besonderer Wert gelegt werden:
(…)
− gewissenhafter Gehorsam und treue Pflichterfüllung im Alltag, Kameradschaft, Entschlussfreude, Wille zum Kampf, wenn es der Verteidigungsauftrag erfordert.
(..)“
Ich lese sechsmal Kampf; Abstinenz stelle ich mir anders vor.
Vielleicht sollten Sie die Innere Führung-Vorschrift villeicht doch mal lesen, anstatt drei Gewährsleute zu zitieren, die sie auch nicht gelesen oder verstanden haben. Nix für ungut ;-)
@politikverdruss
was fehlt denn? ( Die Frage habe ich hier in diesem Blog schon mal gestellt und keine Antwort bekommen)
Diesseits von Sui generis, Athener vs Spartaner und ganz gefaehrlich: Drinnis und Draussis… (was ist eigentlich ein Drinni ….? )
und fuer wieviele ist das relevant ( neben denen, die mit den aktuellen Formulierungen ganz gut zurecht kommen)?
Zu JoHoMe | 20. Juni 2014 – 13:00
@ Politikverdruss | 20. Juni 2014 – 11:37
Sorry, ich vergaß das obligatorische Clausewitz-Zitat:
„Die Einwirkung theoretischer Wahrheiten auf das praktische Leben geschieht immer mehr durch die Kritik, als durch Lehre.“