DroneWatch: Sammlung für Bundestagsanhörung 30. Juni
Am kommenden Montag, dem 30. Juni, werden in öffentlicher Sitzung des Verteidigungsausschusses des Bundestages mehrere Fachleute Stellung nehmen zu dem Thema Völker-, verfassungsrechtliche sowie ethische und sicherheitspolitische Fragen im Zusammenhang mit unbemannten Luftfahrzeugen, die über Aufklärung hinaus auch weitere Kampffähigkeiten haben – umgangssprachlich: Soll die Bundeswehr Kampfdrohnen beschaffen?
Die Liste der Sachverständigen gibt es hier und hier, und in diesen Tagen veröffentlicht der Bundestag schon mal vorab die schriftlichen Stellungnahmen. Deshalb lege ich hier mal eine Sammlung dafür an:
Marcel Dickow, Stiftung Wissenschaft und Politik
Niklas Schörnig, Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung
Hellmut Königshaus, Wehrbeauftragter des Bundestages
Weitere Stellungnahmen nach Eingang. Allerdings werden sich wohl nicht alle Eingeladenen vorab schriftlich äußern.
(Das Foto oben zeigt den EuroHawk und damit natürlich keine Kampfdrohne. Aber es ist fast schon zu einem Symbolbild für die Drohnendebatte geworden…)
Nun ja,
Herr Dickow argumentiert sowohl Handlungs- (Reach-back- und Entgrenzungs-Phänomen) als auch Verantwortungs-ethisch (Autonomes Töten). Eigentlich sehr sachlich, und technisch-taktisch fundiert auf die manned/unmanned Frage fokusiert.
Herr Schörning liest sich für mich eher politisch und weniger ethisch. Viele seiner Argumente sind letztendlich auch zutreffend für alle Arten von Fernwaffen, insbesondere ungelenkte, bzw. selbstlenkende, insofern imho: Thema verfehlt.
Die Argumentation von Dickow kann ich insbesondere bei der Entgrenzungstendenz nicht nachvollziehen.
Wie leider auch von der militärischen Führung wird bereits grundsätzlich reaktiv-taktisch gedacht:
Gewaltanwendung zur (erweiterten) Selbstverteidigung.
Damit kann jedoch maximal der status quo aufrechterhalten werden.
Streitkräfte sollen jedoch durch Gewaltandrohung und -anwendung politische Ziele erreichen (und somit den status quo verändern!). Hier zeigt sich – eben auch bei der Generalität – eine Denke die dem Wesen von Streitkräften widerspricht.
Gewaltanwendung nur zur Selbstverteidigung (und ggf. aufhalten von Fliehenden) ist Polizeisache.
Dies zeigt mir dass die ROE-Debatte am Beispiel ISAF in den Jahren 2007-2009 auch von der SWP nicht in ihrer Qualität verstanden wurde.
Aber auch rein logisch sticht sein Argument nicht.
Es wird zwar richtigerweise festgehalten, dass Gewaltanwendung auch außerhalb von unmittelbarer Selbstverteidigung möglich ist (siehe ROE ISAF 2009), warum diese jedoch zu einer Entgrenzung führen sollen ist mir nicht klar.
Dass durch Gewaltanwendung ein Konflikt auch begrenzt werden kann zeigt ISAF doch gerade auch (attack the network).
Aus praktischer Sicht kann ich den Punkt ebenfalls nicht verstehen, da beispielsweise die USA genau für diese Aufgabe Kiowas in Dauerbereitschaft hatten (siehe versch. Dokumentationen „Bomb Squad“, etc).
Es wird eben nun eine andere Plattform eingesetzt.
Aber wenn man den genannten Kontext bereits ausblendet, dann kommt man eben zu dem bemerkenswerten Schluss (als Think Tank der Bundesregierung!), dass man besser technologisch stehen bleibt und hofft, dass damit alles gut wird.
Sowas hätte ich von der HSFK erwartet.
@Memoria
In gewisser Weise muß ich Ihnen zustimmen. Sein Entgrenzungsargument ist nur verantwortungsethisch stichhaltig. Aus handlungsethischer Sicht allerdings nicht.
Er vergisst auch den Fall ethisch zu betrachten, wenn in seinem Szenario nur eine bewaffnete Drohne zur Vfg gestanden hätte.
Das schöne an Ethik ist, dass sie nur in sich schlüssig sein muß ;-)
Man sollte also das ethische Koordinaten-System nicht wechseln innerhalb einer ethischen Argumentationskette, oder zumindest alle Argumente sowohl aus Verantwortungs- als Handlungs-ehischer Sicht beleuchten.
Quintessenz des SPW Referats “ zurück zum mannhaften faustkampf, steinschleuder führt zur dehumanisierung des konflikts und hat eine systemimmanente entgrenzungsgefahr/ collateral damage“
Wie memoria völlig richtig feststellt hat man offenbar selbst in vermeintlich renommierten deutschen denkfabriken keinerlei Begriff von Natur, Zweck und Sinn militärischer Gewalt.
Merkwürdig auch das man scheinbar eine Äquidistanz zu den Interessen der Konfliktparteien unterstellt. (darf man nicht mehr siegen wollen/ seine interessen gegenüber denen anderer priorisieren? ist das nicht konstitutiv für kriegerische Konflikte?)
passiv reaktives operieren konserviert den konflikt ohne ihn ursächlich zu lösen und verusacht so deutlich mehr Leid und Opfer als ein entschlossen und konsequent geführter militärischer einsatz der den clausewitzen „schwerpunkt“ des feindes sei er personell, materiell oder ideell schnellstmöglich zerschlägt.
Daran muss sich das Material der Truppe orientieren.
Auch die Illusion man könne durch Dekret den technischen Fortschritt aufhalten ist unwissenschaftlich, ahistorisch und so evident falsch das man den ganzen vortrag schon unter dem aspekt nicht ernst nehmen kann.
Dazu kommen dann die drohnenspezifika (hohe stehzeit=bessere zieldiskrimination, kleinere payload=weniger kollateralschaden, schichtfähig=bessere konzertration der piloten, usw. usw.)
Garniert wird das ganze mit der typisch deutschen Unfähigkeit den amerikanischen modus operandi von den hierzulande angedachten einsatzszenarien abzugrenzen.
(auch PKW werden nicht wegen der Möglichkeit von geisterfahren verboten)
was da abgeliefert wurde ist m.E. keine wissenschaftliche Analyse sondern ein gefälligkeitsgutachten um den a priori feststehenden politischen Handlungsunwillen „wissenschaftlich“ zu untermauern.
Es kann nicht sein was…….
Den Fortschritt aufzuhalten, hat noch nie funktioniert…
„In Europa wurde die Verwendung von Bögen und Armbrusten in Kämpfen zwischen Christen durch das Zweite Lateranische Konzil 1139 verboten, da sie wegen ihrer Reichweite und ihrer Durchschlagskraft gegen Rüstungen als unritterlich galten. Der Einsatz gegen Heiden, insbesondere gegen arabisch/islamische Gegner, blieb jedoch erlaubt. Diese moralische Ächtung war jedoch in der Kriegspraxis nicht durchsetzbar. Ironie des Schicksals: Ausgerechnet ein bekannter Förderer der Armbrust, Richard Löwenherz, kam 1199 durch einen Armbrustbolzen zu Tode.“
(http://de.wikipedia.org/wiki/Armbrust)
Edit: Wie zitiert man hier nochmal??
Es tut mir ja leid, aber wenn hier jemand das „Thema verfehlt“ hat, dann beide. Oder beide nicht.
Warum?
Weil es einerseits konkret um die Frage geht, ob die Bundeswehr weiterhin über heute verfügbare ferngelenkte Flugzeuge (mit ihren Stärken und Schwächen) und wenn ja, dann auch über eine Bewaffnungsoption verfügen soll.
Wer davon ausgeht, dass künftige Engagements mit eher wenigen Soldaten in eher unzugänglichen Gebieten erfolgen könnten, MUSS gucken und SOLLTE wo notwendig auch schießen können (ob zum Schutz oder zur Wirkung).
Die Detailfragen wann, wo, auf wen geguckt oder fallweise auch geschossen wird, regelt ja ganz konkret für den Einsatz ein Bundestagsmandat und zugehörige RoEs. Wer vor diesem Hintergrund den Begriff „Entgrenzung“ auch nur entfernt am Horizont glaubt erkennen zu können, lebt in seiner eigenen – aber nicht der bundesrepublikanischen – Wirklichkeit. Vielleicht hat er einfach zu viele amerikanische Filme gesehen …
So weit, so „unspannend“ – daher reden ja beide Skribenten über die „großen Linien“ (Rutschbahn, Entgrenzung, Autonomie – und verfehlen das eigentliche Thema).
Will man jedoch wirklich über „Entgrenzung“ und „Killerroboter“ (also mit Blick auf einen stagnierenden Verteidigungshaushalt und die technologische Entwicklung über einen bundesrepublikanischen Zeithorizont im 2. Drittel dieses Jahrhunderts) sprechen, ist für mich die Empfehlung „wehret den Anfängen“ mit den beiden Begründungen a) „da kommt man in nix rein“ und b) „dann können wir glaubwürdig rüstungskontrollieren“ leider nicht tragfähig abgeleitet.
Denn Argument a) variiert letztlich nur die politisch vielleicht bequeme, aber für die Bewältigung der Zukunft unzureichende Hoffnung, wenn man nichts beitragen könne, werde man dann hoffentlich endlich auch nicht mehr gefragt.
Und Argument b) bleibt seinerseits den Nachweis schuldig, nur eigener präventiver Verzicht schon auf heute weit verbreitete Technologie erlaube wirksame Rüstungskontrolle zukünftiger Technologie. Und wirksame Abrüstung hieße ja, dass alle Partner auch was zum Abrüsten hätten ;-)
@ padawan
Wenn ich schon wieder „vorbild“ höre….
Deutschland propagiert ja seit westerwelle bspw. eine unilaterale Beseitigung der nuklearen teilhabe/gefechtsfeldbewaffnung.
Begründung: man müsse vorbild für andere sein. wenn wir erstmal abrüsten zieht russland nach. ganz bestimmt….
Deuschland ist mittlerweile tatsächlich globales sicherheitspolitisches Vorbild, allerdings als Kontraindikator.
@wacaffe
Das nennt man den Cargo-Kult-Effekt-
Im Kern des Cargo-Kultes steckt der Glaube, dass die Funktion der Form, bzw. dem Bild folgt. Wenn man nicht weiß, wie und warum etwas funktioniert und wie man es aus eigener Kraft/Wissen kreieren und besitzen kann, dann schaffe ich ein Bild und glaube fest daran, dass das Bild zur Realität wird. Unsere zunehmend sozio-technisch komplexe Welt bringt unsere Häuptlinge also zu den gleichen Refelexen wie die primitiven Häuptlinge: sie wenden sich an ihren Schamanen und sagen ihm: zeichne mal ein Bild ! Diese modernen Shamanen nennt man think-tanks oder consulting agency und so.
Heutzutage nennen wir diese Bilder narrative oder hashtag oder key-note-speech oder Regierungserklärung oder ILA etc….natürlich haben wir ganz andere Bildermalwerkzeuge als die Primitiven.
Das Dumme nur ist:
1. nicht alle Untertanen glauben wirklich an diesen modernen Cargo-Kult und das trotz smart media ! Die educated Untertanen machen mit und profitieren davon oder gründen ihre eigene Sub-Kultur. Die un-educated machen mit oder schließen sich einer der vielen Sub-Kulturen an, manchmal auch bei einem anderen Stamm.
2. Dann gibt aber nicht nur moderne un-/educated Primitive, sondern auch moderne Barbaren, denen der moderne Cargo-Kult a.A. vorbei geht, denn sie haben einen völlig anderen Glauben. Die wollen auch nicht wissen warum und wie etwas funktioniert, die brennen einfach die Biblothek nieder und klauen die Sachen, die sie haben wollen, um sie zu besitzen, zu benutzen etc.Und wer sich ihnen in den Weg stellt, der wird ‚beseitigt‘ oder verjagt.
Da steht man dann als moderner Oberhäuptling mit dem moderen Kargo-Kult als Strategie ganz schön blöd da ;-)
@ klabautermann
wahrscheinlich sind ihre barbaren sogar noch diejenigen die dem kritischen rationalismus am meisten verhaftet sind.
Falsifizierung des Cargo-Kults durch praktisches Handeln.
oder:
ISIS als Verfechter der szientistischen Methode gegen den Aberglauben (VdL,SWP und co.)
;)
@wacaffe
Ich sehe, Sie haben mich verstanden ;-)
Sehr schöner Faden hier, rasch mal ausdrucken und am 30. Juni vorlesen lassen. Mal sehen ob und wer sich das traut. Und ob er das politisch überlebt…
Wie sind denn unsere europäischen Verbündeten dieser „Entgrenzung“ und „Killerroboter“ Debatte entkommen? Dass müßte ja in Frankreich Italien und Holland (GB lass ich mal raus) ähnliche Diskusionen gegeben haben. Warum ist für sie, die Beschaffung solcher Systeme ein logisch sinvoller und dem Volke gegenüber überzeugender und schlüssig begründbarer Schritt wärenddessen hier der Untergang des Abendlandes geprädigt wird? Sind wir hier im Hinterkopf wieder bei den Verweiß auf den 2WK samt Holokaust als Begründung sich aus allem was millitärisch Sinn macht und das leben der Soldaten schützt Rauszuhalten?
Die Empörungsmaschinerie für nächste Woche läuft an:
http://www.tagesschau.de/inland/drohnen-100.html
Das hatten wir doch schon alles?
http://augengeradeaus.net/2013/12/dronewatch-erst-mal-lesen-2014-sollen-unbewaffnete-drohnen-bestellt-werden/#more-13851
Hier die Antworten der BReg (ab Nr. 17 zur Bewaffnung):
http://www.andrej-hunko.de/start/download/doc_download/468-uebungen-mit-drohnen-der-bundeswehr-der-us-armee-und-der-nato
Konzeptionell gefordert ist eine Bewaffnung eines MALE seit mehr als 5 Jahren. Nachdem sich General Schneiderhan erst dagegen gewehrt hatte…
Auch interessant darin das Drama um AGS.
@T.W.:
Aber offenbar kann man diese Sau quartalsweise durchs Dorf treiben.
Unsere politischen und medialen Eliten eben.
@Memoria
Obwohl das gerade bei diesem Kollegen nicht zutrifft.
Do U want a Pizza or an IED ?
https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=5l22FmvEysA
@T.W.:
Richtig, er ist zweifellos ein erfahrener Journalist, aber der Unterton der Berichterstattung blendet die jahrelang bekannten Fakten aus und gibt weitgehend unreflektiert die Antwort der Bundesregierung und die Meinung der LINKEN wider.
Bewaffnete Drohnen sind eben die Atomkraft unserer Zeit:
Ein Aufregerthema. Aber eines der letzten.
Neuland, Neuland, wohin man blickt ;-)
und dann noch die 3D-Drucker !
@wacaffe, 14:50h
„Deuschland ist mittlerweile tatsächlich globales sicherheitspolitisches Vorbild, allerdings als Kontraindikator.“
Ein globales Sicherheitsrisiko?
Na ja, vielleicht nicht global, dafür aber oft ein Totalausfall.
Was sagt eigentlich der Bedarfsträger und potentielle Nutzer – die Bw – dazu? Gibt es da auch eine Meinung / einen Konsens, zumindest auf Ebene der TSK (Inspekteure)?
Fähigkeitslücke? Schließen – wie? Bis wann? Lastenheft?
Die „pazifistischen“ Eliten stehen doch auf dem Schlauch. Massen-Demo gegen Drohnen ? Wo ?
Anti-Drohnen-Bewegung ? Wo ?
Lächerliches Bauerntheater
@Thomas Melber, Stuttgart :
Das Thema ist seit 5 Jahren auch formal durch.
Entsprechende haushaltsbegründende (!) Dokumente liegen längst vor. Also nicht – wie auch von Herrn Thiels suggeriert – Einzelmeinungen des einen oder anderen Inspekteurs.
Diese Festlegungen stammen noch aus der letzten Großen Koalition. Aber man kann halt auch jetzt nochmal daraus nen Popanz veranstalten.
@Thomas Melber, Stuttgart:
Nachtrag: Nach der ursprünglichen Planung sollte die Fähigkeitslücke ab 2016 geschlossen werden.
Aber wen interessieren schon noch die Realität in der Welt und die eigene Planung?
@T.W.:
Zur Veranschaulichung der recht merkwürdigen Berichterstattung bei tagesschau.de (weiterhin die Startmeldung):
„Während der deutsche Luftwaffenchef, General Karl Müllner, sich schon seit geraumer Zeit überdeutlich für den Kauf unbemannter, ferngesteuerter Flugzeuge ausspricht und die vermeintliche militärische Notwendigkeit unterstreicht, hat sich seine Chefin bisher sehr mit einer Festlegung zurückgehalten.“
Besonders interessant aus meiner Sicht folgender Ausschnitt:
„vermeintliche militärische Notwendigkeit“
Der Duden definiert „vermeintlich“ als:
„(irrtümlich, fälschlich) vermutet, angenommen; scheinbar“
Das ist dann schon eine recht steile Behauptung (!) – eine subjektive Einordnung in einer angeblich objektiven Berichterstattung.
Aber mir geht es hier gar nicht um Medienkritik.
Die Positionen der Sachverständigen sind da weitaus spannender und wichtiger.
@memoria: Das absurde ist ja, dass Herr Thiels selbst die Notwendigkeit bewaffneter Drohnen bejaht. Wenn es aber darum geht, eine Ministerin mit Fallhöhe (Perspektive BKAmt) zu treffen, formuliert man so. Wenn man Frau vdL einen Vorwurf machen möchte, dann den, dass sie sich bisher auf Grundlage des Koalitionsvertrages hinter der Legislative versteckt. Das Haus (Sts, GI und bis vor 2 Jahren Inspekteure) sprechen sich seit 2007 in allen Papieren für eine bewaffenbare Drohne aus und haben das auch immer gegenüber der Legislative kommuniziert. Aber es gibt halt in der Koalition Kräfte, die vdL nicht das Schwarze unter dem Fingernagel gönnen. Elterngeld, Quote und Erpressung Kanzlerin zum Nachteil TdM, Vereinbarkeit Familie und Dienst haben offene Rechnungen hinterlassen. Manche Karriereplanung in der AGV der CDU/CSU in der ersten und der zweiten Reihe ist nicht aufgegangen. Da wird dann schon einmal eine Kleine Anfrage der Linken benutzt, um sich zu revanchieren wider der eigenen Überzeugung.
Alleine die BW Debatte ob man sich solches, zukünftig in einer modernen Armee nicht verzichtbares, Gerät anschaffen soll oder nicht, resultiert aus einer absolut lächerlichen und vollkommen verdrehten Ideologie. Pseudopazifismus und Mitläufertum mit Hilfe von politischen Gefälligkeitsgutachten, um dem ganzen das Deckmäntelchen überlegener Moral zu geben, auf dem Rücken der Partner.
Aber wo bleibt die militärische Verpflichtung gegenüber den anderen westlichen Nationen, die sich auf den Beitrag von Deutschland als der ökonomisch wichtigsten europäischen Nation verlassen?
Als ob die BW in den letzten Jahren nicht schon bereits ausreichend Federn gelassen hätte. Wer schützt letztendlich Deutschland? Wer schützt die all die „Pazifisten“ und „Moralisten“ die sich nicht nur selbst nicht die Hände dreckig machen wollen, sondern dies nun mittlerweile politisch auch potentiell Willigen verbieten, im Ernstfall?
Natürlich wieder einmal die von vielen verschmähte USA, das Schwert des Westens, um es einmal prosaisch auszudrücken. Das ist wirklich erbärmlich.
hierzu ein hervorragender Welt-Artikel von Broder
[Ich wiederhole mich gerne: Links zu deutschen Verlagswebseiten finden hier in der Regel nicht statt. Mal ganz davon abgesehen, dass es in den vergangenen Tagen hier die Tendenz gibt, mal gerne ne gesamtgesellschaftliche Debatte zu führen, die einfach den Rahmen dieses Blogs sprengt. T.W.]
Man muss Padawan zustimmen – Thema (gleich zweimal) verfehlt!
Die Anhörung der „Sachverständigen“ soll heißen:
„Völker-, verfassungsrechtliche sowie ethische und sicherheitspolitische Fragen im Zusammenhang mit unbemannten Luftfahrzeugen, die über Aufklärung hinaus auch weitere Kampffähigkeiten haben“ ?
Warum gehen die Stellungnahmen der beiden „Wissenschaftler“ nicht auf diese Fragestellung ein?
Keine Ausführungen zu Völker- oder Verfassungsrecht. – Stattdessen werden in diesen Pamphleten, typisch „Friedensforscher“, erneut undifferenzierte Meinungen propagiert.
Zusätzlich fabulieren beide Autoren über zukünftig, vermeintlich unausweichliche Szenarien („Autonome Killerroboter“), ohne diese auch nur ansatzweise belegen zu können.
@Memoria, klabautermann , wacaffe
Die SWP hat auch gute Leute –
Ich verstehe auch nicht warum von der SWP nicht Diejenigen gehört werden, die nachweislich Sachverstand zur Fragestellung (Herr Rudolf und Herr Schaller: http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/swp-studien-de/swp-studien-detail/article/targeted_killing.html) haben.
@RauscheBART
oder Oberst a.D. Wolfgang Richter?
http://www.swp-berlin.org/de/publikationen/swp-aktuell-de/swp-aktuell-detail/article/kampfdrohnen_voelkerrecht_und_militaerischer_nutzen.html
In der SWP gibt es dazu keine „einheitliche Linie“.
@RauscheBART
vielleicht weil das von Ihnen verlinkte Papier sich nur mit der Problematik des US targeted killing per Drohne befasst ?
Den Experten ist ja freigestelt aus welcher Perspektive sie schwerpunktmäßig die Fragestellung beleuchten.
Wir haben jetzt ein eher „ethisches“ Papier, und ein mehr (sicherheits-)politisches Papier (ja, Abrüstungspolitik ist Teil der SiPo Deutschlands) und nun warten wir mal cool-calm-collected auf weitere Papiere ;-)
@ klabautermann
ich halte keines der beiden papiere für „ethisch“ (sowieso das unwort der letzten dekade), sondern für eine unwissenschaftlich emotionalisierende Gesinnungstraktate die keinerlei bezug zum internationalen Stand der debatte haben.
Konsequenz der SWP Vorschläge ist letztlich den staat gegenüber asymetrisch militärisch operierenden gegnern handlungsunfähig zu machen da das mildeste mittel (also eigentlich auch das ethischste) in form von uav mit kleinstbewaffnung aus diffusen phobien und mühsam kaschierten ressentiments (contra US, contra BRD) abgelehnt wird.
Wie stellen sich denn die Herren ein vorgehen gegen einen kontrahenten a la isis vor?
Und das ist ja nur die technische seite. Juristisch hat deutschland schon seit langem einen pathologischen hang zur übernahme der jeweils restriktivsten (meist aus dem dunkelroten milieu soufflierten) rechtsauslegung was militärische handlungsoptionen angeht ohne das diese ansicht völkerrechtlich durch mehr gedeckt wäre als die „meinung“ vereinzelter professoren mit politischer Schlagseite.
durch dieses vorgehen hat sich deutschland international in der drohnendebatte schon längst irrelevant gemacht und hat eben keine „vorbildfunktion“ sondern ist eher als latent unzurechnungsfähiger kantonist in SiPo fragen bekannt.
Subtext der gesamten deutschen Sipo debatte ist doch die idealisierung der eigenen hilflosigkeit samt schuldannexion fremdverursachter probleme (irgenwie ist man immer selbst schuld „neokolonialismus, immer noch zu wenig flüchtlinge aufgenommen, „entwicklungshilfe“ gezahlt etc. pp.)
german angst+ technoluddismus tun ihr übriges.
wenn man dann noch meinung nicht vor kritischer analyse trennen kann kommen ergüsse wie die obigen zustande.
Wohl nur in deutschland kann man diesen Prozess als „ethisch“ titulieren.
mir vielen da eher andere begriffe ein.
@J.König
Der Zug ist doch eigentlich abgefahren, denn „Kampfdrohnen“ sind doch (aufgrund der US Praxis) eigentlich strategische Waffen.
Die “ taktischer Schutz“-Argumentation der Lw ist von daher kontraproduzent, weil operativ gar nicht umsetzbar, wie eigentlich jeder Profi weiß. Bei troops-in-contact brauche ich in jeden Fall einen shooter vor Ort, denn der shooter ist nicht der Pilot im Flugzeug oder an der Lenkonsole in Rammstein, sondern der taktische Führer vor Ort. Das gilt auch für den sogenannten erweiterten Schutz, denn die Feuerverteilung im Rahmen eines dynamischen Szenario kann man nicht trennen in „Schutz“ von oben und von unten und der Flanke etc. Bei Joint Fires muß organic fire& fire support in einer Hand bleiben.
ISR-Drohnen wunderbar, aber dann mit Rover-Link zum taktischen on scene commander, und ansonsten mobile Mörser, Artillerie und taktische Kamikaze-Drohnen.
@wacaffe
siehe meinen 15:45 ;-)
@ klabautermann
Und warum dann die Anhörung.
Nur deshalb, weil die Koalitionsvereinbarung dazu abgearbeitet werden muss?
Was wird am Ende rauskommen?
@J.König
genau aus diesem Grund. Hier wird etwas „abgearbeitet“. Ich hab ja weiter oben im Faden von Bauerntheater geschrieben.
Rauskommen? Goar nix wird da konkret rauskommen. Man wird das Thema qualifiziert einbalsamieren und auf Wiedervorlage 2017ff legen ;-)
„Was wird am Ende rauskommen?“
mein chrystal ball sagt folgendes: aviärer dilatorischer formelkompromiss in manufaktur stückzahl mit nur theoretisch vorhandener bewaffnungsoption (nicht-letal) zu stratosphärenpreis.
—————-
@ klabautermann
die taktische ungeeignetheit würde ich nicht so apodiktisch sehen. ein reaper „on station“ wäre am karfreitag schon ganz nützlich gewesen. auch ohne tatktische boden-luft comms. besser als nichts.
endphasen 155er wären natürlich auch ok.
@TW Sie haben recht. die 2. WK Debatte ist ausgequetscht (mein Fehler). Dennoch bleibt (für mich) die Frage stehen mit welchen Argumenten es die anderen Europäischen Partner geschaft haben diese Projekte durchzubringen. Die müssen doch von Ihren „Ihink tanks“ ne Argumentationskette erhalten haben die ihnen sinnvoller und positiver schien als die „Expertenanalysen“ in Deutschland.Gibt es dafür Quellen und eine SACHLICHE Begründung weshalb dort die Dinge vom Parlament durchgewunken werden und hir nicht?
„Mal ganz davon abgesehen, dass es in den vergangenen Tagen hier die Tendenz gibt, mal gerne ne gesamtgesellschaftliche Debatte zu führen, die einfach den Rahmen dieses Blogs sprengt. T.W.]“
Werter Herr Wiegold, meiner Ansicht nach ist das Grundproblem welches die BW derzeit hat, und welches unserer Gesellschaft in Zukunft noch massive Probleme bereiten wird, der Mangel an gesamtgesellschaftlicher Debatte. Ich sehe daher keine mögliche unterlaubte Sprengung des Blogs, aber natürlich werde ich mich künftig an Ihren Wunsch halten.
Leider geht die Frage nach einem sinnvollen, einsatzfähigen und wirtschaftlichen Einsatz von bew RPA in der öffentlichen Debatte (nicht im Blog) unter.
Die ethische Frage ist sollte nicht auf fliegende Plattformen beschränkt werden.
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/autonome-waffen-roboter-sollen-krieg-ethischer-machen-a-977614.html
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/autonome-waffen-roboter-sollen-krieg-ethischer-machen-a-977614.html
die Paste ist aus der Tube….
“
-Ein Roboter darf keinen Menschen verletzen.
-Ein Roboter ist verpflichtet, mit Menschen zusammenzuarbeiten, es sei denn, diese Zusammenarbeit stünde im Widerspruch zum Ersten Gesetz.
-Ein Roboter muss seine eigene Existenz schützen, solange er dadurch nicht in einen Konflikt mit dem Ersten Gesetz gerät.
-Ein Roboter hat die Freiheit zu tun, was er will, es sei denn, er würde dadurch gegen das Erste, Zweite oder Dritte Gesetz verstoßen.“
Ergänze das 1. Gesetz durch „keinen unbewaffneten Menschen“ und die Ethik stimmt wieder.
und dann stelle sich man auch noch das Potential der „non/less-lethal weapons“ vor…….
Will sagen: auch Robot-Ethik kann „bewaffnet“ sein ;-)
Nach einem Bericht der Rheinischen Post („Ursula von der Leyens Wegducken hat bald ein Ende“) wird sich vdL in der kommenden Woche in einer Aktuellen Stunde zu Kampfdrohnen positionieren. Wobei man auch da ja auch undeutlich genug bleiben kann…
http://www.ethikundmilitaer.de/fileadmin/Journale/2014-06/Gesamtausgabe_2014_1_Anonymes_Toeten_durch_neue_Technologien_Der_Soldat_zwischen_Gewissen_und_Maschine.pdf
@ Memoria
VdL wird „schön“ alle relevanten Entscheidungen und Konsequenzen bis in die nächste LP verschieben. Dann hat Sie sich um das Thema „gekümmert“ und in einen netten Wattebausch verpackt. Mission accomplished!
anbei der Link zur kürzlichen Stellungnahme von Christoph Marischka (IMI):
http://www.bundestag.de/blob/285302/095cb19ac0780fbdd17a0b61a1b7f144/stellungnahme_christoph-marischka-data.pdf
[Danke, füge ich oben ein. T.W.]
und nun noch die Stellungnahme des Wehrbeauftragten:
http://www.bundestag.de/blob/285372/affacbe545aab5ffe2989b62ee0d16d1/stellungnahme_wehrbeauftragter-data.pdf
Dem BMVg ist mal wieder ganz besonders an einer „gesellschaftlichen Debatte“ gelegen – daher ist ausgerechnet die Stellungnahme von GenLt Fritz nicht veröffentlicht.
Ich verstehe ja schon nicht, warum diese Aufgabe nicht der GI übernimmt.