Der ‚Tiger‘ beendet den Afghanistan-Einsatz (neu: Bundeswehr-Nachtrag)

TigerFlyout_klein

Nach gut eineinhalb Jahren am Hindukusch ist der Einsatz der deutschen Tiger-Kampfhubschrauber in Afghanistan beendet. Im Camp Marmal in Masar-i-Scharif fand am (heutigen) Montagnachmittag der Appell statt, mit dem die Helikopter offiziell verabschiedet werden; für den Abend war eine Tiger Fly Out Party geplant (s. Foto oben).

Die vier Kampfhubschrauber waren Ende 2012 nach Afghanistan verlegt worden und hatten im Dezember jenen Jahres ihre ersten Probeflüge absolviert, einsatzbereit waren sie seit Februar 2013. Noch habe ich keine Statistik dieses Einsatzes; neben den Flügen und Flugstunden insgesamt ist ja insbesondere die Frage interessant, wie oft der Tiger scharf geschossen hat. Nach meiner Erinnerung war der bislang einzige bekannt gewordene scharfe Einsatz am 4. Mai 2013 bei dem Gefecht, in dem ein KSK-Soldat gefallen war.

Nachtrag: Die Bundeswehr hat jetzt was zum Ende des Tiger-Einsatzes veröffentlicht, inklusive einer kleinen Statistik:

Während der vergangenen fast anderthalb Jahre, konnte sich der Tiger in verschiedenen Rollen im Einsatz bewähren. Sei es als bewaffnete Unterstützung aus der Luft für Bodentruppen, bei Operationen zur Sicherung und Räumung von Straßen, beim luftgestützten Einsatz von afghanischen Sicherheitskräften oder im Rahmen der humanitären Hilfe nach Überschwemmungen.
Bei seinen etwa 260 Einsatzflügen und annähernd 1.860 Flugstunden kam er ohne die Abgabe eines scharfen Schusses im Gefecht aus. Allein die Präsenz dieses Waffensystems genügte, um in Gefahrensituationen zu bestehen.

Nun bin ich, wie oben schon erwähnt, etwas irritiert angesichts der Aussage kam er ohne die Abgabe eines scharfen Schusses im Gefecht aus. Im Zusammenhang mit dem Zwischenfall am 4. Mai 2013 hatte der Kollege Marco Seliger in der FAZ* berichtet:

Die afghanischen Polizisten sollen daraufhin in einer „unkoordinierten Rückzugsbewegung mit Schussabgabe“ teilweise bis zu 700 Meter weit geflüchtet sein, während die KSK-Soldaten das Feuer erwiderten und Luftunterstützung anforderten. Kurz darauf trafen zwei deutsche Tiger-Kampfhubschrauber sowie zwei amerikanische Erdkampfflugzeuge vom Typ A-10 Thunderbolt II in dem Gebiet ein. Die Piloten der Thunderbolt bombardierten die Stelle, an der die Angreifer vermutet wurden. (…)
Abermals löste sich die afghanische Polizeieinheit fluchtartig auf, die noch kampffähigen KSK-Soldaten nahmen, mit Gewehren und Maschinengewehren bewaffnet, das Gefecht auf. Es soll knapp zwei Stunden gedauert haben, in denen sich die afghanischen „Kameraden“ in sicherem Abstand vom Geschehen aufhielten und der gefallene und der verwundete deutsche Soldat nicht abtransportiert werden konnten. Aus der Luft hätten Tiger und Thunderbolt mehrfach mit ihren Bordkanonen eingegriffen, heißt es.

Diese Darstellung ist zwar nie bestätigt, aber meines Wissens auch nie dementiert worden. Insofern bleibt aus meiner Sicht die Frage offen: Hat der Tiger tatsächlich nie im Gefecht geschossen – oder doch an jenem 4. Mai?

(*Deutsche Verlagswebseiten werden hier in der Regel nicht verlinkt. In diesem Fall hatte ich wg. der Bedeutung der Geschichte bereits im vergangenen Jahr eine Ausnahme gemacht; inzwischen ist der Bericht älter als ein Jahr und fiele damit ohnehin nicht mehr unter das Leistungsschutzrecht.)

(Foto: Plakat für die Fly Out Party – vielen Dank an einen Leser)