DroneWatch: Die von-der-Leyen-Klatsche in 52 Sekunden
Seit Amtsantritt hat Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen deutlich gemacht, dass sie ein, nun, distanziertes Verhältnis zu Waffensystemen wie auch zur Rüstungsindustrie pflegt. Erst recht, wenn es um umstrittene Systeme wie Drohnen oder gar Kampfdrohnen unbemannte und gar noch bewaffnete Flugsysteme geht, aktueller offizieller Begriff ferngesteuerte Flugzeuge (Remotely Piloted Aircraft, RPA) – schon bei ihrem ersten Truppenbesuch in Afghanistan vergangenes Jahr machte sie um die Heron-Drohne dort einen Bogen. Am (heutigen) Montag hat die Ministerin die Industrie klar und knapp abgewatscht. In 52 Sekunden:
Es hat ja heute Presseberichte gegeben über ein angebliches Gespräch am letzten Donnerstag, wo mir die Industrie angeblich ein Angebot über eine Entwicklung einer Aufklärungsdrohne gemacht hat. Dieses Gespräch hat so nicht stattgefunden, denn am Donnerstag habe ich mich nachweislich im Kosovo befunden und nicht hier in Berlin. Im Grundsatz möchte ich dazu sagen: Wir haben hier eine ganz klare Linie. Es gibt zur Zeit keinen Entscheidungsdruck. Es steht im Koalitionsvertrag, dass wir eine europäische Entwicklungslösung prüfen sollen, wenn vorher eine gesellschaftliche Debatte auch stattgefunden hat. Diese gesellschaftliche Debatte wird im Parlament in diesem Sommer stattfinden. Und genau diese einzelnen Schritte werden wir auch so einhalten.
Das Statement im Original ist auf der Webseite des Verteidigungsministerums nachzuhören.
Der deutliche Ton, der eher an eine Juristin erinnert – habe ich mich nachweislich im Kosovo befunden – ist eine Reaktion auf Meldungen von tagesschau.de und der Welt (Link aus bekannten Gründen nicht), die Industrie habe der Ministerin pünktlich zur Internationalen Luftfahrtausstellung in Berlin ein abgestimmtes Angebot für eine eigene Drohnen-Entwicklung präsentiert. Während tagesschau.de eher allgemein von einem Angebot an das Ministerium redet, wurde die Welt konkreter:
Lange hatte Bernhard Gerwert, Vorstandschef von Airbus Defence and Space, auf einen Termin bei der Bundesministerin der Verteidigung warten müssen. Am vorigen Donnerstag war es dann so weit: Ursula von der Leyen (CDU) empfing Gerwert und weitere Vertreter der Rüstungsindustrie zum Gespräch. Der Airbus-Manager freilich beließ es nicht beim unverbindlichen Gedankenaustausch. Nach Informationen der „Welt“ legte er der Ministerin eine konkrete Offerte auf den Schreibtisch. Es geht um die Entwicklung eines europäischen unbemannten Flugsystems, im Fachjargon UAS genannt.
Nun ist diese Absicht der drei beteiligten Unternehmen nicht neu – eine entsprechende Absichtserklärung hatten sie bereits im Juni vergangenen Jahres abgegeben. Dass die Unternehmen im Umfeld der ILA diesen Vorstoß erneut präsentieren, ist verständlich. Und es gab wohl in der vergangenen Woche in der Tat ein Gespräch mit Industrievertretern – wenn auch wohl nicht über dieses Thema.
Allerdings ist offensichtlich, dass von der Leyen sich mit diesem Thema nicht ohne Not öffentlich identifizieren will – auch wenn in absehbarer Zeit eine Entscheidung fallen muss, wie die deutschen Streitkräfte weiter mit dem Thema Remotely Piloted Aircraft umgehen. Die Anhörung im Bundestags-Verteidigungsausschuss am 30. Juni ist da ein weiterer Schritt. Aber eigentlich keine gesellschaftliche Debatte. Und schon gar kein Ersatz für eine Entscheidung.
Neben der Tatsache, dass die Ministerin die Industrie zurückweist, ist bemerkenswert, wie sie es tut. Mit dem oben zitierten Statement, zu dem Journalisten am Montagmorgen kurz vorher eiligst ins Ministerium eingeladen wurden. Und mit einer Wiedergabe auf der Ministeriums-Webseite, die in der Bildunterschrift knallhart den Begriff Klarstellung enthält (siehe Screenshot oben). Zu große Freundlichkeit gegenüber den Unternehmen kann man von der Leyen da nicht vorwerfen.
Nachtrag: Die Industrie kommuniziert das noch etwas anders:
Proposed European MALE Takes Step Forward
One day ahead of the Berlin air show, Airbus Defence and Space, Dassault Aviation and Alenia Aermacchi announced they had agreed on further details for a joint approach to develop a next-generation advanced European unmanned aerial system (UAS).
They said they had delivered a proposal for further defining a European UAS to the French, German and Italian ministries of defense. After calling for development of a European drone at last year’s Paris Air Show, the three aeronautical companies said Europe’s industry would be ready.
[Ich hoffe, jetzt sind alle Tipp/Schreibfehler der ersten Fassung raus.]
Die Lage ist doch einfach: Russland und China rüsten auf, die NATO dank solcher Partner wie Deutschland (dessen Fähigkeit zur Landesverteidigung von den verantwortlichen Politikern aus niederen Beweggründen verraten und verkauft wird, siehe 226Kpz etc.) ab und schon können sich „lupenreine Demokraten“ austoben wie sie wollen. Und die „Gutmenschen“ finden es toll!
@Thomas Melber: Der Wähler entscheidet aber in Deutschland nunmal nicht direkt. Er gibt seine Stimme einer Vetrauensperson (bzw. Partei), die nach seinen Wünschen handeln soll. Diese Wünsche sind in aller Regel diffus: Mehr Arbeitsplätze, mehr Sicherheit, weniger Staatsschulden … D.h. die konkrete Ausgestaltung, der Weg zum Ziel, liegt bei der Politik.
In den Ministerien gibt es daher Fachleute, die sich tagtäglich mit potentiellen Lösungen für aktuelle und kommende Probleme befassen. Nun kann über viele Lösungswege trefflich gestritten werden – was der Populismus anrichtet, zeigt nicht zuletzt die unsägliche Rente mit 63 … Die Vorteile der Drohnentechnologie liegen jedoch auf der Hand. Sowohl die harten technischen Fakten, als auch die Einsatzrealität lassen die Vehikel höchst attraktiv erscheinen. Gerade für eine defensive, stets auf doppelt und dreifache Absicherung bedachte Nation wie Deutschland.
Der „Verkauf“ der Drohnen an die Bürger dieses Landes ist ein klassisches PR-Problem. Hätte UvdL eine Abteilung von fähigen Kommunikatoren zur Hand, könnte die Deutungshoheit über die Technologie zurückerobert werden. Allein, der Wille dazu muss vorhanden sein. Bisher macht UvdL nicht den Eindruck, sich mit dem Kriegshandwerk profilieren zu wollen. Den großen Worten vom aktiveren Deutschland folgt nichts. Nichtmal eine weiter ausformurlierte Ansage mit geplanten/konkreten Absichten.
Find ich gut.
Klare Ansage an die Industrie, das einzige das hilft. Sonst wird man doch nur über den Tisch gezogen. Alles was die Industrie Vertreter interessiert ist wie man in kurzer Zeit viel Geld verdienen kann.
klabautermann, CAS
Der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner, hat sich erneut für die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr ausgesprochen. Das erlaubt uns, ohne Zeitverzug zu helfen, wenn es am Boden notwendig wird, sagte Müllner bei der Handelsblatt-Tagung Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie in Berlin.
Der Luftwaffeninspekteur schilderte seine Erlebnisse bei einem Afghanistan-Besuch, als der in der Bedienerkabine einer Heron-Aufklärungsdrohne den Weg einer Bundeswehrpatrouille am Boden verfolgte. Mit dem unbemannten Flugzeug seien bewaffnete Aufständische rechtzeitig entdeckt worden und in diesem Fall sei Unterstützung aus der Luft nicht nötig gewesen. Dennoch habe er persönlich ein äußerst ungutes Gefühl gehabt: Wäre Close Air Support nötig geworden, hätte ich höchstens den Soldaten am Boden viel Glück wünschen können.*
* Quelle: Blog Augen Geradeaus vom 19.11.2012
Die KdB (Luft) fordert Gewinnung von Lageinformationen über humanitäre Hilfeleistungen, Rettungs- und Evakuierungseinsätze bis hin zur physischen Wirkung im Einsatzgebiet.
Physische Wirkung erfordert von den Eingreif- und Stabilisierungskräften der Luftwaffe, mit Luftangriffskräften Ziele am Boden und auf dem Wasser unter allen Wetterbedingungen und unabhängig von der Tages- und Nachtzeit präzise und selektiv bekämpfen oder unterdrücken zu können, sowohl in der Tiefe des Raumes als auch in unmittelbarer Nähe zu eigenen oder verbündeten Streitkräften“ (CAS).
Kann diese Unterstützung mit der bestehenden Ausrüstung geleistet werden?
Nein!
Mit dem Einsatz von Drohnen?
CAS,Nein!
Ich möchte noch einmal auf die Veröffentlichungen von Winston T. Wheeler hinweisen. Es lohnt sich für alle Beteiligten dieses zu lesen.
z.B. Teil 1 http://nation.time.com/2012/02/27/1-the-reaper-revolution-revisited/. Alle 5 Veröffentlichungen gibt es im Time Magzin US Battleland 2012.
@Quino
dann scheinen wir ja einer Meinung zu sein ;-)
Wannimmer das Geld knapp wurde, machte doch die USAF und die deutsche Lw immer das gleiche Manöver: man übernahm organische CAS-Fähigkeiten von anderen TSK, trocknete diese übernommenen Strukturen schnellsmöglichst aus, um die eigenen Prestige-Projekte weiter bezahlen zu können (in erster Linie Air-Superiority-Fighter und Strategic Bomber sowie heutzutage Space).
In USA siehe historisch die ganze Geschichte, die dann zur Revolte of the Admirals führte-
in Deutschland siehe Übernahme der Marine-Tornado sowie Heli vom Heer und bloß keine organische Borddrohne für die Marine. Als nächstes wird man der Marine sagen, dass der Sealion ja eigenlich eher land- als bordgestützt ausgelegt ist und man ihn deshalb besser von der Lw bereedern läßt.
Same old story ;-)
klabautermann, CAS
sind wir, dann sollten wir aber auch versuchen aufzuzeigen wie es gehen könnte. Nur geht nicht, hilft nicht. Es ist nicht persönlich gemeint.
Jets eignen sich auf Grund der hohen Fluggeschwindigkeit und der begrenzten Standzeit nicht für eine Luftnahunterstützung eigener Bodentruppen in komplexen Kampfsituationen. Jets eignen sich auf Grund der geringen Reichweite nicht zur Unterstützung der DSO/KSK -Verbände bei Befreiungsaktionen in fernen Ländern.
Bewaffnete Drohnen eignen sich auf Grund der Latenzzeiten des Datenlinks nicht zur Luftnahunterstützung der eigenen Bodentruppen.
Keine überlegene Wahrnehmungsfähigkeit durch fehlende Besatzung, keine Bewaffnung mit Bordkanone und keine Autonomie im Kampf bei Ausfall der Kommunikation. Sehr hoher logistischer Aufwand bei Einsatz von Drohnen. Entsprechend hohe Kosten für Anschaffung und Betrieb.
Kampfhubschrauber haben hinsichtlich Aufgaben, Anforderungen an Bewaffnung, Reichweite, Signaturreduzierung (Lärm, IR, Ukraine Konflikt) deutliche Nachteile.
An den Biafra Konflikt wird sich kaum einer erinnern.
Der Saab-Scania-Konzern versuchte, ein weiterentwickeltes „Biafra Baby“ zum Exportschlager zu machen – mit einer einfachen Rechnung: Zum Preis eines teuren „Phantom“-Düsenjägers ließen sich damals 166 der schlagkräftigen Kleinflugzeuge produzieren, die zusammen die 32-fachen Feuerkraft des Hightech-Fliegers hätten.
Keiner möchte solche Konflikte erleben. Leider sind sie aber auch heute noch (Nigeria etc.) aktuell und werden sicherlich nicht in den nächsten 50 Jahren ausssterben.
Warum nicht diesen Gedanken aufnehmen?
Und wieder sind wir im Kern an der Frage, woran sich die Bw beteiligen soll und was Deutschland politisch überhaupt erreichen will. Solange diese Frage nicht mal ansatzweise in Bearbeitung ist, braucht die Diskussion um die Mittel doch gar nicht geführt werden. Alles Gerede um eine Drohnen- Diskussion dient nur der Verunglimpfung einer technischen Möglichkeit und dem Zeitgewinn für bestimmte Politiker.
Bäh- Themen sind halt uncool und führen zu Streit…
Nun, dass man die ganze Breite von denkbaren CAS-Szenarien nicht in eine Plattform pressen kann sollte mittlerweile eine Binse sein.
Von daher ist meine Antwort wieder mal die selbe: Welche Breite von CAS-Szenarien soll, muß die BW taktisch autonom abdecken können ? Welches sind dann die geeigneten Mittel ?
Also: konzeptionell-operativ bottoms-up denken und nicht strategisch top-down.
Klabautermann
Hier ein Beispiel/Forderung wie bereits vor längerer Zeit konzeptionell-operativ bottoms-up denken durchgeführt wurde.
Luftfahrzeug mit geringer Detektionswahrscheinlichkeit
– geringe Geräuschentwicklung,
– große Flughöhe,
– geringe Radarsignatur
Möglichkeit zur Zielauffassung durch geschlossene Wolkendecke (z.B. Bodenzielradar oder ähnliches System)
Zielgenauigkeit von 50 cm * 50 cm, auch in urbanem Gelände
Gefährdungsbereich eigener Truppe in teilgedeckter Stellung < 50m
Einbindung in eine FüWES SpezKr, (CJSOTF und JSOAC)
Minimierter Zielzuweisungsbedarf
Optimierter Sensorenmix (WBG, Radar, IR, Restlicht, Normalsicht)
Parallele Doppelzielbekämpfung
Waffenmix zur Bekämpfung von harten und halbharten Einzelzielen sowieweichen Einzel- und Flächenzielen
Großer Beobachtungs- und Wirkungsbereich
Leider bis heute ohne Erfolg.
Außenminister Frank Walter Steinmeier macht keine Öffentliche Anhörung.
Er fordert über seine Hompage auf mitzumachen.
Mal was Neues um Politikbeteiligung zu organisieren. Vor der Hintergrund der Körber-Befragung und den Einlassungen anlässlich der letzten Münchner Sicherheitskonferenz wundert es nicht
Hier der link.http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Aussenpolitik/AktuelleArtikel/140512-Review_2014.html
@J.König
Na ja, erstaunlicher Aufwand:
„Sie finden fortlaufend Informationen über Diskussionsveranstaltungen in ganz Deutschland, bei denen Vertreter des Auswärtigen Amtes mit den Menschen in Deutschland über internationale Themen debattieren. Und Sie haben die Möglichkeit, mitzureden: Indem Sie Expertenbeiträge oder Blogeinträge kommentieren, sich an der Diskussion über Twitter beteiligen oder an Diskussionsveranstaltungen teilnehmen.“
Vielleicht sollte @T.W dann einfach einen passenden Aga-thead generieren und in das AA-Blog replizieren. ;-) Und zu den Diskussionsverantstaltungen organisiert er lokale Aga-blogger-Treffen………
@jugendoffizier, @klabautermann, @Quino: Wenn da Worte wie A10 als RPA-Alternative, Loiter-Time, CAS, Waffen-Präzision, geringer Collateral Damage, light ISR und MJO fallen, sind wir schon wieder bei LISA (Light Infantry Support Aircraft), wie z.B. parallel in den USA beim “Light Attack/Armed Reconnaissance (LAAR)-Programm“, aber dort nicht bis zum Ende durchdacht (vgl. https://www.fbo.gov/utils/view?id=62dc6d0664e664f04f030029b850d24f).
LISA ist hinsichtlich seiner Auslegung und Bewaffnung (letztere OTS) komplett durchkonzipiert, die beiden PROP-FANs sind derzeit in der Detailoptimierung (Schallemmission, IR- & Radar-Signatur, Loitering & Endurance vs. Speed & Range sind bei LISA echte ingenieurmäßige Herausforderungen), beim kerosintauglichen Turbo-Dieselaggregat sollen zwei Lösungen bereits eingegrenzt sein. Man sollte also die Kreativitäts- und Innovationspotentiale Deutscher KMU nicht unterschätzen und wenn dort echte Bw-Insider und Profis zu Gange sind, statt Jungingenieure aus Zeitarbeitsfirmen, umso besser. Nur die Beschaffer der Bw sollten noch die kleinen feinen Unterschiede zwischen Bedeutungen von z.B. Reconnaissance, Survey, Patrol, Armed Overwatch, ISR, CAS, LAS, COIN, PR und SOF-OPS komplett verstehen.
@Benedikt: Halb OT; in der am kommenden Freitag, 23.Mai 2014 anberaumten 6. Sitzung des Rechnungsprüfungsausschusses, hier Tagesordnungspunkt 4, „Vorlagen des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur für die Reorganisation des Such- und Rettungsdienstes (SAR-Dienst) in Deutschland (VS-NfD),
vgl. http://www.bundestag.de/blob/277648/421c59eb9fe04b12397f1d79b3a92412/to18wp06-pdf-data.pdf, dürfte das erste Bömbchen platzen.
Denn sowohl das BMVg (mit Betreibermodell „Marine + Industrie“), als auch das BMI (mit Betreibermodell „BPol + Industrie) haben in der entsprechenden Ausschreibung des BMVI angeboten. Das BMVI will nur noch die Stellungnahme des RPA und des BRH vor einer Vergabeentscheidung abwarten. Der RPA wiederum dürfte die Stellungnahme des BRH längst kennen. Mal sehen ob man sich für die „gemischte Lösung See-SAR = Marine, Land-SAR = BPol“ entscheidet. Dann sind es m.M.n. fünf SEA LION weniger, es sei denn man baut extrem teure Doppelstrukturen für den Trainings- und Einsatzfall beim militärischen und beim Verbands-SAR auf.
Dann kann UvdL die Umsetzung des Hubschrauber-MoU genauso „schieben“ wie die Drohnenfrage und bei AIRBUS dürfte weitere „Freude“ aufkommen. Auch haben dann UvdL bzw. das BMVg und das neue Luftfahrtamt Bw, genauso wie bei den RPA und deren Zulassungsfrage, genügend Zeit sich ernsthaft und realistisch mit der Zulassungsbasis der SEA LION auseinanderzusetzen. Weniger Zeit verbleibt dagegen zum Nachdenken über Alternativen zu den bewaffneten RPA und auch zum SEA LION. Für beide besteht ein nachhaltiger Bedarf bei der Truppe und die zu schließenden Fähigkeitslücken sind längst evident.
@ klabautermann
Ich bin dabei und überlege gerade, wie ich das in meinem Verantwortungsbereich forcieren könnte.
Tatsache ist, dass mit hohem Aufwand hier das AA zusammen mit der Körber-Stiftung und anderen Akteuren vorangeht. Anscheinend reflektieren gerade einige Politkakteure
noch nein mal – und mit Abstand- die Rolle der VertreterInen Deutschlands bei der zurückliegenden Münchner Sicherheitskonferenz und fragen gleichsam jetzt die zivilgesellschaftlichen Akteure bezogen auf die zukünftige Rolle Deutschlands in der Welt. Irgendwie bemerke ich hier jetzt ein Zurückrudern. Aber es gilt; was in München gesagt wurde gilt zunächst.
„Besonders skeptisch zeigen sich die Befragten in Bezug auf militärische Aspekte deutschen Engagements: 82 Prozent wollen weniger Militär-Einsätze der Bundeswehr und genauso viele Befragte finden, Deutschland solle weniger Waffen an verbündete Länder liefern.“ (aussenpol. review 2014 der körber stiftung vom 20. mai 2014)
damit ist klar – quo vadis bundeswehr: a b s c h a f f e n
– quo vadis rüstungsindustrie: v e r k a u f e n
semper fo
Der US-EU-Industriekrieg ums deutsche Haushaltsgeld tobt ja auch zwischen MBDA Deutschland (MEADS) und Raytheon (Patriot) einerseits und Airbus Defense (Drohne/Hubschrauber) und der US-(Reaper/GH/Helicopter)-Industrie/ anderseits. Ein Zweifrontenkrieg, wie mir scheint.
Wenn die alle nur wüßten wieviel Kies noch in der Grube ist, dann würden die aber lange Gesichter machen. Was all diese Projekte in ursprünglicher Mat-Verantwortung der LW auch in Zusammenhang mit den Kostensteigerungen A400 und EF den Steuerzahlen schon gekostet haben ist einfach unvorstellbar.
@J.König
Mit Blick auf die MüSiKo und Aussagen prominenter deutscher Auftreter dort und das Meinungsbild in der Bevölkerung, das sich anhand u.a. der Körber-Umfrage ergibt, kann ich nur an einen weisen Spruch denken:
„Wer A sagt, muß nicht notwendigerweise B sagen. Man kann auch festellen, dass A bullshit war und es neu formulieren.“ ;-)
@klabautermann
„Wenn die alle nur wüßten wieviel Kies noch in der Grube ist, dann würden die aber lange Gesichter machen.“
So biiter das sein mag: Die Firmen wissen meistens eher als die Beschaffer, wieviel Geld ein Projekt zur Verfügung haben wird. Das ist im Kleinen so, dann wirds im politischen Umfeld nicht anders sein. Wenn sich also Firmen so sehr bemühen, dann rechnet man sich realistische Chancen aus, die vorhandenen oder in Aussicht gestellten Reserven abgraben zu können.
Was Amtmann leider zu LAAR verschweigt ist, daß sein verklinktes Papier aus 2009 ist.
Die Amis haben das Projekt eingestellt, weil es bei den Kosten einfach ein Nischenprodukt ist.
Das macht die Luftwaffe jetzt mit JDAMs und F16 nebenbei.
General McCrystal hat das damal vorangetrieben, für CAS ein paar Propellerflugzeuge mit MGs auszustatten, so wie es die Brasilianer mit der Super Tucano machen, das ist dann aber mit ihm zusammen in den Ruhestand gegangen.
CAS wird insbesondere von A-10 liebhabern gerne über den grünen Klee gehoben, daher hat hier mal jemand die meisten Mythen zusammengeschrieben.
Cas ist eine Aufgabe und nicht an bestimmte Hardware gebunden. Man muss es nur tun wollen: http://www.elementsofpower.blogspot.de/2011/07/debunking-close-air-support-myths-part.html
Ich hoffe inständig, daß die Bundeswehr jetzt mit „Lisa“ nicht mit 5 jahren Verspätung auf den Zug aufspringen will, nur um noch mehr Geld zu verpulvern in Dingen, die Amerika bereits für Unsinn erklärt hat.
Das Geld wäre besser in mehr Flugstunden für vorhandene Hardware angelegt! (Und ein LJDAM Bausatz für Eisenbomben kostet auch nur 10k$)
@ klabautermann
Und warum wurde dann die A Position mit prominenten Redern aus Deutschland so vehement vorgetragen? Was könnten Gründe gewesen sein?
Eigentlich darf ja auch nicht CAS geforderet werden sondern – wie heißt es doch – Wirkung. Das kann auch ‚mal Pz2000 oder sogar MARS sein.
@J.König
Könnte es sein, dass man in Berlin völlig unterschätzt hat, wie schnell SiPo-Krisen auch vor der Haustür, bzw. im Wohnzimmer von Otto Normalverbraucher auftauchen können und dann eben die üblichen SiPo-Konservenphrasen die deutsche Bevölkerung nicht mehr überzeugt. Die jüngere Generation eh nicht, deren Informationsbasis vernetzt und international ist und deren ausgeprägtes und aufgeklärtes Politikverständnis z.Bsp. auch Netzpolitik nicht als Neuland versteht, das man besser der Politik überlässt. Die Main Stream Medien waren ja auch völlig Baff als sie schon bei NSA und dann mit der Ukraine das Meinungsbild offenbar nicht mehr im Berliner Griff des medialen Erwartungsmanagements haben.
Enpi | 20. Mai 2014 – 7:19
„Eine gesellschaftliche Debatte über Drohnen ist Blödsinn. Zivilisten haben nicht das Fachwissen über die Notwendigkeit und Effizienz von militärischem Gerät zu entscheiden.“
Ist das ihr voller Ernst?
Wenn ja, dann frage ich mich, ob Sie überhaupt auf dem Boden von FDGO und Verfassung stehen!
Ihre Aussage lässt vermuten, dass Sie meinen, es gäbe in diesem Land Beamte und Soldaten die dem Volk aufgrund seiner unmündigkeit Entscheidungen abnehmen sollten!
Diese Denkweise hatten in Deutschland schon ein paarmal, unter verschiedenen Fahnen.
Viele Bürger haben möglicherweise kein konkretes Verständnis von der Materie, werden aber im allgemeinen von den Medien (der 4.Gewalt in diesem Staat) informiert, und sind dadurch ausreichend qualifiziert, darüber zu urteilen was mit ihrem Steuergeld passiert!
@ klabautermann
Ein wichtiger Befund. Ich denke darüber nach.
Auf der HP vom Deutschlandfunk ist gerade zu lesen:http://www.deutschlandfunk.de/aussenpolitik-wohin-soll-deutschland-gehen.1766.de.html?dram:article_id=285913
Dort werden die Befragungsergebniss der Körber Stiftung in den Blick genommen. Ist eigentlich der link zum DLF erlaubt?
@Kortaffel | 20. Mai 2014 – 16:10: Als im/nach dem Irak-krieg die ersten Berichte über die Kontamination mit abgereichertem Uran gab (Panzerwracks vor allem), gab es beim DLF einen Bericht über die Munition, die eben gerade von der A-10 verschossen wird. Darin war die rede davon, daß es mit der Beschaffung der A-10 auch gleich der Lifetimevorrat an Munition beschafft wurde. Und daß es darum keine Änderung in der Munition für die A-10 geben könne. Da stellt sich mir die Frage, ob die A-10 überhaupt noch genügend Reserve für eine Verlängerung des Einsatzzeitraumes hat und ob es Platz für eine Verbreiterung des Spektrums gäbe.
Natürlich kann der Bericht eine Ente gewesen sein und über die letzten 10 Jahre kann sich auch eine Menge geändert haben.
@J.König: Der DLF ist keine deutsche Verlegerseite sonder ör.
@ iltis
Danke für die Info. Sie meinten wohl mich und nicht klabautermann, oder?
Ich greife ein Zitat von klabautermann mal auf, weil ich denke dass es ein Grundproblem in vielen Debatten verdeutlicht:
„Die jüngere Generation eh nicht, deren Informationsbasis vernetzt und international ist und deren ausgeprägtes und aufgeklärtes Politikverständnis z.Bsp. auch Netzpolitik nicht als Neuland versteht, das man besser der Politik überlässt. “
Diese Darstellung und dieses Selbsverständnis vieler Internetgemeidemitglieder ist meiner Meinung nach eine Illusion. Die Generation die sich derzeit als vernetzt und international versteht (und zu der ich mich selbst zähle) ist wie jede andere vor allem an der Realisierung eigener Träume und an schmerzfreien Diskussionen interessiert. Zu glauben, dass sich diese Generation substantiell von anderen unterscheidet ist historisch sehr dünnes Eis. Man muss sich einfach nur die Leidensgeschichte der Piraten ansehen. Unterschiede gibt es ohne Frage, aber die sehe ich viel eher in den „kurzen Wegen“ des Internets und der Leichtigkeit des eigenen Äußerns.
Sobald irgendeine Entscheidung irgendein Privileg oder irgendeine Bequemlichkeit antasten könnte, ist es vorbei mit dem aufgeklärten Politikverständnis. Themen wie das Urheberrecht führen diesen Umstand hervorragend vor Augen.
Worauf ich hinauswill: Eine Diskussion ist nur dann eine echte gesellschaftliche Debatte, wenn man mehr tut, als Probleme zu bewundern. Und an dem Punkt sind wir in Deutschland bei den UAVs und generell beim Kampfeinsatz der Bundeswehr noch nicht angekommen. Und diese Debatte muss auch nicht in Foren, Kommentarspalten oder der Presse geführt werden, sondern im Wahlkampf auf der Straße unterm Sonnenschirm. Sonst hat das keine politische Relevanz und keine demokratische Standkraft. Wenn Parteien mit klaren Aussagen zum politischen Willen aus dem Prozess als Mehrheit hervorgehen, dann kann und muss man sich um Details der Lösungen kümmern.
Bis zu dem Punkt kann sich die Exekutive nur an dem orientieren, was politisch beschlossen ist und durchführbar erscheint. Dass das meistens nicht deckungsgleich mit dem militärisch oder technisch sinnvollen Vorgehen ist, dürfte eigentlich keinen ernsthaft verwundern. Aber wenn man das mit der FDGO ernst nimmt, dann ist das der einzige vertretbare Weg.
@Kortaffel: Habe ganz klar geschrieben (Zitat) „[…] wie z.B. parallel in den USA beim “Light Attack/Armed Reconnaissance (LAAR)-Programm“, aber dort nicht [konsequent] bis zum Ende durchdacht“ (Zitatende)
LISA ist eben genau keine TUCANO oder Embraer mit ein paar Bömbchen und MGs dran, wie Sie sich das vielleicht so vorstellen, sondern eine völlig andere Philosophie und ein völlig anderer technologischer und militärischer Ansatz. Deshalb kann LISA auch nicht verspätet auf einen längst abgefahrenen Zug aufspringen!
Ich kenne LISA gut, habe daran aber keine Rechte. Gerade deshalb darf ich völlig unbefangen sagen, man sollte nicht etwas verurteilen, bevor man es nicht beurteilen kann.
@Quino: An Ihrem Beitrag ist erkennbar, daß Sie offenbar zu den echten Drohnen-Insider gehören und fast hätte ich auf den ersten Blick sowie aufgrund der Wortwahl und der Argumentationslinie gedacht, daß Sie einer der Väter von LISA sind. Sind Sie aber nicht, wie ich mich versichert habe. Um so problemloser können sie dann aber vielleicht zu folgenden Fragen Stellung nehmen, um das Ganze für das BMVg etwas transparenter und für die Luftwaffe auch etwas schmackhafter zu machen:
– Wie hoch sollten denn bei so einem guten Stück das MTOW und die PAYLOAD sein?
– Wo sollte etwa der Kilopreis und wo würden etwa die LCC liegen?
– Sehen die Vögel denn auch so sexy aus wie die US-Motorsegler Predator & Co?
– Braucht man genau soviel Luftwaffenpersonal pro CAP und Maschine, oder etwa gar weniger?
– Könnte eine Leasinglösung für die Bw auch in Frage kommen?
– Sind Synergieeffekte gegeben, wie z.B. bei FRONTEX um die Serienkosten zu drücken bzw. die Entwicklungskosten auf breiterer Basis zu refinanzieren?
– Wurde über Leasinglösungen schon nachgedacht?
– Gibt bzw. gab es schon offizielle Vorlagen an das BMVg zu LISA, welche vielleicht schon vor 2 – 3 Jahren schubladisiert wurden?
– Kann denn mal Einer – auch für den Laien verständlich – erklären, was (bewaffnete) Drohnen eben genau nicht können (Vielleicht liest hier so mancher aus dem BMVg mit)?
@VTg-Amtmann
„Kann denn mal Einer – auch für den Laien verständlich – erklären, was (bewaffnete) Drohnen eben genau nicht können (Vielleicht liest hier so mancher aus dem BMVg mit)?“
Eine ganz prinzipielle Sache die eine Drohne nicht kann, ist sekundengenaue Entscheidungen von Menschen berücksichtigen. Das hat (wie Sie ja auch selbst wissen) zunächst einmal einen simplen technisch-physikalischen Grund: Jede Entscheidung basiert auf einer Sensorinformation die bei geostationärer Satellitenkommunikation mindestens 250ms alt ist und jedes Steuersignal basiert auf einer Eingabe, die ebenfalls mindestens 250ms alt ist. Das ergibt eine Verzögerung, die nur dann vermeidbar ist, wenn autonome Entscheidungen der Drohne Vorrang haben. Das ist aber komplett konträr zu allem was derzeit akzeptierte Waffentechnik können darf („man in the loop“ will sicher so schnell niemand ad acta legen…). Die erforderliche Flughöhe einiger dieser Drohnen (Eigenschutz) ist natürlich eine weitere Quelle von Latenz.
Wie relevant diese Latenz letztendlich wirklich ist, dürfte von der taktischen Situation abhängen. Das Problem gibt es ja auch bei Artillerie sehr ausgeprägt. Ignorieren kann man es aber nicht, da es eine Einschränkung der Nutzbarkeit ist, der andere Formen der Feuerunterstützung nicht so deutlich unterliegen.
Zum Thema Schutzmaßnahmen und Einschränkungen durch Flugabwehr und elektronischen Kampf lasse ich lieber Leute sprechen, die mehr davon verstehen.
Zurück vom 1. Tag ILA. UvdL dürfte mindestens am Stand der Bundeswehr vorbei und da bei BAAINBw den „Demonstrator Sense/Avoid“ begucken. Im Gegensatz zur ILA 2012 gibt es draußen keine Drohnen-Plaza mit den dicken Dingern wie dem Euro Hawk mehr, die einzige Großdrohne da ist die des Partnerlandes Türkei und jetzt von Erdogan kaufen ist wohl tralafitti.
In der Pressekonferenz von Airbus Defense gab es Gelächter für die Frage: „Wieso wissen sie, was man für eine Drohne bauen muss, wenn ihre Kunden gar nicht wissen, was für eine Drohne sie haben wollen?“ Antwort etwa so: Wir bauen was Schickes und beraten „unseren kleinen exklusiven Club“ der Abnehmer, was sie dranflanschen können. Ich schreib noch drüber….
@Detlef
Bitte ja, der Temin ist mir durchgegangen – hatte dazu keine Einladungn und das deshalb zu spät gesehen (wenn ich das Zugangschaos zur NH90-Pressekonferenz und meine gewcheiterten Anläufe sehe, auf das Freigelände zu gelangen, scheint’s bei Airbus in der Organisation der Pressearbeit noch Luft nach oben zu geben).
Was können bewaffnete Drohnen nicht? Interessante Frage. Mal aus dem Bauch heraus eine andere Perspektive, neben den eher technischen Infos (Danke!) von @ drd:
Drohnen können nicht präventiv und deeskalierend wirken. Show the flag ist schwierig bei ihnen. Man sieht sie nicht, man hört sie nicht, was weiß nicht einmal, ob sie da sind. Sie entfalten also nur ex post (d.h. mit und nach ihrem Einsatz) eine Wirkung. Sie verursachen beim Gegner und bei der betroffenen Bevölkerung Angst (was nicht unbedingt schlecht sein muss), aber keinen Respekt (was zweifellos noch besser wäre). Das zum Beispiel, was ein Leo 2 mit einem Warnschuss im Kosovo so vortrefflich geschafft hat (sichtbare und präventive Machtdemonstration mit der Folge weitgehender Ruhe), kann eine Drohne eher weniger. Im Gegenteil: Wer Drohnen besitzt und einsetzt, lässt für eine einvernehmliche Krisenentschärfung wenig Raum, vorsichtig ausgedrückt. Ob das immer im Sinne der konkreten sicherheitspolitischen Ziele ist, bleibt zumindest offen.
Das alles spricht nicht zwingend gegen bewaffnete Drohnen, deren militärisches Wirkungspotenzial fraglos in manchen Lagen Vorteile bringen kann, sollte aber zumindest vor einer Entwicklungs- und Beschaffungsentscheidung berücksichtigt werden.
@ all
Beim Lesen dieses Drohnen-Threads mit all den Vorzügen und Detaillösungen für das eine oder andere Projekt ist leider die grundsätzliche Interessenlage nicht beachtet worden. Wir hatten dies schon mal kurz angerissen in einem früheren Drohnen-Thread.
Also was will die Industrie, was will die Lw, was will die Bundesregierung ?
Die Industrie möchte die Entwicklung eines autonom fliegenden Luftfahrzeuges mit einem zuverlässig funktionierenden Sense & Avoid Systems von den nationalen Regierungen bezahlt bekommen. Dieses Sense & Avioid System muss von der EASA zugelassen werden, also zertifziert sein für den Gebrauch in dem ganz normalen ( nicht „seggreted“, also nicht abgesperrten ) Luftraum zwischen ganz normalen Airlinern und event. auch im unteren Luftraum (Start und Landung) mit Flugzeugen der General Aviation, also von der Cessna und dem Segelflugzeug bis zum Airbus A 340.
Dies ist noch eine gewaltige Entwicklungsaufgabe, die sehr teuer wird. Ziel ist es bis geschätzt 2040 vielleicht auch früher Luftfrachtmaschinen ohne Piloten zu betreiben. Wer von den beiden Großen, also Boing oder Airbus, dies als Erster schafft hat einen rießigen Wettbewerbsvorteil.
Was will die Bundesregierung ?
Die Bundesregierung hat bisher ihrer Rüstungsbeschaffungspolitik immer als nationale Industriesubventionspolitik verstanden. Die 5 – 7 Mrd Euro pro Jahr für Forschung, Entwicklung und Beschaffung von Rüstungsgüter im Verteidigungshaushalt waren immer als Industriesubvention gedacht und das Ergebnis, das fertige Produkt, das hinterher für die Bw dabei heraus kam, war schon seit jeher zweitrangig.
Also wird die Bundesregierung zusammen mit Frankreich der Firma Airbus diese Entwicklung wohl oder übel bezahlen, damit die Airbus-Flugzeuge auch 2040 noch eine wirksame Konkurrenz zu Boing-Flugzeugen darstellen.
Was will die Bw ?
Da kann man viel in den 79 Beiträgen zu diesem „Diskussionsfaden“ vor diesem Beitrag nachlesen.
Das Problem jedoch ist:
1. Die Bw bekommt das Produkt was eben „hinten“ mehr oder wenige zufällig dabei rauskommt (siehe NH 90, Tiger, A 400M usw).
2. Bevor man eine Waffe beschafft, sollte man eine geselllschaftliche Übereinkunft herstellen, dass man bereit ist, sie im Konfliktfall auch einzusetzen. Dies Diskussion über den AFG-Einsatz in den Jahren 2007 – 2009, ob dieser Einsatz ein Krieg sei, und welche Waffen man bereit ist hier einzusetzen, spricht hier Bände !
Also UvdL hat Recht, bevor man eine (bewaffnete) Drohne beschafft, sollte es gesellschaftlich eine Mehrheit geben um sie im Konfliktfall auch einzusetzen.
@Cptn.Crunch:
In letzter Konsequenz gibt es immer eine Trennung zwischen dem, der einen Auftrag erteilt und dem, der Ihn ausführt. Der Wähler erteilt den Mandatsträgern einen Auftrag. Im Rahmen dieses Mandates besitzt man Handlungsspielräume, so auch z.B. bei der Wahl des „wie“ ich den Auftrag erfülle.
Es wird somit immer ein Streitpunkt bleiben, wie viel Randbedingungen der Auftraggeber setzt. Sind es zu viele, wechseln wir von Auftrag zu Befehl. Die Verbundenheit einer Person mit der Freiheitlich Demokratischen Grundordnung in Frage zu stellen, die darauf hinweist, dass Exekutivaufgaben durch die Exekutive durchzuführen sind, ist etwas übertrieben.
Dass die Trennung nicht immer einfach ist mag stimmen. Aber sind sich nicht immer alle einig, dass die von außen gesetzten Randbedingungen meist zum scheitern eines Projektes führen. So kann man auch hier anmerken. Jede zusätzliche Randbedingung macht den Auftrag der Bundeswehr nicht einfacher.
@drd: Danke für Ihren Beitrag. Das mit den Signallaufzeiten war mir schon klar, macht immerhin 0,5 sec hin und zurück bei einer Drohne. Da nützt der beste Mann „in the loop“ auch nichts mehr, wenn nach „fire & forget“ der Hell-Fire, der Taliban-Bauernhof in Wirklichkeit eine besetzte KiTa oder Mädchenschule voller Geiseln, oder die Kriegerhorde eine Hochzeitsgesellschaft ist.
Jetzt ist mir auch klar, weshalb die „LISA-Väter“ u.a. bei der höchst ausgeklügelten Bewaffnung des Fliegers auf Spike (http://en.wikipedia.org/wiki/Spike_%28missile%29) bestehen. Da ist selbst noch bis zum Einschlag im Fenster und das aus mehr als 20 km der WTO noch „man in the loop“ (vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Spike_%28missile%29).
Genau das sind die Argumente, mit denen das BMVg in der öffentlichen Diskussion überzeugen und populistische linke Dummschwätzer „platt machen“ bzw. ausgrenzen könnte.
Nachtrag, weil Edit mal wieder nicht funktioniert: Und das Traurige ist, wir haben das SPIKE-System massenweise für den PUMA eingekauft, nur keiner im BMVg und bei der Lw hat es offenbar kapiert, was dieses System kann, weil selbst das Heer über seinen eigenen Tellerrand nicht hinausdenkt. Muß da erst ein gelernter und bis zur Pensionierung praktizierender „Bumskopf“ (und u.a. L&R-Dipl.Ing.) kommen und sagen was Sache ist?
Ich denke die logische Konsequenzen des Drohneneinsatzes bei Freund und Feind ist erheblich kritischer zu sehen, als die taktischen Einschränkungen. Derzeit ist der wichtigste Aspekt die Fähigkeit gezielt ohne eigene Bedrohung zuzuschlagen. CAS ist sicher auch wichtig, wäre aber durch andere Systeme ebenfalls machbar, wenn auch mit Abstrichen. Alleinstellungsmerkmal dürfte der gezielte Schlag aus heiterem Himmel sein.
Genau der ist meiner Einschätzung nach der Keim für alle moralischen Einwände die man quer durch Medien und Öffentlichkeit hört.
Und auch nüchtern taktisch betrachtet ist diese Art von Angriff ein Problem. Was tut ein Gegner, der sich allein nirgends sicher fühlen kann? Er bewegt sich in Gebiete, in denen jeder Angriff zivile Opfer fordern würde. Das stellt die Entscheider vor das Problem: angreifen und Opfer riskieren oder nicht angreifen und das Leben der eigenen Soldaten riskieren. Auch ohne solche Systeme zu haben, ist dieser Konflikt schon alltäglich (etwa bei der PzH2000). Entscheidet man sich kategorisch für die eigenen Truppen und riskiert den Tod von „Unbeteiligten“, ist der Einsatz als ganzes schon fast vergebens. Riskiert man es nicht, untergräbt man schnell die Moral der eigenen Truppe.
So gesehen ist die Drohnenproblematik eher ein Auswuchs der Asymmetrie und führt leider wie fast alle technische Überlegenheit auch dazu, dass der Konflikt noch asymmetrischer ausfällt und noch mehr Richtung Terror verschoben wird.
@Kortaffel: Um den Beitrag von @drd aufzugreifen, wo bleibt Ihr Statement zur Asymmetrie und für Ihren Link zum Blog bzw. Forum Ihres NCO in Sachen A10 ist tatsächlich der Zug längst abgefahren.
@ drd
Ich denke gerade weil ein Drohnenangriff so unberechenbar für den Gegner ist, haben asymmetrische Kräfte, also Aufständische, Partisanen, egal wie man sie nennen will, so ein massives Problem mit den Drohnen.
Also nicht die Drohne verschärft die Asymmetrie, sondern die Einstellung von Aufständischen die Zivilbevölkerung als Schutzschild zu nehmen (siehe u.a. Gaza-Streifen) und deren Einstellung zu Selbstmordattentaten.
Nachsatz:
Denn die Israelis bekämpfen die Hamas durchaus auch mit bemannten Luftfahrzeugen, das ändert aber nichts an der Strategie von Hamas im Gaza-Streifen.
@Georg
Das ist sicher richtig. Bei ohnehin sehr asymmetrischen Konflikten macht es wahrscheinlich nur noch wenig Unterschied. Dennoch löst eine ferngesteuerte Waffe dieses Problem nicht wirklich. Sie verschärft es unter Umständen sogar noch, gerade in der sicheren Heimat, wenn nicht sehr viel Erklärungsarbeit geleistet wird.
Absurderweise ist zweierlei zu beobachten: Je überlegener die eine Seite ist, desto kritischer wird ihr Handeln hinterfragt. Je unterlegener eine Seite ist, desto eher werden ihre Handlungen auf die Aktionen der überlegenen Seite zurückgeführt. Das führt zu einem schwer lösbaren Dilemma.
@huey
Das die direkte Kontrolle ein Soldat der BW hat , kein Computer(der gehackt, vervirt oder einfach ne Störung haben könnte)
Es gab vor einigen Jahren einen Spiegelartikel über einen Versuch der US Navy, wo ein Hacker mit Laptop ein Schiff(IIRC einen Träger lahmlegte)
Liest sich vielleicht wie Star Wars,
@Enpi
Seit wann wurde das Militär der Souverän, haben Zivilisten kein Wahlrecht mehr?
Haben Militärs das Fachwissen`Dieselben Militärs die glauben Soldaten befehlen zu können wann der Soldat welche Kleidung bei welchem Wetter zu tragen hat?
Wie wäre es wenn sie der Öffentlichkeit die Notwendigkeit, Nicht Notwenndigkeit ,(Un) Nützlichkeit von sowas der Öffentlichkeit erklären?
Ist das System Drohne wirklich in allen Bereichen den Systemen bemanntes Fluggerät überlegenß
Wie sieht es gegen einen technologisch hochwertigen Opponenten aus?
Im Hinblick auf den Bedeutungszuwachs symetrischer Bedrohungen mal eine Frage an die Experten:
Gibt es aktuell ein bewaffnetes Drohnenmodell das dazu geeignet ist in stark verteidigtem Luftraum zu operieren? Die meisten mir bekannten Muster protzen ja nicht gerade mit Geschwindigkeit, ECM- oder Stealthfähigkeiten. Oder anders – wie sieht es allgemein mit dieser Fähigkeit in westlichen Luftwaffen aus?
Ich habe neulich in einem Arbeitspapier des CSIS über die Effizenz der NATO-Lufteinsätze während des Kosovokrieges geblättert und mich in diesem Zusammenhang gefragt, ob die dort gemachten Erfahrungen in irgendeiner Form ausgewertet wurden, unabhängig von den asymetrischen Konflikten der Gegenwart…
@Tom
„Bei der Beschaffungsfrage von neuartigen Waffen(trägern) gibt es aber immer auch eine gesellschaftliche Debatte darüber, ob man dieses Wirkmittel haben will. ABC-Waffen haben auch einen militärischen/operativen Mehrwert. Dennoch dürfte (auch die soldatische) Masse begrüßen, dass man sich gesellschaftlich dagegen entschieden hat.
Bei Drohnen ist die Frage noch nicht entschieden. Aber eine (zivil-)gesellschaftliche Debatte kann und darf man nicht so einfach umgehen.“
Kann man vielleicht nicht, sollte man aber wenn einem die eigene Sicherheit und die seiner Familie am Herzen liegt.
Man sollte sie vermeiden wenn die Chance sehr groß ist, daß die Gegenpartei in dieser achso „wichtigen“ Debatte von der militärischen Materie keinerlei Fachkenntnis besitzt und in ihrem verbrämten Ludditentum hauptsächlich nach der emotionalen Tagesverfassung ihrer naiv-pazifistischen Wählerschicht agiert.
Eine öffentliche Diskussion über die Sicherheit sollte auch immer dann vermieden werden, wenn eine an der Diskussion teilnehmende Seite überzeugt ist alle Soldaten seien Mörder, alle Waffen schlecht und man könne doch faschistische Diktatoren mit einer jährlichen Lichterkette zur Vernunft bringen. Immer genau dann ist eine öffentliche Diskussion tunlichst zu vermeiden.
Ketzerisch gefragt: welche Fähigkeitslücke soll denn mit UAV / UAS / RCA (die Abk werden auch immer mehr …) geschlossen werden?
Sprich: „die Bw braucht Drohnen (Typ (MALE, u.a.).), weil …“
Vielleicht kann man die benötigten (?) Fähigkeiten auch anders abbilden?
Wozu braucht die Bw eine MALE-Drohne? Zur Seeraumüberwachung? Welche Einsatzszenarien liegen dem zugrunde?
Kann ich nur Patrouille fahren wenn ich CAS bekommen kann? Wäre es nicht effektiver, die Feuerkraft am Boden zu verstärken und allgemein JFS zu stärken?
Es gibt zwei Drohnendiskussion:
Einerseits die Militärische, die nur von wenigen Spezialisten wennüberhaupt geführt wird.
In einem asymetrischen Krieg machen sie ohne Zweifel Sinn. Effektives Töten unter geringem eigenen Risiko.
Die Sache der Kollateralschäden ist bei Kampfhubschrauber, Artillerie oder CAS ähnlich groß zu Drohnen. Youtube ist voll mit Meldungen von Apaches, die die falschen Hütten plattmachen. Ich sehe hier keinen Unterschied.
In einem symmetrischen Krieg hingegen, machen Drohnen gar keinen Sinn. Sie werden sofort gestört, abgeschossen oder verirren sich. Russische Hardware ist billig und effektiv, und die Russen verkaufen an jeden der Cash zahlt.
Meine Meinung hier ist: Afghanistan ist bald vorbei und D wird hoffentlich nicht so bald in den nächsten asymetrischen Krieg gezogen. Daher brauchen wir keine Drohnen. Das Geld ist besser in vorhandene Hardware zu investieren. Flugstunden z.b.
Die zweite Diskussion, und das ist die die UvdL meint, ist die Gesellschaftliche:
Wenn wir von Drohnen reden, reden wir von bombardierten pakistanischen Hochzeiten mit 20 toten Frauen und Kinder.
Der Bürger zieht dann für sich den Schluß „Wie wäre es denn bloß, wenn die Polizei Atomkraft-Demos mit Drohnen bombardieren würde“, denn das ist das nähste was Otto-Normal Bürger jemals mit gewalt in berührung kommt.
Schlussfolgerung: „Oh mein Gott, Drohnen sind teufelszeug, was sind bei der BW nur für gewaltbereiten Psychopathen“
Uvdl, schlau wie sie ist, möchte wiedergewählt werden. Sie wird die Diskussion meiden wie der Teufel das Weihwasser und weicht auch politisch gekonnt jeder Fotomöglichkeit aus mit einer Drohne abgelichtet zu werden.
Dieser Artikel zementiert das nur. Sie wird sich von der Industrie nicht vor den Karren spannen lassen.
In diesem Sinne ist keine Diskussion gewollt.
Nachtrag:
Drohnen sind nunmal gecoined auf geheime CIA Attentate, Guantanamo und tote Kinder.
Der Zug ist abgefahren, gesellschaftlich.
@Woody
Da stimme Ich ihnen voll zu.
Aber Ich bin der Meinung, es gibt einen Unterschied zwischen
„Exekutivaufgaben durch die Exekutive durchzuführen“, und die Gesellschaft bei einer solchen Entscheidung bevormunden zu wollen.
Es geht hier ja nicht um Kugelschreiber, Strickmützen oder Leuchtpatronen sondern um größeres militärisches Gerät, für richtig viel Steuerzahlergeld.
Und wenn der Forist Enpi dann fordert, Entscheidungen dieser Tragweite seien am besten völlig unabhängig von Volkes Wille zu treffen, da die ja alle keine Ahnung hätten, dann drängt sich mir der Verdacht von mangelndem Demokratieverständnis auf.
@Cptn.Crunch
Föllig falsch:
Salopp formuliert ist es dem Bürger egal wie Soldaten ihre Feinde umbringen. Ob Drohne oder Bajonette liegt nicht im Ermessen des Bürgers, sondern einzig des Militärs.
Zivilisten sind auch nicht qualifiziert solche Entscheidungen zu treffen.
Das haben sie aber auch nicht gemeint.
Die Frage, die Sie beantwortet haben, lautet „Ist es Okay wenn die Bundeswehr bei „Kriegsähnlichen“ Einsätzen X % an Kollateralschäden verursacht?
Die Amerikaner sagen sich: 20 tote Zivilisten für einen Taliban-Kommandeur ist okay.
Die Bundeswehr sieht das anders und hat den Volkswillen nach maximaler Zurückhaltung in 12 jahren erfolgreich umgesetzt *hust*.
Ob Drohne oder nicht, spielt keine Rolle.
Wer auf Patroullie in Afg ist, wird eh nicht bestimmen, was als Luftunterstützung angeflogen kommt. Das entscheiden Andere. F16, A10, Drohne. Spielt in der Schlammzone auch keine Rolle.
Und so wird das auch in Zukunft aussehen. Denn die BW wird nur im Verbund ins Ausland gehen
@drd
Da denkt man, man hat schon alle Argumente zu, Thema RPAs gewälzt und dann kommen sie :-)
Dann vergisst man noch, dass eine Aufklärungsdrohne ein anderes Flugprofil abfliegt als eine welche ihre zwei Wirkkörper zum Einsatz bringen soll.
Eine Truppe im Gefecht, kann aus 18000 ft Höhe (30 000 ft Zielentfernung) auch nicht wirklich präzise unterstützt werden. Aber selbst Blogteilnehmer verwechseln die Bilder von US Heli mit UAV Bildern.
Wir müssen CAS der Bw/Lw und Erhalt der ISR Fähigkeit fordern und nicht windige Plattformen.