Mehr Hubschrauber, weniger Eurofighter: Die SPD-Nachjustierung der Bundeswehrreform
Die SPD-Verteidigungspolitiker im Bundestag haben am (heutigen) Freitag ihr Papier zur Nachjustierung der Bundeswehrreform öffentlich vorgestellt. Die wesentlichen Einzelheiten habe ich hier schon aufgelistet, allerdings waren da ein paar Fragen offen geblieben, die ich dann dem verteidigungspolitischen Sprecher der Fraktion, Rainer Arnold, gestellt habe:
• Hubschrauber: Dem so genannten global deal, der Vereinbarung mit Airbus (früher EADS) über eine geringere Abnahme von Helikoptern der Typen NH90 in der Transporthubschrauberversion und Kampfhubschrauber Tiger, ist aus Sicht der SPD die Grundlage entzogen. Nötig sei jetzt ein transparentes Verfahren, dass auch klar mache, wie es mit dem geplanten Marinehubschrauber weiter gehe: Eigentlich müsste man neu ausschreiben. Ob damit der Sea Lion, der NH90 in der Marineversion, für die Bundeswehr erledigt ist? So weit wollte Arnold nicht gehen. Auf jeden Fall sollten nach den Vorstellungen alle bestellten 122 NH90-Transporthubschrauber abgenommen und auch betrieben werden; die 40 Maschinen über die reduzierte Zahl hinaus zum Teil in einem dritten Transporthubschrauberregiment gemeinsam mit (ost)europäischen NATO-Partnern.
• Luftverteidigung: Die Sozialdemokraten plädieren für ein Luftverteidigungssystem auf Basis der Forschungsergebnisse für das eingestellte tri-laterale MEADS-Vorhaben (Medium Extended Air Defense System) als Nachfolge für die Patriot-Flugabwehrsysteme. Hier könnte Deutschland einen Schwerpunkt setzen, sagte Arnold. Im Gegenzug müsse das Gesamtsystem Luftverteidigung betrachtet werden – und am Ende könnten dann weniger Eurofighter stehen, nämlich noch 108 anstelle der derzeit geplanten 140. Die so genannte Tranche 1 könnte dann nämlich ausgephast werden (und nicht für viel Geld kampfwertgesteigert). Eine Erhaltung der Zahl durch die Beschaffung der Tranche 3b sei aber nicht sinnvoll – unter anderem, weil Verbündete wie Großbritannien oder Frankreich eine große Zahl von Kampfjets vorhielten.
Zum Nachlesen die SPD-Papiere hier:
Sozialdemokratische Vorstellungen zum Nachsteuerungsbedarf der Bundeswehrreform SPD-Nachsteuerung_Bw-Reform_11apr2014
Nachsteuerung der Stationierungsentscheidungen SPD-Nachsteuerung_Bw-StO_11apr2014
Der Koalitionspartner hat bereits auf die SPD-Vorschläge reagiert – allerdings in einer Form, die an den Kalten Krieg alte Regierungs/Oppositions-Fronten erinnert. Aus der Pressemitteilung von Unions-Obmann Henning Otte:
Die von der SPD in einem Positionspapier vorgelegten Thesen sind nicht neu. Schon bei den Koalitionsverhandlungen im vergangenen Jahr stießen diese Vorschläge bei keinem der Verhandlungspartner auf Gegenliebe und wurden einvernehmlich verworfen.
Die Forderungen sind zum größten Teil strukturrelevant und würden zu einem neuen Zuschnitt der Teilstreitkräfte führen, verbunden mit Veränderungen von gerade eingenommen Strukturen. Dies ist schon vor dem Hintergrund der Fürsorge gegenüber unseren Soldatinnen und Soldaten sowie deren Familien nicht zu verantworten.
Eine weder finanziell hinterlegte noch an den sicherheitspolitischen Herausforderungen ausgerichtete Änderung der Struktur nur um der Änderung willen tragen wir nicht mit.
Na dann. Popcorn, bitte.
Zur Reaktion von Otte (sicher abgestimmt mit vdL) zeigt mal wieder die Diskrepanz zwischen Reden und Handeln:
Man redet von Fehlerkultur, ist aber nicht bereit diese vorzuleben (siehe Stationierung).
So fährt man noch die letzten engagierten Soldaten und Zivilangestellten in die „mir-egal-Phase“. Die Bundeswehr verfügt gerade an der Basis über überaus motiviertes Personal.
In einer UHG bzw. OHG sitzt eigentlich immer eine Gruppe von Soldaten, die darüber diskutiert wie es besser werden kann bzw. muss.
Allein schon dieses Engagement ist in der Wirtschaft weitaus seltener.
Aber wenn die Basis nur noch den Eindruck hat, dass die Führung völlig unabhängig von der Realität Entscheidungen trifft, dann ist irgendwann innere Kündigung oder (vorzeitiges) DZE der letzte Ausweg.
Die Rückgabe von BS-Urkunden war noch vor 15 Jahren in weiten Teilen der Bundeswehr undenkbar. Spätestens mit der Neuausrichtung häufen sich diese Fälle.
Als Grund wird allzuoft die Unwilligkeit der Führung zu lernen benannt.
Die Ministerin zeigt (via Abg. Otte), dass sie eben vorallem eine Ankündigungsministerin ist.
Und wieder wird diese Fürsorgephrase über Soldat/Familie als Ausrede eingesetzt. Jede größere Umorganisation eines solchen Gebildes wie die Bundeswehr muß doch durch Rückkopplungsschleifen gesteuert und geregelt werden, denn sonst endet sie im Chaos.
Slogans und Phrasen und Mantras sind aber keine Rückkopplung.
Und die SPD mit ihrem auf Arbeitsplätze schielenden Europawahlkampfpapier ist auch in keinster Weise überzeugend.
Keinerlei Strategische Denke, nur Slogans, Phrasen und Mantras.
Unabhängig von der Motivation der SPD zu diesem Papier stehen da einige gute Punkte drin.
Besonders das dritte Heeresfliegerrgt macht Sinn, CH-53 soll wieder nach Laupheim. Holzdorf wurde ja extra mit Millionensummen für NH90 umgebaut, das bietet sich auch regional für (ost)europäische Kooperationen an.
Bei den Standorten sollte auch Mayen nochmal geprüft werden, auch wenn die Umsetzung hier schon läuft. Trotzdem verschlingen die Neubaumaßnahmen Millionen und keiner der Punkte was beachtet werden sollte wurde auch nur ansatzweise erfüllt!
Tja, in der Lokalpresse wird Otte nicht müde zu erwähnen das er in Berlin alles versucht den kommenden Briten Abzug in Bergen durch Bundeswehr Soldaten, die Rede ist von einem Kampfbattailon, zu kompensieren….
Sehr lobenswert, nur würde das natürlich auch eine Änderung in der Struktur Reform beinhalten.
Naja, Politiker halt.
Und Air Policing machen wir dann mit TLVS?
Wer soll denn die Besatzungen für das dritte Hubschrauberregiment stellen? Zumindest die Deutschen haben bei weitem nicht genügend qualifizierte(sic!) Besatzungen, hier wurde seit Jahren kaputt gespart.
Marinehubschrauber: Es wird weiterhin verzögert. Jeder weiß, dass der MH-90 neu Sea Lion NTH NFH wie auch immer ungeeignet ist. Trotzdem will sich niemand von diesem Projekt verabschieden, trotz immer wieder neu auftauchender Millionenkosten.
Ein Nachfolger wird dringend gebraucht, die Probleme sind nicht mal ansatzweise gelöst (Lärmpegel, Korrosion etc), ein weiter-so darf es nicht mehr geben.
Jetzt wäre die Chance, endlich einmal eine professionelle Entscheidung zu treffen, die dann auch ein paar Jahre Bestand hat.
Wo man schon bei Grundsätzlichen Korrekturen der „Reform“ ist sollte man sich
DRINGEND noch mal mit der Ausbildungspipeline für Offz und Uoffz beschäftigen.
Das Modell Ausbildungsbataillon ist auf ganzer Linie gescheitert und führt zu fachlichen und mentalitätsmäßigen Defiziten bei den Führern die mittelfristig viel gravierendere Auswirkungen haben als viele andere Probleme.
Das man di Unteroffiziersausbildung auch noch auf dieses Modell umgstellt hat obwohl die Erfahrungen mit den Offz Batailonen gelinede gesagt katastrophal waren demonstriert noch mal eindrücklich die auch von anderen beklagte mangelnde fähigkeit zu selbstkorrektur.
wenn sich die spd auf dieses Thema und eine sinnvolle anpassung der standortplanung konzentrieren würde wäre schon viel gewonnen.
Wenn Otte Erfolg hat, dürften andere Niedersachsen Standorte richtig bluten. Wegen den Regionalen Proporz. Bleibt an den einen Bayrischen Standort mehr, wird woanders in Bayern gekürzt.
@wacaffe:
Volle Zustimmung bzgl. der Führerausbildung.
Jedoch sehe ich hier keinen – direkten – Handlungsbedarf der Politik:
Der GI, der Inspekteur und der Insp SKB sind die richtigen Adressaten.
Der Politik (aber auch der Generalität/ Admiralität) ist vorzuwerfen, dass Ausbildung viel zu oft gar nicht im Blick ist. Es ist eben auch ein kompliziertes Thema, das viel Einarbeitungszeit und Systemverständnis verlangt.
Wenn jedoch nur die Botschaft ankommen würde:
Die Bundeswehr hat im Kern kein Finanz, oder Ausrüstungsproblem, sondern ein Ausbildungsproblem. Insbesondere die Führerausbildung ist unzureichend.
Dieses Problem verschärft sich über die Beförderung der unzureichend ausgebildeten Führer und Unterführer.
Dies kommt jedoch nicht an – siehe Haushaltsdebatte 2014 (http://tinyurl.com/kzb47ww).
Gute Ausbildung kostet eben auch Geld. Man muß aber erstmal merken, dass man ein richtig großes – und schnell wachsendes – Problem selbst geschaffen hat.
@Benedikt
Verstehe ich nicht so richtig.Vielleicht geht es mehr detailliert. Danke.
@ mmoria
das thema mag analytisch komplex sein. die lösung ist jedoch recht simpel.
Zurück zum alten Ausbildungssystem inklusive Sozialisationsphase in der Truppe für Offz und Uoffz.
(wärend meiner zeit beim wehrbeauftragten schien das auch vielen klar zu sein, warum bei der militätischen führung diesbezüglich offenbar denkblockade herscht müssten Sie mir erklären. rational begründbar ist sie jedenfalls nicht)
Damit wäre schon viel erreicht. Wenn man dann noch die Curricula anforderungsgerecht (im sinne der militärischen nicht der politisch opportunen) gestaltet würden sich viele probleme von selbst lösen.
macht man so weiter wie bisher ist circulus viciosus angesagt, schlechte führer bilden schlecht aus treffen schlechte entscheidungen beraten die politik sschlech, was zu noch schlechteren ausbuldungsstrukturen führt… rinse repeat
eine armee steht und fällt mit ihrem führercorps
@wacaffe:
Sehe ich ja genauso.
Ich habe jedoch den Eindruck, dass bereits in der Ämter- und Kommandoebene ein Gesamtverständnis für Ausbildung oftmals nicht vorhanden ist.
Das gilt auch für das neue Ausbildungkommando, das immer mehr zum bürokratischen Monstrum ohne Realitätsbezug wird.
Mit der neuen Schullandschaft schlägt also nicht nur in der Laufbahnausbildung, sondern auch in der Verwendungsausbildung eine erhebliche Verschlimmbesserung zu.
Es soll immer mehr Grundlagenausbildung in der Truppe statfinden, aber da sind wir wieder bei den schlechter ausgebildeten Führern und Unterführern.
Dazu kommt dann noch das und dynamische Verfügbarkeitsmanagement.
Eine Abwärtsspirale, die man nicht mal zur Kenntnis nehmen will.
Die Lösung: weniger Verschulung, mehr Truppe ist natürlich klar.
Aber jemandem die Auswirkungen auf der politischen Ebene klar zu machen ist, ohne eigenes Erleben, sehr schwierig. Muss er eigentlich auch nicht – dafür gibt es die militärische Führung.
Soll der Bundestag auch noch die Lehrgangsplanung machen?
Zudem sind politische Entscheidungsträger rein praktisch weitaus mehr mit Haushalts- und Ausrüstungsfragen zu tun.
„unter anderem, weil Verbündete wie Großbritannien oder Frankreich eine große Zahl von Kampfjets vorhielten.“
Was wohl die Verbündeten dazu sagen, dass wir auf deren Kosten Kampfflugzeuge einsparen wollen?
Scheinbar hat die SPD auch vergessen, dass die Mehrzahl der Doppelsitzer aus T1 sind. Bilden GB und FR zukünftig unsere Piloten aus?
@ memoria
ich habe mich etwas missverständlich ausgdrückt.
es ist klar das es sich hier um eine aufgabe von G1 und konsorten nicht des BT handelt.
mein einwand oben war eine ernstgemeinte frage.
sie scheinen doch „in the know zu sein“
Warum erkennt man auf ebene der militärischen führung diese evidenten probleme und ihre ebenso evidente Lösung nicht obwohl alle halbwegs Sachkompetenten mit 90 dezibel auf beides hinweisen?
Für jemanden der noch dem alten system entstammt müssten viele probleme doch offensichtlich sein. dringt kritik in diese sphären nicht mehr vor?
Mir erscheinen die Vorschläge der SPD überlegenswert. Weder bei der Neuausrichtung selbst, noch bei der weiteren Entwicklung bzw. Nachjustierung sollte es grundsätzliche Denkverbote geben. Die SPD betont ja zu Recht, die Neuausrichtung mit ihren Vorschlägen nicht grundsätzlich in Frage zu stellen.
Ich finde zum Beispiel den Gedanken bemerkenswert, Gendarmerie-Fähigkeiten auszubilden. Hier scheint mir eine Fähigkeitslücke bei der Bundeswehr zu bestehen.
Hat jemand in diesem Bereich Erfahrungen, z.B. aus dem Kosovo-Einsatz?
Weniger Eurofighter? Gibt es nicht schon Bedenken bezüglich der 6 deutschen Eurofighter für das Baltikum?
@Patrick Horstmann
Die Gendarmerie-Fähigkeit sollten doch die beiden Auslandshundertschaften der Bundespolizei in St. Augustin bereitstellen. Das wollte sich das BMI nicht nehmen lassen.
@Schorch
Ironiemod an: Klar machen wir das Air Policing im Baltikum dann als integrierte LV. Wenn die EFI ausgehen, kommen die (luft)verlegbaren ELVSI’s zum Zug.“ (TLVS=ELVS=MEADS-Folgesystem). Der gemeine Balte freut sich dann, weil er als Zeichen der Bündnissolidarirät kriegt, was der gemeine Pole immer von den USA wollte, aber bislang nicht dauerhaft bekam – Raketenabwehrsysteme aus NATO-Beständen mit Personal, die man nicht finanzieren muss.
Voraussetzung dafür ist aber, dass das Entwicklungsergebnis MEADS in den USA ausreichend lesbar und so nutzbar dokumentiert wird, dass es der europäischen Industrie in den nächsten 10-15 Jahren gelingt, es auch zu einem stationierbaren System weiter zu entwickeln, als Entwicklungsergebnis ohne schwarze Kästchen. Das wäre doch mal ein Novum. IMOD aus.
Fluglärmgegner in Hohn beim LTG 63- zusperren-dann lieber doch das LTG 61 in Landsberg auflassen! „Ironie aus“.
Altenstadt mit den Fallschirmspringern-Landsberg/Lech ist gleich in der Nähe…
Mit freundlichen Grüßen
Notnagel
„Ich finde zum Beispiel den Gedanken bemerkenswert, Gendarmerie-Fähigkeiten auszubilden. “
Ist das eine militärische Kernfähigkeit im Gegensatz zum Eurofighter?
“ Die Sozialdemokraten plädieren für ein Luftverteidigungssystem auf Basis der Forschungsergebnisse für das eingestellte tri-laterale MEADS-Vorhaben (Medium Extended Air Defense System) als Nachfolge für die Patriot-Flugabwehrsysteme“
Das ist nicht viel mehr als eine feuchte Träumerei. Das wird nämlich eine nationale Eigenentwicklung bei vermutlich sehr geringen Stückzahlen. Wenn dann muss man das MEADS-System so wie es jetzt ist beschaffen. Das wird im Alleingang teuer genug.
Das ist doch einfach kläglich, was unsere Verteidigungspolitiker aller Richtungen so fordern oder verhindern. Es geht doch jetzt nicht um einzelne Standorte oder Waffensysteme oder andere Details mit dem leicht zu durchschauenden Motiv des Stimmenfangs. Es geht nach der wesentlichen Lageänderung im Osten Europas vielmehr um grundsätzliche strategische Fragen.
Die Vorgänge in der und um die Ukraine legen doch eines nahe: Wir müssen in Ruhe und ohne Emotionen, aber in aller analytischen Klarheit überdenken, ob unsere Prioritäten (sofern wir überhaupt welche haben) noch stimmen. Konkret: Wir müssen bewerten, ob wir mit Blick auf die russische Machtpolitik bisher einem Wunschdenken erlegen sind. Und wir müssen folglich entscheiden, ob die Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung wieder stärker gewichtet werden sollte. Noch einmal: Ohne Aktionismus und Übersteuerung, aber auch ohne Scheuklappen.
Das Ergebnis dieser Prüfung, die nicht zuletzt wegen der diversen Abstimmungen in Bündnis und EU wohl mehrere Monate in Anspruch nehmen muss, ist offen. Aber: Fällt die Antwort mit „ja“ aus, dann bedarf die Reform der Bundeswehr einer gehörigen Nachsteuerung oder gar einer Neuauflage. Dann ist es mit Details nicht getan. Fällt die Antwort hingegen mit „nein“ aus, dann sollte man m.E. alles so lassen, wie es nun mal entschieden ist. Dann – und nur dann! – ist eine Reformsperre und damit Ruhe an der Organisationsfront ein unerlässliches Gebot für die nächsten Jahre.
Unseren Verteidigungspolitikern wäre daher endlich einmal der große Blick zu wünschen.
@Tom Tom: Bitte den Anhang http://www.directupload.net/file/d/3589/sfb4q8an_pdf.htm exakt ansehen; die Marine müßte eigentlich jubeln, denn im Falle der Nichtzulassbarkeit des MH90 NTH SEA LION ist die Geschäftsgrundgrundlage für das Beemelmans’sche Hubschrauber MoU definitiv entfallen.
Mit Schreiben von FüSK III 1 vom 03.04.2014 wurde die ZDv 19/1 „Das Prüf- und Zulassungswesen für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr“ außer Kraft gesetzt. Beachtenswert erscheint, dass die Neufassung A1525-Teil 1 und -Teil 2 ebenfalls noch vom StS Dr. Peter Wichert gebilligt wurde, also noch vor dem 27.11.2009 (Tag der Entlassng durch KTzG)! Insofern erscheinen auch die Vermerke „gültig ab 31.07.2009“ (für Teil 1) und „gültig ab 11.08.2009“ (für Teil 2) als plausibel.
Allerdings trägt die letzte Ausgabe der „alten ZDv 19/1“ ebenfalls den Genehmigungsvermerk von Dr. Wichert und datiert ebenfalls vom 31.07.2009! Wir hatten also seit 31.07.2009 bis zum 03.04.2014 zwei verschiedene, konkurierende und jeweils gültige ZDv für „Das Prüf- und Zulassungswesen für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr“. Eine revidierte allgemein bekannte Altfassung auf die das Beschaffungswesen bislang baute und mit dem § 30 Abs 1 LuftVG herumlavierte sowie eine absolute Neufassung, von der „Keiner“ bis hin zum exStS Beemelmans im Bereich BMVg-AIN und Beschaffungswesen samt Planungsamt etwas gewußt haben will.
Aber auch diese Ausrede greift nicht, denn es gelten aber bereits für den Zeitraum bis 03.04.2014 die in der Rechtsprechung klassischen Kollisionsregeln „Lex posterior derogat legi priori.“ Das spätere Gesetz verdrängt das frühere. Also geht die neuere Norm der älteren vor. Ferner gilt „Lex superior derogat legi inferiori.“ Das höherrangige Gesetz verdrängt das niederrangige. Z.B. die Europäische Norm (Luftrecht) verdrängt die (militärisch ) nationale Norm und genau dafür bietet der § 30 Abs. 1 LuftVG im „Friedensflugbetrieb“ eben gerade kein Schlupfloch!
Beide Werke – nämlich die Neufassung A_1525-Teil 1 und -Teil 2 vs. „alte ZDv 19/1“ sind textlich und inhaltlich jedoch nur auf einen ersten Blick identisch! Tatsächlich ist speziell in den Bereichen der Durchführungsbestimmungen die Neufassung detaillierter, expliziter und ganz erheblich restriktiver.
Hier stechen besonders in Auge:
(Zitat) „Zu Nr. 102 Durch diese Zentrale Dienstvorschrift und die zu ihrer Durchführung erlassenen Vorschriften muss im militärischen Bereich ein unter Berücksichtigung militärischer Erfordernisse gleichwertiges Maß an Verkehrssicherheit/ Lufttüchtigkeit sichergestellt werden, wie es das Luftverkehrsgesetz (LuftVG) und die zu seiner Durchführung erlassenen Rechtsvorschriften bzw. die in der Europäischen Union geltenden Vorschriften (z. B. EASA-Parts [gemeint sind CS]) vorsehen (Zitatende).
sowie
(Zitat)“Zu Nr. 103 bleibt frei […] Zu Nr. 201 Eine Zulassung zum Luftverkehr (Verkehrszulassung) gilt nur für ein einzelnes Lfz (Stück). Für das Muster wird die Verkehrssicherheit nach einer Musterprüfung durch die Musterzulassung festgestellt und im Musterzulassungsschein beurkundet. Für das Stück wird die Verkehrssicherheit nach einer Stückprüfung festgestellt. Bei Lfz wird die Verkehrssicherheit in dem Verkehrszulassungsschein (Nachweis der Verkehrssicherheit) und bei Luftfahrtgerät die Lufttüchtigkeit in der Stückprüfbescheinigung beurkundet. Für ein Luftfahrzeug ist die Verkehrssicherheit gegeben, wenn es so gebaut und ausgerüstet ist, dass ein ordnungsgemäßer Betrieb gewährleistet ist und dabei niemand geschädigt oder mehr als unvermeidbar gefährdet, behindert oder belästigt wird.“ (Zitatende)
Damit hätten sich nämlich mit einem opportunen Seitenblick des BMVg-AIN, -BAAINBw und BMVg-Planung auf die Neufassung der ZDv 19/1, nämlich die ZDv A-1525, wie bereits seit dem 31.07.2009 im Raume stehend, sämtliche Zulassungsdiskussionen zum EuroHawk, zu FEMALE, PREDATOR B, HERON TP, zu NH90-TTH und dessen GeNu für FAM sowie zum MH90 NTH SEA LION bis heute und b.a.w. vermeiden lassen,
denn weder vorgenannt zitierte Zulassungskriterien werden UAV mangels Konformität zu EASA-CS 23 bzw. 25 sowie zu den ICAO-Regulations nicht vor 2020 erfüllen,
noch werden NH90-TTH und MH90-NHT sowie MH90-NFH SEA LION mangels Konformität zu EASA-CS 29 (z.B. Amdt 55) sowie zu den aktuellen ICAO-Regulations auf Basis (welche dem Amdt 55 entsprechen) des seinerzeit mit NHI in 1990 vertraglich vereinbarten Zulassungskriteriums FAR Part 29, Amdt 31, die vorgenannten Forderungend der ZDv A1525-Teil 1 und -Teil 2 erfüllen können! Damit kann der noch von TdM „zwischen die Stühle gesetzte kleine Mann“ eigentlich gesagt, geschrieben und befohlen haben, was er wollte bzw. was diesem aufgetragen worden ist!
Kann mir mal einer erklären, wie ein ursprünglich für 8,2 to MTOW bzw. mit finaler Erprobung der Triebwerke und der Getriebe alsbald für 8,5 to MTOW konzipierter Hubschrauber mit nunmehr „rein papiermäßig“ konzipierten 11 to MTOW Kat A und Performance Class 1 im VFR- und IFR-Flugbetrieb über See lesiten kann? Never-ever!
Es verbleibt also zumindest für die vergangene Era Thomas de Maizière, Rüdiger Wolf, Christian Schmidt, Thomas Kossendey, Stéphane Beemelmans, Detlef Seelhausen und Ulrich Schlie damit der Verdacht, dass im BMVg und dort im Bereich mil. Beschaffungswesen die „linke Hand“ (Politik und Lobbyisten) nicht wußte, was die „rechte Hand“ (FüSK III1) tat!?
Noch ist dies hinsichtlich des klaren Verschuldens eine Frage dieser Era und selbst die parlamentarischen Kontrollorgane können ruhigen Gewissens sagen, das BMVg habe sie über den Tisch gezogen (… oder und als deren wissentschaftliche Mitarbeiter vielleicht von AIRBUS zum Essen und zur „PPT-Orgie“ eingeladen wurden, haben auch diese vielleicht einen gänzlich anderen Eindruck in die Fraktionen zurückgebracht).
Wenn aber die von der IBUK UvdL in die Warteschleife gestellten 15 Großprojekte nicht tatsächlich bis auf den „Sumpf“ durchgecheckt werden, und z.B. die 18 SEA LION MH90-NTH samt 195 Mio. € plus 500 Mio € Agio erneut im Parlament „durchgewunken“ werden, haben sich UvdL und die GroKo genau diesen „Schuh samt der nicht nur aus hiesiger Sicht sicheren weiteren Pleite von 22 optionierten MH90-NFH“ selber angezogen. Da bin ich mal gespannt, wie der GI, auch als kommissarischer StS-Rü, der kommissarische Ltr AIN Vize-Admiral Rühle, welcher auch AL Planung ist und und UvdL aus dieser Zwickmühle herauskommen wollen?!
Auch T.W. weiß seit 03.04.2014 ob dieses Faktes bzw. „Knallers“ und dürfte noch recherchieren.
Was ein 3tes NH90-HSRgt anbetrifft, so ist dies absoluter „Quatsch mit Sauce“, denn dieses klappt weder personell noch materiell. Diese Schnappsidee zeigt nur, daß deren Urheber und Verfechter von IOC, IOC+, FOC Complement und FOC sowie RETROFIT samt Obsolenzenabstellungen und insgesamt damit einhergehenden Kosten „NULL“ Ahnung haben. Ebenso wenig scheint man sich der hoffnungslosen Ersatzteillage beim NH90 bewußt zu sein! Man sehe sich folgendes Dokument bzw. Vorlage http://img5.fotos-hochladen.net/uploads/20140224docuq7us2nmtfw.png mal genauer an, wobei es nicht verwundern würde, wenn sich herausstellen würde, daß dieses auf der Strecke BAAINBw, BMVg-AIN, StS Wolf bis zum StS Beemelmans gleiches Schicksal erfahren hätte, wie 3 – 4 gleichartige Vorlagen anderer Stellen.
@ Cynic2
Eben … hat aber wohl nicht funktioniert scheint mir. Über den Einsatz der Polizei im Ausland kann man lange diskutieren, egal ob Bundespolizei oder insbesondere die Polizeien der Länder.
@ abc
Ob Gendarmerie-Fähigkeiten zu den Kernfähigkeiten der Bundeswehr gehören sollen, ist ja gerade die Frage. Frankreich, Spanien und Italien haben dieses für ihre Armeen schon lange positiv entschieden.
In asymmetrischen Konflikten verschwimmen die Grenzen zwischen Aufständischen und (organisierten) Kriminellen, bei Einsätzen in Failed States fehlt es auch an einer zivilen Sicherheitsstruktur, ebenso oftmals in schweren Katastrophenfällen in nicht entwickelten Staaten.
Die Kernfähigkeiten von Eurofightern, Panzergrenadieren oder der Flugabwehr helfen da bei einem möglichen Einsatz der Bundeswehr nicht immer weiter.
Amtmann, alle ZDVs werden derzeit in Vorschriften und Erlasse A/B/C/D 1234 umgewandelt. Das fußt aber auf einer Weisung aus 2013!
@Patrick Horstmann
Nun, zwei Hundertschaften sind denn auch nicht so viel, aber beim Ansatz der vernetzten Sicherheit scheint das BMI sich dann auch nie um einen Personalstarken Einsatz gerissen zu haben, sondern sich stets auf wenige Ausbilder beschränkt zu haben.
Was die Gendarmerie-Fähigkeit betrifft, sehe ich diese bei der Bundeswehr als falsch plaziert an. Gerade hier verläuft ja die Grenze zwischen Polizei und Militär, nämlich Bundespolizei, die inzwischen im Inneren und im Auslandseinsatz eingesetzt werden kann und der Bundeswehr, die nur in bestimmten Fällen im Inneren eingesetzt werden darf. Andere europäische Staaten haben Gendarmeriekräfte, weil sie diese auch routinemäßig im Inneren einsetzen und lange Tradition und Akzeptanz darin haben. Würde gleiches in Deutschland versucht, würde der Versuch der Aufweichung des Verbotes des Einsatzes im Inneren auf Kritik stoßen.
Insbesondere da andere europäische Staaten lange und gute Erfahrungen mit ihrer Gendarmerie gemacht haben, sollte die Bundeswehr nicht versuchen, während sie andere Kernfähigkeiten abbaut, hier nun Fähigkeiten mühsam aufzubauen, die mit etwas Ausbildung in leichter Infanterietaktik bei der Bundepolizei viel einfacher herzustellen wären.
@schorsch:damit stellen sich konsequenterweise die folgenden Fragen:
1.) Wie kann etwas Neues am 31.07.2009 gebilligt und für gültig erklärt werden, wenn dazu erst die Weisung in 2013 erfolgte?
2.) Erfolgte diese Weisung vor dem 15.03.2013 (Unterzeichnung des Beemelmans’schen MoU)?
3.) Erfolgte diese Weisung vor dem 26. 06.2013 (Durchwinken des MoU im Haushaltsausschuß wider den Empfehlungen des Verteidigungsausschusses)?
4.) Wenn zu 2.) und 3.) „Nein“, wann erfolgte dann diese Weisung definitiv, denn m.M.n. ist mit deren „Endprodukt“, nämlich der Neufassung A_1525-Teil 1 und -Teil 2 zu „Das Prüf- und Zulassungswesen für Luftfahrzeuge und Luftfahrtgerät der Bundeswehr“ der NH90 zumindest als MH90 NTH und NFH nicht mehr zulassungsfähig und/oder der mangels aktuellem Stand der Technik und mangels aktuellen Stand der Betriebssicherheit, der Flugsicherheit samt Crashsicherheit, unserer Marine sowie im Zuge der zivilen ICAO-SAR-Einsätze auch der Bevölkerung und der Seeschifffahrt nicht mehr zumutbar?
Schließt das auch die Standortfrage im ZSanDBw mit ein? Da wurde auch das ein oder andere, sagen wir mal, „Süppchen mit G´schmäckle“ gekocht… Stichwort Ahlen/Westf. und Koblenz.
@ Cynic2
Das meine ich eben mit Denkverboten. Natürlich haben Gendarmerien anderer Armeen ihre eigene historische Entwicklung.
Hier geht es um die Anforderungen, die an eine „Armee im Einsatz“ zu stellen sind.
Und da muss man auch zwischen In- und Auslandseinsätzen unterscheiden. Machen wir ja zum Beispiel in den Bereichen CIMIC und PsychOps auch.
Keiner will Gendarmerie-Fähigkeiten im Inland einsetzen, aber bei Auslandseinsätzen muss man darüber nachdenken.
Nur am Rande bemerkt: Ich wundere mich schon die ganzen Zeit, warum interessierte Kreise übende Panzergrenadiere für einen Kosovo-Einsatz mit Schildern, Schlagstöcken und Tränengas zur Crowd and Riot Control nicht an die große (innenpolitische) Glocke hängen.
Wie gesagt, notwendig ist eine offene Diskussion.
Eigentlich Richtig den das braucht man mehr
Problem ist NH 90 und Tiger ist Heer EF ist Luftwaffe
Da werden um Posten gestritten warum die Luftwaffe Verliert und Heer dazu bekommt
Wo der EF ist darf Luftabwehr haben da wo die Heeres Flieger sind nicht zu einer zeit wo wir viel zu wenig haben
Eigentlich müssten wir mehr Aufstellen und die gegen uns sind in Königsberg und Moskau neuaufgestellen Einheiten Abzuwehren
Vorschlag mehr Pz ist da nicht mehr zu Hören wie auch mehr Soldaten wegen Russland
Ist das überhaupt noch Aktuelle oder letzte Jahr Verfasst geworden
@Voodoo
Ich weiß nicht recht. München ist schon eher ab vom Schuß… Ob die SanAk direkt beim Amt liegen muss oder doch besser das Amt nah an anderen Ämtern der TSKs, den Beschaffern und Nutzungsleitern und dem BMVg etc… als eher neutralem Beobachter scheint mir Koblenz oder generell die Rheinschiene nicht ganz abwegig.
@KaLaBe
Zustimmung!
Weil mir gerade langweilig ist, mal ein Kommentar dazu. Die sogenannte „Bundeswehrreform“ ist letztlich nur eine leere Worthülse. Was soll das bedeuten? Welche geostrategischen Überlegungen liegen dieser „Reform“ zugrunde?
Als die BW noch im Kalten Krieg war, stand der Russe vor der Türe. Das geostrategische Ziel war, REFORGER-Konvois über den Atlantik zu eskortieren, und in der Vorneverteidigung dem Ostblock zu begegnen. Folglich beschaffte man Panzermassen, ein Haufen Flugzeuge, FlaK, FlaRak etc, Schiffe für Atlantikkonvois und Schellboote für die Ostsee.
Nach dem Ende des KK kam man irgendwann auf die Idee, dass es einer Veränderung bedürfe. Problem: Es fehlte jede geostrategische Überlegung. Man wollte nun ein bisschen mehr Infanterie, mehr gepanzerte Autos, weniger Panzer, weniger Flugzeuge, so lala eben. Kein Plan, kein Konzept, keine Referenzbedrohung.
Im KK gab es eine Referenzbedrohung: Den Pakt. Und nun? Ich lese, 420 SPz sollen beschafft werden. Warum 420? Dann wurde auf 350 gekürzt. Warum 350? Erst sollten 250 Kampfflieger beschafft werden. Dann 180. Dann 140. Warum 140? Warum 180? Wie berechen sich diese Zahlen? Auf Basis welcher Bedrohung?
Im KK konnte man immer sehen was der Pakt hatte, und das mit dem Stand der NATO abgleichen. So nach dem Prinzip F-15 = Su-27: wenn er 500 hat, muss die NATO auch 500 haben – mindestens. Und nun? Alles blabla, völlig sinnlos. Klar, wenn man 180 Eufis nicht begründen kann, warum dann nicht 143 oder 140? Oder 108? Warum nicht alle in die Schrottpresse? Ein Grund findet sich doch immer, zB Talibanbekämpfung als Zukunftskrieg. Warum Uboote? Wo tankt man am Horn von Afrika Wasserstoff? Warum also 4? Warum 6? Warum nicht 12? Warum überhaupt?
Kurz, das Problem der „Bundeswehrreform“ ist die Tatsache, dass es eine Kopfgeburt ohne Bezug zur Wirklichkeit ist. Nicht was die Ausrichtung im Generellen angeht, sondern die Überlegungen dahinter. Ohne geostrategische Überlegungen ist das reine Willkür.
Gruß vom Segelboot
@Segelboot:
Richtig – umso wichtiger wäre es, dass man sich auch in der Bundeswehr ernsthafte Gedanken über den Krieg von heute und macht. Findet aber nicht statt, lieber lamentiert man über die Politik.
Eine schöne Zusammenfassung der geistigen Leere innerhalb (!) der Bundeswehr findet sich im „Nachbarthread“ zum Afghanistansammelband (Beitrag „Die Bundeswehr und Afghanistan“).
Mal eine frage gibt es auch mal von anderen Parteien solche vorschläge oder kommt da nur immer was von der SPD? Meines wissens kam bis jetzt nie öffentlich was von der CSU oder CDU
Könnte man sich mal auf die wirklich wichtigen Probleme, äh natürlich Herausforderungen, der Bundeswehr konzentrieren?
Seit Meseberg gibt es schließlich konkrete Ziele und Zeitvorgaben der IBUK.
Die materielle Sollausstattung der KitaBw ist noch völlig ungeklärt.
– Welche Waffensysteme umfasst das pädagogisch/ökologisch wertvolle
Verteidigungsspielzeug ?
– Sind Barbiepuppen unter Gender-Aspekten zulässig?
– Mit welchem wirtschaftlich zu beschaffenden Ortungssystem können Schaufeln
und Förmchen ausgerüstet werden, damit man diese auf den
Übungsplätzen wiederfinden kann ?
usw…….
@Hans-Christian Linder: Die Vorschläge von der SPD sind im Ansatz gut, in der Substanz jedoch nicht konsequent zu Ende gedacht. Für die CDU/CSU gilt bis auf ein unliebsames Fähnlein der Aufrichtigen „Cornix cornici numquam oculos effodit“ oder auch frei nach Spoerl „Der Maulkorb“!
Mehr Hubschruaber? Ich hörte, dass das Heer in Kürze erneut 180 Piloten entpflichten möchte. Es existiert wohl ein Flugstundenproblem. Dann gibt es in diesen Kreisen zum zweiten Mal einen Aufschrei. Aber wen interessiert’s? Leider keinen.
@Arne:
Es gibt auch bei der Fliegerei ein erhebliches Ausbildungsproblem – aufgrund der Flugkosten dort besonders drängend.
Bereits jetzt ist absehbar, dass 2016 zwar genügend NH90 vorhanden sein werden, aber nicht genug Piloten.
Aber Realität ist eben nur noch eine Störgröße im System.
Die SPD will sich mit Blick auf 2017 etwas profilieren – irgendwas wird man als Kompromiss finden (Altenstadt?).
Aber auch da zur Realität: Die Verlegung des Stabes der PzGrenBrig 41 nach Neubrandenburg beginnt Mitte Mai 2014. Die Familien haben bereits alles vorbereitet. Ein Armutszeugnis für die Experten bei der SPD.
@H.C. Lindner: von der CDU/CSU gibt es nix. Und unter Henning Otte wird es auch nichts geben, da dieser nicht in der Lage ist nur halbwegs Bundeswehr und Sicherheitspolitik zu durchdringen. Nun will ich das Papier der SPD nicht schönreden, aber immerhin versucht man sich mit Bundeswehr zu befassen. Scheinbar sind diese viel weiter als die MdBs der CDU/CSU. Jeder weiß doch, dass die Reform noch unrund läuft. Ich vermute, dass die CDU/CSU sich nun beleidigt ins Schneckenhaus verzieht, anstatt sich endlich auch mit der Bundeswehr zu befassen. Somit kommen diese Damen und Herren aus dem Ruf, nur willige Erfüllungsgehilfen von BMin vdL zu sein, nie heraus!
@wacaffe:
Warum erkennt man Probleme und naheliegende Lösungen bei der militärischen Führung nicht?
Weil man das ganze Berufsleben gelernt hat, dass man mit Problemen (schon das Wort ist im Heer tabu) nicht in Verbindung gebracht werden sollte. Zudem findet sich immer ein Grund warum etwas nicht geht.
Die Belange und Sorgen der Truppe – gerade bei der Ausbildung – interessieren ab einer gewissen Ebene einfach nicht mehr.
Wichtiger sind neue „Leuchtturmprojekte“ – auch wenn die Leuchttürme der letzten Reform nach 10 Jahren bei Ausbildung und Aurüstung weiterhin in den Kinderschuhen stecken (siehe STF). Man braucht was eigenes Tolles – Sacharbeit ist da nicht gefragt.
@ Memoria: Experten sind die Leute von der SPD sicher nicht, da bin ich bei ihnen. Aber wo sind überhaupt die Experten in Berlin? Diejenigen, die Bw etc. verstehen, kann man doch an einer Hand abzählen :-(
@ memoria
ich kann es ja nachvollziehen, das sie bei der Frage nach der Verantwortung für die offensichtliche Diskursverweigerung hinsichtlich moderner Kriegsführung die militärische und nicht nur die politische Ebene in die Pflicht nehmen.
Trotzdem ist es infolge der Sonderkonstellation Parlamentsarmee Pflicht der Volksvertreter die Truppe nicht nur materiell und normativ (ro/robuste mandate/keine „versteckten vorbehalte/mülltrennung/tüv im einsatz usw.) adäquat zu unterstützen. (passiert nicht) sondern auch ideell und Freiräume für debatten zuzulassen.
Ohne ein intellektuelles Ökosystem in dem Debatte auch gewollt und zulässig ist kann sich auch eine dazu willige militärische Führung nicht entwickeln.
Der Status quo ist doch dadurch gekennzeichnet das unsere „verteidigungsexperten“ in panische absetzbewegung verfallen sobald man es wagt aus der deutschen konsensparallelwelt hinsichtlich angewandter sicherheitspolitik auszubrechen.
exemplarisch seien genannt. Nutzung alter Wehrmachtsschulungsmaterialien (Skandal!!!!)
Hinweis auf Counterinsurgency erfahrung in anderen konflikten (kolonialismus, Skandal!!!!)
der soldat hat von „vernichten“ des gegners gesprochen. Skandal!!!
weibliche soldaten sind weniger leistungsfähig debatte an UniBW…….
Gefolgt werden diese Pseudo Skandal!!! debatten dann meist von faktischem Karriereende bis rauswurf ab B3 aufwärts.
Wie soll da akademische kriegstheorethische bzw. fachlich anwendungsorientierte debatte stattfinden.
Handlungsleitend für sicherheitspolitisch Verantwortliche ist hierzulande eine zutieftst neurotische Phobie vor dissidentem Gedankengut und der überbringer unangenehmer wahrheiten wird meist von der johlenden Meute auf dem medialen scheiterhaufen dem feuer übergeben.
Bezeichnend ist doch das der hervorragende Text des Eric erst nach seiner aktiven Zeit erschien. Andererseits wo hätte er in der BW auch publiziert werden sollen. Ein Medium mit Anspruch auf objktive kriegswissenschaft gibt es in dieser institution nicht.
Solange es keinen politischen Grundkonsens gibt nüchtern und reflektiert ohne chronische hysterie über die anwendung militärischer gewalt zu diskutieren wird sich daran auch nichts ändern.
Die politik kann man daher nicht aus der verantwortung lassen auch wenn viele probleme „hausgemacht“ sind.
Rainer Arnold schreibt auf seiner Facebook-Page „Wir Verteidigungspolitiker in der SPD-Bundestagsfraktion haben heute substantielle Vorschläge vorgelegt, wie die Bundeswehrreform – wie im Koalitionsvertrag verabredet – überprüft und ggf. nachgesteuert werden könnte. Unsere Vorschläge unter „Aktuelles“ auf meiner Homepage: http://www.rainer-arnold.de“
Vorschläge Ja, Substanz Nein, und entsprechend habe ich Arnold auf Facebook gratuliert. ….
@Arne:
Die Union – genauer die AGV – hat sich seit 2005 nicht mit Ruhm bekleckert (Minister schützen als einziger Auftrag). Auch davor (ich erinnere mich an ein ähnliches Papier von Schmidt von 2004) war da wenig.
Die SPD hat die letzten 4 Jahre in der Opposition auch nicht viel geliefert (gute Oppositionsarbeit?). Die Grünen machen seit dem Weggang von Nachtwei einen großen Schritt zurück in die Ideologie. Gleiches gilt für die Linken seit dem Weggang von Schäfer.
Die FDP gewinnt derzeit auch nicht an Profil (war aber zumindest mal recht aktiv).
Das Thema ist für Jungpolitiker eben nicht interessant, dazu werden die Berufspolitiker immer stromlinienförmiger (siehe Drohnen-Debatte).
Nun ja, irgendwie geht es auch so weiter…
@ Vtg-Amtmann
Danke für das hochgeladene Schreiben vom WaSysKdo Lw zu der NH-90 Stückzahl und Retrofit-Problematik.
Das Ergebnis ist eigentlich ganz logisch und einfach. Alle 122 bestellten und bezahlten Hubschrauber abnehmen und die 18 IOC und IOC+ Varianten mit der Zeit ausphasen und als Hochwertersatzteile (Zelle und mechanische Komponenten) benutzen. Diese 18 Hubschrauber sind von der Elektronik und den Bordcomputern her sowie in kürze nicht mehr versorgbar.
Interessant ist, dass im gleichen Papier die SPD genau diese Vorgehensweise für den Eurofighter empfiehlt. Die Tranche 1 des EF, die baulich u.a. von den über 20 Computern an Bord, mit der Tranche 2 und 3a nicht mehr übereinstimmt und irgendwann in Kürze nicht mehr versorgt werden kann, soll nach den Vorstellung der SPD ersatzlos ausgesondert werden. Ein guter Vorschlag, denn in spätestens 10 Jahren sind die Tranche 1 – Maschinen nicht mehr flugfähig zu halten.
Also warum eine vernünftige Entscheidung bei dem Eurofighter aber nicht beim NH-90 ?
Zu der Ausbildungsdebatte:
Es gibt in der Bw eine Entwicklung weg von bewährten Mustern, von „Common Sense“ zu verkopften Lösungen.
Das Truppenführer auch mal klein anfangen müssen, eine Grundausbildung in gemischten Statusgruppen durchlaufen sollten ist gesunder Menschenverstand. Statt dessen werden sie in geschlossenen Teilnehmergruppen, OA-Btle, oder an der OSLw auf der „Teppichetage“ ausgebildet.
Zu der „Sack ist zu oder ist wieder auf“-Debatte:
Es gibt zwei, drei Indikatoren wie es mit der Personalzufriedenheit der Truppe bestellt ist.
Ein wesentlicher Punkt ist wieviel Prozent der BS ihren eigenen Kindern den Dienst als Soldat der Bw nahelegen. Eine überwältigende Mehrheit der Soldaten sagt, mein Kind kann alles machen nur nicht Soldat werden.
Für diese Unzufriedenheit gibt es Gründe. Einer ist die Zentralisierung vieler Entscheidungsvorgänge. Eine Subsidarität wie in jeder Gemeindeverwaltung findet nicht statt. Wenn ein Spieß einen Mannschaftsoldaten in seiner Kompanie hat und er ihn nach reichlicher Beobachtung und beruflicher Erfahrung für Feldwebel-tauglich hält, kommt er oftmals vom ZNwG nach der Eignungsüberprüfung als nicht geeignet zurück. Wer hat jetzt mehr Erfahrung das Potential eines Menschen zu beurteilen? Ein Vorgesetzter der teilweise mehrere Monate mit der Person gearbeitet hat, oder ein Psychologe in einem „Assessment Center“, der sie 1 Std begutachtet hat ?
In den letzten Jahren sind systematisch berufliche Werdegangsmodelle an einem Standort zerstört worden. Der Regelfall ist nicht mehr ein anderer Dienstposten am gleichen Standort, sondern die Versetzung an einen anderen Standort. Teilweise ist die objektiv nicht vermeidbar, allerdings muss man erst mal den Versuch machen eine Förderung am alten Standort zu erreichen. Hier ist wieder der „Zentralisierungtick“ der Personalführung das größte Hinderniss. Wenn ein Personalführer einige hundert Offiziere führen soll, dann gibt es eben keine individuellen sondern nur pauschale 08/15 Lösungen.
Also meiner Meinung nach, kann man sich die gesamte Umstrukturierung der Bw sparen, wenn man die grundsätzlichen Probleme der „Wahrnehmung des einzelnen Soldaten“ nicht ändert, denn die jetzige Reform und Führungskultur erzieht nur zur Gleichgültigkeit und Desinteresse des einzelnen Soldaten.
Memoria | 11. April 2014 – 19:39
Das ist auch wieder theoretisch
Währ hat schon wirklich gedacht selbst Sie nicht das Russland ernst meint und jetzige Situation sind
Ich Dachte mir das der Tag kommen muss seit 2008 hat der Russischer Aufrüstung Wahn ziemlich harte Züge, so lange unsere Politiker irgend was in der Zukunft planten.
Nein es Gibt nicht das Szenario von Morgen das kommt und ist dann da
Währ dachte 2001 das wir bald im Würmchen Krieg sind, das kommt Plötzlich
Und wir sollten für alles was da haben, weil jeder Krieg eh seine Eigenschaft hat.
Und wie gut wir auch immer Gerüstet sind es wird immer umstrukturiert
Aber das Russland uns Vortatsachen stellt sind wir selber schuld wir haben zu wenig für den Tag gerüstet so das wir gar nicht mehr Ernst genommen werden das ist unsere Schuld
Vor halben Jahr hieß es warum Tiger das ist doch alte Technik vom kalten krieg , wie es mit der Ukraine immer weiter geht das kommt wie es kommt aber der Tiger ist dann vielleicht was wir brauchen
Die USA Strukturiert noch schneller um wie wir
Ich würde eine Nachsteuerung sehr begrüßen. Übrigens braucht der NH90 kein drittes Regiment sondern es wird Zeit das endlich alles zur Luftwaffe wandert und dann kann man das geplante Dritte Regiment als Geschwaderverbund in Holzdorf mit NH90 und CH53 betreiben. Die Nähe zu den Ostnatopartnern (wie schon bei Vorrednern erwähnt) ist somit gegeben und der Platz wird endlich für das genutzt wofür er umgebaut wurde. Infrastrukturell ist dort alles auf NH90 ausgelegt und erschaffen wurden incl. Simulator. Derzeit sind das Millionen die so sonst in den Sand gesetzt wurden, wie natürlich auch bei anderen Standorten und Waffensystemen. Wir haben Probleme eine Philharmonie zu errichten, einen Bahnhof, einen Flughafen und schaffen es auch nicht das Militär zu ordnen, armes Deutschland wo bist du hingekommen.
@ Memoria
Das ist nun mal so, egal in welcher Partei. Der sicherste Weg in Partei und Fraktion NICHTS zu werden, ist sich mit Aussen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zu beschäftigen. Ausnahmen bestätigen die Regel.
@wacaffe:
Meine Antwtort ist leider in den anderen Faden „gerutscht“
http://augengeradeaus.net/2014/04/mehr-hubschrauber-standortschliessungen-pruefen-spd-vorschlaege-zur-bundeswehrreform/comment-page-1/#comment-96942
Das Personal- und Ausbildungsproblem der Heeresflieger wurde ja hier im Thread schon mehrfach angesprochen. Dazu gehören natürlich auch das Thema Schulungshub-schrauber EC135T1 (SHS) und aufgrund dessen Unfähigkeit zur Autorotation und zu div. weiteren Notverfahren das Thema Basisschulunghubschrauber (BSHS). Bei Letzterem geht es zwar nur um „schlappe“ 13,6 Mio € Invest (Stand 2015) für alle 9 BSHS, welche damit deutlich unter der BMF-Vorlageschwelle von 25 Mio. € liegen. Allerdings wurden im Zuge des bis 2002 zurückgehenden BSHS-Beschaffungsverfahrens und durch dessen Verschleppung, spätestens seit 2009 und bis heute, insgesamt bereits ca. 131 Mio. € an vermeidbaren Mehrkosten „verbraten“!
Im Vergleich zu dem milliardenschweren NH90-TTH-, MH90-NTH- und NFH-Chaos sind das natürlich Peanuts. Wen aber Genaueres zum Verlauf des BSHS-Beschaffungs-verfahrens und dessen Seltsamkeiten interessiert, wie seit 2004 als bieterseitiger Projektleiter meinerseits erlebt, der kann ja mal in http://www.directupload.net/file/d/3590/tnxv45ww_pdf.htm sehen. Übrigens sind da auch interessante Kostenentwicklungen u.a. zum MK41 SEA KING (Vollkosten 2013 = 20.720,- €/Std) und zum MK88A SEA LYNX (Vollkosten 2013 = 37.321,- €/Std) enthalten. Die 22 MK 88A sind nämlich ein echtes Problem und wie war das noch mit den 22 gem. Beemelmans’schen MoU optionierten weiteren MH90-NFH?
@ Vtg-Amtmann
Es wird in Zukunft keine von der Heeresfliegertruppe betriebenen Schulungshubschrauber mehr geben. Der General der Heeresflieger hat in seinen Kriterien zur Personalauswahl „Zukunftspersonal“ ausschließlich die verbleibende Dienstzeit nach Um-/Weiterschulung auf die Muster Tiger und NH90 als Ausschlusskriterium genannt. Das macht nur Sinn, wenn Satz 1 gilt!
@ all
Man darf dankbar sein, wenn es Vorschläge gibt. Mir sträuben sich aber immer dann die Nackenhaare, wenn man mit dem Argument der Planungssicherheit falsche Entscheidungen aufrecht erhalten will. Dazu habe ich kürzlich einem MDB gesagt:“ Sie plädieren also dafür, einen unschuldig Verurteilten im Gefängnis zu belassen, weil seine Familie sich darauf eingerichtet hat, die nächsten Jahre eine Person weniger im Haushalt zu haben???“
Die SPD sollte konsequenter in der Anwendung ihrer eigenen Maßstäbe sein und vielleicht mal das betroffene Personal fragen.
Auch die Vorschläge zur Hubschrauberflotte sind leider nicht zu Ende gedacht:
Die Besatzungen für NH 90 sind auf Jahre hinaus nicht ausbildbar. Eine Erhöhung der Stückzahl würde das Problem noch verschärfen. Im Moment besteht der größte Mangel der Verfügbarkeit von Waffensystemen als Folge des Fähigkeitstransfers und der verknüpften Standortentscheidungen. Die Instandsetzungskapazitäten für CH 53 müssen derzeit an fünf ! Standorten erbracht werden, obwohl zwei (Rheine und Laupheim) die Flotteninstandsetzung infrastrukturell und personell allein durchführen könnten.
Der Standort Schönewalde/Holzdorf ist auch durch die Stationierung eines NH 90 Regimentes nicht zu retten. Niemand möchte dort dienen. Eine gemischte Stationierung mit CH 53 macht weder militärisch noch wirtschaftlich Sinn, denn allein für die Infrastruktur CH 53 müsste ein dreistelliger Millionenbetrag zusätzlich aufgewendet werden.
Ich weiß nicht, wer die SPD in diesen Fragen berät, aber sie sollten sich Jemanden anderes suchen. So gehen gute Ansätze ins Leere.