Lagebeobachtung Ukraine: Vorführung der entführten Militärbeobachter
Press conference/display of detained European military observers & translator in #Slovyansk #Ukraine pic.twitter.com/qXuhVTqQSb
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Die pro-russischen Separatisten in der ost-ukrainischen Stadt Sloviansk (Slavyansk/Slawjansk) haben am (heutigen) Sonntag bei einer Pressekonferenz die am Freitag festgesetzten Militärbeobachter vorgeführt, darunter auch die Deutschen mit dem deutschen Delegationsleiter Oberst Axel Schneider.
Zur besseren Übersicht verschiebe ich die Einzel-Meldungen aus dieser Pressekonferenz (vor allem via Twitter) aus der allgemeinen Lagebeobachtung hierher:
Nach Angaben der FAZ-Korrespondentin Ann-Dorit Boy wollen die pro-russischen Milizen die entführten Militärbeobachter den Medien vorführen:
‚Separatist‘ in #Slavyansk announced to show the detained observers to the press. Waiting inside administration #Ukraine @OSCE
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Jetzt hat offensichtlich die Vorführung der Entführten begonnen:
The first two detained observers #Slavyansk pic.twitter.com/kQyjglk9MG
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Anti-Kiev mayor in Slovyansk now displaying four of the detained Euro mil observers. Here are two pic.twitter.com/4I59FaUYls
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Milizen-Chef Ponomarjow mit festgesetzen #OSZE-Vertretern auf Pressekonferenz in #Sloviansk #Ukraine pic.twitter.com/ssGc3JPLOb — Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Observers #Slavyansk #administration #Ukraine pic.twitter.com/M0gxGZHYCn
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Detained German colonel giving statement, says breaks hearts to see poverty of people of this city. (Slovyansk)
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Axel Schneider, dt.Chef festgesetzer #OSCE-Mission „Wir sind 2 Tagen in Hand des Bürgermeisters #Sloviansk“ #Ukraine pic.twitter.com/OamEzArRFn
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
German col says observer team is under mayor’s „protection“ and treated as „guests,“ & says team has not been harmed #Slovyansk
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
German Colonel Axel Schneider speaks „mayor protects us“ pic.twitter.com/Dbtv5FH0zx
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Detained German col says all euro mil observers are in good health
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Axel Schneider: „Wir alle sind in guter Verfassung. Wir sind Gäste von Ponomarjow. Wir sind keine Kriegsgefangenen“ #Sloviansk #Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Detained German colonel then says, in answer to q, he is not sure conditions under which observers will be allowed to go home.
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
„Wir sind zunächst in einem Keller untergebracht gewesen und sind seit gestern in komfortablem Aufenthaltsraum. Tageslicht und Klimaanlage“
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Axel Schneider: „Wir waren zunächst in einem Keller untergebracht, seit gestern Tageslicht, Klima-Anlage. Alle sind gesund.“ #Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Colonel answers in German: „wir befinden uns absolut in den Händen von Bürgermeister Ponomarjow“
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Schneider „das Verfahren für den Gefangenenaustausch ist uns völlig unbekannt“ #Slavyansk #Ukraine
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Axel Schneider „Wir wissen nicht, wann wir freikommen, sind in der Hand von Ponomarjow. Von Gefangenen-Austausch wissen wir nichts“ #Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Schneider „We execute for the osce an arm control mission. We have diplomatic status“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Schneider „We had only small cameras with us“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Schneider „We completely acted within Vienna document“ #Slavyansk #Ukraine #osce
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Detained German col says anti-Kiev mayor proposed press conference, and „we accepted bc we wanted our families to see us.“ #prisoners
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
„die Lage in dieser Stadt war uns bekannt. Als wir festgenommen waren, waren wir 4 Kilometer südlich von Slawjansk, wollten nach Donezk“
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Colonel Schneider „we promised the mayor to tell at home how much people here suffer“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Schneider „we came without arms, we are diplomats in uniform“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Colonel Schneider: „We are not #NATO“ #Slavyansk #Ukraine
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
„We came to see if there are Tanks or artillary in the region, but we did not see any“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Schneider „Our Mission was transparant, all osce members including Russia knew about it“
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Col Axel Schneider says team was stopped 4km s of Slovyansk, & didn’t want to enter city, wanted to rtn to Donetsk pic.twitter.com/7jOE4OCQPo
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Detained Col Axel Schneider says team’s detention is „political instrument“ of mayor. He can „use us to present his position.“
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Ponomarjow: „Wir werden #OSZE Offiziere nicht freilassen. Wir sind in einem Kriegsgebiet. Ich sorge für ihre Sicherheit. Mein Wort“#Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Mayor Ponomaryov „I wanted to reassure their families“ #Slavyansk
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
OSCE presser separatist mayor „We are in a war situation here, will not simply release detained officers“
— Ann-Dorit Boy (@anndoritboy) April 27, 2014
Press conference/display of detained European military observers & translator in #Slovyansk #Ukraine pic.twitter.com/qXuhVTqQSb
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Clnl Axel Schneider told me, in answer to question,that his OSCE mission had not violated any protocols or procedures pic.twitter.com/pei9xRXjoA
— GrahamWPhillips (@GrahamWP_UK) April 27, 2014
Schneider of OSCE calls #Sloviansk mayor ‚a wise man‘, promises to return home + ‚tell the truth about the situation‘ pic.twitter.com/6q8EqkpLj8
— GrahamWPhillips (@GrahamWP_UK) April 27, 2014
Detained Col Schneider says he does not know the whereabouts of one if his UKR mil escorts.
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
#OSZE: „Wir haben keinen Kontakte nach aussen. Von Vermittlungen der #OSCE wissen wir nichts.“ #Ukraine #Sloviansk pic.twitter.com/kVQ5zajtA2
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Schneider confirms conditions of captivity acceptable, no idea when will be released, makes appeal for it to be soon. pic.twitter.com/JMITTFTvBO
— GrahamWPhillips (@GrahamWP_UK) April 27, 2014
Jetzt ist ein erstes (sehr kurzes) Video dieser Pressekonferenz verfügbar:
Osce special monitors to UKR appear to arrive mid press conference pic.twitter.com/ZTTAyozEIw
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Mark Etherington #OSZE am Rathaus in #Sloviansk eingetroffen. Verhadlungen mit Ponomarjow beginnen in den nächsten Minuten. #Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Press conference ends. Anti-Kiev militia and its mayor appear now to be meeting inside w OSCE special monitors, who arrived during q&a
— C.J. Chivers (@cjchivers) April 27, 2014
Ein längerer Video-Mitschnitt der Pressekonferenz:
(Direktlink: http://youtu.be/L9FBl_kasZ0)
Update: Nach einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP und anderen Quellen sollen die Separatisten den schwedischen Militärbeobachter der Mission freigelassen haben. Es soll sich um die Geisel handeln, die unter Diabetes leidet.
Eine #OSZE-Geisel frei. Hat #Sloviansk zusammen mit Vermittler Etherington nach Ende der Gespräche mit Ponomarjow verlassen. #Ukraine
— Dirk Emmerich (@DEmmerich) April 27, 2014
Nachtrag: Eine Stellungnahme von Außenminister Frank-Walter Steinmeier dazu, auf der Webseite des Auswärtigen Amtes:
Die OSZE hat unsere volle Unterstützung für die derzeit laufenden Verhandlungen. Wir arbeiten weiter im engsten Kontakt mit der OSZE mit allem Nachdruck daran, eine gute Lösung herbeizuführen.
Die heute erfolgte öffentliche Zurschaustellung der OSZE-Beobachter und der ukrainischen Sicherheitskräfte als Gefangene ist abstoßend und verletzt in eklatanter Weise die Würde der Betroffenen. Das ist ein Verstoß gegen jede Regel des Umgangs und alle Standards, die gerade für spannungsgeladene Situationen wie diese gemacht sind.
Russland steht in der Pflicht, auf die Separatisten einzuwirken, damit sie die festgehaltenen Mitglieder der OSZE-Mission schnellstmöglichst auf freien Fuß setzen.
Zur Einordnung dieser Quellen: Dirk Emmerich arbeitet für den deutschen Nachrichtensender N-TV, Ann-Dorit Boy für die Frankfurter Allgemeine Zeitung, CJ Chivers für die New York Times und Graham Phillips für den russischen Sender Russia Today.
Ist das Oberst S. in der PK des „Bürgermeisters“?
Wohin soll dieses Vorführen der Gefangenen führen? Die OSCE scheint wohl auch schon vor Ort zu sein, wie Dirk Emmerich heute morgen twitterte…
Gab es so einen Fall für die Bundeswehr eigentlich schon einmal?
Meines Wissens nach dürfte das das erste Mal sein, dass Bundeswehrsoldaten von bewaffneten Kräften gefangengenommen wurden.
@jugendoffizier
Na ja, „vorführen“ ist es (noch) nicht, man hat die Gefangenen / Geiseln gezeigt – was per se nicht schlecht ist, denn a) beweist es, daß sie am Leben sind und b) ist die Weltöffentlichkeit über ihren Verbleib unterrichtet, so daß ihnen wohl eher nichts geschehen wird.
Waren Fragen an die Geiseln erlaubt?
Das sieht bei den drei UKR Polizisten schon anders aus wiewohl man ja nun auch weiß, daß sie in der Hand der Separatisten sind. Mich wundert nur, daß man eine solche Aufnahme zugelassen hat.
Davon ab: die Deko im Ratssaal könnte auch besser sein.
@Thomas Melber, Stuttgart
Da muss ich Ihnen entschieden widersprechen!!!
Das ist ein Vorführen! Für einen Beweis, ob es ihnen gut ist, hat sich allgemein eingebürgert, dass man Vertretern bspw. des Int. Roten Kreuzes oder diplomatischen Vertretern Zugang gewährt.
Das ganze ist eine Farce.
Zitat von Oberst S. aus der PK von Ann-Dorit Boy wiedergegeben: „das Verfahren für den Gefangenenaustausch ist uns völlig unbekannt.“
Das ist ein VORFÜHREN!
zitat oberst schneider
“ wir sind gäste des Bürgrmeisters“
„wir sind absolut in der hand des bürgermeisters“
„wir wissen nicht wann wir „freikommen““
was ist denn das für ein Unsinn!
Soll das Entführungsopfer hier seine eigene entführung leugnen? wenn ja wie hat man ihn dazu gebracht.
welche konsquenzen hat diese öffentliche Zurschaustellung für die Bundesregierung?
ist der die Behandlung ihrer Schutzbefohlenen mittlerweile vollkommen egal?
lass man die OSZE verhandeln….
deutschland schafft sich ab.
@wacaffe
Mal so lesen:
‚Wir sind Geiseln des…..“
‚Wir sind isoliert und inkommunicado‘
‚Keiner verhandelt mit mir‘
Laut Herrn Dr. Neu im VgA ist die OSZE ja das Mittel der Wahl, um den Konflikt zu entschärfen. Die NATO ist ja schließlich Auslöser und die Russen reagieren nur. Was er wohl jetzt sagt?
„GrahamWPhillips @GrahamWP_UK
Axel Schneider, OSCE, states ‚we were asked to do press conference, accepted, main reason for our families to see us‘ “
Scheint also doch ein freiwilliger Auftritt gewesen zu sein. Sonderlich unter Druck stehend sahen die Herrschaften auch nicht aus.
—
Warum aber war diese bilaterale Militärkommission, zwar im Rahmen einer OSCE Vereinbarung aber außerhalb der OSCE, denn nun wirklich zu jener Zeit an jenem Ort?
Welchen Auftrag hat, mit welcher Erwartung, wer denen gegeben?
So leyenhaft in Begleitung ukrainischer Offiziere, deren Kollegen gerade zuvor einen der Föderalisten getötet hatten, in eine Straßensperre der Föderalisten zu fahren sollte doch vermeidbar sein.
@b
Ehe jemand anders widerspricht, tue ich’s… Woran lesen Sie ab, dass die Herren nicht sonderlich unter Druck stehend aussahen? Abgesehen davon, dass diese Vorführung, egal wie man zu den Separatisten und/oder zur Regierung in Kiew steht, ein krimineller Akt war (und wenn man der Argumentation des Bürgermeisters folgt, sie seien Kriegsgefangene, noch dazu ein Verstoss gegen das Völkerrecht).
@ b
wer aufgrund einer freiheitsberaubung in Sorge um seine angehörigen einer Pressekonferenz zustimmt tut dies eben NICHT freiwillig. Die Notwendigkeit für diese ligt ja gerade in der Entführung.
das Sie dialektisch nichts unversucht lassen um die Aktionen von Kreml und Co zu bagatellisieren ist mittlweile wohl jedem klar
@b
na, die sind gezielt abgefischt worden, entweder während des „Kulturtages“ oder auf dem Weg zu einem neuen Inspektionsziel. Und dass die Separatisten noch „Sympatisanten“ in den ukrainischen Strukturen haben ist ja wohl offensichtlich.
Mich wundert nur die Koordination innerhalb des OSZE hinsichtlich der zwei Beobachter-Missionen in der Ukraine, und natürlich wundert mich die OPSEC durch das Gastgeberland.
@b
…und natürlich ist das eine terroristische Geiselnahme von unter Diplomatenschutz im OSZE-Rahmen handelnden Soldaten zur Erzwingung politischer Ziele. Dr Herr Bürgermeister hat also „seiner Sache“ und der mit ihm zusammenarbeitenden „interested parties“ einen Bärendienst erwiesen.
Woran lesen Sie ab, dass die Herren nicht sonderlich unter Druck stehend aussahen?
Das Wort „sehen“ wie ich es verwendet habe, oder „aussahen“, bezieht sich wohl auf visuelle Wahrnehmung. Videos stehen ja inzwischen zur Verfügung (z.B. https://t.co/ql80DVws5J) und die ich gesehen habe deuten n.m.M. nicht darauf hin das die Personen unter besonders starkem Druck stehen.
—
Ansosnten sehe ich die Sache so:
Die Bundesrepublik ist offensichtlich Partei in der Auseinandersetzung zwischen der Putschregierung und den Föderalisten im Osten der Ukraine.
Unter diesen Umständen auf bilateraler (mit der Putschregierung) Grundlage eine Militärmission in die Gebiete gewaltsamer Auseinandersetzungen zu schicken und zu erwarten das die von den Föderalisten (keine professionellen Kräfte) mit Blumen und Kuchen begrüßt werden ist schon sehr blauäugig. Die Kameraden haben verdammt Glück gehabt das ihnen nicht mehr passiert ist.
@b
Die normative Kraft des faktischen ist, dass da eine international anerkannte Übergangsregierung in Kiew ist, die über einigermaßen funktionierende rechtsstaatliche Strukturen verfügt und die mit internationaler Hilfe Wahlen durhzuführen versucht.
Und wenn sich dabei ein internationaler Partner besonders stark mit seinen Ressourcen engagiert, dann ist das völlig normal und legitim innerhalb der internationalen Gemeinschaft. Sie können es drehen und wenden wie Sie wollen, diese Geiselnahme war ein Schuß ins Beinkleid von Putin&Co.
Und der Satz. “Die Kameraden haben verdammt Glück gehabt das ihnen nicht mehr passiert ist” ist imho mehr als grenzwertig gerade aus Ihrer Tastatur..
So so, nun meldet sich der Bundespräsident Gauck zu Wort und sagt: “ Die Angehörigen der OSZE-Mission hätten das Ziel, den Konflikt in der Ukraine auf zivile Weise zu lösen.“
Also war doch ein Auftrag hinter dieser Aktion?
Das wird ja immer peinlicher für unsere Regierung!
@b und berufssoldat:
Die obigen Tweets zu den Aussagen des Oberst geben doch Grund und Ablauf der Mission recht vollständig wieder:
Auftrag war, rund um Slaviansk zu untersuchen, ob im Rahmen des ukrainischen Anti-Terror-Einsatzes (der übrigens seinen zunächst propagandistischen Namen von Tag zu Tag mehr zu verdienen scheint) auch Kampfpanzer und Artillerie vor der Stadt zusammengezogen wurden. Nachvollziehbar und sicher auch in russischem Interesse, das zu erfahren.
Auf der Rückfahrt nach Donetzk kam es vier Kilometer südlich von Slaviansk dann zum Überfall. Möglicherweise zufällig, möglicherweise gezielt (in Bezug auf Herrn Ostrovkys Entführung hat man ja nicht verhehlt, Verhandlungsmasse zu wollen). Ein Einfahren in die Stadt war jedenfalls laut Oberst nicht geplant; die Anwesenheit ukrainischer Soldaten im Bus ist vor dem geschilderten Hintergrund weder überraschend noch dämlich/provokativ/o.ä.
Doch selbst wenn sie es wäre, ändert es nichts an dem massiven Rechtsbruch des verrückten Bürgermeisters und dem Fakt, dass man mit eben diesem jetzt entsprechend umgehen muss. Diese Opfer/Täter Vertauschung (gerade im Spiegel-Ticker nachlesbar seitens Herrn Neu; und generell bei diversen Aspekten der Ukraine-Krise) stört mich massiv. Hat was von „die Frau ist an der Vergewaltigung mitschuld, weil sie zu knappe Kleidung getragen hat“…
(aber jetzt wird’s zum Debattenbeitrag, nicht wahr?! Ich werde mich wenn dann brav im Nachbarthread weiter echauffieren)
Ich vermute, daß da wieder die zivile spezielle OSZ-Mission und die militärische Beobachtergruppe nach Wiener Dokument verwechselt wurden. Und solange es keine ziter- und verlinkbaren schriftlichen Klarstellungen von AA, BMVg und OSZE gibt, wird die Verwirrung anhalten und sich das Märchen von den bösen Spionen weiter festsetzen.
Wie gesagt, eine ausführliche Stellungnahme des BMVg tut not.
@TW
Von einer kriminellen Zurschaustellung habe ich andere Vorstellungen. Ich weiß, daß nach den Regeln des Kriegsvölkerrechts Gefangene nicht gegen ihren Willen medial mißbraucht werden dürfen, ich sehe dies hier aber als nicht ganz so „dramatisch“ an.
@Berufssoldat
Offensichtlich weiß auch der BuPrä nicht, daß es keine offizielle OSZE-Mission war. Mein ungutes Gefühl ist, daß die UKR die Mission absichtlich – zumindest grob fahrlässig – hat ins Messer laufen lassen weil ihr das ganz gut ins Konzept paßt.
Wenn man sich die Pressekonferenz mal im Detail anschaut, dann sieht und hört man recht deutlich, dass die Gefangenen unter Druck stehen, dort genau die Aussagen zu machen, die sie vorher von den Geiselnehmern erhalten haben.
Allein das insistieren von Oberst Schneider, man sehe sich als „Gäste“ des „Bürgermeisters“, auch auf mehrfache Nachfrage, spricht dahingehend schon Bände.
@klabautermann:“Die normative Kraft des faktischen ist, dass da eine international anerkannte Übergangsregierung in Kiew ist, die über einigermaßen funktionierende rechtsstaatliche Strukturen verfügt …..“
Steile Behauptung. Erinnert mich an „unseren“ Mann in Afghanistan: Harmid Kazai. Aka: „Der Bürgermeister von Kabul“.
Ob der allgemeinen Reaktion des Dienstherrn als auch der Bundesregierung, hofft man doch als Soldat einfach nur, niemals in eine vergleichbare Situation zu kommen.
@ CRM-Mod
wnn es sie an karzai erinnert dann müssten sie klabautermann ja zustimmen was die de facto legalität der Kiewer Übergangsregierung angeht.
es gibt durchaus formale defizite bei der übergangsregierung es ist aber gängige praxis regierungen anzuerknnen und dadurch international und innerstaatlich zu legitimieren, sofern die über weitestgehend effektive Kontrolle des Staatsgebietes verfügen.
Es gibt ja auch keine alternative, die Separatistenexklaven im Osten sind jedenfalls keine tauglichen anerkennungsobjkte.
Man muss insofern alles zur stabilisierung der entralregierung tun (inklusive wahlvorbereitung) weil 1. alternativlos und 2. andernfalls nur moskau in die hände gspielt wird.
@Melron
Das Team hat sich selber in die Situation gebracht. Niemand hat Ihnen einen Auftrag für den Freitag gegeben.
Die Inspektion nach WD11 war am Donnerstag nach 48 Stunden beendigt.
Ich empfehle auch @Domingo das lesen des Wiener Dokuments 2011.
@Berufssoldat
Die Aussage Die Inspektion nach WD11 war am Donnerstag nach 48 Stunden beendigt tauchte jetzt schon mehrfach auf – gibt’s eine (belastbare) Quelle dafür?
Die Quelle ist Artikel 90 des WD11!
„Innerhalb von 48 Stunden nach Eintreffen der Inspektionsgruppe im
bezeichneten Gebiet wird die Inspektion beendet.“
Da das Team laut Medien am Montag eingereist waren ist der Beginn der Inspektion am Dienstag zu 100% wahrscheinlich!!!
Ah, also Ableitung keine Faktenaussage. Bitte das auch so kennzeichnen.
Die Aussagen von Oberst Schneider lassen sich auch so verstehen, dass die Delegation auf dem Weg von einem bezeichneten Gebiet in ein anderes war.
@ Der Zeitgeist | 27. April 2014 – 12:45
2008 in Chile und m.W.n. in den Anfängen der Balkaneinsätze. Das die Geiselnahmeübung in Wildflecken im Bus beginnt, ist kein Zufall.
@T.W. Es gibt nur EIN bezeichnetes Gebiet. Da gibt es kein von einem zum anderen Gebiet. Eine Inspektion beinhaltet nur EIn Gebiet. Sorry für die Deutlichkeit.
@Berufssoldat –
Der „Besuch“ der Soldaten in der Ukraine folgt Paragraph 18 der WD11 (http://www.osce.org/fsc/86597). Dort gibt es die 48 Stunden Begrenzung, die an anderer Stelle vorgesehen ist, nicht.
—
An Stelle der zivilen OSZE Beobachtermission wäre ich empört darüber das sich eine Delegation nach WD11/18 als „OSZE Mission“ ausgibt. Das Dokument ist zwar von allen OSCE Staaten unterschrieben hat aber mit der offiziellen OSZE ansonsten wenig zu tun.
Das Vorgehen hier zerstört die Bemühungen der offiziellen OSZE Misson um Neutralität, gefährdet deren Mitarbeiter und macht deren Arbeit erheblich schwieriger.
Mit welcher Absicht wurde der Auftrag an die nicht neutralen Militärbeobachter erteilt sich dort in der unmittelbaren Konfliktzone umzusehen?
@CRM-Moderator
Der klabautermann hat aber Recht. Das Parlament ist demokratisch gewählt, die Akteure der „Republik Donetsk“ hingegen nicht legitimierte Auswärtige.
Tatsächlich sind Wahlen und Legitimation ein wesentlicher Knackpunkt. Gäbe es Ende Mai ordnungsgemässe Wahlen, würde ein wesentlicher Bestandteil des russischen Narrativs wegfallen. Eben deswegen doch auch die Bestrebungen, internationale und ukrainische zivile Akteure aus den östlichen Landesteilen rauszuhalten, oder gar den Ausnahmezustand zu provozieren.
Das man hier die Entführungen – so tragisch sie auch sind – nicht stärker nutzt um ein Gegen-Narrativ zu stricken erschliesst sich mir nicht. Auch vor Ort scheint man wenig bestrebt „zivile“ Gegenakteure zu den „militant-isolierten“ Donesk-Republikanern aufzubauen. „Freie Wahlen als Ausweg aus dem Alptraum“ ist ein starkes Narrativ, mit dem sich auch Leute mit Angst vor einem Nato-Einmarsch noch erreichen lassen.
Militärische Kraftmeiereien treiben die hingegen nur in die Arme der „zugezogenen einheimischen Militanten“. Hat denn von den ganzen KSK-Spezialisten echt keiner Kilcullen gelesen? (Gibts nenbenbei auch als PDF.)
Was die Menschen in Donesk denken, und wie man die einbinden könnte, war bisher kaum ein Thema. Das kann doch nicht sein.
@wacaffe: „es gibt durchaus formale defizite bei der übergangsregierung es ist aber gängige praxis regierungen anzuerknnen und dadurch international und innerstaatlich zu legitimieren, sofern die über weitestgehend effektive Kontrolle des Staatsgebietes verfügen.“
Alles bekannt.
Nur sehe ich die internationale Legitimierung nicht als Fakt – was ja übrigens auch den Konflikt ausmacht. Und das mit der effektiven Kontrolle über das Staatsgebiet.. ehhmm, da ist wohl mehr der Wunsch der Vater des Gedanken. Erleben wir ja tagein, tagaus.
Nochmal zurück Afg:
Die offiziellen Inszenierungen (dess Westens) mit Karzai ändern nichts daran, dass die eigentlichen Deals mit den lokalen Powerbrokern gemacht wurden.
Passend zur Debatte der Hinweis des ZDF aus dem Newsticker bei heute.de, 16:44 Uhr:
(@T.W: Ich hoffe das Zitat ist hier ok?)
„Aus der Ukraine gibt es Bilder des gefangen gehaltenen OSZE-Teams bei einem Presseevent mit dem Separatistenchef von Slawjansk. Wir berichten darüber, verzichten aber auf die Verwendung von Zitaten, da wir nicht prüfen können, wie freiwillig diese zustande kamen. Die Beobachtermission wurde mit Waffengewalt in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Deshalb gibt es Zweifel an der informationellen Selbstbestimmung der Beobachter. Nach dem deutschen Pressekodex sollen Medien diese Selbstbestimmung, sowie die Ehre und Würde von Personen schützen, die sich in solch einer Extremsituation befinden.“
Ich kann diesen Schritt und gerade die Begründung nur begrüßen und bedanke mich ausdrücklich, auch bei Ihnen Herr Wiegold, für den zurückhaltenden Umgang mit diesen …äh… Informationen!
@b
Na, eine Ableitung mit ner anderen kontern…
Bräuchte noch mal die belastbare Quelle dafür, dass diese Delegation sich fälschlich als OSZE-Delegation ausgegeben hat. Und wenn die mit der offiziellen OSZE nichts zu tun haben, mit welcher dann? Mit der inoffiziellen?
@ J.R.
Die „Menschen“ die Sie einbinden Wollen sind aber politisch vollkommen irrelevant, da ihre vertreter moskauer marionetten sind und die jeweiligen repräsentanten offenbar nach russischem drehbuch operieren.
Olek Musterukrainer hat auf die gegenwärtige Situation wohl nur wenig einfluss da sie haupsächlich von Aktivisten und latenter bedrohung mit physischer gewalt geprägt ist.
Selbst das Minimalziel der russophilen ist eine von außen diktierte Föderalisierung was letzlich auch nichts anderes als eine de facto annexion der ostukrainischen „autonomen regionen“ entpricht. will man das?
@b
Bitte nennen Sie die Quelle zu Ihrer Aussage: „Der “Besuch” der Soldaten in der Ukraine folgt Paragraph 18 der WD11 „
@TW, @All,
Das Spekulieren hätte sofort ein Ende, wenn es ein offizielles Statement bzgl. dieser Mission gäbe:
– Rechtsrahmen, Hintergrund
– Auftrag
– Dauer
– Fahrtrouten (Ausarbeitung durch wen?)
– Uniformierung
– u.a.
So etwas ähnliches gab es doch schon mal!
Jedenfalls hat es auf den ersten Blick damals genauso ausgesehen.
Nämlich 2005 den sogenannten BND-Skandal im Kosovo. Vieles ist da noch bis heute im dunkeln.
http://www.stern.de/politik/deutschland/der-bnd-im-kosovo-hintergruende-einer-seltsamen-affaere-647011.html
Zu der Geschichte von damals gibts sogar eigene Internetseiten zB.
http://www.bnd-kosovo-skandal.de/
So, die Irren, die nicht mal OECD und OSZE unterscheiden können und was vom Sender Gleiwitz faseln, schmeiße ich gleich raus. Auch eine offizielle Beobachterdelegation mit einer verdeckten BND-Operation gleichzusetzen, ist zumindest…. na ja intellektuell überschaubar.
Sorry
muß natürlich OSZE heisen, aber sonst keine Korrektur!!
[Da Sie bei diesem merkwürdigen Sender-Gleiwitz-Vergleich bleiben, auch keine Korrektur meiner Entscheidung. T.W.]
Das Festhalten der „internationalen Truppe“ ist für die Seperatisten gar nicht mal so dumm. Während hier der volle Fokus der internationalen Presse liegt, kann man jetzt schnell weitere wichtige „Standorte“ (z.B. eine Rundfunkanstalt in Donezk) nehmen. Ich denke, dass man versuchen wird die internationalen Offiziere so lange wie möglich als Faustpfand gefangen zu halten, um sie dann (beim Ausbleiben ukrainischer Aktionen im Osten) iwann durch russische Verhandlungen frei zu lassen.
@ Wiegold
Das ist das neudeutsche Syndrom. Für Alle Übel der Welt ist der „Deutsche“ verantwortlich.
Falls Ihm im Ausland was passiert muss er dafür natürlich irgendwie selbst verantwortlich sein. (Spione, Verschwörung etc)
Die gegenwärtige reaktion der Linkspartei illustriert das mal wieder sehr unschön.
die Analogie des vergewaltigungsprovokations Argumentes wurde ja schon genannt.
Wie äußern sich eigentlich die anderen betroffenen Staaten?
Nun ja, eigentlich ist die Sache ganz einfach: Deutschland und andere Länder wollten mal sehen, was in der Ostukraine so vor sich geht. Da sich das ZVBw gut mit Russenwaffen auskennt, und so kompetent genug wäre eventuelle Handreichungen des Kremls zu erkennen, hat man sie eben mit anderen Partnerländern auf die Reise geschickt. Ob das ganze von der UKR-Putschregierung ausging, oder DEU und andere die Putschregierung angefragt haben nach dem WD der Mission zuzustimmen tut nichts zur Sache.
Fakt ist das DEU die Putschregierung anerkennt, und somit bilaterale Vereinbarungen mit ihr im Rahmen des WD aushandeln kann. Die Mission ist legal und ordungsgemäß. Aus Sicht der Putschisten in der Ost-UKR ist die Putschregierung illegal, folglich hat sie keine Kompetenz, Vereinbarungen im Rahmen des WD einzugehen. Ausländische Militärs sind deshalb – weil aus deren Sicht illegal – Spione & „Kriegsgefangene“ (welchen Krieges?).
Die Haarspaltereien über Artikel und 48-Stunden-Fristen ist deshalb nur Augenwischerei. Nur die UKR-Regierung (aus Sicht von DEU: Die Putschregierung, aus sich der Separatisten: äääähh…der „Bürgermeister“?) hätte deshalb das Recht, irgendwelche Verstöße gegen den Vertrag zu ahnden, wie auch immer. Ich kann auch nicht mit meiner AK-47 einen US-Soldaten in DEU als Geisel nehmen, nur weil ich der Ansicht bin, dass er gegen das Besatzungsstatut oder wie das heute heißt verstoßen hat.
Nach Aussage der Geisel (Neusprech: des Gastes) wußte RUS von der Mission. „Our Mission was transparant, all osce members including Russia knew about it“ Für mich stellt sich daher eher die Frage, in wieweit RUS seine Hand im Spiel hat. Nützen tut das garnichts, außer der „Gastgeber“ möchte seine Freunde aus UKR-Gefängnissen wiedersehen.
Das die Beobachter in Begleitung eines UKR-Offiziers der Putschregierung in der Ost-UKR spazieren gingen war schon blauäugig. Zumindest diese wären so oder so von den Separatisten gefangen genommen worden. Und Gelegenheit macht Geiseln (Neusprech: Gäste). Wie in der gleichgeschalteten russischen Presse (RIA Novosti) zu lesen ist: „Wir stoppten den Bus mit Vertretern der OSZE-Mission, weil sie von ukrainischen Offizieren begleitet wurden“
Kommunikativ sinnvoll für Russland wäre es, sich als Retter der (nicht-UKR) Geiseln zu inszenieren. Der Hass auf Deutschland und die NATO, der sich im Kommentarbereich der meisten Tageszeigungen ergießt, könnte so weiter gesteigert werden. Eine lange Geiselnahme halte ich für unwahrscheinlich, RUS und seine Ost-UKR-Freunde können davon nur verlieren.
Gruß vom Segelboot
Die Seite der OSZE ist ziemlich wuschig. Vll erhellt das etwas: http://www.osce.org/de/pc/117407?download=true
Es ist die „Permanant Counsel“ Entscheidung zur Entsendung einer Beobachtermission.
@Magnus
Oh weh, jetzt schaffen Sie nur noch mehr Verwirrung. Diese Sonder-Beobachtermission ist NICHT, ich wiederhole NICHT die (entführte) militärische Beobachtermission gemäß Wiener Dokument – insofern ist der verlinkte Beschluss in diesem Fall völlig irrelevant.
Der schwedische Offizier (Major Thomas Johansson) soll aus gesundheitlichen Gründen wohl freigelassen worden sein. (Quelle Reuters)
Mir ist unklar welche deutsche ‚Behoerde‘ diesen Oberst zu dieser ‚Erkundung‘ oder ‚Inspektion‘ befohlen/kommandiert hat. Und wie lautet der offizielle Auftrag?
Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein deutscher Bw-Oberst sich auf eigene initiative in Marsch gesetzt hat.
Gibt es eine Stellungnahme des BMVg oder AA dazu?
Ich bin Laie und möchte mehr verstehen:
Was ist eine „militärische Verifikationsmission im Auftrag der OSZE“
(aus Artikel: Lagebeobachtung Ukraine 26. April“
und wie kann ich das mit diesem Interview in Einklang bringen.
http://tvthek.orf.at/program/ZIB-24/1225/ZIB-24/7837001/Gespraech-mit-Claus-Neukirch-von-der-OSZE/7837005
Ich würde mich freuen, wenn jemand mir dies (möglichst einfach) erklären könnte.
Gespräche mit OSCE-Vertretern
Ergebniss nur 1 der 8 Inspektoren kommt frei. (ein schwedischer Offizier da schweden nicht NATO) Keine Kommentare für Medien und dann fahren sie weg.
[Das bitte in den Thread zu den Inspektoren. Und hier die Meldung von AFP dazu.T.W.]
@ Segelboot
Geiseln als Gäste zu bezeichnen ist keinesfalls Neusprech, sondern eine alte kulturelle Tradition, die den praktischen Sinn hat, allen Beteiligten die Wahrung des Gesichtes zu ermöglichen und Spielraum für eine gesichtswahrende Lösung zu lassen. Dass diese Möglichkeit nicht mal mehr erkannt wird, ist sehr bezeichnend.