Westliche Unterstützung für die Ukraine – auf allen Ebenen
Die USA und die EU verstärken ihr Engagement in der Ukraine-Krise – die USA allerdings, weiter gehend als die Europäer, auf allen Ebenen bis hin zu bilateralen Verteidigungskonsultationen. Die osteuropäischen NATO-Verbündeten werden mit demonstrativer Verstärkung wie der Entsendung von zusätzlichen F-16-Kampfflugzeugen (Archivbild oben) nach Polen unterstützt, aber auch der Ukraine selbst hat Washington ebenso demonstrativ Hilfe zugesagt. Das US-Außenministerium veröffentlichte am (heutigen) Mittwoch eine Liste der geplanten Aktivitäten – eine Auswahl:
We intend to resume activities of the Strategic Partnership Commission at the Ministerial level with the goal of deepening the U.S.-Ukrainian Strategic Partnership in the areas of nuclear security and nonproliferation, political dialogue and rule of law, energy security, security cooperation, and science and technology.
The Department of Commerce will organize a U.S.-Ukraine Business Summit in Washington, DC that will bring together senior-level USG and GOU officials, U.S. companies with investments in Ukraine, and leading economic and legal experts on the Ukrainian market, to discuss how to increase economic growth in Ukraine and deepen our bilateral commercial relationship. (…)
Special Envoy for International Energy Affairs Carlos Pascual will visit Kyiv this month for a meeting of the Energy Security Working Group, which will focus on efforts to boost Ukraine’s energy security, including energy efficiency and the development of alternative energy sources.
The Department of Defense will hold U.S.-Ukraine Bilateral Defense Consultations with Ukrainian counterparts in Kyiv within the next month. (…)
We will hold a meeting of the bilateral Trade and Investment Council through the U.S. Trade Representative’s Office to address barriers to trade and investment and explore expanding commercial ties, boosting the investment climate.
Die ganze Liste hier.
Die EU will bereits in der kommenden Woche ein Assoziierungsabkommen mit der Ukraine unterzeichnen. Auffällig ist, bei gleicher Zielrichtung: Die USA gehen dabei auch demonstrativ in den militärischen Bereich rein, die Europäer (ebenso demonstrativ?) nicht. Arbeitsteilung oder unterschiedliche Auffassung über das sinnvollste Vorgehen?
(Foto: An F-16 Fighting Falcon moves rapidly as fuels operators and crew chiefs execute a technique called hot pit refueling at Shaw Air Force Base, S.C., Nov. 9, 2012 – U.S. Air Force photo by Staff Sgt. Kenny Holston via Flickr unter CC-BY-NC-Lizenz)
@Zeitzeuge
Ich glaube, ich habe mich schon bei Ihrem ersten (dem jetzt wiederholten) Eintrag zum Begriff reinigendes Stahlbad geäußert?
@insider
Und ich behaupte mal einfach, dass das eigentlich nicht verwunderlich ist. Darum geht es ja im Kommentar von „Sachlicher“. Die letzten zwei Jahrzehnte war genau das die Richtung die den Entscheidern richtig erschien. Ob das 100% zielführend war sei dahingestellt, aber es war ja nun unbestreitbar eine Reaktion auf die Vorgaben (politisches Umfeld, Reduzierung, Einsätze rund um den Globus…). Genau die Kommentare nur eben 180 Grad die andere Richtung gab es ja auch in Einsätzen wie Somalia und folgenden. Da hat jeder gewitzelt wie unpassend die Ausrichtung auf die Verteidigung der norddeutschen Tiefebene sei… Die wichtige Frage ist, je nach weiterer Entwicklung, wieweit man jetzt die Schraube wieder zurückdreht. Damit mein ich nicht Gleichstellungbeauftragte abschaffen, nur dass da keine hoffnungsfrohen Kommentare kommen … ;)
Wie bereits ausgeführt wurde geht es wohl eher nicht darum morgen die erste Panzerdivision nach Warschau zu verlegen. Evtl. wird man aber überlegen müssen ob soetwas in den kommenden Jahren ein realistisches Szenario ist und dementsprechend umbauen. Und ja, das wäre teuer…
“Die Bundeswehr ist ein Auslaufmodell.”
(Egon Bahr im März 1990)
Nicht mehr ganz so drastisch aber mittlerweile Fakt:
Egon Bahr, Das Ende der Bundeswehr, Der Spiegel 9/1998
(Im Internet abrufbar)
Leseempfehlung: Aus dem gestrigen Eintrag in einem Blog eines Briten der seit zwei Jahren in Ivano-Frankivsk (200.000 Einwohner) in der West-Ukraine unterrichtet und lebt:
Right Sector march through the city, the police HQ is blockaded, plus a local news update
Zusammenfassung: Die staatlichen Strukturen zerfallen, der rechtsradikale Mob übernimmt.
@Steinig
Genau das was Egon Bahr da geschrieben hat, war der Gedankengang, der über viele viele Entscheidungen die aktuelle Situation mit herbeigeführt hat. Ganz offensichtlich hat sich der Mann bei aller politischen Einsicht ins seine Zeit, nicht als allwissender Prophet erwiesen. Das wäre auch sehr verwunderlich… wie ich ihn aus Dokumentationen, Interviews und dergleichen in Erinnerung habe, wäre er sicher auch zur Zeit des Spiegelartikels nie so vermessen gewesen das anzunehmen.
Angeblich Ziehen die Rußen ca300 Pz zusammen an der Grenze der Ukraine und 4 andere bis 8 000 Soldaten
Merkel sagte ungefähr zeitgleich Deutschland würde in keinen Krieg Einsatz gehen
Putin Versteht das als Eintrittskarte für die Ukraine um Fakten zu schaffen
@drd
Die Ausrichtung der BW auf Auslandseinsätze hat für mich damit nur am Rande zu tun und militärisch hat uns das so gar gut getan. Was mich stört ist, das die BW zu Tode organisiert wurde und jetzt der Punkt erreicht ist, an dem im Wust von nebeneinander rumwurschtelnden Ämtern und Behörden, die Mangel Verwaltung so lange schöngeredet und gerechnet wurde bis man selber daran geglaubt hat. Und jetzt weiss man nicht mehr wie man das zurückdrehen kann. Und so lange z.B. manche Stabsoffiziere so tun, als wären sie Unternehmensberater und die Bundeswehr ein Wirtschaftsunternehmen aber im gleichen Atemzug sagen das sie leider machtlos wären egal in welcher Führungsposition sie auch sind, so lange wird sich auch nichts ändern.
Insider | 13. März 2014 – 19:18,
Am besten gefällt mir:
„Und anschliessend werden sich tausende Stabsoffiziere fragen, wo die Mannschaften eigentlich sind.“
Naja Geschichte man schlage Buch auf und lese 1938 Tschechin und erkannt Parallelen
Neuste Bericht Russen sollen Aufklärungsflugzeug beschossen haben
@ Steinig | 13. März 2014 – 19:45
“Die Bundeswehr ist ein Auslaufmodell.”
(Egon Bahr im März 1990)
…nicht gegen Sie!: Ich teilte und teile Bahrs Ausführungen mit keiner Silbe.
Auch wenn wir zu Recht neben dem Paradigmenwechsel keine Heeresdivision mehr von DEU in ein anderes Land verlegen zu wollen, auch ein Paradigmenwechsel im Benchmark von „Erfolg“ deutscher Außen- und Sicherheitspolitik nach 1990 vollzogen: Nämlich nicht mehr Erfolg darin zu bemessen, die Verlegung einer Division zu können sondern Erfolg darin zu bemessen, wie wahrscheinlich es ist, dies durchführen zu müssen.
Und mMn waren wir im Aufgabenfeld der Außen- und Sicherheitspolitik, der Landesverteidigung, äußerst erfolgreich. Dass damit die Aufgaben für die Außen- und Sicherheitspolitik nicht kleiner wurden, wie wir uns dies alle 1990 erhofften, wissen wir.
Dass die Bw nicht seit 6 Monaten mobilmacht, weil ein Krieg um und in der Ukraine kaum gedacht wurde, ist verständlich. Und dieser Krieg in und um die Ukraine mit der Russischen Föderation einerseits und einer Gegnerkoalition (inkl. Deutschland) andererseits wird nicht kommen. Es wird ihn nicht geben. Und es sollte sich auch niemand wünschen, ganz gleich auf welcher Seite.
Emotionale Meinung: Krieg ist scheiße, da will keiner hin.
Rationale Meinung: Dieser Krieg um und in der Ukraine nützt niemanden. Augenscheinlich der VR China und den USA, aber auch das nur auf dem ersten Blick. So attraktiv diesen beiden ein geschwächter, sich in Scharmützel und Kriegshandlungen verlierender europäischer Pol scheinen mag, so wenig wird er so kommen.
Es ist die Rückkehr der Blöcke, momentan eher rhetorisch und von außerhalb Europas hereingetragen. Wir Deutschen müssen, wie es unsere Französischen Verbündeten, wie es F.-W. Steinmeier und A. Merkel tun, mit allen Mitteln gegen diese Blockbildung wehren. Es nutzt uns nichts.
Und nochmal Geschichte: Wir hatten mit Boris Jelzin in den 1990ern einen viel komplizierteren Gegenüber, um die postsowjetischen Probleme in den Griff zu bekommen, als wir es mit Wladimir Putin haben. Oder?
Ich kann mich Insider nur anschließen und möchte hinzufügen, daß das „level of ambition“ der Bundeswehr auf dem Papier eine Division mit einem Jahr(!) Durchhaltefähigkeit ist. Da steht nichts, aber auch gar nichts von einer Wartezeit von 4 Jahren zwischen Abruf und Einsatz.
Die Bundeswehr als Armee ist bankrott, trotz vieler Einzelkämpfer auf allen Ebenen, welche ihr bestes geben, hat Sie sich mit kräftigem Zutun der politischen Kaste in den Ruin gewirtschaftet.
Der IBUK sollte einfach mal befehlen die oben genannte Division abzurufen und mit Mann, Maus und kompletter Kampfbeladung zum VfgR XYZ verlegen zu lassen.
Unter Einhaltung bestehender Regelungen und Vorschriften und Tatsachen, was den Materialklarstand angeht, würde ich frech behaupten die Division würde niemals Einsatzbereit melden. Denn in vielen Bereichen existieren unsere Großverbände was Personal, Ausbildung, Ausrüstung, Bewaffnung und Munition angeht nur noch auf dem Papier.
Das „level of ambition“ in der Realität der Bundeswehr ist der Zug der innerhalb von 2 Jahren 6 Monate lang in A-Stan eingesetzt werden kann.
Ach ja und genug Generäle, Stabsoffiziere und Offiziere um <100 Divisionen zu führen, wenn sie es denn fachlich beherrschen würden.
b | 13. März 2014 – 19:54
„Zusammenfassung: Die staatlichen Strukturen zerfallen, der rechtsradikale Mob übernimmt.“
Na, machen Sie sich da mal keine Sorgen. Wenn das Außenministertreffen morgen in London nichts neues bringt, wird die heldenhafte russische Armee bald da sein, und die Faschisten in die Knie zwingen.
@ Ghost Bear | 13. März 2014 – 20:34
Danke, ich hatte nur die eine Seite der Medaille skizziert. Sie haben die andere wie ich finde sehr trefflich beschrieben. Benannte „Level of Ambition“ sollten auch messbar erreicht werden.
… Man mag über den Sinn von Planübungen, wie schnell kann man Heeresdivision x mit der Panzerkompanie des Deutschen Heeres unter Beachtung aller aktuellen Vorschriften innerhalb des Landes von y nach z über eine Strecke von xxx km verlegen, etwas schmunzeln. Doch darum ging es in solchen Planübungen (meist)nicht. Es ging genau um Ihren aufgeführten Punkt: „[…]Denn in vielen Bereichen existieren unsere Großverbände was Personal, Ausbildung, Ausrüstung, Bewaffnung und Munition angeht nur noch auf dem Papier. So etwas von Zeit zu Zeit zu messen erhellt.
@Sachlicher
„Emotionale Meinung: Krieg ist scheiße, da will keiner hin.“
Die Amerikaner raisonnieren schon über „wars of choice“ und „wars of necessity“, für sie ist Krieg – Einsatz von Streitkräften – durchaus Mittel zum Zweck.
@Ghost Bear:
Und wenn man das LoA genauer anschaut merkt man, dass es sich um eine erheblich verminderte Disksussion handelt – der Rest des Heeres macht dann weiter Grundbetrieb.
Das zeigt schon die Mentalität.
Mental, personell und materiell wäre die Bundeswehr bereits überfordert ein gemischtes und Kampftruppenbataillon (+) innerhalb einer Woche nach Polen zu verlegen.
Man schaue sich nur das Drama bei der Aufstellung der QRF an.
Und (spätestens) nach einigen Wochen gäbe es Ausfälle von mindestens einem Drittel – auch nicht eingeplant. Denn der Gegner wird sicher nicht so blöd wie auf der ILÜ.
Allein mit entschlossener und aggressiver Führung, Ausnutzung unserer Schwächen (EloKa vs. FüInfoSys, massives Steilfeuer vs. ?, irreguläre Methoden vs. OSH-Denken) und robuster Technik wäre bei uns sehr schnell Feierabend.
Sowas wäre allein schon als Planspiel mal ein Augenöffner – aber wen interessiert schon die Wahrheit?
b | 13. März 2014 – 19:54
“Zusammenfassung: Die staatlichen Strukturen zerfallen, der rechtsradikale Mob übernimmt.”
@TW:
könnte man für „b“ nicht ein eigenes „b“-ällebad einrichten? So ganz exklusiv?
streiche: Diskussion, setze Division (oje… Freud…)
ich danke den Mitforisten für die erhellenden Beiträge zu der Frage, die ich heute nachmittag gestellt habe – gebe allerdings zu, daß die Antworten ziemlich deprimierend wirken.
@f28
Was meinen sie wie deprimierend es ist, so etwas jeden Tag live erleben zu dürfen.
@ Thomas Melber, Stuttgart | 13. März 2014 – 21:03
Ich respektiere Richard Nathan Haass für seine erfolgreiche Vermittlerrolle im Nordirlandkonflikt und für sein Buch („War of Necessity, War of Choice-
A Memoir of Two Iraq Wars“, Simon & Schuster, New York 2009).
Dass der Einsätzen von Streitkräften im Regelfall rationalen Beweggründen entspricht bzw. man sie rational erklären kann, ist unbenommen, ändert aber, wie ich meine, an meiner emotionalen Aussage nichts. Ich denke aber durchaus, dass auch letztere Seite der Medaille eine Rolle spielen darf bei Zieldefinitionen und Mittelauswahl.
Wenn die USA dies anders bewerten, so ist diesen das unbenommen. Die USA dürften wenig Wert auf meine emotionale Haltung zum Krieg und auf meine rationale Haltung zum besprochenen Konflikt legen.
@Insider:
So also kleiner Lichtblick – natürlich mit Augenzwinkern:
Ist denn die Kolberg-Rede von Gneisenau vom Traditionserlass gedeckt?
Müßte sie ja eigentlich wegen Gneisenau, aber die Filmversion wiederum…
Ganz vertrackt – kann man wohl ganze Referate im BMVg und Kdo H mit lahmlegen…
@f28 & Insider
Also ist der Link den b gepostet hat russische Propaganda und absolut zu ignorieren oder haben sie beide nur persönliche Probleme mit ihm?
Interessante Analyse beim Bulletin of Atomic Scientists (und die Überschrift scheint mir etwas irreführend, der Kern kommt ziemlich am Ende):
http://thebulletin.org/why-russia-calls-limited-nuclear-strike-de-escalation
@T.W. & und @all; Hoffentlich darf ich mal in aller Deutlichkeit sagen, der billige „Propandascheiss“, egal aus welchem Lager einiger Herren, nervt langsam! Das Problem für die Hilflosigkeit und Untätigkeit des im Vorfeld unglücklich agierenden Westens sowie für die Aggresivität und zukünftigen Aktionen Putins – nachdem er den Westen konsequent vorgeführt hat -, liegen weiß Gott etwas tiefer.
Schlage für die nächste ILÜ folgendes Szenario vor:
UvdL lädt am 01.09 alle Generäle in den Reichstag ein ( Platz sollte ausreichen)
Jeder Kommandeur eines Großverbands hält einen 10min Kurzvortrag zur Einsatzbereitschaft seines Verbandes. Die Generäle der Ämter und Schulen hören aufmerksam zu!
Nach dem gemeinsamen Abendessen wird von UvdL ein Großverband ausgelost, der am 04.09. Um 13:00 Uhr, personell und materiell so vollzählig wie möglich auf der SB 9 in Bergen eine Truppenparade, an der mit den anderen Generälen und Frau VM besetzten Tribüne, abhält.
Vorne weg der Kommandeur und für jeden gem. STAN Soll fehlenden Soldaten und jedes fehlende Fahrzeug wird eine rot weisse Verkehrspylone mitgeführt. Das ganze in einem einheitlichen Anzug.
Anschließend hat jeder Soldat den Auftrag 10 Schuss mit der Stan Waffe abzugeben und jedes Gefechtsfahrzeug 5 Schuss mit dem Hauptwaffensystem.
Am Abend dann gemeinsamer Soll/Ist Vergleich zum Kurzvortrag vom 01.09.
Wäre bestimmt lustig… ich glaube wir sollten schon mal Pylonen anfordern
@Narf
Ich habe mich zu keinem Beitrag von b geäußert.
@ Sachlicher
Danke für diese nüchternen, mal nicht alarmistischen Einwürfe.
Gerade angesichts Russland ist diese „Drüben ist das Gras grüner“-Haltung ohne genau hinzuschauen schon etwas seltsam.
– 766,055 russischen Soldaten stehen etwa 1,7 Mio. EU-Soldaten gegenüber (und da sind USA und Anrainer noch nicht eingerechnet).
– Das russische Verteidigungsbudget beträgt 65 Mrd. € und das der EU-Länder 195 Mrd. €.
– Bei der Bundeswehr liegt die Offiziersquote bei etwa 20%, bei den russischen Streitkräften bei über 25%.
– Die russischen Streitkräfte bestehen etwa zur Hälfte aus Wehrpflichtigen (1 Jahr Wehrdienst). Wehrpflichtige beschweren sich, dass die Kampfausbildung nichtmal die angesetzten 4 Monate erreicht. Manche haben in ihrer Wehrdienstzeit nichtmal nen Schuss abgegeben.
– Die 186.000 „Freiwilligen“ bestehen zu einem nicht unerheblichen Teil aus länger dienenden Wehrpflichtigen. Panzern und Artillerie stehen etwa 20 Schuss im Jahr zum Üben zur Verfügung, die Übungsbedingungen haben wenig mit den Bedingungen im Einsatz zu tun.
Und so weiter…
Die Bundeswehr ist nicht das einzige potempkinsche Dorf auf dem Kontinent. ;)
@ Hr Wiegold:
In 1999, at a time when renewed war in Chechnya seemed imminent, Moscow watched with great concern as NATO waged a high-precision military campaign in Yugoslavia.
Bitte nicht.
The substandard performance of Russia’s conventional forces during the 2008 war in Georgia….
Bitte nicht.
The United States, because of its conventional military power, is able to pursue a proactive foreign policy, and this has long been the envy of Russia’s politicians and military leaders.
Dem mag man folgen.
Mein Fazit:
Man versucht seitens Russlands ganz gewiss in Südamerika, in Afrika und mittels Syrien konventionelle (Welt-)macht zu sein/ zu werden. Den Ukraine-Konflikt betrachtet man in Russland aber als Regionalproblem und nicht als Aufgalopp zum neuen Great-Game. Und:
But if Russia begins to close the conventional weapons gap with the United States, some NATO countries might argue that nuclear deterrence should regain some of its former prominence.
Bitte nicht.
Außerhalb UK`s und den USA denkt so mMn niemand -insofern: von mir aus denken 2 NATO-Staaten so, aber nicht „some“- sehr wohl wissend, dass das strategische Moment der A-Waffenfähigkeit sich kurz- und mittelfristig nicht abschaffen lassen darf.
Btw: In der Regionalität des Konfliktes „Ukraine“ ist Russland eine konventionelle Militärmacht. So definiert man sich auch. Und dies reicht momentan zum Zurschautragen von Selbstbewusstsein, alles andere sind langfristig gelagerte strategische Prämissen und Ziele.
P.S.: So sehr ich Wilsons Selbstbestimmungsrecht der Völker anerkenne, so wenig wünsche ich mir für Europa und Deutschland ein Aufreiben und einen Zerfall Russlands. Letzteres mag ein Ziel US-Amerikanischer Außen- und Sicherheitspolitik sein, an dem man in den Mitte 1990er Jahren aber schon einmal scheiterte. So ordne ich den Artikel und Duktus US-Amerikanischer Außen- und Sicherheitspolitik rund um die Ukraine auch ein. Uns in DEU und der EU nutzt ein Zerfall Russlands nichts, gar nichts.
Politisch nicht korrekt, aber lehrreich mit Blick auf planerische Flexibilität ist der deutsche Angriff auf Jugoslawien im Jahr 1941. Noch interessanter als das bereits erwähnte Unternehmen „Marita“.
Sehr kurzfristig (1 Woche) wurde von einem Planungsteam von knapp einem Dutzend Offizieren der bereits geplante Aufmarsch gegen Griechenland umorganisiert und zusätzlich Jugoslawien angegriffen (siehe Weisung Nr. 25).
Zeitlich und personell heute undenkbar.
In englischsprachigen Fachkreisen gilt dies bis heute als operatives „Meisterstück“ (siehe u.a.: http://www.dtic.mil/cgi-bin/GetTRDoc?AD=ADA328138 , http://oai.dtic.mil/oai/oai?verb=getRecord&metadataPrefix=html&identifier=ADA274043).
Allein schon dieses Beispiel an der FüAk mit Blick auf heute und morgen auszuwerten wäre ja schon zu verwegen…
Problem 1: Wir haben keinen Generalstab mehr. Welcher der zahlreichen Stäbe sollte so etwas wohl organisieren, etwa Potsdam?
Problem 2: Glauben wir im Ernst, in Zeiten von ewigem Kompetenzgerangel kann so etwas generell noch durchgeführt werden?
@Voodoo:
Zu Problem 1: Potsdam wäre zumindest groß genug… Die Planungsgruppe im OKW war kleiner als manche heutige Einsatzgruppe in Potsdam.
Zu Problem 2: Kompetenzgerangel gab es damals auch mehr als genug (OKH- und OKW-Kriegsschauplätze, Selbständigkeit der Waffengattungen, suboptimale Spitzengliederung, wachsende Rolle der Waffen-SS, etc.).
Wenn man als Armee nicht mehr ernsthaft über Krieg nachdenkt, dann kann auch nichts mehr dabei heraus kommen.
Auch das eine Lehre von 1940/41 (siehe: Bloch. Die seltsame Niederlage).
@ Memoria | 13. März 2014 – 22:57
Danke für Ihren zutreffenden, wenngleich „politisch nicht korrekten“ Hinweis auf den Zeitablauf von Planung und Durchführung des Angriffs auf Jugoslawien 1941.
„Allein schon dieses Beispiel an der FüAk mit Blick auf heute und morgen auszuwerten wäre ja schon zu verwegen…“
So ist es.
Anfang der 80er Jahre untersuchten die Offiziere der damaligen „Fachgruppe Führungslehre Heer“ der Führungsakademie detailliert Planung und Ablauf der Ardennen-Offensive 1944/45. „Damals“ wurden tatsächlich Lehren aus dieser Offensive für die Ausbildung der „Schlieffen-Pimpfe“ gezogen – mit Gewinn für Lehrpersonal und die Eleven.
Tempora mutantur.
(Warnung – jetzt folgt ein Beitrags-Monster ! E.R.)
Ich erlaube mir mal einige Assoziationsketten und (ausschweifende) Anmerkungen im Kontext „Bundeswehr – Landes-/Bündnisverteidigung – „kurzfristig“ ausgeführte aggressive militärische Operationen von „Drittstaaten“ im näheren Bereich der NATO-Bündnisgrenzen“.
– Die grundgesetzliche Aufgabe (und Daseinsberechtigung) der Bundeswehr besteht primär in
der Landes- und Bündnisverteidigung.
– Die Wahrnehmung und Erfüllung dieser Aufgabe setzt EinsatzBEREITSCHAFT und -FÄHIGKEIT
voraus.
– Einsatzbereitschaft kann eine Armee nur HERSTELLEN, ERHALTEN und WEITERENTWICKELN
durch
* Aus- und Weiterbildung im operativ-taktischen bzw. strategischen Planen, Vorbereiten und
Handeln – ausgerichtet auf alle möglichen (!) Einsatz-Szenarien (also zB regulär, irregulär /
asymmetrisch, low intensity oder high intensity -> jaja, die Lüneberger Heide könnte auch in
Livland, der Bukowina oder der Woiwodschaft Podlachien liegen. Think the un-thinkable !)
* Erhaltung und Weiterentwicklung der o.a. Fähigkeiten inkl. Analyse der festgestellten Mängel
und Schwächen kann nur durch (un-?)regelmäßig durchgeführte Gefechtsübungen ab
Verbandsebene Btl. / Rgt. durchgeführt werden. Freilaufende Übungen ermöglichen eine
bestmögliche Aus-/Weiterbildung im taktischen Führen und Vorgehen, der taktisch durchge-
führten Logistik, dem Zusammenwirken verschiedener TSK-Elemente u n d (idealerweise)
der Kooperation mit temporär (?) eingegliederten bzw. übungsteilnehmenden Elementen von
NATO-Partnern. Ich erinnere mich an die jährlichen REFORGERs bzw. Korpsgefechtsübun-
gen aus den Jahrzehnten des „Kalten Kriegs“ (oh – habe ich den Begriff aktuell des öfteren
verstärkt auch in Nicht-AG-Beiträgen gelesen…?? Na sowas.)
* In meinen „jungen Jahren“ wurden kleinere freilaufende Gefechtsübungen den teilnehmen-
den Einheiten mit einer „Vorwarnzeit“ von teilweise nur 3-4 Tagen bekanntgegeben. Klappte
trotzdem dank planerisch umfassender und vollständiger Vorarbeit auf Brigade- und ggf.
Divisionsebene (jaja, die LLBrig 27 bzw. 1. LLDiv der frühen 80er). Auch kleinere Einheiten von
NATO-Partnern „spielten“ bei diesen 3-5tägigen Übungen mit – als Verbündete oder „rote
Kräfte“). Ach – und auch die CIMIC-Kooperation mit Landes-, Kreis- und Kommunalbehörden
und der Bw-Verwaltung war irgendwie kein Problem. Wurde ja auch von Zivilbehörden UND
Bevölkerung als für die Landesverteidigung notwendig verstanden. Na ja, „Kalter Krieg“ halt.
* Im Fall von nicht verfügbaren Kräften wurden Reservisten (mit entsprechendem zeitl. Vorlauf)
in gekaderte Einheiten bzw. als Einzelwehrübende zbV zur StKp des übungsplanenden Ver-
bands einberufen und dann „on short notice“ (i.d.R. zum Zeitpunkt der „Alarmierung“ der
beübten Einheiten) als Ersatz für auf Lehrgängen, im Urlaub befindliche oder sonstwie
abwesende Dienstposten-„Inhaber“ versetzt. Die Resis musste man „damals“ aber nicht neu
anlernen – die meisten übten noch ziemlich regelmäßig in ihren VBKs/VKKs. War da nicht was
mit unserer von TdM als „relevant“ verkündeten Reservistenkonzeption…??? Ach nee, das sind
ja die mit den Fähnchen an Stammtischen und am „Tag des Reservisten“ (wann war der gleich
nochmal…?)
* Das alles ging aber nur weil…
…seitens der Politik und folglich der politischen wie militärischen Führung der Bundeswehr die EinsatzBEREITSCHAFT u n d zuvor die Bereitstellung der Mittel für die EinsatzFÄHIGKEIT zur Landes- und Bündnisverteidigung als essentiell notwendig und NICHT als Bestandteile der Antwort auf die Frage nach der Existenzberechtigung der Bundeswehr erkannt und verstanden wurde. Übrigens unterstand auch damals die Bundeswehr dem „Primat der Politik“ und aussen- bzw. sicherheitspolitisches Denken und Handeln schloss – selbstverständlich – jedwedes militäri- sche „Zündeln“ aus. Wo ist da heute gleich noch der Unterschied zur „Kalter Krieg“-Epoche vor Äonen kurz nach Einführung des Zündnadelgewehrs…???
EinsatzFÄHIGKEIT also.Setzt nun einmal mehr als Zündnadelgewehre und die Einführung von Wickelgamaschen voraus. Zur EinsatzFÄHIGKEIT gehört die multifunktionale Hardware, die eine Armee idealerweise in allen denkbaren UND (scheinbar) undenkbaren militärischen Szenarien und deren Übung benötigt, um im Sinne der politischen Vorgaben effizient (d.h. maximale Erfüllung der von Politik und militärischer Führung lagebedingt erteilten Aufgaben und Aufträge zur Erlangung bestmöglichen politischen Handlungs-Spielraums), mit geringsten Verlusten an Men- schenleben, Infrastrukturen und militärischem Gerät zeitnah (!!!!!!!) BENÖTIGT. Niemand erzielt bzw. benötigt einen Mehrwert, den eine Armee darstellt, wenn sie zum Nachweis ihrer Existenzbe-rechtigung regelmäßig „die große Giga-Stuntshow in Tarnfleck und RAL 7000, 6031, 8027 und 9021“ der Öffentlichkeit und den Parlamentä…oh, ‚tschuldigung…den Parlamentariern vorführt – und außerhalb der „Potemkinschen (Übungs-) Dörfer“ ist nicht viel da oder kaputt oder in Wartung oder ausgeliehen oder – ohoh! – wird gerade von Inst-Kannibalen zwangsläufig systemrelevant „zerlegt“ und verbaut. Und wenn man was in Ausbildung oder Einsatz sachkundig und entsprechend benutzt – kann und wird es trotzdem manchmal kaputt. Und dann muss Ersatz her und der sollte bereits gefertigt, abgenommen und eingelagert zur Verfügung stehen. Sonst ist mit Durchhaltefähigkeit und Tiefe völlig Essig – und man sollte die entsprechende „Doktrin“ lieber in „Breitmaulfrosch an Oberfläche“ umtaufen.
Die Argumentationen vieler (gefühlt: fast aller) Kommentatoren hier auf AG zur – nicht erst seit TdM sich als Misere offenbarenden – Beschaffungsrealität muss ich nicht wiederholen. Ja, da mag Vieles vom „Kopf her stinken“. Ja, da mag Vieles als verzichtbares „anti-pazifistisches“ Hexen-Gerät diskreditiert werden – von Politikern…wegen der pazifistischen „Ponyhof-Mentalität“ des eventuell überwiegenden Teils der Bevölkerung …und weil ja „die Politiker“ (nee, es gibt bemerkenswerte Ausnahmen !) schon bei Gedanken an eventuell drastisch verlustig gehende Wählerstimmen das Thema „Militär, Verteidigung (sic!!) und Waffen/mil. Gerät“ lieber noch nicht einmal ignorieren…weil – wir setzen dann ja lieber aus SALIS-„Antonov“-Heckrampen Geldsäcke auf mögliche Friktions- oder Konfliktparteien ab. Vielleicht gibt ja das der von BMFin Schäuble (bewunderswert eisern) konsolidierte Staatshaushalt gerade noch her. Wieviel % vom BIP betragen „unsere“ Verteidigungsausgabe doch gleich noch…im internationalen Vergleich…?
Darf eine strategisch mittelfristig geplante Konzeption der Bundeswehr (und konsequenterweise auch der NATO) im Sinne sowohl der Landes-/Bündnisverteidigung wie auch der global über den Tellerrand reichenden angestrebten politischen Handlungsfähigkeit der EU (und der NATO?) die Investitionen und laufenden Kosten robuster politischer „Werkzeuge“ (und ein solches sind u.a. eben auch Streitkräfte) N I C H T in Relation zu den Erfordernissen der angestrebten gegenwär- tigen wie künftigen Rolle als weltweit ernstzunehmender „Geschäftspartner“ setzen? Statt dessen „Breite vor Tiefe“ (= eine Gießkanne Wasser für einen 100m² grossen Gemüsegarten) verkünden? Will ich verhandeln – und verhandeln muss ich nicht nur in Krisensituationen, sondern bei j e g l i c h e r Art von Zusammenarbeit oder wirtschaftlicher bzw. politischer Beziehung – dann helfen mir breitgefächerte und leider nur oberflächliche Argumente nicht weiter. Das ist Small Talk und sicher keine Grundlage, um von Gesprächs-, Verhandlungs- oder Vertragspartnern ernst genommen zu werden. Die sind nur mit in der Tiefe fundierten und realitätsstabilen Argumenten zu beeindrucken und erst dann zu soliden und fairen Beziehungen zu „gewinnen“. Das ist übrigens nicht nur „Kaufmannslogik“, sondern (leider) auch einer der Grundsätze aus der politischen Ge- schichte…evolutionierend seit Hunderten Generationen v o r 1945 bzw. 1990 und der politischen Neugliederung der Welt. Situationen und Krisen wie in der Ukraine/auf der Krim gab es auch schon immer – auch 1938 oder 2008 war nur e i n „blue print“ – und wird es immer geben. Vielleicht nicht nur im übernächsten Vorgarten – sondern warum nicht auch „irgendwann“ beim direkten Nachbarn (Polen ?) oder ’ne Ecke weiter, wo auch wir „Air Policing“ mitbetreiben. Äh – warum eigentlich, war da was…? Robuste und rabulistische Machtpolitiker im Stil eines Putin gab es schon immer und wird es auch immer geben. Vielleicht manchmal auch in nicht-staatlichen Positionen als Religionsführer oder Wirtschafts-Tycoons…
Und dann wacht man nach schnee- und sportlerherzschmelzenden Friedensspielen im Зимняя страна чудес eines niedlich tapsigen „russischen Bären“ auf und „gleich neben Sochi“ rollen Panzerbrigaden, entwaffnen uniformierte bewaffnete Einheiten ohne Hoheitsabzeichen die Streitkräfte eines souveränen Staats und gerade läuft in den 22:30-Nachrichten von „Deutschlandradio Kultur“ irgendwas von Putin und seiner Androhung, „mit gleichen Mitteln angemessen zu antworten“. Oh. Hoppla. Und nun ?
Vielleicht wird’s doch mal Zeit, dass nicht nur die eine P8 falsch handhabenden Bundeswehrange-hörigen oder mit der richtigen Munition auf 200 Meter das „bull’s eye“ treffende G36-Schützen oder die „leider draussen bleiben müssenden“ OSCE-Beobachter „den Schuß hören“. Sondern all jene Kameraden und Mitbürger, die als Profis für die „gemeinsame Sicherheits- und Aussenpolitik“ den Kopf (physisch wie mit ihrem Wissen und Intellekt) hinhalten – denn Sicherheits- und Aussen-politik UND Landes- und BündnisVERTEIDIGUNG sind nach meiner Überzeugung keinesfalls nur Chef-Sache oder B+-Dienstgraden, ThinkTank-Bewohnern oder MdBs vorbehalten.
Mehr noch: sie sind gemeinsame Sache einer Gesellschaft (auch einer multinationalen wie in der EU), weil sie als eine der Voraussetzungen für wirtschaftliche Prosperität und deren Absiche- rung, für das „Super-Grundrecht“ Sicherheit, für gemeinsames friedliches Zusammenleben zwi- schen Ethnien, Regionen und Religionen, Staatsgebilden und Interessensblöcken letztlich Alle betrifft. Defizite, Friktionen und bittere Wahrheiten klar an- und auszusprechen sollte Verpflichtung für alle im SiPol-Bereich tätigen oder engagierten Personen sein. Auch wenn der Karriere-Stuhl unter’m Allerwertesten ein flatterndes Eigenleben zu entwickeln scheint – wer wider besseren Wissens Defizite, Friktionen und bittere Wahrheiten verschweigt oder schönredet…sichert mitnichten seine Karriere. Denn wenn einem irgendwann mal „der Laden um die Ohren fliegt“ (mal sehr pauschal wie ressortübergreifend formuliert) – gibt’s keinen nächsten Chefsessel mehr.
Und das gilt für alle Chefsessel bis nach ganz oben – egal, in welchem Büro oder welcher Stadt, welchem Staat oder welcher Organisation der Sessel (noch) steht.
So. Und was bedeutet jetzt eigentlich „Unterstützung für die Ukraine auf allen Ebenen“ ? Wieso schenken wir denen nicht die (angeblich) an Pakistan verschenkten BO 105 ? Vielleicht können da ja HC-Piloten (ohne Hoheitsabzeichen) tinnitusfrei ihre Scheine erhalten und unsere NATO-Partner „auf allen Ebenen“ unterstützen. Gemäß Putin-Logik wären das ja kein „militärisches Vorgehen“ (weil das ja keine Militärangehörigen wären…sondern – hm, sagen wir…Mitglieder der „Heli-Sportfluggruppe Lemberg“ und wozu die Ofenrohre an den Seiten sind *schulterzuck*) – also würde das die Regierungserklärung der Oberbefeh…der Bundeskanzlerin keinesfalls kompromittieren. Nee – mal im Ernst: und wie geht’s jetzt weiter ? Welche Lehren und Konsequenzen ziehen „wir“ denn jetzt tatsächlich…vielleicht nicht zur Rettung des territorialen Bestands der Ukraine – aber zur Prävention für „das nächste Mal“ ?
Epilog: Sorry, aber ich musste mir jetzt mal so langatmig wie irgendwie stocksauer einfach Luft machen und den Beitragsbrikett hier einstellen. Mea culpa, T.W.
Möchte ich aber nicht ganz so zustimmen der Frankreich Feldzug wurde schon ab ca. 1923 geplant
(als Belgier und Franzosen den Rhein Besetzten und Deutsche Erschossen und da waren auch klar dass er über Belgien geht)
Der Norwegen Feldzug war nicht so erfolgreich wie man in der Geschichte Lernt die 3 Geb. Div. kam ganz Ernste Lage und die Schiffe die dahin Brachte wurden sogar Versenkt und die 2Geb.div. war in die Fjorde Verteilt als Sie zu Unterstützung geschickt wurde
Polenfeldzug Pz I und Pz II wahren ein Flop die wurden Polnische Reiter Ausgeschaltet mit Handgranaten wenn es in der Geschichte anders Stand nur Pz III machte die Reiter Blatt
Und danach gab es keine Munition mehr wen der Franz Angegriffen hätte
Wohl die Wehrmacht ab 1933 Aufgerüstet wurde
Allen ist schon klar, dass wir schon lange nicht mehr zum Thema „Westliche Unterstützung für die Ukraine – auf allen Ebenen“ diskutieren? Angesichts des sehr kontroversen und heiklen Themas scheint es diesmal T.W. ganz recht zu sein. Während in anderen Fällen, schon bei der kleinsten Abweichung, sofort eine berechtigte Ermahnung kam. Aber unser selbst ergriffenes Thema ist für unsere eigene Sicherheit eigentlich viel wichtiger als das bereits zugunsten der Russen erledigte Thema. Wir müssen die richtigen Schlußfolgerungen aus der erneuten geopolitischen Niederlage des Westens ziehen und endlich wieder angemessene Verteidigungsstreitkräfte aufbauen, so wie es das GG auch verlangt. Die Wehrpflicht sollte wieder aktiviert werden und zwar ohne Diskriminierung, sprich Ausschluß, unserer Frauen. Und nicht wie bisher erfolglos versuchen weltweit unsere „Werte“ zu verbreiten.
@Stefan
In der Tat. Aber ich halte die Diskussion, so wie sie sich entwickelt hat, für wichtig – eine Überlegung wäre, das in einer gesonderten Thread umzutopfen; denke aber, derzeit sollte es noch hier bleiben.
(Und ja, sicherlich ist es streng genommen OT – aber verglichen mit den meisten OTs doch sehr nüchtern, oder?)
Etienne Rheindahlen | 13. März 2014 – 23:47
Nur dagegen steht
Das der letzte Wehrbeauftragte Bericht was anderes berichtet, das man gegenseitig Ausleihen muss weil das ganze Geld fließ ISAF hinein (man beachtet aber auch wie viele Projekte laufen meine ich)
Kein Geld mehr für Beschaffungen von 2 000 Zetros wurden nur 110 Bestellt der Rest geht auf Leih und alte (30-40 Jahre LKW)
2t ist kein Geld da
15 t können gerade mal 20 Beschafft werden
Handwaffen auch nur begrenzt Vorhanden
Neuste Mobile System Fahrzeug auf Yak können gerade nur 3 beschafft werden
Von 681 Boxer hat das Heer gerade mal 190 Boxer genehmigt weitere auf Ende des Jahrs Verschoben
Munition Fehlt auch
MEDS ob das überhaupt gekauft werden kann weis man auch noch nicht
KMW beklagt sich auch die wissen gar nicht mehr wie man mit BW planen kann ( Leute entlassen oder Einstellen und die Planugslauf fehlt auch noch )
Und so weiter
ich finde es schon mehr als peinlich das man in deutschland nicht inder lage ist die intellektuelle abstraktionsfähigkeit aufzubringen ohne anführungszeichen, relativierende einschränkungen und präventive distanzierungen auf rein militärhandwerkliche errungenschaften und erkenntnisse der wehrmacht zu verweisen.
wer es immer noch nicht begriffen hat. die operationsführung der genannten armee ist positiver referenzpunkt der ZAHAL und jeder anderen modernen Armee,
mit einer Ausnahme.
@ bausc und insider
bezüglich ihrer post auf der vorseite
„so ist es“
so mag es ja sein, es muss aber nicht so bleiben.
mein vorschlag mit brigade- übung war durchaus ernst gemeint.
all die defizite, obstruktionismen und sonstige denkblockaden können nur aufgebrochen werden wenn man sie so schmerzhaft offenlegt, dass sie nicht mehr geleugnet werden können.
idealerweise passiert das im manöver und nicht im hypothethischen ernsfall (russe vor tallin) daher mein vorschlag. mut muss hier der minister beweisen da sich in generalität und offizierskorps offenbar nur noch stromlinienförmige duckmäuser aufhalten, die nicht in der lage sind selbst evidenteste Misstände anzusprechen.
Falls hier Offiziere mitlesen. WO IST DIE COURAGE? DIE SOLDATISCHEN TUGENDEN AUCH DER EIGENEN FÜHRUNG GEGENÜBER? die denkschriften, leserbriefe, diskussionsbeiträge?
ich habe den eindruck das abgesehen von diesem forum die BW geistig versteppt ist.
man möge mich korrigieren falls der eindruck täuscht
@ Etienne
Hammerbeitrag. Respekt! So fängt ein Tag gut an :)
@ wacaffe
„WO IST DIE COURAGE? DIE SOLDATISCHEN TUGENDEN AUCH DER EIGENEN FÜHRUNG GEGENÜBER?“
Hier wurde vor ein paar Wochen ein Link zu einem Spiegel-Artikel von 1968 gepostet, in dem der Graben zwischen Stabsoffizieren und Kommandeuren bis Bataillonsebene aufgezeigt wurde. Auf die Frage eines BtlKds nach der Machbarkeit mit nur 12 Div die Front gegen die Truppen des Warschauer Paktes zu halten antwortete sein Brigadekommandeur, daß er nicht darüber nachzudenken habe da „Die Bundeswehr ein Instrument des Friedens …“ ist.
Will sagen: Diese Schoßhündchenmenthalität scheint aus der Perspektive eines Außenstehenden zumindest in Teilen Produkt einer Erziehung bzw eines Rollenverständnisses zu sein. Anfangs mag das dem Mißtrauen der Politiker der von ehem. Wehrmachtsangehörigen durchsetzten BW-Führung entsprungen sein (man will den politischen Auftraggeber ja nicht vergrätzen und seine Loyalität unter Beweis stellen), aber mittlerweile ist das zum Soll-Zustand mutiert – siehe Afghanistan-ROEs. Damit haben wir es hierzulande mit einer Doppelblockade zu tun: der politische Auftraggeber hat von Tuten und Blasen im Bereich Militär wenig bis keine Ahnung und der militärische Auftragnehmer glaubt aus Rücksicht auf dessen Befindlichkeiten weder ehrlich beratend tätig werden zu dürfen noch Planungen für Situationen und „Fälle“ vornehmen zu dürfen, die für den AG politische Horrorvorstellungen sind. Und währenddessen arbeitet sich „das Fußvolk“ einen Wolf und hält den Laden irgendwie am Laufen … Dieses Bild bietet sich jedenfalls einem Nicht-Beteiligten wie mir.
@wacaffe
Man muss aber bei aller Emotion schon Sachlich bleiben. Landesverteidigung als Bündnisverteidigung ist zur Zeit Priorität 5, d.h. letzte Priorität. Alle Verbände/Großverbände unterliegen einem NATO Readiness Code. Die Masse der Bundeswehr hat da die Vorgabe 180 Tage, d.h. wir sprechen nicht von Alarmierung 1. September und 9. September ausrücken, sondern von 1. September 2014 alarmieren und um den 1. März 2015 ausrücken. Das sind Rahmenbedingungen die man zur Kenntnis nehmen muss. Einfach mal in einer Woche ein ausrücken zu fordern ist einfach Mist und unfair gegenüber einer Truppe die das nicht leisten kann.
Selbstverständlich kann man die Prioritäten verschieben und Alarmierungscodes verändern. Die Änderung werden aber nur wirksam, wenn man sie mit Ressourcen hinterlegt. Ich empfehle einen Blick in das neue Eckwertepapier, um die Prioritäten der Politik – die sich nun mal im Haushalt ausdrücken – zu sehen. Wir machen dynamisches Verfügbarkeitsmanagement und 70% Zielausstattung (die haben wir noch nicht erreicht, i.d.R ungeschützte, alte Ersatzderivate statt der neuen, geschützten Varianten) bei geschützten und ungeschützten Fahrzeugen (heißt 50% im Grundbetrieb, damit Kontingente & Einsatzvorausbildung 125 bzw. 100% haben) nicht aus Vergnügen. Aufspringen im T-Bereich auf ein Fahrzeug wird schwierig, wenn das dort nicht ist. Der Vorwurf an die Truppe und der Vergleich mit historischer Truppe die absolute Ressourcenpriorität hatte, macht keinen Sinn. Dafür hat die Bundeswehr einen erheblichen Anteil am bald ausgeglichenen Haushalt. Wer jetzt auf den stabilen Verteidigungsetat verweist, der sollte sich den auch mal im Detail anschauen. Mietzahlungen an die Bima und Pensionszahlungen abgezogen schaut der EP 14 schon ganz anders aus…
Wenn der Politik Landesverteidigung als Bündnisverteidigung wichtiger wird als andere Politikfelder, kann sie es im Haushalt alimentieren. Dazu müsste man sich dann bei Stabilisierungseinsätzen einer Selbstbeschränkung unterlegen. War da nicht was mit mehr Verantwortung in der Subsahararegion? Schwerpunkt überall, ist kein Schwerpunkt sondern eine Schwerfläche und damit einfach Mist. Vorgäbe ist aber halt Schwerpunkt MilEvacOp & Anfangsoperationen (out of area) und unsere Brigaden bereiten sich darauf vor.
Fazit: Die angesprochenen Defizite bei der Landes- und Bündnisverteidigung sind bei Priorität 5 – bei heutiger Ressourcenlage – logisch, überhaupt nicht verwunderlich und die Truppe kann am wenigsten dafür!
Aufgaben und Aufträge bei Landesverteidigung / symmetrischen-dissymmetrischen und bei asymmetrischen Konflikten haben aber sicher Schnittmengen bei den benötigten Fähigkeiten. Infanterie / Jäger, z.B. („Jagdkampf“), sowie Gefechtsfeldaufklärung. CAS/CCS und JFS werden auch immer gefordert, MED natürlich ebenfalls. Und bei „full spectrum operations“ ist eben leider auch „Breite vor Tiefe“ gefragt, was natürlich ins Geld geht.
@Etienne Rheindahlen
+1 mit Sternchen. Vieln Dank für den Beitrag und volle Zustimmung!
Eine kleine Facette der Beschaffungsmisere jenseits der unseligen industriepolitischen Ambitionen: In Europa werden Rüstungsausgaben üblicherweise als staatlicher Konsum verbucht, also als im Ausgabezeitpunkt verbranntes Geld. In den USA werden sie als Investitionen behandelt mit der Folge, dass mit der Beschaffung nicht nur der Vermögensbestand des Staates (brutto) steigt sondern vor allem in den Folgeperioden fiktive Zuflüsse (wg. „produktiver Nutzung“ analog zum Anlagevermögen der Unternehmen) in Höhe der Abschreibungen zum BIP hinzugerechnet werden. Dieser Effekt hebelt die US-Wachstumsraten mittlerweile um etwa 0,3 – 0,5 Prozentpunkte p.a.
Sachlich ist das m.E. fragwürdig (werden wir reicher, wenn die Panzer im Depot vor sich hinrosten oder die A-10 mit viel Lärm in der Eifel übt?), hat aber auch einen beachtlichen politischen Effekt: Wenn die US-Haushälter über Rüstungsbeschaffungen entscheiden, haben sie immer auch im Hinterkopf, dass damit die Zahlen der nächsten Jahre wieder ein bißchen aufgehübscht werden. Bei uns wächst dagegen der böse „konsumtive“ (also unproduktive) Anteil an den Ausgaben.
@Zivi a.D.
Im Grunde genommen sind es ja langlebige Wirtschaftsgüter, die man als Unternehmen aktivieren müßte. Was spricht dagegen? Aber eigentlich ist das eine Frage der sog. Doppik, die ja immer noch der Umsetzung harrt.
http://de.wikipedia.org/wiki/Doppik
Mal zwei Grundansätze deutschen sicherheitspolitischen Handelns (verkürzt) zum Vergleich:
Beispiel 1: Die Kernenergie. Seit Fukushima sagen wir: Mag die Eintrittswahrscheinlichkeit einer Nuklearkatastrophe bei uns auch noch so gering sein – wir gehen wegen der potenziellen Schadenshöhe keinerlei Risiko mehr ein und verabschieden uns von der Kernenergie. Koste es, was es wolle. Keine Chance dem Risiko.
Beispiel 2: Militärische Sicherheitsvorsorge. Seit Ende des Kalten Krieges sagen wir: Die Gefahr eines konventionellen Angriffs auf Mitteleuropa ist denkbar gering geworden. Daher brauchen wir dieser (eigentlich für uns gefährlichsten) Alternative keine zentrale Aufmerksamkeit (mehr) zu widmen. Strukturbestimmend seien vielmehr die „wahrscheinlichsten“ Einsätze der Bw im Rahmen internationaler Krisenbewältigung.
Beide Beispiele verfolgen völlig unterschiedliche sicherheitspolitische Strategien. Der gravierende Unterschied ist die jeweilige Priorisierung der potenziellen Schadenshöhe bzw. der Eintrittswahrscheinlichkeit. Da fragt man sich: Welcher Ansatz ist logischer? Dies vor allem dann, wenn die Mittel knapp sind und man nicht gleichzeitig alle Wünsche erfüllen kann. Ich glaube, die Antwort fällt nicht allzu schwer.
@T.Wiegold | 14. März 2014 – 0:11
Ich stimme Ihnen voll zu.
Darum schrieb ich:
Zitat: „Aber unser selbst ergriffenes Thema ist für unsere eigene Sicherheit eigentlich viel wichtiger als das bereits zugunsten der Russen erledigte Thema.“
@KeLaBe
Das Beispiel mit der Kernenergie umschreibt ganz locker die allgemeine Li-La-Laune-Geisteshaltung in unserem Land. In allen anderen Ländern dieser Welt war Fukushima eine Tsunamikatastrophe, bei uns hingegen immer gleich die(!) Atomkatastrophe schlechthin. Also muss man „raus da“, koste es was es wolle – entgegen dem Trend in Europa.
Selbst die kritischen Schweden haben beschlossen, neue Reaktoren zu bauen. Schwerpunkt liegt auf „neue“, lies „sichere“. Dass es dabei keine 100% Sicherheit geben kann, granted. Aber nach dieser Definition müsste man auch die zivile Verkehrsfliegerei verbieten, weil hier schwere Unfälle oder gar Terrorakte (9/11 anyone?) niemals ganz auszuschließen sind.
Sich selbst dabei auch noch vorzulügen, nur mit regenerativer Energie kriege man den stärksten Industriestandort Europas auch „gewuppt“, ist darüber hinaus schlichtweg eine sauteure Farce (die langsam auch den Handelnden bewusst wird, denken wir an Braunkohle).
Ganz nebenbei steigt die Nation, die bisher stets neue Standards in puncto Reaktor- und Kraftwerkssicherheit gesetzt hat, komplett aus dieser Technologie aus und überlässt das Feld denjenigen Physikern, die zuhause nicht ganz so viel Druck aus der Öffentlichkeit haben. Aber wir in Deutschland haben es dann ja viel sicherer…
Transferieren wir das auf das Feld der Verteidigungs- und Sicherheitspolitik, erklärt sich vieles von dem, was wir heute erleben. Uns gehts gut, der Kalte Krieg ist nicht mehr und dass die Welt in anderen Teilen gewaltig aufrüstet und offensichtlich auch bereit ist, ihre Streitkräfte (wenn auch ohne Hoheitsabzeichen) einzusetzen, geht uns am selbigen vorbei. Weil uns gehts gut und alles ist schön…
Voodoo | 14. März 2014 – 13:00
Also, hier in Hannover sind noch keine Lichter ausgegangen seit dem die AKW ausgeschaltet sind …!
DEU ist auch nicht konkret von irgendjemanden bedroht; ja, uns geht es (relativ) gut und auch der „Kalte Krieg“ ist vorbei.
Sollten sich die Konstanten so weit verschieben, das DEU angst um das eigene Territorium habe muss (das passiert nicht von heute auf morgen) wird es hier sicher auch wieder die allgemeine Wehrpflicht und die allgemeine Mobilmachung geben.
Derzeit ist hier aber alles ruhig … es geht ja um die Krim und nicht um Fehmarn.
„…es geht ja um die Krim und nicht um Fehmarn.“
Und dann geht es demnächst nur um die Ostukraine, dann nur um die Restukraine usw.
I believe it is „peace for our time.“ Go home and get a nice quiet sleep.
Neville Chamberlain 30.09.1938