Keine deutschen Panzer in den Osten
Vor dem Hintergrund des britischen, französischen und dänischen Angebots, zusätzliche Kampfjets für die NATO-Luftraumüberwachung über dem Baltikum zur Verfügung zu stellen, ist (nicht nur) hier die Frage gestellt worden, ob Deutschland gegebenenfalls auch zu einer solchen Verstärkung bereit wäre. Nach einem Bericht der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ist das in der NATO aber gar nicht die eigentliche Frage – solche Maßnahmen seien unstrittig, und ebenso sei eine deutsche Beteiligung nicht ausgeschlossen. Viel entscheidender:
Strittig sei, ob die Nato darüber hinaus Signale in Osteuropa setzen solle, welche in Berlin als Zeichen für eine militärische Eskalation betrachtet werden. In Rede stehe etwa die Verlegung von schwerem militärischen Material ins Baltikum oder nach Polen. Hier gibt es Widerstand aus Deutschland. Zum einen wird die Notwendigkeit einer Verlegung des Materials etwa nach Polen bestritten, da das Land objektiv nicht durch Russland bedroht werde. Zum anderen widerstrebt es Berlin offenbar, innenpolitischen Reflexen in Polen zu folgen.
Eine andere Quelle dafür, dass die Verlegung von schwerem militärischem Material – da kommen einem sofort Leopard-Kampfpanzer in den Sinn, siehe Foto oben – im Bündnis in Erwägung gezogen werde, habe ich bislang nicht gefunden. (Der zuvor schon hier auch in Kommentaren erwähnte Bericht der Kollegen Johannes Leithäuser und Majid Sattar findet sich unter der Überschrift Berlin wehrt sich gegen Nato-Zweifler, Link aus bekannten Gründen nicht.) Die Andeutung aus der nicht genannten Quelle würde übrigens die offizielle Aussage, es gehe eben nicht um Truppen an der NATO-Ostgrenze, relativieren…
Das hätte natürlich eine deutlich andere Qualität als zwei Eurofighter zur Verstärkung der Abfangrotte über dem Baltikum. Und das gen Osten rasselnde Panzerketten aus Berliner Sicht weniger ein Zeichen der Bündnissolidarität sind als ein Zeichen der Eskalation, halte ich durchaus für verständlich. Die Frage stellt sich allerdings auch: Bedarf Polen, darum dürfte es ja vor allem gehen, einer Solidaritätsdemonstration dieser Art?
Zu den polnischen Streitkräften gibt’s übrigens was bei den Kollegen von War is Boring: Don’t Mess with Poland
Nachtrag zum Thema Ukraine: US-Präsident Barack Obama hat am (heutigen) Freitag den russischen Präsidenten Wladimir Putin angerufen; die Darstellungen beider Seiten:
Aus dem Weißen Haus:
President Putin called President Obama today to discuss the U.S. proposal for a diplomatic resolution to the crisis in Ukraine, which Secretary Kerry had again presented to Foreign Minister Lavrov at the meeting at the Hague earlier this week, and which we developed following U.S. consultations with our Ukrainian and European partners. President Obama suggested that Russia put a concrete response in writing and the presidents agreed that Kerry and Lavrov would meet to discuss next steps.
President Obama noted that the Ukrainian government continues to take a restrained and de-escalatory approach to the crisis and is moving ahead with constitutional reform and democratic elections, and urged Russia to support this process and avoid further provocations, including the buildup of forces on its border with Ukraine.
President Obama underscored to President Putin that the United States continues to support a diplomatic path in close consultation with the Government of Ukraine and in support of the Ukrainian people with the aim of de-escalation of the crisis. President Obama made clear that this remains possible only if Russia pulls back its troops and does not take any steps to further violate Ukraine’s territorial integrity and sovereignty. President Obama reiterated that the United States has strongly opposed the actions that Russia has already taken to violate Ukraine’s sovereignty and territorial integrity.
Aus dem Kreml:
Vladimir Putin had a telephone conversation with President of the United States of America Barack Obama.
The two leaders continued exchanging views on the crisis in Ukraine.
Vladimir Putin drew Barack Obama’s attention to continued rampage of extremists who are committing acts of intimidation towards peaceful residents, government authorities and law enforcement agencies in various regions and in Kiev with impunity.
In light of this, the President of Russia suggested examining possible steps the global community can take to help stabilise the situation. The two presidents agreed that specific parameters for this joint work will be discussed by the Russian and US foreign ministers in the near future.
Vladimir Putin also pointed out that Transnistria is essentially experiencing a blockade, which significantly complicate the living conditions for the region’s residents, impeding their movement and normal trade and economic activities. He stressed that Russia stands for the fair and comprehensive settlement of the Transnistria conflict and hopes for effective work in the existing 5+2 negotiation format.
(Foto: Leopard-Kampfpanzer des Panzerbataillon 104 bei der US-geführten multinationalen Übung Saber Junction 2012 in Hohenfels – U.S. Army Europe photo by Visual Information Specialist Markus Rauchenberger via Flickr)
Sollte unsere Radarsatelliten nicht auch etwas zum Thema Truppenaufmarsch der Russen an der ukrainischen Grenze sagen können?
Wurde in der Richtung schon etwas gesagt?
@Narf:
Aus der Presse eingesammelt aber ohne konkrete Quelle in der Hand:
Die NATO sieht massiven Truppenaufmarsch, ein großes Feldlazarett direkt an der Grenze, Ersatzteillager, die entladenen Einheiten bemühen sich, Bewegungen zu verschleiern, Stellungen sind stark getarnt.
Letzte Zahlen schwanken zwischen 40.000 und 100.000 Mann.
Von Leuten auf der russischen Seite der Grenze sieht man Fotos mit antransportierten und entladenen T90 und T72, BMPs mit Lautsprecheranlagen, LKWs.
Ob da die 225 deutschen Leos etwas ändern ? Zumal ohnehin nur 40 Prozent einsatzbereit sind. Und dem Rest wird der TÜV die Betriebsgenehmigung verweigern….
Es geht nun einmal nicht, das sich ein fast 65 Tonnen Koloss auf deutschen Strassen bewegt….ohne 3-wöchige Voranmeldung. Man denke auch einmal an die Anwohner, Lärmbelästigung, und ausserdem ist Brutzeit für den seltenen Goldfalter….noch dazu die Strassenschäden.
Das Liegt auch daran das unsere Überforderte V –Ministerin nicht mal in der Lage ist das alles instand zu setzen, und Ersatzteile bestellt.
Dauerhaft wär auch die Frage Pz Abwehr und Flak Beschaffung den Boxer hat keine Milan / Spike
Heer fehlt Flak komplett und Luftwaffe hat nicht was mit in Feld mitgenommen werden kann
Außer Ozelot das gehört zu Geb. Truppe und Fallis aber nicht zur Pz Truppe
Zudem hat man ja auch gestern im Fernsehen gesehen, wie hochwertig unsere Soldaten wieder (aus-) gebildet sind. Aber Hauptsache mit 25 schon Berufssoldat.
Zur Abschreckung, geschweige denn „richtigen“ Gefechtsführung ist diese Bw eher nicht
mehr zu gebrauchen, dank „vom Einsatz her denken“, „von Freunden umgeben“ und „für Landesverteidigung haben wir kein Geld“. Es ist eine sträfliche Vernachlässigung der Pflichten deutscher Regierungen wenn die erforderlichen Mittel
lieber in Egomanie und Wählerfang fließen, anstatt einen der Wirtschaftsmacht entsprechenden Beitrag zu Verteidigung, gern auch in Bündnissen, zu leisten.
Aber immerhin: Generäle (wenn gewünscht auch mit Stab) hätten wir ja reichlich anzubieten- aber es fehlt wohl an der Nachfrage.
Laut Focus will Herr Putin auch Weißrussland und Finnland einkassieren
Aber das ehem. Putin Gefolge handelt sollte man trotzdem mit Vorsicht die Genießen
Aber laut einem Österreich Forum wollen Schweden und Finnland an die NATO anlehnen
Also so langsam sollte auch v.L mal mit Herr Schäuble reden, das was geht Anfänge schon Voraus abzuwehren
Wenn Sie nichts tut lauft das alles von allein, dann können wir russisch schon mal üben Frau Merkel kann das schon mal und wir scheinbar auch bald
Deutschland hat sich weggespart
Schweden denkt inzwischen recht offen über eine volle NATO- Mitgliedschaft nach (Quelle DLF- Nachrichten vorletzte Woche)
Erinnert sich jemand an die Frage „Abschreckung-Buendnissolodaritatet und Vorneverteidigung“ bis 1990?
Und natuerlich hat ein deutscher Journalist Verstaendnis fuer berliner Befindlichkeiten bei Panzerketten. Ich erinner an den polnischen AUssenminister im Muenchen letztes Jahr.
Und das in Muenchen dieses Jahr war halt doch nur Rhetorik . . .
Ach, und warum kommen sofort Leos in den Sinn? Weil wir so viele davon haben oder weil es dramatischer klingt?
Egal ob Leos oder deren Anzahl ist aus meiner Sicht die „Software“ weitaus wichtiger als die „Hardware“. Die Führungskultur der Bundeswehr ist nach Angaben unzähliger Reden geprägt durch „Führung mit Auftrag“ und der „Inneren Führung“.
In der Realität bewegt man sich jedoch hiervon immer weiter weg.
Aufgrund der Verschlechterung der Führungsausbildung, die nicht einmal mehr den Anspruch hat, dass jeder Führer und Unterführer auf seiner Ebene alle Operationsarten beherrscht, kann schon rein theoretisch nicht mehr mit Auftrag führen. Eigentlich notwendig wäre ja das mitdenken 2 Ebenen höher.
Erheblich verschärfend hinzu kommen die zentralistischen Führungsprozesse der NATO (COPD) und die unflexiblen FüInfoSys (einfach mal eine Kampfgruppe – neudeutsch: ad-hoc-Gefechtsverband – mit dem FüInfoSysH anhand des Gliederungsbaumes bilden… SysAdmin bitte zum Kdr…).
In den USA wird wenigstens darüber diskutiert:
https://medium.com/the-bridge/78b81d7f7987
Wir reden uns weiter ein, dass wir viel, viel besser sind…
Es ist an der Zeit sich weitaus Grundlegendere Gedanken als die Anzahl des Großgerätes zu machen: Kriegstauglichkeit der Bundeswehr?
@ Memoria
Wenn wir schon über „Software“ reden sollten wir uns auch fragen ob die Dienstgradinflation sinnvoll ist. In so einem Konflikt wird nach der Auftragstaktik geführt, die militärischen Unterführer müssen dabei generell eine Führungsebene höher ausgebildet werden. Das nicht ohne Grund, den sie sollten bei Ausfall des übergeordneten Führers auch in der Lage sein dessen Stelle zu übernehmen, was in einem möglichen Konflikt auch Sinn machte. Das sich daran grundlegendes geändert hat, vermag ich nicht wirklich zu glauben, da auch in einem heutigen Konflikt diese Situation entstehen kann.
Auch war der Inhalt der militärischen Ausbildung breiter aufgestellt, so wurde z. B. der Unteroffizier / Panzerkommandant auch in den Aufgaben des Zugführers ausgebildet, der Fw / stv. ZgFhr wurde auf der Ebene Kp mit ausgebildet. Heute ist das ganze in einzelne Lehrgängen entflechtet und diese sind auch erstmal zu besuchen. Der Fw war am Ende seiner Ausbildung Meister seines Fachs und z.B. in der Kampftruppe als ZgFhr ausgebildet.
Es fing ja mit der Grundausbildung grün 3 Monate an danach bei der Heeresflugabwehrtruppe 3 Monate Spezialgrundausbildung rot am Waffensystem, es folgte UL 1 grün und UL 2 rot dann war man UA mbl, dann zwei Grundis als Gruppenführer, BCE und zum Schluss ging es auf den Kommandantenlehrgang als UoP, aber heute fehlt meiner meinung nach eine ganze Ebene.
Der Beitrag von @Tom vom 30.3. sowie der Hinweis von @Alarich im folgenden Beitrag bez. russischer Ambitionen u.a.auf Finnland (!) veranlassen mich auf den übersichtlicheren Artikel auf t-online hinzuweisen: „Schlimme Vermutung – Wladimir Putin will auch Finnland und Georgien annektieren“
Dort wirtd ein namentlich genannter ehemaliger Wirtschaftsberater so zitiert:
„Die westlichen Staatsmänner scheinen vergessen zu haben, dass es einige Führer auf der Welt gibt, die andere Länder erobern wollen“.
Wie gesagt alles nur Vermutung.
Ich persönlich jedenfalls halte Herrn Putin für einen Machtmenschen mit klaren Zielen und es würde mich in keiner Weise wundern, wenn diese Ziele mit den im Artikel geäußerten Vermutungen übereinstimmten.
Ein motorisiertes Infanteriebataillon wurde laut russischer Aussage von der ukrainischen Grenze abgezogen.
*Brotkrumen hinwerf* und……schnapp…..“Steinmeier begrüßt russischen Truppenabzug an Grenze zur Ukraine“
In Anbetracht der vermuteten, russischen Truppenstärke an der Grenze ziemlich mager habe ich den Eindruck. Irgendwie wirkt dass auf mich wie Hinhaltetaktik.
@axel_f:
Insbesondere in der Feldwebelausbildung ist man von diesen Ansätzen (im Heer) theoretisch und praktisch weit entfernt. Der Feldwebellehrgang hat zum Ziel den Feldwebel zum Sicherungsfeldwebel auszubilden, d.h. die Gruppe in der Verteidigung.
Angriff wird im Unterricht und – zeitabhhängig – in der Praxis gestreift.
Prüfungsrelevant ist vorallem die korrekte Anwendung des Führungsprozesses.
Diese Zustand wird seit Jahren von Lehrgangsteilnehmern, Stammpersonal und Inspizienten angesprochen. Weiter oben wird es schön geredet und mit den FA-/UA-Btl absehbar nochmals verschlimmert.
Die Offiziere werden nach dem OL 3 auf die Truppe losgelassen, obwohl selbst das AusbZ PzTr offiziell festgestellt hat, dass angehende ZgFhr PzGrenTr die Ebene „beherrschen“ bei der Führung einer Teileinheit nicht erreichen.
Noch Fragen?