Neues Mandat für ‚Active Endeavour‘: Deutschland beendet (faktisch) den NATO-Bündnisfall
Über die deutsche Beteiligung an der Operation Active Endeavour (OAE), der Seeraumüberwachung im Mittelmeer, hatte ich heute morgen noch ein bisschen spekulativ geschrieben:
Nun hatte die SPD schon bei der letzten Beschlussfassung des Parlaments der Fortsetzung des Mandats nicht zugestimmt – vor allem aus Protest gegen die anscheinend endlose Fortsetzung des NATO-Bündnisfalls. Und mit so einer Problemlage kann natürlich eine Koalition aus Union und SPD nicht in eine neue Abstimmung gehen. Eine Weile wurde deshalb auf Regierungsebene der Gedanke diskutiert, Active Endeavour zu einem unbewaffneten Einsatz zu erklären (der ja faktisch auch nur Überwachungs- und Datensammelfunktion hat), damit die Schwelle einer nötigen Parlamentszustimmung zu unterlaufen und das Ganze per Kabinettsbeschluss zu erledigen.
Das scheint nun politisch nicht durchsetzbar – deshalb deutet einiges darauf hin, dass es doch bei dem Verfahren von Kabinettsbeschluss und anschließender parlamentarischer Billigung bleibt. (…) Den letzten Stand der Diskussion habe ich leider (noch) nicht; wir werden sehen, wie schnell da im Kabinett etwas zu Stande kommt.
Und schon gibt es einen neuen Stand. Mit Datum vom heutigen 7. Januar haben Außenminister Frank-Walter Steinmeier und Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen einen gemeinsamen Brief an die Bundestagsfraktionen geschrieben. Unterm Strich könnte man sagen: Deutschland beendet für sich schon mal faktisch den NATO-Bündnisfall, auch wenn das formal weiter die Grundlage für eine OAE-Beteiligung bleibt. Und mir scheint, dass die Neufassung sehr deutlich die Handschrift der SPD und ihres Außenministers trägt.
Zur Dokumentation der Brief der beiden Minister im Wortlaut:
Die Bundesregierung beabsichtigt, am 8. Januar 2014 einen Antrag zur fortgesetzten Beteiligung bewaffneter deutscher Streitkräfte an der NATO-geführten Operation ACTIVE ENDEAVOUR unter veränderten Bedingungen zu beschließen. Ein entsprechender Antrag auf Zustimmung soll am 16. Januar 2014 in den Deutschen Bundestag eingebracht werden.
Die Seeraumüberwachungsoperation ACTIVE ENDEAVOUR (OAE) im Mittelmeer erstellt mit Schiffen, Luftfahrzeugen (AWACS) und unter Nutzung multionationaler, netzwerkgestützter Informationssysteme ein umfassendes Lagebild für den gesamten Mittelmeerraum. Durch Präsenz maritimeer Einsatzverbände hat sich die Operation zu einem präventiven Ordnungsfaktor im Mittelmeer entwickelt. Dem Einsatz kommt als Kooperationsplattform und Konsultationsforum zudem eine wichtige vertrauensbildende Frühwarnfunktion zu.
Die Umbrüche in der arabischen Welt und die Vielzahl involvierter staatlicher und nicht-staatlicher Akteure erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit des Bündnisses in der Region. Dies ist auch im deutschen Sicherheitsinteresse. Deutschland beteiligt sich seit 2001 substanziell an OAE und unterstreicht auf diese Weise seine internationale Verlässlichkeit und Bündnissolidarität.
Der deutsche Beitrag zu OAE soll sich künftig auf die Beteiligung an den ständigen maritimen Einsatzverbänden der NATO und an den NATO Aufklärungs- und Frühwarnflugzeugen (AWACS) sowie auf den Austausch von Lagedaten im Rahmen der „assoziierten Unterstützung“ beschränken. Eine direkte Unterstellung zusätzlicher nationaler deutscher Transiteinheiten unter das Kommando des Befehlshabers OAE soll nicht mehr stattfinden.
OAE wurde durch die Mitgliedsstaaten beschlossen, um im Mittelmeerraum einen Beitrag zur maritimen Terrorismusabwehr zu leisten. Die Bedrohung durch einen maritimen Terrorismus wird derzeit jedoch als abstrakt bewertet. Vor diesem Hintergrund beschränkt sich die Operation auf Seeraumüberwachung und Lagebildaustausch. Eine bündnisgemeinsame Terrorismusbekämpfung unter Nutzung von Eingriffsbefugnissen oder mit Eingriffen in die Souveränität fremder Staaten ist weder mit entsprechenden Fähigkeiten noch mit den nötigen Einsatzregeln (ROE) hinterlegt.
Das künftige Bundestagsmandat enthält vor diesem Hintergrund einen deutlich reduzierten Auftrag für die Beteiligung der deutschen Streitkräfte. So wurde u.a. auf die Befugnisse „Kontrolle des Seeverkehrs“ sowie „Unterstützung spezifischer Operationen der NATO oder weiterer Partner in Reaktion auf mögliche terroristische Aktivitäten im Mittelmeer“ (vgl. Beschlussantrag der Bundesregierung vom 14. November 2012, BT Drucksache 17/11466) verzichtet.
Deutschland setzt sich im Bündnis kontinuierlich dafür ein, die Einsatzgrundlagen von OAE auch konzeptionell weiter an die tatsächlichen Einsatzrealitäten und -befugnisse anzupassen. Auf deutsche Initiative hat der Nordatlantikrat im April 2013 die Option eröffnet, OAE perspektivisch in eine Operation zu überführen, die sich nicht mehr auf Artikel 5 Nordatlantikvertrag stützt. Im Oktober 2013 hat Deutschland konkrete Vorschläge zur Überarbeitung des OPLAN eingebracht. Die Vorschläge zielen darauf ab, das im OPLAN genannte Aufgabenspektrum der Operation auf Seeraumüberwachung, Lagebilderstellung und regionale Zusammenarbeit zu beschränken. Darüber hinausgehende Befugnisse müssten gesondert vom Nordatlantikrat beschlossen und gegebenenfalls vom Deutschen Bundestag mandatiert werden. Sowohl die Anpassung des OPLAN als auch die Entkoppelung von Artikel 5 sind nur mit Zustimmung aller 28 NATO-Staaten möglich. Die Bundesregierung wirbt hierfür intensiv unter den Bündnispartnern.
Im Einklang mit der Reduzierung der durch das künftige Bundestagsmandat abgedeckten Aufgaben erfolgt auch eine Herabsenkung der personellen Obergrenze auf 500 Soldatinnen und Soldaten sowie Angehörige der Bundeswehr im Zivilstatus. Die Obergrenze deckt die Kräfte ab, die notwendig sind, um hinreichend flexibel sowie angepasst an die Lage und den Auftrag operieren zu können.
Das am 13. Dezember 2012 beschlossene Bundestagsmandat für die deutsche Beteiligung an OAE ist am 31. Dezember 2013 abgelaufen. Die Bundesregierung hat sichergestellt, dass sich seit dem 1. Januar 2014 bis zur Verabschiedung des neuen Bundestagsmandats keine deutschen Einheiten an OAE beteiligen. Das neue Mandat hat eine Laufzeit von lediglich elf Monaten und ist – angesichts der laufenden Bemühungen um Entkoppelung des Einsatzes von Art. 5 Nordatlantikvertrag und um Anpassung der Einsatzgrundlagen an die Einsatzrealität – als Übergangsmandat konzipiert.
Angesichts der noch geltenden völkerrechltichen Grundlagen für OAE (kollektive Selbstverteidigung gem Art. 51 der Charta der Vereinten Nationen und NATO-Bündnisfall gem. Art. 51 [sic] Nordatlantik-Vertrag) und des geltenden OPLANs wird eine Zustimmung des Deutschen Bundestages im Sinne des Parlamentsbeteiligungsgesetzes für erforderlich gehalten.
(Foto: Bundeswehr-Einsatzmedaille Active Endeavour als Bandschnalle – via wikimedia commons)
Auf „Unterstützung spezifischer Operationen der NATO“ wird also verzichtet. Bravo.
2013 wollten wir den OPLAN ändern – und wer wollte das nicht?
Und nach 10 Jahren merkt man, dass man eh nie geeignete ROE hatte.
Aber bisher war es immer total wichtig – siehe: http://tinyurl.com/ow29gt4
Fängt ja (wieder) gut an mit Schwarz-Rot.
@T.W.:
Die Krönung ist wirklich der „Art 51 Nordatlantik-Vertrag“.
Selten hat ein sic so weh getan…
@T.W. ist das [sic] tatsächlich im Originaltext drin, oder wurde das von ihnen eingefügt, um den geschriebenen Blödsinn zu markieren?
@ADLAS-Doe
Wie immer hier sind Einträge in eckigen Klammern von mir.
(Da aber vorher in dem Text ordnungsgemäß von Art. 5 Nordatlantikvertrag die Rede ist, halte ich das für einen schlichten Tippfehler.)
Alles klar. Das kann natürlich passieren. Trotzdem erstaunlich, dass sowas nicht auffällt. Scheint aber ein Trend zu sein. Auch z.B. die Abschlussberichte zum Eurohawk-UA waren voll von Rechtschreib- und Formatierungsfehlern. (Mein Favourite war aber die Wortneuschöpfung „denkologisch“ im gemeinsamen Bericht von SPD/B90-Grüne)
Aber zurück zum Thema. Folgender Satz lässt mich stutzen:
„Durch Präsenz maritimeer Einsatzverbände hat sich die Operation zu einem präventiven Ordnungsfaktor im Mittelmeer entwickelt. Dem Einsatz kommt als Kooperationsplattform und Konsultationsforum zudem eine wichtige vertrauensbildende Frühwarnfunktion zu.
Die Umbrüche in der arabischen Welt und die Vielzahl involvierter staatlicher und nicht-staatlicher Akteure erfordern eine erhöhte Aufmerksamkeit des Bündnisses in der Region.“
Das scheint mir doch einigermaßen weit weg von der Ursprungs-raison-d’etre nach 9/11. Wenn es darum gehen soll, die (nicht nur) derzeit unruhige Region besser im Auge zu behalten – was ja durchaus gewollt und nötig sein kann – wäre es dann nicht angezeigt, ne eigenständige Mission aufzusetzen anstatt unter dem Label „Terrorbekämpfung“ dem vollständigen Mission-Creep anheimzufallen? Der derzeitige Trend, unter diesem Label so ziemlich alle möglichen Missionen durchzuziehen, dürfte langfristig eher kontraproduktiv sein.
Und wieder ein „Wasch mir den Pelz aber mach mich nicht nass-Manöver“ (de facto Rückzug) von DEU bzgl. NATO-OPS mit Vertrauen bildender Außenwirkung!
Das nächste Mal rot wählen – die setzen sich durch!
O.T.: In der SZ ist ein sehr interessanter Bericht bzw. eine Meinungsäusserung von Herrn Rupert Neudäck „Abgekapselt und Hilflos“.
Meiner Meinung nach schon eine sehr exclusive Ansicht.
Werferfehler
Passend zum Thema: Deutschland beendet den Bündnisfall……..für sich.
Der u.a. Artikel heute in der Süddeutsche Zeitung
Thema des Tages: Abgekapselt und nutzlos · Die Bundeswehr war nie wirklich in Afghanistan. Sie hat dort nichts bewirkt. Deutschland sollte künftig auf solche Einsätze verzichten… Von Rupert Neudeck
@Werferfehler
Sorry, wollte nicht ihre Blumen/Raider….Zufall.
Sah ihren Kommentar erst nachdem ich meinen gesendet hatte.
@Elahan:
Äh, versteh ich nicht so ganz:
Dass Sie den selben Artikel gelesen und ihn auch hier posten war anscheinend ein Versehen, aber Blumen / Raider….?
Werferfehler
P. S.: Sie finden den Artikel aber anscheinend so wie ich als, naja, nicht gerade angebracht, oder irre ich mich?
WF
@Werferfehler
„P. S.: Sie finden den Artikel aber anscheinend so wie ich als, naja, nicht gerade angebracht, oder irre ich mich?“
Warum? Abgesehen von der gesinnungsethischen Schlußfolgerung, DEU Militär irgendwo einzusetzen bzw. dasselbe ganz abzuschaffen, trifft die Analyse hinsichtlich „Kontakt zur Bevölkerung“ m.M. zu.
Damit fehlt(e) ein wesentliches Element der Aufstandsbekämpfungsstrategie. Zu dieser kann man stehen wie man will aber das totale Ignorieren derselben und die Ausflucht in Beliebigkeit und Ignoranz war und ist keine Lösung. Insofern verdient die diesbzgl. Kritik des Herrn Neudeck durchaus eine nähere Betrachtung auch im Sinne des Ziehens von universellen Rückschlüssen für die mögliche Folgemission od. aber ähnlich gelagerte Einsätze („low intensity conflicts“ und/oder Ausbildungsunterstützung), welche zumindest einen kleineren Teil der Bw weiterhin beschäftigen werden…. ach, gerade aufgewacht ;) …. Hoppla, war alles nur ein böser-blöder Traum. Jetzt kann sich die Bw wieder mit shoeshine, haricut und Ablauforganisation beschäftigen.
Rupert Neudeck erzählt sicher eine Geschichte von (seiner) Hilfsorganisationen für AFG.
Jenseits der offiziellen grün / roten Rhetorik waren wir aber nicht in AFG um Brücken zu bauen, Mädchenschulen zu beschützen und Brunnen zu bohren, sondern schlicht und einfach aus Bündnissolidarität mit den anderen Nato-Partnern und weiteren Nationen.
Das Ziel Al-Kaida zu vertreiben ist erreicht worden, die Zerschlagung der Taliban wurde 2001 durch eine brutale Vernichtung der gefangenen Talibankämpfer durch die Nordallianz zwar erreicht, aber danach hat man die Gunst der Stunde zu lange nicht genutzt um das Land zu stabilisieren. Erst als 2005 der ISAF-Einsatz auf ganz AFG ausgedehnt wurde kam langsam Bewegung in das Geschehen. Allerdings waren spätestens ab 2007 die wieder erstarkten Taliban auch im Bereich RC North sehr aktiv.
Gegen einen von außen massiv unterstützen Bürgerkrieg ist auch die Allianz von fast 50 Kontingenten machtlos. Voraussetzung für eine Befriedung in AFG ist es, dass die verschiedenen Konfliktparteien den Frieden wollen. Bis jetzt sehe ich nur wie jede Partei ihren eigenen Vorteil für die nach-ISAF-Zeit ausbauen und sichern will.
@Werferfehler
„Dass Sie den selben Artikel gelesen und ihn auch hier posten war anscheinend ein Versehen, aber Blumen / Raider….?“
Nein, ein Versehen war es nicht, ich wollte ihn posten nur hätte ich es nicht gemacht, wenn ich bemerkt hätte, dass dies schon jemand tat.
Für faux pas verteilt T.W. im übertragenen Sinn Blumen oder ggf, evt, uU wohl schon mal ein Raider (Twix).
Der Artikel ist etwas spitz, die Bw hat im Norden von AFG viel getan aber ob die Bw wirklich nichts bewegt hat (im Sinn von nachhaltig), wird sich noch zeigen. Ich halte es jedoch für nicht ganz ausgeschlossen.
@aufreger:
Volle Zustimmung.
Aber da man die reale Welt draußen (nicht nur in AFG) lieber verdrängt, lebt es sich ja auch deutlich angenehmer.
Spätestens Ende diesen Jahres ist der Einsatz im Heer nur noch ein Randthema.
Ein bisschen RSM, KFOR, EUTM Mali, EUTM SOM (?).
Alle anderen können sich wieder auf Grundbetrieb und den „richtigen Krieg“ konzentrieren.
Die Marine wird bald mit UNIFIL und ATALANTA + NATO-Verbände und EAV auch personell überfordert sein. OAE war ja meist ein Transiteinsatz.
Für das ganze „wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht naß“-Getue braucht man so nen großen und teuren Laden eh nicht mehr.
Allein die ROE-Äußerung im obigen Brief müsste man den 2 Ministern um die Ohren hauen. Seit Jahren legt die Bundesregierung (!) dem Bundestag ein Mandat vor – obwohl international oder national (?) die notwendigen ROE zur Auftragserfüllung nicht existieren.
Wie man noch 10 Jahre nach 9/11 seitens der Bundesregierung argumentiert hat, ist somit umso bemerkenswerter: http://tinyurl.com/o2965fn
Ähnlich war es ja bei SFOR, KFOR, OEF und insbesondere ISAF.
Aber Stringenz widerspricht ja der Sache mit dem Pelz…
@Georg
„Das Ziel Al-Kaida zu vertreiben ist erreicht worden, die Zerschlagung der Taliban wurde 2001 durch eine brutale Vernichtung der gefangenen Talibankämpfer durch die Nordallianz zwar erreicht, aber danach hat man die Gunst der Stunde zu lange nicht genutzt um das Land zu stabilisieren.“
Das Ziel war Terrorismus, z.B. durch Zerstörung der Ausbildungslager im Westen zu verhindern (evtl auch Rache) und die Terroristen zur Rechenschaft zu ziehen.
Die Vertreibung der Terroristen hat dazu geführt, dass sie jetzt vertrieben sind und woanders ihr Unwesen treiben.
Den Bürgern in DEU hat man aber ganz andere Erklärungen geliefert. Bin mal gespannt, wem man die Schuld für das Misslingen in die Schuhe schiebt…….wahrscheinlich den mili Beratern…..der Bw. Die Politik hat in jedem Fall alles getan um es zum Guten zu wenden, siehe Gorleben, Flughafen Berlin, uvm.
Wenn man das ganze mal aus der operativen Sicht betrachtet, dann ist der Schaden wohl eher überschaubar.
Rein praktisch werden die deutschen Beiträge der NATO-Einsatzverbände ja erhalten bleiben – die bisherigen Eingreifsrechte im Bereich Schiffskontrolle/ Anti-Terror gab es de facto ja auch nicht (Boarding-Fähigkeiten wohl auch nicht). Auch der Wegfal der Transitbeiträge hilft wohl vorallem die Mandatsobergrenze abzusenken.
Also hat man den Terror-Anteil aus dem Mandat genommen und die Obergrenze abgesenkt. Die SPD ist zufrieden – aber im Mittelmeer ändert sich eigentlich nicht wirklich etwas. Außer wir legen die Änderungen wieder so doof aus, dass es bei OAE zu andauernden Caveat-Themen kommt (mit viel Ärger in Brüssel).
Das Kopfschütteln in Brüssel ist sicherlich weitaus größer als im Mittelmeer.
Wiedermal bekommt man den Eindruck, dass die Deutschen alles besser wissen, aber fast nie was ernsthaft machen wollen. Bündnispolitischer Kollateralschaden der „GroKo“.
Hier noch ein schönes Beispiel vom „innovative“n Einsatz im letzten Jahr: http://tinyurl.com/o35a7ap
@ Elahan:
Jetzt habe ich dass mit dem Raider verstanden, dauert halt etwas länger.
Zum Artikel:
@all: Was mich an dem Artikel stört ist vor allem die Tatsache, dass eigentlich keine deutschen Soldaten hätten sterben müssen, wenn es denn so gewesen wäre.
Aber die in dem Artikel eben nicht erwähnten Soldaten (100% – 85%) waren eben draußen.
Und was mich persönlich daran stört ist die Tatsache, dass ich während meines halben Jahres 2003 draußen war, und zwar durchschnittlich 6-8 mal die Woche.
Nicht bei den harten Kerlen, will ich gar nicht behaupten, aber ich bin jedesmal rausgefahren, und das war nicht einfach, aber wem erzähle ich das.
Deshalb reg ich mich darüber auf,
ich fühle mich und meine Leute verarscht.
Werferfehler
Zum OT (Lage in AFG):
Die Bundesregierung sucht derzeit (!) eine neue Bewertungsgrundlage für die Einschätzung der Lage (SRZ sollen endgültig nicht mehr maßgeblich sein; http://augengeradeaus.net/2014/01/rc-n-watch-deutscher-kommandeur-erwartet-2014-keine-zunehmende-gewalt/#comment-86207).
Ganz, ganz großes Kino.
Déja-vu: http://www.youtube.com/watch?v=vELYvvPT4aI
Tja, campaign assessment eben – wozu gibts Controller? EBO/EBAO hat sich ja auch noch nicht recht durchgesetzt, wobei „effects“ ja beinahe „Autobahn“ ist. Auch die Amerikaner zweifeln zuweilen an den „metrics“:
http://www.usnwc.edu/getattachment/6ed0e5cd-621f-44c3-b40d-913cad7e8c48/Why-Operations-Assessments-Fail–It-s-Not-Just-the
@Thomas Melber:
Genau, aber glauben Sie der Aufsatz ist bisher in die Ausbildung der Bundeswehr eingeflossen? Oder einige andere Publikationen (siehe: http://augengeradeaus.net/2013/10/kundus-flashback-2009)?
Oder, dass das Problem auch nur in Zeitschriften oder Einsatzauswertungsseminaren ernsthaft aufgegriffen wurde?
Das Thema ist ja seit einigen Jahren virulent.
But: Who cares???
Die Bundeswehr setzt – wie alle NATO-Staaten – derzeit verstärkt auf quantitative OR im Rahmen des neuen Planungsverfahrens (MoP, MoE des COPD).
@Memoria 07. Januar 2014 – 18:29
Ironie on
Der Einsatz des Offiziers des „Zentralen Operations- und Informationsdienstes“ + Sprachmittler definiert die Zukunftsfähigkeit der Deutschen Marine völlig neu ;))
BZ an die älteste deutsche Teilstreitkraft. Die Umsetzung dieses brillianten Idee vom Horn v. Afrika ins östl. Mittelmeer hat ja nur mind. 9 Jahre gedauert.
Bei dem „Zentralen Operations – und Informationsdienst“ handelt es sich – so nehme ich an – um das Zentrum Operative Kommunikation der Bw, oder?
Wird nicht auch das Presse-/Öffentlichkeitspersonal total „streitkräftegemeinsam“ ausgebildet? Sollten die dann wissen, wie man ZOpKomBw buchstabiert?…. Sollte man ständig blöde Fragen stellen…
Ironie off
@ Werferfehler 07. Januar 2014 – 18:36
Es gibt einen Unterschied zwischen jeden Tag draußen zu sein und unter den Menschen zu leben. Bei letzterem – so es denn tatsächlich gewollt wäre – muss dann auch ehrlich die Frage gestellt werden, ob hierfür 4 bzw. 6 Monate (abzgl. Org/Admin bei IN/OUT) überhaupt ausreichend geschweige denn hinreichend sind.
Mal abgesehen von Herrn Neudeck Kritik, dass die Bw sich nur im Feldlager verkrochen hätte (Was gewiss auch nicht total aus der Luft gegriffen ist.), muss man sich doch die Frage stellen, was das „jeden Tag draußen sein“ bewirkt hat?
Ist die AFG Regierung jetzt stabiler? Ihre Akezptanz in der Bevölkerung gestiegen, etc.?
„Draußen sein“ kann sich auch als Umschreibung für Aktionismus entpuppen, wenn die Zielsetzung völlig unklar ist („Fahren Se ma‘ raus und nehmen Se dat Stimmungsbild uff.“).
Übrigens was ist das Dümmste was einem Soldaten passieren kann? Antwort: Sterben für’n schlechten Plan.
Zur A. Endeavour:
Bezeichnung ist doch, dass es bei der Mandatsverlängerung doch gar nicht um den Inhalt sondern um das Befriedigen von parteipolitischen Partikularinteressen ging. Also Symbolik Genüge getan wurde á la: „Sehet her, liebe Anhänger, wir haben jetzt mal so voll Schluß gemacht mit 9/11. Dafür erklären wir Euch aber auch nicht, warum das östliche Mittelmeer außen-/sicherheitspolitisch wichtig ist und warum wir da Soldaten hinschicken.
P.S. Wollen wir übrigens selbst auch gar nicht verstehen. Aber ein Schiff ist nun mal nicht für den Hafen da.“
@Werferfehler
„Was mich an dem Artikel stört ist vor allem die Tatsache, dass eigentlich keine deutschen Soldaten hätten sterben müssen, wenn es denn so gewesen wäre.“
Da sollte sie nicht der Artikel stören, sondern der Auftraggeber der Bw.
„Aber die in dem Artikel eben nicht erwähnten Soldaten (100% – 85%) waren eben draußen. Und was mich persönlich daran stört ist die Tatsache, dass ich während meines halben Jahres 2003 draußen war, und zwar durchschnittlich 6-8 mal die Woche.“
Draußen gewesen zu sein, bedeute ja nicht, dass der Auftrag einen Mehrwert für AFG und unsere Sicherheit hat. Der Artikel war auch nicht an die Bw-Soldaten gerichtet. Den Soldaten gilt Respekt und Anerkennung für ihre Leistung innerhalb eines Auftrages ob der am Ende etwas für die Mission bringt, hat der Soldat nicht zu verantworten.
Auch in vergangen Kriegen haben Menschen selbstlos unglaubliches geleistet, doch die Mission als ganzes war öfters sogar Unrecht. Für Misserfolge gibt man aber gerne dem Durchführer die Schuld und nicht den Verantwortlichen.
„Deshalb reg ich mich darüber auf, ich fühle mich und meine Leute verarscht.“
Evtl ist ihr Gefühl auch begründet, denn Gehorsamkeit ist keine Garantie für Ehre.
@Memoria
‚mal beim 1GNC in Münster nachfragen, die haben schon eine G10-Abteilung:
http://www.1gnc.org/about-us/structure/
@Thomas Melber:
Da das 1GNC ja sich dem COPD verschrieben hat, wird man in dem G10-Bereich die Bearbeitung von MoE und MoP (OR-Arbeit) übernehmen.
Wie das in der Praxis aussieht, sieht man in obigem Aufsatz.
Oder weiß jemand mehr zu dortigen Ansatz?
Wie und wo wird das deutsche Personal hierfür ausgewählt und ausgebildet?
Nachtrag:
Der Ansatz in Münster ist Ergebnis des COPD – siehe:
http://www.1gnc.org/uploads/media/NU_Operations_Assessment.pdf .
@Thomas Melber @Memoria
Habe ich was verpasst oder war die Berwertung der Gesamtlage und dabei ganz explizit der Sicherheitslage originäre Aufgabe des FGG 2? Ich habe noch nie verstanden, warum da jemand mit Metriken arbeiten will, in einem Land mit ganz schlechter Datengrundlage und Meldedisziplin. Da werden dann SRZ gemeldet, die passiert sind oder auch nicht und entweder sind es viele, weil selbst viel operiert wurde oder der Gegner viel operierte oder die Meldungskriterien sich änderten oder oder oder.
Lagebewertung kann immer nur qualitativ stattfinden und vielleicht mit Metriken gestützt werden, wer sich aber nur auf Metriken stützt ohne qualitative Kenntnis der Gesamntlage zu haben, kommt garantiert zu falschen Schlüssen. Aber die Lagebewertung durch Controller durchführen zu lassen, passt vielleicht in die Zielrichtung der militärischen Führung: „Wir haben keine zuverlässige Datengrundlage über gegnerische Aktivität und gehen daher davon aus, dass es keine mehr gibt und wir abziehen können.“
@Cynic2
Na ja, die Amerikaner hatten (haben?) ihren „body count“, wir den Zähler unserer SRZ. Das Problem ist eben, wie mißt man „Sicherheit“?
Zudem, und da haben Sie natürlich Recht, spielen viele Faktoren mit – eigene Aktivität, Wetterlage, Führungswechsel bei der Militanz, etc.
Jedoch: je unsicherer die Datenlage, desto farbiger die Präsentationen …
@Cynic2:
Die im FGG 2 müssen jetzt halt nochmal überlegen wie man es hinbiegen kann.
Also SE, Abt. POL, das AA und die höheren Ebenen des Dienstes finden sicher etwas Tolles.
@ Thomas Melber
Grundsätzlich ist gegen den Ansatz des tracking of effectiveness ja nichts einzuwenden. Im Gegenteil fände ich es herrlich, wenn zukünftig die verschiedenen Aktivitäten, die ein DEU EinsKtgt so entfalten kann mal an einem desired endstate ausgerichtet, gezielt geplant und dann auch über die Dauer der Operation angepasst würden. Von so etwas wie einer integrierten Kampagnenplanung ist die Bw aber, meiner bescheidenen Bewertung nach, leider intellektuell noch weit entfernt.
MoE und MoP sind ja sinnvoll, allerdings muss vorher auch ein klarer desired endstate stehen und der Weg dorthin über alle lines of operation und Faktoren durchdacht werden. Und dann müssen die metrics dazu richtig ausgewählt und erhebbar gemacht werden. Die US Streitkräfte haben sich hierzu in den letzten Jahren sehr viele konstruktive Gedanken gemacht (neben den bunten ppt), während die Bw scheinbar nur ppt machte. Jede Metrik muss aber von qualitativen Bewertungen der lokalen Ebene begleitet werden, um aussagekräftig zu sein und nicht am Ziel vorbei zu gehen, weil die Metrik nur für einen Weg zum Operationserfolg gemacht wurde, und den Operationerfolg auf dem anderen Weg nicht erkennt (siehe body count bei combined action platoons und OPeration FAIRFAX).
Aber wäre es denn wahrscheinlich, dass die DEU strategische oder operationelle Führung einen desired endstate formuliert, mit dem man wirklich planen kann oder dass sich die Operationsführung die Erkenntnisse eines operation assessment wirklich mit Konsequenz umsetzt? Ich fürchte ein DEU Stab betrachtet das nur als Generierungsmechanismus für hochdotierte DP zur Produktion von farbigen ppt und sonst nichts.
@Memoria
Das haben die Operateure schon erledigt. Man nimmt einfach das intelligence assessment und kürzt so lange Halbsätze raus, bis da das steht, was sich wie die eigene Bewertung anhört – der Rest wird ignoriert, ist ja sowieso VS-GEHEIM. ;-)
@aufreger:
Umgekehrt wird ein Schuh daraus.
Dadurch, dass man aufhört, Active Endeavor über 12 Jahre nach 9/11 immer noch mit der Ausrede „Terrorismusbekämpfung“ zu verkaufen, kann man endlich mal anfangen sauber zu begründen, warum das östliche Mittelmeer außen-/sicherheitspolitisch so wichtig ist, dass wir da da Soldaten hinschicken müssen.
@Florian
Richtig.
Der Punkt aus meiner Sicht ist nur, dass es gar nicht darum geht, die außen-/sicherheitspolitische Dimension des östl. Mittelmeers bzw. des gesamten Mittelmeerraums sauber herzuleiten und damit auch einen – wie auch immer ausgestalteten – Mittelansatz zu begründen.
Vielmehr wurde hier von einer außen-/sicherheitspolitischen einsamen Insel herunter argumentiert. Irgendwann müsse halt Schluß sein mit der „uneingeschränkten Solidarität“.
Gewiss ist das Ende der 9/11-Maßnahmen zu diskutieren. Aber dies geschieht – so wie ich es wahrnehme – viel zu sehr „friedensbewegt“ und viel zu wenig aufgrund einer Bedrohungsanalyse i.V.m. einer Diskussion über unsere Interessen und Ziele.
Okay, letzteres kann man in DEU wahrscheinlich auf absehbare Zeit auch nicht erwarten. Aber Hauptsache die Geschäfte mit „lupenreinen“ Demokratien wie China, Rußland, etc. laufen gut.