Mehr Bundeswehr nach Afrika?
Das deutsche militärische Engagement in Afrika wird möglicherweise sehr schnell deutlich ausgeweitet. In Mali könnte die Bundeswehr zusätzlich zu der bisherigen Ausbildungsaufgabe in der EU-Trainingsmission (Foto oben) eine Schutzkomponente stellen. Für den geplanten Einsatz unter EU-Kommando in der krisengeschüttelten Zentralafrikanischen Republik, mit dem französische und afrikanische Truppen unterstützt werden sollen, seien Lufttransport und -betankung geplant, heißt es in weitgehend übereinstimmenden Berichten von Spiegel Online und Süddeutscher Zeitung (hier aus bekannten Gründen kein Link). Für beide Vorhaben seien neue Bundestagsmandate erforderlich.
Die Ausweitung laut diesen Medienberichten im Einzelnen:
• Mali: Einsatz von Teilen der deutsch-französischen Brigade, die auch erstmals in ihrer Brigadestruktur in den Einsatz gehen soll. Auf deutscher Seite wären daran das Jägerbataillon 292 aus Donaueschingen und das Artilleriebataillon 295 aus Immendingen beteiligt, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Laut Spiegel Online sollen diese Truppenteile die Force Protection in der Hauptstadt Bamako und am Ausbildungscamp in Koulikoro übernehmen. An einen Einsatz im Norden Malis (analog zu den Niederländern) scheint aber nicht gedacht.
• Zentralafrikanische Republik: Der Lufttransport mit den Fliegern der Luftwaffe, bislang nur in das Nachbarland Kamerun, soll direkt in die Hauptstadt Bangui gehen. Von einer Präsenz deutscher Bodentruppen im Rahmen der geplanten EU-Mission ist nicht die Rede.
Trotz der Ausweitung: Ein Kampfeinsatz á la France würde das bei weitem nicht. Aber eine Bestätigung dessen, was der Wehrbeauftragte bei der Debatte seines Berichts im Bundestag mahnend angemerkt hatte: Mit der Zusage von Lufttransport sei die Bundesregierung schnell dabei – obwohl es auch dort an die Reserven gehe.
Dazu von Reuters: EU ministers to back sending force to Central African Republic
(Foto: EUTM Mali)
@Thomas Melbert
und so ist das seit David gegen Goliath. Asymmetrie ist nur ein Problem fuer Symmetristen….
@Soenke Marahrens:
Und da sind wir bei der Kernfrage:
„Produziert“ die Bundeswehr – weiterhin – zu viele Symmetristen?
Die dann auch in Mali von der Lage „überrollt“ werden?
Zumindest im Heer ist die Symmetristen-Fraktion noch stark und hat it ISAF-Ende ordentlich Oberwasser. Entsprechend symmetrisch sind zunehmend wieder die Übungsansätze (z.B. SIRA: InfBtl (+) vs. MotSchtzRgt (-)).
Zumindest das „System Heer“ befördert dies derzeit.
Wobei eine klare Vorgabe ja weiterhin fehlt – es kommt auf den jeweiligen Kdr und sein „mind-set“ an. Eigentlich noch schlimmer, da völlig unausgerichtet und unkontrolliert.
Mir fehlt wie immer der geostrategische Hintergrund bei einem möglichen deutschen Engagement, sei es militärisch oder politisch.
Frankreich hat dieses Interesse und instrumentalisiert nun gem. seiner sicherheitspolitischen Ausrichtung und Doktrien die supranationale Organisation EU, die ebenfalls solange opportun gefördert wird, solange diese französischen Interessen unterworfen wird und durch FRA bestimmt wird.
DF X ….ein politisches Konstrukt, welches momentan nur durch den bundesrepublikanischen Notarzt am Leben gehalten wird.
Oder um in einer anderen Metapher zu sprechen;
Man stößt einen ungeliebten Spielkameraden in einen Sandkasten voller großer Jungs, gibt ihm aber keine Backförmchen mit, verbietet ihm sich schmutzig zu machen und wann er zurück zur „Mutti“ kommen darf sagt man dem grundsätzlich intelligenten Jungen auch nicht.
Gruß
FvS
Zum Einsatz von Kindersoldaten in der ZAR:
Wie T.W. bereits gepostet hat: Die Rekrutierung von Kindern war essentieller Bestandteil beim Vormarsch der Séléka sowie der letzten Verteidigung von Bozizé, der noch am 15. März versuchte, seine Jugendorganisationen zum Kampf aufzurufen und viele Jugendliche bewaffnete. Es ist demnach keineswegs so, dass in der ZAR erst jetzt und noch dazu bewusst Kindersoldaten gegen europäische Streitkräfte eingesetzt werden würden. Noch einmal, es gibt ja nicht einmal eine feste Struktur, weder bei der anti-Balaka noch bei der Ex-Séléka.
In Bangui handelt es sich zudem vielfach eher um kurzfristig entstandene Mops, die gegen die internationalen Truppen „protestieren“. Ob derzeit gerade ein Jugendlicher in der ZAR vor einem französischen Soldaten steht und seinen Unmut zeigt, ist wohl kaum anderes, als wenn Jugendliche in der Ukraine, Griechenland oder Deutschland gewalttätig protestieren und dabei Sicherheitskräfte angehen und Einsatzfahrzeuge abfackeln. Es gibt einen großen Unterschied, zwischen den Protesten gegen die Peacekeeper und die Ausschreitungen gegen die Bevölkerung.
@Woody
Grundlegend werden afrikanische Armeen genauso viel bzw. wenig gefragt, ob sie in einen Einsatz wollen, wie europäische. Ich habe nicht gehört, dass Hollande danach fragen musste, ob es nach Mali oder in die ZAR geht. Er erteilte den Einsatzbefehl. Dies ist in den meisten afrikanischen Staaten nicht anders. In Uganda herrscht derzeit eine große Debatte um den Einsatz im Südsudan, da das Parlament nur von einer „Schutzmission“ unterrichtet wurde, während sich die UPDF bereits im Kampfeinsatz befand. Für viele afrikanische Machthaber sind Einsätze nichts anderes als ein außenpolitisches Mittel. Genau wie bei uns. Zentral dürfte sein, dass ein Einsatz in einem Nachbarkonflikt unter dem Banner der AU oder der VN immer große internationale Anerkennung mit sich bringt und dafür die kleinen innenpolitischen Fehltritte in Form von Autoritarismus, Korruption und Missmanagement großzügig übersehen werden. Siehe Tschad in Mali oder Uganda in Somalia.
Ich weiß nicht, ob hier jemand Kindersoldaten mit mangelnden Fähigkeiten gleichsetzt. Ich habe aber eine recht gute Vorstellung davon, was hier im Land abgeht, wenn Bundeswehrsoldaten in ein Gefecht mit Kindersoldaten geraten.
Die hiesigen „Friedensfreunde“, die schon die Bundeswehrsärge bejubelt haben, warten nur auf solche Nachrichten.
Kleine Kriege sind eben schmutzige Kriege, und nachdem man sich die Hände nicht dreckig machen will sollte man das lieber anderen überlassen, die genug Wasser und Seife haben.
@califax:
Diese „Friedensfreunde“ sind aber auch nicht die Mehrheit oder meinungsbildende Elite.
Von daher sehe ich das gelassen.
Wenn so etwas passieren sollte und man aufzeigt, dass man innerhalb der ROE gehandelt hat (z.B. Selbstverteidigung), dann wird es in der Breite keinen Aufschrei geben.
Den äußerst linken Rand ignoriert man dann einfach am Besten.
Die Frage ist doch eher mit welcher Vorstellung gehen Politik, militärische Führung und Truppe, Presse und Öffentlichkeit in diesen Einsatz?
Sind die jeweiligen Vorstellungen überhaupt kongruent?
Und sind sie realistisch (Ausgangslage, mögliche Lageentwicklung)?
Ich befürchte das BMVg spielt das Ganze ab nächste Woche (wieder) herunter („kein Kampfauftrag“), daraufhin müssen bei der Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung (wieder) erhebliche Kompromisse eingegangen werden, die bei einer möglichen (!) Lageverschlechterung erhebliche Auswirkungen haben können (siehe ISAF).
Dann wiederum ist der Aufschrei auch nicht nur auf ein paar ganz links außen begrenzt – aber dann zu Recht.
Bin gespannt, ob das BMVg auch unter vdL (wieder) in diese Falle läuft.
Getrieben von AA, Kanzleramt und anderen…
Auf und nieder…Immer wieder…
Warum eigentlich die Halbheiten und die Betonung, man werde nicht kämpfen etc.? Entweder es liegt eine Bedrohung für Deutschland vor, die den Einsatz der Bundeswehr ihrem Verteidigungsauftrag gemäß erfordert. Dann muss auch gründlich gegen die Bedrohung vorgegangen werden, ob sie nun aus Kindersoldaten besteht oder aus etwas anderem. Oder es liegt keine Bedrohung für Deutschland vor; aber dann entfällt auch die Legitimation für den Einsatz der Bundeswehr.
Unter den gegebenen Umständen drängt sich aber der Verdacht auf, das es nicht um die Sicherheit Deutschlands oder auch Europas geht, sondern um Unterstützung rein französischer Interessen bzw. der französischen (Post-)Kolonialpolitik, so wie beim EUFOR-Einsatz 2006 im Kongo, als man von „Demokratie“ sprach, aber die Machtsicherung eines französischen Günstlings meinte.
@Memoria
Im Falle eines Falles wird es wohl wieder keiner gewesen sein wollen … Davon ab: Einsatzvorbereitung? Fast jeder war doch schon, was soll da noch einmal vorbereitet werden? 2 Wochen Auffrischung mit Landeskunde / Einweisung (für die „boots“) sollten genügen, wobei der Impfstatus quasi sofort „auf Höhe“ gebracht werden muß.
Mi Blick auf die Bundeswehr und Kindersoldaten eine interessante Master-Arbeit aus dem Jahr 2010:
http://www.worldvision-institut.de/_downloads/allgemein/TheorieUndPraxis_10_Kindersoldaten_im_Visier.pdf
Darin wird beispielweise kritisiert, dass sich die Bundeswehr bei EUFOR RD Congo nicht ausreichend mit speziellen Verfahren (z.B. der gezielten Ausschaltung von Anführern der Kindersoldaten) auseinandergesetzt hat (S. 58).
Ob derlei Teil der ZA EAKK für EUTM Mali, FP Coy wird?
In der Anlage findet sich auch ein Auszug aus der Taschenkarte EUFOR RD Congo.
Die Arbeit ist eine Publikation des Institutes der Kinderadoptions-NGO „World Vision“.
So viel zum Aufschrei…
Politisch ist die Sachlage doch klar: Jegliche Form von Lageverschlechterung wird durch Kabinettskonsens ausgeschlossen. Man erwartet zuversichtlich eine kontinuierliche Verbesserung der insgesamt doch positiven Situation, muß sich aber durchaus selbstkritisch reflektierend noch mehr anstrengen, die zweifellos vorhandenen Erfolge zu kommunizieren.
Und im Bus sitze ich dann wieder einem Vollbartsoldaten gegenüber, dem die vollaufgeblühte Depression aus den Augen schreit.
Das sind saudreckige Stammesfehden dort drüben, und ich zweifle einfach an der Kooperationsbereitschaft potentieller Gegner. Das muß mein tiefsitzendes Maulheldentum sein, daß ich kriegführenden Parteien immer so eine kriegerisch-unkonstruktive Haltung unterstellen muß.
Die Regierung möchte natürlich international möglichst handlungsfähig bleiben und hat deshalb Probleme, den Franzosen gegenüber zu störrisch aufzutreten. Aber ich habe, seit AFG langsam hochgekocht ist, den Eindruck, man möchte in Berlin gern den Nutzen militärischer Einsätze einstreichen, ohne sich mit dem dazugehörigen Blutvergießen zu beschäftigen.
Wer nicht in den Krieg ziehen will, darf sich nicht an kriegerischen Konflikten beteiligen. Und selbstverständlich sind auch Ausbildung und Ausrüstung eine aktive Form der Beteiligung. Nachschub und Ausbilder sind militärische Ziele. Binsenweisheit. Ich befürchte nur, in Berlin hält man Binsenweisheit für ’ne Wandfarbe.
@Thomas Melber:
Man braucht sicher nicht ewig Zeit – viel wichtiger ist schnellst möglich eine klare Festlegung der Grundlagen (präziser Auftrag, Gliederung, SBL, Großgerät, ROE).
Was ja auch oft noch an vielen Stellen ziemlich weit oben „Verhandlungssache“ ist – kostet also erfahrungsgemäß sehr viel Zeit.
Darauf aufbauend (!) ne vernünftige ZA EAKK (auch mit angepassten Elementen, eben nicht nur den Unterricht „Kindersoldaten“, s.o.).
Nicht nur bei den „Boots“ wird man sicher noch den ein oder anderen Neuen haben, der ein oder andere braucht sicher noch nen Lehrgang oder ne Auffrischung (z.b. EH-B).
Dann ne Generalprobe im GÜZ. Dann sicher das bereits angeschnittene Thema Impfstatus.
Kriegt man bei guter und zeitgerechter Planung und entsprechender Unterstützung von „oben“ (Priorisierung) sicher auf Btl-Ebene innerhalb von 6 Wochen (einschl. Vorbereitung) hin.
Aber bis die genannten Grundlagen (wieder mal) da sind…
Man kann nicht deutlich genug an EUFOR RD Congo erinnern.
LOL, @califax… Ich befürchte nur, in Berlin hält man Binsenweisheit für ‘ne Wandfarbe.
Made my day!
@Memoria 13:13
Stimme in vollem Umfang zu. Eine saubere Lageanalyse (gerne mit Integration der Erfahrungen aus Kongo), dann angepasste Ausbildung an die Rahmenparameter (wir neigen gerne dazu einfach die Verfahren von ISAF als Blaupause zu übertragen) und erst dann den Einsatz. Und da wir uns bei den infanteristisch geprägten Verbänden nur noch auf erfahrene ISAF Kämpfer abstützen können, sollte dem Punkt ROE und das Verständnis derselbigen bei der Ausbildung größtes Augenmerk zukommen. Und da meine ich wirklich den Trooper und nicht den StOffz. Weil die Entscheidung vor Ort muss dann der Truppführer UffzmP/UffzoP treffen. Und der steht nachher vor dem Kadi.
Unabhängig von Art und Durchführung des Einsatzes mal wieder eine klasse Kommunikation in die Öffentlichkeit.
Es wird ja zurecht bemängelt, dass in Deutschland eine vernünftige sicherheitspolitische nicht stattfindet, egal ob in den Medien oder und vor allem durch die Politik (AG mal ausgenommen). Und dann darf man sich nicht wundern, wenn auch ein CAR Einsatz, in welchem Umfang und mit welchem Ziel (welchem eigentlich) in der breiten Öffentlichkeit auf breite Skepsis und Ablehnung stoßen wird.
Im Vordergrund scheint es derzeit nur noch die Attraktivitätsdebatte zu geben, und klammheimlich sickert durch, dass ein umfangreicherer Einsatz in Afrika geplant wird. Das so eine Kommunikation zu Irritationen führt kann nicht mehr verwundern.
Keine Frage, Attraktivität ist wichtig, es ist gut zu wissen, das jeden Monat was aufs Konto kommt und das dieses ganze Dienst und Familie Thema angegangen wird. Viel attraktiver wäre mein Beruf allerdings, wenn ich mich einmal darauf vertrauen könnte, dass langfristige, durchdachte und kompetente Entscheidungen getroffen werden und ich mich darauf verlassen kann, dass mein „Arbeitgeber“ (Neusprech) meinen Job und die Notwendigkeit desselben auch vernünftig in die geneigte Öffentlichkeit kommuniziert. Stattdessen wird sich wohl lieber hinter weichen Themen versteckt.
Misstrauen gegenüber der Bundeswehr als ganzes oder der Politik, von der sie abhängig ist, wird man so jedenfalls nicht abbauen können.
@gc:
Ich sehe ebenfalls das Thema ROE als zentral für die Ausbildung an.
In Kenntnis von Lage, Auftrag, Kräfte, Mittel und ROE kann ich ja eigentlich erst vernünftige ZA EAKK betreiben und ggf. vorhandene Verfahren (ISAF) anpassen oder weiterentwickeln (Escalation of Force, C-IED, CAS/ CCA, Kindersoldaten, etc.).
Da kommt dann eben doch wieder einiges an „Klein-Klein“ und Übungszeit zusammen.
Wenn rechtzeitig vernünftige Vorgaben kommen, dann klappt das auch ohne (große) Probleme.
@ Sir Henry | 18. Januar 2014 – 14:27
Sir, das verwundert keinen, den Ankündigung „Familie und Dienst“ haben Millionen in bester Nachrichtenzeit gesehen, es war in allen großen Blätttern prominent aufgemacht. Die yellow press ebenfalls. Also eine mediale Meisterleistung. Afrika? Wen glauben Sie interessiert Afrika? Kaumen einen, außer wenigen Eingeweihten, z.B. hier. Risiken? Nur für Kenner. Für unsere Menschen ohne Fachkenntnisse wird der Hilfe- und Solidaritätsgedanke deutlich gemacht.
@ AKamp
Richtig, eine Meisterleistung, die in an sich auch nicht kleinreden will, weil auch wichtig.
Nur spielen harte Themen im medialen/politischen Grundbetrieb nunmal keine Rolle und auf einmal fällt ein neuer Einsatz vom Himmel, ohne das dieses Thema auch nur irgendwo präsent war. Aus den Informationsfetzen kann sich der geneigte SiPo-uninteressierte die tollsten Storys zusammenreimen (i.V.m. mit der Kita-Debatte, herrlich). Nun, es wird wohl etwas OT, aber dieses Thema musste für mich als Aufhänger herhalten.
P.S.: Mein Problem ist vielleicht auch das Lesen der Kommentarspalten der üblichen Mainstreammedien, das tut auch nicht sonderlich gut und verzerrt ggf. die Wahrnehmung ;)
Zzu den ROE bei EUTM Mali:
„Selon les règles d’engagement, cette « force protection » disposera d’armes ainsi que de véhicules légers blindés. Mais ne pourra faire usage de ces armes qu’en cas de « légitime défense » ou de risque avéré.“
http://www.bruxelles2.eu/zones/sahel/force-protection-pour-eutm-mali-les-francais-ne-seront-pas-seuls.html
„risque avére“ erinnert doch sehr an die „unmittelbar bevorstehende Gefahr“ aus der Taschenkarte ISAF bis Juli 2009. Mal sehen wie das BMVg dies nunmehr bei EUTM Mali auslegt. Wobei man bei ISAF ja selbst mit Aufstellung der QRF (mit offensivem Auftrag) keinen Änderungsbedarf sah – warum dann bei sowas?
Der B2-Artikel zeigt auch nochmal die, bereits zu Beginn von EUTM Mali, erhebliche Zurückhaltung bei Force Protection – Frankreich sprang dann zunächst. Was in Paris sehr negativ aufgenommen wurde. Jetzt sind es Belgier und Spanier.
Nach einem robusten Vorgehen gegen Störer sieht das nicht aus und gewährleistet in enger Auslegung nicht einmal SASE für die Bevölkerung.
@Thomas Melber:
„…in enger Auslegung nicht einmal SASE für die Bevölkerung.“
Ein sicheres Umfeld für die Bevölkerung ist ja auch nicht der Auftrag.
Selbstverteidigung und Nothilfe sind ja stets möglich.
Die Frage ist nur: wann fängt dies an und wann hört es auf?
Hostile Ihten? Hostile Act? Beendigung des Angriffes unter Mitführung der Waffe (Fliehender…)?
Zudem ist meine Hauptsorge das FGG 2. Force Protection ist eben weitaus mehr als Konvoischutz, Lagerschutz und IRF. Das muss man aber weiter oben erstmal so verinnerlichen und – dann konsequent umsetzen. Im Schulterschluss mit den anderen „Spielern“ im Raum (die Niederländer haben ja ne Fusion Cell bei MINUSMA eingerichtet).
Jetzt trage ich auch mal zur Abkürzungs-Aufklärung bei…
SASE – Safe & Secure Environment
FGG 2 – Führungsgrundgebiet 2, militärisches Nachrichtenwesen
IRF – Immediate Reaction Force, Eingreiftruppe
;-)
@TW
Wie meinte doch einmal die Dienstaufsicht beim LVU:
„Können Sie das auch auf deutsch sagen?“^^
@Memoria
Trennung von Konfliktparteien und robustes Vorgehen gegen „ethnic cleansing“ sowie evtl. Entwaffnung müssen auf der Agenda stehen um den Einsatz politisch durchzubekommen. Welche Stärke steht denn nach Abzug der Kräfte für den Eigenschutz und die Stabselemente denn überhaupt zur Verfügung? Eine rhetorische Frage, noch steht ja nicht fest, was rollen soll.
Ich erlaube mir mal auf einige der zu Beginn der Diskussion genannten Punkt einzugehen bezüglich der Mali Mission und der DFx Beteiligung.
Tatsächlich ist die DF ja seit Beginn der EUTM Leitverband für den deutschen Beitrag, ArtBtl 295 führt die ZA EAKK für alle Soldaten aus dem Heer und der SKB durch und nicht zuletzt waren auch in jedem Kontingent Soldaten des Brigadestabs, 295 und 550 im Einsatz. Es ist also genug Erfahrung vorhanden um auch mit einer Ausweitung des Mandats umzugehen, unvorbereitet ist die Brigade jedenfalls nicht. Da der französische Teil der Brigade ab März auch in Mali ist wird fast ein geschlossener Einsatz daraus.
Auch wenn ich verstehen kann das man die Brigade nur für ein „Vorzeige“verband ohne richtigen Nutzen hält, muss ich dem widersprechen. Die Brigade ist einsatzfähig wie diverse Übungen, erfolgreiche Zertifizierungen für NRF und EUBG und nicht zuletzt die drei gemeinsamen Einsätze zeigen. Es gibt kaum ein Übungsvorhaben eines Regiment, Bataillons oder einer Kompanie, das nicht unter Beteiligung der jeweils andern Nation statt fände. Insbesondere die CENTAC/CENZUB Durchgänge der 3.RH und 110.RI (ab 1.7. 1.RI) sind nur unter Beteiligung der PiKräfte 550 und JFST von 295 oder 292 möglich..
Natürlich gibt es Einschränkungen, die den gemeinsamen Einsatz etwas aufwändiger zu planen machen;
1. die nur eingeschränkt kompatiblen Führungssysteme DEU und FRA
2. die unterschiedlichen logistischen Systeme
3. die sehr unterschiedlichen Einsatzplanungsverfahren
Allerdings sind die Probleme erkannt, Lösungen werden derzeit umgesetzt so das wir hoffentlich zeitnah wieder einen echten gemeinsamen Einsatz sehen werden.
Warum soll eigentlich 295 beteiligt werden und nicht der zweite Infanterieverband der DF-Brigade, das JgBtl 291 in Illkirch? Sind die personell nicht mal dazu in der Lage, 1 InfKp zu stellen, so dass 295 aushelfen muss?
@DFAri:
Die Ansicht, DF sei eine Vorzeige- und Paradier-Einheit, bezieht sich auf die politische Ebene und die Wechselwirkung zwischen deutschen innenpolitischen Empfindlichkeiten und militärischen Tatsachen. Diese Ansicht hat NICHTS mit den angenommenen Fähigkeiten oder der Moral der Soldaten dieser Brigade zu tun.
Ich als eines der Großmäuler hier, die die DF für unnützes Paradezeug halten, gehe jedenfalls stillschweigend davon aus, daß die Soldaten dieser Brigade ihren Beruf ernstnehmen und sich einen ordentlichen Stolz auf ihre Leistungsfähigkeit nicht einfach anmaßen sondern wirklich verdienen wollen und auch jeden Tag im Dienst dafür arbeiten.
Die hier umlaufende Befürchtung eines Versagens bei dieser Mission zielt nicht auf die Soldaten der Brigade, nicht auf die Luftbetanker und -transporter und nicht auf die Ausbilder. Ich für meinen Teil jedenfalls vertraue Euch wirklich.
Aber ich habe nur sehr eingeschränktes Vertrauen in die Leute, die Euch dort rüber schicken. Und ich habe keinerlei Vertrauen in unsere Öffentlichkeit, wenn irgendein Scheiß passiert, bei dem ihr öffentlichen Rückhalt zuhause nötig habt.
Und deshalb bin ich gegen Euren Einsatz dort.
Sie meinen das halbe JgBtl 291? Ist bereits durch andern Auftrag in 2014 gebunden, ebenso wie 292 mit Masse.
Derzeit sind zwei Aufgaben im Gespraech:
a) InfAusb analog zur bisherigen PiAusb
b) Force Protection
Verteilung wird wohl sein 292 FF fuer InfAusb, 295 FF Force Protection.
Force Protection ist ja kein Hexenwerk sondern heutzutage ja eher allgemeine Aufgaben im Gefecht und wurde von 295 bereits mehrfach gemacht.
295 war 2011 auch im Kosovo, als Schutzkompanie. Grundlegende Erfahrung sollte vorhanden sein.
@califax
Die politische Ebene hab ich mal bewusst ausen vor gelassen, ehrlich gesagt sitzten die Bremser weniger in Berlin als in Strausberg. Wuerde sich die Einstellung zur Brigade im Kdo H der des CFT annnaehern waere schon viel gewonnen.
Möglicherweise ahnen die in Strausberg auch, welche mediale und öffentliche Auswirkung ein afrikanischer Kampfeinsatz der DF in Deutschland haben könnte…
Ich hab da seit AFG ständig Bauchschmerzen. Und daß die öffentliche Meinung, bzw. die veröffentlichte Meinung, in Deutschland keine Auswirkungen auf die Soldaten hat, kann mir keiner erzählen. Bei ethischen Zwickmühlen geht es immer um Akzeptanz und Rückhalt.
Frankreich setzt seine Truppen realpolitisch ein. Medien und Volk sind das auch nicht anders gewohnt,. Deutschland hat eine Armee, deren moralische Legitimation in der reinen Selbstverteidigung gegen potentielle Invasoren begründet ist. Unsere Regierungen versuchen, die Früchte realpolitisch motivierter Militäreinsätze zu ernten, ohne den Konflikt zwischen idealistischer und rein defensiver Legitimitätsgrundlage auf der einen und realpolitischer und pragmatischer Notwendigkeit auf der anderen Seite auflösen zu wollen.
Und wir haben sehr viele Leute in Deutschland, die höchstmögliche formale Legitimität als moralisches Minimum für selbst die absurdesten Notlagen fordern
@DFAri:
Force Protection bei KFOR und EUTM Mali sind also mit Blick auf die Bedrohung gleichrangig?
Das Abstützen auf 295 zeigt doch deutlich, dass die Behauptungen des Insp H zur Personallage völlig unrealistisch sind.
@ Abdul Iyodo
in ihrer aufzählung bzgl der Motivation afrikanischer Länder zur Kontigentstellung haben sie noch klassisches „rent seeking“ ausgelassen. Die Länder bekommen ja finanzielle Vergütungen für ihren Beitrag zur UN-mission XY.
@markus, d.Ä.
Stimmt natürlich. Gibt es eigentlich noch immer die 1.058 Euro pro Soldaten im Einsatz der VN wie früher oder hat sich das irgendwie geändert?
@califax
Irer Bewertung stimme ich zu, Strausberg hat aber noch einen wesentlich schlichtern Grund. Es ist einfacher den DtA der Brigade als Reserve fuer ueberall zu nutzen anstatt mittels einer abgestimmten Einsatzplanung einen binationalen Einsatz zu ermoeglichen.
@ Markus
Nein, aber der grundsaetzliche Auftrag und damit Ausbildungsanforderung schon. Das die Bedrohungslage, ROE, etc. unterschiedlich ist versteht sich. Das die Personallage nur mit einer sehr speziellen Sichtweise gut ist, ist auch klar. Die Verwendung in Zweitrolle ist ja fuer einige Waffengattungen die Regel und selbst fuer eine relativ kleine MIssion wie Mali (bisher) findet sich in Heer, SKB und Sanitaet nur mit Muehe genug Personal.
Etwas OT aber zur Personallage passend: Die Planungen ILU 2014 haben begonnen, diesmal eine gemeinsame Veranstaltung von Heer, SKB und ZSan.Wer an dennPlanungen 2013 beteiligt war, mecht sich keine Illusionen ueber Personal- und Materiallage mehr.
@all:
Die Situation in CAR – insbesondere außerhalb von Bangui – eskaliert wohl nochmals:
http://www.dw.de/central-african-republic-searches-for-new-president/a-17371895
Wenn es sich wirklich zu einem zweiten Ruanda entwickeln sollte, kann DEU dann wirklich am Rand stehen?
Mal sehen wann die ersten R2P-Anhänger einen stärkeren Einsatz fordern.
@Thomas Melber:
Ethnic cleansing in Mali? Oder reden sie von CAR?
@DFAri:
Das Personalproblem zeigt einmal mehr wie weit weg das Kdo H von der Realität ist.
Eine ähnliche Vorgehensweise befürchte ich bei der Vorbereitung für Mali. Jetzt gibt man erstmal keine Vorgaben (Ausbildung, ROE), auf ministerieller Ebene wird noch viel Zeit verbraucht, Material wird nur unvollständig zusammengeführt, etc.
QRF und EUFOR RD Congo reloaded.
@Memoria
Das betrifft natürlich in erster Linie die CAR, aber wir hatten ja auch in Mali Binnenflüchtlinge aufgrund eines rigiden Religionsregimes. Ich stimme zu, daß dies kein ethnic cleansing i.e.S. ist.
zur genauen höhe der Vergütung der UN „Landsknechte“ hab ich keine aktuellen informationen, AFAIK besteht das system aber nach wie vor. die „developing countries“ könnten sich solche einsätze ja ohne finanziellen support gar nicht leisten.
nachtrag:
http://vimeo.com/69516986
noch ein kleines sittengemälde zur ZAR … Herr „Cotzen“ kauft Blutdiamanten.
In Sachen ZAR, hier die Absicht des Interimspräsidenten:
– Anti-Balaka und Seleka sollen ihre Waffen niederlegen.
– Reintegration von Teilen (auch Séleka?) in die Armee
– Wer die Waffen nicht niederlegt wird zerschlagen („lethal force“)
Siehe: http://www.france24.com/en/20140115-car-president-army-security-djotodia-nguendet/
Sollte man morgen in Brüssel im Hinterkopf behalten:
Benötigt werden keine passiven Konfliktparteientrenner, sondern „Gewaltanwendungsexperten“. Durchsetzungswilllig und -fähig.
Ob dies der richtige Rahmen für ein neues GSVP-Vorzeigeprojekt ist?
@Memoria
Aber da brauchen wir uns ja nicht drum zu sorgen, weil die Bw maximal nach Bagui einfliegt, aber am Boden nichts zu tun hat.
@T. Wiegold:
Klar sind wir (noch) nicht dabei, aber man sollte es als größtes EU-Mitglied im Auge behalten – denke ich. Zumal Steinmeier ja morgen über den Beginn des Einsatzes mitentscheiden soll – er will ja alles ganz „sorgfältig“ prüfen. Da schadet aber Realität ja meist.
Wollte den Beitrag erst im allgemeinen Afrika-Thread verlinken, aber dachte dann hier paßt er unter allgemeiner Lage auch.
@TW
Noch nicht, noch nicht … dann kommt der Bodenbetrieb, die Lw Sicherung, etc., etc.