Zahlen, Zahlen, Zahlen: Elf Milliarden Euro fürs Afghanistan-Engagement

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Das bevorstehende Jahr 2014 wird das Jahr, in dem für die deutsche Öffentlichkeit der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr endet (auch wenn nach wie vor die mögliche ISAF-Nachfolgemission Resolute Support mit bis zu 800 Soldaten auf dem Programm steht) – und so wird es auch das Jahr der Debatten über Kosten und Sinn des Engagements am Hindukusch werden. Kurz vor dem Jahreswechsel kommen heute zwei Zahlenpakete, die nicht so überraschend sind, aber Einfluss auf diese Diskussionen haben werden: Die Gesamtkosten des deutschen Engagements in Afghanistan belaufen sich bislang auf gut elf Milliarden Euro. Und die Zahl der Disziplinarverfahren wegen Alkoholmissbrauchs im deutschen Feldlager in Masar-i-Scharif haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Da empfiehlt sich doch ein genauerer Blick.

Die Gesamtkosten von elf Milliarden Euro für das deutsche Engagement am Hindukusch, unter das die Rheinische Post (Link aus bekannten Gründen nicht) heute unter Berufung auf die Zahlen mehrerer Ministerien berichtet, sind nicht nur die Kosten für den Bundeswehreinsatz. Die betrugen gut acht Milliarden Euro seit Anfang 2002 – und waren vom Verteidigungsministerium im August dieses Jahres schon mal aufgelistet worden (mit dem damaligen Stand, zum Jahresende etwas höher). Die übrigen rund drei Milliarden Euro kamen vom Auswärtigen Amt (gut eine Milliarde) und vom Entwicklungsministerium (etwa zwei Milliarden Euro).

Das muss man so betonen, weil vermutlich in der politischen Diskussion sehr schnell damit argumentiert werden wird, dass der Bundeswehreinsatz in Afghanistan elf Milliarden Euro gekostet hätte – und das ist nach den Zahlen schlicht falsch. Andererseits, auch das wird gerne vergessen, sind in diesen Zahlen immer nur die einsatzbedingten Zusatzkosten enthalten. Von einer Vollkostenrechnung ist das weit entfernt, denn die Eh-da-Kosten (so was wie der Sold der Soldaten muss auch ohne Einsatz gezahlt werden und ist damit eh da) sind darin natürlich nicht enthalten. Jenseits dieser Berechnungsmodalitäten bleibt natürlich interessant, dass die höchsten Zusatzkosten für den militärischen Einsatz in Afghanistan in den Jahren 2011 und 2012 anfielen – vor allem wegen der Ausgaben für Infrastruktur zu einer Zeit, als der Zeitplan für das Ende der ISAF-Mission bereits absehbar war.

Die Ausgaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für Afghanistan seit 2002 würden mich auch im Detail interessieren; leider habe ich auf der BMZ-Webseite dazu keine Gesamtübersicht finden können. Aber vielleicht wird das ja noch geliefert – und ich vermute, dass da auch Ausgaben außerhalb der von Deutschland kommandierten ISAF-Region Nord zu finden sind, zum Beispiel die unter der SPD-Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul geplanten Projekte in Uruzgan.

Und noch zur anderen Zahl, die auch in den Debatten eine Rolle spielen wird: Die Disziplinarmaßnahmen wegen Verstoßes gegen die befohlenen Regelungen zum Konsum
alkoholischer Getränke bei der Bundeswehr in Afghanistan. Dazu gab’s eine (noch nicht vom Bundestag veröffentlichte) Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei, über die heute die taz berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht); das Verteidigungsministerium hat dazu den Wortlaut der Anfrage und der Antworten veröffentlicht, aus dem diese Tabelle stammt:

Alk-missbrauch_AFG_28dec2013

Ja, das ist eine Verdoppelung in MeS. Insgesamt für Afghanistan war der Anstieg von 27 auf 33 39 – was schon weniger knallig klingt. Und gemessen an der Gesamtzahl von gut 4.000 Soldaten… nun ja, das muss jeder selber bewerten.

(Foto: Dingos zum Abtransport in der Materialschleuse im Camp Marmal, Dezember 2013)