Zahlen, Zahlen, Zahlen: Elf Milliarden Euro fürs Afghanistan-Engagement
Das bevorstehende Jahr 2014 wird das Jahr, in dem für die deutsche Öffentlichkeit der Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr endet (auch wenn nach wie vor die mögliche ISAF-Nachfolgemission Resolute Support mit bis zu 800 Soldaten auf dem Programm steht) – und so wird es auch das Jahr der Debatten über Kosten und Sinn des Engagements am Hindukusch werden. Kurz vor dem Jahreswechsel kommen heute zwei Zahlenpakete, die nicht so überraschend sind, aber Einfluss auf diese Diskussionen haben werden: Die Gesamtkosten des deutschen Engagements in Afghanistan belaufen sich bislang auf gut elf Milliarden Euro. Und die Zahl der Disziplinarverfahren wegen Alkoholmissbrauchs im deutschen Feldlager in Masar-i-Scharif haben sich innerhalb eines Jahres verdoppelt. Da empfiehlt sich doch ein genauerer Blick.
Die Gesamtkosten von elf Milliarden Euro für das deutsche Engagement am Hindukusch, unter das die Rheinische Post (Link aus bekannten Gründen nicht) heute unter Berufung auf die Zahlen mehrerer Ministerien berichtet, sind nicht nur die Kosten für den Bundeswehreinsatz. Die betrugen gut acht Milliarden Euro seit Anfang 2002 – und waren vom Verteidigungsministerium im August dieses Jahres schon mal aufgelistet worden (mit dem damaligen Stand, zum Jahresende etwas höher). Die übrigen rund drei Milliarden Euro kamen vom Auswärtigen Amt (gut eine Milliarde) und vom Entwicklungsministerium (etwa zwei Milliarden Euro).
Das muss man so betonen, weil vermutlich in der politischen Diskussion sehr schnell damit argumentiert werden wird, dass der Bundeswehreinsatz in Afghanistan elf Milliarden Euro gekostet hätte – und das ist nach den Zahlen schlicht falsch. Andererseits, auch das wird gerne vergessen, sind in diesen Zahlen immer nur die einsatzbedingten Zusatzkosten enthalten. Von einer Vollkostenrechnung ist das weit entfernt, denn die Eh-da-Kosten (so was wie der Sold der Soldaten muss auch ohne Einsatz gezahlt werden und ist damit eh da) sind darin natürlich nicht enthalten. Jenseits dieser Berechnungsmodalitäten bleibt natürlich interessant, dass die höchsten Zusatzkosten für den militärischen Einsatz in Afghanistan in den Jahren 2011 und 2012 anfielen – vor allem wegen der Ausgaben für Infrastruktur zu einer Zeit, als der Zeitplan für das Ende der ISAF-Mission bereits absehbar war.
Die Ausgaben des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung für Afghanistan seit 2002 würden mich auch im Detail interessieren; leider habe ich auf der BMZ-Webseite dazu keine Gesamtübersicht finden können. Aber vielleicht wird das ja noch geliefert – und ich vermute, dass da auch Ausgaben außerhalb der von Deutschland kommandierten ISAF-Region Nord zu finden sind, zum Beispiel die unter der SPD-Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul geplanten Projekte in Uruzgan.
Und noch zur anderen Zahl, die auch in den Debatten eine Rolle spielen wird: Die Disziplinarmaßnahmen wegen Verstoßes gegen die befohlenen Regelungen zum Konsum
alkoholischer Getränke bei der Bundeswehr in Afghanistan. Dazu gab’s eine (noch nicht vom Bundestag veröffentlichte) Antwort auf eine Kleine Anfrage der Linkspartei, über die heute die taz berichtet (Link aus bekannten Gründen nicht); das Verteidigungsministerium hat dazu den Wortlaut der Anfrage und der Antworten veröffentlicht, aus dem diese Tabelle stammt:
Ja, das ist eine Verdoppelung in MeS. Insgesamt für Afghanistan war der Anstieg von 27 auf 33 39 – was schon weniger knallig klingt. Und gemessen an der Gesamtzahl von gut 4.000 Soldaten… nun ja, das muss jeder selber bewerten.
(Foto: Dingos zum Abtransport in der Materialschleuse im Camp Marmal, Dezember 2013)
Da gab es aber schom Meldungen über Gesamtkosten von 2 Milliarden pro Jahr. Vermutlich sind die 11 Milliarden nur die rein militärischen Kosten vor Ort. Die Kosten für Brücken, Brunnen, Straßen, Gebäude, Betreuung geschädigter Soldaten, Versorgungsansprüche gefallener oder geschädigter Soldaten und Sonstiges nicht eingerechnet. Die wahren Kosten liegen vielleicht doppelt so hoch.
Die Frage ist nun, was solche Zahlen aussagen. Für 2009 wird die Zahl der Diszis für Kabul etwas mit Null angegeben, aber es hätte dort mindestens eins geben müssen. Der folgende Bericht bezieht sich auf Bundeswehrsoldaten, ohne dies direkt zu erwähnen:
„Staff at the Kabul headquarters were ‚either drunk or too hungover‘ to answer his questions….The General found he ‚couldn’t get hold of the people he needed to get hold of and he blamed it on all-night partying‘, according to The Times.“
http://www.dailymail.co.uk/news/article-1211736/U-S-forces-Afghanistan-dock-counts-storming-hospital-airstrike-death-70-civilians.html#ixzz0QWagfxRI
Die Disziplinlosigkeit, die manche Bundeswehrsoldaten im Einsatz im Zusammenhang mit Alkohol zeigen, ist unprofessionell und wirft auch ein schlechtes Licht auf die Bundeswehr. Alkoholiker und Alkohol haben im Einsatz nichts verloren. Leider steht auch in dieser Frage die unselige „Attraktivität des Dienstes“ meist über militärischen Erfordernissen.
Eine Statistik zum übermäßigen Alkoholkonsum gibt es nicht, die Disziplinarmaßnahmen werden nur fünf Jahre lang aufbewahrt.. In beiden Fällen würden mich ja mal die Dunkelziffern interessieren. Sicherlich kein schönes Bild.
Lohnt es sich zu fragen wieviele Tonnen Alkohol seit Einsatzbeginn nach Afghanistan verbracht wurden bzw. die Höhe der damit zusammenhängenden Gesamtkosten?
Ich glaub in der Rechnung ist auch ein Zahlendreher reingerutscht: 32+6+1 = 39 und nicht 33. Laut Bundeswehr.de sind es auch nicht 4000 Soldaten, sondern mit Stand 18. Dezember rund 3107.
@Ayar Shawkla
Volle Zustimmung.
Acht Milliarden bezogen auf 12 Einsatzjahre erscheinen geradezu als moderate Summe bzw. ergeben im Mittel ca. 667 Mio /anno entsprechend ca. 2% des EP 14 für 2013, auch wenn es sich nicht um eine Vollkostenrechnung handelt (vgl. „Eben-da-Kosten“ bzw. Fixkosten). Andererseits müssen sich die div. Fehlinvestitionen samt Life-Cycle-Cost und weiteren Folgekosten aktueller Beschaffungsvorhaben an diesen Summen messen lassen: Z.B. EuroHawk, ISIS, Alternativlösungen, HC-MoU, Sea Lion, etc.! Und da ging wohl Einiges in der letzten Legislaturperiode und auch zuvor schon kräftig schief. Da war, ist und wird noch Vieles zu 100% abzuschreiben sein!
@MK20
yep, da war ein Fehler. Danke, ist korrigiert.
Was die Gesamtzahl der Soldaten angeht: Da geht’s ja nicht um den Stand 18. Dezember, sondern das ganze Jahr 2013.
Frage einer interessierten Zivilistin:
Was genau muss man denn „verbockt“ haben, dass eine solche Disziplinarstrafe verhängt und in der Personalakte vermerkt wird? Ist man vor Ort eher großzügiger (im Vergleich zu D) oder eher strenger?
Zu den Kosten: Hier fehlen sicher im wesentlichen die in 2013/2014 anfallenden Rückführungskosten (Flüge der Antonows, Kosten in der Türkei, Schiffe). Da kommt noch viel auf uns zu.
Es herrscht eine 2-Dosen-Regelung (a 0,33 l) bzw. vergleichbare Mengen Alkohol (0,5 l Weizen oden 1 Glas Wein,…). Während bereits früher auch mal 3-4 Dosen getrunken wurden wird heute ganz genau hingeschaut.
@autostaedterin: Das bedeutet, wenn jemand dabei erwischt wird, wie er/sie die dritte Dose öffnet, hagelt es empfindliche Disziplinarstrafen (gerne auch im vierstelligen Bereich mit sofortigen Flug nach Hause).
In Deutschland kann der Soldat durchaus am Abend im „kleinen Kreis“ einen Kasten leeren, wenn er am nächsten Morgen einen nüchternen Eindruck macht, fragt auch keiner nach. Da gibt es ja auch keine 2-Dosen-Regelung.
Meine persönliche Meinung: Im Einsatz grundsätzlich 0,0 Promille – aber dann wenigstens das bestehende Angebot um alkoholfreies Bier und Wein von verschiedenen Anbietern erweitern. Andere Nationen kennen nur 0,0 Promille und das ist mit einer Waffe am Mann auch richtig so.
Allein zum „Angucken“ ist die Bw ein wenig teuer, da reicht dann auch das Wachbataillon und ein Musikkorps. Die Bundesrepublik leistet sich eine Berufsarmee, um zu … zu was eigentlich?
@Lars | 28. Dezember 2013 – 15:00
Danke für die Info. Mein Gedanke ist folgender: Wenn man bedenkt, dass PTBS oft (oder fast immer?) mit Drogenproblemen einhergeht, erscheinen mir die Fallzahlen der Disziplinarstrafen einfach zu niedrig.
Ich stimme zu, dass überhaupt kein Alkohol getrunken werden sollte (darf ich bei der Arbeit auch nicht), frage mich allerdings, ob das realitätsfern ist oder den Stress eher noch verstärkt (im Vergleich zu einer angemessenen kleinen Menge).
Habe ich vergessen: die 11 Milliarden hätten sinnvoller ausgegeben werden können!
@Lars
Zu jeder Regel bedarf es aber eine Person die sie auch durchsetzt. Wenn es da schon an den Vorgesetzten hapert, na dann gute Nacht. Es fehlen einem die Worte wenn man jetzt erst – gegen Einsatzende! – damit anfängt, Befehle und Regeln auch ein Stück weit ernsthafter umzusetzen, als es noch vor einigen Jahren der Fall war.
@autostaedterin
Verstärkung des Einsatzstresses durch Alkoholverbot? Wie soll das funktionieren? Das grenzt ja schon hart an Alkoholsucht. Und wer darunter leidet hat weder was im Einsatz noch bei der Bundeswehr verloren.
@-MK20- | 28. Dezember 2013 – 15:15
Es ging mir nur im Frage, inwieweit (angesichts der hier oft kritisierten langen Einsatzzeiten) ein gewisses Maß an „Normalität“ mit in den Einsatz genommen werden kann (und überhaupt nichts trinken, werden im Normalfall die wenigsten): also ein Bier oder Glas Wein z.B. zum Essen oder nach Feierabend, und was es für Auswirkungen hätte, wenn man auch das noch verbieten würde (was ja bei 0 Promille passieren würde).
@autostaedterin
Schon klar, aber der Versuch der Vergleichbarkeit „Einsatz“ und „Heimatdienst“ hinkt schon gewaltig der Realität hinterher. „Einsatz“ bedeutet „Einsatz mit all seinen Konsequenzen“ und nicht „Einsatz mit Ausnahmen“. Feierabend? Wie soll das im Einsatz funktionieren? Der Feind ist oftmals derjenige, der Zeit, Ort und Art der Angriffe auf unsere Truppen bestimmt. Nicht umgekehrt. Dann muss man drillmäßig funktionieren, auch wenn der Wecker drei Uhr morgens anzeigt und sich seit 17 Uhr die Feierabendstimmung im Kopf breit gemacht hat, obwohl man sich in einem vom Krieg zerrütteten Land befindet.
Wer im Normalfall ohne Alkohol nicht auskommt und Feierabendbierchen bzw. ein oder zwei Gläser lecker Wein zum Essen für „normal“ erachtet, der hat ein ganz gewaltiges Problem. Auch außerhalb der Bundeswehr. Stichwort Suchtprävention.
Ein striktes Alkoholverbot im Einsatz wäre mal ein sinnvolles Verbot. Aus meiner Sicht hätte es nur Vorteile.
@ Autostaedterin:
grundsätzlich müssen Sie zwischen Heimat und Einsatz dahingehend unterscheiden, dass daheim irgendwann Dienstschluss ist und nur ausnahmsweise von Seiten der Vorgesetzten Einfluss auf die Freizeitgestaltung genommen werden kann. Derartige Freizeit gibt es im Einsatz nicht (IED-Verbuddler halten sich nicht an die Rahmendienstzeiten).
Man kann durchaus geteilter Meinung sein, ob und wann ich mal ein Bier im Einsatz zulasse. Spannend wird´s spätestens dann, wenn nach Alkoholgenuss ein egal wie gearteter (Schuss)waffeneinsatz vonnöten ist inkl. Schädigung an Leib und Leben bzw. Eigentum. Bevor die Antialkoholfraktion jetzt Schaum vor dem Mund kriegt: damit meine ich NICHT, dass ich nach durchzechter Nacht rausfahre, sondern eher wenn ich im Rahmen einigermaßen regelbarer Dienste (z.B. nach dem Technischen Dienst) mir nach getaner Arbeit ein Bier gönne und dann eine grundlegende Lageänderung eintritt, so dass ich trotzdem wieder eingesetzt werden muss (und schießen muss). Wie gesagt, dass kann gerne in epischer Breite diskutiert werden, im Zweifelsfall gibt´s halt kein Bier und dann hat sich´s.
Weiterhin ist zu unterscheiden hinsichtlich der Funktion und des Auftrags. Jetzt kommt das leidige Thema „Drinnies“ und „Draussies“. Interessant hinsichtlich der 39 Fälle bzw. deren „Vorgänger“ wäre die Zugehörigkeit (Kampf/KampfUstg, Log, EinsWV). Ich habe es selber dahingehend erlebt, dass alkoholbedingt negativ eigentlich ausschliesslich die Etappenhengste aufgefallen sind, also die, die drinnen bleiben mussten, geregelte Dienstzeiten hatten und eine reativ lange Leine (von HG angefangen bis zum Oberst hinauf).
Grundsätzlich ist bei der Alkoholthematik das Grundverständnis zu bemängeln. Wenn sich jemand die Frage stellt „Warum darf ich heute Abend kein Bier trinken, bloß weil im Bereich XY heute nachmittag ein Anschlag war?“, dann spricht das Bände.
@ TW: wenn die Verlinkung zu einer Diskussion zum Thema nicht passt, dann bitte einfach wieder entfernen:
http://www.sierra-313.de/community/thread.php?threadid=11521&threadview=0&hilight=&hilightuser=0&page=1
@-MK20- | 28. Dezember 2013 – 15:45
„Wer im Normalfall ohne Alkohol nicht auskommt und Feierabendbierchen bzw. ein oder zwei Gläser lecker Wein zum Essen für “normal” erachtet, der hat ein ganz gewaltiges Problem. Auch außerhalb der Bundeswehr. Stichwort Suchtprävention.“
Werden derartige „Vorlieben“ eigentlich VOR einem Auslandseinsatz abgefragt oder kommentiert oder wird deswegen jemand nicht mitgenommen? In der Heimat ist es ja eher kein Problem (siehe Beiträge oben).
Alkohol im Einsatz gehört verboten. Punkt. Die o.g. Zahlen sind ein Witz -die Dunkelziffer ist exponential höher.
Aufgreifen muss ich den Kommentar, wenn ein Soldat nicht ohne Alk auskommt, dann gehört er nicht in den Einsatz. Ich setze da einen drauf, dann gehört er sofort suspendiert und entlassen, wegen nicht einsatzbereit. Denn warum sollte ein Soldat in den Einsatz müssen, nur weil er ohne Alk auskommt und der Alki darf noch zu Hause bleiben. Dasselbe gilt übrings meiner Meinung nach auch für die körperlich nicht einsetzbaren Personen (oder anders ausgedrückt – die wohlgenährten).
@-MK20- | 28. Dezember 2013 – 15:45
„…Feierabendbierchen bzw. ein oder zwei Gläser lecker Wein zum Essen für “normal” erachtet, der hat ein ganz gewaltiges Problem.“
?!
Also hat Ihrer Meinung nach jeder Franzose, jeder Italiener und die Hälfte der Deutschen Bevölkerung ein „gewaltiges Problem“?
Sehr lustig…
Wenn es zu einer Angewohnheit wird, dann ja, in der Tat. Daran ist nichts lustig.
PS: Meinen Satz lieber ganz zitieren anstatt willkürlich zu trennen wäre der Sache dienlich.
@-MK20-
Ich kann nichts ungewöhnliches daran erkennen regelmäßig zum Essen ein Glas Wein zu trinken.
Gemeinhin nennt man das Kultur…
Wie immer bei einer Statistik ist diese ohne Kontext wertlos – jedoch für mediale Interpretationen sehr geeignet (siehe Kriminalstatistik).
Nach Presseberichten hat GenMaj Vollmer in diesem Jahr darauf gedrungen Verstöße gegen die 2-Dosen-Regel konsequenter zu ahnden. Also haben die Disziplinarvorgesetzten strenger als bisher geahndet.
Meine These: kein wachsendes Alkoholproblem, sondern (zeitweise?) konsequentere Ahndung der Verstöße.
Würde man jedoch die 2-Dosen-Regel konsequent beachten, dann könnte man sicher an nur einem Abend im Camp Marmal (allein schon im Planet Mazar) deutlich mehr als 30 Disziplinarmaßnahmen einleiten.
Wie auch bei der Bekleidung im Kern beunruhigend:
Wie wenig man bereit ist erteilte Befehle durchzusetzen.
Das Krebsgeschwür einer Armee.
@Koffer
Gemeinhin sollen auch Kulturen (und Traditionen) so ihre Probleme haben, die ungern zugegeben werden. Ich erkenne nichts positives an einer Alkoholkultur. Sie etwa? Zu einem noch größeren Problem entwickelt sich das Ganze wenn regelmäßiger Alkoholkonsum seinen Weg vom Zivilleben in den Einsatz (und zurück) findet und womöglich auch noch als faule Ausrede für allerhand Sinnfreies aufgetischt wird.
Hier zur Erinnerung die von GenMaj Vollmer vorgenommenen Änderungen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/afghanistan-bundeswehr-kaempft-gegen-alkoholmissbrauch-im-camp-a-907579.html
Spätestens nach dem Tod eines Soldaten gab es wohl einen wachsenden Handlungsdruck.
Zahlen, Zahlen, Zahlen sind eben oftmals nur pseudo-objektiv (Sozialwissenschaften, 1. Semester: Korrelation ist nicht immer Kausalität, sondern Scheinkorrelation).
@-MK20- | 28. Dezember 2013 – 16:48
„Gemeinhin sollen auch Kulturen (und Traditionen) so ihre Probleme haben, die ungern zugegeben werden. Ich erkenne nichts positives an einer Alkoholkultur. Sie etwa?“
Alkohol ist in Mitteleuropa genauso Teil unserer Kultur, wie Mozart oder Monet.
Problematisch wird es erst dann, wenn sich aus maßvollem Genuss ein Missbrauch entwickelt.
Warum ein (regelmäßiges) Glas Wein zum Essen allerdings ein Missbrauch sein soll, müssen Sie mir erst erklären.
„Zu einem noch größeren Problem entwickelt sich das Ganze wenn regelmäßiger Alkoholkonsum seinen Weg vom Zivilleben in den Einsatz (und zurück) findet und womöglich auch noch als faule Ausrede für allerhand Sinnfreies aufgetischt wird.“
Ich habe niemals behauptet, dass ich Alkoholkonsum im Einsatz für notwendig halte! Wenngleich ich auch eigentlich Zweifel an der Sinnhaftigkeit einer Null-Alkohol-Regel für Soldaten einer Kulturnation wie der deutschen habe, so scheint die derzeit in der Bundeswehr übliche Tendenz sich über vermeintlich unsinnige Befehle die die „freie Entfaltung der eigenen Persönlichkeit einschränken“ (Anzug, Alkohol, Verhalten außer Dienst) hinwegzusetzen doch möglicherweise eine zwei-Dosen-Regel ad absurdum zu führen.
Vielleicht muß man dann doch solange zu einer „null-Dosen-Regel“ kommen, bis die Soldaten der Bw gelernt haben, sich wieder an Befehl zu halten…
Sorry will niemand Nahetreten
Aber ich finde es Interessant wie Zahlen Diskussionen auslösen, den Keiner kann sagen wie die Zahlen zusammen kommen
Weil es kann sein weil man jetzt weniger braucht, dass man die Zügelangezogen hat, wo man früher die Augen schließt
Den früher war Uniform Kunterbunt, weil sich die Kampfeinheiten Privat gekauft haben und so Bund war die Infanterie, heute gibt es IDZ II jetzt wird geachtet
Interessanter wird was Passiert mit dem Vielen Fahrzeuge die in aller möglicher Zustand sind und Unterschiedliche Technik da der DINGO in Verschiedenausführung und auch technisch Identisch ist weil immer wieder bestellt wurden
Und keiner will sich heran tun, wie man die Fahrzeuge Verteilt und welche mit Neuer Aufgabe umgebaut werden
Und das mit Ende 2014 BW nicht Einschläft und ganz Plötzlich überrascht wird wenn es wieder wo los geht
@Koffer
Alkohol mag Teil unserer mitteleuropäischen Kultur sein, so wie Mozart und Monet auch, aber das kann man doch nicht mehr als Entschuldigung einbringen, wenn ein solches „Kulturgut“ für einen ziemlichen Brocken an Problemen sorgt. Auch die sog. „Soldaten einer Kulturnation“ sollten das begreifen können und Verständnis aufbringen. Andersherum gefragt, sind die Soldaten anderer Nationen, bei denen ein absolutes Alkoholverbot im Einsatz herrscht, nicht auch Teil ihrer respektiven Kulturnationen?
Ich habe nie behauptet, dass Sie Alkohol im Einsatz für notwendig erachten. Was ich hingegen behaupte, ist das die hierzulande „kulturell“-bedingt verwaschene Deutung von Normalität im Zusammenhang mit Alkohol gerne mal ausgeblendet wird. Wann hört regelmäßiger und maßvoller Genuss auf; wo beginnt Missbrauch? Diese Grauzone wird jeder Mensch anders definieren, in der Regel immer zum eigenen Vorteil. Womit man es allerdings zu tun bekommen wird (in der Gesellschaft als auch in der Bundeswehr) sind Gewohnheiten, die eine Person nicht aufgeben möchte oder versucht trotz befohlener Einschränkungen zu erhalten. Da entsteht Reibung, sprich dort entstehen Probleme. Das geht doch schon hierzulande im Straßenverkehr los. Viele bekommen schon ein schlechtes Gewissen wenn sie nur daran denken ein Bier zu trinken und ein paar Stunden später hinter’m Steuer vom Auto sitzen zu müssen.
Diese 2-Dosen-Regel, das ist nichts halbes und nichts Ganzes. Es fehlen die Eier in der Hose um ein Totalverbot durchzusetzen und wenn mal was richtig ernsthaftes passiert, so wie der im Spiegel-Artikel angesprochene Selbstmord unter Alkoholeinfluss, dann kann man sich schön rausreden: „Ja aber wir haben doch die 2-Dosen-Regel! Jetzt müssen und werden wir natürlich noch energischer durchgreifen, das es auch ja bei zwei Dosen pro Tag bleibt. Jawohl!“
Das Thema lautet: Zahlen, Zahlen, Zahlen: Elf Milliarden Euro fürs Afghanistan-Engagement. Nachdem es keinerlei Legende für diese Zahlen hier bei AG gibt, ist es sinnlos hierüber eine Diskussion zu führen. Sind die Rückführungskosten für das Material dabei? Sind Sonderpakete für TIGER und NH 90 in den Kosten von 8 Milliarden enthalten?
Die Bundesbürger hätten eigentlich schon ein Recht zu erfahren, welche Beträge für diesen Zweck geflossen sind. Sind doch die Zahlen für Projekte wie Großflughafen Berlin, Rüstungsvorhaben aber auch Rente oder Straßenbau & Infrastruktur bekannt. Man könnte für sich ganz persönlich ableiten, wer und was haben welchen Stellenwert.
Was die Diskussion über Alkohol & Disziplinarstrafen angeht, finde ich die Kommentare genau so wertvoll, wie die Beiträge zum Hosengummi bzw. zur Anzugsordung (vermutlich das gleiche Klientel wie am Montag in der Stabsrunde – Parkplatz, Anzug, Haarschnitt PAH). Auch die Beiträge der „zivilen“ Fraktion sind überkandidelt. Rauchen und Alkohol sind schädlich, das ist bekannt. Aus den Zahlen lässt sich nicht ableiten, ob die 3. Dose nun gewürdigt wurde oder nicht. Alles Kaffeesatzleserei. Aber klar ,das ist ein Thema, da kann jeder „mitreden“.
Da finde ich die heutige Meldung über Schmiergeldzahlungen deutscher Rüstungsunternehmen an Griechenland wesentlich interessanter.
Bei allem Verständnis für eine vernünftige Alkohol-Genuss-Regelung grundsätzlich und im Besonderen im Einsatz, angeregt von der @Autostädterin: Bin ich hier im Diskussionsforum überwiegend,oder zumindest in einigen Beiträgen, die sich ausschließlich ereifernd mit diesem Thema befassen, von missionarisch tätigen ehemaligen Alkoholikern umgeben?
@werner
„Was die Diskussion über Alkohol & Disziplinarstrafen angeht, finde ich die Kommentare genau so wertvoll, wie die Beiträge zum Hosengummi bzw. zur Anzugsordung (vermutlich das gleiche Klientel wie am Montag in der Stabsrunde – Parkplatz, Anzug, Haarschnitt PAH). “
Die Frage ist, wann die Bw so verkommen ist, dass um das simple befolgen von Befehlen und Vorschriften immer und immer wieder rumdiskutiert werden muß.
Wenn es nach mir ginge, dann würden diese bescheuerten Hosengummis einfach abgeschafft werden. Aber da die Anzugordnung nun einmal nicht meiner persönlichen Meinung unterliegt verstehe ich nicht, wie auch hier im Forum Soldaten ernsthaft Ungehorsam und Disziplinlosigkeit rechtfertigen können…
@ werner. Richtig. Aber die Vermischung der Themen ist im Ausgangsartikel angelegt, also nicht unbedingt den Bloggern zuzurechen.
GenMaj Vollmer hat gehandelt. Wie bereits an anderer Stelle erwähnt, richtige Schritte werden sofort kritisiert, zu klein, zu spät. Fakt ist GenMaj Vollmer hat gehandelt, nicht nur geredet. Disiplin fängt ganz oben an. Da ist er offensichtlich Vorbild. Denn andere höhere Dienstgrade scheinen ja bisher weniger durchsetzungsstark gewesen zu sein. Disziplin in Streitkräften, dazu noch bewußte, auch das ist Kultur.
Zum wichtigeren Teil-Die Gesamtkosten des deutschen Engagements in Afghanistan das wird hoffentlich unser Parlament erfragen, ehrlich und vollständig. Und die Antwort für den militärischen Anteil wird u.a.die neue Ministerin geben müssen, ehrlich, vollständig und dizipliniert. Das ist sie ja, wie man liest. Und im BMVg ist es ja auch militärische Gepflogenheit zu bewerten. Ehrlich und vollständig. Und danach Folgerungen zu ziehen. Bewertung und Folgerung das ist doch der wesentlichere Teil. Dafür war es bisher scheinbar noch zu früh. Aber die neue Führung wird es tun müssen. UND es geht dann nicht nur um das Geld! Um viel mehr, das wissen doch die meisten hier!
werner | 28. Dezember 2013 – 18:18
Ich Befürchte das sind nur Transport, Auslandzulagen, Hilfen der Bevölkerung , Vielleicht noch der Sofortbedarf
Aber ich Befürchte das andere in den BW Haushalt Versteckt geworden ist
@AKamp:
Bei der Einsatzbilanz erwarte ich vom BMVg weder Ehrlichkeit noch Vollständigkeit. Die bisherigen Einlassungen sind ja eher eine Dolchstoßlegende 2.0:
Die Bundeswehr hat alles richtig gemacht, versagt haben die Zivilisten (Politik, Polizei, Entwicklungshilfe, Diplomatie).
Eine wirkliche Selbstreflexion hat bisher nicht mal ansatzweise stattgefunden. Wobei es genug Reibungspunkte von Insidern (!) gäbe:
http://www.swp-berlin.org/de/wissenschaftler-detail/profile/philipp_muench.html
http://augengeradeaus.net/2013/12/ich-bin-stolz-ihre-verteidigungsministerin-sein-zu-durfen/comment-page-2/#comment-85142
@werner
Im Gegensatz zu den Schmiergeldzahlungen ist das aber Teil des Blog-Themas und zeigt sehr schön wie verpeilt unsere Bundeswehr damit umgeht. Die Linke stellt eine kleine aber recht eindeutige Anfrage, die Bundeswehr kann nicht antworten, weil sie die Zahlen nicht hat. Stattdessen werden Diszis aufgezählt und das Thema ist abgehakt? Autsch.
@BundeswehrBW
Ich für meinen Teil bin weder bei den anonymen Alkoholikern noch ein missionarisch tätiger anti-Alkoholiker. Konnte trotzdem mit dem Koffer eine recht interessante Diskussion führen.
@TW
Ganz vergessen, Sie haben natürlich Recht mit dem Unterschied 3100/4000 über das Jahr gesehen.
Auf zeit.de ein Bericht von heute über die Lage in Feyzabad ein Jahr nach dem Abzug der Bundeswehr („Was von den Deutschen übrig bleibt“):
– ANCOP hat weiter erhebliche Abwesenheit springend
– Im März 2013 waren es noch 350 Mann, jetzt noch 200 übrig. Der Rest ist tot oder geflohen.
– 12 von 27 Distrikten sind umkämpft (früher waren es 8)
– Die großen Clear-Operationen waren erfolglos (Balloneffekt)
– ANCOP hat im Sommer 2013 Checkpoints aufgrund von Feinddruck geräumt
– Im September 2013 erneute Clear-Operation (mit Beteiligung der Bundeswehr)
– Wiedereinnahme von Checkpoints unter weiteren Verlusten
– gleichzeitig beschönigende Einschätzungen der Bundeswehr
Änhliche Berichte gibt es ja vom Westrand des RC-N (Faryab, etc). Uns scheint es nicht mehr zu stören.
Beim Besuch von vdL erklärte ein Offizier (vmtl Kdr NRU) im ZDF man unterstützte die ANSF nur noch „aus der Ferne und aus der Luft“.
Na dann wird ja alles gut.
Seit Jahrhunderten werden Soldaten vor einer Schlacht besoffen gemacht, um diese hemmungsloser zu machen. Aber bei einem Einsatz, der überwiegend nur aus Garnisons- und Patrouillendienst besteht, sollten Alkohol und Drogen (selbst in geringsten Mengen) verboten sein. Verstöße sollten mit sofortiger Entlassung in Unehren, Degradierung zum einfachen Soldat, Rückzahlung aller Einsatzzuschläge und Pensionsverlust bestraft werden. Der Umgang mit Waffen unter Alkoholeinfluß bzw. Drogen (auch Restalkohol) ist ein zu hohes Sicherheitsrisiko, für den Soldaten selbst und für seine Umgebung.
@AKamp: Gen Vollmer hat gehandelt? Aha, 2009 war er auch COM RC N (mit 1 Stern weniger). Da hat er dann damals offensichtlich nicht gehandelt? Warum jetzt?
Generell: Schön, dass endlich mit ISAF-Ende die Alkohol /2 Dosenregelung wieder hochgejazzt wird. Es ist schon verwunderlich. Letzte Woche wurde noch mit UvdL gemeinsam am Weihnachtsmarkt Glühwein getrunken, jetzt ist plötzlich der Teufel Alkohol soooo böse. Tja, mal wieder eine schön verlogene Diskussion. JEDER der sich betrinken will, wird schon wissen wie er es anstellt. Da gibts genug Mittel und Wege. Gabs immer und wirds immer geben – seit die Menschheit Genussmittel/Drogen gefunden hat. Schon mal was vom Postgeheimnis gehört?
Viel interessanter jedoch, das Unmengen Zigaretten im Zollshop vertickert werden. Gefühlt 15 verschiedene Marken beim Marketender und das gleiche beim Norweger. Eine Stange Pall Mall 9€, Gauloises 12€. Fragen? MMn einer der Gründe warum so viel geraucht wird im Camp. Wieso kommen diese so gesunden Zeitvertreiber ins Camp? Frachtraum für Zigarettenschachteln auf denen vor deren Konsum gewarnt wird?
Stattdessen hat mir doch wirklich ernsthaft ein Arzt (mit Wohlstandsbauch) im Camp gesagt, dass er am liebsten die Sporthalle schliessen würde[!!!]. Zu viele Sportverletzungen aus seiner Sicht. Ich sagte ihm, wenn er die schliesst, dann hat er doppelt so viele Verletzte aus Schlägereien oder Alkoholopfer zu betreuen.
Ich meine: Leben und leben lassen.
P.S.: Ich trinke mein letztes und dann mein erstes Bier immer in Termez.
Zum Thema Kosten – mal neben dem Alkohol . Wenn ich mal grob überschlage, dann sind alleine AVZ-Zahlungen von knapp 2 Mrd € geflossen. Ist auch interessant, oder? Nicht, dass ich das negativ kritisiere, allein die Zahl finde ich interessant.
@CRM-Moderator
Weise Worte. Wenn jeder einen Weg findet kann sich der Staat die ganze Mühe ja einfach sparen und die Versorgung der Truppe mit Alkohol einstellen. Wer sich dann das Zeug aus der Heimat schicken lässt und sich die Pilunsen reinknallt verstößt trotzdem gegen geltenden Befehl (bei kompletten Verbot) und muss halt mit den Konsequenzen leben, sofern er/sie beim Verstoß erwischt wird oder betrunken etwas anstellt.
Es ist in den letzten Jahrhunderten noch nie gelungen, Soldaten von Alkohol, Tabak und Nutten zu trennen :)
Zur Diskussion „Alkoholverbot im Einsatz“ resp. „Zwei-Dosen-Regelung“.
Mir war nicht bewußt, daß diese Bundeswehr sich in Afghanistan Regelungen wie in einem Mädchenpensionat zu unterwerfen hat.
Erstens.
Die Wehrmacht befand sich von 1939 bis 1945 „im Einsatz“, und in was für einem.
Die Truppe bestand nicht aus Abstinenzlern. Sie kannte jedoch die Grenzen, ohne „Zwei-Dosen-Befehl“, um kampf- und gefechtsbereit zu bleiben.
Zweitens.
Die „alte“ Bundeswehr auf dem Truppenübungsplatz. Am Vorabend eines großen „Gefechtsschießens der verbundenen Waffen“ (Gefechtsmunition. Damals mit wehrpflichtigen Soldaten im entsprechenden Ausbildungsquartal. Von „normalen“ Kampftruppenverbänden angelegt und durchgeführt – heutzutage wohl unvorstellbar.) im Offizierszelt im Biwak am Vorabend selbstverständlich Umtrunk „auf gutes Gelingen“. Brigade- und Divisionskommandeur schauten vorbei – und hoben das Glas. Und jeder war sich selbstverständlich bewußt, was der morgige Tag fordern würde. Besäufnis tabu.
Das gleiche galt für die Kompanien in ihren Biwakräumen. Und sollte einer Gefahr laufen, das eine „Bier zuviel“ zu trinken: Zugführer und „Spieße“ hatten ein waches Auge.
Das „Gefechtsschießen der verbundenen Waffen“ am Folgetag erwies den Ausbildungsstand. Mit „Restalkohol“ im Blute wäre das nicht möglich gewesen. Drogen damals sowieso ein Fremdwort. Disziplin war selbstverständlich.
@Zeitzeuge
Sie meinen so wie in dem Mädchenpensionat US Marines im Einsatz?
(SCNR)
Die Gesamtzahl der Soldaten im AFG Einsatz war ja nicht 3000, sondern übers Jahr gesehen (mehrere Kontingente) über 9000. Also 39 Soldaten von über 9000 haben sich verfolgungswürdig danebenbenommen. Also grob 0,4 % der Soldaten sind betroffen. Wenn ich hier mir so die deutsche Realität anschaue, finde ich das exorbitant wenig. Ich empfehle mal einen Gang über die Reeperbahn, nur so zum Vergleich. Skandal ist anders. Wahrscheinlich sind täglich mehr als 0,4 % aller Postboten betrunken unterwegs…deren Waffe ist dann halt das Auto.
@cosmo
„Es ist in den letzten Jahrhunderten noch nie gelungen, Soldaten von Alkohol, Tabak und Nutten zu trennen :)“
Das ist ein Gerücht. Gerade den Amerikanern ist es weitestgehend gelungen, die Kräfte im Einsatz drogenfrei zu machen, wenn man mal von Zigaretten und Kautabak absieht, wobei die aber nicht die Auswirkungen auf die Disziplin haben, die Alkohol und andere Drogen z.B. in Vietnam hatten.
Über die militärische Sinnhaftigkeit von Prostitution wird gestritten, aber in Afghanistan und im Irak gibt bzw. gab es diese für westliche Soldaten praktisch nicht, ohne das in Folge Disziplinprobleme wie Vergewaltigungen auftraten. Wo es aber Zugang zu Prostituierten gibt, wird dieser auch genutzt, mit diversen problematischen Folgen, angefangen von sehr üblen Krankheiten, die manche Bw-Fallschirmjäger aus dem Kongo mitbrachten (besonders ungünstige Kombination von alkoholbedingter Unvorsicht und Prostitution), bis hin zum Informationsabfluss, Erpressbarkeit und Finanzierung der Organisierten Kriminalität durch Nutzung Prostituierter durch Bw-Soldaten auf dem Balkan.
Da die von „Zeitzeuge“ erwähnte Selbstverständlichkeit der Disziplin offensichtlich nicht (mehr) gegeben ist, muß man Führungsschwäche als Ursache vermuten. Es gibt für diese Form von Schwäche ein Wort, nämlich „Kameraderie“, also die Hoffnung mancher Vorgesetzter, durch die Duldung oder sogar Förderung von Disziplinverstößen beliebter zu werden. Das setzt sich bis auf höchste Ebenen fort, und die überall propagierte „Attraktivität des Dienstes“ ist m.E. nichts anderes als eine Form dieser schädlich wirkenden Kameraderie. Erst wenn man die dadurch zerstörten Standards wieder errichtet, wird man irgendwann wieder davon ausgehen können, dass die Grenzen wieder allgemein bekannt sind und weitgehend von alleine eingehalten werden.
@Zeitzeuge
Danke, dass jemand es wagt, auszusprechen, was meine Erlebenswelt beim Bund und im Leben allgemein betrifft.
Erwachsene Menschen sollten auch so behandelt werden, in dem eben nicht alles verboten oder bis aufs kleinste iTüpfelchen geregelt wird.
Das erfordert Mut der Vorgesetzten, ggü. der höheren (ggf. auch politischen Dienstaufsicht), aber ggf auch die volle Strenge.
Diese umfassenden Verbote reizen ja vor allem „normale“ Menschen, sie zu umgehen, die wahrlichen Adressaten solcher Regelungen umgehen dies doch eh.
Bei meinen Einsätzen hätten meine Jungs immer von mir das Verbot, am Abend vorher noch eins zu trinken, jedoch wenn die dann nach ner knappen Woche wieder reinkamen, hab ich schon mal auch bei nem dritten nix gesagt, wenn. Patrouillenführer dabei war, und es nicht in den Betreuungseinrichtungen war.
Vollkommen dienstfähig muss doch das Stichwort sein.
Und wie die Amis kulturell gleichermaßen wie im militärischen mit Alkohol umgehen, ist wohl beileibe nichts, was wir uns als Vorbild nehmen sollten.
Wohne in der Nähe einer größeren Ami Garnison hier in Deu und kann nur bezeugen, diese Verbote im Einsatz sorgen dann dafür, dass daheim dann doppelt und dreifach über die Stränge geschlagen wird…. ( und nicht nur mit Alkohol)
@Ayar: „Das ist ein Gerücht. Gerade den Amerikanern ist es weitestgehend gelungen, die Kräfte im Einsatz drogenfrei zu machen, wenn man mal von Zigaretten und Kautabak absieht, wobei die aber nicht die Auswirkungen auf die Disziplin haben, die Alkohol und andere Drogen z.B. in Vietnam hatten.“
Wo haben sie dass denn aufgeschnappt. Einfach mal nachts in die entsprechenden amerikanischen „Raucherecken“ gehen. Da hat der Zigarettenqualm einen etwas ungewohnteren Geruch.
Und ja, es soll auch Amerikaner geben, die die deutsche 2 Dosenregelung zu ihrem Nutzen auszulegen wissen.
Sozialer Stress erhöht den Gebrauch von „Genussmitteln“.
Das Wasser findet seinen Weg und die Wege des Herrn sind unergründlich.
Kann mir jemand meine obige Frage zu General Vollmer 2009 und dem „Nichtdurchgreifen“ beantworten?
Da fällt mir ein:
In Kandahar oder Bagram gab es Warnschilder, sich in gewissen dunklen Ecken im Camp nachts nicht hinzuwagen, da Überfallgefahr. Der politisch unkorrekte Volksmund nannte das „Designated Rape Areas“.
Talking Rape. Hatte da nicht ein Ex-VM kürzlich gesagt:“Frauen tun der Bundeswehr in jeder Weise gut“? Wahrscheinlich hatte er da nicht die zusätzlich geschaffene Einnahmequelle des ältesten Gewerbes der Welt im Kopf, die auch die ein oder andere Soldatin angezapft haben soll. Ganz ohne Zwang, Frau Schwarzer.
Und wer die vielen (meist amerikanischen) Testestoronjünger in der Gym sieht, der weiß auch, dass die Grenzen der Genetik durchaus medikamentös verschoben werden können.
Apropos, haben wir uns alle eigentlich schon verinnerlicht, dass Afghanistan DER Drogenlieferant der (westlichen) Welt ist. Ja? Wieso sollte dann das kleine gallische Dorf mittendrin drogenfrei sein? Gelächter in der Südkurve.
Wers nachlesen will:
http://de.wikipedia.org/wiki/Afghanistan#Wirtschaft
Auszug: “ 2006 betrug der Handel mit Opium 46 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Die Anbaufläche für Schlafmohn stieg seit der Beseitigung des Taliban-Regimes kontinuierlich, im Jahr 2006 erneut um 59 Prozent auf rund 193.000 Hektar. Nach Angaben des UNO-Büros für Drogen und Verbrechen (UNODC) wurden im Jahr 2006 über 6000 Tonnen Opium geerntet, das entspricht 92 Prozent der gesamten Weltproduktion. “
Bevor ich jetzt noch als Nestbeschmutzer hingestellt werde: Alle machen hier einen guten Job. Ausschläge nach unten und oben gabs immer, gibts immer und wird es immer geben. Und „früher“ gabs das auch schon alles. Stichwort „Panzerschokolade“.
http://de.wikipedia.org/wiki/N-Methylamphetamin
Nur es gab kein Smartphone und Internet die jede Verfehlung sofort publik machen können. Also Schluß mit der Scheinheiligkeit. Wahrnehmung der Realitäten. Wenn Regeln, dann solche, die auch durchsetzbar sind und versuchen sich ab und an an der Lebensrealität zu orientieren. Soldaten sind Menschen wie du und ich.
http://www.dctp.tv/filme/schramm_sanftleben_das-weichziel-ist-der-mensch/
Guten Morgen zusammen,
ich kann aus meiner Truppenzeit Zeitzeuge nur zustimmen.
Auf den Übungen auf denen es Alkoholverbote gab wurde meist, unabhängig von Dienstgrad und Verwendung, mehr gesoffen als auf denen bei denen an den „gesunden“ Menschenverstand appelliert wurde.
Ist auch nachvollziehbar – ob ich nun wegen 1 „Feierabendbier“ ein Diszi einfahre oder aber wegen eines Vollrausches wäre egal gewesen, bestraft wäre man worden, wenn nicht die Vorgesetzten lieber das Übungsziel als die Schreibtischarbeit der Diszis im Schwerpunkt gesehen hätten – mir erschien das Verbot damals schon sinnlos.
In Führungspostion habe ich mich dann selbst an meinen Eindruck gehalten und bin nach der Devise gefahren, Dienstfähigkeit / Kraftfahrtüchtigkeit sind zu erhalten, gegen ein Bier zum Einschlafen bei Schichtende ist aber nicht einzuwenden. In knapp 11 Jahren in personalverantwortlicher Führungsposition habe ich gerade einmal 2 Diszis in Alkoholfällen verhängen müssen – beide damals im Einsatz auf dem Balkan, da Kameraden über die Stränge geschlagen hatten – alle anderen Soldaten waren entweder zu clever für mich oder haben den Sinn des Ganzen verstanden.
Mein Petitum ist und bleibt gebe keine Anweisungen und Befehle die du nicht durchsetzen/vorleben kannst. Insofern ist das „Durchgreifen“ bei der 2-Dosen-Regelung zwar konsequent, aber über die Dunkelziffer möchte ich lieber keine Schätzung abgeben.
Aber wir driften hier aus meiner Sicht vom Ausgangsthema ab – den Kosten des Einsatzes.
Die nur 11 Mrd € sind aus meiner Sicht eine Farce – wie oben schon erwähnt wurden eda-Kosten unterschlagen, genauso wie die höheren Verbräuche an WaSys und Material, die Kosten der errichteten / angemieteten Infrastruktur (auch im umgebenen Ausland und in DEU) und die zusätzlichen Ausbildungskosten.
Da aber im Nachhinein diese Vollkostenrechnung kaum mehr nachvollziehbar ist wird man solche „All inclusive Kosten“ wohl nie sehen.
Früher wurde mal behauptet, dass das Außenministerium die entsprechenden Kosten der Bw aus seinem Haushalt refinanzieren würde, da die Bw ja als verlängerter Arm agiere – davon war und ist nichts mehr zu hören, die Kosten der Auslandseinsätze sind zu 100% aus dem Einzelplan 14 zu erwirtschaften und fehlen somit an anderer Stelle – und das auch für medienwirksame parteipolitische Werbemaßnahmen einzelner Politiker.
Einen schönen Sonntag noch
Lippe65
@Ayar Shawkla
Da sind mir ein paar Unschärfen drin, die ich so nicht stehen lassen kann. Da ich derzeit keinen Zugriff auf meine Primärquellen habe, bitte ich eine fehlende Zitatunterlegung zu entschuldigen.
Prostitution-
Die Punkte, die Sie anbringen gelten ebenso 1:1 in Deutschland, ohne Abstriche. Gefahr von Krankheiten, Erpressung, Unterstützung der OK, Verflechtung in romantische Beziehungen. Im Einsatz: Dies ließe sich durch gezielte Aufklärung vermeiden und durch den ehrlichen Umgang mit Sexualität auch lösen. Und die Nutzung von Kondomen sollte hinreichend bekannt sein, hier könnte der Feldarzt des Vertrauens ebenjene aushändigen, denn wie ich lernen musste, gibt es in Ländern des afrikanischen Kontinetes durchaus Kondome verschiedener Qualitätsstufen!
Bin ich mit der Information noch aktuell, dass Franzosen Prostituierte bei langen Missionen mit nehmen, bzw Zugang zum Camp ermöglichen?
Sexualdelikte-
Es gibt hinreichend Belege, sowohl für die deutschen Streitkräfte, als auch besonders für die amerikanischen. Vergewaltigungen finden statt, wer das leugnet oder versucht zu leugnen – puh – es reicht ja ein Blick ins tägliche Leben. Der Satz: Jede Vergewaltigung ist eine zuviel, ist abgedroschen, hat aber an Aktualität leider nichts eingebüßt. Es ist absolutes Führungsversagen, wenn es zu Sexualdelikten in der Truppe kommt und keine strafrechtlichen und dienstrechtlichen Konsequenzen erfolgen. Hier gab es Berichte der m.W. US Army, wo die Untersuchung von Delikten nicht erfolgte. So erfährt das Opfer eine doppelte Demütigung und die Truppe lernt nicht.
@MK20/Koffer
Es wird bei keiner Frage in der klinischen PRaxis soviel gelogen, wie beim Alkoholkonsum. Aus Scham, aus Wissenheit. Man sollte sich nicht täuschen, wieviele MEnschen in Deutschland ein offensichtliches Alkoholproblem haben. Da sollte man die tatsächliche Abhängigkeit drunter fassen aber auch das RisikoTrinkverhalten, was eine fast unglaubliche Zahl an PErsonen umfasst. Wer nicht auf den Alkohol verzichten kann, wer ihn zum Stress abbauen braucht, zum Runterkommen, zum Entspannen, ‚Es gehöhrt ja dazu‘ – fällt ganz klar klinisch in diese Gruppe. Da ist der mengenmäßige Konsum eher zweitranging. (Dieser spielt bei den Abhängigen eine Rolle zum Erreichen der Kickschwelle, Pegel halten um Entzugsysmptome zu vermeiden etc). Sie haben also beide Recht und treffen sich irgendwo in der Mitte. Alkohol erfährt leider eine massive Verharmlosung in Deutschland, auch wenn er kultur-historisch ‚dazu‘ gehört.
Es ließen sich ganz einfach durch Blutuntersuchung gewisse Marker messen, umzu sehen, ob jmd chronisch/regelmäßig trinkt. Der Blutalkoholwert ist dann in dieser Konstellation eher ganz ’nett‘ für das aktuelle ‚Lagebild‘ ;). Für Drogen sind diese Test ja hinreichend bekannt. Noch sind Drogenscreenings im Berufsleben nicht gängig…spannend wären die Ergebnisse aber allemal.
U.S. intelligence estimate sees big rollbacks in Afghanistan. (reuters)
Übergabe in Verantwortung…..
Als Frau finde ich den einen oder anderen Insider-Kommentar äußerst interessant, frage mich allerdings immer wieder, wofür eigentlich so viel Geld in AFG ausgegeben wurde (um sich möglichst häuslich einzurichten?). Zumal viele große Rechnungen erst im nächsten Jahr zu begleichen sind.
@CRM-Moderator: D’accord !!!
@Ayar Shawkla:
Haben Sie sich schon mal in der Schlammzone aufgehalten (und nicht nur durchgerauscht)? Dann sollten Sie auch den Begriff „GI-Gin“ kennen (kodeinhaltiges Hustenmittel mit hohem Anteil von Alkohol), und wenn nicht vorhanden, dann gibt es andere Möglichkeiten sich das zu verschaffen was man braucht, auch wenn es verboten ist.
Ich rede hier von Fakten und einer alten militärischen Regel:
„Gib keinen Befehl den Du nicht umsetzen kannst!“
Dass is so!!! – Und weder Vorschriften noch Befehle oder Diszis werden das jemals ändern. Verbote sind dazu da umgangen zu werden, das macht ja erst den Reiz aus!
Sehen Sie meine Auslegungen bitte als „Lebensweisheiten“ eines alten Soldaten, Sie haben zwar theoretisch recht, aber praktisch läßt sich das kaum umsetzen.
Tabak bekommt man hinterher geworfen und was das Zwischenmenschliche betrifft: Wenn denn schon keine Prostitution möglich ist dann nennt man die Alternative:
„Friendship with benefits!“
Wie ich den Begriff das erste Mal gehört habe musste ich ihn mir auch erst einmal erklären lassen :)