Antipiraterie-Missionen vor Somalia unter neuer Führung. Und die Serben bei der EU mit im Boot

Der Einsatz internationaler Marineschiffe vor Somalia macht derzeit kaum Schlagzeilen – weil die Aktionen von Piraten am Horn von Afrika weiterhin sehr gering sind. Trotzdem sind natürlich unverändert Kriegsschiffe und Seeleute aus etlichen Nationen anden verschiedenen Antipirateriemissionen beteiligt, unter anderem seit Anfang Dezember die deutsche Fregatte Hessen. Deshalb ein kurzer Überblick:

Sowohl die EU-Mission Atalanta (CTF465) als auch die NATO-Mission Ocean Shield (CTF508) stehen seit diesem Wochenende unter neuem Kommando.

• Bei Atalanta übernahm Frankreich die Leitung des Einsatzes vor Ort von den Niederlanden (die aber, wie auch schon in der Vergangenheit, parallel in der NATO-Mission engagiert bleiben). An der EU-Mission beteiligen sich neben Frankreich mit dem LPD Siroco als Flaggschiff und der Hessen die Italiener mit der Fregatte Libeccio und die Spanier mit dem Hochsee-Patrouillenboot Tornado. Hinzu kommen mehrere Seefernaufklärer: Derzeit wieder eine Orion P-3C der Deutschen Marine, eine Casa-235 aus Spanien und mehrere von einer Zivilfirma gecharterte luxemburgische Flugzeuge, die auf den Seychellen stationiert sind. (Danke bei der Gelegenheit an den Bloggerkollegen von Bruxelles2 für zusätzliche Infos!)

Außerdem ist erneut eine Nicht-EU-Nation an Atalanta beteiligt: Serbien stellt seit Anfang Dezember ein autonomes Schutzteam (Autonomous Vessel Protection Detachment, AVPD), das auf dem Frachter Carolin Scan eingeschifft ist, der im Auftrag des Welternährungsprogramms Lebensmittel nach Somalia bringt (siehe Foto oben).

• Bei Ocean Shield wechselte das Kommando von Norwegen zu Spanien – vor allem deshalb, weil die Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG2) für die nächsten Monate die Antipirateriemission am Horn von Afrika übernimmt. Sie besteht aus der spanischen Fregatte Alvaro de Bazán und der türkischen Fregatte Gelibolu. Hinzu kommt, da wird’s interessant, die ukrainische Fregatte Hetman Sahaydachniy – die gehört bislang schon zur NATO-Einsatzgruppe und soll auch beim Wechsel zur SNMG2 vorerst bleiben.

Langfristig ist – oder war? – allerdings vorgesehen, dass das ukrainische Kriegsschiff im Anschluss in die EU-Mission Atalanta wechselt. Keine Ahnung, ob das, was derzeit in Kiew passiert, diesen Plan beschleunigt oder vereitelt.

(Der Vollständigkeit halber: Der dritte große Antipiraterie-Verband am Horn von Afrika ist die Combined Task Force 151, die derzeit unter britischem Kommando steht und immer wieder Kriegsschiffe von Nicht-NATO- und Nicht-EU-Nationen wie Australien oder Südkorea dabei hat. Außerdem sind seit Jahren Russland, Indien und China, teilweise auch Japan mit Schiffen oder Flugzeugen zur Pirateriebekämpfung in der Region präsent.)

Nachtrag: am 9. Dezember gab’s erstmals wieder einen Angriffsversuch.

Nachtrag 2: Die NATO-SNMG2 ist unter anderem deshalb klein, weil die deutsche Fregatte Sachsen aus dem Verband herausgelöst wurde – denn das deutsche Mandat am Horn von Afrika gilt nur für die EU-, nicht aber für die NATO-Mission.

(Foto: Das serbische AVPD-Team – EUNAVFOR via Flickr)