RC N Watch: Für die Statistik – drei von Deutschen angeforderte Luftangriffe im Norden

Es ist gut, dass die Kollegen von dpa beim Einsatzführungskommando der Bundeswehr mal nachgefragt haben, aber die Antwort wird die Leser von Augen geradeaus! nicht überraschen: In drei Fällen hat die Bundeswehr im Norden Afghanistans in diesem Jahr Luftunterstützung für die afghanischen Sicherheitskräfte angefordert, bei denen es zum Einsatz von Waffen kam. Aus der dpa-Meldung (zu finden auf verschiedenen Zeitungswebsites, Link aus bekannten Gründen nicht):

Die Bundeswehr hat in Nordafghanistan in diesem Jahr bereits drei Luftangriffe gegen Aufständische veranlasst und damit mehr als bisher bekannt. In allen Fällen dienten die von US-Kampffliegern ausgeführten Luftschläge der Unterstützung der afghanischen Streitkräfte. (…) Zivilisten seien durch die Luftschläge nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht geschädigt worden, erklärte ein Sprecher auf dpa-Anfrage.

Ein Fall war von der Bundeswehr bereits selbst mitgeteilt worden, nämlich der Luftangriff im Distrikt Char Darrah, wenige Kilometer vom deutschen Feldlager in Kundus entfernt, am 7. September. Damit sollte verhindert werden, dass Aufständische einen Posten der afghanischen Sicherheitskräfte überrennen – die den Deutschen aus den vergangenen Jahren gut bekannte Höhe 432 bei Isa Khel.

Die beiden anderen Fälle von Close Air Support mit Waffeneinsatz waren zu vermuten – beide Male im Distrikt Warduj in der Nordostprovinz Badakshan:

• Laut dpa am 22. März mit Schüssen aus einer Bordkanone — bei der Operation hatte die Bundeswehr rund 150 Soldaten zur Unterstützung eingesetzt; auch Kampftruppen, um im Notfall den Afghanen beistehen zu können.

• Ebenfalls laut dpa am 30. Mai ein Bombenabwurf  – da hatte die Bundeswehr schon damals mitgeteilt, dass ISAF Luftnahunterstützung einsetze. Dass die von deutschen Soldaten angefordert worden war, ist naheliegend, auch wenn das in der damaligen Meldung so nicht drinstand:

ISAF-Kräfte beraten bei der Planung der Operation und unterstützen mit Aufklärungsflügen und luftgestützten Wirkmitteln. Infolge andauernder Gefechtshandlungen erlitten die ANSF entsprechend eigener Angaben bisher vier Gefallene, 18 Verwundete und vermutlich  13 Vermisste. Im Zuge auch von durch ANSF angeforderter ISAF- Luftnahunterstützung soll nach ersten Meldungen eine erhebliche Anzahl an OMF getötet worden sein.

Und ehe jetzt ein paar zu erwartende politische Reaktionen kommen: Zum einen kann man angesichts der Lage im Regionalkommando Nord nicht wirklich behaupten, dass drei Mal Close Air Support in einem Dreivierteljahr irre viel wäre. Und zum anderen, wie oben ersichtlich: Dass es diese Missionen der Bundeswehr zur Unterstützung von afghanischer Armee und Polizei in Gefechten gab, dürfte zumindest den Bundestagsabgeordneten aller Parteien bekannt gewesen sein.