Luftwaffeninspekteur hält bewaffnete Drohnen weiter für nötig: „Das hat der Einsatz bewiesen“ (Update: Transkript)
Mit Generalleutnant Karl Müllner, dem Inspekteur der Luftwaffe, habe ich am (heutigen) Mittwoch in Berlin über (Kampf)Drohnen, den EuroHawk und noch ein paar Dinge gesprochen. Müllner setzt sich weiterhin für die Beschaffung bewaffneter Drohnen für die Bundeswehr ein, weil sie für die Auslandsmissionen notwendig seien: Das hat der Einsatz bewiesen.
Das ganze Interview, ungeschnitten, hier zum Anhören:
Tonprobleme bitte ich zu entschuldigen – der Inspekteur ist zwischendurch ein bisschen leise, aber ich hoffe gut genug zu verstehen.
Mit ein wenig Leserhilfe (vielen Dank!) ist jetzt ein Transkript des Interviews zustande gekommen – hier ist es; meine Fragen kursiv:
Willkommen bei Augen geradeaus!, heute zum Interview der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Karl Müllner. Herr Müllner, vielen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen. Steigen wir doch direkt ins Thema ein. Was vor dieser Bundestagswahl die Diskussion sehr oft beherrscht hat und zu streitigen Debatten geführt hat: Bewaffnete Drohnen, also unbemannte fliegende Systeme mit Bewaffnung – wie sieht’s da jetzt eigentlich aus für die deutsche Luftwaffe?
Für die Bundeswehr, muss man ja sagen, weil die Luftwaffe betreibt, wenn’s entschieden wird, diese Systeme am Schluss. Ich halte es nach wie vor für zwingend erforderlich, dass wir als Bundeswehr diese Fähigkeiten in der Zukunft haben werden. Alle Erfahrungen aus den Einsätzen, insbesondere aus Afghanistan zeigen: Ohne die Überwachung aus der Luft und die Unterstützung aus der Luft kann keine Patrouille irgendwo mehr rausgehen und ihren Auftrag erfüllen. Und wenn man sowohl die Überwachung als auch die Unterstützung zusammenfasst, dann kann man das am Besten mit einer Plattform, also einer bewaffneten Drohne, also einem unbemannten Flugzeug tun.
Nun hat Deutschland ja bei den USA in diesem Jahr angefragt, ob eine Lieferung von Predator B oder Reaper möglich ist, das wurde auch positiv bestätigt. Allerdings war die Anfrage schon gerichtet auf Maschinen ohne Bewaffnung. Wann sollte/müsste/könnte denn jetzt eine solche Anfrage kommen nach bewaffneten Maschinen dieser Art?
Wir wollen die Fähigkeit die wir in Afghanistan derzeit haben natürlich kontinuierlich weiterbilden, wahren und erhalten …
Aber, Entschuldigung, Sie haben die doch gar nicht in Afghanistan?
In Afghanistan haben wir den Heron I seit etlichen Jahren schon im Einsatz und planen derzeit, und überlegen derzeit, wie lange wir ihn noch dabehalten werden, ob er auch in der Nachfolgemission noch eine Rolle spielen kann. Allein dadurch zeigt sich der Bedarf an unbemannten Luftfahrzeugen. Wir werden natürlich überlegen müssen, wie wir das in der Zukunft machen, und deswegen strebe ich jetzt auch eine Auswahlentscheidung für ein zukünftiges System für möglichst für Frühsommer nächsten Jahres an, damit wir die Zeitlinien erfüllen können, nach 2017 den Auftrag weiterhin erfüllen zu können. Dazu braucht man natürlich Angebote auf dem Tisch, sonst kann man keine Auswahl treffen und die Angebote werden derzeit eingeholt von den Amerikanern, von den Israelis und natürlich wird auch überlegt, ob man vielleicht mit einer Eigenentwicklung die Fähigkeitslücke füllen kann.
Das heißt, es gibt jetzt schon ein Anfrage an die Amerikaner nach einer bewaffneten Drohne dieses Typs?
Wir wollen erstmal das auswerten, was wir als Antwort auf die ursprüngliche Anfrage, die ja die Bewaffnung nicht beinhaltet hat, … das wollen wir erstmals auswerten, ebenso wie die Angebote auch der israelischen Industrie, und ich denke auch bei den Amerikanern wird man noch mal politisch klären müssen, inwieweit die Bewaffnung zur Verfügung gestellt werden kann.
Nun haben ja die Italiener, wenn ich das richtig sehe, diese Anfrage gestellt nach bewaffneten UAVs, haben aber entweder gar keine oder eine negative Antwort, ich bin da jetzt nicht sicher. Rechnen Sie denn jetzt damit, dass es beim guten Verbündeten Deutschland einfacher wird?
Das ist eine politische Frage, die muss vom amerikanischen Kongress vor allem beantwortet werden. Aber offensichtlich ist das eine hochpolitische Angelegenheit, die in Washington geklärt werden muss. In der Tat, die Italiener, soweit ich das weiß, haben bis jetzt noch keine positive Antwort bekommen, aber die Signale sind schon so, dass das letztendlich positiv entschieden wird und da muss man dann sehen, ob das dann auch für uns verfügbar ist.
Nun war ja die politische Diskussion der vergangenen Monate sehr zwiegespalten von Seiten der Union, auch von Seiten des Verteidigungsministers die Aussage: „Wir wollen das zumindest prüfen, wir wollen diesen Weg gehen“ … von Seiten der Sozialdemokraten sehr ablehnend bis abwartend gegenüber bewaffneten Drohnen. Halten Sie es denn für wahrscheinlich oder trauen Sie sich eine Prognose zu, ob eine solche Beschaffung in Angriff genommen wird oder nicht?
Ich bin zumindest hoffnungsvoll, dass eine Entscheidung getroffen werden kann. Ich nehme natürlich die Diskussion und die Argumente sehr ernst und habe mich auch der Diskussion gestellt und versucht meinen Beitrag zu leisten, um vor allem die Sache zu erklären und die Notwendigkeit zu erklären, aber letztendlich ist es eine Entscheidung, die in der Bundesregierung und letztendlich im Parlament gefällt werden muss. Aber ich denke mit einer nüchternen Betrachtung dessen, was die Bundeswehr an Fähigkeiten braucht, sollte man auch in der Lage sein, eine entsprechende Entscheidung zu fällen.
Dann sagen Sie mir doch in zwei Sätzen: Die Bundeswehr braucht bewaffnete Drohnen – weil?
… sie notwendig sind, um den Auftrag zu erfüllen. Wir brauchen diese Unterstützung, die durch diese Plattformen geleistet werden kann, auch was die Bewaffnung anbelangt, weil: der Einsatz hat’s bewiesen.
Nun ist ja noch lang nicht klar, ob künftige Einsätze so ähnlich sein werden wie in Afghanistan und UAVs können Sie eigentlich nur einsetzen in Szenarien, wo die eigene Seite die Luftüberlegenheit hat. Also in dem Moment, wo sie mit einer gegnerischen Luftabwehr, Jägern und ähnlichem rechnen müssen, sind Drohnen nicht so sinnvoll. Bleibt trotzdem die Aussage: Die Wahrscheinlichkeit spricht dafür, dass wir das brauchen, auch in Zukunft?
Ich sage, es ist immer notwendig, einen Mix an Fähigkeiten zu haben, selbst in einem Szenario, wo es Bedrohung vom Boden aus gibt, wird immer einmal der Punkt kommen, wo der Luftraum auch beherrscht wird. Und dann kommt auch die Zeit der Plattformen, so wie sie heute ausgelegt sind, wobei ich natürlich an die Zukunft denke, und mir dann die Frage stelle, ob nicht die nächste Generation von unbemannten Luftfahrzeugen dann auch Fähigkeiten haben werden, in einem Szenario unter Bedrohung eingesetzt zu werden. Aber das ist Zukunftsmusik.
Soweit sind noch nicht einmal die Amerikaner, oder nur experimentell.
Ja, aber konzeptionell weist der Weg in diese Richtung und das muss jetzt von Ingenieuren untersucht werden, wie man so etwas realisieren kann; da gibt es ja nicht nur die Amerikaner, die dran arbeiten, sondern auch Briten und Franzosen haben ein entsprechendes defence agreement beschlossen, in dem sie sich das vorgenommen haben, und da muss man dann fragen, ob die deutsche Industrie sich dran beteiligt.
Nun haben Sie ja erwähnt, neben USA und Israel, käme auch eine europäische Eigenentwicklung möglicherweise in Betracht. Dann verabschieden sie sich aber vom Ziel 2017, oder?
Also, das ist richtig, man muss das abwägen und auch im gesamtstaatlichen Interesse erwägen. Das ist eine hochpolitische Angelegenheit. Wir werden uns die Frage stellen müssen, ob diese Technologie der unbemannten Fliegerei, vor allem auch was auch die zivile Nutzung anbelangt, nicht so relevant ist, dass man vielleicht auch diesen Weg gehen muss.
Wo wir gerade bei Drohnen sind, springen wir zu einem etwas anderen Thema: Eine Drohne hat, o, auch die Debatte beherrscht, obwohl sie unbemannt ist, nämlich der EuroHawk. Wie geht’s an der Stelle eigentlich weiter? Wird jetzt alles abgewrackt? Rechnen Sie zum Beispiel damit, dass sie die Missionsausstattung, die Aufklärungsausstattung, auch werden nutzen können in absehbarer Zeit?
Also wir haben ja die Entscheidung getroffen im Mai diesen Jahres, dass das Projekt nicht fortgesetzt wird, auch die Serie nicht beschafft wird. Absicht ist natürlich, dass die Entwicklung der Sensorplattform, die auch deutsche Firmen geleistet haben, dass die genutzt wird um in einer alternativen Lösung verwendet und eingebaut zu werden. Das wird derzeit untersucht, um dem Generalinspekteur im Laufe des Herbstes eine Empfehlung geben zu können, wie man unter Nutzung dieser Plattform nach Alternativen suchen könnte.
Sie als Fachmann: Wird das eher bemannt oder unbemannt sein?
Das ist schwer zu sagen, aber ich denke eher, dass es eine bemannte Lösung sein wird.
Und was machen sie mit dem EuroHawk? Stellen sie den hier in Gatow ins Luftwaffenmuseum?
Also darüber ist noch keine Entscheidung getroffen, das Fluggerät gehört auch nicht der Luftwaffe, sondern dem Rüstungsbereich, da wird man eine entsprechende Entscheidung über die Zukunft noch zu fällen haben.
Könnten sie denn, als derjenige, der für die Luftwaffe zuständig ist, sich vorstellen dieses Gerät wie auch immer doch noch weiter zu betreiben?
Wenn man mir das Fluggerät gibt, mit einer entsprechenden Zulassung, so dass ich den Flugbetrieb auch wirklich durchführen kann, dann ist natürlich nichts auszuschließen.
Entsprechende Zulassung heißt: so wie bisher bei den Testflügen, gesperrt aufsteigen, dann im unkontrollierten Luftraum, oder was heißt das?
Das heißt ja nicht nur, dass diese Flugbeschränkungen bestehen, das geht ja weit darüber hinaus, unter welchen Bedingungen das Gerät überhaupt fliegen kann als Prototyp. Wenn ich einen sinnvollen Einsatz fliegen will, dann muss die Zulassung mehr erlauben als was derzeit möglich ist.
Wäre eigentlich denkbar, dass dieses Gerät mit der derzeitigen Zulassung zum Beispiel in Richtung Syrien eingesetzt werden könnte, jetzt unabhängig von den politischen Fragen, also rein technisch gesehen?
Rein technisch gesehen denke ich ist das schon möglich. Die Frage ist, ob man Überflugrechte über andere Nationen bekommt und ob die das erteilen auf der Basis einer Protoypenzulassung. Ich hab‘ da meine Zweifel.
Das führt mich jetzt natürlich zu der Frage, wie Sie das beim Thema AGS sehen mit dem GlobalHawk. Da wird es ja ähnliche Probleme zumindest geben können, wir reden ja über Italien, also auch ein europäisches Land. Hat das, was beim EuroHawk hochgekommen ist, Auswirkungen auf das geplante Alliance Ground Surveillance System?
Ich hab‘ mit meinem italienischen Kollegen darüber gesprochen, und er sieht keine Probleme, es in Italien zuzulassen. Die Bedingungen sind auch völlig anders. Wir reden beim EuroHawk ja über ein Unikat, bei dem wir Schwierigkeiten hatten, den Zulassungsprozess durchzuführen, auch wegen der Dokumentation und ähnlichem. Beim AGS ist das völlig anders. Der hat eine amerikanische Zulassung, auf die die Italiener dann aufsetzen werden. Und mit einem aus Sicht des italienischen Kollegen vertretbaren Aufwand wird das Gerät zugelassen, so wie die Amerikaner ihre AGS heute auch schon fliegen.
Entschuldigung, da bin ich etwas irritiert. Der EuroHawk basiert ja auf dem GlobalHawk Block 20, der in den USA auch eine Art Zulassung hatte, aber, ich sage immer leicht flapsig, so eine Art Kriegszulassung. Und bei dem Block 40, auf dem AGS beruht, ist es doch so viel anders nicht, weil die permanent weiterentwickelt werden.
Sie haben das ja schon richtig mit dem Begriff ‚Kriegszulassung‘ bezeichnet. Das ist eine andere Ausgangsbasis als die, die heute beim Block 40 vorliegt. Und für die Italiener ist das eine ausreichende Basis, auf der sie zulassen können. Sagen sie zumindest, und ich gehe davon aus, dass das stimmt.
Und die dürfen dann auch über Deutschland fliegen?
Das muss dann entschieden werden, wenn’s so weit ist, und dementsprechende Überfluggenehmigungen beantragt werden.
Ich meine, innerhalb der NATO, wenn wir uns mal AWACS angucken, da läuft das ja einmal zugelassen und dann im ganzen NATO-Luftraum ohne Einzelgenehmigung.
Die Flugzeuge, auch die AWACS, brauchen natürlich eine Überfluggnehmigung gegenüber jedem Staat. Sie sehen das ja auch an den Schwierigkeiten, die wir hatten, AWACS in Afghanistan einzusetzen und entsprechende Überfluggenehmigungen zu bekommen. Das liegt in der Souveränität jedes Staates…
Aber innerhalb der NATO ist es doch eine standing procedure, also wenn ein AWACS nach Frankreich fliegt, brauchen Sie dafür keine extra Genehmigung?
Ich brauche schon eine Genehmigung, weil, ich muss einen Flugplan machen, und da muss die Genehmigung auch drinstehen.
Ok. Das übersteigt jetzt mein laienhaftes Verständnis. Kommen wir mal aus der Luft zum Boden. Bodengebundene Flugabwehr. Die Bundeswehr hat Patriot-Flugabwehrsysteme, die ja im Moment auch in der Türkei eingesetzt sind; es gibt Stinger als Man-portable Air Defense System, unter anderem auch auf Ozelot. Beide Systeme habe ein absehbares Ende ihrer Nutzungszeit. Steht die Bundeswehr, steht Deutschland in ein paar Jahren ohne jegliche Flugabwehr da?
Nein, das sehe ich natürlich nicht so. In der Neuausrichtung der Bundeswehr haben wir ja die Verantwortung für gewisse Fähigkeiten in eine Hand gelegt, und die Luftwaffe hat die Verantwortung für die Bundeswehr, die Luftverteidigung sicherzustellen. Was wir tun, ist, wir denken dabei nicht in Systemen und der Frage von Nachfolge von Systemen, sondern im Sinne von Fähigkeiten, und deswegen muss man die Frage, inwieweit wir das leisten, was bisher Ozelot und Stinger geleistet haben, im Gesamtkontext der Gesamt-Weiterentwicklung der bodengebundenen Luftverteidigung [sehen], und da stellt sich das auch im Kontext der Nachfolgefrage Patriot, und wie weit diese Fähigkeit dann auch den Bedarf, ich will mal sagen am unteren Ende abdecken kann. Da sind wir konzeptionell gerade am Arbeiten, da haben wir noch keine Antworten. Sicherlich wäre auch eine Verlängerung von Ozelot und Stinger eine Option, die aber auch finanziert und mit Personal hinterlegt werden muss. Da habe ich noch keine Entscheidung.
Wie viel Zeit haben Sie denn noch, ehe sowohl Ozelot/Stinger als auch Patriot sozusagen das Ende der – auch wirtschaftlich vertretbaren – Lebenszeit erreicht haben?
Das ist unterschiedlich von den Systemen. Aber Ozelot und Stinger werden gegen Ende des Jahrzehnts sowohl das Ende ihrer Nutzung – wenn man nichts tut – erreichen, und bei Patriot werden die Obsolenzenzen dann so zunehmen, dass in der Mitte des nächsten Jahrzehnts in jedem Fall etwas getan werden muss.
Wenn man sich die bodengebundene Flugabwehr im Nahbereich anguckt – war es dann so gesehen nicht doch ein Fehler, zum Beispiel die Gepard auszumustern und zu verkaufen?
Das sehe ich jetzt nicht unbedingt, weil, es geht ja wirklich um die Fähigkeiten. Und wenn man das Spektrum anschaut, das wir auch nach unten abgerundet haben, mit Mantis als Feldlagerschutz, der ja auch eine durchaus veritable Luftabwehrfähigkeit hat, nicht nur gegen Mörser, sondern auch gegen konventionelle Luftbedrohung, ich denke, dann haben wir momentan schon ein gutes Spektrum an Fähigkeiten. Und das wollen wir natürlich in Zukunft erhalten. Aber wie gesagt, da sind wir noch nicht so weit, um zu sagen, wie wir das machen.
Aber Mantis ist ja nicht so richtig mobil, wenn ich mir angucke, da müssen Flächen betoniert werden, damit es dahingestellt werden kann. Das ist ja eher was für den sehr stationären Einsatz.
Sicherlich, das ist jetzt kein Gerät, mit dem wir den beweglichen Einsatz des Heeres unterstützen können. Aber es natürlich auch so, dass unsere Patriot zum Beispiel von jeder danach konzipiert waren, das Heer in der Bewegung zu unterstützen im überschlagenden Einsatz. Dazu sind wir nach wie vor in der Lage, und dann werden wir sehen, ob dieses Konzept auch in der Zukunft weitergeführt werden kann mit einem wie immer gearteten System in der Zukunft oder mit Patriot.
Das Heer haben Sie schon erwähnt, die Marine sollten wir dabei wahrscheinlich auch nicht vergessen: Die F124. Die Niederländer haben ja ihre weitgehend baugleiche Fregatte aufgerüstet und befähigt zur Einbindung in Missile Defense. Ist das ein Schritt, den aus Sicht des Luftverteidigungsplaners Deutschland auch machen müssen.
Territoriale Raketenabwehr gehört natürlich im erweiterten Sinne auch immer irgendwo zur Luftverteidigung. Wir konzentrieren uns als Luftwaffe aber auf konventionelle Luftverteidigung und auf Raketenabwehr zum Schutz eingesetzter Truppen. Und das bezieht sich vor allem auf den Kurzstreckenbereich. Ob die Bundesrepublik Deutschland im Rahmen von NATO Missile Defense, also NATO-Raketenabwehr, dann auch einen Beitrag leisten will und ob der sinnvollerweise dann mit Schiffen geleistet werden kann, ist erstens eine politische Frage und zweitens eine Frage, die Sie, glaube ich, dem Inspekteur der Marine besser stellen, ob er seine Fregatten in dieser Rolle sieht.
Na ja, ich hab‘ einfach gefragt, was so der Luftverteidigungsplaner dazu sagen könnte.
Also wir sind da nicht in Konkurrenz, um ums gegenseitig im Wettbewerb die Butter vom Brot zu nehmen. Ich denke, man muss das ganz nüchtern betrachten, ob wir einen Beitrag leisten wollen und können und was da der günstigste Beitrag auch politisch ist.
Sind denn noch die, ich glaube 14, Patriot-Systeme, die dafür angeboten werden sollten – steht das noch?
Wir haben unsere Patrioten ja derzeit im Einsatz in der Türkei. Dort bewähren sie sich. Für manche sogar überraschend gut, weil das System sehr stabil läuft. Und insofern kann man sagen, wir leisten dort einen Beitrag zum Schutz eines Bündnispartners, und das ist genau auch das Szenario, das ergänzend zur NATO Missile Defense gefordert sein könnte.
Als letzte Frage… Nein, zwei Fragen habe ich noch, wiederum zu fliegendem Gerät: Zum einen: Wie sieht es denn mit dem A400 aus?
Wir sollen unseren ersten A400M im November, vielleicht Dezember nächsten Jahres bekommen. Und ich gehe momentan davon aus, dass diese Zulieferung auch eingehalten wird. Ich bin am kommenden Montag in Orleans, bei einem Besuch mit meinem französischen Kollegen, der als erster Kunde das Flugzeug von Sevilla nach Orleans überführen wird. Wir werden dabei auch gleichzeitig ein Ausbildungskooperationsabkommen unterzeichnen, so dass meine Botschaft ist: Wir sind bereit, und wir hoffen natürlich, dass die Industrie ihre Zusagen, zu denen sie vertraglich sich verpflichtet hat, auch einhalten wird.
Können Sie mir erklären, warum ein Flugzeug, was eine zivile europäische Zulassung hat, eine militärische französische Zulassung und eine militärische spanische Zulassung, noch eine gesonderte deutsche militärische Zulassung braucht?
Das ist genau das Thema, das auch unser Minister verfolgt, dass wir diese Zulassungsfragen im europäischen Kontext auch harmonisieren, weil in der Tat, auf den ersten Blick macht das nicht viel Sinn, dass jede Nation einen eigenen Musterzulassungsprozess für das gleiche Flugzeug durchführt. Noch sind die gesetzlichen europäischen Regelungen so, dass das erforderlich ist. Aber man muss das harmonisieren, auch aus meiner Sicht.
Sind das europäische Regelungen oder sind es nicht eher deutsche Regelungen?
Wir entwickeln ja gerade erst das europäische Zulassungswesen, und das ist bis jetzt noch lückenhaft. Insofern fehlen im europäischen Kontext die Vorschriften, und wenn sie fehlen, dann greifen automatisch die nationalen. Zweck der Musterzulassungen ist ja sicherzustellen, dass Fluggerät sicher ist und niemandem auf den Kopf fällt.
Das klingt beruhigend… Als letzte Frage nun jetzt noch: Eurofighter air to ground. Wie weit sind Sie da eigentlich? Wann steht der Eurofighter komplett in dieser Rolle zur Verfügung?
Das ist natürlich ein wichtiges Ziel für die Luftwaffe, den Eurofighter, den wir auch gerne als Rückgrat der Luftwaffe in der Zukunft bezeichnen, multirole-fähig zu machen. Ein wichtiger Meilenstein ist erreicht worden im letzten Jahr, im November, als das Parlament die dazugehörige Waffe gebilligt hat zur Beschaffung. Die Beschaffung läuft jetzt an. Wir erwarten, dass die ersten Waffen 2015 zulaufen, so dass wir dann, wenn die Integration abgeschlossen ist und die Ausbildung erfolgen kann, dann auch die ersten Module Multirole-Eurofighter zur Verfügung stehen. Ich dränge darauf, dass das noch in 2015 erreichbar ist, wir werden sehen, ob das auch technisch machbar ist.
Herr Müllner, ganz herzlichen Dank für das Gespräch!
Gerne.
(Foto: Müllner in seinem Amtszimmer im Kommando Luftwaffe in der General-Steinhoff-Kaserne in Berlin-Gatow; im Hintergrund das Bild ‚3. Dimension‘ von Walter Maurer aus Fürstenfeldbruck)
für bitte welche auslandsmissionen, wenn afghanistan abgeschlossen wird?
Sehr gute Fragen und besonders gute Nachfragen.
Wenn es – auf Nachfrage – konkret wurde war es ja dann meist entlarvend.
Bewaffnung UAV MALE? Haben noch nicht nach gefragt, aber klppt schon irgendwie.
Nachfolge Euro Hawk? Irgendwann, irgrendwas.
AGS? Das klappt schon! Sagt der glorreiche Verbündete. (Inspekteure der Luftwaffe sind ja offenbar auch Kollegen und keine Kameraden…)
Luftverteidigung? Sagt ehrlich das Strategic Missile Defence nicht sein Bier ist. Find ich gut.
Hinweis auf MANTIS ist lustig.
Eurofighter? 2015 Luft-Boden-Rolle. Pünktlich zum Ende von ISAF.
Genau so beraten diese militärischen „Experten“ dann auch die Politik.
Für die rent seeking Mission der LW? Mit Eurofighter/ Euro Hawk/ A400M gewinnt man eben keine Hearts and Minds mehr beim zuständigen Scheckaussteller – eher einen akuten Herzinfarkt beim betrachten der Rechnung.
Das Thema Drohnen dürfte erst mal durch sein – bis Zulassungsfragen und Systemkosten geklärt sind. Die LW sollte schnellst möglich ein neues Pony finden mit dem sie die EP14 Erde beackert.
Die Forderung, die Streitkräfte mit zeitgemäßen Waffen auszustatten, ist in Deutschland offenbar schon so kontrovers, dass sie eine Meldung wert ist.
„Eurofighter? 2015 Luft-Boden-Rolle. Pünktlich zum Ende von ISAF.“
Was will man mit einem EF in Afg? Seit den 80er Jahren hat man den Tornado, der das viel besser kann und bereits im Einsatzland zur Verfügung stand. Zudem sind die Tornado-Besatzungen für so etwas qualifizierter.
Bei der Luftwaffe hat man doch eh ganz andere Sorgen: Da müssen jetzt erst mal alle jagdbomber- und Jagdgeschwader umbenannt werden. Das wäre auch ne interessante Frage gewesen, ob es in Zukunft auch strategische Luftwaffengeschwader geben soll oder welchem Zweck dieses Umlackieren sämtlicher Geschader denn eigentlichen haben soll.
Jabo 31 vs. TaktLwG 31
Da fasst man sich doch an den Kopf. Am 1. Oktober ist es so weit….
Jagdbombergeschwader klingt noch zu martialisch und neu ist ja bekanntlich auch immer besser… Ich kann da auch nur noch teilweise verzweifelt und halb belustigt (wenns nicht so ernst wäre) den Kopf schütteln…
Euphemismen sind doch etwas praktisches. „Taktisches Luftwaffengeschwader“ ist doch ein Wort das unseren Politikern viel leichter über die Lippen geht, als irgend etwas mit „Jagd“ oder gar „Bomber“.
Wenn man schon so denkt sollte mann das LTG 62 auch in „Strategisches Luftwaffengeschwader“ umbenennen… Dann gibt es wenigstens beides ;)
Da die Eurofighter-Geschwader sowohl Luft als auch Bodenangriffsfähig sein sollen (Mehrzweck halt), wollte man wohl den Jagdbomber im Namen weg haben. Die Realität wird allein schon wegen den Kosten anders aussehen, einfach Umlackieren reicht halt nicht. Kampfgeschwader wäre da übrigens treffender gewesen, aber wohl zu martialisch.
Oder besser gleich „Taktisches Luftgeschwader“.
Ohne das verfängliche Wort „Waffe“, klingt das doch gleich viel leichter zu mandatieren. ;-)
Es hat schon Millionen gekostet, den Namen Mölders auf allen Ärmelbändern, Briefköpfen, Stempeln, uvm und den Fliegern zu tilgen…..was das dann wohl bei den kompletten Umbenennungen der Geschwader kostet möchte ich garnicht wissen….oder doch?!
Aber die Luftwaffe hat halt andere Ansprüche wie der Rest der Truppe….da langts auch nach der Wahl wieder mal die bewaffneten Drohnen in die Köpfe der Politik zu schieben
Wenig erwartet und doch enttäuscht…
Es ist einfach schlichtweg abstrus und lächerlich, was die Lw hier bietet. Eben eine vermeintliche konsequente Fortsetzung der Verteidigungs-, Beschaffungs- und Vernebelungspolitik eines TdM und eines StS SB. „Lakeitel“ darf ich dazu nur sagen. Typisch für eine angestrebte theoretische „Breite“, welche bar jeglicher „Tiefe“ ist. Aber auf eine Büroklammer kann man ja bekanntlich beliebig bei „Quer- und Hochformat“ setzen?!
@xyz:
Abseits von der Apparatschikentscheidung die Jagd- und Jagdbombergeschwader umzubenennen (nicht politisch getrieben, sondern technokratisch wegen Mehrrollenfähigkeit) und meiner ungebrochenen Sympathie für den Tornado erscheint mir der Ausblick weitaus Besorgnis erregender (s.u.).
@all:
Die Äußerungen zum UAS MALE sind bei nochmaliger Betrachtung doch bemerkenswert:
1. Die Lw sieht eine Nutzung von Heron 1 in AFG auch nach 2014 im Rahmen von RSM
2. Heron 1 soll nun bis 2017 genutzt werden
3. Eine Auswahlentscheidung für eine bewaffnetes UAS MALE muss im Frühsommer 2014 erfolgen, um bis 2017 in Dienst gestellt zu werden
4. Eine Anfrage zu bewaffneten UAS gibt es weiterhin nicht
Daraus ergeben sich für mich mehrere Fragen:
Zu 1: Was wollen wir mit Heron bis 2017 in AFG noch erreichen? Die ANSF noch länger von uns abhängig machen und ann halt 2017 bei ISR allein lassen?
Zu 2: Heron wurde 2008 als Leasinglösung (Zwischenlösung) beschafft, dann nochmals mehrfach verlängert (siehe: http://augengeradeaus.net/2013/04/dronewatch-bundeswehr-verlangert-leasing-vertrag-fur-heron-drohnen-in-afghanistan/). Wie soll die Nutzung bis 2017 realisiert werden? Beschaffung oder weiteres Leasing?
Zu 3+4: Man muss wissen was man will, dann kann man richtig fragen und bekommt dann auch brauchbare Antworten. Aber hier will man Mitte 2014 entscheiden, aber schafft keine Basis dafür. Politik, Bedarfsträger und Bedarfsdecker arbeiten nicht zusammen – wie bei EuroHawk. Wenn man was kaufen will, muß man die Industrie fragen und ggf. politische Flankierung organisieren.
Aber GenLt Müllner offenbart in dem Gespräch den, in dieser Ebene üblichen, Mangel an auch nur rudiemntärem Gestaltungswillen. Verwalter, statt Gestalter.
Jeder der meint Politiker müßten mehr auf Generale hören, der sollte sich das Interview genau anhören.
Na wenn wir schon bei Drohe Watch sind dann ist es ja nicht ganz Off Topic:
http://www.theatlanticwire.com/national/2013/09/djibouti-has-had-it-all-these-american-drone-crashes/69830/
@tt.kreischwurst
Yep, hatte ich auf Twitter aufgegriffen… aber es muss wohl noch einen neuen Somalia-Thread geben (dann eher morgen…)
@ Memoria | 25. September 2013 – 17:09
Volle Zustimmung!
Als er auf die Frage nach den Gepard mit dem Verweis auf MANTIS geantwortet hat, überkam mich eine Mischung aus Belustigung und Erschrecken.
Das kann der doch nicht Ernst meinen!
Und im Anschluss noch der überschlagende Einsatz von Patriot, um die Heereseinheiten zu begleiten…
Aber vielleicht denke ich noch zu sehr in Systemen statt in Fähigkeiten.
T.W.: „Letzte Frage:…….EF A/G….wie weit sind sie da eigentlich?“
K.M.:“Ein wichtiges Ziel für die Lw, den EF, den wir oft gerne als Rückgrat der Lw in der Zukunft bezeichnen, Mulitrole-fähig zu machen…….Erste Waffen 2015 zulaufen, so dass wir die dann, wenn die Integration abgeschlossen ist und die Ausbildung erfolgen kann, dann auch die ersten Module Multirole EF zur Verfügung stehen kann. Ich dränge drauf, dass das noch in 2015 erreichbar ist. Wir werden sehen, ob das auch technisch machbar ist“
Sicherlich ist ein O-Ton nicht vergleichbar mit einem redigierten Interview. Aber inhaltlich verstehe ich:
1. Der EF ist derzeit nicht das Rückgrat der Lw.
Frage: Wer ist es dann? Der Tornado mit dem Inübunghaltergeschwader in Büchel und der Reststaffel in Schleswig? Oder haben wir gerade kein Rückgrat?
2. 2015 laufen Waffen zu. Dann wird mit deren Integration begonnen. Wenn die abgeschlossen ist, dann beginnt die Ausbildung der Crews. Und wenn die dann beendet ist, dann stehen die ersten Module M/R EF zu Verfügung. Und dann ist es immer noch 2015.
Frage: Ist das überhaupt annähernd realistisch?
Müllner sprach davon, dass nur eine A2G Waffe am EF integriert wird. Sobald die Lw die etwa 500 kg schwere GBU-48 Bombe unterm EF drunter gehängt hat, ist der EF schon ein Multirole Kampfjet.
Genau. Und das soll alles in 2015 passieren:
1. Zulauf.
2. Integration.
3. Ausbildung.
4. Einsatzfähig.
Dann ist der EF ein Multirole Kampfjet.
Gibts Vergleichwerte bei den Partnerländern?
Zuerst möchte ich mich beim Luftwaffeninspekteur dafür bedanken, dass er sich den kritischen Fragen von T.W gestellt hat. Das ist nicht selbstverständlich. Natürlich möchte ich mich auch bei T.W für dieses besondere Fachinterview bedanken.
Um auf den Titel des Threads zurück zu kommen – Luftwaffeninspekteur hält bewaffnete Drohnen weiter für nötig: “Das hat der Einsatz bewiesen”
Nachdem ich mir das Interview komplett angehört habe, bin ich an dieser Aussage kleben geblieben “Das hat der Einsatz bewiesen”. Mit dieser Aussage wurde die Notwendigkeit für eine bewaffnete Drohne abgeleitet. Doch für mich zeigt sich an dieser Stelle eher ein Bruch als eine logisch nachvollziehbare Ableitung.
Denn was hat der Einsatz in Afg. eigentlich bewiesen? Das wir einen Mangel an CAS und taktischer Luftaufklärung in Echtzeit haben? Das wir diese Fähigkeiten miteinander kombinieren sollten? Wenn das die Erkenntnisse sind welche der Einsatz bewiesen hat, so müsste man sich doch die Frage stellen, welche Systeme erfüllen diese Forderungen unter Berücksichtigung der militärischen Fähigkeiten, den total cost of ownership und dem technischen Risiko möglichst gut?
Ich vergleiche als Beispiel die unbemannte Reaper Drohne und den bemannten AT 29 Super Tucano um die jeweilige Eignung der Plattformen für diese Kriterien heraus zu arbeiten.
1.Die militärischen Fähigkeiten:
Gefordert wird ein fliegendes Waffensystem, welches Bodentruppen im direkten Feuergefecht/Bodenkampf unterstützen kann. Wegen der geringen Distanz zum Ziel und der meist erschwerten Ortung feindlicher Stellungen ist eine gute Kommunikation mit den Bodentruppen wichtig. Weiterhin sollte das System über gute optische Aufklärungsmittel verfügen um feindliche getarnte Stellungen/Kämpfer entdecken zu können – ROVER Fähigkeit erscheint für Bodentruppen wichtig. In Afg. hat sich gezeigt, dass eine solche Luftunterstützung über einen langen Zeitraum verfügbar sein sollte und eine niedrige Fluggeschwindigkeit bei der optischen Aufklärung in Echtzeit hilfreich ist (möglichst lange die eyes on target).
1.1 Unterstützung der Bodentruppen durch Waffeneinsatz:
Beide Plattformen verfügen über eine ähnliche Waffenlast und einen ähnlich zertifizierten Waffenmix (z.B. GBU 54/Hellfire). Die Super Tucano bietet 5 Hardpoints , der Reaper 4 Hardpoints. Die Super Tucano bietet durch zwei interne 50cal M3 MG`s und ungelenkte Waffen die Möglichkeit, Bodenziele auch ohne einen Laser oder GPS Koordinaten in der Fläche anzugreifen. Die Bodenkampffähigkeiten des Super Tucanos können als wesentlich flexibler betrachtet werden, da Reaktion auf z.B. fahrende Ziele sofort erfolgen kann ohne einen delay, wie er bei Drohnen durch die Relaisstation entsteht, in Kauf zu nehmen.
1.2 Kommunikation mit Bodentruppen
Bei einer Reaper Drohne erfolgt die Kommunikation mit den Bodentruppen über eine Relaisstation. Fällt die Sattelitenverbindung aus bzw. der Funk wird durch meteorologische Ereignisse gestört, verlieren die Bodentruppen den Kontakt zur Drohne. In diesem Fall können die Drohnenpiloten ihr Luftfahrzeug nicht länger über dem Zielgebiet halten (Drohne steigt wahrscheinlich auf eine sichere Höhe bzw. wird sich auf den Heimweg machen). Eine Super Tucano welche in niedriger Höhe über dem Zielgebiet kreist, kann wahrscheinlich mit jedem einfachen Funkgerät erreicht werden. Selbst bei Totalausfall der optischen Ausstattung kann die Besatzung den Angriff auf Sichtweite fortsetzen. Die Einweisung durch den FOC sollte sich einfacher bei einem bemannten Flugzeug gestalten als mit bei einer Drohne, da direkte Kommunikation bzw. eine Beschreibung einfacher durch menschliche Augen abgleichbar ist, als durch eine Kamera.
1.3 Optische Aufklärungsmittel
Reaper und AT-29 verfügen über fast dieselben optischen Aufklärungsmittel (ich glaube sogar beide haben das Brite-Star FLIR mit integrierten Zielbeleuchter). Beide Systeme besitzen ROVER Fähigkeit.
1.4 Station time und Fluggeschwindigkeit
Reaper besitzt ganz eindeutig eine längere “station time“ ca. 30 h bei unbekannter Konfiguration. Gegenüber 8,4 h mit Außentanks und 3,4 h ohne bei der AT-29. Jedoch müsste man vielleicht dazu sagen, dass die AT29 mit geringem Wartungsaufwand und schlechten Pisten zurechtkommt. Die Brasilianer tanken ihre Super Tucanos irgendwo im Regenwald wieder auf und fliegen weiter. Theoretisch wäre also eine Ablösefunktion durch eine weitere Maschine möglich. In den Fluggeschwindigkeiten ähneln sich beide Plattformen und sind somit gleich gut geeignet um möglichst lange die eyes on target zu haben. Reaper fliegt jedoch recht hoch und AT-20 kann diese Geschwindigkeit auch im Tiefflug halten (interessant bei der Bedrohung durch schultergestützte Luftabwehrwaffen).
2. Die total cost of ownership
Ich habe keine exakten Zahlen zur Hand. Jedoch sollte beim Überschlagen relativ schnell deutlich werden, dass eine Super Tucano hier wahrscheinlich unschlagbar ist. Alleine der Anschaffungspreis liegt weit unter dem einer Reaper Drohne. Die Kosten pro Flugstunde dürften weiterhin unschlagbar sein. Gerade bei den Kosten pro Flugstunde sollen Drohnen wesentlich teurer sein als man zunächst angenommen hatte und sogar in der Liga von Kampfjets liegen. Weiterhin sind durch die geringere Technisierung der Super Tucano Obsoleszenzen einfacher zu beseitigen als bei einem technisch komplizierten Drohnensystem mit diversen Bodenstationen.
3. Die technischen Risiken
Die AT-29 ist erprobt und getestet. Die Amerikaner erweitern die Fähigkeiten momentan soweit, dass sie ideal den deutschen Forderungen entsprechen (Integration GBU-54 und ROVER). Somit besteht bei der AT-29 kein technisches Risiko innerhalb der bereits realisierten Fähigkeiten. Reaper ist soweit auch getestet, jedoch erreichen Drohnen bei weitem noch nicht die Zuverlässigkeit von bemannten Systemen. Solange Verkehrszulassung nicht geklärt ist, gilt für Reaper weiterhin ein hohes technisches Risiko.
Fazit: Mit geht es nicht darum für die Super Tucano zu werben. Es geht mir um einen offenen Vergleich der Plattformen anhand der Anforderungen welche angeblich aus dem Einsatz abgeleitet wurden. Lege ich die lessons learned an, welche mir geläufig sind, so gewinnt die Super Tucano in allen Belangen (außer der station time) gegen eine Reaper Drohne.
Es ergeben sich daraus die Fragen: Sind wir für eine längere station time bereit sehr viele Nachteile und Risiken in Kauf zu nehmen? Waren die Erfahrungen aus den Einsätzen vielleicht gar nicht Vater des Gedanken? Seit EuroHawk wissen wir ja, dass bzgl. Drohnen eine gewisse Naivität/Euphorie in der Bw vorherrscht, die manchmal den Blick für die Realität versperrt.
Die Nachfolge Heron verschiebt sich immer weiter nach rechts – erst war 2012 geplant, dann 2014, noch vor wenigen Wochen hat TdM im Bundestag erklärt man werde die Auswahl noch dieses Jahr treffen und 2016 einführen (siehe: http://augengeradeaus.net/2013/08/bislang-keine-deutsche-anfrage-nach-us-kampfdrohnen/#comment-74182).
Jetzt – wenige Wochen später – soll Mitte 2014 entschieden werden und eingeführt 2017.
Dann entscheidet man wieder nicht vor dem Sommer 2014…Weil man keine Angebote einschl. Bewaffnung vorliegen hat…
Tja, Entschiedungen treffen ist halt schwer
Selbst wenn 2017 eingeführt wird, hat man FOC frühestens 2020 erreicht.
Ab 2023 will man dann vielleicht auch ein europäisches UAV einführen (das scheint Insp Lw ja auch gut zu finden).
So ist vorallem eines klar:
Das wird nichts, aber viele B9 aufwärts sind laufend ganz wichtig beschäftigt.
TdM redet viel über bewaffnete Drohnen, aber seine Hausaufgaben macht er nicht.
Sollte es eine große Koalition geben, sehe ich noch größere Chancen für eine europäische Lösung.
Mit den Grünen wird das Thema sicher spannend.
Da das ja noch eines der wenigen echten Gutmenschenthemen ist und man sich hier eindeutig positioniert hat.
Grüne und Drohnen:
http://www.gruene.de/themen/frieden-globalisierung/drohnen-drohung-oder-zukunftsversprechen.html
Sehr schön das Streitgespräch 2 (ganz unten).
@Bang50
Die Stehzeit von MALE ist eine neue Qualität. Eine AT-29/EMB-314 Einheit hätte dramatisch höhere Betriebskosten um auch nur annähernd an die Flugstundenleistungen eines MQ-9 Orbits zu kommen.
Zu 1.3 Optische Aufklärungsmittel
Die MQ-9 Reaper verfügt, je nach Version und Betreiber, über dramatisch bessere EO/IR Sensoren (MTS-B und MTS-C) als für die AT-29/EMB-314 zugelassen sind.
Ein entsprechendes Nachrüsten wäre grundsätzlich möglich aber es bleibt die Frage ob dies die US-Administration auch genehmigern würde.
Hmmm. Bisher hat doch die Bundeswehr immer von Fähigkeiten gesprochen.
Aber wenn es um die Zukunft geht, habe ich das Gefühl, dass da immer nur spezielle Typen oder Geräte genannt werden und nicht wirklich eine Fähigkeitsanalyse und abgrenzen, wie das Bang50 nur im Bezug auf 2 Alternativen macht.
Meiner Meinung nach sollten mal Visionen her? Welche Fähigkeiten will man in 10, 20, 30 Jahren haben. Und dann eben ein klares aufzeigen, was das verhindert bzw. wo die Stopper sind (Rechtlich vor allem). Und dann fokussiert dran arbeiten. Highly Qualified Experts dransetzen und diese mit Kompetenzen ausstatten. Egal welche Besoldungsgruppe. Gerade bei der viel gelobten (und für i.G. emminent wichtigen) Verwendungsbreite ist doch klar, dass ein hoher Dienstgrad/Besolungsgruppe zwar bestimmte Fähigkeiten bedingt,a ber vor allem eine breite allgemeine Kenntnis bedeutet. Und eben keine Fachexperten, die 10+ Jahre an einer Materie arbeiten.
@RauscheBART
„Die Stehzeit von MALE ist eine neue Qualität.“
Deshalb macht sie zur Aufklärung ja auch Sinn.
„Eine AT-29/EMB-314 Einheit hätte dramatisch höhere Betriebskosten um auch nur annähernd an die Flugstundenleistungen eines MQ-9 Orbits zu kommen.“
Das ist so nicht richtig und es benötigt keiner eine bewaffnete Plattform 24h in der Luft.
Es werden Flügleistungen benötigt, die aus den Einsatzerfordernissen abgeleitet und nicht von max Fähigkeiten der Plattformen. Zuladung und Geschwindigkeit sind da oft wichtiger.
„Die MQ-9 Reaper verfügt, je nach Version und Betreiber, über dramatisch bessere EO/IR Sensoren (MTS-B und MTS-C) als für die AT-29/EMB-314 zugelassen sind.
Ein entsprechendes Nachrüsten wäre grundsätzlich möglich aber es bleibt die Frage ob dies die US-Administration auch genehmigern würde.“
Das war ja nur ein Beispiel. Wir haben in DEU/AT LFZ mit ähnlichen Fähigkeiten und betreiben bei der Bw schon Kameras mit dieser Leistungsfähigkeit.
@Elahan:
„betreiben bei der Bw schon Kameras mit dieser Leistungsfähigkeit.“
Die Leistungsklase des MTS-B erreicht derzeit welches System?
Weder Heron, noch RecceLite erreichen derlei.
Oder hab ich was verpasst?
Ob Frankreich MTS-B bekommt bleibt auch abzuwarten…
Könnte es sein, dass die MX20 in der P-3C „Orion“ verbaut ist?
http://www.wescam.com/index.php/products-services/airborne-surveillance-and-reconnaissance/mx-20/
@Elahan
Der Punkt war MQ-9 v EMB-314. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Außerdem:
1. Ein MX-20 unter einer EMB-314 wird – sagen wir mal schwierig!
2. Wie kommen Sie auf die erheiternde Idee ein Export MX-20 hätte eine Leitsung die dem eines MTS-C nahekommen würde?
Eine bewaffnete Reaper hat eine maximale Stehzeit von ca. 14 Stunden. Man braucht 3 Reaper um in einen sehr begrenzten Raum CAS zu gewähren. Grundproblem der Drohnen ist, dass sie nur bei guten Wetter einsetzbar sind. Also taugen die nicht zu Landesverteidigung von Deutschland.
Müllner Zeitplan für bewaffnete Drohnen deuten schon darauf hin, dass die Reaper statt Weltspitzen US Sensoren, Ulmer EADS Spezial Sensoren bekommen soll. Bei der geringen Beschaffungsmenge dürften die Integrationskosten der eigenen und veralteten Sensoren wieder sehr weit ab von Gut und Böse liegen. Eigene Sensoren an einer EMB-314 mittels Pod zu Integrieren dürfte dagegen sehr viel billiger und sinnvoller sein. Das Müllner aus dem Euro Hawk Debakel lernt, ist aber wohl zu viel verlangt. Die Franzosen haben die eigenen Sensoren im Heron 1 auch veralten lassen, und beschaffen sich jetzt neue Reaper dafür.
Ich habe nun wegen der Flugausdauer und Kosten etwas recherchiert
Eine MQ-9 Reaper macht bei einer typischen Bewaffnung (2xHellfire und 2x500Pfund) ca. 14 Stunden in der Luft.
Eine AT29 kann bei einer vergleichbaren Bewaffnung 3 Zusatztanks mitnehmen und erreicht angeblich über 8h Stunden. Wenn wir nun ca. 1h abziehen (wegen Sprit fressenden Manövern), haben wird eine Ausdauer von 7h und damit ca. die Hälfte einer MQ-9 Reaper. Wenn wir also sehr großzügig rechnen, brauchen wir 3 AT29 um eine MQ-9 on station zu ersetzen.
Anm: Wiki sagt bei AT29 550km combat radius mit 1,500kg an den Hardpoints im hi-lo-hi profil.
Kompletter Systempreis für 20 AT-29 inkl. Ausbildung/Instandhaltung etc.. für die Amerikaner 427 Millionen US-Dollar = 21,35 Millionen pro Flugzeug.
Da wir gesagt haben, dass wir 3 AT-29 brauchen um eine MQ-9 Reaper on station zu ersetzen, kostet uns die Anschaffung 64,05 Millionen US Dollar.
Eine MQ-9 kostet inkl. Bodenstation ca. 60 Millionen US Dollar (nur das nackte System)- je nachdem was noch miteingerechnet wird, erhöht sich der Preis auf über 120 Millionen US-Dollar
Der Preis in der Anschaffung ist also vergleichbar (obwohl sehr gegen AT-29 gerechnet), während bei Reaper noch versteckte Kosten wie z.B. Satelliten (hat die Bw überhaupt entsprechende Satelliten um mit einer Reaper operieren zu können?) dazu kommen.
Eine Flugstunde der AT29 soll angeblich 500$ kosten, die einer Reaper 3624$ nach US-Airforce Angabe.
Unterm Strich kommt man also bei einer AT29 wahrscheinlich günstiger weg und hat keine unbekannten invest. Risiken wie bei einer Reaper.
Mir ging es jedoch primär nicht darum die AT-29 als die bessere bewaffnete Drohne darzustellen, sondern die Lücke in der Aussage „Hat der Einsatz bewiesen“ = bewaffnete Drohne, aufzuzeigen.
Mir wäre es sehr lieb dass die LW, bevor sie die nächsten Milliarden irgendwo versenkt, einmal heraus arbeitet, was der Einsatz eigentlich bewiesen hat und welche Anforderungen daraus an eine Plattform erwachsen. Meine Vermutung ist nämlich, dass es hier schlicht um Drohnentechnologie geht und eben nicht um lessons learnd aus dem Fronteinsatz.
@all
Jetzt gibt’s oben auch ein Transkript des Interviews.
@Bang50: Eine analoge Rechnung haben meines Wissens längst die RUAG und deren Partner für den Gufstream G 550 als SIGINT-ISIS-Plattform aufgemacht. Aber so lange den FEMALE-Part der IABG-Studie Cassidian selber schreiben darf und die Luftwaffe von Drohnen sowie der StS AIN von A319J träumen, kann man rechnen und vorschlagen, was man will. „3F“ = „formlos, fristlos, fruchtlos“!
Hoffentlich wachen der Verteidigungsausschuss, der Haushaltsausschuss und der Rechnungssprüfungsausschuss in der nächsten Legislaturperiode auf und schwenken auf die Anregungen und Kritik des Bundesrechnungshofes ein bzw. bieten BMVg, BAAINBw und Lw Paroli.
@ T.W.
„Aber Mantis ist ja nicht so richtig mobil, wenn ich mir angucke, da müssen Flächen betoniert werden, damit es dahingestellt werden kann. Das ist ja eher was für den sehr stationären Einsatz.“
Legendär. Vor allem frage ich mich, wie das mit der Gefechtsart Verzögerung im Heer funktionieren soll.
–> Herr Oberstleutnant. Wir können nich nicht den Gefechtsstand verlegen. Die Mantis-Grundplatte ist noch nicht von der Firma xy vertragsgemäß gebaut worden. Das dauert noch 4 Wochen….
Oder werden dann extra Mantis-Schnellbautrupps eingeführt?
Jeder macht sein Ding und verweist auf den anderen. Insofern war die Frage an den Luftverteidiger und die F124 doch absolut richtig.
Ja, sicherlich sind viele Fragen politisch und fiskalisch zu klären. Allerdings muss ich als Luftwaffe doch wissen, was ich will und fordere. Dafür hat ja jede TSK Ihren hochdotierten und unterfütterten Unterbau…
Soll=Ist =Soll=Ampel Grün
Welchem Genie ist es denn eingefallen, daß für MANTIS betonierte Standflächen gebraucht werden? Wem überhaupt ist ein STATIONÄRES System eingefallen? Da faßt sich ja jeder Laie (so wie ich) an den Kopf! Was für Chaoten verbrechen denn solche Waffensysteme? *triple facepalm*
Zum Eurofighter … warum jetzt die Luftwaffe angesichts des doch beachtlichen Zellenalters bei den Tornados nicht auf breite und relative fixe Befähigung für den EF drängt, das verstehe ich beim besten Willen nicht. Die Harmonisierung der Flotte würde doch z.B. die Ersatzteilversorgung und -bevorratung vereinfachen. Warum wird mit „Stolz“ auf „die Waffe“ verwiesen? Wo bleiben die Fortschritte und Adaptionen für SEAD-Einsätze, moderne Lenkwaffen (z.B. JDAM) oder auch die Taurus-MFK? Was bitte soll der Quatsch, Herr General?
@T.W.: Sie sollten vielleicht einmal erwägen, die Herren Professores Dr. Elmar Giemulla (Berlin) und Prof. Dr. Ronald Schmid (Frankfurt) – beide Co-Verfasser des ‚Frankfurter Kommentars zum Luftrecht‘ – mit dem nachfolgenden Auszug aus dem Transkript Ihres Interviews mit Herrn Generalleutnant Müllner zu befassen und diese „Luftrecht-Päpste“ um einen Gastbeitrag bitten:
(Zitat T.W.): „Das führt mich jetzt natürlich zu der Frage, wie Sie das beim Thema AGS sehen mit dem GlobalHawk. Da wird es ja ähnliche Probleme zumindest geben können, wir reden ja über Italien, also auch ein europäisches Land. Hat das, was beim EuroHawk hochgekommen ist, Auswirkungen auf das geplante Alliance Ground Surveillance System? …“
[usw., usw. bis]
(Zitat gen. Müllner) „… Ich brauche schon eine Genehmigung, weil, ich muss einen Flugplan machen, und da muss die Genehmigung auch drinstehen.“ (Zitatende)
Prof. Dr. Giemula hat bekanntlich ja auch schon wie ein T.W. einen hervorragenden Gastbeitrag in „Die Bundeswehr“ des DBwV zum Thema EuroHawk geschrieben (vgl. https://www.dbwv.de/C125747A001FF94B/vwContentByKey/W29AX8T6309DBWNDE/$FILE/Magazin092013.pdf, Seiten 18 – 21). Vielleicht sehen dann einige Herren im BMVg, beim BAAINBw, in der Bundeswehr und auch in der Politik die AGS-Problematik in EASA- und ICAO-Ländern etwas objektiver und weniger euphorisch?!
Die eine oder andere Anmerkung:
MANTIS ist ein System zum Feldlagerschutz. Da rentiert sich die betonierte Platte. Die Platte rührt daher, dass ein solches System einen stabilen und ausgemessenen Unterbau benötigt. Sonst wirds nix mit der Präzision gegen Rocket/Artillery/Mortar. Das Wirken gegen KleinLfz oder UAV ist ein netter Nebeneffekt.
Eurofighter: Die Integration von Waffen in den EF ist nicht trivial. Im Prinzip ist der EF ein fliegender Computer. Alles, was an aerodynamischen Veränderungen durch eine Waffe (oder sonstewas am Flieger außendran) verursacht wird, muss den Rechnern, die den Flieger in der Luft halten, mitgeteilt werden, um es in den Berechnungen zu berücksichtigen. Und da jede Waffe anders ist…. man kann es ahnen, jedes Mal eine hübsche Summe Geld für die Änderung/Zertifizierung. So richtig viel davon hat die Lw nun auch wieder nicht. Der Tornado ist von der Zelle her noch verlängerbar. Und außerdem ist der Tornado ein recht modernes Lfz mit ASSTA 3 (neue Avioniksoftware). Wegschmeißen wäre hier also nicht clever. Eher so lange betreiben, wie die Kiste noch sicher fliegen kann (s. Zelle). SEAD ist so eine Sache für sich. Da ist die Plattform wichtig. Nicht nur die Waffe. Sicher, man kann sich vorstellen, eine HARM am EF zu zertifizieren. Das ist aber das Geld nicht wert, weil dann wesentliche Fähigkeiten fehlen, die durch das Lfz bereitgestellt werden. Und das in den EF einbauen? Denkbar schon, aber viel Aufwand. Also eher nicht.
Zum Taurus: Was der als Außenlast mit der Avionik des EF anstellt, darüber möchte ich garnicht erst nachdenken.
F-124: Wer will wirklich eine Fregatte für nichts anderes nutzen als Raketenabwehr? Wenn das Ding für diese Rolle ausersehen wird, dann steht es stumpf irgendwo rum, guckt mit dem Radar in den Himmel und wird für nichts anderes zu gebrauchen sein. Die Marine stellt sich sicher anderes vor.
Bewaffnetes UAV: Die Logik ist ganz einfach. Wenn ich eh‘ schon da bin zum gucken, dann kann ich auch die Waffe mit an Bord haben. Nur so kann ich (ohne zusätzliche Mittel) gewährleisten, dass ich auch eingreifen kann und nicht zusehen muss. Und bitte: Die Aussage kam nach einem „..sagen Sie mir…in zwei Sätzen…“. Da kann man schon mal prägnant formulieren. Die Kameraden am Boden werden dankbar sein. Zum Thema Relevanz: Die VPR sagen: Wahrscheinlicherer Einsatz. Und wo wir schon dabei sind: Es geht um Handlungsoptionen für die Politik. Deswegen Breite vor Tiefe mit Ausrichtung auf die wahrscheinlicheren Einsätze.
Generell: Irgendwann muss man halt mal von Fähigkeiten zu Plattformen kommen. Es gibt eine begrenzte Auswahl davon in der Lw (derzeit Tornado, EF, Heron), da muss man dann eben sehen, was man womit macht. Richtig ist aber auch, dass man nur in Richtung Fähigkeit->Plattform denken sollte und nicht umgekehrt (so nach dem Motto „wir haben eine Plattform und wollen die unbedingt behalten, jetzt lass uns mal überlegen, wie wir der noch Fähigkeitsrelevanz verschaffen können“)
Und abschließend: Danke an TW für das Interview!
Als hörgeschädigter möchte ich mich vielmals für das Transskript bedanken. Vielen Dank.
@Memoria
„Aber GenLt Müllner offenbart in dem Gespräch den, in dieser Ebene üblichen, Mangel an auch nur rudiemntärem Gestaltungswillen. Verwalter, statt Gestalter.“
War sofort mein erster Gedanke, als ich das I-View hörte. Insgesamt 6 mal schiebt er die Verantwortung an die politschen Gestalter weiter. Frei nach dem Motto: „Melden macht frei und belastet den Vorgesetzten“.
Da ich man ihm eigentlich keinen Unwillen unterstellen möchte, muss es wohl Unwissen gemischt mit einer großen Portion Naivität und/ oder Ignoranz sein, die sich da zeigt.
Würde da nicht stehen Inspekteur der Luftwaffe im Text drüber stehen, würde ich es nicht glauben. Hätte man auch locker für die Aussagen eines PresseOffz im Dienstgrad Hptm bis OberstLt halten können. (Mal davon abgesehen, dass dieser Wohl wohl vom Kameraden und nicht vom Kollegen gesprochen hätte)
Lob an Herrn Wiegold.
Eine Drohne macht noch keinen Sommer.
@RauscheBART
„Der Punkt war MQ-9 v EMB-314. Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Außerdem“
1. Ich habe sie verglichen.
2. es waren Bsp
3. Die Wahl der Plattform hängt vom konkreten Einsatz ab und nicht umgekehrt.
„Ein MX-20 unter einer EMB-314 wird – sagen wir mal schwierig“
Hab ich nie behauptet und wenn, gibt es die Möglichkeit des Einfahrens
„Wie kommen Sie auf die erheiternde Idee ein Export MX-20 hätte eine Leitsung die dem eines MTS-C nahekommen würde“
Das kommt immer darauf an was Sie unter Leistungsspektrum und nahekommen verstehen. MX 20 war ebenfalls nur ein Beispiel.
Im Vergleich zur MX 15 ist die MX 20 im Spektrum der MTS-C für den Einsatz reicht der Heron mit seiner Kamera und die wird nicht voll genutzt. Das die MTS-C besser ist steht doch außer Frage, doch was benötigen wir? Bedienmannschaft Heron ist zufrieden.
Im Moment verschrotten wir unsere Recce Pods, Telelens und das ist viel schlimmer.
wo der mann wohl in der hammerstein-equord’schen Führermatrix einzuordnen ist?
„Ich unterscheide vier Arten (von Offizieren). Es gibt kluge, fleißige, dumme und faule Offiziere. Meist treffen zwei Eigenschaften zusammen. Die einen sind klug und fleißig, die müssen in den Generalstab. Die nächsten sind dumm und faul; sie machen in jeder Armee 90 % aus und sind für Routineaufgaben geeignet. Wer klug ist und gleichzeitig faul, qualifiziert sich für die höchsten Führungsaufgaben, denn er bringt die geistige Klarheit und die Nervenstärke für schwere Entscheidungen mit. Hüten muss man sich vor dem, der gleichzeitig dumm und fleißig ist; dem darf man keine Verantwortung übertragen, denn er wird immer nur Unheil anrichten.“
Don´t do math in public, but it try anyway:
Heron 2 Jahre Vertragsverlängerung kostet 75Mio € all inklusive – an die Industrie (ehemals RDE dann RAS nun CAS).
Heron hat in 36 Monaten 15000h erflogen.
Bedeutet: Pro Jahr 5000h für 37.5Mio € = 7500€/h an die Industrie.
Welche Kosten Bw-Intern dann noch auflaufen – who knows?
Ein großer Vorteil von UAS kommt in der bisherigen Diskussion zu kurz. Man spart bei der Auswahl/Ausbildung des Personals Unsummen. Es können theoretisch hörgeschädigte mit hoher Dioptrinzahl und einer ordentlichen Allergie als Operateure einsetzt werden (bitte nicht abwertend verstehen). Keine Druckkammer, kein Überleben Land, kein Überleben See usw. DA liegt das Einsparpotential. Im Augenblick werden noch Jetabsolventen und Hubschrauberführer sowie Transallpiloten eingesetzt (weil sie überzählig sind – ausser Trall). Hängt wohl auch damit zusammen, dass man sich noch etwas an die Technologie herantastet und erstmal auf Bewährtes setzt. Da sind die Israelis bspw. schon viel weiter (eigene UAS-Laufbahn).
Generell stellt sich trotzdem die Frage, wie die Lw mit der UAS-Fliegerei umgeht.
Bsp.: Heron
Es gibt immer noch keinen (!) Heron-Simulator in Schleswig. Der steht angeblich seit 3 Jahren in Israel herum. Die Inübunghaltung wurde nach BRE zur LFT outgesourced, wo nun Piloten( Air Vehicle Operator – AVO) 40h im Jahr auf der CJ1+ fliegen (Nur wer vorher 500h+ mitbringt darf übrigens als PIC fliegen, die anderen bleiben „Beifahrer“ und werden die 500h+ wohl nie erreichen…..). Die Kamerabediener (Payload Operator – PO) fliegen nicht mit. Mit der verfügbaren weitaus günstigeren Option DA-42 MPP hätte man hingegen das Crew Concept AVO/PO und die Inübunghaltung intelligent und sparsam miteinander verbinden können. Warum sich für die CJ1+ entschieden wurde? Who knows…. Immerhin soll es wohl demnächst eine neue Ausschreibung geben…
Eine einheitliche Standardisierung ist im Flugdienst mit Heron auch nach 3 Jahren immer noch nicht gelungen. Es gibt keine deutschen Fluglehrer auf Heron. Die sollen angeblich demnächst erst ausgebildet werden. Natürlich war alles zu Beginn auf „Zwischenlösung“ gepolt und viele empfanden die Beschaffungsentscheidung als Mißverständnis. Wollte doch die Führung eher was Amerikanisches und hat es bei jeder Gelegenheit betont. Holloman lässt grüßen – hätte auch gleich „Synergieeffekte“ für ein Ausbildungszentrum EF dort gegeben… ;o). Und wie das so ist mit Findelkindern, es braucht so seine Zeit bis man sie richtig lieb hat.
Mittlerweile wird aber aus der Zwischenlösung Heron eine etwas längere Angelegenheit – die angestrebte Ausbildung von Fluglehrern ist mehr als ein Indiz, das es den Heron noch etwas länger geben wird.
Zum Thema UAS und Wetter:
Natürlich kann ich auch den Heron „wetterfest“ machen. Gibts. Hängt nur ein Preisschild dran.
Weder bemannt noch unbemannt kann man durch Wolken gucken. Aber bemannt kann man wenigsten für einen gewissen Zeitraum low level unter den Wolken CAS machen. Wie lange (Spritverbrauch), wie gefährlich (SAF) und wie genau, wissen die Profis am Besten. Irgendwann wird dies ein UAS aber auch können.
Zuerst sollte man sich jedoch mal um die Zulassung von UAS in Lufträumen kümmern. Denn ohne die ist alles nichts. Da kann man die Aussagen des Inspekteurs schon unter die Kategorie „erstaunlich unbeschwert“ verbuchen und staunen.
@alle: Mantis soll in einem weiteren Entwicklungsschritt dann auch ohne Betonsockel laufen.
@csThor: Ohne den Tornado geht bei der Luftwaffe nichts. Auch in Zukunft nicht, wenn alle EF in Dienst sind. Man kann an einen für Luftüberlegenheit ausgelegte Jet und dessen Besatzung nicht einfach ein paar Bomben dranhängen und damit komplexe Luft-/Boden-Missionen fliegen, von SEAD ganz zu schweigen. Im Konfliktfall ist der EF für derartige Missionen auch zu schade bzw. Für die Luftüberlegenheit zu wichtig.
Machen die DEU TOR noch SEAD?
Oder besser: Welche Fähigkeit besitzt die verbliebene DEU TOR-Flotte noch? Bitte realistische Einschätzung von Aufgabenspektrum vs Flugstunden (vollfliegende Crews vs Inübunghalter).
EF kann keine taktsichen A-Waffen tragen. Sonst fällt mir kein langfristiges Alleinstellungsmerkmal bei TOR ein.
Und der EF sollte für nichts zu Schade sein. Schließlich ist er ja Multirole.
@ WB & xyz
Da frage ich mich aber, wie die RAF die Luft-Boden-Rolle mit dem EF offenbar relativ problemlos ausfüllen kann? Klar, bei denen gibts ein paar Pfund mehr und vermutlich auch Macher statt Tippsen in Uniform, aber ich kann mich des Eindrucks nicht entziehen, daß in dem Punkt das institutionalisierte Ohnemicheltum der letzten Koalition in die Frage des Fähigkeits erwerbs bzw. der -erhaltung hineingedrückt worden ist. Streng nach dem Motto „Wenn wir uns auch mal politisch nicht drücken können, dann können wir immer noch sagen ‚Geht nicht‘.“ Wird hier vielleicht verzögert und verschleppt, damit man die Politik in EU und NATO nicht in Bedrängnis bringt ? Wenn ja, dann wär das erbärmlich – wo bleibt dann „Mut vor Königsthronen“?
@csThor:
Das ist doch nicht in den letzten 4 Jahren plötzich politisch gebremst, sondern schon institutionell:
Die Lw mag kein CAS und merkt keinen politischen Druck.
Also kann man sich auch planerisch-haushalterisch ungestört auf METEOR-Integration und CAPTOR-E konzentrieren.
Dann kommt man bei Luft-Boden halt langsam voran.
Air Surface Integration macht man auch ein wenig (is ja beim großen Bruder aktuelles Thema) – aber bitte nicht mit Vollgas und Pragmatismus.
Fragt ja auch niemand nach.
Im Gegensatz zu bspw. den NLD, die für Polizeimentoren F-16 nach MeS bringen (auch wenn mit erheblichen Auflagen).
Und die sollen sich künftig sicherheitspolitisch an uns Umfaller anlehnen?!
Übrigens: „Mut vor Königsthronen“ haben Inspekteure nur bei der Rede am 20. Juli.
Die LW mag kein CAS? Mir zuckt grad das rechte Augenlid (und die rechte Faust in der Tasche) … Was für Leute werden eigentlich bei der BW in Führungspositionen befördert: politisch zuverlässige Tippsen oder pragmatische Macher? Ich befürchte ersteres … *trauriges Kopfschütteln*
@CRM-Moderator
„Heron hat in 36 Monaten 15000h erflogen.
Bedeutet: Pro Jahr 5000h für 37.5Mio € = 7500€/h an die Industrie.“
Da sind die Kosten des Bw Per und Mat noch nicht dabei.
„Man spart bei der Auswahl/Ausbildung des Personals Unsummen. Es können theoretisch hörgeschädigte mit hoher Dioptrinzahl und einer ordentlichen Allergie als Operateure einsetzt werden (bitte nicht abwertend verstehen).“
Man sollte Prop Piloten nicht mit Jet-Piloten vergleichen. Ein CPL müsse reichen. Wir verwenden Jetpiloten, weil wir genügend haben.
„Keine Druckkammer, kein Überleben Land, kein Überleben See usw. DA liegt das Einsparpotential.“
Stimmt, doch das ist nicht im UAS begründet, denn auch für eine DA42 reicht, ein CPL.
DA 42 hätte noch den Vorteil, dass sie günstig in Europa zu beüben wäre.
Für „ordentliches“ bemanntes oldschool CAS braucht man eine A-10 oder eine Tucano oder eine T-6B.
Wiki:“Die vergleichsweise geringen Kosten sind ein Grund, warum die A-10 trotz ihres mittlerweile recht hohen Dienstalters weiterhin im Einsatz bleibt. Sie bildet das Rückgrat der US-Luftwaffe bei der Bekämpfung gepanzerter Fahrzeuge mit einer langen Anflugzeit ins Einsatzgebiet. Der ebenfalls für die Bekämpfung gepanzerter Einheiten eingesetzte Kampfhubschrauber AH-64 Apache hat eine wesentlich geringere Reichweite, kann nicht luftbetankt werden und ist gegen Beschuss weitaus weniger widerstandsfähig…….Aktuell gibt es kein Flugzeug, das die A-10 im Rahmen ihres Aufgabengebietes ersetzen könnte.“
Fragen? Badewanne – ham wa nich.
@ Elahan: „Wir verwenden Jetpiloten, weil wir genügend haben…..Stimmt, doch das ist nicht im UAS begründet, denn auch für eine DA42 reicht, ein CPL. DA 42 hätte noch den Vorteil, dass sie günstig in Europa zu beüben wäre.“
Genau. Wir stimmen 100% überein. Es passt kein Blatt Papier zwischen uns. ;o)
Das Material sollte aber in der Rechnung mit drin sein (im Sinne von Technik).