Kontrolle syrischer Chemiewaffen: Zufall,Fehler, trickreicher Plan?
Ncoh weiß niemand, ob und wie der Plan funktionieren wird, Syriens chemische Waffen unter internationale Kontrolle zu stellen – zu viele Einzelheiten sind noch unklar. Von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen (Mit UN-Mandat? UN-Mandat mit Sanktions/Strafandrohung? Wer soll faktisch die Kontrolle übernehmen?) Aber dafür, mit irgendwas muss man sich ja beschäftigen, gibt’s die wildesten Überlegungen, Analysen, Vermutungen, wie anscheinend innerhalb von Stunden dieser Plan geboren wurde – und damit die Drohung eines US-Militärschlags gegen das Regime in Damaskus sehr viel an Bedrohlichkeit verlor.
Ein kleiner und vermutlich unvollständiger Überblick:
1) Zufall und, je nach Sichtweise, Fehler
Dafür spricht, bislang, einiges. US-Außenminister John Kerry antwortet am 9. September bei einer Pressekonferenz in London auf eine Reporterfrage, ob Syrien den drohenden Luftangriff noch abwenden könne. Aber ja, sagt Kerry, und es klingt nicht ernstgemeint: Syriens Präsident Assad müsse nur innerhalb einer Woche seine Chemiewaffen vollständig an die internationale Gemeinschaft übergeben – aber das werde wohl nicht passieren.
Sofort melden die ersten Nachrichtenagenturen ein Ultimatum der USA an Syrien. Und noch während das US-Außenministerium versucht, die Äußerungen seines Chefs einzufangen und von rhetorischen Aussagen spricht, reagiert Russland: Außenminister Sergej Lawrow greift das scheinbare Angebot auf und hat, zufällig, den syrischen Außenminister an seiner Seite – der ebenfalls zustimmt.
Der schlimmste Tag in der Geschichte der westlichen Diplomatie, sagte dazu ein pensionierter britischer Diplomat. Auch in den USA gibt es Stimmen, die das ganze als russisch-syrischen Trick verstehen, um die USA von dem geplanten Luftangriff abzuhalten.
b) Eine Absprache zwischen Barack Obama und Wladimir Putin
Auf eine solche Absprache zwischen dem US-Präsidenten und seinem russischen Kollegen am Rande des G20-Gipfels in St. Petersburg gibt es ein paar Hinweise – zum Beispiel Meldungen, die sich auf offizielle russische Quellen berufen. Und US-Außenminister Kerry versuchte sich gegen den Eindruck zu wehren, die Russen hätten die USA mit ihrem Vorpreschen überrumpelt: Darüber habe man doch schon länger gesprochen.
Dazu passt eine, nennen wir es Spekulation, die ein paar interessante Fakten verknüpft – nämlich den St. Petersburger Gipfel mit der unbekannten Ladung des russischen Landungsschiffes Nikolai Filchenkov. Und der Analyse:
The only person which could solve this problem is President Vladimir Putin, who has both the means and the persuasive power to get Assad to allow Russian special forces to remove chemical weapons in time and load them carefully onto the Nikolai Filchenkov and if required on more Russian fleet transports who could arrive at Tartus on short notice. With such a move, President Obama would be off the hook, making his unwanted and quite questionable military strike unnecessary, also saving a lot of face should matters go wrong, as they usually do in this region.
In einem Punkt ist das sicherlich zutreffend: Die überraschende Entwicklung am vergangenen Montag hat Obama vermutlich vor einer Niederlage im US-Kongress bewahrt. Und wenn jemand in der Lage ist, die Syrer zu etwas zu zwingen, dann Russland – wohl kaum die USA.
c) Polen war’s. Oder Israel.
Auch wenn noch offen ist, ob der Plan der Überstellung syrischer Chemiewaffen wirklich klappt – einen möglichen Erfolg beanspruchen jetzt schon andere für sich. Zum Beispiel Polens Außenminister Radek Sikorski. Und in Israel soll so etwas schon vor Wochen diskutiert worden sein.
Stimmt a, b oder c? Keine Ahnung. Warten wir auf den Hollywood-Blockbuster in etwa zehn Jahren. Oder das Enthüllungsbuch. Wichtiger ist vermutlich, wie es konkret weitergeht.
(Danke an etliche meiner Leser, die bereits in den Kommentaren vorangeganger Einträge auf einige der oben verlinkten Fundstellen hingewiesen haben – ich wollte den Punkt gerne mal zusammenfassen.)
Nachtrag: Wo wir gerade bei den Irrungen und Wirrungen sind… in den vergangenen Tagen wurde hier im Blog das Vorgehen von Elizabeth O’Bagy, einer Mitarbeiterin des Institute for the Study of War in Washington, recht kontrovers diskutiert. Die Dame ist seit heute ihren Job los, so eine Art Guttenberg, allerdings offensichtlich ohne auch nur den Hauch einer Promotion.
(Foto: President Vladimir Putin of Russia welcomes President Barack Obama to the G20 Summit at Konstantinovsky Palace in Saint Petersburg, Russia, Sept. 5, 2013 – Official White House Photo by Pete Souza)
Als die Meldung rauskam, meinte noch ne Kollegin, das sei doch keine Nachricht – und wurd drauf gleich ein Deal, der den Krieg verhindern könnte.
Gutes Kinomaterial.
11. September 2001:
Selbstverständlich möchte auch an die Opfer dieses Tages erinnern. Aber aus einem anderen Grund halte ich den 11. September für einen Markstein in der jüngeren Geschichte.
Meiner Meinung nach wurde an diesem Tag eine neue Phase der Weltpolitik eingeleitet, die allgemein als „Kampf gegen den Terrorismus“ bezeichnet wurde und zu einer beispiellosen Verkettung außenpolitischer Wagnisse und auch Desaster, vor allem unter der Führung der USA, führte.
Diese Phase findet inzwischen langsam ein Ende, was in der Ummandatierung des ISAF Einsatzes, aber auch im langem Zögern der USA nach dem Chemiewaffeneinsatz in Syrien und dem „Nein“ Großbritanniens, allzu deutlich wird. Interessanterweise zeigt für mich der nebenbei stattfindende politische Konflikt mit Russland, dass das „Kalter-Krieg“ Denken, das starre Festhalten an nicht mehr existenten politischen Blöcken, und die nicht gefundene neue Rolle der NATO immer noch zum Leitbild vieler Entscheidungsträger zu gehören scheint.
Die Vereinigten Staaten werden sich möglicherweise auch infolge ihrer immensen Staatsverschuldung in den nächsten Jahren deutlich mehr auf innere Angelegenheiten konzentrieren.
Damit kommen meiner Meinung nach ZWANGSWEISE neue Herausforderungen auf die Bundesrepublik Deutschland zu. Eine erneute Verkettung mit ungewissem Ausgang….
Als ich über die Entwicklungen gelesen habe, musste ich sofort an die Lösung der Kubakrise denken: Eine schöne Farce für die Medien und die Öffentlichkeit. Nur dass bei der Syrienkrise jetzt die USA in Person von Kerry in der Öffentlichkeit als Verlierer auftreten muss. Wer weiß, welche Vorteile sich die USA dafür im Geheimen sichern konnte?
@Johannes Clair:
Falscher Thread?
Ihre Aussagen sind richtig, haben aber nichts mit den Themen dieses Artikels zu tun.
Anderes Thema: Aber ich finde die Idee (einer internationalen Kontrolle) gut,
mal schauen was daraus noch kommt,
Werferfehler
Ein UN-Mandat wäre möglich, ist aber nicht erforderlich, da sich Syrien (mit ein wenig Überzeugungsarbeit der Russen) selbst dazu bereit erklärt hat, seine chemische Waffen unter internationale Kontrolle zu stellen. Es gibt also keinen Widerstand zu überwinden. Für die Beseitigung der chemischen Waffen Russlands und der USA gibt es ja auch kein UN-Mandat, obwohl diese nicht fristgerecht bis 2012 vernichtet wurden.
Wer die Kontrolle übernehmen soll, ist in erster Linie eine souveräne Entscheidung Syriens. Vermutlich unter Führung Russlands und vielleicht auch Chinas. Obama selbst hat Russland hier eine besondere Rolle zugestanden. Nach dem Willen der syrischen Regierung mit Sicherheit nicht ihre Kriegsgegner, voran die USA. Ob die USA dies akzeptieren werden, ist eine ganz andere Frage. Daran könnte es scheitern.
Sicher geht es hauptsächlich darum, die USA von dem geplanten Angriff abzuhalten. Dieser Angriff wäre laut UN-Generalsekretär nicht vom Völkerrecht gedeckt.
Ob die Idee nun von Polen, Israel, USA, Russland oder dem heiligen Geist stammt, ist vollkommen irrelevant. Ich hatte sie auch schon und viele andere Menschen wohl auch. Lange bevor die große Politik sich dazu öffentlich äußerte.
Syriens Oppositionsführer Haytham al-Manna hat Russland vorgeschlagen, die Kontrolle über die syrischen Chemiewaffen zu übernehmen.
„Russland sollte Assads Kampfstoffe kontrollieren, bis eine Übergangsregierung in Syrien gebildet worden ist“, sagte al-Manna am Mittwoch dem libanesischen TV-Sender Al-Mayadeen.
http://de.rian.ru/security_and_military/20130911/266857737.html
Das hört sich so an, als habe die syrische Opposition mit den Chemiewaffen, nach einer Machtübernahme durch diese, ihre eigenen Pläne. Von Vernichtung spricht er jedenfalls nicht.
Deutschland könnte in der Tat als weltweit technologieführend zur Vernichtung der C-Waffen in Syrien beitragen:
http://www.aktiv-online.de/arbeitswelt/detailseite/news/firmenziel-friede-auf-erden & https://www.eisenmann.com/dms/downloads/produkte-und-services/environmental-technology/Chemiewaffenvernicht_de.pdf
Man sehe auch in: http://sicherheitspolitik.bpb.de/index.php?page=Chemische-Waffen
Die PR-und Diplomatie-Offensive aus Russland dauert an; Wladimir Putin richtet sich in der New York Times nun direkt an die amerikanische Bevölkerung:
„A Plea for Caution From Russia“
http://www.nytimes.com/2013/09/12/opinion/putin-plea-for-caution-from-russia-on-syria.html?src=me&ref=general
Ich weiß nur noch nicht so genau, ob das alles nun gut ist oder nicht. Wenn ich diesen Beitrag lese – http://www.israelnetz.com/arabische-welt/detailansicht/aktuell/kommentar-knick-in-der-logik/ – (keine Angst, die machen keine Probleme mit dem Leistungsschutzrecht) dann finde ich die Aussage:
> Die Russen hatten noch im Juli in einem Geheimbericht an die UNO behauptet, dass das Giftgas in den sunnitischen Gebieten des Irak produziert und über die Türkei an Al-Quaida-Rebellen in Syrien übergeben worden sei.
Mit anderen Worten: Die Russen behaupten: Saddam Hussein hatte chemische Kampfstoffe und er hat diese jemandem übergeben bevor er besiegt wurde. Dieses Kampfstoffe sind über die Türkei nach Syrien geschmuggelt worden.
Damit hat nun Assad nun keine chemischen Kampfstoffe mehr, die Rebellen aber wohl immer noch.
Es bleibt spannend.
Nun, das offizielle Verneinen des Chemiewaffenbesitzes und der Nicht-Beitritt zur entsprechenden UN-Konvention der syrischen Führung war die sicherheitspolitische Antwort auf Israel`s offizielle Hatung in Sachen Nuklearwaffen.
Der Artikel Putin´s ist insofern an alle Staaten gerichtet, die sich völkerrechtlich für „etwas Besonderes“ halten mit Blick auf den Einsatz militärischer Gewalt ohne VN Mandat oder zur Selbstverteidigung sowie an Staaten, die nach dem Besitz von Massenvernichtungswaffen streben. Auf jeden Fall ist imho der Artikel Putin´s schlüssiger als die Rede Obama´s, denn das staatliche Souveränitätsprinzip und die VN-Charta sind letztendlich die eigentliche ultima ratio der Zivilisation.
Und ja, es bleibt spannend.
@ klabautermann
Ultimo ratio der Zivilisation klngt gut, aber: Das staatliche Souveränitätsprinzip und einige der zentralen Prinzipien der VN-Charta stehen leider nicht immer im Einklang. Die Gretchenfrage ist daher auch: Wo liegt die Priorität im Falle eines Zielkonflikts, und ab welcher Schwelle wird diese Priorität handlungsleitend? Leider sind dabei alle Antworten subjektiv, je nach Interesse.
Das ist ja eigentlich auch nichts Neues. Allerdings: Erst mit dem weitgehenden Ende der bipolaren Welt konnten Konzepte wie R2P in den Blickpunkt rücken, die freilich noch lange nicht ausgereift und schon gar nicht in jedem Fall allgemeiner Konsens sind. Daran muss weiter gearbeitet werden, vor allem was die Legitimität und die Durchsetzung anbetrifft. Dabei ist offen, ob die aktuelle Syrienfrage bei dieser Weiterentwicklung des Völkerrechts und der Völkerrechtspraxis hilfreich ist oder nicht. Ich hoffe, sowohl Obama als auch Putin sehen die Relevanz der gegenwärtigen Ereignisse weit über Syrien hinaus – und handeln entsprechend verantwortungsbewusst.
Noch ein Wort zu Israel: Auch hier wird oft mit zweierlei Maß gemessen, keine Frage. Man kann auch trefflich darüber debattieren, ob diese Art Doppelmoral sogar in Teilen berechtigt ist, insbesonders wenn man die besondere sicherheitspolitische Lage Israels betrachtet. Aber mir kommt es auf einen anderen Punkt an: Alle in unseren Augen kritischen Handlungen bzw. Versäumnisse und alle Probleme der arabischen Welt werden stereotyp Israel in die Schuhe geschoben. Da machen es sich die allermeisten arabischen Staaten (vielleicht mit Ausnahme Jordaniens) zu leicht und lenken letztlich nur von den eigenen Unzulänglichkeiten ab. Israel ist für manches, aber nicht für alles verantwortlich.
Wie heute in der Welt online zu lesen ist, hätte Kant Syrien angegriffen.
*facepalm*
Ist das Putin-OpEd angesichts des russischen Georgienkriegs jetzt ironisch oder zynisch?
Kurz ein Wort zu Putins Artikel in der NYT:
Es hat zweifelsfrei Recht, wenn er sinngemäß sagt, die USA würden in der Welt immer mehr als Staat wahrgenommen, der seine Interessen (notfalls auch – das ist jetzt meine Ergänzung) mit brutaler Gewalt durchsetzt. Hier liegt in der Tat eine gewaltige Glaubwürdigkeitslücke amerikanischer Politik, deren Ursache mit 9/11 im Grundsatz, aber keineswegs ausschließlich begründet ist und auch durch den vorübergehenden Hoffnungsträger Obama leider nicht beseitigt werden konnte. Das alles schlägt auf die aktuelle Syrienfrage sehr negativ durch.
Allerdings empfinde ich persönlich es nicht sehr viel glaubwürdiger, wenn ausgerechnet Putin diese Feststellungen trifft. Russland als Verfechter humaner, gesitteter, friedensorientierter Außenpolitik – da kommen mir doch gewaltige Zweifel. Man braucht ja nur auf die innenpolitische Lage Russlands zu schauen, um zu erahnen, wie kompromisslos dieses Land außenpolitisch seine Interessen verfolgen würde, wenn es nur mehr Macht und Partner hätte. Putin ist in meinen Augen ebenso wenig ein Friedensengel wie ein lupenreiner Demokrat. Vielleicht wird er ja beides noch. Es wäre schön, aber wohl nicht sehr realistisch.
@KeLaBe
stimme Ihnen zu, hoffen wir mal, dass Putin und Obama in Sachen Syrien nicht so agieren wie weiland Kennedy und Chrustschow in Sachen Kongo ;-)
@ klabautermann
Ja, der Kongo gehört bis heute zu den allerdüstersten und völlig ungelösten Kapiteln der Weltgeschichte. Dieses Schicksal muss sich nirgends wiederholen.
@J.R.
Ich glaube Frank Zappa hat mal gesagt, dass Politik nichts anderes sei als die Unterhaltungsbranche der Rüstungsindustrien ;-)
Falls diese Meldung stimmt:
http://www.jpost.com/Defense/Report-Russia-to-supply-Iran-with-S-300-anti-aircraft-missiles-325843
dann ist Putin politisch auf breiter Front angetreten.
@JCR
Nun, Hans Rühle hat den Artikel geschrieben, hat allerdings vergessen zu erwähnen, dass Kant in einer Zeit lebte, in der das Völkerrecht noch nicht wirklich existierte und schon gar nicht in institutionaler Form wie die VN. Intellektuell brillanter Artikel – wie immer bei Rühle – aber eigentlich nur akademische, bzw. philosophische Baumwollspinnerei, denn Djihadismus/islamischer Terrorismus und Massenvernichtungswaffen passen in keine philosophische Denkschule.
„Der schlimmste Tag in der Geschichte der westlichen Diplomatie, sagte dazu ein pensionierter britischer Diplomat.“
„Peace for our time“, 30. September 1938.
Oder war das der beste Tag westllicher Diplomatie, wenn man Deutschland als dazugehoerig ansieht… 50/50?!
Trotzdem chuzpe, ausgerechnet fuer einen Briten, mit so einer Einschaetzung zu kommen.
Warum schafft es eigentlich unter diesen ganzen strategischen „Mensch-ärgere-Dich-nicht-Spielern“ in der deutschen Politik- und Presselandschaft keiner, mal von OBEN auf die Dinge zu blicken und nicht nur die „Fusseln“ aufzusammeln.
Nur, weil in DEUTSCHLAND strategisches Denken im Weltmaßstab nicht beherrscht und kultiviert wird, heisst das NOCH LANGE nicht, dass das im Rest der Welt AUCH SO ist.
NATÜRLICH gab es im Rahmen des G-20-Gipfels eine Abstimmung zwischen Obama und Putin (Zitat von BEIDEN am Abend des letzten Tages: „Wir hatten ein konstruktives Gespräch in freundschaftlicher Atmosphäre.“)
Und NATÜRLICH war die Bemerkung von John Kerry in London nicht „zufällig“ … wer war eigentlich der „Journalist“, der die Frage gestellt hat, was Syrien noch tun könne, um einen Militärschlag abzuwenden …?
Und DANN möchte ich auch nur EINE Regierung auf dieser Welt sehen, die innerhalb EINER STUNDE (auf einen vermeintlichen „Versprecher“ des US-Außenministers hin) mit einer millimeter- und sekundengenau vorbereiteten diplomatischen Initiative aufwarten kann (wie in diesem Falle Russland). Die Russen gehen ohne einen Plan nicht einmal auf die Toilette. Das weiss JEDER, der mal irgendwann mit ihnen zu tun gehabt hat.
JEDER kommt gesichtswahrend aus der „Nummer“ raus: Obama will um nichts in der Welt in Nahost militärisch zuschlagen, muss aber bis zur Rückkehr an den Verhandlungstisch und einen vorzeigbaren Erfolg genau DAS GEGENTEIL glaubhaft vermitteln. Die härtere US-Gangart war einfach NOTWENDIG geworden, weil sich die Annahme des Weißen Hauses, dass die Ankündigung einer „Roten Linie“ reichen würde, um den Druck im Topf zu halten, als Fehlkalkulation erwies.
Putin andererseits darf sich als Retter des Völkerrechts präsentieren. Die Europäer sehen sich (ohnedies ohne echte Alternativen) in ihrem „politischen Weg“ bestätigt … nur die Deutschen … die Deutschen haben mal wieder das ganze Spiel nicht verstanden.
Man braucht nur die Augen aufzumachen, um eine „Geschichte“ zu sehen, die auch tatsächlich zu den Fakten passt. Wem das intellektuell zu anstrengend ist, der darf gerne meinungs- und ahnungslos hinter den aufgeregten und hyperventilierenden Medien herhecheln
Zur Seite Man sehe auch in: http://sicherheitspolitik.bpb.de eine Frage. Doch erst mal das Zitat:
> Aber nicht nur Chemiewaffen wurden entwickelt, sondern auch technische Möglichkeiten der ABC-Abwehr. Heute sind die Selbstschutzmöglichkeiten der Soldaten soweit entwickelt, dass durch einen Gasangriff kaum noch ein taktischer oder strategischer Vorteil erreicht werden kann.
Das ist ja ein echt toller Spruch, doch er funktioniert nicht. Wir hatten zwar beim Bund eine Gasmaske (der offizielle Name war ABC-Schutzmaske, obwohl ich weder A noch B bei dem Ding verstanden habe) und sogar einen noch geschlossenen Filter (den wir auch nicht öffnen durften). Ein Haltbarkeitsdatum dazu gab es nicht, ebensowenig wie eine wie auch immer definierte Anleitung dazu. Selbst wenn ich heute im Internet suche, dann finde ich eher die Rezepte wie man das Zeug zusammenbraut oder die Anleitung wie man aus einen 3D-Drucker eine Waffe zauselt. Aber ich finde nicht den geringsten Hinweis darauf, wie man bei einem Terroranschlag erkennt welches Gas eingesetzt wurde, welchen Filter man dann nimmt und welche Standzeiten der etwa hat.
Es gibt Kurse fürs Feuerlöschen, für die erste Hilfe und man kann auch irgendwelches Feuerlöscher und erste-Hilfe-Kästen kaufen.
Aber es gibt nichts – absolut nichts – gegen Giftgasangriffe durch Terroristen, was in irgend einer Form halbwegs dokumentiert ist.
Man kann sich tolle Masken kaufen und auch Filter
http://www.conrad.de/ce/de/product/831775/EKASTU-Sekur-Gasfilter-DIRIN-230-A2-422-761-FilterklasseSchutzstufe-A2-1-St#download-dokumente
Und in der technischen Unterlage (die einzige, die dabei ist) (http://www.produktinfo.conrad.com/datenblaetter/825000-849999/831775-da-01-de-Gasfilter_DIRIN_230_A2.pdf) heißt es lapidar:
> Verwendung: In Verbindung mit Vollmasken (DIN EN 136) und Halbmasken (DIN EN 140) mit Rundgewindeanschluss (DIN EN 148-1). Schutz gegen organische Gase und Dämpfe mit einem Siedepunkt von >65º C
Und irgendwo steht dann noch das man die „Bedienungsanleitung“ zu beachten habe.
Scheinbar darf auf gar keinen Fall aus der Anleitung ersichtlch werden, ob, wogegen und wie lange es hilft. Und ich habe auch schon mal eine Anleitung gelesen in der ausgesagt wurde, dass der Filter manchmal nur halb so lange hält wie ‚angegeben‘, ohne im Geringsten davon auszugehen, was das Doppelte von halb so lang ist.
> Nur, weil in DEUTSCHLAND strategisches Denken im Weltmaßstab nicht beherrscht und kultiviert wird, heisst das NOCH LANGE nicht, dass das im Rest der Welt AUCH SO ist.
Es ist noch viel schlimmer. Wenn jemand wirklich mal Ahnung hat, dann „schleudert er mit Fakten um sich“. Die deutsche Regel heißt leider „Be stupid and have an easy life“.
„Die Freie Syrische Armee lehnt die russische Initiative kategorisch ab“, sagte der Befehlshaber des militärischen Arms der syrischen Opposition, Selim Idris, am Donnerstag nach Angaben der Agentur AFP.
@wolfgang-2 > Die Russen hatten noch im Juli in einem Geheimbericht an die UNO behauptet, dass das Giftgas in den sunnitischen Gebieten des Irak produziert und über die Türkei an Al-Quaida-Rebellen in Syrien übergeben worden sei.
Mit anderen Worten: Die Russen behaupten: Saddam Hussein hatte chemische Kampfstoffe und er hat diese jemandem übergeben bevor er besiegt wurde. Dieses Kampfstoffe sind über die Türkei nach Syrien geschmuggelt worden.
Wo steht bei den Russen was von Saddam Hussein? Der hatte, wie wir wissen, seit 1998 Chemiewaffen mehr. In dem zitierten Text steht .“in den sunnitischen Gebieten des Irak produziert“ – sprich von Al-Qaeda seitdem die dort dank der Amerikaner ein neues Rückzugsgebiet haben.
@J.R. Ist das Putin-OpEd angesichts des russischen Georgienkriegs jetzt ironisch oder zynisch?
Hat ihnen das mit dem Georgienkrieg ihre, inzwischen entlarvte, Expertin O’Bagy geflüstert?
Es gibt einen ausführlichen EU Bericht zu dem Krieg der zu dem Schluß kommt das Georgien grundlos russische Peacekeeper und denen anvertraute Schutzgebiete angegriffen hat. Russland hat sich daraufhin völkerrechtlich rechtmäßig verteidigt.
Ironisch oder zynisch klingen die die versuchen Russland daraufhin einen Vorwurf zu machen.
Georgia ’started unjustified war‘
@ b
Heute wieder ganz der ideologisch verblendete Wendehals, oder warum zitieren sie aus dem BBC-Bericht nicht weiter:
‚The report states that while Russia’s initial actions in fighting back against attacks on its personnel in South Ossetia were justified, its subsequent actions, in pushing far into Georgia proper „went far beyond the reasonable limits of defence“ and was „in violation of international law“.‘
Nebenbei ist genau die von Ihnen zitierte Stelle genau das, was man Assad vorwirft: Dass seine militärische Gewalt gegen die eigene Bevölkerung gegen internationales Recht verstößt. Nur dass dagegen der georgische Militäreinsatz im Verhältnis dazu wie ein Kleinjungenstreich wirkt.
Hier werden sich ja ideologische Backsteine an den Kopf geworfen, aua…
Ich glaube zwar nicht, dass das die fünfte Kolonne von Assad hier in den Kommentarspalten überzeugen wird, aber der ein oder andere wird es sicher lesenswert finden:
Exclusive: U.N. Report Will Point to Assad Regime in Massive Chemical Attack
http://thecable.foreignpolicy.com/posts/2013/09/11/un_report_will_finger_assad_for_massive_chemical_attack
Irgendwie habe ich teilweise den Eindruck, dass der Ton entgleiten könnte… Aber das wird bestimmt nicht passieren bzw. sich nicht fortsetzen, oder?
@Der Zeitgeist | 12. September 2013 – 18:48
Sowas gibt es auch in deutscher Sprache.
http://www.german-foreign-policy.com/de/fulltext/58681
@Wolfgang2: Da hatten Sie während Ihrer Dienstzeit einfach Pech. Falsche Einheit, falscher Ausbilder, was auch immer.
Natürlich war die Standard- Schnüffeltüte ein reines Ausbildungsgerät, was man mir seinerzeit jedenfalls gleich erzählt hat. Zu alt, zu porös, zu schlecht gewartet. Und uralte vergniedelte Filter. Im V- Fall hätte es schon passendes Gerät gegeben.
ABC- Abwehr ist nichts, was man während eines Marsches so nebenher machen kann und es braucht auch mehr dazu, als einen Ausbilder, der ab und zu mal „Sprühangriff“ brüllt und einen mit Talkum einpudert.
A, B und C- Gefahren heißt im Zusammenhang mit der Maske, daß es darum geht, Partikel und Gase von den Atemwegen fernzuhalten. Auch Bakterien und nuklearer Fallout sind Partikel. Und für letzteres braucht es dann einen P3 Filter (reaktor) für Cäsium.
Wenn Sie bei Conrad nachsehen, bekommen Sie Sachen aus dem Consumerbereich. Erweiterter Heimwerkerbedarf. Schauen Sie doch mal bei den Profis nach:
http://www.draeger.com/sites/de_de/Pages/Industrie/Arbeitsschutz.aspx?navID=2574
Und ich bin sicher, die haben für den mil- Bereich noch ganz andere Produktlinien.
> @Wolfgang2: Da hatten Sie während Ihrer Dienstzeit einfach Pech. Falsche Einheit, falscher Ausbilder, was auch immer.
Das glaube ich aufs Wort. Viel gelernt habe ich dort nicht, wenn man davon absieht, dass mir klar geworden ist, besser auf Gott zu vertrauen. Wobei diese Klarheit auch erst ein paar Jahre später wirklich zu Stande kam.
> Und ich bin sicher, die haben für den mil- Bereich noch ganz andere Produktlinien.
Ja, aber ich habe zum Beispiel einen Verbandskasten zu Hause und auch einen kleinen Feuerlöscher in Wohnung und Auto. Das habe ich nicht, weil ich gerne Feuer lösche oder Leute verbinde. Das habe ich, weil ich einfach – soweit es im Kostenrahmen bleibt – auch mal Vorsorge für solche Sachen treffe.
Nun habe ich eine alte BW-ABC-Schutzmaske nebst BW-ABC-Schutzfolie und einen Filter, dessen Haltbarkeitsdatum unter Garantie abgelaufen ist. Und wenn ich dann die entsprechenden Keys in Google eintüte, dann kommen so Seiten wie Conrad und eben nicht Seiten wie Draeger.
Aber eines ist richtig, die Draeger-Seiten sind deutlich umfassender. Vor allem weiß ich nun was ein Filterdruchbruch ist und wie man ihn erkennt. Das war mir bisher nicht klar, einfach weil es bisher noch niemand anders in der Klarheit aufgeschrieben hat.
Wenn ich aber so eine alte Schnüffeltüte habe und ich ggf. mit wenig Geld auf einen Terrorangriff vorbereitet sein möchte, welchen Filter nehme ich dann?
http://www.draeger.com/sites/assets/PublishingImages/Segments/Industrie/Dokumente/filterfarbcodes.pdf
Ich bin kein BW-Einkäufer und wollte keine Industriepaletten an Filter kaufen. Die nächste Frage wäre dann: Wo genau bekomme ich einen Filter aber die erste wäre: Welchen Filter nehme ich. Nach meiner persönlichen Auffassung sind es entweder AX, A oder B. Wenn je nach Kampfgas alle drei vorkommen können, wie kann ich schnell eine Entscheidung für den richtigen Filter treffen?