Syrien: Vorbereiten auf den Krieg auf Distanz
Knapp 24 Stunden nach der Kriegsrede von US-Außenminister John Kerry sind weitere Details eines offensichtlich geplanten US-Angriffs auf Syrien durchgesickert – und ohne Zweifel sollten sie auch durchsickern. Die zusätzlichen Beweise , dass das syrische Regime hinter der Giftgasattacke vom 21. August steckt, haben die USA bislang noch nicht wie angekündigt vorgelegt; auch die völkerrechtlichen Grundlagen für eine solche Militäraktion sind noch unklar.
Als Sammlung (mit Erweiterungsmöglichkeit) einiges vom (heutigen) Dienstag:
Nach einem Bericht der New York Times (Pentagon Sees Syrian Military, Not Chemical Sites, as Target) soll ein begrenzter Luftschlag dazu dienen, militärische Einrichtungen der syrischen Armee zu zerstören – nicht aber dazu, die – wenn überhaupt erkannten – Chemiewaffendepots der Syrer anzugreifen. Das klingt sinnvoll, weil ein Angriff auf diese Depots auch Kampfstoffe freisetzen könnte. Wie schon seit längerem erwartet, könnten die Angriffe mit Marschflugkörpern des Typs Tomahawk von einem der vier US-Zerstörer im östlichen Mittelmeer (Foto oben: die USS Barry) gestartet werden – und auch dabei bleiben.
Ein solches Vorgehen würde zwar nicht die zum Teil bekannten Lagerorte chemischer Waffen, die Foreign Policy auf einer Karte zeigt, treffen. Vermutlich aber die wichtigsten Standorte der syrischen Luftwaffe, die in der hier vor ein paar Tagen verlinkten Studie auftauche: Required Sorties and Weapons to Degrade Syrian Air Force
US-Verteidigungsminister Chuck Hagel hat seinem Präsidenten Barack Obama volle Einsatzbereitschaft gemeldet, und die Regierungschefs sowohl Großbritanniens als auch Frankreichs haben ihre Unterstützung zugesagt. Wenn auch noch offen bleibt, wie eine britische und französische Beteiligung konkret aussehen könnte. Einen Blick auf die militärischen Optionen aller drei Länder wirft die BBC hier.
Eine Frage bleibt bei all dem bislang unbeantwortet: Was ist letztendlich das Ziel? Nur eine Bestrafung der Assad-Regierung für den geächteten Einsatz chemischer Waffen (und damit auch das deutliche Signal an andere Länder, dass die USA Massenvernichtungswaffen nicht dulden, wenn sie es nicht wollen), eine Verschiebung der Machtbalance im syrischen Bürgerkrieg, oder doch das Ende Assads?
(Foto: MEDITERRANEAN SEA, June 16, 2013 -The guided-missile destroyer USS Barry (DDG 52) is underway in the Mediterranean Sea. Barry is on a scheduled deployment supporting maritime security operations and theater security cooperation efforts in the 6th Fleet area of responsibility – U.S. Navy photo by Mass Communication Specialist 2nd Class James Turner via Flickr unter CC-BY-Lizenz)
Ziel ist seit spätestens 2007 „Regime change“ in Syrien. Geplant war es diesen mit Hilfe eines „Volksaufstandes“ von Saudi gesteuerten Takfiris zu erreichen. Da diese aber es nach mehr als zwei Jahren immer noch nicht geschafft haben und so langsam deren internationale Personaldecke dünn wird muss man nun einen Anlass finden ihnen Luftunterstützung zu geben.
Obama hatte für solche Zwecke vorsorglich seine „rote Linie“ gezogen. Die ermöglichte ihm jederzeit gezielt in den Konflikt einzugreifen. Einfach ein paar vertrauenswürdige Leute mit ein paar Kanistern losschicken, aufgepeppte Herzblut Videos auf Youtube posten und schon rollt die Propagandamaschine an.
Die falschen Beweise das das gezeigte dann ein „Chemiewaffeneinsatz der syrischen Regierung“ war wird nachträglich schon irgendein Geheimdienst, im Zweifel der Mossad, fabrizieren.
Das der jetzt geplante Angriff auf Syrien in vollem Umfang völkerrechtswidrig ist ist ziemlich eindeutig. Syrien ist dem Chemiewaffensperrvertrag nie beigetreten. Selbst wenn es solche im Gefecht eher unnütze Waffen eingesetzt hätte würde das gegen kein Recht verstoßen. Das die Amerikaner sich hier als Polizist, Richter und Strafvollzug der Welt aufführen hat auch keinerlei Rechtsgrundlage.
Traurig das unsere Politiker und Medien so etwas nicht mal offen sagen.
@b:
hat ja nicht lange gedauert, bis wieder einer mit der wilden Verschwörungstheorie um die Ecke kommt.
Ich persönlich glaube auch nicht, dass Assad die Chemiewaffen eingesetzt hat – warum jetzt und wenn nicht früher? Die Lage war für ihn in letzter Zeit kontrollierbar, warum sollte er ein Eingreifen westlicher Staaten riskieren?
Aber anders als Sie sehe ich nicht den „Teufel USA“ hier als Agent Provokateur sondern die Aufständischen. So oder so – es bleibt spannend
Jemand ZDF Spezial vorhin gesehen?
Da wurde mal von dem „Experten“ die Wahrheit gesagt, dass es eher danach ausschaut das die Rebellen diesen Giftgas Einsatz inszeniert haben.
Assad hätte gar kein Interesse daran das die USA in Syrien Intervenieren und wieso sollte er dann so leichtsinnig sein wenn er weiss wo die Rote Line ist und sie überschreiten.
Zu Frage des Ziels.
Wenn man sich an Clausewitz erinnert, dann erkennt man wie wichtig Zweck- und Zielbestimmung vor einem Krieg sind:
„Man fängt keinen Krieg an, oder man sollte vernünftigerweise keinen anfangen, ohne sich zu sagen, was man mit und was man in demselben erreichen will, das erstere ist der Zweck, das andere das Ziel. Durch diesen Hauptgedanken werden alle Richtungen gegeben, der Umfang der Mittel, das Maß der Energie bestimmt, und er äußert seinen Einfluß bis in die kleinsten Glieder der Handlung hinab.“
Clausewitz, vom Kriege, VIII, 2
Aus meiner Sicht bedeutet dies in Syrien:
Der Zweck: Vermeidung weiterer C-Waffeneinsätze in Syrien und durch andere Staaten in anderen Konflikten.
Das Ziel: Zerstörung von Schlüsseleinrichtungen der syrischen Regierung und Streitkräfte (Bestrafung der Entscheidungsebene)
Die Mittel: Abstandswaffen von See und Luft.
Siehe auch: http://augengeradeaus.net/2013/08/die-oker-vor-zypern-und-syrien/comment-page-1/#comment-75303
Das Ziel? Nun, das ist erst mal sehr begrenzt: Ein starkes Signal setzen, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit (und darum geht es beim Einsatz von Chemiewaffen gegen die zivile Bevölkerung) nicht und von niemandem geduldet werden. Das ist dann zugleich auch Abschreckung. Strafe ist vielleicht schon zu weit gegriffen.
Die weiteren Ziele sind freilich unklar. Offenbar gibt es auch noch keine richtigen Vorstellungen. Denn auch eine „Verschiebung der Machtbalance“ oder gar ein „Ende Assads“ reicht ja nicht aus. Irgendwas muss ja anschließend aufgebaut werden. Bloß was? Hier gibt es noch viel zu überlegen, verhandeln, handeln. Offenbar verfolgt man den Ansatz des Durchwursteln, also ein Schritt nach dem anderen nach dem Prinzip Hoffnung. Normalerweise nicht die beste und erfolgreichste aller Strategien.
b + roadie + veto:
Gegenthese:
Assad-Getreue haben sich verkalkuliert. Man wollte die rote Linie schrittweise verschieben und hat die Macht der Bilder unterschätzt.
OT :
http://www.nzz.ch/aktuell/schweiz/nationalratskommission-stimmt-gripen-kauf-zu-1.18140048
@KeLaBe
„Ein starkes Signal setzen, dass Verbrechen gegen die Menschlichkeit (und darum geht es beim Einsatz von Chemiewaffen gegen die zivile Bevölkerung) nicht und von niemandem geduldet werden.“
Die amerikanische Politik verwendet Floskeln wie „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ seit jeher in der strategischen Kommunikation, aber man sollte die Kommunikation nicht mit der Strategie verwechseln. Jeder Gegner der Amerikaner wird vor dem Beginn des militärischen Vorgehens grundsätzlich zu einem neuen Hitler, zu einem Feind der Menschheit, zum lebendigen Gegenbild amerikanisch-universeller Werte etc. hochstilisiert. Die Öffentlichkeit hört so etwas einfach lieber als komplizierte geopolitische Argumente, aber diejenigen, die sich in der jeweiligen Rolle des Menscheitsfeindes wiederfinden, waren oft genug kurz zuvor noch Partner der Amerikaner. Das gilt auch für Assad, so wie zuvor für Gaddafi oder Saddam Hussein.
Der Westen sitzt da in einer ziemlichen Zwickmühle. Man muss auf diesen Giftgasangriff reagieren und ein Exempel statuieren, allein um zu zeigen dass man den Einsatz solcher Waffen nicht akzeptiert und um auch in Zukunft die Hemmschwelle für den Einsatz von Massenvernichtungswaffen hoch zu halten. Wenn man nicht reagiert und Handlungsschwaeche zeigt, dann gibt man allen möglichen Regierungen und Organisationen mit Zugang zu solchen Waffen ein Zeichen der Schwäche und dies wird dann sehr wahrscheinlich nicht der letzte Giftgasangriff gewesen sein. Selbst wenn der Angriff von den Rebellen inszeniert worden ist, man hat fast gar keine andere Wahl. Ein gezielter Angriff auf bestimmte Rebellengruppen wäre ein politisches Desaster für den Westen, also muss man auf die syrische Regierung zielen. Eventuell kompensiert man diese „kleine“ Lüge (wenn es eine ist), indem man die gemäßigte Opposition stärker unterstützt und die radikalen zum Abschuss frei gibt?
Die C-Waffenmeldungen der letzten Monate zeigen eine schrittweise Eskalation bei immerwährendem Zurückweichen Obamas. Assad hat sich verspekuliert.
Warum nun die Rebellen ihr eigenen Kinder vergiften sollten, statt sich damit nach Damaskus durchzukämpfen, ist ebenso interessant, wie die Frage warum der Einsatz taktischer C-Waffen gegen Widerstandsnester auf einmal nicht mehr SInn und Zweck dieser Waffen sondern taktisch unklug sein sollte.
Und wie eigentlich leichtbewaffnete Freischärler an russische (den andere könnten sie nicht verwenden) Artilleriemunition mit hinreichend viel Sarin kommen sollen, um so ein Massaker anzurichten, ist auch noch so eine Sache.
Aber klar: Wenn man es nicht der CIA unterschieben kann, hilft immer Plan B: Die Juden waren es!
Obama hat während des ganzen Aufstandes eine weiche und unentschlossene Haltung gezeigt und naiverweise geglaubt, Putin wäre an einer echten Kooperation mit ihm gelegen. Selbstverständlich haben ihn Assad und Putin als naiv und weich eingeschätzt. Jetzt muß Obama entsetzt feststellen, daß man nicht vom Rubikon reden sollte, wenn sich der Gewarnte für Caesar hält.
Assad hat Sarinmunition für genau solche Einsätze wie jetzt bei Damaskus angeschafft. Das ist in der Region so üblich. Dort sind C-Waffen einfach bloß Waffen.
Das Ziel der kommenden Operation? Das wird hier viel zu hoch aufgezogen. Obama hat durch seine Naivität sich, die USA und die NATO als ineffektiven Papiertiger präsentiert. Jetzt muß demonstriert werden, daß auch bei einem Obama als POTUS die USA ernstzunehmen sind.
Es geht also nicht um Regime Change (wer sollte denn die Macht übernehmen? Obama hat da niemanden…), nicht um die Pflege der Ächtung von Massenvernichtungswaffen oder andere hehre Ziele. Es geht einzig um die Wiederherstellung der außenpolitischen Handlungsfähigkeit der USA in der Region. Und dazu braucht man einen öffentlichkeitswirksamen Schlag, von dem man hinterher glaubhaft behaupten kann, er habe Assad ganz furchtbar wehgetan.
Der ZDF-Bericht hat grade eben die HMS Bulwark, ein amphibisches Landungsschiff und einen Hubschrauberträger, vermutlich die USS Kearsarge LHD-3, das Flagschiff des PHIBRON-4 bzw. der KEARSARGE ARG, die die 26th MEU, mit dem 3/2nd Marine Infantry Regiment als Ground Combat Element. Diese Kräfte führten im Juni zusammen mit den jordanischen Streitkräften eine multinationale Übung durch und befinden sich in der Region. Außerdem befindet sind in Jordanien derzeit das 2 Royal Regiment of Fusiliers, ein leichtes Infanteriebataillon mit Stationierungsort Zypern, das eigentlich die Theatre Reserve für Afghanistan stellt. Dazu kommt als zweites Infanteriebataillon auf Zypen das 2 Yorkshire Regiment, ebenfalls ein leichtes Infanteriebataillon. Dazu besteht die Möglichkeit, auf der HMS Bulwark ein Commando (Bataillon) der Royal Marines zu transportieren, und es stehen französische Truppen als Teil der UNIFIL im Libanon. Nicht zu vergessen die 13 DBLE (Bataillonsäquivalent) in Abu Dhabi und das 5 RIOM (Bataillonsäquivalent) in Djibouti, wo auch US-Spezialeinheiten stationiert sein dürften.
Die Kräfte für einen Bodeneinsatz sind also durchaus vorhanden.
b | 27. August 2013 – 20:16
Ernsthaft? Nachdem man im benachbarten Irak zum gleichen Zeitpunkt noch gegen die gleichen Kräfte gekämpft, die zum Teil sogar aus Syrien eingesickert sind?
Ein saudischer Prinz ist sauer, weil Putin seinen deal nicht angenommen hat.
Wer ist hier eigentlich wessen proxy ?
„Die öffentliche Meinung habe noch nicht die Lügen über die „Existenz“ von Massenvernichtungswaffen und den anschließenden Militärangriff auf den Irak vergessen und werde nicht zulassen, daß derartige Vorwürfe eine weitere menschliche Katastrophe verursachen.“
Quelle: Der Sprecher des iranischen Außenministeriums
@ klabautermann | 27. August 2013 – 21:04
Überrascht?
„Windsgleich kommt der wilde Krieg geritten,
Durch das Grün der Tod ihm nachgeschritten“
Bin gespannt wie wir in zehn Jahren rückwirkend den Schlag auf den gordischen Knoten bewerten.
http://www.washingtonpost.com/blogs/worldviews/wp/2013/08/26/the-middle-east-explained-in-one-sort-of-terrifying-chart/
@sachlicher
eigentlich nicht ;-(
@klabautermann
Der Blogger Thebigpharaoh hat dazu ne ziemlich gute und präzise Chart gemacht:
http://4.bp.blogspot.com/-PrnEFaI1QCc/Uhvp_Sz9MoI/AAAAAAAAHT0/GSFk5vVJJMs/s1600/BSm0bOBCYAAAph6.jpg
Hoffe der Link geht in Ordnung
@Boots on the Ground:
Boots on the Ground in Brigadestärke (+) nach Syrien?
Bitte. Weder ist der Wille noch der Zweck, noch das Ziel, noch die Mittel für einen umfassenden Bodeneinsatz vorhanden.
Ich dachte immer der westen bekämpft die alkaida,nusra. Wie sich die Zeiten doch ändern,Sie unterstützen damit die Halsabschneider. Sie wollen Ohne klare Beweise Syrien bombardieren, aber so etwas in der Art kennen wir ja schon. Das wäre dann das nächste Kriegsverbrechen. Ich bin gegen einen Völkerrechtswidrigen Angriffskrieg.
zb. Irakkrieg war auch völkerrechtswidrig. Und diese Kriegshetze in den deutschen Medien ist kaum noch zu ertragen. Hilfskräfte,Mörderbanden des westens https://www.youtube.com/watch?v=-XkDCCiTKps
Es geht in Wirklichkeit nicht um Zivilisten und Chemiewaffen, sondern um Profit. Es geht um zwei Erdgasprojekte. Die Realisierung einer Erdgasleitung von Katar-Saudi Arabien-Jordanien-Syrien-Türkei (europäisches Erdgasnetz) unter Kontrolle der USA oder einer Erdgasleitung Iran-Irak-Syrien (Mittelmeerhafen Tartus) mit chinesischer Finanzierung und außerhalb der Kontrolle durch die USA. Also darum, wer das große Geld verdient. Katar, Saudi Arabien, Jordanien, die Türkei und die USA oder Iran, Irak, Syrien und China. Kurz nach der syrischen vertraglichen Entscheidung für das Projekt Iran-Irak-Syrien brach rein zufällig der „Bürgerkrieg“ in Syrien aus. Gegen ein Regime, das kurz davor die USA noch mit Foltergefängnissen unterstützt hatte. Das die Nutznießer der beiden Projekte mit den jewiligen Unterstützern der Konfliktparteien identisch sind ist vemutlich reiner Zufall. Oder?.
Das erklärt vielleicht das strategische Interesse von Frankreich und GB aber nicht das Hü und Hott der USA. Die haben BTW ihre eigenen Gasquellen, werden bald weltgrößter Exporteur sein, und haben deshalb überhaupt kein wirtschaftliches Interesse an diesen Pipelines mehr.
Blöder Mist, wenn man sich neue Verschwörungen ausdenken muß. Aber wenn man Politik so langweilig findet, muß man da wohl durch.
Daß es bei dem Aufstand um die Neuverteilung syrischer Pfründe geht, ist eine Binsenweisheit. Das haben die meisten Aufstände so an sich.
Memoria | 27. August 2013 – 21:21
Ich wollte da noch das Wort „begrenzt“, im Sinne einer Sicherung der MVW, einfügen, aber das Editieren hat wohl nicht funktioniert. Dafür reichen die Kräfte aus.
„Die Mittel: Abstandswaffen von See und Luft. “
Die Frage ist wie dann wie gut die syrische Flugabwehr ist. Die BGM-109 Tomahawk hat glaub ich keine Gegenmaßnahmen wie Düppel und Infrarottäuschkörper an Bord. Storm Shadow/SCALP und Apache ebensowenig. AGM-158 JASSM bin ich mir nicht sicher. Bleibt also nur der Taurus mit seinen Gegenmaßnahmen der in einen gut verteidigten Luftraum eindringen kann.
Mir erscheint die ganze Sache wenig sinnvoll. Lieber raushalten und hoffen dass Assad gewinnt.
http://www.stratfor.com/weekly/obamas-bluff#ixzz2dAQKW6Tk
mehr gibt es eigentlich nicht zu sagen
Sehr lesenswert, Danke @ klabautermann | 27. August 2013 – 21:49
@ chris76
Ein gezielter Angriff auf bestimmte Rebellengruppen wäre ein politisches Desaster für den Westen, also muss man auf die syrische Regierung zielen.
Den Giftgasangriff einer islamistischen Gruppe in die Schuhe schieben zu können wäre doch das beste was Obama geschehen kann. Die kann er dann zur Terrorfahndung ausschreiben und gut ist.
Das wäre deutlich billiger und risikoärmer als ein amerikanischer Militäreinsatz.
Nur spricht da halt genau nix für, während diverse Indizien halt schon sehr deutlich Richtung Assad weisen.
Brown Moses hat ziemlich glaubwürdig aufgedröselt, dass das Sarin wahrscheinlich mit 140mm M14 Artillerieraketen von Norden aus verschossen wurde, wo sich gleich mehrere Militäreinrichtungen des Regimes befinden. Dazu die Verzögerungstaktik des Regimes und die Schüsse auf den UN-Konvoi. Glaubt hier irgendwer, dass bei einem Giftgaseinsatz der Opposition die UN-Beobachter nicht innerhalb von 24h am Ort des Geschehens gewesen wären, und sei es dass man sie im Schützenpanzer dahin gekarrt hätte?
Aber es kann halt nicht sein was nicht sein darf, also wird hier teils arg … gewagt rumgeschwurbelt.
@califax | 27. August 2013 – 21:42
Das mit den eigenen unbegrenzten Gasquellen in den USA ist so eine Sache, bei der noch nicht sicher ist, daß das Wunder auch eintritt. Zu groß sind die Probleme mit der derzeitigen Technik, selbst wenn man annimmt, daß das Land sehr viel dünner besiedelt ist als Mitteleuropa. Auch die USA halten nicht jede Umweltsauerei aus. Da ist auch viel Geklingel zum Anheizen der Börsenkurse dabei.
@ klabautermann
Der Artikel fasst die Lage Obamas ziemlich gut zusammen.
Auch lesenswert ist vermutlich der hier: „Foreign Affairs: The Day After Assad Wins –
The Hard Truths About Post-War Syria“ zu den bisherigen Kriegsschäden/-kosten und den langfristigen Folgen.
Boots on the ground:
Die britischen Kraefte sind deutlich robuster, es handelt sich um den Einsatzverband „Cougar 13“, der von Gibraltar kommend anlaeuft. Wesentliche Kraefte sind Hubschraubertraeger Illustrious, Landungsschiff Bulwark (Fuehrungsschiff), drei Bay-class Docklandungsschiffe, zwei Eskorten u mehrere Hilffschiffe. Mehr Details hier:
http://www.royalnavy.mod.uk/Operations/Current-Operations/Operational-Deployments/Ex-Cougar-13
@ J.R. | 27. August 2013 – 22:03
Ist Brown Moses Mitglied des Verifikationsteams? Eben. Sorry, aber: Ihr Kindergartenwort „schwurbeln“ ist mE bei SPON besser aufgehoben. Danke.
@ iltis | 27. August 2013 – 22:10
Ich bin da bei califax. Der turn ist schon arround wie man so schön scherzen könnte. Selbst die IP-Ausgabe März/April 2013 „Rohstoff-Revolution“ berichtete bereits ausführlich und ziemlich klar.
Na, unbegrenzt sind die sicher nicht. Nur sehr, sehr reichhaltig…
Aber im Zweifel wird man bei tatsächlich nachgewiesenen Umweltproblemen (bisher gehen die entsprechenden Gerichtsklagen alle aus wie der Sturmangriff bei Waterloo), einfach ein paar Heldenmütter auf’s Podest bitten und sie fragen,was ihnen denn lieber wäre: Ein verbesserter Filter bei der Wasserversorgung oder noch ein toter Sohn im Nahen Osten. Und schon hagelt es Ausnahmeregelungen und Gesetzesänderungen. Wetten? ;)
@califax | 27. August 2013 – 21:42
Das „Hü und Hott der USA“ erklärt sich ganz einfach. 1. Ein Imperium ist stets bemüht die Welt zu beherrschen. Dies geht natürlich besonders unauffällig und wirksam über die Kontrolle der Energieversorgung anderer Staaten. Von dieser Kontrolle seitens der USA ist Europa natürlich nicht ausgenommen.
2. Das die USA sich scheinbar scheuen ihre Interessen militärisch durchzusetzen ist für mich reines Theater für die Öffentlichkeit. Der Plan zur Umgestaltung des Mittleren Ostens liegt schon seit vielen Jahren vor. Mit Syrien wird nur ein weiterer Punkt abgearbeitet. Es sieht doch viel besser aus, wenn man sagen kann, eigentlicht wollen wir ja nicht, aber wir müssen halt. Stellt sich die Frage warum muß gerade die USA bzw. der „Westen“? Wer hat sie dazu ermächtigt?
Und die Staaten des „Westens“ tun nichts ohne Zustimmung aus den USA.
Da spielen die Russen nicht anders.
„Lawrow nannte keine konkreten Reaktionen aus Moskau und beschränkte sich auf den Satz: „Wir wollen gegen niemanden einen Krieg führen“.“
http://de.rian.ru/zeitungen/20130827/266748054.html
Aber was ist wenn sie plötzlich müssen???
Ihr habt mich überzeugt… Im Zweifel für die fossilen Energien. Koste es was wolle…
Da war vor ein paar Jahren auch die Tundra in Alaska nicht mehr wichtig. Mir scheint, daß China da viel schneller lernt als die USA, auch wenn’s noch nicht richtig sichtbar ist.
Ui, das war ein langer Schlaf. Einen kompletten Regierungswechsel nebst mehreren Strategiewechseln zu verschlafen, deutet auf Müdigkeit hin. ;)
@J.R. Laut amerikanischer und russischer Satellitenbilder kamen die Raketen aus Rebellen gebiet das die “Liwa al-Islam” beherrscht. http://english.alahednews.com.lb/essaydetails.php?eid=24145&cid=498#.Uhj…
http://tinyurl.com/kc3mng8
Übriges: Heute Abend in den Radionachrichten: Obama hat die Verhandlungen mit Rußland wegen Syrien abgesagt.
Mal aus Putins Sicht: Solange die Militäroperation keine ausgewachsene Invasion mit Regime Change darstellt, ist er nicht zum Handeln gezwungen. Er kann sich zähneknirschend und säbelrasselnd als Kläger der Gerechten aufspielen und so tun, als wären ihm die Hände gebunden.
Gleichzeitig liefert ihm der Konflikt jetzt zwei goldene Gelegenheiten, wenn er Assad mit logistischer und geheimdienstlicher Hilfe beisteht:
Zum einen wird er dadurch seinen politischen Einfluß und die geheimdienstlichen Operationsmöglichkeiten in Syrien erweitern.
Zum anderen müssen die Amis, wenn sie keinen Flachköpper landen wollen, ein bißchen was von dem ganzen Zauber aufbieten müssen, den man zum Knacken einer voll intakten Luftverteidigung benötigt. Bisher konnten die Russen nie so richtig testen, was sie dem an eigener Technik entgegenzusetzen haben.
Jetzt können sie.
califax:
Wie intakt die Luftverteidigung durch die Auseinandersetzungen am Boden ist, ist ziemlich offen. Weiterhin sind die syrischen SAM-Systeme, wenn auch besser als das, was Libyen zu bieten hatte, aus russischer Sicht mehr oder weniger vollkommen veraltet (die syrischen Buk sind nicht die neusten, Pantsir ist insgesamt das aktuellste, was begrenzt vorhanden ist). Die Einsichten werden sich also sehr im Rahmen halten, die russische Flugabwehr u aktuelle Exportsysteme spiegeln sich in der syrischen Luftverteidigung so gut wie gar nicht wieder (abgesehen von den erwaehnten Pantsir).
Ein interessanter Artikel, der noch einmal die Parallelen zum Kosovo zieht:t
http://www.counterpunch.org/2013/08/27/syria-in-the-crosshair/
Worum es wirklich geht!
http://www.voltairenet.org/article174125.html
para:
Und wer sollte die Russen daran hindern, schnell ein paar modernere Systeme samt Beratern an Syrien auszuleihen?
Califax:
Mal anders gefragt, wenn das Russlands Wunsch und Intention waere, warum sind die (lange versprochenen) Systeme nicht schon laengst dort? Jetzt ist es ja wohl klar zu spaet.
Weil ein westlicher Luftangriff bisher ziemlich unwahrscheinlich war. Im Falle einer Kooperation mit dem Iran könnte man jetzt übers Kaspische Meer etwas nach Syrien verlegen. Ein paar Tage hat man ja noch.
Vermutlich muß die NATO auch noch ein paar kleinere Boden-Teams einschleusen, ehe es losgeht.
@ Stefan | 27. August 2013 – 22:21
Den USA weit überzogene Machtgelüste vorzuwerfen, ist ja modern (und manchmal auch berechtigt). Aber: Eine versuchte Kontrolle über die Energieversorgung Europas kann man ihnen nun wirklich nicht vorwerfen. Da müssen Sie schon eher weit nach Osten schauen (oder einfach nur aufs Trikot von Schalke 04).
Und was einen „Plan zur Umgestaltung des Mittleren Ostens“ betrifft: Da bin ich mir nicht so sicher. Bisher haben sowohl die USA als etwa auch Israel von der recht stabilen Machtbalance zwischen Iran/Syrien und Saudi-Arabien/Golfstaaten profitiert. Ein geeinter und damit gestärkter Mittlerer Osten wäre da vergleichsweise riskant und nachteilig.
Nein, die USA haben sich nach meinen Beobachtungen die aktuelle Lageentwicklung eher nicht gewünscht. Aber mit Blick auf ihre globale Rolle und ihre globalen Interessen sehen sie sich jetzt unter Handlungsdruck. Sie können sich eben nicht so leicht bedeckt oder ganz raus halten wie andere. Dass sie damit – wie auch immer sie handeln – in großen Teilen der Welt als Sünder dastehen, daran haben sie sich inzwischen gewöhnt (auch wenn sie das selbst als zutiefst ungerecht empfinden).
Bei all den brillianten Analysen, die hier getätigt wurden oder verlinkt wurden, bleibt trotzdem ein fader Beigeschmack.
Was wäre, wenn eine syrische Splittergruppe, eine fanatische Miliz, diesen Angriff mit Industriechemikalien durchgeführt hat ?
Es erinnert zu sehr an die „Brutkastenlüge“ in Kuweit, mit der die skeptische amerikanische Öffentlichkeit zu einem Kriegseintritt (desert storm) bewegt werden sollte. Was wenn irgendeine der fanatischen Milizen, dieses Massaker selbstmörderisch verursacht hat, um Amerika zum Kriegseintritt zu bewegen ?
Qui bono ? Wer profitiert von einem amerikanischen Kriegseintritt am Meisten ? Eine syrische Armee, die nach den Berichten über den Kriegsverlauf eher auf der Gewinnerstraße ist oder die Aufständischen, deren Unterstützung aus dem Ausland nicht ganz so gut läuft wie beabsichtigt ?
califax:
Man kann nicht etwas derartig umfangreiches wie einen ganzen S-300-Komplex mal eben ins Land schmuggeln. U warum ueber das Kaspische Meer u Iran? Iran besitzt keine Landgrenze mit Syrien, also muss so oder so eingeflogen oder ueber Tartus aus dem Mittelmeer geliefert werden. Fuer die Reise per Schiff ist es deutlich zu spaet.
Und wieviele S-300 willst du haben? Um auch nur geringste Wirkung zu haben, kann man es kaum bei einem System belassen. Also noch mehr Transportflugzeuge. S-300 benoetigt darueber hinaus vorbereitete Anlagen fuer die einzelnen Elemente, man kann das nicht einfach neben einen Wohnblock stellen und mit dem Ueberwachen und Abschiessen anfangen. Syrien hat nur sechs S-200-Stellungen, die mit Umruestarbeiten tauglich waeren, aber auch hier wieder ist der Zeitfaktor ein komplettes Hindernis.
Das ist absolut an der Realitaet vorbeigedacht. Solche Systeme packt man eben nicht einfach ein, aus und los gehts.
Nebenbei bemerkt waere Syrien mit dem Tor M1 „auf die Schnelle“ deutlich mehr geholfen. Aber da ist das zeitgerechte Verlegen komplett nicht machbar.
Und die vor Ort aktiven medizinischen NGOs wie Ärzte ohne Grenzen sind alle Teil dieser Gruppe? Und rein zufällig hat so eine kleine Splittergruppe russische Chemiewaffen samt Abschußlafetten und geht koordiniert mit der regulären syrischen Regierungsartillerie vor?
Oder hat rein zufällig ein Industriegift, welches als hochflüchtiges, hochaktives Kontaktgift die typischen Syptome von Phosphorsäureesthern aufweist?
Hat man sowas in der lokalen Kfz-Werkstatt rumliegen? Einmal Grundlackieren mit Tabun, Sarin, Soman?
Man kann auch noch die jüdische Weltverschwörung (Hallo b!) oder notfalls Außerirdische und Ufos einbauen, um sich an dem ganzen Quatsch festklammern zu können.
Assad hat russische Sarinmunition für taktische Zwecke.
Diese Munition wurde offenbar zweckgemäß gegen aufständische Stellungen eingesetzt.
Nein, die Zeugen sind nicht Amis, Juden oder andere rassisch als Menschenfresser geborene Leute sondern unabhängige NGOs und Menschenrechtsgruppen.
Ja, es gibt da draußen eine richtige Welt, die sich nicht nach althergebrachten deutschen Neurosen richtet.
para: Über Iran, weil man vielleicht nicht über die Türkei fliegen wollen würde. :)
Ich wüde auch nicht an eine wirksame Aufrüstung Syriens denken sondern an einen Techniktest. Aber wenn selbst die Verlegung kleiner Testanlagen zu aufwendig ist… ok.
Qui Bono ist mit Abstand das allerdümmste „Argument“, das man in solchen Diskussionen zu hören bekommt. Qui Bono im Falle des Dritten Reiches? War Hitler gar ein unschuldiger Friedensfürst? Muß wohl so sein, denn… Qui Bono?
@ Sachlicher
Die Frage ist nicht, ob Brown Moses im UN-Verifikationsteam ist, sondern ob das was er und andere sagen plausibel ist oder widerlegt werden kann.
Würde man nach den Aussagen der UN-Inspektoren gehen müßte man davon ausgehen, dass nichtmal Giftgas eingesetzt wurde, auch wenn es daran aufgrund anderer glaubwürdiger Quellen kaum noch Zweifel bestehen. (Und auch wenn sie sich schließlich äußern: nach 5 Tagen ist mit gerichtsfesten Beweisen zum Verursacher nicht mehr zu rechnen.)
Ganz nebenbei decken sich die Puzzlestücke von Brown Moses mit Gerüchten zum Hergang, die gerade anonym angeblich aus Kreisen der Regimestreitkräfte verbreitet werden. Siehe u.a. Zeit: „Syrer streiten wegen des Giftgaseinsatzes“, nebenbei mit Details zu Einschränkungen der Ermittlungsarbeit der UN-Inspekteuer.
Klar, die Opposition hätte auch irgendwo im Land an Chemiewaffen kommen können, und vielleicht wäre es ihr sogar möglich gewesen die bis in die Vororte von Damaskus zu verbringen, um dort dann auch noch die passende Artillerie zu haben, um die Geschosse dann in ein fast X-beliebiges Gebiet zu schießen, das nach den Giftgasmeldungen intensivst von Regime-Artillerie durchgebombt wird, und danach noch den perfekten PR-Coup mit Gerüchten aus „Regimekreisen“ zu landen während das Assad-Regime plötzlich anfängt zu irrlichtern. „Kann nicht ausgeschlossen werden.“
Aber irgendwann ist es für ein brauchbares Lagebild dann doch Zeit die Logistivariante von Ockhams-Rasiermesser auszupacken, erst recht wenn so gar keine Indizien auf die Gegenseite hindeuten (auch wenn die ein Motiv hätte).
Ob man mit einem 80% (oder whatever) wahrscheinlichen Lagebild dann in den Krieg ziehen will ist ’ne andere Sache.
Aber mit diversen, in meinen Augen vollkommen vom Geschehen im Land losgelösten, aber dafür umso mehr von Ideologie und Wünsch-dir-was geprägten Kommentaren tue ich mich mittlerweile in der Tat schwer.
@ califax
Hier geht es nicht um althergebrachte deutsche Neurosen, sondern um die Erfahrungen der Vergangenheit.
Industriechemikalien sind ernst zu nehmende chemische Kampfstoffe. Es muss nicht alles Sarin, VX usw. sein. Wir wissen noch nicht wie die Kampfstoffe ausgebracht wurden. Es kann auch ein Granatenangriff gewesen sein, um die Leute in die Keller zu zwingen und dann wurde der Kampfstoff irgendwie ausgebracht.
In den Nachrichten, bzw. in irgendeiner der verlinkten Quellen war zu lesen, dass die UN-Inspekteure nur 1,5 Std statt 6 Std den Vorfall untersucht haben. Keiner der wohl 6 Hauptangriffspunkte wurde bis zu diesem Zeitpunkt untersucht. Nach 1 1/2 Stunden mussten sie ihre Inspektion abbrechen, weil die Rebellengruppen ihre Sicherheit nicht mehr gewährleisten konnten.
Was wenn man von dem Fall ausgeht, dass der Angriff von Aufständischen durchgeführt wurde und sie ihre Spuren nicht von den UN-Inspektoren feststellen lassen wollten ?
Es geht nicht um die Weltverschwörung, die Rebellen haben schon mal in kleineren Umfang chemische Kampfstoffe eingesetzt. Warten wir die sorgfältige Analyse der Inspektoren ab und vor allen Dingen warten wir ab, was für ein Kampstoff eingesetzt worden ist. Ein militärischer oder ein industrieller ! In einem russischen Theater gab es auch über 100 Tote, weil man ein Betäubungsgas eingesetzt. Sowas kann auch in einem Keller wirken.