Kündigung im freiwilligen Wehrdienst: Ein Drittel sieht keine Perspektive in der Truppe
In der vergangenen Woche hatte das Verteidigungsministerium eine Bilanz der Meldungen zum freiwilligen Wehrdienst gezogen. Die wichtigste Zahl war schon früher klar gewesen: Knapp ein Viertel der Freiwillig Wehrdienst Leistenden (FWDL), die bis zu 23 Monate zur Truppe gehen, wirft innerhalb der Probezeit in den ersten sechs Monaten hin. Das ist zwar, wie Generalleutnant Norbert Finster, der Abteilungsleiter Führung Streitkräfte, verangene Woche versicherte, ungefähr der gleiche Prozentsatz wie bei zivilen Ausbildungsverhältnissen. Unklar bleibt allerdings, warum die Zahl der vorzeitigen Abbrecher beim ebenfalls mit Aussetzen der Wehrpflicht eingeführten Bundesfreiwilligendienst nur bei 15 bis 20 Prozent liegt.
Interessant sind die zusätzlichen Zahlen, die ich nach dieser Bilanz aus Finsters Abteilung erfragt habe. Die Bundeswehr hatte die vorzeitigen Abbrecher nach ihren Gründen befragt, und knapp 1.000 der ausgegebenen Fragebögen (bei knapp 5.000 Abbrechern) kamen auch zurück. Die möglichen Gründe konnten angekreuzt werden, und Mehrfachnennungen waren möglich:
• Der mit rund 37 Prozent am häufigsten genannte Einzelgrund für den Abbruch war die Entfernung vom Sationierungsort nach zuhause
• Zwar nannten 34 Prozent eine bessere zivilberufliche Alternative als Grund für den Abbruch, also zum Beispiel eine Ausbildungsstelle oder einen Studienplatz, die zu Beginn des freiwilligen Wehrdienstes noch nicht sicher waren. Doch ebenso beklagten auch 34 Prozent eine fehlende Zukunftsperspektive in der Bundeswehr.
Da scheint die Bundeswehr noch nacharbeiten zu müssen – an der Entfernung zum Heimatort lässt sich vermutlich kaum etwas ändern, und auch der zivile Ausbildungsplatz liegt nicht in ihrem Einflussbereich. Wenn aber ein gutes Drittel die fehlende Zukunftsperspektive als Grund nennt – und das ist ja etwas jenseits von Wohlfühlfaktoren wie dem Kasernenton -, scheint in der Struktur dieses Freiwilligen Wehridenstes etwas nicht zu stimmen.
Mehr als die Hälfte, nämlich 51,6 Prozent, der vorzeitigen Abbrecher kommen bereits im ersten Monat zu ihrer Entscheidung. In den Monaten danach liegt der Anteil zwischen sieben und zwölf Prozent – auch nach der Allgemeinen Grundausbildung, wenn der Kurzzeit-Soldat im vierten Monat zu seiner künftigen Einheit kommt, entscheiden sich nur 10 Prozent der Abbrecher.
Interessant ist übrigens, wie viele der jungen Männer und Frauen sich im vergangenen Jahr von vornherein für die Maximaldauer von 23 Monaten entscheiden, nämlich 27,4 Prozent. Im laufenden Jahr meldete sich etwa die Hälfte der Kurzdiener für 23 Monate – allerdings sind darin auch die erfasst, die sich erst nach Dienstatritt für eine längere Zeit entschieden. Insgesamt erklärten im Jahr 2013 rund drei Viertel aller FWDLer ihre Bereitschaft, zwölf Monate und mehr zu dienen. Und damit auch ihre Bereitschaft zu einem Auslandseinsatz.
(Foto: Verteidigungsminister Thomas de Maizière begrüßt am 4.Juli 2011 in der Julius-Leber-Kaserne in Berlin die ersten freiwillig Wehrdienstleistenden – Sebastian Wilke/Bundeswehr via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Das klingt nicht so positiv. Das BMVg vermittelte doch immer den Eindruck „alles super“. Aus der Truppe höre ich vermehrt, dass Quantität und vor allem Qualität des Nachwuchses mehr und mehr zum Problem werden.
Eigentlich hätte die Bundeswehr beim Wettbewerb um die hellen Köpfe und die geschickten Hände ganz gute Chancen, denn sie hat viel Positives zu bieten. Aber welcher vernunftbegabte junge Mensch sucht seine Zukunft in einem Unternehmen, das intransparent geführt wird, dessen Leitung einen dilettantischen Führungsstil an den Tag legt, Finanzmittel in gigantischem Umfang vernichtet und mit subtilen Worthülsen agiert.
Die Führung der Bundeswehr (politische und militärische Spitze) hat das Vertrauen der aktiven Truppe schon seit geraumer Zeit verloren, wie will sie vor diesem Hintergrund begabte junge Leute gewinnen?
Es ist einfach traurig zu erleben, wie eine ehemals gut aufgestellte und funktionierende Armee durch die letzten drei Verteidigungsminister ruiniert wurde – von Grund auf.
@ a.D.: da mag etwas dran sein. Auch der aktuelle Minister ist nur in seinem eigenen Vertrautenkreis beliebt, denn er lebt bekanntlich im goldenen Käfig.
Sein Image in der Bevölkerung hat in den letzten Woche (Stichwort EuroHawk) nachhaltig gelitten. Ausserhalb des Ressorts kennt man ihn nur noch als Geldverschwender und bringt leider auch die Bundeswehr mit Wörtern wie Intransparenz, Veruntreuung, Korruption etc. in Verbindung.
Sein Image innerhalb der Bundeswehr hat seit seinem Interview mit „Gier und Sucht“ und der bekannten „Melodie“ ebenso Schaden genommen. Nicht einmal den Beteiligungsgremien hat er sich zu diesem Thema gestellt. Bei ihm steht aufgrund seines Vaters „Innere Führung“ auf dem Namensschild, ist aber leider nicht im Menschen de Maizière angekommen. Schade!
Sein Image innerhalb des Ministeriums ist teils gut – teils schlecht. Kommt darauf an, wie nahe man an ihm dran ist.
Also wenn ca. 50% der Freiwilligen bereits im ersten Monat entscheiden zu gehen, bin ich nicht sicher, ob die überhaupt überblicken können, welche Perspektiven der Dienst bietet oder ihre Entscheidung nicht eher in der Annahme treffen, der Rest ihrer Dienstszeit verlaufe wie die AGA. Die Zahlen der Abbrecher stabilisieren sich nach dem ersten Monat, wenn die Freiwilligen sich aklimatisiert haben.
@ a.D.
Nur die letzten drei Minister? Da ginge ich noch etwas weiter zurück…
„Der mit rund 37 Prozent am häufigsten genannte Einzelgrund für den Abbruch war die Entfernung vom Sationierungsort nach zuhause.“
Stimmt, am Stationierungsort kann man nur noch begrenzt etwas ändern. Aber man hätte sehr wohl mal darauf kommen können, dass man ggf. bei Standortentscheidungen das potenzielle Bewerberaufkommen als Entscheidungsfaktor berücksichtigt.
Den Zeit- und Berufssoldaten wird ja schon permanent erzählt sie müssten voll flexibel sein und einer Versetzung ins Niemandsland freudejuchzend zustimmen. Das ist per se schon absurd genug aber wenn man auch noch meint, dass ein einfacher Mannschaftsoldat aus Brandenburg darauf brennt in der Alpenwelt zu dienen, dann ist das einmal mehr realitätsfremd.
Ein 18 jähriger Landser geht aus welchen Gründen auch immer zur Bundeswehr aber er will idR in seinem gewohnten Umfeld bleiben. Im Gegensatz zur Pendlerbewegung haben die jungen Leute noch gesellschaftliche Beziehungen am Heimatort und geben diese nur ungern auf.
Ist irgendwie auch „natürlich“, wie bei jungen Vögeln die gerade aus dem Nest gefallen sind, und auch nicht gleich darauf brennen in den Süden zu fliegen…
Erschreckend ist auch die Anzahl derjenigen, die sich vorher schlecht/unzureichend beraten fühlten.
Es ist nach meiner Erfahrung enorm wichtig, im Vorfeld AUCH über Regen, Langeweile, Putzen, gefühlt zu wenige Außenübungen/Schießen, suboptimale Kameraden usw. aufzuklären.
Dazu gehört auch, dass die Freiwilligen vorher erfahren, dass nicht jeder Vorgesetzte auch ein Vorbild ist (sein kann).
Also wie im zivilen Leben. ;-)
…mich wundert es ja, dass die Zahlen nicht noch höher sind… Achso, wir haben ja mittlerweile:
– keinen Frühsport
– keinen Nachtalarm
– keinen 30km Marsch
aber dafür:
– 7 Stunden bezahlten Schlaf
– Büroarbeitsplätze, mit Hund/Kind/beides-Garantie
– AGA Gruppenführer die meine Koppelschlaufen einfädeln und
– meinen Spind bauen und
– mich nicht mehr kritisieren, da das ja gegen meine Menschenwürde verstößt
Alles in Einem gar nicht so schlecht… Da hält man es schonmal nen Monat
weit von zu Hause aus…
Es ist so einfach. Kümmert euch um die Soldaten die da sind dann braucht ihr euch um den Nachwuchs nicht zu sorgen.
@Cynic 2:
Die AGA ist doch noch einer der weniger Ausbildungsabschnitte die gut geplant, organisiert und durchgeführt werden. Dieser „Mikrokosmos“ ist doch zum Glück noch intakt.
Wer danach in einer KdoBehörde o.ä. landet …..usw.
@ MiG
„…gut geplant, organisiert und durchgeführt…“
Und wenn der Rekrut diesen Eindruck hat, dann hat die Einheit ja hinter den Kulissen auch alles richtig gemacht. Aber es soll Rekruten geben, denen es gar nicht so gefällt 17 Stunden am Tag durchgehend in Bewegung gehalten zu werden. Man kann es halt nicht allen recht machen.
@Blutze | 17. Juni 2013 – 9:14
In einem Gespräch mit einem Kameraden, den ich seit Jahren schon kenne, sind wir auf das Thema Karriere gekommen. Er erzählte mir dann, das er bei dem sogennanten „Screening“ für Wehrdienstberaterfeldwebel war.
Was er dann berichtete, passt mit der Aussage der jungen Soldaten überein.
Zusammengefasst:
Es ist gar nicht wirklich gewünscht den Soldaten alle Details des Berufes zu erklären und sie wirklich aufzuklären welche Möglichkeiten es geben könnte, vielmehr sollen bestimmte Verwendungsreihen gefüllt werden und der Interessierte von seinem eigentlichen Vorhaben in die Richtung der zu besetzenden Stellen gelenkt werden.
Er hat die Stelle dann nicht genommen da er auf diese „Geschäftsgebaren“ keine Lust hatte.
Ich möchte nicht soweit gehen, das ich behaupten würde man erzähle den angehenden Soldaten nicht die Wahrheit, aber aus meiner Zeit als ZgFhr in der AGA sind mir auch diese Fälle von „das wurde mir so alles gar nicht erzählt“ bekannt.
Den Spaß ausbaden konnten wir dann, als dann dem LehrGrpKdr die Anzahl von 34 Austeigern / Abbrechner bekannt gegeben wurde und wir uns rechtfertigen mussten, warum sie denn aufgehört hätten!
Quintessenz des Ganzen war dann…. wir sollten unsere (militärisch korrekte) Sprache doch etwas abändern und einfühlsammer zu den Rekruten sein, nicht mehr so viel über hohe Abwesenheitszeiten reden und doch auch mal Fünf gerade sein lassen, wenn es mal mit der Ausbildung nicht ganz so läuft….. man könne schließlich nicht so viele Abbrecher gebrauchen….
Die´s nur mal als Bsp!
Notwendige Härten zu ertragen ist für viele kein Problem, auch für die jungen Staatsbürger.
Unnötige Härten zu ertragen, ist diese neue Generation noch weniger gewillt als die nach 68 zum Bund gingen.
Es liegt am Dienstherren/ den Vorgesetzten notwendige Härten zu erklären und das nennt man dann Führung. Wenn aber selbst die Vorgesetzten nicht erklären können warum der Tupperwarenvertreter einen Geschäftswagen bekommt und der Soldat zum großen Teil auf seinen Kosten sitzen bleibt oder warum man quer durch die Republik pendeln muss und keine entsprechende zeitgemäße Unterkunft bekommt uvm dann ist das eben ein Problem welches man nicht wegschweigen kann.
1.) Attraktivität gibt es leider nicht umsonst. Es macht auch keinen Sinn mit Geld oder „dem schnellen Dienstgrad“ zu locken. Neben der Abendteuerlust schauen viele auch auf das hohe Einstiegsgehalt, erfahren aber erst an ihrem Standort, dass sie ab 25 Jahren meistens nicht mehr in der Gemeinschaftsunterkunft leben können. Diese Verdopplung der Fixkosten durch eine Pendlerwohnung wollen viele nicht tragen. Warum nicht mal Standortattraktivität weiterdenken? Beispiel Munster: Warum noch Zaun und Wache um die ganze Kaserne? Der Zaun um einen „Aga-Block“, Stabsgebäude und T-Bereich reicht! Die restliche Fläche wird günstiger Wohnraum, eine schnelle Anbindung mit der Bahn bis vor das Kasernentor und fertig ist ein deutlich attraktiverer Standort. Freizeitbüros müssen deutlich „aufgebohrt“ werden.
2.) Noch ein Wort zur Abbrecherquote und Bewerberqualität: Warum stellen wir nicht 120% ein und machen die AGA so zum Assesmentcenter?
3.) Erwartungsmanagement: Warum nicht Rekruten Segmentieren? Der eine hat das Berufsbild des Kämpfers vor Augen der Nächste verfolgt einen pragmatischen Ansatz zur Weiterbildung in der Bw und stellt im Austausch seine speziellen Fähigkeiten zur Verfügung? Die erste Gruppe erwartet vermutlich eine Durchschlageübung in der zweiten AGA Woche die Letzteren möchten vermutlich nur „infanteristisch Reinschnuppern“ – Die einheitsAGA enttäuscht beide.
Offz Schule Lw, Lehrgangsteilnehmer melden sich ab vom Abschnitt Überlebenland, ist halt nicht Prüfungsrelevant, können schön Theorie lernen und schreiben bessere Prüfungen als die Kameraden welche nie KzH oder KaSt waren.
Man verrät sicherlich kein Geheimnis, wenn man festhält, dass der Eintritt ins Militär eine ziemlich einschneidende Umstellung der Lebensumstände mit sich bringt.
Die ersten Tage bei den Panzergrenadieren laufen nun einmal etwas anders ab als die ersten Tage in der Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten. Wenn der frischgebackene Rekrut dann die einfache Option hat zu sagen: »Ich kündige«, so wundert es nicht, wenn da manch einer schnell die Platte putzt. Eigentlich muss es sogar erstaunen, dass die Abbrecherquoten bei Lichte betrachtet gar nicht mal so doll über denjenigen beim Bundesfreiwilligendienst liegen.
Im internationalen Vergleich dürfte es sogar einmalig sein, dass ein Rekrut mehr oder weniger problemlos aufhören kann, wenn ihm das Soldatenleben nicht schmeckt. Wenn man sich etwa die Erinnerungen vieler ehemaliger Soldaten in den USA anhört, so stimmen die oft darin überein, dass sie sich in den ersten Tagen nachts in den Schlaf geweint haben und alles darum gegeben hätten, den Alptraum zu beenden und wieder nach Hause fahren zu dürfen.
Weder die Abbrecherquote noch die Begründungen unterscheiden sich groß vom Bereich der zivilen Berufsausbildungen. Die „Welt“ hat vor einigen Monaten im Artikel „Hohe Abbruchquote: Jeder vierte Azubi schmeißt seine Lehre hin“ die dortige Problematik aufgegriffen. Bei den zivilen Berufsausbildungen gibt es demnach eine große Spannweite von Abbrecherquoten: 51% bei Kellnern, 3,7% bei Verwaltungsangestellten. Mithin sehe ich auch den Unterschied zu den Abbrecherquoten beim Bundesfreiwilligendienst, der ja deutlich geringer ausfällt, nicht derart dramatisch.
Dann muss auch hier die Frage erlaubt sein, ob es am (falschen) Berufsbild liegt-oder hier nicht doch ein gesellschaftliches Problem zu Grunde liegt..
Ein befreundeter Handwerker (Zimmerer mit eigenem Betrieb) berichtete mir, das in den letzten 5 Jahren ein (!) Azubi seine Ausbildung zu Ende geführt hat-alle weiteren Bewerber haben in den ersten 12 Monaten hingeschmissen.
Nicht, weil sie Kaffee kochen mussten, oder als „HiWi“ missbraucht wurden-sondern weil der Beruf ihnen „zu anstrengend“ war.
Es drängt sich der Eindruck auf, das alle nur noch im warmen kuscheligen Büro arbeiten wollen, am liebsten nur von 0900 bis um 1600, dafür dann aber mindestens ihre 3000 Euro netto haben möchten..
Vielleicht ist das ein Wahrnehmungsproblem..
Ebenso bei der „Heimatnähe“.
Viele Menschen pendeln-nicht nur Soldaten, auch Feuerwehrleute, Monteuere, Handwerker im Aussendienst usw….
Trotzdem haben viele davon noch gute Anbindung an ihren Wohnort, haben Hobbies, Freundschaften usw.
Andere sind Hartz4 Empfänger, sitzen den ganzen Tag zu Hause-und kennen den Nachbarn nicht, neben dem sie seit 5 Jahren wohnen….
Es liegt am INDIVIDUUM, was man daraus macht….
@huey
„Ebenso bei der “Heimatnähe”.
Viele Menschen pendeln-nicht nur Soldaten, auch Feuerwehrleute, Monteuere, Handwerker im Aussendienst usw….“
Und zu welchen Konditionen? Handwerker und Feuerwehrleute sind eher ortsfest. Vergleichen sie die Vergütung von Soldaten und Monteuren, Montage und Einsatz.
Aussendienst, Vergütung und Mobilitätsmöglichkeiten. Ich jedenfalls bekomme keinen Dienstwagen zum Pendeln, starte am Sonntag und ende am Freitag abend.
An dieser Stelle freue ich mich dann mal auf den nächsten Montag, wenn das neueste Umfrageergebnis beim DBwV rauskommen müsste… nachdem das Problem beim letzten Mal ja keines war und einfach der Akzeptanzkurve geschuldet war muss ja nun zumindest die Stimmung in der Truppe deutlich besser geworden sein und das wird dann sicherlich in Sachen Persepktive auf die jungen Bewerber abfärben ;)
PS: Wer Ironie findet darf sie behalten ;)
@huey:
Ich sehe das wie bei Elahan. Wenn ich als Monteur Wochenpendler wäre, hätte ich trotzdem am Wochenende mein festes Umfeld. Als Soldat zieht man einfach öfter und weiter um – Pendeln ist nicht immer eine Alternative, sondern eher ein Hilfsmittel die Auswirkungen auf die Familie abzumildern (Schule/Betreuung für die Kinder, Beruf für die Frau)
Im Aussendienst kenne ich viele, die wie Elahan es Ansprach einen Firmenwagen nutzen, für den sie eine Monatspauschale entrichten und sich fortan nicht mehr um Bezinkosten und Werkstatt kümmern müssen… selbst die Monteure fahren regelmäßig mit dem Firmenwagen… der Soldat pendelt aber auch mal eben 900km mit eigenem Fahrzeug, wobei Bahn oft genug keine brauchbare Alternative ist, weil die Resiezeit deutlich länger ist oder der Standort fernab jedes Knotenpunktes.
Die Rahmenbedinungen für TG wie auch die Befristung der Wahlmöglichkeit UKV/TG in der aktuellen Reform tun dann ihr übriges.
OT aber zum Foto :
Ich hörte einmal:
Eine Hand in der Tasche ist zulässig, zwei Hände zu lässig!
Wer solche Fotos publiziert im Pressestab…auwaia…. nicht vorteilhaft für TdM ;-)
@Kerveros:
Sie haben leider Recht…. hinzukommt, dass es Standorte gibt, wo keiner hinziehen will, weil die Familie keine Zukunft dort finden kann (Arbeit, Betreuung, Freunde…)
Für mich würde es vollkommen reichen eine planbare Freizeit zu schaffen, eine moderne TGV und UKV Regelung zu finden und nebenbei noch Standorte in die moderne Kommuikations- und Geschäftswelt einzubinden (Internet,kostenloses Geldabheben in der Kaserne mit allen Bankkarten etc)
Bei mir ist die Entscheidung schon gefallen, da ich definitiv nicht mehr in dieser Armee bleiben mag, allen kleinen positiven Lichblicken zum Trotze. Familie hat eben einen höheren Stellenwert und beides zusammen funktioniert nicht wirklich optimal in meiner Laufbahn…
Der Soldat wird ja wohl genügend alimentiert…..der Kommentar war wohl als Witz gemeint?
Ich kenne Monteure, die im Ausland Industrieanlagen einrichten-diese sind z.B. 4 Wochen weg, und dann wieder 2-3 Monate in der Firma…
Andere arbeiten in der Ölindustrie-sind 6 Wochen am Stück weg, dann wieder 6 Wochen zu Hause (und verdienen nicht viel mehr als ein A9).
Ein Soldat bekommt die Heimfahrten bezahlt-als Verheirateter alle 2, als Lediger alle 4 Wochen…
Wer umzieht, der nimmt i.d.R. seinen Lebensmittelpunkt mit-sonst bräuchte man nicht umziehen…
Gerade bei Soldaten wird immer wieder gerne auf die USA verwiesen, wo angeblich so vieles besser sein soll, als bei der Bundeswehr…
In manchen anderen Bereichen schweigt man darüber dann doch-wenn es eben um Umzüge und Abwesenheiten geht….
Auslandseinsätze i.d.R. 12 bis 18 Monate…Übersee-Verwendungen usw. usf…
Eben „jammern auf hohem Niveau“..
@huey
„Ich kenne Monteure, die im Ausland Industrieanlagen einrichten-diese sind z.B. 4 Wochen weg, und dann wieder 2-3 Monate in der Firma…“
Wenn sie diese Monteure kennen, dann fragen sie mal, was deren Lohn nach 4Wochen ist.
„Andere arbeiten in der Ölindustrie-sind 6 Wochen am Stück weg, dann wieder 6 Wochen zu Hause (und verdienen nicht viel mehr als ein A9).“
Ist ihnen bekannt, was ein A9 bekommt? Gerade in der Ölindustrie sind die Gehälter sehr hoch.
„Ein Soldat bekommt die Heimfahrten bezahlt-als Verheirateter alle 2, als Lediger alle 4 Wochen…“
Eben nicht, nur der TG Empfänger und dieser bekommt eben nicht jede Heimfahrt bezahlt und die welcher er bekommt zum slow Bahntarif, da sind sie für 500km 12 Std auf Achse. Da zahlt man locker zB Köln München 500€ pro Monat drauf.
„Wer umzieht, der nimmt i.d.R. seinen Lebensmittelpunkt mit-sonst bräuchte man nicht umziehen…“
Wie definieren sie Lebensmittelpunkt, gerade bei 3-4 Jahren? Wer von den BS ist denn noch nicht mind 1x geschieden?
Eben “jammern auf hohem Niveau”..
USA und BRD ist nicht vergleichbar, weder Alimentation noch Attraktivität der jeweiligen Streitkräfte, beginnend beim Prestige.
Ja, der Köder muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler.
@huey
Der Soldat bekommt die Heinfahrten bezahlt? Wenn er auf Lehrgang oder kommandiert ist mag das stimmen, ansonsten wohl nicht.
Eventuell kennen Sie auch die falschen Monteure und Industriearbeiter, denn die die ich kenne verdienen im Ausland soviel wie der Soldat im Isaf-Einsatz, bloß ohne die ganze Idiotie.
Die Entfernung zum Dienstort ist meiner Meinung nach eines der wesentlichen Probleme in dieser Armee (und zwar nicht nur für die FWDL).
Durch die Reduzierung der Standorte haben wir mittlerweile eine Präsenzdecke geschaffen die nicht nur dünn, sondern extrem löchrig ist. Gerade in der Nähe der Ballungszentren(!) ist die Bw so gut wie nicht mehr vorhanden. So haben wir im Ruhrgebiet und Umgebung z.B. nur noch die StO UNNA und AHLEN, im Raum Frankfurt (glaube ich) überhaupt keinen StO mehr. Im Ernst, welcher Vollhonk kommt auf solche Ideen? Wer will denn qualifizierte junge Leute davon überzeugen, z.B. im schönen Brandenburg, dutzende Kilometer von der nächsten BAB-Anschlußstelle entfernt, eine Karriere als SaZ oder FWDL anzutreten, wenn andere Bundesbehörden (z.B. der Zoll) klar bessere Konditionen und das sogar in räumlicher Nähe zum Heimatort anbieten? Mal abgesehen davon, das einem bei der Bw ständige Versetzung droht?
Jetzt werde ich auch neugierig:
Das Gehalt der Soldaten ist ja leicht herauszufinden
http://oeffentlicher-dienst.info/c/t/rechner/beamte/bund?id=beamte-bund&g=A_9&s=3&f=0&z=100&zulage=&stj=2013&stkl=1&r=0&zkf=0
Sollte das wirklich dem entsprechen, was ein Meister in der Mineralölindustrie verdient?
Vielleicht wäre es ja hilfreich, wenn bei solchen Beispielen konkrete (Netto)Summen genannt würden bevor wir alle spekulieren ob Huey nicht das Gehalt A9 vielleicht falsch einschätzt (B9 klingt ja z.B. ganz ähnlich wie A9 ;-))
Woran wird das wohl liegen, wenn ein Drittel keine Perspektive in der Truppe sieht?
1. Mangelde Motivation und mangelndes Pflichtbewußtsein. Die Landesverteidigung spielt nur noch eine Nebenrolle.
2. Reines Jobdenken, nahezu alles zielt allein auf die Höhe des Soldes und der Zuschläge ab.
3. Die Gegner von heute sind die Feinde von morgen. In Afghanistan und Mali bekämpfen wir, was wir in Libyen und Syrien unterstützen. Al-Qaida.
Ausnahmen bestätigen auch hier sicher die Regel.
Als vor kurzem ausgeschiedener BS kann ich sagen,
ich „hatte“ eine schöne, fordernde Zeit bei der Bw.
Aber, wenn ich meine Frau frage, bewertet sie das anders.
Jobwechsel bei Versetzung verbunden mit Schlangestehen
in der Agentur für Arbeit, nebenher Erziehung der Kinder (wovon eines Behindert war),
Erledigung sämtlicher Behördengänge usw.
Nach der letzten Versetzung und drei Jahre
Pendeln, standen wir kurz vor der Trennung.
Meine Frau sagte immer, wer einen Soldaten
heiratet, ist ebenfalls beim Bund, aber ohne Bezahlung.
Trotz allem äußerte mein Sohn: Papa ich könnte
doch auch zur Bundeswehr gehen.
Meine Antwort: Wenn du zum Bund gehst, dann enterbe ich Dich!
Was ist an der Zukunft der Bw noch sicher, außer,
dass die nächste Reform schon lauert.
Mehr Kontinuität täte uns gut.
Mehr Rückhalt in der Politik wäre wünschenswert
und ich meine damit keine Lippenbekenntnisse.
Familie und Dienst existiert nur im AU 400 (?).
Ich könnte noch viele Dinge aufzählen, aber ich will
nicht zu viel jammern.
Fakt ist, es wurde vorher schon geschrieben,
die Zufriedenheit der Soldaten im Dienst, würde sich
m.M.n auch auf die „neuen Soldaten“ auswirken.
Viele bekommen den Frust der Alten doch mit.
Alles meine persönliche Meinung.
Kann denn der Dienstherr auch umgekehrt dem FWDL sozusagen in der Probezeit, also ohne Angaben von Gründen, kündigen? Bei einem normalen Angestellten läuft die Probezeit ja 6 Monate, innerhalb dieser Zeit weiß man dann schon, ob es paßt.
Ansonsten muss man schauen, was netto rauskommt, einige Lohnbestandteile können ja steuerfrei sein, wie Tagegelder, Nacht-, Sonn- und Feiertagszuschläge, Aufwandsentschädigungen. Auch die Beitragsbemessungsgrenzen in der Sozialversicherung spielen eine große Rolle (weshalb sich der Dienstwagen erst bei hohen Gehältern richtig lohnt). Nicht wenige Angestellte ziehen nicht um, sondern gründen einen zweiten Wohnsitz (dessen Kosten sie bei der Steuererklärung angeben können). Viele nehmen weite Wege jeden Arbeitstag in Kauf. Bei mir in der Automobilzulieferindustrie wird man auch schnell mal entsendet (ich hatte gerade einen von D nach Brasilien von jetzt auf gleich); das alles bei einem Kündigungsschutz, der deutlich niedriger liegt als im Öffentlichen Dienst.
@huey
„Ein Soldat bekommt die Heimfahrten bezahlt-als Verheirateter alle 2, als Lediger alle 4 Wochen…“
Nur wenn er TG Empfänger ist… es gibt auch genug Leute die aus verschiedenen Gründen ohne TG pendeln….
@ autostaedterin
Nun stellen sie sich folgende Fragen:
1. Was bekommen sie monatlich netto?
2. Können sie schnell kündigen und einen anderen Job annehmen?
3. Ist ihnen eine Arbeit die sie fordert und die ihnen Spaß macht mehr wert als eine Arbeit bei der sie nicht wirklich vorankommen und oftmals auch ienfach im Regen stehen gelassen werden?
4. Die Automobilindustrie mag keine Führsorgepflicht haben, allerdings existiert diese bei der BW leider oftmal auch nur auf dem Papier (je nach Auslegung)
5. Wieviele Soldaten gründen einen zweiten Wohnsitz weil es nicht anders geht, da der Lebenspartner keine Arbeit findet oder die Kinder keine Schule in der Nähe haben?
Und nun die Quizfrage: Dienen sie Deutschland und geht mit ihrem Beruf (-sbild) auch eine gewisse Anspruchshaltung der allgemeinen Bevölkerung einher?
Das ganze habe ich bewusste etwas provokant formuliert, so als kleinen Denkanstoß. Bitte werten sie das ganze nicht als Kritik an ihrer Person ;-)
@Happy Pepe:
„Mehr Rückhalt in der Politik wäre wünschenswert
und ich meine damit keine Lippenbekenntnisse.
Familie und Dienst existiert nur im AU 400 (?).“
Ich zitiere mal einen der Oberen…
„DIe Idee von Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist ja ganz nett, muss sich aber den dienstlichen Notwendigkeiten unterordnen, die inder jetzigen Situation eine Berücksichtigung des Konzeptes nicht zulassen“
Wenn derlei aus der B-Besoldung kommt…
@autostaedterin
Ich denke der Kündigungsschutz bei den Berufssoldaten ist aber auch ein zweischneidiges Schwert. Ein Berufssoldat mit >25 Dienstjahren ist zwar praktisch nicht kündbar, leider hat er aber auch kaum noch eine Chance sich selber in die freie Wirtschaft umzuorientieren.
Hier führt die Nachversicherung der Bundeswehr auf Grundlage des deutlich niedrigeren Bruttolohnes zu empfindlichen Einbußen in der später mal zu erwartenden Rente, insbesondere im Vergleich mit der relativ frühen und durchaus attraktiven Pension.
Darunter sind dann eben leider auch viele frustrierten Soldaten die nur noch aus einem Grund dabei sind: Um ihre Pensionsansprüche nicht zu verwirken. Übrigens hören die jungen Soldaten gerade von denen dann immer wie viel toller es doch in der freien Wirtschaft ist…
Wobei ich persönlich viele dieser Exemplare erlebt habe, die eigentlich ihrem Schöpfer auf Knien danken sollten, dass sie in einer derartigen sozialen Hängematte gelandet sind….
@ autostaedterin
„Kann denn der Dienstherr auch umgekehrt dem FWDL sozusagen in der Probezeit, also ohne Angaben von Gründen, kündigen?“
Prinzipiell ganz einfach: ja! Aber wie BUZZ um 10:08 schon richtig dargelegt hat, sollen hier Planstellen befüllt werden, die nicht notwendigerweise attraktiv sind. Daraus folgt, dass die Rekrutierungsorganisation so viele Bewerber als möglich auf die freien Stellen schiebt und trotzdem derzeit nicht alle Stellen voll werden. Stellt die Grundausbildungseinheit nun fest, dass ein Rekrut warum auch immer ungeeignet ist, ziert sich die personalbearbeitende Stelle natürlich den gehen zu lassen, weil sie ihre Zahlen nicht voll kriegen. Je nach Anspruch und Durchhaltewillen des zuständigen KpChefs kann der sich aber den Papierkram antun und entlassen, wen er für ungeeignet hält. Deutlich einfacher ist es an dieser Stelle, den Rekruten darauf hinzuweisen, dass er oder sie doch offensichtlich nicht in die Armee passt und dass es allen Beteiligten viel Aufwand ersparte, wenn er oder sie einfach von der Verpflichtung zurückträten.
Allerdings weiß man in dieser Zeit bei der Bundeswehr nicht notwendigerweise, ob es passt. Die ersten Monate ist der Soldat in der AGA. Da erlebt man Rekruten, die mit Sicherheit tolle Luftfahrzeugtechniker, IT-Fachleute oder Geschäftszimmersoldaten wären, wenn man sie nur irgendwie lebend durch die Grundausbildung bringt, weil Gelände, Waffen und Sport einfach nicht ihrs sind. Will die Organisation da auf eine tolle Verwaltungsfachangestellte verzichten, weil ihr das infanteristische Handwerk nicht liegt? Die Antwort bei den US Marines wäre eindeutig, bei der Bw nicht unbedingt.
Ob es wirklich passt, kann erst die Einheit feststellen, zu der der Soldat nach der Grundausbildung versetzt wird und die haben dann nicht mehr so viel Zeit dafür und auch wieder die Frage: Wenn wir den jetzt nicht nehmen, wann bekämen wir denn Ersatz?
@Kerveros
„“Ein Soldat bekommt die Heimfahrten bezahlt-als Verheirateter alle 2, als Lediger alle 4 Wochen…“
Oder man ist in der glücklichen Lage das Bonn/Berlin Gesetz in Anspruch nehmen zu dürfen. Dann wird jede Heimfahrt bezahlt. Das führt übrigens auch zu solchen Attraktivitätsmaßnahmen bei denen ein Referent im Ministerium, der eben nicht von Bonn nach Berlin versetzt wurde, sondern z.B. von München nach Berlin, nur 2 Heimfahrten bezahlt bekommt. Ich bitte das aber nicht noch öffentlicher zum Thema zu machen, da wenn es eine Angleichung geben sollte, diese garantiert nicht zu Gunsten der Soldaten/Beamten ausfällt.
@NMcM | 17. Juni 2013 – 15:47
Viele der angesprochenen Probleme gibt es in der sog. freien Wirtschaft genauso oder noch schlimmer, und ich spreche da noch nicht über „prekäre“ Arbeitsverhältnisse, also endlose schlechtbezahlte Praktika und Befristungen, was das Gesetz hergibt.
zu 1. Die Automobil(zuliefer)industrie bezahlt gut, es ist aber bei den Zulieferern oft ein Knochenjob.
zu 2. Ab einem bestimmten Alter, bei einer bestimmten familiären Situation und in bestimmten Branchen/Berufen ist es nicht so einfach, einen neuen Job zu finden.
zu 3. Ich muss meine Rechnungen bezahlen…
zu 5. Diese Fälle kenne ich auch bei den Angestellten sehr oft.
Stranzki | 17. Juni 2013 – 10:16
Nur dumm, dass der Feind darauf kein Rücksicht nimmt. Der such sich nämlich mit Vorliebe genau diese Verbände als Ziel aus. Mal zwei Beispiele der letzten zehn Jahre:
http://en.wikipedia.org/wiki/September_2012_Camp_Bastion_raid
http://en.wikipedia.org/wiki/507th_Maintenance_Company
Im Übrigen habe ich noch nie gehört, dass es die AGA war die die damaligen WDLer (noch mit 9 Monaten Wehrdienst) enttäuscht hat, gerade der Geländedienst, Gefechtsausbildung, körperliche Anstrengung und der Zusammenhalt und die Kameradschaft untereinander werden da immer wieder genannt. Die Klagen kommen über die restlichen 6 Monate, die vor allem durch Unterforderung und Gammeln geprägt waren. Unterforderung und Gammeln sind aber die Folge, wenn man die Wehrpflicht nur noch als Instrument zur Gewinnung billigster Arbeitskräfte und Nachwuchses betrachtet, statt als
Die – vor allem körperlich, aber auch geistige – Herausforderung, Abenteuer, Kameradschaft und Action, das alles bezahlt und Weiterbildungsmöglichkeiten (bei entsprechender Dienstzeit), sind – verbunden mit einem Appell an Pflichtgefühl und Patriotismus – die Werte, mit denen die Bundeswehr potentielle Interessenten auf sich aufmerksam macht und was sich dann aber auch im Dienstalltag wiederfinden muss.
Im Vergleich mit der freien Wirtschaft und dem öffentlichen Dienst kann die Bundeswehr bei Themen wie Vereinbarkeit von Familie und Beruf, Heimatnähe etc. nur verlieren, so wie jede andere Armee auch. Weiterhin behaupte ich mal, dass auch die heimatnahe Verwendung für die Masse der Rekruten nachrangig wird, wenn sie dafür Charakteristika zutreffen.
Interessant wären hier vielleicht auch die Zahlen von Berufssoldaten die kündigen weil sie keine Perspektive, nach der gefühlten tausensten Reform, mehr sehen. (Uffz m.P, Offz und StOffz)
In diesen Personenkreis sind tausende von Euro für die Ausbildung geflossen. Was man bei den Neueinsteigern nicht behaupten kann
Wenn das BMVg dieser Argumentation folgen würde, dann hätten nicht zig UoP alter Art keine Chance auf Weiterverpflichtung gehabt Ende der 90er. Neueinsteigern kann man halt noch ein X für ein U vormachen, was bei alten Hasen nicht mehr geht.
Genau so wie der Zinnober vor ~ 3 Jahren hinsichtlich der Weiterverpflichtungsanträge bei SaZ 4 / 8 Msch, was dann (gottseidank) mal wieder ad hoc aus der Not heraus – wie immer also – dann plötzlich doch ging.
Man könnte sich viel Zirkus sparen, wenn die Mühlen nicht so langsam mahlen würden.
In anderen Branchen, in denen es beim Nachwuchs hapert, sieht die Politik ein, daß Zuwanderung eine Lösung ist. Solange jemand ausreichend Deutsch spricht, sähe ich kein Problem darin, daß auch Ausländer in der Bundeswehr dienen.
Wem eine Kaserne in Brandenburg zu weit von zuhause weg ist, dem wird auch Afghanistan zu weit weg sein.
Da frage ich mich schon, welche Naivlinge da anheuern. Wissen die Jungs nicht, wie groß Deutschland ist? Diese Unkenntnis kann man ja nicht einmal auf Beschönigungen oder Auslassungen durch die Rekrutierer schieben.
Ich persönlich fände es übrigens toll, weit weg von der Stadt zu sein: mehr Platz zum Joggen, mehr Ruhe zum Bücherlesen. Da sieht man wieder mal, daß man es nie allen Recht machen kann. Vielleicht brauchen wir tatsächlich mehrere Bundeswehren. Oder geht es vielleicht doch mit weniger Soldaten?
Interessant fände ich es auch mal zu beurteilen oder zu beleuchten, wie die Einplanungssituation ist. Ich selbst wollte mich vor ca. 6 Monaten einplanen lassen als FWDL 23, mit Interesse an der Bundeswehr, allem drum und dran. (Truppenpraktika gemacht, Abitur etc.) Damals hies es ja, Wunschverwendung wird vorgemerkt, warten nur noch auf gewisse Unterlagen. Meldung seitens des KWEA.
Wochen vergehen keine Meldung. Dann meldete ich mich, da hies es dann, man würde nach den Unterlagen sehen und sich in einer Woche melden.
Nach dieser Woche wieder nichts, angerufen dort und eindringlicher gefragt, eine Stunde später ruft dann ein freundlicher Wehrdienstberatungsoffizier mit den Worten „Entschuldigen Sie die Verspätung, wir haben nun ihre Unterlagen“, an.
Doch von einer Wunschverwendung meinerseits ist nichts bekannt, sprich dieser Posten ist nicht mehr zu besetzen zum gewünschten Zeitraum.
Auf Anfrage bei einem befreundeten Offz. wird nun nachgehakt und siehe da, es geht doch. Scheinbar alles geklärt…
Dann doch noch mal wegen Formalitäten bei der späteren Stammeinheit nachgefragt ob so alles in Ordnung geht und dort erhalte ich dann die Meldung dass es absolut nicht so laufen könnte…
Da stelle ich mir die Frage, wird man hier nur unter falschen Versprechungen eingeplant um das Boot voll zu machen und dabei zu hoffen, dass die Leute bleiben?
Ich werde mir definitiv überlegen wenn das hier nicht noch so läuft wie besagt, werde ich entgegen langer Planung der Bundeswehr den Rücken kehren!
@ Moserer:
„Solange jemand ausreichend Deutsch spricht, sähe ich kein Problem darin, daß auch Ausländer in der Bundeswehr dienen.“
Da gibt es nur ein klitzekleines rechtliches Problem, indem sicherheitsspezifisch-hoheitliche Aufgaben eben nicht von jedem wahrgenommen werden dürfen, und das mit gutem Grund. Und wenn bei der BW Zuwanderung so läuft wie in anderen Branchen (–> angeblich durch den Staat gesteuert), dann kommt entweder a) eh kaum jemand oder b) nur Kulturschätzchen und/oder Personen, die gute (persönliche) Gründe haben, sich für ein anderes Land in Lebensgefahr zu begeben. Über diese Gründe können wir dann weiter sinnieren…
@ Thomsen:
Wogegen verstößt das denn genau?
Es gibt keinen supranationalen rechtlichen Grund, der dagegen spricht, Ausländer zu Soldaten machen zu dürfen. Art. 45 IV AEUV gibt den EU-Mitgliedsstaaten lediglich das Recht, den öffetlichen Dienst von der Arbeitnehmerfreizügigkeit auszunehmen, verpflichtet diese jedoch nicht dazu. Wie wir alle wissen, haben andere EU- und NATO-Mitglieder mit der von mir vorgeschlagenen Praxis kein (rechtliches) Problem.
Nationalstaatliche Regelungen können geändert werden, genauso wie 2011 die im GG verankerte Wehrpflicht ausgesetzt wurde. Die meisten der anderen hier gemachten Vorschläge erfordern ebenso Gesetzesänderungen (z.B. im Besoldungsrecht), da haben Sie Ihren legalistischen Einwand jedoch nicht erhoben.
Ich seh den Grund auch in Art. 45 Abs. II AEUV. Abs. IV ist nach meiner Lesart ein Verbot Kraft Gesetzes.
wenn sie nur das Zahlensoll füllen wollen, dann kann man auch Ausländer in die Truppe holen. Doch ich könnte mir vorstellen, dass man sich 1. Verschäzt im Glauben es würden viele in zum Bund kommen 2. Werden sie Probleme in die Truppe bekommen, die keiner will. 3. Definiere Ausländer die deutsch sprechen (Österreicher, Schweizer). 4. Warum soll ein Ausländer zur Bw, wenn er in anderen Staaten viel besser bezahlt wird?
@ Moserer: (wg. edit-Funktion):
wenn der Art. 45 AEUV anders angewendet / ausgelegt wird, fällt als nächstes die Polizei hinsichtlich der Nationalität.
Daher nochmal meine Frage: wen wollen Sie mit solchen (Neu-)Regelungen hinter dem Ofen hervorlocken?
@BausC
„Oder man ist in der glücklichen Lage das Bonn/Berlin Gesetz in Anspruch nehmen zu dürfen. Dann wird jede Heimfahrt bezahlt. Das führt übrigens auch zu solchen Attraktivitätsmaßnahmen bei denen ein Referent im Ministerium, der eben nicht von Bonn nach Berlin versetzt wurde, sondern z.B. von München nach Berlin, “
Allein die Tatsache, dass es noch ein ‚Bonn-Berlin-Gesetz‘ gibt ist ein Schlag ins Gesicht eines jeden Steuerzahlers… aber solange die darüber entscheiden, die selbst davon profitieren, wird es wohl bleiben…
Das die meisten aufgrund der Entfernung zum Heimatort aufhören kann ich durchaus nachvollziehen.
Was ist denn an Standorten attraktiv die entweder 50km von der nächsten BAB entfernt liegen oder wo man in 70er Jahre Unterkünften mit einer Steckdose, ohne Internetanschluss und Waschraum und Toilette auf dem Flur lebt. Das ganze in einem Bauzustand, das sich insbesondere in vielen Sanitärräumen einem die Fussnägel aufrollen.
Am Abend sagen sich dann die Füchse gute Nacht weil Betreuungseinrichtungen nicht mehr vorhanden oder geschlossen sind. Zum Abendessen muss man auch bis 17:30 Uhr gewesen sein, weil die TrKüche dann schliesst. Schwimmbäder wurden geschlossen, Fitnessräume in schlechtem Zustand oder mit völlig veralteter Ausrüstung, Besuch nur nach Passwechselverfahren etc. Diese Liste lässt sich beliebig fortführen.
Bis das auf einem akzeptablen Stand ist dauert es noch Jahrzehnte. Das gilt übrigens nicht nur für den Nachwuchs sondern auch für lebensältere Kameraden die wegen der grandiosen Reform auch pendeln dürfen.
@Kampfmittelbeseitiger:
„Interessant wären hier vielleicht auch die Zahlen von Berufssoldaten die kündigen weil sie keine Perspektive, nach der gefühlten tausensten Reform, mehr sehen. (Uffz m.P, Offz und StOffz)“
Die die kündigen sind zweifelsohne ein Verlust für die Truppe, aber eher die Minderheit… deutlich schmerzhafter ist die Gruppe derer, die aus gleichen grünen nur innerlich kündigen und weiterhin Posten besetzen…
Die Fremdenlegion in Frankreich rekrutiert Männer von allen Kontinenten und kann sich unter einer großen Anzahl Bewerber die besten aussuchen.
Auch Großbritannien nimmt Bewerber aus Commonwealth-Staaten an, Spanien akzeptiert Rekruten aus Südamerika.