Wehrbeauftragter: Bewaffnete Drohnen hätten Luftangriff von Kundus verhindern können

Der fatale Luftangriff bei Kundus in Nordafghanistan am 4. September 2009 hätte nach Ansicht des Wehrbeauftragten des Bundestages, Hellmut Königshaus, durch den Einsatz bewaffneter Drohnen möglicherweise verhindert werden können. Hätte der damalige Kommandeur Oberst (inzwischen Brigadegeneral) Georg Klein solche bewaffneten unbemannten Systeme zur Verfügung gehabt, hätte er die Situation 24 Stunden in aller Ruhe beobachten können, sagte Königshaus in einem Interview des Bundeswehrsenders Radio Andernach.

Klein hatte die Entscheidung zum Luftangriff auf zwei von Taliban entführte Tanklaster am Kundus-Fluss unter anderem damit begründet, dass nicht absehbar gewesen sei, ob diese Fahrzeuge als rollende Bomben gegen das deutsche Feldlager eingesetzt würden. Der Kommandeur habe unter dem Zeitdruck gestanden, dass die zur Beobachtung und dann zum Angriff eingesetzten Kampfflugzeuge nur begrenzte Zeit zur Verfügung stünden, sagte der Wehrbeauftragte in dem Interview. Dann hätten ihm nur noch Handfeuerwaffen zur Verfügung gestanden, um die Situation unter Kontrolle zu bringen. Allerdings könne er nicht sagen, ob mit einer bewaffneten Drohne alle Probleme hätten vermieden werden können, räumte Königshaus ein.

Der Wehrbeauftragte sprach sich erneut dafür aus, solche auch bewaffneten unbemannten Flugsysteme für die Bundeswehr zu beschaffen. Wie sie dann eingesetzt werden sollten, sei eine Frage, die wir auch ethisch diskutieren können. Er sehe aber keinen Vorteil darin, dass wir eine Kampfführung machen, bei der der eigene Kamerad genauso gefährdet ist wie der Insurgent. Es gebe in dieser Frage eine theologische militärische Logik von kirchlichen Kreisen, kritisierte Königshaus: Solche militärischen Mittel dürften dem militärischen Führer nicht vorenthalten werden, weil er dann sofort zum großen Knüpel Luftschlag greifen muss.

Das Interview von Radio Andernach mit Königshaus wurde am vergangenen Freitag Donnerstag im deutschen Feldlager Camp Marmal bei Masar-i-Scharif geführt, während des Besuchs des Wehrbeauftragten in Afghanistan.

In Absprache mit Radio Andernach stelle ich den O-Ton des Interviews hier zum Anhören zur Verfügung (auf der Webseite des Senders lässt es sich direkt nur unter Windows anhören; schon auf dem iPad oder Mac funktioniert das nicht). Die Aussagen zum Thema Drohnen sind in Teil 4.

Teil 1 – u.a. Afghanistan, Internet-Verbindung in die Heimat

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Teil 2 – u.a. Mali, Türkei, Unterbringung in Kahramanmaras

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Teil 3 – u.a. Kosovo

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Teil 4 – u.a. Drohnen

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(Foto: Königshaus im Studio von Radio Andernach im Camp Marmal – Bundeswehr / Nils Brödner)