Entscheidung über US-Truppenstärke in Afghanistan erst nach dem Sommer
Tja, das dürfte die Planung der Verbündeten und nicht zuletzt der Deutschen ein wenig schwerer machen: Die USA sollten, so die Empfehlung des ISAF-Kommandeurs, erst nach dem Sommer entscheiden, wie viele amerikanische Soldaten nach Auslaufen der ISAF-Mission Ende 2014 in Afghanistan bleiben sollen. Der Marines-General Joseph Dunford (Foto oben Mitte) äußerte sich heute entsprechend vor dem zuständigen US-Parlamentsausschuss, wie Reuters berichtet:
The U.S. commander of international forces in Afghanistan said on Tuesday he will make a recommendation of how many American troops should remain in Afghanistan after he sees how well Afghan security handles the summer fighting season.
„We need to see how the Afghans do in their first summer in the lead, and make an assessment in November 2013,“ Marine Corps General Joseph Dunford told a Senate Armed Services Committee hearing.
He said other variables such as the state of the enemy and Afghanistan’s political transition would also inform his decision.
Das klingt zunächst mal vernünftig: Wenn die Fähigkeit der afghanischen Sicherheitskräfte, selbst für Sicherheit im Land zu sorgen, der Maßstab sein soll – kann man ja auch abwarten, wie sich die Afghanen schlagen. Und zwar, wenn die so genannte Fighting Season, die Kampfperiode zwischen Winter-Ende und Herbst vorüber ist.
Die aus deutscher Sicht interessante Frage ist, wie sich das auf die Planung auswirkt. Schließlich hatte ja Verteidigungsminister Thomas de Maizière vergangene Woche in einem Interview angekündigt, noch vor der Bundestagswahl ein Konzept für den deutschen Einsatz am Hindukusch nach 2014 vorlegen zu wollen:
Es wird eine Willenserklärung der Bundesregierung über Auftrag und Größenordnung unseres künftigen Engagements in Afghanistan geben.
Die Willenserklärung wird auch davon abhängen müssen, wie stark die USA in Afghanistan engagiert bleiben und was die Bundeswehr in Zusammenarbeit mit dem größten Verbündeten leisten kann und will. Mit der Ankündigung, darüber erst nach dem Sommer Klarheit zu schaffen, rücken die grundlegenden amerikanischen Zahlen recht nah an die Bundestagswahl am 22. September heran. Wenn sie nicht noch später kommen.
(Foto: US-Außenminister John Kerry mit Dunford and Botschafter James Cunningham vor der US-Botschaft in Kabul am 26. März 2013 – Photo by U.S. State Department via Flickr/U.S. Embassy Kabul unter CC-BY-ND-Lizenz)
Naja, wir könnten aber auch einfach mal überlegen was wir überhaupt noch bereit sind zu tun.
Dann ist es auch egal, ob die Amis im Süden und Osten noch ein oder zwei Bataillone und versch. Enabler mehr oder weniger im Land halten.
Dahinter verstecken ist natürlich angenehmer.
Die Frage ist doch in erster Linie was wollen WIR uns noch zumuten?
Die Nebelkerze mit dem Abzug und der Übergabe der Verantwortung scheint ja nun erwartungsgemäß entgültig vom Tisch zu sein. Da wo die Amis einmal sind, da bleiben sie ewig. ;-)
TdM gerade live auf Phoenix zu post-ISAF (T.W. ist sicher live dabei):
Speichenmodell, DEU Norden und Kabul, nach 2 Jahren Konzentration auf KBL, Kräfteansatz: 600-800.
Vorraussetzungen:
– Einladung der AFG Regierung
– UN-Resolution
– SOFA
– Sicherheitslage
– Beiträge anderer Nationen in anderen Speichen
Klare deutsche Position soll andere ermutigen.
Formelle Entscheidungen erst später.