Deutsche Patriot in der Türkei: Entgiftung erst nach Vorwarnung?
Der Dekontaminationsplatz TEP 90 (Foto: Deutsches Heer/Heer/Alexander Große)
Wenn der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes (DBwV), Oberst Ulrich Kirsch, über Probleme bei der ABC-Abwehr redet, empfiehlt es sich genau hinzuhören: Kirsch ist nicht nur Interessen- und Verbandsvertreter, sondern auch gelernter Soldat der ABC-Abwehrtruppe. Und in dem Zusammenhang ist seine Kritik am Schutz der deutschen Soldaten beim Einsatz der Patriot-Flugabwehrsysteme in der Türkei interessant: Der sei, bemängelte der DBwV-Vorsitzende am (heutigen) Mittwoch im Gespräch mit Augen geradeaus!, für eine schnelle Reaktion nicht ausreichend.
Bei der am (gestrigen) Dienstag begonnenen Verlegung von Gerät und Material in die Türkei wurde auch Aufklärungs- und Entgiftungsgerät der ABC-Abwehrtruppe in Travemünde an Bord der Suecia Seaways verladen, vor allem Spür-Füchse, also rollende Labore zum Aufspüren von chemischen Waffen, und Dekontaminationsanlagen vom Typ TEP 90. Allerdings, so rechnet Kirsch vor, sei im deutschen Türkei-Kontingent bislang nur knapp die Hälfte der Soldatinnen und Soldaten eingeplant, die für einen sinnvollen Betrieb von Füchsen und TEP 90 erforderlich seien: Die übrigen Spezialisten würden bei Bedarf aus Deutschland eingeflogen.
Sollte es tatsächlich zu einem Angriff mit Chemiewaffen aus Syrien auf die Region Kahramanmaras kommen, hingen die nötigen Maßnahmen von der Art der verwendeten Kampfstoffe ab. Gegen Nervenkampfstoffe wie zum Beispiel das Giftgas Sarin helfe die ABC-Schutzmaske und die Schutzbekleidung; so genannte sesshafte Kampfstoffe, die an Materialien haften bleiben, müssten dagegen mit Dekontaminationseinrichtungen entfernt oder neutralisiert werden, erläuterte Kirsch. Dafür gebe es eine Reaktionszeit von etwa sechs Stunden – so lange sei die Aktivkohle in der Schutzkleidung der Soldaten in der Lage, die Kampfstoffe zurückzuhalten. Innerhalb dieser kurzen Zeit könnten aber keine Spezialisten in die Türkei gebracht werden.
Das Verteidigungsministerium betonte dagegen, die nötige ABC-Abwehrfähigkeit sei gewährleistet. Zu Zahlen und zu der Frage, ob der komplette Betrieb einschließlich der Entgiftung unmittelbar gesichert sei, gab es keine Angaben.
Nun ist natürlich ohnehin die Frage, wie realistisch oder erwartbar eine Bedrohung durch das syrische Chemiewaffenarsenal für die Türkei tatsächlich ist und ob bei entsprechenden Erkenntnissen die Zeit nicht ausreichen würde, die Spezialisten einzufliegen. Allerdings gilt die Frage, wie real die Bedrohung ist, grundsätzlich auch für einen befürchteten Angriff auf türkisches Territoriums mit syrischen Raketen – und damit für die Sinnhaftigkeit (oder Symbolik) des Einsatzes insgesamt. Die Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die unter anderem die Bundesregierung berät, hat dazu eine klare Meinung: Deutsche Patriot-Raketen in der Türkei – Symbolik statt Strategie
Antwort auf die Kleine Anfrage der Abgeordneten Wolfgang Gehrcke, Jan van Aken, Sevim Dag ̆delen, weiterer Abgeordneter und der Fraktion DIE LINKE.
– Drucksache 17/11781 –
7. Existieren belastbare Bedrohungsszenarien für die Türkei, die der Entscheidung der NATO zugrunde liegen, und werden diese von der Bundes- regierung in vollem Umfang geteilt?
Die potenzielle Bedrohung der Türkei ergibt sich gleichermaßen für die Bundesregierung wie für die NATO insbesondere aus dem syrischen Raketenarsenal mit Reichweiten von bis zu 700 km. Hinzu kommen syrische Bestände an Chemiewaffen und deren mögliche Ausbringung durch syrische Raketen. Ein künftiger Einsatz dieses Waffenarsenals kann nicht vollkommen ausgeschlossen werden.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/119/1711980.pdf
Wenn das die Einschätzung der Regierung ist, dann ist das Handeln des BMVg unverantwortlich oder nicht im Sinn der Regierung oder mit Vorsatz entgegen der Einschätzung der Regierung oder es wird das Parlament belogen!
Hier mal ein interessanter Kommentar von http://www.tagesschau.de zum Thema „Soldaten und Patriots auf dem Weg in die Türkei“:
„8. Januar 2013 – 7:13 — dschungelmann
haben eine Reichweite von ca. 38 km und sind fuer Granatenabwehr voellig ungeeignet, wie der Artikel schon sagt. Was die nun hundert km von der Grenze sollen ist raetselhaft, zumal die bisherigen Grenzverletzungen von Granaten unbekannter Absender verursacht wurden. Da die Rebellen nun mit Sicherheit zumindest ueber tragbare RAKETEN verfuegen koennte es durchaus zu Raketenabschuessen auf die Tuerkei kommen um endlich die NATO in den Konflikt hineinzuziehen, eine ‚Schutzzone zu erzwingen und somit die Position der Terroristen/Rebellen zu verbessern.. Meine private Spekulation. Ebenso koennten die Patriots einen zaghaften Aufmarschbeginn der NATO gegen Iran markieren. Das Assad so masslos dumm waere NATO Gebiet angreifen zu lassen ist absurd. Mal sehen wie das ‚boese Spiel‘ sich weiter entwickelt. Ich persoenlich sehe keinerlei ernsthafte Bedrohung der Tuerkei. Im Gegenteil. Betrachtet man das Verhalten Erdogans, gleicht es fast einer Kriegserklaehrung an Syrien.“
Bei diesem NATO-Einsatz geht es darum, Flagge zu zeigen und die Türkei die Bündnistreue zu beweisen.
Assad wird keine chemischen Kampfstoffe einsetzen, weder gegen die eigene Bevölkerung noch gegen die NATO.
Von einem Aufmarsch gegen Iran kann ja nun wirklich keine Rede sein, die paar Hundert Mann spielen absolut keine Rolle in diesem Konflikt.
Warum man allerdings, wenn man schon ABC-Schutzgerät verlegt, das entsprechende Personal nicht mit schickt, ist mir auch nicht begreiflich.
Oder soll das „Breite vor Tiefe“ sein? Von allem ein bisschen, aber nichts richtig.
Wenn Soldaten und Material schon mal vor Ort sind kann man ihnen auch sehr schnell ein neues Mandat zuweisen und die Truppenstärke erhöhen. Im Falle eines weiteren Konfliktes in der Region. Aber das ist sicher nur so eine verrückte Idee von mir…
@TomTom
„Warum man allerdings, wenn man schon ABC-Gerät verlegt, das entsprechende Personal nicht mit schickt, ist mir auch nicht begreiflich“
Wenn dem so wäre – dem ist aber nicht so…
@Panther
„Was die nun hundert km von der Grenze sollen ist rätselhaft“
Die Stadt schützen, bei der sie aufgebaut werden – wie es auch seitens der NATO und Regierung kommuniziert wird. Man darf nicht verkennen, das ballistisch ankommende Raketen nicht an beliebiger Stelle auf einer zweidimensionalen Linie abgefangen werden können…
Dazu mal die Frage an die Experten: Kann man auf dem Bild erkennen, ob es sich um die zwei Spür-Füchse handelt?
http://www.flickr.com/photos/augustinfotos/8364372026/in/photostream
(Ich würde sehr darauf tippen, dass es die sind, weil sonst Füchse bei diesem Einsatz wenig sinnvoll scheinen.)
@ Elahan
Zitat: „Wenn das die Einschätzung der Regierung ist, dann ist das Handeln des BMVg unverantwortlich oder nicht im Sinn der Regierung oder mit Vorsatz entgegen der Einschätzung der Regierung oder es wird das Parlament belogen! “
Wie bekannt ist das BMVg nicht Teil der Bundeswehr sondern ein Teil der Bundesregierung. Insofern ist das Handeln des BMVg als Teil der Regierung schizophren ! Vermutlich hat aber nur der Rotstift zu der Entscheidung geführt. Wahrscheinlich wollte man sich die Personal- und Stationierungskosten für die ABC-Truppe sparen.
Es sei daran erinnert, dass deutsche ABC-Soldaten bei Desert Storm in Kuwait stationiert waren und den ABC-Schutz gegen anfliegende irakische Scud-Raketen in der Wüste herstellten. Man kann sich vorstellen, was dies bei den Temperaturen in der Wüste unter ABC-Vollschutz bei einem ABC-Alarm bedeutet hat. Es sind auch Fälle von PTBS-Schädigungen von dort stationierten Bw-Soldaten der ABC-Truppe bekannt.
Ja es sind TPz 1 A6A1 FUCHS ABC KWS (Transportpanzer 1 FUCHS, ABC-Spürpanzer Kampfwertsteigerung)
Einfach Y-Nummernschilder vergleichen.
:-)
http://www.panzer-modell.de/referenz/in_action/guez11/08g.jpg
@Fiesling
Danke. Hatte nur gerade kein Foto mit der passenden Y-Nummer zur Hand… ;-)
@Georg:
Bitte nicht vergessen, dass die ABC-Abwehr bisher bei jedem (größeren) Einsatz der Bundeswehr dabei war, seit Somalia.
Es dürften aus jedem Einsatz in der ABC-Truppe Kameraden geschädigt zurückgekommen sein. Auch bevor das große PTBS-Gedöns losging. Hat man den Jungs schon angemerkt.
Es rechnet doch niemand wirklich mit einem Chemiewaffen-Einsatz gegen die Türkei. Wenn die Syrer auf feindselige Aktionen der Türken (z.B. Unterstützung der Aufständischen) reagieren, dann mit Gegenunterstützung für militante Kurden. Warum sollten die Syrer chemische Waffen einsetzen, mit denen sie ihre Gegner (kein Flächenziel) nicht treffen könnten und sich gleichzeitig ihrer letzten Unterstützer berauben und eine offene Intervention bewirken würden?
Für SWP-Verhältnisse ist der verlinkte Kommentar übrigens auffallend kritisch. Normalerweise handelt die SWP ja eher als Stichwortgeber der Bundesregierung und rechtfertigt mit akademischem Jargon deren Entscheidungen nachträglich. Wenn selbst die SWP kritisch wird, dann müssen die Argumente der Bundesregierung wirklich schwach sein.
@Panther:
der Kommentar ist offensichtlich von jemandem, der weder vom System, noch vom Bedrohungsszenario eine Ahnung hat… insofern allenfalls lustig zu lesen.
Das einzige, was daran für mich rätselhaft ist, ist die Basis auf der sich ‚dschungelmann‘ zu einer Äusserung veranlasst sah ;)
@ Stefan H.
„Die Stadt schützen, bei der sie aufgebaut werden – wie es auch seitens der NATO und Regierung kommuniziert wird. „
Gerade das doch nicht.
Egal ob man zu den zwei Spürfüchsen und zwei TEP90 jetzt 50 oder 100 ABC-Soldaten mitschickt: Die können so oder so keine 500.000 Einwohner vor freigesetzten ABC-Waffen „schützen“.
(Was meine persönlichen Vermutungen zur „Halbstärke“ sind:
– Man wollte einerseits die ABC-Truppe bei der Parlamentsabstimmung möglichst unerwähnt lassen – von wegen Schlagzeilen wie „Merkel schickt Bundeswehr in Giftkrieg“. Entsprechend wurde sie auch bei der Kontingentsgröße nicht berücksichtigt.
– Man will sich die Option offen halten, demonstrativ weiteres Personal runterzuschicken um Medienaufmerksamkeit zu generieren und „Handlungsfähigkeit“ zu demonstrieren. In diesem Fall wirkt es weitsichtiger, wenn das Material schon unten ist.
– Dem Herrn Kirsch ist die Lage ziemlich egal, und es geht ihm vor allem darum, Soldaten seiner ehemaligen Abteilung noch Kontingentsplätze zuzuschustern.
Aber was die deutsche „Einsatz““planung“ angeht bin ich mittlerweile auch schlicht ein pessimistischer Zyniker.)
Erinnert sich hier jemand an den Kuwait -Einsatz?
Damals hatte man auch viel zu viel Material für viel zu wenig Personal.
@J.R.
Sorry, aber ich denke die Aussage von Stefan H. “Die Stadt schützen, bei der sie aufgebaut werden – wie es auch seitens der NATO und Regierung kommuniziert wird.“ bezieht sich auf die Patriotstellungen. Das die ABC-Kräfte für die Eigendekontamination der Bw-Kräfte vorgesehen sind dürfte wohl klar sein.
„- Dem Herrn Kirsch ist die Lage ziemlich egal, und es geht ihm vor allem darum, Soldaten seiner ehemaligen Abteilung noch Kontingentsplätze zuzuschustern.“
Wenn, dann will er es seiner Truppengattung und nicht seiner Abteilung zuschustern. Und ich denke mal mit seiner Erfahrung (u.a. 2002 – 2005 Referent ABC-Abwehr/Selbstschutz und Brandschutz im Führungsstab der Streitkräfte im Bundesministerium der Verteidigung in Bonn; 2005 Lehrgruppenkommandeur der ABC/SeS Lehrgruppe A in Sonthofen) sollte man ihm auch mal anhören. Ich denke mal, er wird sich wohl auch mit dem einen oder anderen aktiven ABCisten vorher verständigt haben, mit seiner Vita kennt er wohl genug.
Entgiftung nur nach Vorwarnung ist sicherlich akzeptabel und verantwortbar, solange deutsche und eurpoäische Touristen im Halbstundentakt in die Türkei fliegen. Und solange diese nicht vorgewarnt werden, gibt es wenig Anlass zur Sorge. Wenn diese Sorge aber zunimmt, könnten die ABC-Abwehrkräfte, ganz wie all die Touristen derzeit, in 3, 5 Stunden dort gelandet sein… daher ist die Dramatik des Herrn Kirsch nicht zu verstehen.
@ Fieslang
Dass die nicht mehr als bestenfalls Eigendekontamination können ist klar. Aber ich weiss nicht wofür die vorgesehen sind. Was ist der Punkt, der Plan? Der Nato-Partner Türkei kann 500.000 Zivilisten vor ausgetretenen ABC-Waffen schützen, aber keine 300 BW-Soldaten? Oder sind die Zivilisten egal, und es geht mal wieder nur um die BW – dann brauchts auch keine Patriots? Da klafft doch ne riesen Lücke in dem ganzen Konzept.
Zum Bundeswehrverband: Eben, gute Verbindungen ins BMvg, bestenfalls bundeswehrinterne Ausrichtung und die Fähigkeit die störende Realität auszublenden. Ehrliche Kommentare wäre gewesen „Die Nato ist auf einen Gaskrieg in der Türkei weder vorbereitet noch eingestellt“ (Auch wenn ich persönlich es da mit TomTom halte und das ganze als Nicht-Szenario ansehen) oder „Die Verlegung sind 25 Mio € rausgeworfene Steuergelder, die Deutschland und die Bundeswehr anderswo dringender brauchen.“ Stattdessen kommt so ein .. muffig selbstzentrierter Kommentar mit dem Tenor „_Truppengattung_ XYZ hat nicht genug Kontingentsplätze abbekommen.“ Na wenn man sonst keine Probleme hat…
Martin K. | 09. Januar 2013 – 21:14
Guter Punkt, kann ich unterschreiben. Man sollte Kirsch (ob deiner Vita) allerdings zugestehen, das er recht hätte, wenn die Bundeswehr in ein Kriegsgebiet verlegen würde.
Für was brauchen die die ABC Füchse?
Annahme: Die schießen wirklich eine Rakete ab. Dann sollen die ABC Füchse aufklären, ob die Rakete mit C-Kampfstoffe bestückt war. Das macht Sinn.
Und welche Aufgabe hat ein TEP?
TEP bedeutet Truppen Entgiftung-, Entstrahlungs- und Entseuchungsplatz. Das heißt, wenn man den benötigt, muss es zu einem Überflug mit Abwurf oder Sprühangriff, oder zu einer nahen Freisetzung von sesshaften Kampfstoffen gekommen sein. Das geht nur mit Flugzeugen oder taktischen Raketen.
Wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass genau die eine SCUD mit sesshaften Kampfstoffen neben der Flugabwehrstellung S-Lost freisetzt, kann sich jeder selber ausrechnen.
@ T.Wiegold | 09. Januar 2013 – 16:51
Auf irgendeiner Homepage einer Lokalzeitung gab es auch Bilder der Füchse unter denen ABC-Abwehr stand. Außerdem meldete der BR schon gestern, vor Kirsch, dass die ABC-Abwehr beteiligt ist; und zwar aus Soho und aus Höxter.
http://www.br.de/nachrichten/schwaben/bundeswehr-tuerkei-abwehr-100.html (Ist ja okay, weil kein Printmedium, oder?)
Die Homepage der Kameradschaft der ABC-Abwehrtruppe hatte das schon am 28.12.2012 veröffentlicht, mit Berufung auf die Allgäuer Zeitung des selben Tages.
http://www.die-bordeauxroten.de/HPNEU/index.htm
@ MichaJavelin | 09. Januar 2013 – 21:45
Kann eine Rakete mit Annäherungszünder nicht auch großflächig vergiften? Und selbst Restbestände von flüchtigen Stoffen könnten sich doch aus irgendwelchen Gründen festsetzen? Zumindest meine Vermutung, der Chemieunterricht ist zu lange her.
Da wird man doch stark an Kuweit erinnert wo nach wenigen wochen das gro des kontingents zur ABC-Abwehr(DEU) in eine 96h bereitschaft in deutschland zurückversetzt wurde…
Die ABC-Füchse klären nicht nur auf, ob die Rakete mit C-Kampfstoffen bestückt war, sondern ergründen auch mit genau welchen Kampfstoffen und erkunden welches exakte Gebiet besprüht wurde.
Das sind nämlich Informationen die für eine Eindämmung der Lage essentiell sind. Das kann man durchaus auch von Hand machen, aber da müßten wir das Mandat um eine Zehnerpotenz höher ansetzen.
Der TEP90 ist verlegbar im Sinne von im Zielgebiet binnen ein bis zwei Stunden einsatzbereit. Der ist natürlich nicht an seine Stellung gebunden. Und steht auch nicht allein irgendwo auf wilder Flur neben einem PAC3-Starter, falls Sie sich das so vorstellen.
Im übrigen kann bzw. wird sich betroffenes Personal auch durchaus entsprechend Anweisungen auf den TEP-MAT bzw. TEP-PERS bzw. HEP zubewegen.
Ein Einsatz von sesshaften Kampfstoffen kann übrigens zu den genannten Mitteln u.a. auch per Rohrartillerie, strategischen Raketen, Drohnen, Loitering Munitions, Hubschraubern erfolgen.
Den angesetzten Umfang von zwei TEP90 empfinde ich im Gegensatz zu Oberst Kirsch übrigens nicht als generell zu niedrig. Problematisch wird dieser erst, wenn ein Bombardement mit multiplen Einsätzen von Kampfmitteln gezielt auf die deutschen Truppen an mehreren Standorten zeitlich parallel erfolgt. Oder wenn angefangen wird aus taktischen Erwägungen die Truppen weiter gefächert im Gelände zu verteilen oder zur Sicherung weiteren Luftraums teilt.
@someone
Wofür schreibe ich hier eigentlich rein, dass Spürfüchse dabei sind (sogar in die Überschrift), wenn ich mir dann erzählen lassen muss, dass irgendwelche Regionalsender das auch melden? Dass die ABC-Abwehr dabei ist, ist lange bekannt, wie Sie ja auch selber schreiben. Bei Kirschs Kritik geht’s um die Personalstärke.
(Sorry, das war jetzt ein bisschen grimmig. Aber ich erlebe immer wieder, dass ich auf Sachen hingewiesen werde, die ich hier schon längst geschrieben hatte.)
Herr Kirsch hat sicherlich recht, wenn es nicht genug Personal gibt, um das komplette ABC-Material zu bedienen, dass nach unten verschifft wird. Allerdings möchte ich die Frage stellen, ob Herr Kirsch auch weiß, warum so viel Material verschifft wird.
Meine persönliche Einschätzung als armchair general ist, dass man aus operativer Sicht Bedarf für einen Fuchs und einen TEP90 hat. Die jeweils zweiten Exemplare sehe ich als langfristige Reserve und kurzfristigen Ersatz, falls ein System ausfällt.
Die FlaRak verlegt mit drei Radargeräten ja auch eines „zu viel“.
Besser haben als brauchen.
@TW
Man, sind Sie heute wieder auf Aggro :) Sie müssen hier schon etwas nachsichtig sein, Sie haben es schließlich mit Soldaten zu tun…
Pedant | 09. Januar 2013 – 23:16
Als ich noch aktiver Soldat war, konnten Soldaten noch lesen und schreiben ;-)) und btw. dies ist ein Blogg der sich mit Außen-, Sicherheitspolitik und auch der Bundeswehr beschäftigt und, ach ja, auch einige Soldaten lesen und posten hier … aber eben nicht ausschließlich!
Das ist auch gut so.
@Heiko Kamann
Ein Krisengebiet für Patriot entsteht zum Zeitpunkt des überraschenden Angriffs der syrischen Streitkräfte. Ich glaube an diese nicht, aber Kirsch antwortet auf der Grundlage der Bedrohungsbeschreibung (siehe Antwort kleine Anfrage) der Bundesregierung und in dieser Logik hat er recht und ist konsequent! Ein ABC-Schutz der Truppe (nicht der Bevölkerung) wäre mit dem Personal vor Ort nicht gewährleistet!
Was mich an dieser Diskussion wundert ist, warum machen wir uns so einen dicken Kopf um den ABC Schutz aber anscheinend die anderen beteiligten Nationen nicht?
In der Anfrage steht, das die Fähigkeiten der Türkei zur ABC Abwehr geprüft werden ( sinngemäß für mich), wie weit sind die Erkenntnisse daraus?
Dazu habe ich nach den Berichten, das sich die entsprechenden Spezialeinheiten aus den USA, GB und Israel fast auf die Füße treten in Syrien. Meine Zweifel das die Assad Regierung überhaupt eine Giftgasgranate bewegen könnte, ohne das es die entsprechenden Nation mitbekommen ( vom Zeitbedarf des Gefechtsklar machen ganz zu schweigen, so eine Munition holt man ja nicht eben aus dem Lager)!
Ich habe mal wieder so das Gefühl, das ein Problem gemacht wird, wo keins ist.
@Stefan H.
“Was die nun hundert km von der Grenze sollen ist rätselhaft” ist ein Zitat des Kommentators von dem Artikel auf Tagesschau.de, worauf ich mit dem Zitat hinaus wollte war der Gedankengang, das die „Rebellen“ absichtlich Raketen auf die Türkei feuern um die NATO mit in den Konflikt hinein zu ziehen, so dass diese letzendlich Ihren Willen durchsetzen können.
Wenn man die Sache ganz Verschwörungstheoretisch sieht könnten ja auch „Geheimdienste und Organisationen“ für einen solchen Abschuss sorgen und das ganze so aussehen lassen, als wenn es das Regime von Assad gewesen ist… Das wäre jetzt mal sehr stark gedacht… reine Spekulation.
Vielleicht erledigt sich der ganze Konflikt aber auch von alleine und Assad gibt endlich auf…
@K.B.:
Spürfüchse operieren immer als 2-Fahrzeug-Gruppe, ein Einzeleinsatz ist operativ weder vorgesehen noch in irgendeiner Weise sinnvoll.
Von den TEP90 dürften zwei runter geschickt werden da einer schlicht nicht die Kapazität für die Entgiftung von 400 Mann binnen gesetztem Zeitraum hat.
Ich denke, Herr Kirsch bezieht sich hauptsächlich um das Personal, das um diese Fahrzeuge noch normalerweise ergänzend herumwuselt. Also im Grunde ein halber HEP70, womit sich das ABC-Kontingent auf einen vollen gemischten Zug aufstellen könnte.
@Markus Grünewald
Was mich an dieser Diskussion wundert ist, warum machen wir uns so einen dicken Kopf um den ABC Schutz aber anscheinend die anderen beteiligten Nationen nicht?
Das wird sicherlich nichts damit zu tun haben, dass Spürfuchs und TEP90 aus Deutschland exportiert werden.
Gerade der TEP90 findet wegen seiner proprietären Dekontaminationsflüssigkeit so reißenden Absatz, dass 8 von der Bundeswehr ausgemusterte Systeme bereits Mitte 2011 an Israel als Geschenk angeboten werden konnten. Dabei ist die Nachfrage so groß, dass bereits im April 2012 mit dem Testen der ersten Einheit begonnen wurde. Eine Entscheidung, ob man die Spende annimmt, steht meines Wissens noch aus.
Dass es keiner vollen Besatzung braucht um die Systeme der Öffentlichkeit zu präsentieren wird dabei wohl keine Rolle spielen.
Besonderen Dank hier auch dem Deutschen Bundeswehrverband und seinem Vorsitzenden für ihre unermüdliche Informationspolitik, welche als Experten die deutsche Bevölkerung über militärpolitische Hintergründe informieren. Wäre ja schon etwas peinlich, wenn man Meldungen zu deutsche Rüstungsexportvorhaben nur durch Stichwortsuche auf englischsprachigen, israelischen Seiten finden würde.
(Internet-Disclaimer: Dieser Post enthält Sarkasmus.)
@ T.W.:
Ich habe da so viele Nachrichten zu gelesen, dass ich ehrlich gesagt nicht mehr zuordnen kann, wo ich was gelesen hatte. ;-)
@Martin K.
In 3,5 h bekommen sie keine Soldaten in das Einsatzgebiet, außer sie leben in Dreischicht am Flughafen Wahn. „Breite vor Tiefe“
Herr Kirsch ist Interessenvertreter der Mitglieder des Verbandes und wenn die Regierung den Einsatz auch mit der Gefahr eines ABC Angriffes begründet, dann ist der Hinweis auf das fehlende Personal gerechtfertigt! „Tiefe vor Breite“
Wer sich noch einen bildhaften Eindruck von der Diskussion machen möchte:
https://www.youtube.com/watch?v=IZi20Ip-E_Q
Dann gibt es noch:
https://www.youtube.com/watch?v=z5CElD2XCvk
Wer etwas über medizinischen ABC-Schutz wissen möchte:
http://www.sanitaetsdienst-bundeswehr.de/portal/a/sanitaetsdienst/!ut/p/c4/NYvBCsIwEAX_aDelB4s3Q0EETx6q9bZtYwi0m7LZKBQ_3ubgG5jL8PCJO0zv4ElDZJrxgf0YjsMHtkQM2Q1OMieg_FIhDy5wIt3wXo6TgzGy02J1rGG3F9IosEbRuZQsshcIE_amaq1pzH_Vt-mu9tzVh7q92Buuy3L6Abd2XOA!/
(ätzende Bundeswehr-Links)
Mein persönlicher Favorit:
https://www.youtube.com/watch?v=9fz6jqn8_rI
(ein kleiner historischer Beitrag ;-) )
Da es noch niemand erwähnt hat: Der Transport findet offensichtlich per „gesichertem gewerblichen strategischen Seetransport“ statt (Vereinbarung zwischen D und DK).
@TW
Möglicherweise wurden aber auch nur die „offiziellen“ ABC-DP in der Besetzungsliste gezählt und mit dem eigenen Erfahrungshintergrund verglichen. Mehrfach-ATNs gibt es in jedem Einsatz und es ist ja nicht so, dass der TEP 90 von der ersten Minute ausgelastet ist…
@Markus Grünewald: Stand in einem vorherigen Beitrag nicht auch etwas von Spürfüchsen der Niederlande? Ist ja doch immerhin eine von zwei anderen beteiligten Nationen.
@ ottone
bedeutet dann normaler charterdampfer + sicherungstrupp der BW an board ?
Bedeutet dass die Suecia Seaways Teil der ARK-Flotte ist. Ansonsten ja.
@ ELAHAN:
Irgendwie glaube ich nicht an eine derartige Bedrohung und so vermute ich, dass die zur Verfügung stehenden Kräfte ausreichen.
Ihre Argumentation teile ich allerdings. Wenn die BReg mit der ABC Bedrohung argumentiert, dann sollte man dieser auch in Gänze Rechnung tragen. Oder ist doch alles mehr Schein als Sein? Vermutlich! Und da sind wir wieder bei fehlender Wahrhaftigkeit der Politik. Super!
@ ELAHAN: Wo kann man so Begründung mit der ABC Bedrohung nachlesen?
@Arne
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/117/1711781.pdf
Istanbul – Bei Protestkundgebungen gegen den Patriot-Einsatz der NATO ist es in der Türkei zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Sicherheitskräften und Demonstranten gekommen. (Blick.ch)