Alarmstart für die Orion

Beobachtung des Schiffsverkehrs aus der deutschen Orion P-3C, hier mit der Taglichtkamera über dem Golf von Aden (Archivbild Mai 2012)

Am 5. Januar, dem vergangenen Samstag, hatten die Piloten, Besatzungsmitglieder und Techniker der deutschen Orion-Einsatzgruppe in Djibouti einen freien Tag. Die Crew des Seefernaufklärers P-3C der Deutschen Marine, am Horn von Afrika eingesetzt zur Piratenjagd, nutzten die für fliegende Besatzungen vorgeschriebene Ruhepause und entspannte sich beim Fußballspiel. Mit Ruhe und Spiel war es dann allerdings sehr schnell vorbei: Ein paar hundert Seemeilen entfernt, vor der Küste Somalias, war ein Containerfrachter angegriffen worden – der erste registrierte Kaperversuch somalischer Piraten in diesem Jahr.

Trotz des (flug)freien Tags gingen die Soldaten sofort in den Alarmzustand. Innerhalb von dreieinhalb Stunden, berichtet nicht ohne Stolz Korvettenkapitän Daniel Wolfen, Chef der deutschen Orion-Einsatzgruppe, war das Flugzeug in der Luft – eine bemerkenswerte Zeit angesichts der ganzen nötigen Überprüfungen und abzuarbeitenden Checklisten vor einem Einsatzflug. Inzwischen hatte das private bewaffnete Sicherheitsteam an Bord des Frachters zwar bereits den Piratenangriff abwehren können, doch Kriegsschiffe der Antipirateriemissionen Atalanta (EU) und Ocean Shield (NATO) machten sich auf die Suche nach der Piratengruppe im Ozean vor Somalia.

Als der deutsche Seefernaufklärer den Ort des abgewehrten Kaperversuchs 250 Seemeilen vor der Küste erreichte, war es bereits dunkel: Der Angriff hatte gegen 14.30 Uhr Ortszeit stattgefunden, und vor Somalia, nahe am Äquator, bricht die Nacht um 18 Uhr herein. Mit ihrer Aufklärungstechnik, vor allem der Wärmebildkamera, konnte die Orion-Besatzung das gute Dutzend Piraten in ihrem Boot, einem so genannten Whaler, ausmachen – obwohl das Wetter den Radarempfang störte. Über Funk lotste die Crew die französische Fregatte Surcouf (im Atalanta-Einsatz) und die US-Fregatte Halyburton (Ocean Shield) an die Pirate Action Group heran.

Nachdem ihr Auftrag erfolgreich ausgeführt war, drehte die deutsche Orion ab und machte sich auf den Rückweg nach Djibouti. Die Angaben, was danach passierte, sind bislang noch ein bisschen ungenau: Im Morgengrauen des 6. Januar boardeten Soldaten der Surcouf das Piratenboot, zwölf Piraten seien in Gewahrsam. Über die Rolle der Halyburton gibt es allerdings noch keine offiziellen Informationen; ebenso ist unklar, was mit den festgesetzten Piraten passiert(e).

Nachtrag: Jetzt gibt es dazu eine Mitteilung der NATO:

Late on Sunday 6th January, the NATO warship, USS Halyburton and the EUNAVFOR ship FS Surcouf worked together to disrupt a pirate vessel which is believed to have attacked a merchant ship earlier in the day.
A Panama-flagged merchant vessel was en route from Salalah to Mombasa when she was approached by a suspected pirate skiff with 6 people on board, off the eastern coast of Somalia.
While the crew assembled in the ship’s secure citadel from where they broadcast a distress message, the on-board Armed Security Team took up position and exchanged fire with the suspected pirates.
As a result of this timely reaction of the security team, the suspected pirates moved away and with no personnel injured and only minor superficial damage to the ship, the merchant vessel was free to continue her transit to Mombasa.
While the attack was underway, the Commander of the NATO counter piracy task force, Rear Admiral Antonio Natale Italian Navy, tasked the USS Halyburton, which was in the vicinity, to proceed towards the suspected pirates position.
Within a few hours, Halyburton with the support of a German Maritime Patrol Aircraft and the EUNAVFOR ship FS Surcouf, then located 12 suspected pirates on board a motor whaler, that appeared to be acting as a ‘mothership’ together with one smaller skiff.
“With such a large area of operation, the cooperation of the whole counter piracy community is an essential pre-requisite. Today, we demonstrated yet again that we work best when we work together” – said Rear Admiral Antonio NATALE commenting after the event.
The pirates are now detained on board the FS Surcouf.

Nachtrag 2: Bei EUNAVFOR (Atalanta) gibt es jetzt auch eine Mitteilung dazu. Weder die NATO noch die EU nennen allerdings den Namen des betroffenen Frachters – der wird in den nächsten Tagen vermutlich ohnehin bekannt werden.

Nachtrag 3: Der Bericht dazu auf der Bundeswehr-Seite und damit auch der Name des angegriffenen Containerfrachters: MSC Jasmine