De Maizière sieht möglichen Mali-Einsatz mit Skepsis
Archivbild: Fallschirmjäger der malischen Armee beim Schießtraining während einer Ausbildung durch US-Spezialkräfte in Bamako im April 2011 (U.S. AFRICOM photo by Eric S. Elliott)
Die Aussichten für eine internationale Militärintervention in Mali, dessen Nordteil seit Monaten von Islamisten kontrolliert wird werden immer vager. Nachdem das Militär des afrikanischen Landes den erst in diesem Jahr nach einem Putsch ins Amt gekommenen Premierminister abgesetzt und einen neuen installiert hat, die Pläne anderer afrikanischer Länder für ein militärisches Eingreifen nach wie vor in Realisierung und Finanzierung fraglich sind und die Vereinten Nationen vor schwerwiegenden humanitären Folgen warnen, hat nun auch Verteidigungsminister Thomas de Maizière ein großes Fragezeichen hinter einen europäischen Einsatz zur Ausbildung der malischen Armee gemacht:
Ob der Ausbildungseinsatz der EU und unsere Beteiligung richtig sind, lässt sich erst nach intensiver Aufklärung der Lage schlüssig beantworten. Ehe die EU dort reingeht, muss der politische Fahrplan in Mali von allen Parteien jenseits des terroristischen Spektrums akzeptiert werden, die Nachbarn Malis eingeschlossen.
sagte de Maizière in einem Interview der Stuttgarter Nachrichten (Link aus bekannten Gründen nicht).
Ohne eine Einigung zunächst der Afrikaner, so die Nachricht des Ministers, wird auch die EU nicht tätig werden, obwohl die EU-Außenminister sich ja im Grundsatz schon auf eine Ausbildungsunterstützung verständigt hatten. Die geforderte Verständigung zum Beispiel mit den Nachbarn fehlt weiterhin – so hat Mauretanien seine Position bekräftigt, sich nicht an einem Militäreinsatz zu beteiligen.
Neben einer Intervention mit dem Ziel, die territoriale Integrität des afrikanischen Landes wieder herzustellen, gibt es aber noch eine ganz andere Marschrichtung, die vor allem die USA vertreten. US-Verteidigungsminister Leopn Panetta dazu bei CNN:
On Mali, asked if the United States would intervene, Panetta said „We’ve got to go after al Qaeda, wherever the hell they’re at, and make sure they find no place to hide.” He went on to add, “let’s not forget, the main goal of al Qaeda is to attack the United States and we’re not going to allow that to happen again. And if we’re not going to allow it to happen, we’ve got to go after them in Yemen, in Somalia and yes, in Mali if necessary.”
Das ist nicht zwingend kompatibel mit den (militärischen) Zielen der EU-Staaten. Aber in der weiteren Entwicklung vielleicht nicht ganz einfach zu trennen.
Mir sind die Verhältnisse in der Region bekannt, daher bewusst ganz blöd gefragt:
Mich würde interessieren, was genau bei einem Einsatz afrikanischer Streitkräfte in Mali zu finanzieren wäre. Personal und Verbrauchsmaterial müssten doch auch „in Friedenszeiten“ bezahlt werden, welche Mehrkosten entstehen genau bei einem Einsatz?
Soll die Verwendung eventueller Zuschüsse durch Dritte/EU/DEU ggf. überprüft werden oder würde es sich um eine Art „Budgethilfe“ handeln?
Nebenbei: Der militärische Zweig von ECOWAS wird schon seit längerer Zeit durch wesltiche Geber dauerhaft gefördert, undzwar nicht nur finanziell. Parallel dazu wird zahlreichen Ländern in Westafrika MAH der Bundeswehr zu teil, ähnliches bestimmt (in größerem Umfang) durch FRA und USA. Irgendwofür muß das doch gut gewesen sein?
Mich würde interessieren, was genau bei einem Einsatz afrikanischer Streitkräfte in Mali zu finanzieren wäre.
Neben der Luftunterstützung und dem Lufttransport die sicherlich erforderlich sind es vor allem die Bestechungsgelder an die Politiker die ihre Truppen dort zum Verheizen zur Verfügung stellen.
—
Neben Mauretanien ist wohl Algerien das größere Problem für de Maizière und andere. Die Algerier sind froh das sie die Radikalen loss sind und befürchten das die nach Kämpfen in Mali wieder nach Algerien zurückkommen könnten. Sie sind daher gegen einen militärischen Einsatz in Mali und wollen auch keine Truppen stellen. Sie wären für einen Einsatz aber weitaus wichtiger als die Mauretanier.
—
Die für klare Worte bekannte (und nicht geliebte) U.S. Botschafterin bei der UN Susan Rice hat den von den Franzosen und Afrikanern vorgelegten Plan zu Mali als einen Haufen Schei*** bezeichnet. Da hat sie ausnahmsweise mal recht.
Jeder Militäreinsatz von aussen ist in Mali ziemlich hoffnungslos. Man gebe den Tuareg Waffen, Geld und militärische Aufklärungsergebnisse und lasse die das Problem lösen.
und wie bringen sie wieder ruhe in en laden wenn die tuaregs mit den zugereisten fertig haben, aber noch bis an die zähne bewaffent sind ? wenn die auf mal den nationalismus für sich entdecken geht in den nachbarländern das heulen und zähneklappern los
Ich wundere mich immer wieder darüber, dass es immer noch Politiker et Co gibt, die uns erzählen, dass man Länder wie Mali und Co nicht nur ‚demokratisieren‘ müßte, sondern auch könnte, denn sonst würden die für den Westen bedrohliche Rückzugs-, Aufmarsch- oder halt unkontroliierte Räume sein. Der Typ in USA, der gerade 20 Kinder massakriert hat, kommt nicht aus Mali. Die Typen mit der nicht explodierten Bombe im Bonner HBf kamen wahrscheinlich aus Hintertupfingen, so wie die NSU Mörder aus der deutschen Provinz…..über Breivik will ich jetzt nicht philosophieren. Wir haben genug eigene „Gestörte“….lasst diese Islamisten, Djihadisten et alia sich doch selbst abschlachten…bei sich zuhause
……und ansonsten kann Mali gut als Abwurfgebiet für diejenigen her halten, die meinen, sie müßten eine 9/11 revisited Nummer abziehen……aus humanitären Gründen mit Fallschirm natürlich
Eine allgemeine Frage:
Wenn es um Militärausbilder, besonders der Amerikaner geht, ist immer von „special forces“ die Rede.
Sicherlich werden für einen solchen Einsatz keine Delta Force, Ranger oder SEALs eingestzt, oder? Ist einfach die Masse der amerikanischen Armee „special“ und „elite“ oder gibt es besondere Einheiten für diese Aufgaben?
Oder liegt die Wortwahl eher am militärische häufig unbelesenem Journalistenkorps?
Sie haben die Special Forces (Green Berets) vergessen, die machen das. Auch im Krieg sollen sie ja lokale Aufständische / Verbündete rekrutieren / ausbilden / führen.
Auch wenn die sprachlich-kulturelle Ausbildung seit 9/11 zugunsten des Kampfes in den Hintergrund getreten ist.
Masse kann jedoch nie auch Elite sein. Die USA sehen das zwar so beim USMC, aber das unterscheidet sie vom Rest der Welt. Hat aber natürlich positive Effekte in der Rekrutierung / Werbung. Elite ist da klangvoller als Durchschnitt…
@TomTom
http://de.wikipedia.org/wiki/United_States_Army_Special_Forces_Command_%28Airborne%29
Ich finde es witzig, das es Fallschirmjäger bei der mailischen Armee geben soll. Womit fliegen die denn und wie oft springen die tatsächlich?
Nun, vielleicht ist 33rd Regiment de Commando Parachutiste einfach ein Traditionsname. So wie Panzerdivision in Deutschland. (SCNR)
@TomTom:
Was „special forces“ sind ist nicht generell eindeutig definiert.
Wikipedia versucht es so:
https://en.wikipedia.org/wiki/Special_forces (einen dt. Artikel gibt es nicht).
NATO-weit gibt es eine Definition in einer AJP (liegt mir am Wochenende grad nicht vor, so dass ich nicht zitieren kann).
Der kleinste gemeinsame Nenner ist wohl:
Truppen oder Truppenteile mit besonderer Ausbildung, Ausrüstung, Einsatztaktik und (teilweise) besonderer Rechtsbefugnisse.
In der Bundeswehr wird zusätzlich noch zwischen Spezialkräften (KSK, Kampfschwimmer) und spezialisierten Kräften unterschieden. Beide werden fälschlicherweise teilweise verglichen oder gleichgesetzt.
Danke für die Infos.
@eff: in Westafrika sind m.K.n. nur 2 Länder, die im „Genuss“ von MAH stehen. Aus einem davon wurden die Soldaten abgezogen, ja genau, aus Mali. Dann haben wird noch so ca 10 Mann in Ghana. Damit kann man schon richtig was reissen. Zumal die Soldaten dort Automechaniker ausbilden, Fahrschulen betreiben und sonstige Beratung machen.
@Roman
Ich kannte mal einen Major der Armee von Burkina Faso, die ja in Größe und Finanzkraft wohl ungefähr vergleichbar sein dürfte. Er war Fallschirmjäger und behauptete von sich, schon über 1000 Sprünge gemacht zu haben. Da er ansonsten sehr zuverlässig und professionell wirkte halte ich die Zahl vielleicht für etwas übertrieben, aber nicht absolut weltfremd.