Türkei und Syrien – auf dem Weg zum heißen Krieg? (Update: NATO)
Die Spannungen zwischen dem bürgerkriegsgeschüttelten Syrien und dem Nachbarland Türkei haben sich gefährlich zugespitzt. Nachdem in der Türkei fünf Menschen durch Granaten aus Syrien ums Leben kamen, hat die Türkei ihrerseits Ziele in Syrien angegriffen.
Die Situation ist noch unklar. Der NATO-Rat ist zu einer Sondersitzung zusammengekommen. Dabei geht es zwar offiziell nicht um den Artikel 5 des NATO-Vertrags, der eine Beistandsverpflichtung vorsieht. Aber wie ein der NATO nahestehender Twitter-Account warnend anmerkte: NATO unlikely to mention Art 5 publicly until after vote approving it.
(In der Vergangenheit hatte die Türkei schon mal wegen Syrien auf die Beistandsverpflichtung des Bündnisses gesetzt.)
Weiteres nach Entwicklung (und gerne in den Kommentaren; die Kommentare zu diesem Thema in einem anderen Thread versuche ich hierher zu verschieben).
CNN zitiert übrigens einen US-Offiziellen mit den Worten: „nothing to suggest it’s going to become a broader conflict.” Warten wir’s ab.
Update: Der NATO-Rat hat seine Sitzung beendet und eine Stellungnahme abgegeben – jetzt ist klar: von Artikel 5 ist erst mal nicht die Rede. Das Bündnis verurteilt allerdings die Angriffe Syriens auf die Türkei:
North Atlantic Council statement on developments on the Turkish-Syrian border
As stated on 26 June 20l2, the Alliance continues to closely follow the situation in Syria. In view of the Syrian regime’s recent aggressive acts at NATO’s southeastern border, which are a flagrant breach of international law and a clear and present danger to the security of one of its Allies, the North Atlantic Council met today, within the framework of Article 4 of the Washington Treaty, and discussed the continuous shelling of locations in Turkey adjacent to the Turkish-Syrian border by the Syrian regime forces.
The most recent shelling on 3 October 20l2, which caused the death of five Turkish citizens and injured many, constitutes a cause of greatest concern for, and is strongly condemned by, all Allies.
In the spirit of indivisibility of security and solidarity deriving from the Washington Treaty, the Alliance continues to stand by Turkey and demands the immediate cessation of such aggressive acts against an Ally, and urges the Syrian regime to put an end to flagrant violations of international law.
Zur Ergänzung: Die Statements von Bundesaußenminister Guido Westerwelle und US-Außenministerin Hillary Clinton.
Laut Al Jazeera bekämpft die türkische Artillerie momentan die Stadt Idlib in Syrien
Oh Mann, jetzt muß ich mir doch das TV Duell in USA live ansehen, die Brandstifter spielen aber wirklich ein ganz böses Spiel…..
Die Vergeltungsangriffe richteten sich offenbar gegen die mittels artillerieradar aufgeklärten Stellungen der regulären syrischen armee, die für den beschuss der Türkei verantwortlich waren.
http://translate.google.de/translate?sl=tr&tl=de&js=n&prev=_t&hl=de&ie=UTF-8&layout=2&eotf=1&u=http%3A%2F%2Fwww.hurriyet.com.tr%2Fgundem%2F21617637.asp
@ obig
Die Türkei wäre doch auf materielle Nato unterstützung gar nicht angewiesen. Die einzig denkbare militärische option (pufferzone) kann die Türkei auch mit Hausmitteln durchsetzen. Von der Nato dürfte in diesem Fall eher symbolische Unterstützung a la AWACS, ISTAR assets etc. erwartet werden.
(Da ich morgen wieder zum Oberstarzt gehe, bin ich ein wenig daran gehindert, die Entwicklungen die Nacht durch zu verfolgen – Beiträge zur laufenden Entwicklung in den Kommentaren sind deshalb willkommen. Bitte daran denken, dass ausländische Quellen gerne verlinkt werden können; deutsche öffentlich-rechtliche Quellen auch, aber nicht die Webseiten deutscher Printmedien. Danke!)
Vielleicht auch noch von interesse. Gem. Art.6 NordatlantikvertragBündnisfall nur für europäische Türkei einschlägig!
“
Im Sinne des Artikels 5 gilt als bewaffneter Angriff auf eine oder mehrere der Parteien jeder bewaffnete Angriff
• auf das Gebiet eines dieser Staaten in Europa oder Nordamerika, auf die algerischen Departements Frankreichs, auf das Gebiet der Türkei oder auf die der Gebietshoheit einer der Parteien unterliegenden Inseln im nordatlantischen Gebiet nördlich des Wendekreises des Krebses;
• auf die Streitkräfte, Schiffe oder Flugzeuge einer der Parteien, wenn sie sich in oder über diesen Gebieten oder irgendeinem anderen europäischen Gebiet, in dem eine der Parteien bei Inkrafttreten des Vertrags eine Besatzung unterhält oder wenn sie sich im Mittelmeer oder im nordatlantischen Gebiet nördlich des Wendekreises des Krebses befinden.“
Es hat nicht den Anschein, als ob das weiter eskalieren könnte. CNN US sprach die Sache zwar eben an, es ist aber keine „Breaking News“. Thema Nr. 1 dort ist ausschließlich die Debatte heute Nacht (hiesiger Zeit).
Im Sommer hatten wir ja den Vorfall mit dem abgeschossenen türkischen Jet. Das hatte dann letztlich auch keine weiteren Folgen.
Die Vorstellung, die Türkei, Syrien, oder vielleicht sogar die NATO könnten einen casus belli inszenieren, sind eher im Bereich der Verschwörungstheorien angesiedelt.
@wacaffe | 03. Oktober 2012 – 22:33:
„Gem. Art.6 NordatlantikvertragBündnisfall nur für europäische Türkei einschlägig!“
Falsch. Sie zitieren doch selbst: „… auf das Gebiet eines dieser Staaten in Europa oder Nordamerika…, auf das Gebiet der Türkei …“ Entweder Vertragsstaaten in EUR/NA oder(!) Türkei ohne Kontinenteinschränkung.
@ Tom | 03. Oktober 2012 – 22:41
Stimmt. Das hätte auch anders kaum Sinn ergeben. Warum sollte die NATO nur für den (ziemlich kleinen) europäischen Teil der Türkei zuständig sein?
Zudem hatte die Türkei im asiatischen Teil ja auch eine lange Grenze mit der früheren Sowjetunion.
Das wäre doch letztlich egal. Wenn einer angegriffen wird, darf helfen wer will. Die Türkei könnte das militärisch vielleicht stemmen, aber finanziell?
@chickenhawk
Natürlich ist es bei CNN USA kein Thema angesichts des bevorstehenden TV-Duells…. was ja Teil des Problems sein könnte. Wie ich grade irgendwo las: „while the world cop is off duty…“
@ wacaffe | 03. Oktober 2012 – 22:22
Möglicherweise kommt es auf die Frage, was die Türkei selbst kann oder nicht, gar nicht wirklich an.
Nehmen wir mal an, die gegenwärtige syrische Regierung wäre zu der Selbsteinschätzung gekommen, dass sie diesen Bürgerkrieg nicht gewinnen kann. Sie könnte dann zu der Frage kommen, wie sie in der gegenwärtigen Situation noch maximal die eigenen bzw. die Interessen von Bündnispartnern vertreten kann. Hier spielen möglicherweise außenpolitische Motivationen aus Russland und dem Iran eine Rolle.
Hier kämen dann eben Interessen aufs Tableau, die zahlreiche nun auf dem Tisch liegende Optionen begrüßen würden aber nicht unbedingt in unserem Interesse sind:
– Greift die NATO ein, hat sie wieder einen teuren Konflikt am Bein, der in den NATO-Ländern unpopulär sein wird.
– Greift sie nicht ein, steht die NATO als zahnloser Papiertiger da, dessen Bündnisschutz nichts wert ist. Ein Gesichtsverlust, gerade in der arabischen Welt, wäre unausweichlich.
– Fordert die Türkei ein eingreifen und der Rest kneift, dann würde es das Bündnis zerreißen. Dies fände zudem an einer ethnisch/religiösen Linie statt, was islamistische Kreise nur freuen würde. Man würde die „muslimische“ Türkei aus dem Bündnis der „Ungläubigen“ herauslösen …
Es gilt also weise zu entscheiden, was in unserem sicherheitspolitischen Interesse liegt. Aber vielleicht hat unser Außenminister inzwischen dazu gelernt und lässt ein paar Fettnäpfe aus.
Innenpolitisch ist gegenwärtig in der Türkei eine gewisse Abwendung vom „weltlichen Europa“ zu beobachten. Hier könnten nun Zweifel an der Bündnistreue der NATO-Partner zur Türkei innenpolitische türkische Tendenzen befördern, die nicht in unserem Interesse sind. Es wäre also durchaus sinnvoll, ohne wenn und aber Bündnistreue zum Partner Türkei zu signalisieren. Haarspalterische Argumente ( „Vielleicht auch noch von interesse. Gem. Art.6 Nordatlantikvertrag Bündnisfall nur für europäische Türkei einschlägig!“) können hier – unabhängig von der Frage, ob da was dran ist (nämlich nix) – für das Verhältnis zur Türkei tödlich sein.
Die öffentlichen Äußerungen der US-Regierung zum Thema Syrien haben sich in den vergangenen Wochen verändert und sind allgemein zurückhaltender geworden. Möglicherweise ist man gerade dabei, den „arabischen Frühling“ neu zu bewerten und vorsichtiger, was eine mögliche offene Intervention angeht. Diese Neubewertung dürfte sich auch auf NATO-Ebene bzw. in der Entscheidung über mögliches Vorgehen im aktuellen Fall auswirken.
@ T.Wiegold
Ja, das trifft es ziemlich gut. Bei CNN US herrscht im übrigen gerade eine Stimmung wie vor einem Football-Spiel.
In Syrien ist jetzt übrigens auch die Hizbollah offenbar direkt an Gefechten beteiligt:
http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-19801884
Somit ist jetzt fast alles im Land aktiv, was unter irregulären Kräften Rang und Namen hat. Das dürfte zumindest die westliche Interventionsfreudigkeit weiter hemmen.
Richtig. Das Thema Intervention ist eigentlich vom Tisch. Die Ermordung des Botschafters in Libyen hat den Amerikanern eine kalte Dusche verpasst. Überhaupt wirkte die ganze antiwestliche Gewaltwelle in der muslimischen Welt wegen dieses albernen Filmchens ernüchternd.
Aus demselben Grund hat Assad keine Veranlassung, ausgerechnet jetzt etwas zu provozieren, denn er hat gute Aussichten, die Sache in außenpolitischer Hinsicht aussitzen zu können.
Die Türkei musste natürlich Dampf ablassen, deswegen der Angriff. Aber das dürfte es dann auch schon gewesen sein.
ähem. es zeigt sich wieder ein mal, 2 Astra sind dem Textverständnis abträglich. mea culpa
@chickenhawk
Volltreffer, die USA nehmen zZt eine strategische Kursänderung vor….das haben die Netanjahus und Co noch nicht begriffen ;-)
Herr Wiegold hat per Twitter auf die jetzt vorliegende Erklärung des NATO-Rates hingewiesen:
http://www.nato.int/cps/en/SID-C933B13D-89C8FE55/natolive/news_90447.htm
Also typischer Diplomaten-Sprech.
Ein Sturm im Wasserglas (trotz der bedauernswerten Opfer in der Türkei).
Bei aller medialen Aufgeregtheit: Die Türkei wird das Problem eingrenzen – so oder so.
Was man dort sicher nicht braucht ist eine aktive Einmischung der NATO.
Wohl eher möchte man die politische Rückendeckung für mögliche „Strafaktionen“ – ähnlich wie im Nordirak seit Jahren üblich.
Syrien spricht sein Beileid für die Opfer aus und kündigt Untersuchung an:
http://rt.com/news/turkey-strike-syria-shelling-612/
„………..Die Bundesregierung verurteile diese Gewalt in aller Schärfe. Westerwelle fordert die syrische Regierung auf, sich für die Gewalt zu entschuldigen. Ferner müssten die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen und die Familien der Opfer entschädigt werden…….“
„Peinlich, Alter“ würde meine Tochter sagen ;-)
@ klabautermann
Na ja, aber was soll er denn groß anderes sagen? Diplomatie ist die Kunst der wohlgesetzten Worte. Und dafür ist das sogar recht scharf formuliert.
http://www.todayszaman.com/newsDetail_getNewsById.action?newsId=294235
Die Türkei führt streng genommen mit der aktiven Unterstützung der Syrischen Rebellen einen Angriffskrieg gegen Syrien. Eine Beistandspflicht bei einen Angriffskrieg dürfte es nicht geben.
Man weiß auch nicht, was nach Assad da an die Macht kommt. Vor allem im Hinblick auf die Nachbarschaft zu Israel ist das heikel. Assad dürfte vielen das kleinere übel sein.
@Ben:
Der NATO-Vertrag kennt auch unter Art. 5 keine substantielle Beistandspflicht.
Jedes NATO-Mitglied kann bestimmen welchen Beitrag es im Falle des Art. 5 leisten will.
Zudem: seit dem 12. September 2001 gilt der Art. 5, und nu?? Außer AWACS-Flügen über die USA ist im NATO-Rahmen nichts mit Art. 5-Bezug passiert.
Also: Sturm im Wasserglas, Mehrarbeit für Diplomaten.
Was die Verteidigung des eigenen Staatsgebiets im engeren Sinne angeht, sind die Amerikaner nun wirklich nicht auf Hilfe von außerhalb angewiesen. Dazu würde man es ohnehin nie kommen lassen. Zudem sind die Angriffe des 11. September 2001 ja auch singulär geblieben.
@Chickenhwawk:
Es war ja auch nicht wirklich der Wunsch der USA am 12.09.01, als der Selbsterhaltungswille der NATO („if you don’t use it, you’ll loose it“).
Die Amerikaner haben ja im Anschluss ganz bewußt auf eine „coalition of the willing“ (OEF) gesetzt – die Erfahrung der Balkankriege – insbesondere Kosovo – war ja noch sehr frisch (war by committees).
Wer hat denn Beweise, dass die Granate von Syrischen Truppen abgefeuert wurde? Habe selbst erlebt wie die Türkei die eigene Bevölkerung bomadierte! Wer hat ein Interesse an einer Eskalation?
P.S. Der Bündnisfall bedeutet nicht, dass Soldaten geschickt werden!
Text des Artikel 5
„Beistand leistet, indem jede von ihnen unverzüglich für sich und im Zusammenwirken mit den anderen Parteien die Maßnahmen, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, trifft, die sie für erforderlich erachtet, …..“
Das kann auch eine Depesche sein!
Da hat die Türkei lange genug Trupen nach Syrien einsickern gelassen und ein angeblicher abschuß von einem Türkischen Maschine
wir sollten die Ziele der AKB lesen
das alte Osmanenreich wieder herstellen
@Memoria
Na, da fehlt ja einiges. So was wie Kriegsschiffe am Horn von Afrika (vor! der Pirateriebekämpfung), KSK in Afghanistan (Kurnaz-Untersuchungsausschuss schon vergessen?). Und interessanterweise ist der Bündnisfall wegen 9/11 immer noch in Kraft.
@T.W.:
Auch wenn OEF öffentlich gern als Teil des Bündnisfalles dargestellt wird, war bzw. ist dies kein Bündnisfall im Sinne des Art. 5 der NATO.
OEF war und ist eine Koalition der Willigen – ohne Bezug zu Art. 5.
Unsere Beteiligung hieran war Folge der „uneingeschränkten Solidarität“ durch die Regierung Schröder/ Fischer. Dies war jedoch – weitgehend symbolische – Solidarität außerhalb des NATO-Rahmens (Führung durch CENTCOM, nicht durch integrierte NATO-Stäbe). Mittlerweile ist ja bekannt geworden, dass die USA unsere Fähigkeiten gar nicht abgefragt hatten, sondern wir diese eher angeboten hatten.
Dass der Bündnisfall weiterhin gilt – daher auch meine Formulierung „seit dem 12.09.01…“ – macht die NATO auch nicht glaubwürdiger.
Neues (?) In Sachen Türkei:
Das Parlament soll heute ein Mandat verabschieden, dass den Einsatz in Syrien erlaubt – analog zum Nordirak.
Interessanter als das Diplomatensprech ist wohl was jetzt konkret hinter den Türen erledigt wird. Realistisch ist wohl das hier:
-interne Definition einer roten Linie ab der Artikel 5 diskussionwürdig wird
-Vorauswahl an Zielen und Mitteln – sowohl politisch als auch militärisch
-Bereitschaftsdienstpläne entsprechend anpassen
All das wird ohne grosses Getöse geschehen. Ausser ein paar geänderten Flugbahnen von Aufklärungssatelitten wird sich nach aussen nicht viel tun. Die kann man übrigens ganz gut auf Satelitespottingpages verfolgen.
Während die Amerikaner zurückhaltender geworden sind, verfolgen die Türken und ihre sunnitisch-arabischen Partner weiterhin das Ziel der Einsetzung einer sunnitischen Regierung in Syrien. Frühere Vorfälle, die die Türken zum Anlass für eine direktere Intervention hätten dienen können, wurden nicht genutzt, aber diesmal gibt es Anzeichen dafür, dass die Türken nicht nur symbolisch reagieren, sondern als Reaktion Operationen der Aufständischen im Grenzgebiet militärisch unterstützen. Ein großer Krieg wäre das aber noch nicht, wenn sie dies für ein paar Tage tun, und die Syrer dürften kein Interesse daran haben, den Konflikt mit den Türken auszuweiten.
Dann wird ja auch auf Arbeitsebene gleich mal bei den Deutschen angefragt werden, was man denn im Fall X beizutragen bereit wäre. Spannende Frage so „kurz“ vor einer Bundestagswahl. Da wird wohl nichts angeboten werden..
@Memoria | 04. Oktober 2012 – 7:46
Art. 5 ist schließlich auch kein Mandat oä, sondern er zwingt alle Mitglieder sich selbst zu überlegen, wie sie dem Betreffenden beistehen können. Und die BReg hat eben unter eindeutigster Bezugnahme auf den Art. 5 ihre Beteiligung an OEF begründet. Daher fiel die deutsche Teilnahme an OEF unter Art. 5.
Aus dem ersten Mandat (BT-DrS 14/7296):
Die in Syrien gegen Assad kämpfenden Männer sind zu einem großen Teil Terroristen oder islamistische Söldner aus Libyen, Afghanistan, dem Jemen, Tschetschenien oder Saudi-Arabien, viele davon Kriminelle oder Al Qaida Anhänger. Eine große Zahl der etwa 80.000 syrischen Flüchtlinge, die sich in der Türkei aufhalten, sind „Sympathisanten von Al-Qaida-oder gar Anhänger dieser Gruppe“. Sie bekommen dort Waffen, und dringen dann nach Syrien ein, um dort auch gegen Alawiten und die Unterstützer Assads zu kämpfen. Auch die türkische Regierung hat Angst das in der Grenzregion zu Syrien die Demokratie/ Selbstbestimmung der Völker ausbricht!
habens beweise oder zumindest glaubwürdige Hinweise dafür das da in Syrien „zum großen Teil“ (wieviel prozent sind das?) nicht-syrer kämpfen ?
@Elahan | 04. Oktober 2012 – 9:23
Haben Sie für Ihre Aussagen bezüglich „Terroristen“, „ausländischen Söldnern“, „Al Qaida“ oder auch „große Zahl der etwa 80.000 syrischen Flüchtlinge, die sich in der Türkei aufhalten, sind „Sympathisanten von Al-Qaida-oder gar Anhänger dieser Gruppe“ belastbare(!) Quellen?
Oder doch nur Stammtisch?
@Tom, Markus
Hier ist eine Übersicht über Meldungen bzgl. internationalen sunnitischen Kämpfern in Syrien:
http://www.jamestown.org/single/?no_cache=1&tx_ttnews%5Btt_news%5D=39838
Wie man die nun bezeichnet ist m.E. zweitrangig. Genaue Prozentzahlen kennt niemand, aber man gewinnt einen Eindruck von deren Anteil, wenn man sich das äußere Erscheinungsbilder der Kämpfer auf Bildern anschaut.
Die Präsenz dieser Kräfte nicht nur in Syrien und deren Bedeutung im „arabischen Frühling“ widerlegt wieder einmal westliches Wunschdenken, demzufolge man nur irgendwelche autoritären Herrscher beseitigen müsse, damit die Bevölkerungen zur mutmaßlich naturgegebenen Idealstaatsform der liberalen Demokratie finden. Dieses Wuschdenken ist außerhalb Europas überall gescheitert wo man sich darauf verlassen hat (v.a. in Afghanistan), und irgendwann sollte man mal daraus lernen.
@Tom/Elahan:
interessanter Aritkel bzgl dieser Thematik (ich hab ihn selber nur kurz überflogen – und ja, die Schrift ist schrecklich ;)
http://www.understandingwar.org/sites/default/files/Jihad-In-Syria-17SEPT.pdf
Hier ein Beitrag des ortskundigen Journalisten Nir Rosen, der die Rolle militanter Islamisten in Syrien näher beleuchtet:
http://mideast.foreignpolicy.com/posts/2012/03/08/islamism_and_the_syrian_uprising
Schwerpunkt ist die Rolle der lokalen MB, aber auch die Rolle internationaler militanter Salafis wird angesprochen. Deren Bedeutung hatte man ja auch schon in Libyen und Ägypten allgemein unterschätzt.
@
Terroristen bauen Sprengsätze in Aleppo um damit die syrischen Armeekräfte zu treffen, töten dabei eine große Zahl an Zivilisten! Wie nennt man solche Personen? Ich Kriminelle. Woher bekommen diese ihre Waffen und Munition? Wer sagt offiziell dass er sie unterstützt? Wer bezahlt die Terrorcamps im Irak?
„Washington. Kämpfer und Anhänger der Terrorgruppe Al-Kaida bauen nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten ihre Präsenz in Syrien stetig aus. So entstehe allmählich ein Netzwerk von gut organisierten Terrorzellen“ (Wirtschaftswoche)
Ich betreibe keinen persöhnlichen Nachrichtendienst und besuche auch keine Stammtische. Nachrichtendienstliche Infos, die nicht öffentlich zugänglich sind, werde ich hier wohl nicht veröffentlichen! Dieser Blog lebt von Behauptungen und Meinungen diese gelten so lange als Behauptungen und Meinungen, bis sie durch wen und wie auch immer bewiesen sind. Meine Quellen stammen von Menschen die zu dieser Region verbindungen haben und von öffentlich zugänglichen Medien. Gerne können sie in Langley oder Pullach Ergundigungen einholen, doch glaube ich, dass sie wenig zu diesem Thema bekommen werden, was sie dann tatsächlich belegen können.
Quelle: http://german.irib.ir/nachrichten/politik/item/211483-deutscher-geheimdienst-95-der-rebellen-in-syrien-sind-ausl%C3%A4nder
Nachrichten berichteten von einem Überfall auf das griechisch-katholische Dorf Dmeine Scharkieh nahe der syrischen Stadt Al-Quseir. Sie köpften zehn Männer und Jungen. Viele Bewohner des Dorfes flohen in die Berge.
Geheimdienste berichten, Kämpfer des Terrornetzwerks al-Qaida hätten den syrischen Aufstand unterwandert. Die Rebellen bestreiten das. Tatsächlich aber überschneiden sich die Fronten – weil das Assad-Regime seit Jahren mit der Qaida kooperiert hat.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-87737199.html
uvm
Eines ist jedoch klar, die Türkei hat Syrien angegriffen!
http://de.ria.ru/world/20121004/264586275.html
und die Türkei unterstützt offiziell die Aufständischen mit dem Ziel, das syrische Regime zu stürzen. Die türkische Regierung hat der Regierung in Damaskus gewissermaßen den Krieg erklärt, indem es der “Freien Syrischen Armee” erlaubt, unter dem Schutz der türkischen Armee von türkischem Boden aus in Syrien zu operieren.
http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-tuerkei-soll-rebellen-geheimen-stuetzpunkt-eingerichtet-haben-a-846873.html
Suchbegriffe: Türkei Syrien Rebellen Ausbildung
@Memoria
In der Tat, sorry, da bin ich auch übers Ziel hinausgeschossen bei OEF.
Active Endeavour im Mittelmeer dürfte allerdings weiter Art. 5 sein.
@all
Die Lage in Syrien ist in der Tat unübersichtlich. Die Tendenz, das ausschließlich als einen Kampf ausländischer AQ-Anhänger/Sympathisanten/Unterstützer gegen das Regime anzusehen, dürfte dennoch an der Realität vorbei gehen. Nach wie vor ist der überwiegende Teil der FSA syrisch…
@Elahan
Nein, dieses Blog lebt nicht nur von Behauptungen und Meinungen…. Ich nehme schon als Journalist in Anspruch, meine Angaben wo immer möglich zu belegen.
das dort auch aeh „freie Kräfte“ herumschwirren ist gar keien Frage. Die ziehen ja seit den 80er Jahren von einem Krisenherd in der islamischen Welt zum anderen. ich ziehe nur die „große Zahl“ in Zweifel. Der link zum jamestown artikel ist leider defelt, aus dem anderen link lese ich aber auch in 1. linie die besondere Rolle LOKALER akteure heraus (milizen, sheiks). das deckt sich auch mit dem was ich sonst so zu dem Thema gelesen oder gehört habe.
Sämtliche Aufstände in der arabischen Welt waren Meiner unbescheidenen Meinung nach in 1. Linie innenpolitische Konflikte. Das man sich dabei externer Akteure und nützlicher Idioten bedient ist auch unzweifelhaft.
Das liberale Demokratien westlichen vlt noch türkischen Zuschnitts dort auch nicht besonders hoch im Kurs stehen. sollte ebenfalls allen bekannt sein, die sich auch nur einen Hauch für die Region interessieren. Der Islam (in welcher Spielart auch immer) hat nunmal gegenwärtig die Rolle der Erlöserideologie übernommen, die be iuns Demokratie/
marktwirtschaft hat (hatte?), oder die der Kommunismus (auch in diversen Spielarten) in den 20er bis 60er Jahren in vielen post-kol. Staaten inc. denene des arab. raum hatte.
@all
Update: France 24 meldet: Turkey continues retaliatory shelling against Syria
wo man schonmal eine billige ausrede hat, kann man das ja auch nutzen um die verbindungswege syrien- türkei etwas durchlässiger zu bomben.
Ein Fachmann für die Region meinte, dass die Türken den Anlass vielleicht nutzen, um mit militärischen Mitteln eine „Schutzzone für Flüchtlinge“ in Nordsyrien zu schaffen. Realer Hintergrund sei Unterstützung für die Aufständischen, die Schwierigkeiten hätten, Räume gegen die syrische Armee zu halten. Die offene militärische Unterstützung durch die Türken würde vermutlich hauptsächlich in Form von Artillerieunterstützung im Raum Tell Abyad (dort befände sich ein wichtiger Grenzübergang) erfolgen.
Der Telegraph aus Großbritannien hat Filmaufnahmen, die kurz nach den syrischen Angriffen aufgenommen wurden.
@T.Wiegold
Das trifft natürlich nicht auf alle ihre Behauptungen zu (wo immer möglich zu belegen)! Doch auch sie geben Ihre Meinung Preis und eine Meinung ist ein Ergebnis von Erfahrung, Wissen und Einschätzung.
„..Nachdem in der Türkei fünf Menschen durch Granaten aus Syrien ums Leben kamen…“ haben sie dafür Beweise, dass die Granaten aus Syrien kamen?
Die Teilnehmer dieses Blogs, können wohl kaum für Ihre Behauptungen Beweise erbringen, denn ihnen ist es oft nicht immer möglich diese zu belegen!
Für Einschätzungen kann es keine Belege geben, bevor das Ereignis eingetreten ist und dann ist die Beweisaufnahme durch die Medien geprägt und nicht durch nachweisbare und unabhängige Faktenquellen!