Irre, ein Spionageboot! 4 und Schluss
Die Geschichte rund um das Flottendienstboot Oker will ich nicht endlos weiter(t)schreiben; deshalb – vorerst – als abschließende Information dazu:
• Wie hier schon zu lesen war, ist die Oker heute morgen aus Cagliari auf Sardinien ausgelaufen; wenig später verschwand ihr AIS-Signal. Interessant ist dazu eine Aussage der Deutschen Marine, zitiert von Zeit Online: Ein Sprecher des Flottenkommandos sagte dazu: „Ich kann ausschließen, dass das Signal abgeschaltet wurde.“ Das Verschwinden müsse technische Gründe haben. Da wird doch nix kaputt sein auf diesem Hightech-Schiff?
(Nachtrag 21. August: Nach Angaben des Flottenkommandos ist da was missverstanden worden: Der Sprecher schließt aus, dass das AIS-Gerät kaputt ist – die Oker hat ganz offensichtlich einfach abgeschaltet, was ich ja zuvor schon vermutet hatte.)
• Natürlich war das Spionageschiff und eine mögliche Weitergabe von Informationen an die syrischen Rebellen heute auch Thema in der Bundespressekonferenz. Dazu äußerten sich Regierungssprecher Steffen Seibert und der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Stefan Paris:
Frage: Herr Paris, die „Oker“ ist heute Vormittag aus dem Hafen von Cagliari ausgelaufen. Bei dem Schiff handelt es sich offensichtlich um das Schiff, worüber am Wochenende geschrieben und diskutiert wurde. Können Sie uns sagen, welches Einsatzziel das Schiff jetzt hat und in welche Richtung es gerade läuft?
Paris: Eine ähnliche Frage haben Sie mir bereits am 16. Januar dieses Jahres gestellt. Diese habe ich wie folgt beantwortet – ich erlaube mir einmal, mich selbst zu zitieren -:
„Ich möchte zunächst einmal feststellen, dass die deutsche Marine keine Spionageboote betreibt (…), sondern wir haben drei sogenannte Flottendienstboote im Dienst. Sie haben den Auftrag aufzuklären. Sie unterstehen dem Kommando Strategische Aufklärung hier in Deutschland und werden durch die Marine betrieben.
Diese Flottendienstboote sind als Frühwarn-, Fernmelde- und Aufklärungseinheiten mit großem Aktionsradius konzipiert. Diese Flottendienstboote sind auch unbewaffnet. Sie operieren seit Jahren auch routinemäßig im Bereich des Mittelmeeres, entweder auf sich ganz allein gestellt oder im Verbund mit anderen Einheiten.“
Ich ergänze: Das Boot heißt nicht mehr „Alster“ wie im Januar. Das Boot heißt jetzt „Oker“, hat aber die gleichen Fähigkeiten. Es ist ein Flottendienstboot. Die Marine betreibt es. Es ist im Bereich des östlichen Mittelmeers im Einsatz. Zu den Einsatzdetails, Einsatzzielen und Einsatzergebnissen kann ich hier, wie immer, keine Auskunft geben.
Frage: Wie reagiert denn die Bundesregierung auf den Vorwurf, der jetzt laut wird, dass sich Deutschland durch die indirekte Weitergabe von BND-Erkenntnissen an eine der Konfliktparteien in Syrien an einem Bürgerkrieg beteiligt, obwohl die Aussage von der Bundesregierung eine andere ist, nämlich dass man dort nicht eingreifen würde?
Paris: Wen fragen Sie jetzt?
Zusatz: Sie und Herrn Seibert.
Paris: Ich kann gerne beginnen, was den Bundeswehr-Teil anbelangt. Das habe ich Ihnen gerade erklärt. Das, was Sie aufgrund der Berichterstattung der „Bild am Sonntag“ unterstellen, mache ich mir nicht zu eigen. Ich habe Ihnen erklärt, was die Fähigkeiten dieses Flottendienstbootes sind. Ich bestreite nicht, dass diese Fähigkeiten genutzt werden. Mir ist nur wichtig zu sagen, dass wir dort keine Spionage, sondern Aufklärung betreiben. Das ist bei den Fähigkeiten, die wir haben, auch unsere vornehmste Pflicht; deshalb unterhalten wir diese Boote. Wir gehen natürlich verantwortlich mit den Ergebnissen um. Wenn man etwas aufklärt und dementsprechend eine Information gewinnt, dann verarbeitet man diese Information auch.
StS Seibert: Für die Bundesregierung kann ich sagen, dass wir ‑ wie üblich und grundsätzlich ‑ zu nachrichtendienstlichen Vorgängen, auch zur Methodik unserer Nachrichtendienste keine Auskunft geben, natürlich mit der großen Ausnahme des Parlamentarischen Kontrollgremiums des Deutschen Bundestages. Wenn es dort zu Fragen der Abgeordneten käme, würde die Bundesregierung natürlich entsprechende Informationen geben.
Frage: Herr Seibert, aus den Reihen der Abgeordneten gibt es schon entsprechende Fragen. Gibt es schon einen Termin für die nächste Sitzung des Parlamentarischen Kontrollgremiums, bei der solche Fragen beantwortet werden können?
StS Seibert: Das wäre in erster Linie eine Frage an die Abgeordneten des Bundestages. Ich kenne einen solchen Termin nicht.
Frage: Herr Paris, ist es richtig, dass der Verteidigungsausschuss über die Fahrt usw. der „Oker“ erst kürzlich durch Ihr Ministerium unterrichtet worden ist?
Paris: Das kann ich abschließend gar nicht sagen, das ist durchaus möglich. Ich müsste gegebenenfalls nachreichen, ob es eine Unterrichtung des Parlaments, die dann später auch Unterrichtungen der Öffentlichkeit werden, gegeben hat oder nicht. Nichtsdestotrotz: Das ist eine Einsatzfahrt im nationalen Auftrag. Ich gehe davon aus ‑ ich reiche es gerne nach ‑, dass wir das regelmäßig an das für uns zuständige Gremium, nämlich den Verteidigungsausschuss, berichten. Ich muss nachreichen, ob oder wann das passiert ist.
Frage: Ich frage einmal, wo im östlichen Mittelmeer der nationale Auftrag liegt und wie er definiert ist. Bundeswehreinsätze im Ausland müssen vom Bundestag genehmigt werden. Ist das Verteidigungsministerium der Auffassung, dass dieser Fall nicht vom Bundestag beschlossen werden muss? Ist es der Auffassung, dass man das noch prüfen muss, oder ist es der Auffassung, dass dies doch vom Bundestag beschlossen werden muss?
Paris: Wir sind dezidiert der Auffassung, dass wir, wie ich es gerade dargestellt habe ‑ es ist eine regelmäßige Übung, die wir dort fahren ‑, solche nationalen Aufklärungsaufträge, wie sie diesem Flottendienstboot mit auf den Weg gegeben worden sind, erteilen können. Das ist kein Fall der Parlamentsbeteiligung, also kein Fall des Parlamentsbeteiligungsgesetzes. Es gibt hier keine Mandatierungspflicht. Das ist ein unbewaffneter Routine- und Aufklärungseinsatz, wie wir ihn regelmäßig machen. Zuletzt habe ich Ihnen dies im Verlauf des Januars dargestellt. Das Boot hat eine längere Einsatzzeit bis ungefähr Ende des Jahres. Den Auftrag können Sie daraus ablesen, was das Boot kann: Es kann aufklären und Informationen gewinnen. Das ist der Auftrag.
Frage: Herr Seibert, Herr Paris, die Informationen, die die „Oker“ sammelt, sollen der Unterrichtung der Bundesregierung dienen. Ist es zulässig, dass so erworbene Informationen ohne ausdrückliche Genehmigung nicht nur die Bundesregierung erreichen, sondern auch syrische Rebellen oder via BND amerikanische oder andere Nachrichtendienste und dass dann die deutsche Kontrolle über die Weitergabe dieser Informationen nicht mehr vorhanden ist, wenn dies an einen zweiten oder dritten Dienst gelangt ist?
Vorsitzender Freitag: Wer möchte die Frage beantworten?
Zusatz: Ich sage einmal, Herr Seibert wegen der Geheimdienstkoordination, ansonsten Innenministerium, Entwicklungsministerium oder Bildungsministerium. Das ist mir eigentlich egal.
StS Seibert: Zu den Grenzen meiner Auskunftsfähigkeit habe ich hier jetzt schon etwas gesagt. Ganz generell halte ich es für normal, dass Erkenntnisse auch mit Nato-Partnern geteilt werden.
Frage: Die die Koalition tragenden Parteien haben seinerzeit relativ scharf kritisiert, dass der BND den Amerikanern über Agenten in Bagdad beim Bombenabwurf ein wenig geholfen hat. Unterscheidet sich die Vermittlung und Übergabe von Daten, die jetzt die „Oker“ an die Rebellen in Syrien übermittelt, aus der Sicht der Bundesregierung von dem damaligen Sachverhalt, und inwiefern?
StS Seibert: Ich glaube, nach allem, was Herr Paris gerade für das Verteidigungsministerium dargelegt hat, ist es einigermaßen verwegen, da eine Parallele zu ziehen.
Paris: Das sehe auch ich so, ja.
Frage: Wenn den Geheimdiensten von Nato-Partnern solche Kenntnisse zur Verfügung gestellt werden: Ist geregelt, was die dann damit machen, oder ist ihnen freigestellt, ob sie das an wen auch immer weiterleiten?
StS Seibert: Ich werde mich jetzt hier nicht weiter zu nachrichtendienstlichen Einzelheiten und auch nicht zur Methodik der Nachrichtendienste äußern. Ich bitte um Ihr Verständnis.
Der Vollständigkeit halber und zur Ergänzung die von Paris angeführten Aussagen vom 16. Januar 2012 (schon damals hat das BMVg die Auffassung vertreten, dass für den Einsatz der Flottendienstboote kein Mandat erforderlich ist. Insofern ist die jetzt aufgeflammte politische Diskussion nicht wirklich neu):
FRAGE: Eine Frage an Herrn Paris: Können Sie den Bericht im „SPIEGEL“ bestätigen, nach dem Ende Dezember ein Flottendienstboot der Bundesmarine von einem syrischen Kriegsschiff bedroht worden ist? Gab es daraus Konsequenzen? Herr Peschke, gab es daraus vielleicht auch irgendwelche diplomatischen Konsequenzen?
PARIS: Ich möchte zunächst einmal feststellen, dass die deutsche Marine keine Spionageboote betreibt, wie es im „SPIEGEL“ steht, sondern wir haben drei sogenannte Flottendienstboote im Dienst. Sie haben den Auftrag aufzuklären. Sie unterstehen dem Kommando Strategische Aufklärung hier in Deutschland und werden durch die Marine betrieben.
Diese Flottendienstboote sind als Frühwarn-, Fernmelde- und Aufklärungseinheiten mit großem Aktionsradius konzipiert. Diese Flottendienstboote sind auch unbewaffnet. Sie operieren seit Jahren auch routinemäßig im Bereich des Mittelmeeres, entweder auf sich ganz allein gestellt oder im Verbund mit anderen Einheiten.
In diesem aktuellen Fall nimmt das Flottendienstboot „Alster“ in internationalen Gewässern im östlichen Mittelmeer einen Aufklärungseinsatz im nationalen Auftrag wahr. Das ist in der Vergangenheit schon häufig passiert. Auch die anderen beiden Boote, von denen ich sprach, sind mehrfach im Mittelmeer gewesen und haben diese Aufträge durchgeführt. Ich kann Ihnen aber zu den operativen Einzelheiten dieses Einsatzes, wie bei allen Einsätzen, grundsätzlich keine Auskünfte erteilen, was genau der Auftrag ist.
Zu dem Zwischenfall kann ich sagen, dass nach unserer Kenntnis ein syrisches Schnellboot bei Dunkelheit in sehr geringem Abstand den Kurs des Flottendienstbootes „Alster“ gekreuzt hat. An Bord der syrischen Einheit wurde bewaffnetes Personal am Oberdeck identifiziert. Dieser Vorfall – das ist jetzt meine Bewertung – in internationalen Gewässern wird als seemännische Unhöflichkeit und schlechte Seemannsschaft bewertet. Darüber hinaus habe ich das nicht zu bewerten.
Ich möchte daran erinnern, dass wir solche Vorfälle sehr, sehr häufig noch in den 90er-Jahren im Bereich der Ostsee erlebt haben, wo Boote der damaligen Warschauer-Pakt-Staaten sehr häufig unhöflich und in schlechter Seemannsschaft die Wege der deutschen Marine gekreuzt haben.
ZUSATZFRAGE: Es war also nicht so, dass dieses Boot dann ausdrücklich seine Bordkanone auf das deutsche Schiff gerichtet hat? Sie haben gesagt, es wurden bewaffnete Kräfte identifiziert. Haben die das vielleicht mit ihren Handfeuerwaffen getan?
PARIS: Ich würde es mal so sagen: Ich habe ja auch deutlich zurückgewiesen, dass wir Spionageboote betreiben, wie es der „SPIEGEL“ schreibt. Vielleicht ist das, was der „SPIEGEL“ schreibt, auch etwas dramatischer dargestellt als das, was ich aufgrund der Erkenntnisse in der Marine hier wiedergegeben habe. Ich halte fest: seemännische Unhöflichkeit und schlechte Seemannsschaft.
FRAGE: Sie sagten, das geschehe im nationalen Auftrag. Das heißt, es ist nicht im Rahmen einer internationalen Operation. Es gibt ja zum Beispiel „Active Endeavour“ im Mittelmeer als NATO-Operation. Müssen solche nationalen Aufträge mandatiert sein? Wenn nein, warum nicht? Warum muss zum Beispiel „Active Endeavour“ mandatiert sein?
PARIS: Mandatiert sein muss es ja, weil wir uns an den Einsätzen beispielsweise aufgrund eines UN-Mandates oder EU-Mandates beteiligen. Da gilt auch der Parlamentsvorbehalt.
Ansonsten ist die Bundeswehr frei, nationale Aufträge durchzuführen. Das ist ein Routineeinsatz. Das passiert permanent. Diese drei Boote sind dauerhaft im Einsatz, unter anderem auch häufig im Mittelmeerraum, und gehen dort ihrer Tätigkeit nach. Insofern ist hier keine Befassung des Bundestages erforderlich.
Ob die Regierung so leicht aus der Nummer herauskommt, erscheint fraglich.
Diese Art von Einsätzen der Flottendienstboote im östlichen Mittelmeer gibt es sicherlich bereits seit Jahrzehnten. Der Nahe Osten ist nun mal seit jeher eine Weltgegend, der das besondere nachrichtendienstliche Interesse gilt.
Früher war es jedoch so, dass niemand auf den Gedanken verfallen wäre, die Bundesrepublik Deutschland könne irgend etwas anderes sein als neutral.
Im Falle des aktuellen syrischen Bürgerkrieges hat der Bundesaußenminister aber bereits seine Präferenz kundgetan, man möge doch bitteschön die aktuelle syrische Regierung aus dem Amt jagen. So etwas wäre 1970, 1980 oder 1990 noch völlig undenkbar gewesen.
Dass die durch die Oker (zur Erinnerung: das ist ein deutsches Kriegsschiff) gewonnenen nachrichtendienstlichen Erkenntnisse an die syrischen »Rebellen« weitergeleitet werden, haben die Herrn Seibert und Paris – ausgesprochen wortreich und umständlich – nicht dementiert.
In diesem Licht wird jetzt auch klar warum EuroHawk so wichtig ist, UNBEWAFFNET & Aufklärung = Mandatsfreie Geschichte
Wenn jetzt jemand Lust hat schickt er Herrn Strö*** bitte ne anonyme EMail mit dem Hinweis das die „Oker“ Teppiche geladen hat.
Und die coolste Sau ist jener welcher der Morgen die Eier in der Hose hat nen KVP Antrag einzureichen zwecks umbenennung der Begrifflichkeiten „Flottendienstboot“ in „Spionageboot“ . Soviel „nicht schlechte“, im militärischen nicht im politischen Licht, Aufmerksamkeit hatte die BW schon lange nicht mehr, das ist besser als jede EurofighterTVSpot. Halb Deutschland macht sich Sorgen das Bundeswehr entscheident in den Bürgerkrieg eingreift, wenn das nichts ist.
Übrigens: Den Begriff »unbewaffnet« hätte ich gerne genauer definiert. Am Ende hat der Kommandant der Oker noch ein Fläschchen Pfefferspray oder einen Baseballschläger in seiner Kajüte versteckt.
Oder um es weniger sarkastisch auszudrücken: Kriegsschiff bleibt Kriegsschiff.
Na jetzt werdensie aber kleinlich ;-)
Na Spaß bei seite, ich sehe das ja ähnlich mit dem Kriegsschiff.
Aber die schippern da in Internationalen Gewässern rum und erfüllen ihren Auftrag der Führung Militärisch wie Politisch ein Lagebild zu verschaffen. Das passiert Tag ein Tag aus, das praktisch einer der Daueraufträge.
Wenn Sie das alles für bedenklich halten sollte man auch mal die Vermischung BND,AMK Bw ins Spotlight setzen um mal zu zeigen was BW Angehörige noch so machen. Da würde mancher Politiker dann wohl durchdrehen.
Was ein Glück, dass es ein Kriegs- und nicht ein Schlachtschiff ist.
http://imgur.com/kEf8q
Wir klären auf. Wofür oder für Was bleibt in der Tat unbeantwortet. Stichworte wie SIGINT, COMINT oder ELINT werden nicht erklärt. Die Fragestellungen der Journalisten ist leider angepasst auf die übliche ministerielle, Verzeihung, „Wortwichserei“. Es ist wie ein Pudding an die Wand nageln. Falls es dann doch mal gelingen sollte, weil der Regierungssprecher oder andere Beteiligte, nur ein falsches Wort in den Mund genommen haben dann ist die Schlagzeile fertig und man kann die eigene Regierung des Verates überführen. Genauso wie der SAR Auftrag zu ständigen Einsatzaufgaben gehört, so ist es auch mit der Aufklärung. Jeder Soldat ist dazu verpflichtet, Beobachtungen von Relevanz, die er mit allgemein zugänglichen öffentlichen Mitteln macht, zu melden. Dazu braucht er auch nicht Herrn Ströbele zu befragen. Es bleibt die schon vielfach diskutierte Frage zu beantworten: Was wollen wir mit der Bundeswehr? oder: Was sind deutsche Interessen? Solange die Politik sich nicht klar dazu bekennt und somit letztlich das deutsche Volk, solange werden wir solch unwürdige Schauspiele erleben.
@BausC: „Was sind deutsche Interessen? Solange die Politik sich nicht klar dazu bekennt und somit letztlich das deutsche Volk, solange werden wir solch unwürdige Schauspiele erleben.“
Ich ergänze diese treffenden Ausführungen: Und wann wird offen darüber diskutiert, welche „Werkzeuge“ man zur Wahrnehmung dieser Interessen einzusetzen gedenkt? Werden wir den Zeitpunkt noch erleben, zu dem sich ein führender Politiker vor den großen Kindergarten namens „Bundesrepublik Deutschland“ stellt und erklärt, wie es beim Spielen mit den großen Jungs wirklich zugeht?
Es gab da mal einen Bundespräsidenten namens Köhler, der hat bei dem Versuch Klassenkeile bezogen…
@ BausC | 21. August 2012 – 8:32
Zitat: „Was wollen wir mit der Bundeswehr?“
Man fragt sich in der tat, warum sich heute noch jemand für die Bundeswehr, den BND o.ä. entscheiden soll. Warum sollte man diesem Deutschland noch dienen wollen? Mir fallen da langsam keine Argumente mehr ein. Da helfen auch keine „Wir.dienen.Deutschland“ Kampagnen mehr.
Denn fassen wir zusammen: Die Politik will Deutschland auflösen und in einen europäischen Zentralstaat überführen. Will man wirklich zukünftig statt das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes zu verteidigen für amorphe europäische Interessen den Kopf hinhalten, wo sich heute nicht mal Deutschland und Frankreich auf eine sicherheitspolitische Linie einigen können?
Dann zeigt dieses Vorkommnis, dass der eigene Dienstherr (ich bezeichne den Bundestag mal als solchen) es mit der Treue und Fürsorge für seine Soldaten nicht so genau nimmt – man könnte auch sagen: Den eigenen Soldaten mal wieder skrupellos in den Rücken fällt. Solche „ziehen wir mal die Soldaten der Flottendienstboote durch die mediale Gosse“- Aktionen wie diese müsste der Bundestag eigentlich auf das Schärfste verurteilen. Dass ein ex. RAF-Anwalt wie Ströbele andere Interessen verfolgt, ist klar. Aber wo waren hier bitte die anderen Abgeordneten und Regierungsmitglieder, die sich hier schützend vor unsere Soldaten und ihren Auftrag hätten stellen müssen? Ich habe da nichts gehört. Das dröhnende Schweigen war unerträglich, während Grüne und Linke ihr widerwärtiges Sommertheater aufführten.
Warum also soll man diesem Deutschland noch dienen wollen? So ein Geschwurbel von Regierungssprechern motiviert bestimmt nicht zu: Wir.dienen.Deutschland!
@BausC und f28:
BZ
Zum „Verschwinden“ des AIS-Signals:
Die Reichweite liegt bei kaum mehr als der Sichtlinie. Es wird hier nicht mit Satelliten oder sonst was gearbeitet, sondern auf UKW-Funkfrequenzen. Wenn kein für das Internet bestimmter Empfänger in Reichweite steht, verschwindet das Signal.
Ganz einfach und keine Hexerei.
Auch das könnte der geneigte Journalist recherchieren, wenn ihm denn an einer faktenbasierten Berichterstattung läge.
Herrgott, das steht sogar alles bei Wikipedia….
@ Sun Tzu: Diese halbseidene Erregung „Solche „ziehen wir mal die Soldaten der Flottendienstboote durch die mediale Gosse“- Aktionen wie diese müsste der Bundestag eigentlich auf das Schärfste verurteilen“ können Sie sich schenken, das geht an der Sache vorbei: Schließlich hat die völlig schwachsinnige und inkompetente Medienarbeit des Ministeriums und der BW erst für dieses Chaos gesorgt. Wenn man fast eine ganze Woche braucht, um ein klärendes Interview im DLF unterzubringen um den Leuten zu erklären, was eben so zu sagen ist, dann geht das über einfache Unfähigkeit schon weit hinaus. Und es ist ja keineswegs das erste Mal, dass das Ministerium und die PR-Strategen in Flecktarn ihre eigenen Kameraden einfach in der Schußlinie stehen lassen und mal abwarten, ob da einer umfällt. Da darf man schon Vorsatz vermuten. Bevor Sie sich also derartig über ihre politischen Feinde echauffieren, wäre erstmal der eigene Stall auszumisten. Und eine Aufklärung (- ups, schon wieder) darüber, was mit diesem von den BW-Strategen mutwillig angerichteten Chaos nun eigentlich bezweckt wurde, hätte ich auch gerne.
@ Sun Tzu | 21. August 2012 – 9:33
Also, ich habe nirgendwo gelesen, das die Besatzungen der Flottendienstboote durch eine „mediale Gosse“ gezogen wurden … es ging immer um die Frage des Auftrages. Da sehe ich schon einen qualitativen Unterschied. Und mal nebenher, was soll denn die Anspielung auf einen „ex-RAF-Anwalt“? Sie kennen die Strafprozeßordnung unseres Staates? Dann wissen Sie doch das es bei Kapitalverbrechen eine Anwaltspflicht gibt … somit kann es doch kein Makel sein … oder schrieben Sie das aus bewunderung für Herrn Ströbele?
By the way … ich finde den Auftrag den die Flottendienstboote ausführen wichtig und richtig …
Beste Grüße
Bei den meisten Artikeln der Deutschen Presse konnte ich noch schmunzeln.
Als ein Leser in „Die Welt“ schrieb, die „Spionage“ der OKER sei eine feindliche Handlung und erlaube es der Syrischen Marine das Deutsche Boot ohne Warnung zu versenken, habe ich nicht mehr geschmunzelt.
Aber als Al-Jazeera den Artikel aus der „BILD“ übernahm und noch mit verschwörerischen „Tatsachen“ ausschmückte (BND Agenten in Syrien, OKER meldet an geheimes Hauptquartier der Saudis und Kataris in der Türkei), da war bei mir gänzlich Feierabend.
Wenn ein Flottendienstboot der BW „Aufklärung“ bezüglich dem Territorium eines souveränen Staates durchführt, dann ist es 1. Spionage und 2. ein Auslandseinsatz der BW, über den nur der Bundestag zu entscheiden hat. Wenn dieses Aufklärungsboot keinen Aufklärungsauftrag hat, dann ist es sicher als Vergnügungsschiff im Einsatz und meldet ständig die Wassertemperatur des östlichen Mittelmeeres nach Berlin und erkundet den syrischen Strand für touristische Zwecke.
Stefan | 21. August 2012 – 19:44:
„Wenn ein Flottendienstboot der BW “Aufklärung” bezüglich dem Territorium eines souveränen Staates durchführt, dann ist es … 2. ein Auslandseinsatz der BW, über den nur der Bundestag zu entscheiden hat.“
Sie kennen aber das ParlBG, welches die Zustimmungsbedürftigkeit regelt – § 1 ParlBG? Und die Definition von § 2 Abs. 1 ParlBG sehe ich nicht als erfüllt. Wo/Wieso sehen Sie die erfüllt?
ich setze einfach mal für alle den Gesetzestext her:
„§ 2 Begriffsbestimmung
(1) Ein Einsatz bewaffneter Streitkräfte liegt vor, wenn Soldatinnen oder Soldaten der Bundeswehr in bewaffnete Unternehmungen einbezogen sind oder eine Einbeziehung in eine bewaffnete Unternehmung zu erwarten ist.
(2) Vorbereitende Maßnahmen und Planungen sind kein Einsatz im Sinne dieses Gesetzes. Sie bedürfen keiner Zustimmung des Bundestages. Gleiches gilt für humanitäre Hilfsdienste und Hilfsleistungen der Streitkräfte, bei denen Waffen lediglich zum Zweck der Selbstverteidigung mitgeführt werden, wenn nicht zu erwarten ist, dass die Soldatinnen oder Soldaten in bewaffnete Unternehmungen einbezogen werden.“
Das spricht m.E ziemlich deutlich dagegen, dass das Parlament bei diesen Aufklärungsfahrten irgendetwas zu mandatieren oder genehmigen hätte. Nachfragen in den Ausschüssen ist natürlich Pflicht – mehr aber nicht.
Da einige Kommentatoren sich über die Berichterstattung deutscher Medien echauffieren, weise ich mal auf diesen durchaus ausgewogenen Bericht in der NZZ hin. So geht es also auch:
http://www.nzz.ch/aktuell/international/angestrengtes-horchen-in-asads-land-1.17505779
1.) Was ist geschehen? Ein harmloses und unbewaffnetes Schiffchen der Deutschen Marine (dass in der Presse immer wieder von „Bundesmarine“ die Rede ist, beweist nur die unglaubliche Ignoranz der betreffenden Schreiberlinge – wahrscheinlich müssen wir dankbar sein, solange nicht die Kriegsmarine erwähnt wird) hatte es gewagt, sich bis auf Funk- und Radarreichweite dem syrischen Krisenherd zu nähern und dort womöglich einige interessante Informationen über die Pläne des Schlächters von Damaskus und seiner iranischen Kumpane zu erhaschen. Angesichts des Atom- und Chemiewaffenarsenals, über das diese sauberen Herren verfügen, eine nur allzu verständliche Absicht.
2.) Was haben die Schmutzpresse und einige dubiose Vertreter linker deutscher Parteien daraus gemacht? Einen heimtückischen und illegalen militärischen Einsatz abendländischer Kolonialisten zur Unterwerfung des lupenreinen Demokraten Assad und seiner friedliebenden sozialistischen Mörderbanden. Wer die Fakten kennt und nur einen Funken Verstand besitzt, wird sofort erkennen, dass es sich dabei um baren Unsinn handelt.
3.) Ich kann zwar verstehen, dass ein ehemaliger RAF-Gehilfe wie Herr Ströbele oder die Erben der Stasipartei SED immer noch gewisse Sympathien für Baschar al-Assad, ihren alten Rotfront-Genossen und Kampfgefährten gegen den „zionistischen Imperialismus“, sowie dessen Verbündete, den geifernden Antisemiten Ahmadinedschad, den KGB-Spitzel Putin und die greisen Mao-Enkel aus Peking, empfinden. Unverständlich ist jedoch, dass sich niemand aus den Reihen der sogenannten Volksparteien zu finden scheint, der hier einmal entschieden widerspricht. Und lebt eigentlich noch Herr Westerwelle? Vielleicht plant er bereits wieder einen triumphierenden Auftritt in den Ruinen von Damaskus, wenn die Sache gelaufen ist?
4.) Dass die deutsche Politik angesichts eines brutalen Völkermordes nach Libyen nun schon zum zweiten Mal innerhalb eines Jahres winselnd den Schwanz einzieht und sich nicht einmal an den halbherzigen Feigenblatt-Maßnahmen der UNO beteiligen will, ist umso widerlicher, wenn man den lächerlichen Medienrummel betrachtet, der um die Gruppe „Pussy Riot“ und den in Moskau gegen sie geführten Schauprozess veranstaltet wurde. Dass Putin seit Jahren die Tschetschenen knechtet, kriminelle Separatisten in Ossetien und Georgien unterstützt, Waffen an Ghaddafi und Assad lieferte und Dissidenten wie Chodorkowski widerrechtlich zu langjährigen GULag-Strafen verurteilte, hat keinen Linken in Deutschland gejuckt, aber wehe, der Kreml legt sich mit ein paar kirchenschändenden Feministinnen an!
Übrigens, Assad und sein Kumpan Ahmadinedschad drohen ja auch nur damit, die unvollendete Arbeit Adolf Hitlers zu Ende zu bringen und „Israel von der Landkarte zu radieren“ (Zitat des freundlichen Herrn aus Teheran). Sollten ihm deutsche „Pazifisten“ dabei in die Hände spielen, wäre das der moralische Tiefpunkt unserer Geschichte. Gerade die NPD lässt keine Gelegenheit aus, ihre unverbrüchliche Treue zu Assad und Ahmadinedschad zu betonen. Eine peinliche Gesellschaft für die angeblichen linken Verteidiger unserer Demokratie!
@ Stefan
Also ich sehe da auch keine Probleme, die Schippern da gemütlich in Internationalen Gewässern und fangen Funkwellen und so ab und werten diese aus. Das dürften Sie als Privatperson übrigens genauso und kein Mensch dürfte sie daran hindern.
Wie ich oben schon schrieb AUFKLÄRUNG ist Tagesgeschäft. Auf welcher Grundlage möchten Sie denn das unsere Politiker entscheiden, al dschasira,cnn,bild oder Lagebericht BMVG&BND?
Ich bin offen für alle Argumente aber in diesem Fall kann ich mir nicht einmal welche Ausdenken, aber wenn Sie einen haben dann her damit.
@Zivi aD
Danke erspart einem immer diese Sucherei
@ Rio Amazoco | 21. August 2012 – 22:40
Möglicherweise ist linksextremer sozialistischer Antisemitismus gar nicht so weit weg vom rechtsradikalen nationalsozialistischem Antisemitismus. Einige Personelle Verschränkungen sind da bemerkenswert.
Die Person des Herrn Ströbele ist auch in diesem Punkt hoch interessant. Seit dem 3. Juni 1967 leistete Hans-Christian Ströbele als Rechtsreferendar seine Anwaltsstation im Anwaltsbüro von Horst Mahler ab. Horst Mahler ist/war eine der schillernden Figuren des bundesdeutschen Rechtsextremismus und sitzt gerade wegen Volksverhetzung im Gefängnis.
1969 gründete Ströbele mit Mahler das so genannte Sozialistische Anwaltskollektiv in Berlin.
Och, Leute. Mit schöner Regelmäßigkeit müssen einige auf Ströbele einschlagen. Was hier dazu gesagt wird, ist erstens ziemlich OT und zweitens schon soooo oft von immer den gleichen hier geschrieben worden, dass wir nunmehr wirklich darauf verzichten können (und selektiv argumentieren finde ich auch intellektuell unredlich, 1967 war Mahler nun kein Rechtsextremist). Damit dürfte das aber bitte hier erledigt sein.
@ T.Wiegold | 21. August 2012 – 23:21
Zitat: „und selektiv argumentieren finde ich auch intellektuell unredlich, 1967 war Mahler nun kein Rechtsextremist“
Da kann man mindestens ein Fragezeichen hinter machen, ich halte die Aussage für falsch! Mahler bezeichnete sich selbst als Sozialist, analysiert man aber mal die damaligen Papiere gemäß der Faschismustheorie, so war schon 1967 eine fundamentalistisch faschistische Ideologie klar erkennbar. Es könnte sich also, wie bei manch anderem Politiker auch, um simplen Etikettenschwindel gehandelt haben.
Hoch interessantes Thema, insbesondere da andere Größen der deutschen Politik hier eine Rolle spielen, aber in der Tat OT.