Irre, ein Spionageboot! (2)

Wenn eine Mär erst mal in der Welt ist, kommen auch Fakten nicht dagegen an. So ziemlich alle deutschen Medien, Zeitungen ebenso wie das heute-journal, berichten von der aktuellen Arbeit eines deutschen Flottendienstbootes, vulgo Spionageschiff, vor Syrien.

Ich versuch’s dennoch mal mit den Fakten: Das Flottendienstboot Oker ist am 8. August von Eckernförde ausgelaufen. Nach den AIS-Signalen, die über marinetraffic.com nachzuverfolgen sind, hier mal eine Übersicht über  Kurs der Oker in den vergangenen vier Tagen, also seit dem 15. August:

Seit dem 17. August, 07.33 Uhr GMT, liegt die Oker im Hafen von Cagliari auf Sardinien.

Mit anderen Worten: Möglicherweise, ja sogar höchst wahrscheinlich ist das Flottendienstboot auf dem Weg ins östliche Mittelmeer. Angekommen ist es dort noch gar nicht, kann also auch noch nicht seine Erkenntnisse über Informationen aus Syrien gesammelt und weitergegeben haben.

Was derzeit allerorten spekuliert wird, ist also die – zugegeben: recht plausible – Vermutung, dass die Oker in naher Zukunft ebenso wie zuvor ihre Schwesterschiffe Alster und Oste vor der syrischen Küste Informationen sammeln soll. (Und dann vermutlich auch, was Kriegsschiffen in Operationen möglich ist, ihr AIS-Signal abschaltet.) Aber noch ist sie eben gar nicht da. Man kann ja mal ein Auge darauf haben – und sich überlegen, ob es für Deutschland nicht sinnvoll ist, in internationalen Gewässern Informationen zu sammeln. (Und auch darüber nachdenken, ob die Fehlinformation über den Einsatz bewusst gestreut wurde.)

Die Alster dagegen war schon da und geriet Ende vergangenen Jahres ins Visier syrischer Kriegsschiffe, wie dieses Video zeigt:

Und natürlich gibt es Hinweise auf die Zusammenarbeit westlicher Nachrichtendienste mit den syrischen Rebellen. Allerdings sind die gesammelten Informationen immer erst einmal unter nationaler Kontrolle, was die Frage nötig macht, ob deutsche Erkenntnisse wirklich direkt dort landen… Zur Zusammenarbeit der Briten gibt es zum Beispiel diese Meldung:

According to an opposition official, information on Syrian troop movements is helping rebels launch successful attacks on regime forces in the second city, where both sides have been locked in fierce fighting for weeks.
„British intelligence is observing things closely from Cyprus,“ the official told The Sunday Times.
„It’s very useful because they find out a great deal.
„The British are giving the information to the Turks and the Americans and we are getting it from the Turks.“
The newspaper quoted the official as saying British authorities „know about and approve 100%“ intelligence from their Cyprus military bases being passed through Turkey to the rebel troops of the Free Syrian Army (FSA).
„The British monitor communications about movements of the government army and we got information about reinforcements being on their way to Aleppo,“ the official continued.