Gebrauchte Bundeswehr-Eurofighter für die Schweiz?
Eine nette Variante des Themas Rüstungsexport, diesmal für einen politisch unproblematischen Kunden: Die Schweiz, die sich bei den Überlegungen für den Kauf eines neuen Jagdflugzeugs für den schwedischen Gripen entschieden hatte, soll jetzt ein Angebot für gebrauchte Eurofighter der Bundeswehr bekommen. Aus dem Bericht der Schweizer Zeitung Der Sonntag:
Eurofighter im Einsatz (Archivbild September 2009: Bundeswehr/Bicker via flickr unter CC-BY-ND-Lizenz)
Mitten in die entscheidende Phase der Beschaffung eines Kampfjets kommt jetzt ein neues Angebot aus Deutschland. Gemäss Recherchen des «Sonntags» hält der Hersteller EADS eine neue Offerte bereit: Die Schweiz soll 33 Occasions-Eurofighter kaufen können – für ungefähr jene 3,2 Milliarden Franken, welche die 22 Flieger des noch nicht gebauten Kampfjets Gripen E/F kosten. Der Gripen ist der Favorit von Verteidigungsminister Ueli Maurer.
Die Occasions-Jets kommen aus den Beständen der deutschen Luftwaffe und sind offenbar in hervorragendem Zustand. Es geht um den Eurofighter der Tranche eins, der seit 2003 hergestellt wird und in fünf Ländern im Einsatz ist. Es ist jener Eurofighter, der 2008 in Emmen LU die Testflüge von Armasuisse bestritt. Gemäss Bericht der Subkommission der Sicherheitspolitischen Kommission (SiK) erreichte er die Truppentauglichkeit «vorbehaltlos» – im Gegensatz zum schwedischen Gripen E/F.
Die Offerte der EADS ist flexibel gestaltet. Entsprechend ihren Bedürfnissen könnte die Schweiz in einer ersten Phase 33 oder 22 Occasions-Eurofighter kaufen. Bis zu 33 Stück kosten rund 3,2 Milliarden Franken. Für 22 Eurofighter wären es rechnerisch rund 2,2 Milliarden. Mit diesem Paket würden die 54 Tiger F-5 ersetzt. Danach könnte die Schweiz die 33 F/A-18 mit neuen Eurofightern der Tranche drei ablösen. Denn gemäss dem Gripen-Bericht stellt sich auch die Frage der der Ablösung des F/A-18. Konfrontiert mit diesen Recherchen heisst es beim Konzern: «EADS ist jederzeit in der Lage, solche Angebote im Budgetrahmen der Schweiz zu machen.»
(Link und Zitat durch Originalquelle ersetzt)
Zumal die Luftwaffe ja lieber die neueste Tranche 3 in Gebrauch nimmt… Wird interessant zu beobachten, ob und wie dieses Geschäft in Gang kommt.
Nachtrag (danke für den Leserhinweis) aus der Aargauer Zeitung:
Der Gesamtbundesrat hat das bisher geheim gehaltene Angebot schon im Juni in einem Antwortbrief an EADS in den Wind geschlagen, wie es in Bern heisst: Die Schweiz sei generell nicht an Occasions-Fliegern interessiert, so die Landesregierung.
Zumindest würden alle profitieren. Außer Schweden. Wobei, wenn deren Jet so wenig taugt, das ihn die Schweden selber nicht wollen. Die Schweizer sollten sich die Unterhaltskosten dennoch sauber durchrechnen (lassen).
Naja wenn Schweiz auch mal in die nato beitrten würde , gäbe es immer hin ein Einheitlicher flieger .
Schweiz ist auch nicht mehr so gut wie früher die haben auch die Mörser m113 ausgemußter ohne den zu setzten ( so ein Qwatsch nach gemacht ) und leiden auch wie wir darunter
Verfügen die von Deutschland angebotenen Eurofighter bereits über CAESAR (Active Electronically Scanned Array, AESA)?
Eine T3b wird es so oder so nicht mehr geben, weil schon die drei anderen EF Partner nicht mitmachen. Daher glaube ich auch nicht, dass Deutschland alleine 33 Maschinen abgeben kann. Die Briten planen ihre Tranche 1 TeuroFighter bis 2015 eh still zu legen. Genug Masse dürfte daher vorhanden sein.
Mal etwas mehr Ueberblick ueber den gesamten Deal, noch ohne diese neue Facette:
http://www.defenseindustrydaily.com/switzerland-replacing-its-f-5s-04624/
Würden die 3.2 Milliarden Franken dann dem Verteidigungsetat zugute kommen?
Das mit AESA Radar beim EF soll meine ich erst um 2015 kommen. Wenn die Schweizer F-18 zu ablösung ansteht, dürfte es schon einige Jahre keine EF Produktion mehr geben. Politisch hat man sich in der Schweiz erstmal für die Gripen entschieden. Da kommt man jetzt nicht mehr so schnell raus.
@dallisfaction:
Gute Frage, aber ich meine: nein.
Für Kriegswaffen lautet die Argumentation: das BMVg hat das Geld zur Beschaffung des jeweiligen Typs bewilligt bekommen (Haushaltsrecht des Parlaments!), da kann sie bei der Weiterveräusserung nicht eigenständig über die „dafür“ erhaltenen Ennahmen bestimmen.
Für Nicht-Kriegswaffen gibt’s die VEBEG, da steht hier was zu drin:
http://www.vebeg.de/web/de/presse/index.htm?item_showid=116, nämlich, dass die Erlöse ans BMF gehen.
Ob dies so in allen Fällen gilt, kann ich aber nicht sagen. Ich kann mir zB vorstellen, dass einige Erlöse beim BMF dem Verteidigungshaushalt des Folgejahres „gutgeschrieben“/ aufgeschlagen werden…
Bitte nicht in die Schweiz exportieren!
Denkt daran: Vielleicht planen sie schon die militärische Antwort auf die unerträgliche Kritik am schweizer Steuerparadies, wer weiß, hat der Verteidiungsminister schon die Planung fertig?
Neulich schickte er doch schon mal Flugzeuge los…
http://augengeradeaus.net/2012/08/schweizer-tango-scramble-kampfjets-gegen-kavallerie/
Das Angebot ist eine klassische Totgeburt.
Ein Kernziel – vielleicht sogar das Kernziel schlechthin – der Schweiz ist, mit ihren Kampfflugzeugen auch mal wieder Luft-Boden- und Aufklärungseinsätze fliegen zu können.
Davon ist die deutsche Tranche 1 meilenweit entfernt. Nur die Briten haben mal einen LDP (Laser Designator Pod) druntergehängt, einen Bildschirm ins Cockpit geschraubt und das ganze „Austere-Package“ genannt.
Selbst beim groß inszenierte Luft-Boden-Einsatz des EF im Libyen-Krieg hatte mWn ein Tornado die Laserzielbeleuchtung übernommen.
Eine echte Integration von Luft-Boden- und Aufklärungskapazitäten ist erst ab Tranche 2 geplant.
Es ist offensichtlich, dass alle EF-Partner ihre Tranche 1-Maschinen loswerden wollen. Ob nun GB diese abstellen will oder IT ihre Maschinen an Rumänien verkaufen will. Nur Deutschland hat bisher in Österreich einen Dummen gefunden, der gebrauchte Tranche 1 abgenommen hat.
Somit würde die Schweiz auf ein totes Pferd setzen, was insbesondere Software-seitig von den Partnernationen nicht weiterverfolgt wird.
Und als i-Tüpfelchen sollen gerade die Tranche 1-Maschinen am wartungsunfreundlichsten, unausgereiftesten und damit im Betrieb am teuersten sein.
Intressant ist wir müßen Neue Kaufen und Gebrauchen und dannn Verkaufen die um neue wieder zu Kaufen
Sind wir die Blödis
wenn wir immer die neuen Kaufen müßen und die andere bilig dann bekommen
Dieses Thema wird in der Schweiz schon seit Wochen heiß diskutiert und die Umstände der Ausschreibung wären sicher geeignet ganze Romane zu füllen.
Aus diesem Grund zweifle ich auch etwas die Nachhaltigkeit einer solchen Meldung an.
Seriöser scheint mir in diesem Zusammenhang eher diese Meldung der Neuen Zürcher Zeitung:
http://nzz.ch/aktuell/schweiz/schweden-will-40-bis-60-neue-gripen–parlamentsmehrheit-in-sicht_1.17526912.html
Wie ein Vorredner bereits sagte, ist es wohl nicht so leicht ein solches Vorhaben mal eben abzusagen.
Wohl nichts weiter als (womöglich nicht einmal mit dem BMVg abgestimmtes) Anti-Gripen-Störfeuer…
Erstens kann man auch hier die Rechnung nicht ohne den Wirt – sprich den rechtspopulistischen Departementsvorsteher Ueli Maurer, ein notorischer Deutschland-, EU- und NATO-Hasser – machen, der den Gripen-Deal nach einem MoU mit Schweden und erst am letzten Freitag einem weiteren Rahmenabkommen unbedingt durchziehen will.
Zweitens würde auch eine derartige Eurofighter-Beschaffung unweigerlich Gegenstand einer Volksabstimmung mit offenem Ausgang.
Drittens halte ich diesen Vorstoß für nichts weiter als ein mit keiner relevanten deutschen Stelle (angefangen bei der EADS-Spitze über deutsche Luftwaffe bis hin zu BWB und BMVg) abgestimmtes Störmanöver, um die durchaus vorhandenen Gripen-Gegner in der Schweiz „aufzumunitionieren“. Immerhin steht ja die einseitige Gripen-Präferenz seitens Maurer & Co. im eklatanten Widerspruch zu den Ergebnissen der Kandidaten-Kür, bei der das schwedische Produkt entschieden schlechter abschnitt als Eurofighter (in Tranche 1-Konfiguration) und Rafale…
zumal deutschland selbst nur noch 17 T1 einsitzer hat. neun wurden damals mit österreich gegen derenT2 option getauscht, und der rest aus der ersten tranche sind trainer.
@all
Das wird wohl nix mit dem Geschäft – siehe Nachtrag oben.
Ohne zu tief in die Irrungen und Wirrungen helvetischer Rüstungs- und Beschaffungsvorhaben eindringen zu wollen, sei an dieser Stelle nur der Hinweis gestattet, dass es mitnichten völlig abwegig ist, dass die Eidgenossen sehr wohl „grundsätzlich“ an Occasion-Flugzeugen interessiert ist.
So schrieb der Schweizer Tagesanzeiger im Juni:
http://www.tagesanzeiger.ch/schweiz/standard/Bundesrat-gibt-sich-mit-OccasionFlugzeug-zufrieden/story/22824308
Ich wollte das nur anmerken, weil ich beim Lesen des Nachtrags den Eindruck hatte, ein solches Angebot der EADS sei irgendwie anrüchig oder gar ehrverletzend.