Lesetipp: „Abzug aus einem trügerischen Paradies“
Die Reuters-Kollegin Sabine Siebold war mit der Bundeswehr in Afghanistan unterwegs und hat sich vor allem mit der Frage befasst, wie sich ein Abzug der Bundeswehr – der Kampftruppen – im Norden des Landes auswirken könnte.
Ihr Stück ist erfreulich lang und wird deshalb vermutlich komplett kaum in einer Zeitung auftauchen – um so besser, dass Reuters das auf die Webseite gestellt hat:
Abzug aus einem trügerischen Paradies
Dazu noch eine Ergänzung: Entwicklungsminister Dirk Niebel wird heute von dpa (die haben leiderihre Texte nicht auf einer eigenen Webseite…) mit der Aussage zitiert, auch nach 2014 könne Afghanistan mit zivilen Aufbauhilfen aus Deutschland von rund 430 Millionen Euro pro Jahr rechnen. Zusammen mit der von der Bundeskanzlerin verkündeten Summe von 150 Millionen Euro jährlich für die afghanischen Sicherheitskräfte und dem deutschen Anteil am so genannten ANA Trust Funds für die afghanische Armee, der bei rund 30 Millionen Euro jährlich liegen dürfte, sowie den auch nach 2014 anfallenden einsatzbedingten Zusatzkosten für deutsche Soldaten (auch nach dem Abzug der Kampftruppen, wie immer der konkret aussehen wird, bleibt die Bundeswehr ja noch eine Weile präsent) würde ich begründet vermuten: Die Gesamtkosten werden sich noch für eine gute Zeit auf mindestens eine Milliarde Euro im Jahr belaufen.
tja, ‚erfreulich lang‘ und völlig daneben :-))
Besondere Aufmerksamkeit gilt es dem letzten Teil des Berichtes zu schenken. Bisher habe ich hier noch nichts davon gelesen. Aber die Umstrukturierung von ASB zu PATG Und PATF ist sicherlich eine erneute Zäsur. Egal in welcher Hinsicht. Vor allem die neue Gliederung ist bemerkenswert.
Zitat Siebold:
„Die Sicherheitslage in Chahar Darrah habe sich [seit 2009] deutlich verbessert, eine komplette Führungsschicht der Taliban gebe es nicht mehr. Dafür hätten das offensivere Vorgehen der Bundeswehr und die Razzien der US-Spezialkräfte gesorgt.“
Der Hinweis darauf ist überfällig, denn deutsche Medien und Politiker behaupten entgegen solcher dokumentierten Erfolge ja gerne, dass „Kinetic Targeting“ allgemein kontraproduktiv sei. Die Amerikaner haben in diesem Bereich allerdings viel mehr geleistet als die Bundeswehr, wobei der immerhin der Luftangriff vom 04.09.2009 als Verdienst anzurechnen ist. Es handelte sich zwar nur um einen Einzelerfolg, der aber insgesamt positive Wirkung erzeugt hat, was leider in der Öffentlichkeit kaum gewürdigt wird.
Naja für das haben wir Geld
aber nicht um die Soldaten besser zu schützen
Gerade im KFOR einsatz was da Guten Fahrzeuge da ist
Wohl angeblich Kosovaren aufrufen um die Serben aus dem Land zu Jagen so laut RIA.
und BW ist da nicht mal vorbreietet
Hmm, Deutschland unterstützt Afghanistan auch in Zukunft mit Hilfen in Höhe von circa 1 Milliarde Euro pro Jahr. Schön, wenn es Afghanistan und der globalen Sicherheit dient.
Andererseits könnte man für 1 Milliarde Euro jedes Jahr grob gerechnet 2 Fregatten kaufen oder einige Eurofighter . Man könnte damit auch über 10 000 zusätzliche Soldaten für die Bundeswehr finanzieren.
Schwierig zu sagen womit Deutschlands Sicherheit mehr gedient wäre.
Ein gut lesbares Stück. Viel zu selten und oft werden nur die obersten Offiziere gefragt und zitiert. Hier ist es eben nicht nur MES oder Bad Kunduz. Was für mich sehr deutlich wird ist der Umstand, dass die Politik nicht nur kopflos in diesen Einsatz ging, sondern durch die eigenen Symbolpostulate auch sehr kopflos sich von diesem Einsatz zu verabschieden gedenkt. Wer beantwortet denn die Frage, was der „end state“ sein soll? Wer sagt denn mal klar, dass man zwar keine „Kampfruppen“ mehr dort haben wolle, die verbleibenden Kräfte aber weiter „offensivfähig“ bleiben sollen (und müssen). Wer diesen Einsatz und dieses Land erlebt hat und dort unter Waffen seinen Dienst leistete, hat doch wohl auch einen Anspruch auf diese Antworten.
@ klabautermann
Wie schön, dass es hier mehr differenzierte Kommentare als den Ihren gibt….