Mehr Geld für Spezialisten in Uniform
Ich ahne ja schon den Unmut… Nach einem Bericht der Neuen Osnabrücker Zeitung gibt es jetzt konkrete (Erfahrungs)Werte, wie sich die Prämien für Spezialisten in Mangelberufen, genannt sind IT-Spezialisten, bei der Bundeswehr auswirken: Bis zu 20 Prozent mehr Sold für bis zu sechs Jahre, zitiert das Blatt einen Bericht des Parlamentarischen Staatssekretärs Thomas Kossendey.
Nun ist das ja genau das, was die Bundeswehr und das Ministerium zur Steigerung der Attraktivität der Truppe angekündigt hatten. Dennoch ist absehbar, dass sich die Nicht-Mangelberufler darüber kräftig aufregen werden?
(Übrigens…. mixed message? Händeringend IT-Experten suchen, gleichzeitig aber den Soldaten dringend von Sozialen Netzwerken wie Facebook abraten, wie Bild heute berichtet… Das sind Signale, die nicht so recht zusammenpassen wollen. Wenn der Bericht denn so stimmt, das entsprechende Papier hab‘ ich noch nicht gesehen.)
Ich rege mich lieber nicht auf, ich wundere mich nur das IT-Fachleute angeblich knapp sein sollen. Schließlich kommen (wenn ich richtig zähle) SKB und Heer auf zusammen 19(!) Fernmelde- Führungsunterstützungsverbände, von denen 13 im Zuge der Umstrukturierung aufgelöst werden sollen. Reicht das immer noch nicht oder diene ich in dem einzigen Standort in dem die Mehrheit der dort stationierten Fernmelder tatsächlich IT-Fritzen sind?
Mal schauen welche „Mangel“-Berufe genannt, ich vermute aber mal das der Infanteriefeldwebel nicht dazu gehört? ;)
Ich kenne einen ITFw mit Zusatzqualifikation „Operativer Professional“, der nicht BS wird, weil sein Geburtsjahrgang 1978 nicht mehr von der SDBw aufgerufen wird!?! Mit 33 zu alt und Anfängern Prämien zahlen??? Diese „Personalpolitik“ muss man nicht verstehen.
Ab wann bekomme ich als ITStOffz dann jetzt 20% mehr????? (;-(((
Von Facebook wird ja abgeraten, weil ein paar Träger des bordeauxroten Barretts einen Film nicht als Film akzeptieren können. Ich würde da mal auf PTSB tippen. Wenn sich jeder Marine oder SAS Mann genauso über manchen US Film aufregen würde …
Jetzt werd ich wohl auch Mails bekommen …
Also auf FB und andere soziale Medien zu verzichten ist eine typische BW-Debatte. Bei unseren Verbündeten sieht das etwas anders aus. Die US-Streitkräfte haben schon vor längerer Zeit ein „Social Media Handbook“ herausgegeben (Link habe ich gerade nicht parat). Da steht z.B. drin: Es ist wichtig, in sozialen Netzwerken aktiv zu sein. Bei uns dauert das, wie immer, etwas länger bis wir soweit sind.
Einerseits hat die Facebook-Geschichte wohl wirklich den Hintergrund, dass sich ein paar Kameraden zu, sagen wir mal „fragwürdigen“ Kommentaren bzgl. dieses lächerlichen Filmchens haben hinreissen lassen.
Aber um das mal aus fachlicher Sicht zu beleuchten: Grundsätzlich ist es richtig von Datenschleudern wie Facebook, Google+, usw. abzuraten. Diese Seiten bieten nur unzureichenden Schutz und sind immer wieder Verbreitungsmedium von Malware.
@diba: Überhaupt schonmal mit den Kameraden aus Übersee oder dem Königreich gesprochen? Anhand Ihrer Aussage vermute ich nicht… Zumal die Überwiegende Zahl von Filmen mit Kriegshintergrund in den Staaten die Soldaten durchaus positiv darstellt. Hierzulande überlegt man sich ja schon, ob man es riskieren kann in Uniform einkaufen zu gehen.
Edith:
Da ich selbst in der IT tätig bin: Was glaubt man im Ministerium eigentlich, wieviele wirkliche Experten man für diesen „aufgestockten“ Sold bekommt? Ich hoffe für die BW, dass man entweder keine echten Experten benötigt oder aber die Anzahl solcher nicht allzu hoch ist. Ich für meinen Teil würde für den normalen Sold zzgl. 20% jedenfalls nicht morgens aufstehen. Da kann ich in der Privatwirtschaft einfach deutlich besser verdienen und habe auch noch was vorzuweisen, was mich nach 10-12 Jahren auch wirklich weiterbringt. Zumal auch die Gehaltssprünge mit der Erfahrung hier sehr viel attraktiver sind…
Ich glaube hier wird von unterschiedlichen Sachen geredet.
Aus meiner Sicht hat ein IT Experte nichts mit dem Social Media Auftritt zu tun, dafür braucht man Marketing Experten oder Multimedia Fachleute.
Ich gehe auch davon aus, dass sich der Bereich IT-Experten in diesem Fall auf die studierten Fachleute bezieht. Denn hier hat sich in den letzten Jahren in der Wirtschaft viel getan, nur bei der BW nicht. Die studienanfängerzahlen sind soweit ich das richtig in Erinnerung habe, kaum gestiegen eher gefallen trotzdem schreiben alle nach IT Entwicklungen etc.
Gleichzeitig sucht die Wirtschaft auch händeringend nach neuen IT’lern und zahlen gerne 20% mehr als der letzte Sold des SaZ. Wenn meine Informationen richtig sind, gab es die letzten Jahre sogar Probleme einige BS Stellen in speizal AVR’s zu besetzten weil keiner mehr BS werden wollte. (pers. Anmerkung: alles nur Hörensagen, keine gesicherten Fakten dazu).
@Patrick: aber nein, ich hatte dazu weder in meinen Einsätzen noch den multinatinalen Übungen Zeit dazu … und es gibt ja auch überhaupt kein US / UK Filme die das Thema Krieg mit Sarkasmus und Ironie darstellen …
@diba:
Habe ich etwa einen Nerv getroffen?
Ich habe mit einigen Kameraden in den USA (OK UK nicht wirklich) Kontakt und diese sehen „Kriegsfilme“ allgemein ungern. von dort hört man auch immer wieder, dass es Soldaten dort mit der „Kritik“ ebenso übertreiben wie hier zu Lande… Diese „drüben ist alles anders“-Mentalität ist in einer solchen Angelegenheit schlicht Fehl am Platz.
„und es gibt ja auch überhaupt kein US / UK Filme die das Thema Krieg mit Sarkasmus und Ironie darstellen …“
Wo bitte habe ich etwas gegenteiliges behauptet? Ich habe lediglich festgestellt, dass der überwiegende Teil der Filme aus den Staaten die Soldaten positiv darstellt – Oder wollen Sie dem etwa widersprechen?
@TS
Natürlich sind es eigentlich unterschiedliche Dinge – und dann wieder doch nicht: Wie wirkt eine Unternehmenskultur, in der Facebook offiziell als böse gilt, auf einen IT-affinen Menschen? Genau…
(Sprach mal mit einem sehr kundigen Hauptmann in dem Bereich, der auf die Frage, warum er nicht Berufssoldat wird, zum Umgang der Bundeswehr mit IT nur seufzend anmerkte: Wenn es vier bis sechs Wochen dauert, bis ich eine E-Mail Adresse bekomme… Ist nicht von den harten Faktoren entscheidend. Aber von den kulturellen.)
Zum Thema Social Media: Die Bw bekleckert sich nicht gerade mit Ruhm, wobei die Kampagne „Wir.Dienen.Deutschland“ zumindest online schon einen ganz guten Eindruck hinterlässt.
Für den Einzelnen setzt §14SG einen Rahmen, der einzuhalten ist.
Auch wenn es manchmal schwierig ist, sich zurück zu halten bei dem Mist der gelegentlich multimedial verzapft wird (diesen Blog ausgenommen).
Wer bei Facebook postet, dass er jetzt auf Patrouille im Bereich Kunduz fährt, ist selber schuld. Hier sind die direkten Vorgesetzten gefragt, durch regelmässige Briefings und „ins Gewissen reden“ den Schaden für die unschuldigen Kameraden zu begrenzen. Dafür ist man schließlich auch Vorgesetzter.
Zurück zum Thema Sonderzahlungen / Zulagen:
Wenn das BMVg (wie im Übrigen von TdM angekündigt) für zeitlich begrenzte Projekte externe Fachleute einstellen will, auch als Soldaten, kann ich das nur begrüßen.
Ist mir lieber als einen jungen, studierten und (noch) erfolglosen Oberleutnant auf der Stelle zu sehen, der sich auf Kosten des Projekts profilieren will und muss.
Soziale Sprengkraft birgt allerdings das schon von @Klaus angesprochene Auswahlmodell zum BS, das fähige, gut, lange und teuer ausgebildete Kameraden nach 12 Jahren nach Hause schickt weil sie zB Ihren Uffz-LG zu schlecht gemacht haben, während dann teure „Spezialisten“ von draußen eingekauft werden.
Ebenso gibt es mehr als genug Einheiten, die mit teilweise haarsträubendem Personalmangel zu kämpfen haben, während das Ministerium zumindest gelegentlich falsche Prioritäten setzt.
@ Stephan und all
Tja, 19 Verbände heißt noch nicht gleich, dass das richtige Personal zur Verfügung steht. Die Bundeswehr IT, die sog. grüne Seite muss zum Teil hohe Qualifikationen aufweisen, die nur durch Studium oder ähnliches zu Stande kommen. Will ich da gleich jeden Spezialist als Offizier besolden, nur dass er mehr Geld bekommt. Dann muss er auch die Offizierlaufbahn einschlagen und leben – das wird schwer. Alles nur teuren Rahmenvertragsfirmen zu überlassen ist der falsche Weg, wie also atraktive bleiben? Ich selber bin IT Spezialist, nur leider hat die Bundeswehr nur ein Peoblem – richtiges Human Ressources Management und nicht Bedarfsdeckung alleine. Hier muss erst im eigenen Bereich geschaut werden und das über die Grenzen von Teilstreitkräften hinweg. Und das wird schwer, weil dort schon das mitunter falsche Kommunikationsverständnis der Beteiligten (siehe auch Facebook Diskussion) dem entgegensteht. Wo ist der flexible Personalkörper? Bei den IT Bataillonen wird es ja besser, da werden es zukünftig nur noch 6 plus 1 plus Betriebszentrum und Schule sein. IT ist teuer und bedarf gute Leute, in der Wirtschaft winken eben gute Verdienstmöglichkeiten und die muss die Bundeswehr gewinnen, das geht eben nur mit Geld!
Auch das IT Projektmanagement muss reformiert werden, zumal es heute fast nur mit zivilen Standards läuft. Da musste ich am eigenen Leib erfahren, wie wenig die Bundeswehr darauf eingestellt ist und dies honoriert. So long.
@TW:
Ich für meinen Teil mache aber meine Karriere nicht davon abhängig was „Unternehmen X“ von Facebook hält ;-)
Bietet mir Unternehmen X das was ich mir vorstelle, ist es mir wurscht, ob die von facebook abraten oder nicht. Jedoch liegt meiner Meinung hier das Problem für die Bundeswehr: Man hat nichts, was man einem IT Experten (Wirkliche Experten und nicht diese „Ich habe ein Jahr auf IT umgeschult“-Meute) bieten kann. Die Infrastruktur ist Mangelhaft. eingestzte Systeme sind häufig jenseits von Gut und Böse und das „Gehalt“ kann selbst mit 50% Erhöhung nicht mit der Privatwirtschaft mithalten. Addiert man dazu noch die absolut lächerliche Bürokratie und die sehr langen Wege zu einer Entscheidung, kann jeder Fachmann eigentlich nur mit einem Lächeln abwinken…
@Patrick:
Ich stimme @T.W. zu: Es macht für einen Interessenten sehr wohl einen Unterschied, wie sich die potentielle Firma in gewissen Bereichen positioniert.
So wirken weite Teile der Internetauftritte der Bw immer noch nicht wie „aus einem Guss“, geschweige denn wie von Profis gemacht.
Das fängt mit den Links an und endet nicht unbedingt bei der Seite http://www.marine.de, die momentan mal wieder nicht zu erreichen ist.
Ebenso der Twitter-Account der Bw, der immerhin heute morgen(!!) von den Angriffen der Aufständischen auf das Diplomaten- und Regierungsviertel in Kabul berichtet hat.
Warum so spät? Na weil gestern Sonntag war und niemand aus diesem Dezernat im Dienst.
Das starre System Bw gibt die nötige Freiheit (auch kreativ) häufig nicht her, die man im IT-Bereich vielleicht erwartet.
Außerdem sollte es tatsächlich mehr Gründe geben als nur die Besoldung, wenn man sich für die Bw entscheidet.
Internetauftritte gehören an externe Medienagenturen vergeben, so wie es zT schon passiert.
Nur bitte nicht an das BWI!
@Patrick: nein, keinen Speziellen zumindest ;-) Ist meiner Ansicht aber schon so, dass ich mich nicht wundere, dass grade diese Facebook – Einträge aus einer bestimmten Richtung kommen, sonst nix. Vielleicht liegts draran, dass ich da mit dem einen oder anderen aus dieser „Sparte“ zuviele Kontakte habe/hatte. Es gibt eben überall das ganze Spektrum.
Die Bundeswehr will 20 jährige mit 30 jahren berufserfahrung …
Ähnliches gilt für die Wirtschaft.
Wir haben genug Fachkräfte in Deutschland. Doch man will lieber Leute aus Indien, weil die erstens für die hälfte arbeiten und zweitens nicht wissen, was ein betriebsrat ist.
Tjo …
@TomTom:
Das die Internetpräsenz der BW sagen wir mal „unglücklich“ ist, muss man nicht diskutieren. Und das ist in der Tat ein Faktor an dem auch ich mich orientiere, wenn ich mir einen potentiellen Arbeitgeber anschaue – lässt dies doch auf die fachliche Kompetenz dort schliessen.
Aber die Positionierung der BW im Umgang mit Facebook nachdem ein paar Deppen in Uniform diese Plattform für Drohungen und dämliche Kommentare verwendet haben (auch wenn die inhaltliche Kritik am Film nichtmal unberechtigt war…) stellen für mich kein Gradmesser bei der Karriereplanung dar. Ich bin seit Jahren bei einem grossen, internationalen IT Unternehmen ausserhalb Deutschlands tätig und werde regelmässig mit Jobangeboten „belästigt“ – Nur dass hier so ziemlich jedes Angebot in allen Belangen die Bundeswehr aussticht. Das einzige Problem: Ich habe einen Arbeitgeber gefunden, bei dem ich mich wohl fühle, ich vernünftig behandelt werde (Alle „Hand hoch“, bei denen der Chef ins Büro kommt und sagt „Mach Feierabend, reicht für heute“ – Und das nach 7 Stunden Arbeit…) – Da verzichte ich auch auf mehr Gehalt, was ich öfters angeboten bekomme. Mir geht’s also nicht „nur ums Geld“ – Nur in nahezu allen Bereichen, welche für mich ein Kriterium darstellen, verliert die Bundeswehr gegen nahezu alle Mitbewerber.
@Peter:
Viel Erfolg dabei einen indischen Informatiker zu finden, welcher für die Hälfte arbeitet – Die gehen mittlerweile lieber für das Doppelte in den arabischen Raum.
Das Problem mit deutschen Fachkräften ist viel mehr, dass sich die Fächerung der Fachbereiche einfach nicht ergeben hat. Zuviele haben sich schlicht auf den selben Bereich spezialisiert – Diese bekommt man zwar irgendwo unter, aber die Fachleute in vielen Bereichen fehlen dann trotzdem noch und können nicht national gedeckt werden.
@diba:
Muss ich den Hammer holen um einen zu treffen?? ;-)
Ich denke, wir haben uns da beide etwas „hineingesteigert“ – Letztlich liegen die Ansichten ja doch nicht ganz so weit auseinander.
Naja, das eigentlich traurige ist wenn man dagegen hält wie das „Personalmanagment“ (alleine dieser Begriff ist viel zu Punk für das, was da wirklich passiert) der Bundeswehr arbeitet. Da kann jeder aktive Soldat mindestens drei realistische Einzelfälle nennen, bei denen das in der Bw vorhanden Potenzial aufgrund bürokratischer, intern-politischer oder schlicht auf Inkompetenz basierender Personalentscheidungen nicht annähernd genutzt wird. In der Summe sind diese „Einzelfälle“ leider nicht mehr solche, sondern Ausdruck eines nicht mehr annähernd zeitgemäßen Personalmanagments, das ja auch in diversen Berichten bereits explizit angesprochen wurde.
Prinzipiell SOLLTE es an den Prämien von anderen Soldaten nix zu meckern geben. Wenn jemand eine Kompetenz hat, die nur bei wenigen vorhanden ist aber viel gebraucht wird, ist es normal, dass er etwas mehr verdient. Es ist ja keinem angehenden Bw-Offizier verwehrt, sich auf dem Gymnasium in Mathe etwas mehr anzustrengen und anschließend (Wirtschafts-)Informatik an der Bw-Uni zu studieren. Wenn ich stattdessen lieber Pädagogik studiere brauch ich mich anschließend nicht zu beschweren, dass die etwas mehr verdienen als ich ;-)
(Leichte Überspitzung die AUSDRÜCKLICH die z. T. ungerechte Besoldung im (Kampf-)Einsatz ausnimmt.)
@Patrick: bitte keine bleibenden Schäden verursachen ;-) Mails sind eben auch nicht so gut geeignet, so etwas zu bearbeiten. Da muss ich auch ein mea culpa eingestehen. Hab ja nix gegen die Burschen.
Mal abseits vom Diskurs, ob wir einen Fachkräftemangel (im IT-Bereich) haben, oder nicht:
Ausgehend, davon dass es sich bei IT-Spezialisten um studierte Informatiker handelt sind 20% mehr zwar etwas, aber je nach Fachbereich/Aufgabe eher am unteren Rand des Einkommensspektrums anzusiedeln.
Dazu kommen natürlich noch weitere Nachteile der BW wie das Anssehen in der Gesellschaft und die Frage welche Aufgaben und Herausforderungen auf die Fachkräfte zu kommen. Was ich aus meiner BW-Erfahrung mitgenommen habe ist, dass Computer eher nicht das Arbeitsmittel der Wahl sind und die Infrastruktur zum schreien schlecht ist.
Zum Social-Media:
Ich denke man muss dies aufjedenfall getrennt von der Suche nach Fachkräften sehen. Wobei es natürlich nicht gerade den „Arbeitgeber“ (oder die „Berufung für sein Heimatland zu dienen“) attraktiv macht, wenn dieser aus panischer Angst vor Medienreaktion handelt und nicht aus wohlüberlegten Sicherheits- oder Datenschutzbedenken.
@ Janus, @ T.Wiegold
Das größere Problem als die mangelnde Bezahlung ist die fehlende Empathie für IT-Berufe in der Bw. Mir liegt noch die Aussage eines Zeitoffiziers, Diplominformatiker, im Ohr, der sinngemäß sagte, er werde bei der Bw lieber Nachschuboffizier stattt IT-Offz, weil an den entscheidenden Stellen in der Bw- Fach- IT-Hierarchie alles nach sachfremden Gesichtspunkten entschieden wird.
Wenn man sich die Abt. M, das IT-Amt und den von ihnen getroffenen Aussagen anschaut, können einem schon Zweifel kommen. Da wurde auch schon mal behauptet die BWI-Standardrechner mit OnBoard-Grafikkarte wären High-End Geräte. Mag ja stimmen, nur im welchen Beschaffungsjahr. 2000, 2001 oder noch früher ?
Wenn man sich anschaut wie die Bw die Einführung von dem SASPF-System, also von SAP Anwendungen in allen Bereichen betreibt, dann kommen einem ebenfalls Zweifel über die IT-Kompentenz der Entscheidungsträger. Soll hier SAP eine Entwicklung bezahlt bekommen, oder die Bw eine vernünftige angepasste Software erhalten ?
Wie die BWI die IT-Leitungsnetze ausbaut, oder besser nicht ausbaut lässt einem ebenfalls die Haare zu Berge stehen.
Konsequenz: Von ein paar wenigen Spezialisten, die sich trotz aller Systemwidrigkeiten hervorragend für die Sache engagieren abgesehen, ergibt es ein Bild von Bürokratie, Unfähigkeit, zu geringem Mitteleinsatz, zu lange Entscheidungswege und so weiter und so fort.
Für einen echten engagierten IT-Spezialisten, egal in welcher Dienstgradgruppe, gibt es Arbeitgeber, die ihre Leistung sowohl materiell aber vor allem ideell wesentlich besser honorieren.
Mit 20 % Zulage wird man vielleicht erreichen, dass die leistungsschwächeren IT-Bürokraten Berufssoldat werden wollen, aber nicht die kreativen Köpfe, die die Sache voranbringen wollen. Dazu müsste man schon die Firmenphilsophie zur IT in der Bw ändern und das wird wahrscheinlich nicht passieren.
Ja genau, meinen Antrag auf Wechsel in die Laufbahn der OffzMilFD Fachrichtung IT-Offz vor einigen Jahren mit der Begründung „ein anderer Bewerber war besser“ ablehnen und jetzt nach IT-Spezialisten suchen. Da kann man nur mit dem Kopf schütteln.
BTW: Ich programmiere in mehreren Sprachen (C, Java, Javascript, HTML, Perl, Pascal, VB und in Assembler habe ich im letzten Jahrtausend auch schon programmiert).
Und jetzt soll ich zusehen, wie andere aus der zivilen Wirtschaft „eingekauft“ werden und mehr Geld als ich verdienen sollen (bin ja „nur“ Unteroffizier mit Portepee).
Ein vielleicht langweiligerer Beitrag zu dieser Diskussion:
Das Besoldungsrecht der Beamten bietet nicht viel Spielraum für derartige personalpolitische Notlösungen. Das wird ein neuer Beitrag zur Flickschusterei mit der derzeit versucht wird Defizite, die sich langjährig entwickelt haben, kurzfristig zu beseitigen.
Bemerkenswert scheint mir immerhin, dass der Minister, der von den Soldaten erwartet im Geiste des Ehrenamtes zu dienen, die Linie der finanziellen Anreize verfolgt.
Bin mal gespannt, was dann die Fallschirmjäger in Zukunft zu erwarten haben, die lassen sich ja ganz schlecht auf dem Arbeitsmarkt finden……………….
Ich finde dass das die falsche Reaktion ist seitens der BW. Es wird immer wieder Mangel an Fachkräften (Ob studiert oder ausgebildet) in bestimmten Bereichen geben. Das ist ne zyklische Angelegenheit vor der auch die freie Wirtschaft betroffen ist. Ich finde anstatt da jetzt mit Kanonen auf Spatzen zu schießen (i.e. dem Problem Geld hinterher werfen) sollte man lieber die Flexibilität erhöhen mit der man auf solche Mängel intern reagieren kann. Wenn man wie @Lars schreibt vor einigen Jahren das Problem so wohl offensichtilich noch nicht erkannt hat, dann sollte man doch jetzt erst einmal intern schauen wieviel resourcen (also vor allem human) man mobilisieren kann ohne dass es dann kanabilisierungseffekte in anderen Bereichen gibt. Und wenn man dann noch mehr will vor allem auf mittlere Hinsicht, muss man einfach intern Anreize setzen sonst hat man da keinen nachhaltigen Zulauf. Solche Anreize sollten dann aber wie gesagt flexibel sein, so dass man auch reagieren kann wenn dann plötzlich die IT-ler Schlange stehen ich aber keinen Mechaniker mehr habe. Bitte mehr Flexibilität anstatt von einem Extrem ins nächste zu gehen.
Habe gerade jetzt erst Schleppi’s Beitrag gelesen und muss natürlich sagen, dass es wohl für die von mir geforderte Flexibilität kaum Spielraum beim Besoldungsrecht gibt.
Hat zwar mit IT zu tun, ist aber dennoch OT:
http://www.guardian.co.uk/technology/2012/apr/16/us-china-cyber-war-games
Was die Bundeswehr (dringend!) braucht, ist eine neue „Spezialistenlaufbahn“.
Nur rudimentäre militärische Ausbildung, meinetwegen ohne Dienstgrad (oder eben „Spezialist“), dafür „Fachmann auf dem Gebiet“.
Abgekoppelt von der Beförderungs-und Besoldungsstruktur der restlichen Bundeswehr.
So war es ursprünglich mal mit der Einführung der „Fachdienstlaufbahn“ gedacht-und was ist daraus geworden?
Eben-nichts…weil eben doch wieder jeder alles können sollen muss..
Das mag jahrzehntelang (im Kalten Krieg) funktioniert haben, aber dieses System hat sich eben nun überholt…
@Lars:
Wenn Sie in HTML programmieren, sind genau Sie der Mann, den wir brauchen =)
@huey:
die Idee gibts doch schon lange… nur wurde es versäumt, das weiter auszubauen. Stichwort AVR IT.
Wenn aber dann jede Truppengattung wieder ihr eigenes süppchen kocht anstatt diese Spezial AVR voranzutreiben wird das nie was werden.
@T.W.
Die Aussage des Herrn Hptm kann ich so nicht verstehen, macht auch aus meiner Sicht keinen Sinn, denn Facebook ist kein Zeichen für ein IT affines unternehmen. Und auch das mit den eMails hat sich bei weitem gebessert bzw. hatte ich keinen Fall wo sich das beantragen, freischalten und einrichten der eMail länger als 1 Woche gezogen hat. (Sonferfälle mal ausgenommen, bei Versetzung der alten Dienststelle nichts gesagt etc.)
Peter | 16. April 2012 – 12:30
„Wir haben genug Fachkräfte in Deutschland. Doch man will lieber Leute aus Indien, weil die erstens für die hälfte arbeiten und zweitens nicht wissen, was ein betriebsrat ist.“
Tjo … das war wohl nichts. Indien ist ein wahres „Gewerkschaftsland“; Betriebräte gibt es dort tatsächlich nicht, denn diese Aufgabe wird von staatlichen Arbeitsrechtskommissionen übernommen … u.a. achten die auch darauf, das der Mindestlohn eingehalten wird.
Also, nicht jede Parole ungeprüft weiterverbreiten.
Zum Thema Bundeswehr und Facebook hat der Bendler-Blogger das Nötige gesagt: Im Bundesverteidigungsministerium (…) gibt es mit Kommunikationsmanagement beauftragte Führungskräfte, die keine Sekunde daran zweifeln, dass es möglich ist, junge Menschen an Kriegswaffen auszubilden, sie weltweit in Einsätze zu schicken und ihnen zuzumuten, dabei Leib und Leben einzusetzen, es aber für nicht möglich halten, denselben jungen Menschen zu vermitteln, wie sie im Social Web sinnvoll agieren können.
@Peter:
Im Rahmen des IT Outsourcing verlagerten viele große internationale Unternehmen Betriebsabläufe, die nicht zum Core Business gehörten, erst nach Osteuropa und dann weiter nach Indien. Seitdem werden dort (z.B. in Bangalore) bestimmte Tätigkeiten zentral für alle Mitarbeiter weltweit ausgeführt, z.B.Controlling, Purchasing, teilweise Human Ressources etc. etc. Die Mitarbeiter dort lernen sehr schnell was sie wert sind und suchen sich besser bezahlte Jobs, schwerpunktmäßig in den USA, weniger in der EU. Aber egal ob es sich bei den Unternehmen um Big Blue oder die Konkurrenz aus Böblingen oder Silicon Valley handelt, jeder weiß, dass die Arbeit dadurch nicht schneller geworden ist, höchstens anders und schwieriger (wir reden von internen Betriebsabläufen um die Maschinerie in Gang zu halten)
Wenn Sie sich erst einmal zwei Stunden mit einem indischen Kollegen auf Englisch unter schwerpunktmäßiger Nutzung des NATO-Alphabetes unterhalten haben nur um ihm zu erklären wie er einen SAP-Request zu bearbeiten hat, dann wissen Sie, was Sie geleistet haben.
Da ich selber aus dem Bereich der IT in der BW komme und nach ca 5 Jahren Ausbildung endlich fertig bin würde ich auch gerne meinen Kommentar dazu geben.
Habe ca noch ein Jahr zu meinem BFD Anspruch und muss sagen: endlich draußen!
Woher kommt diese demotivation?
Leider ist die Liste lang.
– Konzepte und Rahmenbedingungen die von Führungen entworfen werden die leider zu wenig in der Materie sind.
– Eine zum Teil sehr interessante und gute Ausbildung, die man leider nur bedingt bis gar nicht einsetzten kann/darf, da falsch eingesetzt oder Outsourcing betrieben wird
– Grüne IT Systeme in der SKB nur zum Teil vorhanden.
– Eine gute Ausbildung zu bekommen ist Glücksache, da die Lehrgänge wegen Lehrermangels zum Teil ausfallen oder die Kapazitäten nicht erreichen können.
– Viele SKB IT Soldaten somit ohne Ausbildung, die die eine haben sind Dauergast im Ausland und sind im Dauerstress.
– Grüne IT Systeme verstauben in Kellern wegen unausgebildetes Personal oder Chefs die Angst haben das es kaputt gehen könnte (nicht Lachen traurige Wahrheit)
Und und und
Somit muss man nach knapp neun Jahre ein eher negatives Urteil über die ganze Sache fällen. Viele Kameraden scheiden aus ohne die versprochene Ausbildung und gehen als infantrie ITs in die Wirtschaft. Ich für meinen Teil kann mich nur glücklich schätzen gut durch gekommen zu sein die Mehrheit macht 12jahre lang als ITler grüne Ausbildung. Da wundert es nicht, dass Spezialisten fehlen.
In dem Sinne…
Bitte mich nicht wegen tippfehler verteufeln sitzte gerade im Zug mit einem smartphone :-)
@ huey
Ich bin mir nicht sicher, was ich von einer solchen „Spezialistenlaufbahn“ halten soll. Einerseits wäre ein Ausbau der erwähnten OffzMilFD vielleicht sinnvoll, z.B. nach dem Vorbild des amerikanischen Specialist bzw. der Warrant Officers (obwohl ich da sicherlich vieles vereinfache). Wenn ich mir die FM-Kompanien in meinem Standort anschaue, die zum Großteil(!) aus Portepees bestehen und vielleicht ein halbes dutzend Mannschafter in der Administrative (Gezi, VU, Kaffee kochen im UffzKeller…) haben, fände ich eine alternative Laufbahn für Fachdiener ohne Führungsverantwortung schon sinnvoller.
Andererseits wird es mal wieder Zeit für eine Rückbesinnung, dass jeder Soldat zuerst ein Kämpfer und dann erst ein Fachmann ist. Wenn ich mir von einem Oberst der übergeordneten Führungsebene bei einem Vortrag anhören darf das er es begrüßt wenn ein gelber KpChef eine Woche im Quartal grüne Ausbildung betreibt, aber dann ist es auch schon genug mit den „grünen Spielereien“, kann ich als Jäger einfach nur den Kopf schütteln. Aber das ist halt nur meine Meinung, die bestimmt nicht von jedem geteilt wird….
Ich bin etwas verwirrt, was nun mit dem Begriff „IT-Spezialist“ gemeint ist.
Meint man damit richtige Informatiker? Also Leute, die sich mit theoretischer Informatik (Kryptologie, Logik, Semantik, Komplexitätstheorie etc.) auskennen? Oder sind damit Programmierer gemeint, die praktische Anforderungen umsetzen können, also das, was sich z.B. ein Informatiker so kryptologisch überlegt in Quellcode übersetzen? Oder meint man Wirtschaftsinformatiker, Systemanalytiker und Optimierer? All diese Leute, wenn sie gut sind, und um die geht es ja, bekommen einen Lachanfall, wenn sie die Arbeitsbedingen bei der BW sehen. Da spielen 20 % nun wirklich keine Rolle.
Oder sind gar nur Scriptkiddies gemeint, die etwas html und Java können? Oder Leute, die Social Media verstanden haben (die sucht man sich dann lieber an kommunikationswissenschaftlichen Fakultäten)? Oder geht’s darum, dem Feldwebel zu erklären, wie er mit seinem Programm umgehen kann, weil der entsprechende Lehrgang ausgefallen ist und er immer noch kein Makro-Script hinbekommt?
Mit Verlaub, ich habe den Eindruck, Herr Staatssekretär Kossendey hat mal wieder keinen blassen Schimmer, wovon er redet. Soll ja häufiger bei parlamentarischen Staatssekretären vorkommen. Aber IT-Spezialist hört sich ja gut an … und 20 % mehr ist auch super medientauglich im Wahlkrampf.
@ huey | 16. April 2012 – 14:42
Was die Bundeswehr (dringend!) braucht, ist eine neue “Spezialistenlaufbahn”.
Nur rudimentäre militärische Ausbildung, meinetwegen ohne Dienstgrad (oder eben “Spezialist”), dafür “Fachmann auf dem Gebiet”.
Den ersten Teil (Nur rudimentäre militärische Ausbildung) haben wir doch mit den OA-Btl geschaffen, und weil das so schwachsinnig und erfolglos war, wird das auf FA und UA erweitert, und Fachmann im Gebiet des Studierenden und Oberbedenkenträgers sind unsere neuen Offze auch…
Wir konnten „IT-Spezialisten“ (was genau sind das eigentlich für ATN/ATB?) an die BWI ausleihen, „weil wir sie in der der Truppe ja eh nicht mehr brauchen“ (Zitat vom G6 meines damaligen Kommandos), zahlen nun aber 20% mehr Sold, weil sie fehlen? Und der Rest vom Schützenfest in der Fm/IT-Leiste bekommt nichts, weil sie nicht Spezial genug sind? Das hört sich doch wieder nach endlosen Sitzungen vor regionalen Verwaltungsgerichten oder sogar dem Bundesverwaltungsgericht an… Hut ab, s’ist Wahlkampf!
Im Übrigen wird sich ein möglicher Bewerber mit abgeschlossenem Studium aus dem Bereich, nach einem Blick auf die Bundesbesoldungsordnung, dem Laufbahnrecht und den Rahmenbedingungen, 1.) kurz kaputtlachen und 2.) nicht ernsthaft darüber nachdenken, in die Streitkräfte einzutreten.
Wenn man einen guten Informatiker von der Uni oder einer Technischen Hochschule für die Bundeswehr gewinnen wollte, müsste man ihm vermutlich schon anbieten, als Oberstleutnant seine Karriere beginnen zu können.
Das mit der Spezialistenlaufbahn hat man schon mit der vorletzten Strukturreform (2001) versucht und mittlerweile als Rohrkrepierer erkannt. Es sind weder die längerdienenden Mannschaftsdienstgrade mit Uffz (7er) oder Fw-ATN (6er) gekommen, noch hat die Aufteilung in Fw-Anwärter Fachdienst oder Truppendienst richtig gut funktioniert !
Dafür gibt es viele Gründe.
Einer ist, dass ein Portepeeunteroffizier in einer bestimmten Truppengattung einfach gewisse allgemeinmilitärische Fertigkeiten beherrschen muss. Ein anderer Grund ist, das es in der Bw keine Entkopplung zwischen Gehalt und Dienstgrad gegeben hat. Die vor 10 Jahren vom DBwV geforderte und auch eingeführte Fw-Laufbahn, hat doch nur dazu geführt, dass die Fw nun nach 3 Jahren Ausbildung die Berufsanfänger sind und nicht mehr die Uffz o.P. nach 1 Jahr Ausbildung, also eine Inflation von Dienstgrad zu Kompetenzen hat stattgefunden.
Also was ist zu tun ?
Vielleicht hilft die Erkenntnis, dass gewisse Funktionschemata, Anforderungen die gewissen Fachtätigkeiten zu Grunde liegen einfach nicht kongruent sind.
Also der kreative, aber eher chaotische Programmierer in Uniform passt nicht zum durchhaltefähigen Kämpfer mit eher biederem Sozialschema von Gut und Böse, von linker Grenze und rechter Grenze, Oben und Unten, von Befehl und Gehorsam.
Dieser Kulturschock wird ja auch jeweils wechselseitig erlebt und durchlitten, wenn Kampftruppe und Logistiktruppe, vielleicht noch von Heer und Lw, aufeinandertreffen.
Vielleicht muss sich die Erkenntnis breit machen, dass es die eierlegende Wollmichsau auch als Soldat nicht gibt. Entweder ist jemand Kämpfer oder IT-Spezialist, beides ist nur schwer möglich. Falls man diese Grundbedingung akzeptiert, muss man
1. wieder zu dem Uffz / Fw Aufstiegslaufbahnsystem vor 2001 zurück, bei dem die Fähigsten für die Vorgesetztenfunktion ausgewählt wurden, der Rest aber als StUffz und fachlicher Spezialist sein Spezialistendasein 8 Jahre ausleben konnte.
2. der Erkenntnis Rechnung zollen, das man den kreativen Programmierer vielleicht in einer Stabsfunktion im IT-Pressestab in Köln/Wahn bekommt aber nicht in der Kampftruppe für den OP-North.
3. Bei allgemeiner Tendenz der Soldatenlaufbahn in Richtung Kampftruppe man gewisse Funktionen an zivile Gesellschaften auslagern muss, die man aber besser als die BWI organisieren und mit mehr Geld ausstatten muss.
Ich befürchte aber, wir „machen das mit den Fähnchen“ und zahlen 20 % mehr für gewisse IT-Spezialisten und ändern aber nichts an den zu Grunde liegenden Problemen.
Exakt genau daran musste ich auch denken… „Währenddessen beim 08/15 Ministerium…“
@ Stephan | 16. April 2012 – 18:56 – –
Die Wortwahl des Herrn Oberst war sicherlich verfehlt. Ansonsten ist das außerhalb der Kampftruppen nichts ungewöhnliches.
Natürlich muss man die Grundlagen des Kampfes erlernen und erhalten. Aber bitte mal ehrlich: wenn Sie eine Verbindung haben wollen, muss das der, der sie herzustellen befohlen ist, auch herstellen können. Dieses Wissen fällt genauso wenig vom Himmel, wie die besonderen Befähigungen, die die Infanterie vorhält.
Ich möchte durchaus das Fazit ziehen wollen, dass auch der infanteristische Kampf als eine besondere Fähigkeit angesehen werden sollte-als Bild: Im Einsatz führt nicht die/ der den Konvoi, die/ der am meisten auf der Schulter hat, sondern die/ der Befähigste.
Warum nun nur einige AVR`s dann Zulagen bekommen sollen? Nun ja, der Markt und seine Gesetze scheinen in der Bw endgültig angekommen.
@ Georg
Du hast da ein paar sehr wichtige Punkte genannt, von denen ich allerdings bezweifle das einer davon umgesetzt wird.
Man sollte auch mal drüber nachdenken welche Signalwirkung davon ausgeht wenn der IT-„Fachmann“ (obwohl ich nach den Ausführungen hier bezweifle das sich allzu viele melden werden) in Köln-Wahn im Stab mal eben locker 20% mehr verdient als etwa ein Panzergrenadier. Ob ich damit die Truppe motivieren kann darf bezweifelt werden.
Andererseits – als AGA-Ausbilder kenne ich mit mit Signalwirkung und Motivation aus. Und es motiviert mich ungemein, wenn unsere jungen Kameraden (SAZ4) dank Verpflichtungsprämie schon im ersten Monat mehr verdienen als ich im vierten Dienstjahr….
@ Sachlicher
Klar, jede Truppengattung hat ihre eigenen Aufträge und Fähigkeiten, die sie natürlich beherrschen sollte – das Gefecht der verbundenen Waffen lässt grüßen.
Fakt ist nur, dass man in anderen Armeen (und bei uns in anderen Zeiten auch) der Meinung ist das ein Soldat zuallererst ein Kämpfer ist und dann ein Spezialist. Ob das zeitgemäß ist, kann ich selber nicht sagen. Natürlich muss die Ausbildung nicht soweit gehen dass eine Fernmeldekompanie eine Jägerkompanie aus Bonnland rausballern kann (obwohl das sicherlich ein interessanter Anblick wäre, genau Dienstpläne wie „Die Logistikkompanie im Jagdkampf“ oder „Der verstärkte Fernmeldezug im Angriff“ :D), aber ein elementares Verständnis von EAKK oder Gefechtsdienst sollte doch schon vorhanden sein.
Ich würde das nicht erwähnen, wenn ich das Gegenteil nicht schon viel zu oft gesehen hätte….
@J. Münster:
solange die Bundeswehr genug Diplom-Informatikern unter den Offizieren hat, die alles andere als IT machen, ist das ganze Gerede von Personalmangel bei den studierten für mich ohnehin sinnfrei. Ca. 50% eines Jahrgangs wurden vor Jahren regelmäßig fachfremd eingesetzt – man möge mich eines Besseren belehren, wenn sich das dramatisch geändert haben sollte…
Die entsprechenden Institutionen lehnen auch BS-Änträge von Offizieren ab, die fachlich absolute Koryphäen sind und sind drngend benötigte Sprachen selbst beigebracht haben… und jammern dann, man brauche Leute mit entsprechendem Wissen.
Schaut man sich dann nochmal an, was an sonstigen Qualifikationen, die nirgends erfasst sind, noch brach liegen….
Wenn man dann noch einmal daneben legt
@ Stephan | 16. April 2012 – 21:25
[…]Fakt ist nur, dass man in anderen Armeen (und bei uns in anderen Zeiten auch) der Meinung ist das ein Soldat zuallererst ein Kämpfer ist und dann ein Spezialist. […]
Hier darf man bitte nichts verklären.
(…)Ob das zeitgemäß ist, kann ich selber nicht sagen.(…)
Die Kampftruppe ist Träger des Gefechts. Sie definiert die Abholpunkte (und sei es, dass sie in HDV`en reinschreiben lässt unter den Punkt Sicherung der Einrichtung xy: macht die Kampftruppe). Sie ist Bedarfsträger, alle anderen nur aus einem Grund vorhanden: um den Kampf zu supporten-um es mal „modern“ auszudrücken- und diese Träger des Kampfes zu unterstützen ist vornehmste Aufgabe aller anderen. So, und nicht anders, sind die „Gefechts“-Vorschriften, ganz gleich welchen Bereiches der Bundeswehr im übrigen aufgebaut, es sich hier also nicht „nur“ um unsere Ansichten handelt.
[…] Natürlich muss die Ausbildung nicht soweit gehen dass eine Fernmeldekompanie eine Jägerkompanie aus Bonnland rausballern kann (obwohl das sicherlich ein interessanter Anblick wäre, genau Dienstpläne wie “Die Logistikkompanie im Jagdkampf” oder “Der verstärkte Fernmeldezug im Angriff” :D),[…]
Ganz sicher nicht. Aber Sie definieren es ja selbst:
[…] aber ein elementares Verständnis von EAKK oder Gefechtsdienst sollte doch schon vorhanden sein.[…]
betone aber dabei: mir müssen Sie das nicht schreiben, ich sehe das auch so. Aber dem Haushälter, der die HHM für diese „grünen“ Ausbildungsanteile einstellt und in den Ausbldungsvorschriften mitzuzeichnen bereit ist.
Sonst ist der Unterstützer-Kommandeur eben zu Abstrichen gezwungen, und er wird kam sein Btl Gefechts bereit melden können, wenn er „nur“ Kampf ausgebildet hat. So sind leider etwas die Zeichen der Zeit, auch wenn AFG hier bereits wieder Augen öffnete.
Allgemeine Aufgaben im Einsatz, GefDst a Tr, PiDst a Tr, FlgAbw a Tr, ABCAbw a Tr, Selbstschutz, usw., usw. waren ja auch nie Wehrpflichtigenbeschäftigungsprogramm sondern vielmehr Erfahrung. Und doch musste sich diese Armee erst wieder hart Lehren für die Ausbildung zurückerobern a la` VASE, Schanzen spart Blut, wer schneller schießt und besser trifft….Sie kennen das alles. Und diese Armee lernt das eben alles gerade wieder. Aber dazu braucht sie Ressourcen.
Und auch das: Die VVO ist nie geändert worden, d.h. der UoP, der UmP im FD waren und sind Vorgesetzte: mit ALLEM, was dazu gehört. Und doch gab es ein Tief, in dem man meinte, das wäre alles nicht mehr so und man könne hier Lehrgangszeit, Ausbildungszeit, usw. zusammenstreichen. AFG lehrt mE dass das nicht geht. Auch das dürften Sie besser wissen als ich.
Also wenn ich eine Forderung an Sie stellen darf und will: Definieren Sie die Abholpunkte, formulieren Sie die Absicht und untermauern Sie es mit Ihren Erfahrungen. Zeitgemäß ist und bleibt, was Sie brauchen.
„IT-Specialists“ etc….
Ich denke, man meint Fähigkeiten im Zuge von Internet-Warfare / Cyberwar / Spionageabwehr etc.
Leute, die in der Lage sind auf einen z.B von den US-ISR entwickelten Stuxnet Virus zu reagieren.
Denn in Zukunft werden das die großen Gefechtsfelder in erster Hinsicht sein.
Es geht wohl weniger um S6 / BWI / Internetauftritte usw.
Just my 2 cents
MkG
Das Dilemma an dieser Diskussion ist, dass hier immer wieder gute Ansätze gemacht werden, sich Presseoffiziere der Bundeswehr beruflich mit diesem Blog und den Kommentare beschäftigen, aber die Berichte irgendwo auf dem Weg nach oben verschwinden, die das, anscheinend rostige, Räderwerk in Bewegung bringen könnten.
In GB und den USA gibt es eine Erfindung, die sich Warrant Officer nennt, in der Wehrmacht nannte man sie „Sonderführer“.
Reine IT-Fachleute in den amerikanischen Streitkräften sind vorhanden, manchmal entsprechen sie nicht zu 100% dem Archetyp eines Soldaten, hier muss man aber wohl Abstriche machen. In jedem Fall ist es möglich solches Personal zu binden, wenn aber selbst ein Blinder mitbekommt, dass die Institution Bundeswehr in Struktur und Habitus veraltet ist, wird man sich zügig umsehen. Dabei ist es dann egal, ob man sich ein Studium „abgegriffen“ hat, wenn man als Absolvent irgendwo in der Etappe steht und alle Anträge auf Versetzung abgelehnt werden und sich eigentlich eine fachbezogene Verwendung vorgestellt hat (und man sie auch in Aussicht gestellt bekommen hat).
P.S. Spätestens beim BlogTreffen wurde die äußerst dringende Notwendigkeit eines Social Media Handbooks offensichtlich.
Wenn die Bundeswehr(führung) wüsste was die Soldaten wissen!
Damit meine ich, dass durch fürchterlich ineffiziente Personalentscheidungen Spezialisten einfach falsch einsetzt werden. Ich kenne einen promovierten Informatiker der in einem Amt mit einem Uffz. im Büro sitzt, der gelernter Koch ist, wo beide nicht wissen wozu sie überhaupt morgens aufstehen.
Wenn man erstmal untersuchen würde was für Kompetenzen im eigenen Organisationsbereich vorhanden sind und diese dann auch zielführend einsetzt, könnte man viele Probleme kostengünstig lösen.
Herr Calculus,
das liegt wahrscheinlich daran, dass wir nicht nach Fähigkeiten, sondern nach Diensposten/AVR´s/Laufbahn etc. eingesetzt werden.
Aber so ist die Struktur:(
Bitte korriegieren Sie mich, wenn ich falsch liege.
MkG
Wieso fällt mir bei den Kommentaren gerade ein Spruch ein, im letzten Jahr an der Füak getätigt, wo die hohe Qualifikation der jungen Führungsoffiziere lobend hervorgehoben und und als Beispiel ihre Excel-Kenntnisse genannt wurden? *grübel
Man muß sich auch von dem hehren Gedanken verabschieden, dass das Studium eines jungen Offz etwas mit seinen zukünftigen Verwendungen zu tun hat.
In erster Linie soll es ihm nach der Dienstzeit einen Einstieg in den zivilen Beruf ermöglichen.
Natürlich ist das nicht sinnvoll, aber da die Bw in ihren Strukturen noch im Kalten Krieg steckt, besonders bei Fragen wie Besoldungs- und Laufbahnrecht, wird sich das auch nicht ändern.
@UmPp:
im Prinzip vom Ansatz her richtig, der Fehler liegt genau da, wo der Dienstherr eigentlich bestimmte Ausbildungsgänge (ZAW, Studium) in Kombination mit bestimmten AVRs vorgesehen hat. Wenn man dann aber hergeht und den Informatiker zum Infanteristen macht, den E-Techniker zum Programmierer Umschult und die Lücke bei den Ingenieuren dann mit Pädagogen und Sportwissenschaftlern füllt… ;)
Zum Thema „so ist die Struktur“ mal eine Geschichte aus grauer Vorzeit. Es war einmal eine Truppengattung, welche zu über 50% gekürzt wurde. Für diese vorgesehenes Personal mit Hochwertausbildung (IT Ingenieure) wollten noch vor ATN-Ausbildung wechseln da ein massiver Überhang für jeden Blinden erkennbar war. Der Personalführer beschloss seinerzeit, diese Anträge im eigenen Saft abzulehnen, da er (Zitat) „das Persnal ggf. in drei Jahren für eine SKB Stelle brauchen könnte“… zu Deutsch ‚ich habe zwar über 100% Überhang auf den Stellen mit denen niemand was anfangen kann, aber ich lasse keinen gehen der mir dann vielleicht später fehlt’…
Der damalige stellv. Insp. SKB sagte dazu sinngemäß: „das die Leute nicht umgeplant werden müssen Sie verstehen [..] die sind ja eingeplant und sollen da ja Karriere machen“.
Realitätsferner und sinnfreier habe ich selten ein Statement zum Thema gehört aber wie gesagt -> „graue Vorzeit“ ;)
Informatik wird an der UniBW München, wenn ich es richtig überblicke, schon seit den 70er Jahren angeboten. Das war zu einer Zeit, als man noch ein Informatik-Grundstudium absolvieren konnte, ohne jemals auch nur einen Computer gesehen oder angefasst zu haben.
Für junge Offiziere mit abgeschlossenem Informatik-Studium gab es damals kaum ausbildungsadäquate Verwendungen.
Aber heutzutage ist es wirklich absurd, den Leuten eine so anspruchsvolle Ausbildung angedeihen zu lassen und die erworbenen Kenntnisse und Fähigkeiten dann brach liegen zu lassen.