Ausweitung der Atalanta-Mission: Der Blick aus der Region
Eine interessante Ergänzung zu der von der EU beschlossenen Ausweitung ihrer Anti-Pirateriemission Atalanta auf die somalische Küste: Infos und Meinungen in einem Al Jazeera-Beitrag (jetzt doch mal in einen eigenen Thread verschoben):
Nachtrag: Erstmals ist den somalischen Piraten wieder ein Erfolg gelungen. Nach vorliegenden Meldungen wurde der iranische Frachter Eglantine mit 23 Seeleuten an Bord in den Gewässern der Malediven entführt.
Die Meldung der NATO:
At 0330 UTC 26 MAR 12 a merchant vessel was reported Hijacked by pirates in position 07 00 N 069 49 E.
(Karte: OpenStreetMap)
Der Somali al Azhari schlägt im Beitrag einen kultursensiblen Ansatz vor, den man m.E. nicht voreilig ablehnen sollte: „Renegades should be mercilessly dealt with…Eradicating these people is absolutely a must.“
Ich habe in mehreren Staaten Subsahara-Afrikas, des Nahen Ostens und in Afghanistan eine ähnliche Haltung erlebt. Eurozentrisches Denken, das im Kriminellen immer zuerst ein Opfer der Verhältnisse sieht und für ihn immer neue „Rechte“ konstruiert, die über den Interessen seiner Opfer stehen, wird dort allgemein nicht verstanden bzw. nicht respektiert. Nachhaltige Unterbindung von Piraterie erfordert die eindeutige und kinetisch abgestützte Botschaft, dass Piraterie nicht akzeptiert und nicht entschuldigt wird und bedingungslos und unmittelbar einzustellen ist. Aufgrund der Asymmetrie der Machtmittel wäre dies realistisch, denn die Piraten hätten dem wenig entgegenzusetzen. Man hat mit einer solchen Botschaft bereits viel zu lange gewartet und mit jedem Zögern und Verstecken hinter dem Völkerrecht die Piraten weiter ermutigt, wie diese auch offen in Interviews erklären, in denen sie sich über die Schwäche ihrer Gegner amüsieren. Hätte man die angemessene Botschaft sofort vermittelt, wäre das Problem nie soweit eskaliert. Für das Problem mangelnder staatlicher Strukturen wird man in Somalia eben eine andere Lösung finden müssen als Überfälle auf Handelsschiffe.
Natürlich ist das richtig, aber hier glauben gewisse Politiker und Medien ja, dass der kinetische Ansatz ein vollkommen unkalkulierbares Abenteuer wäre.
Ein iranisches Schiff entfüht! Na, das ist doch mal „gute“ Nachricht. Jetzt bin ich mal gespannt, was Mr. Ahmadinedschad dazu sagt. ;-)
Allerdings: Flagge Bolivien – und die Crew?
Im übrigen wieder mal erschreckend zu sehen, wie weit – bis zu den Malediven, weit weg von Atalanta und anderen Marinen – sich die Piraten „vorwagen“, um nach „leichter Beute“ zu suchen.