Abzug mit Schnäppchenpreisen
So langsam bereiten sich ja alle auf den Abzug ihrer Truppen aus Afghanistan vor. Da ist es hilfreich, mal zu schauen, welche Erfahrungen bereits abgezogene Nationen gemacht haben. Zum Beispiel die Kanadier, die einen nicht unerheblichen Teil ihres Materials an die afghanische Armee und die USA weitergegeben haben. Oder gleich zum Sonderpreis an zivile Unternehmen verschleudert haben – die dann Ausrüstung im Wert von fast zwei Millionen kanadischen Dollar für 100.000 bekamen:
Everything must go: Canada takes huge writedown on surplus gear in Afghanistan
(Natürlich werden auch die Kanadier kräftig Geld ausgeben, militärisches Gerät zurückzuholen, sonst hätte der deutsche Verteidigungsminister bei seinem Besuch in Kanada nicht Köln als logistische Drehscheibe anbieten müssen.)
Also ich hoffe nicht, dass wir das ganze extra neu beschaffte Gerät unten lassen.
Nach dem Einsatz ist schließlich vor dem Einsatz und diese Armee hat sicherlich nichts zu verschenken. Jedenfalls nichts was unten im Einsatz ist.
Naja, kommt ja immer darauf an, ob es wirtschaftlich sinnvoll ist, jeden Krempel mit nach Hause zu nehmen. Wenn eine Neubeschaffung günstiger kommt als die Logistik, dann heißt es ja nur noch zerstören oder noch ein paar Euro rausholen.
Fraglich ist, ob D überhaupt die Transportkapazitäten hat, sein in vielen Jahren mühsam nach AFG geschafftes Gerät alleine nach Hause zu transportieren.
Sicherlich werden wir uns wieder auf die Ukrainer verlassen müssen, dass wir die Antonov chartern können. Aber dann hörts auch fast schon auf mit Transportraum.
Denn wie oft sollen die Transalls denn fliegen? Oder gibt es etliche Dutzend Sonderzüge? Ist das überhaupt möglich, auf Schienen bis nach D zu gelangen? Oder zumindest an einen Hafen?
Vieles wird man einfach vor Ort lassen und der ANA zu Vorzugspreisen schenken.
@TomTom
Es wird das allermeiste verschifft werden. Erheblich kostengünstiger und auf 3 Wochen Wartezeit kommt es ja retour nicht an.
@ tom …
.
diese Frage haben sich wohl auch schon diverse Stäbe gestellt und ein kurzer blick auf die Karte hat gezeigt. nein gibt (gab) keine Zugverbindungen. es hat auch knapp 10 Jahre gedauert diesen zustand zu beheben. der erst zug nach mazar i sharif ( von usbekistan) ist anfang diesen monats dort aufgeschlagen. Gerade passend zum rückzug. Wer hätte das gedacht ;). Die Strecke ist auch primär für dne Gütertransport ausgelegt.
theoretisch kommt man von dort aus bis an die polnische Grenze, dann muss umgespurt werden. die russen fahren auf 1520mm spurweite, wir auf 14xx (58?)
interessanterweise fahren die russen aus dem gleichen grund auf breiten spuren, aus dem es in afgh GAR keine zugverbindungen gab. man wollte „westlichen“ Armeen keine passende Infrastruktur zur Verfügung stellen.
edit: @ dallisfaktion …
nun die route über pakistan (einziger verfügbarer hafen) ist wohl auch eher für die im süden stationierten amis und briten interessant. es gibt ja auch innerhalb aghs keine vernünftigen Transportrouten für Massengüter.
ich vermute daher, dass man sich zeitgleich nach norden und süden zurückziehen wird. einmal via usbekistan, einmal via pakistan.
@dallisfaction:
Genau das bezweifle ich. Günstiger wäre es, hätten wir eigene Kapazitäten.
Da wir aber die absolute Masse anmieten müssen, kann ich mir kaum vorstellen, dass es sich rechnet.
Aber wir werden es sehen.
@ tom ..
seetransportkapas in der größe hat niemand auf der hand. sowas wird von allen gechartert, da der welthandel immer noch nicht wieder voll angelaufen ist, sollte auch noch diverse RoRo und Container tonnage irgendwo auf reede liegen
nachtrag zur südroute via Pakistan.
die liefe ja vermutlich von Kandahar via Quetta nach Karatschi … das könnte noch der unangenehmere Weg sein. Das Grenzgebiet ist Indianerland (Beluschistan) . viel spass bei der sicherung der Konvois ( soll ja jetzt schon kein besonderes Vergnügen sein)
Schon klar, dass wir nicht die benötigte Anzahl an Schiffen haben. Mir gings hauptsächlich um den Lufttransport.
Denn wie @markus schon schreibt: Die Sicherung dieser Konvois dürfte eine spannende Nummer sein, handelt es sich doch um Hochwertmaterial für die Aufständischen (militärisch und politisch interessant).
weil die entsprechenden Strat.lift kapazitäten hoffnungslos überbucht sein dürften,
gibt es ja jetzt die entsprechende Bahnverbindung. bis usbekistan sinds nur 75km. dsa sollte sich noch mit vertretbarem aufwand sichern lassen.
man verhandelt auch afaik schon mit russland über die restliche strecke bis nach hause.
Naja, wir reden ja nicht von Dingos, Fenneks etc, die zurückgelassen werden.
Problematisch ist eher das übliche KleinKlein: tausende Betten, Tische, Stühle, Funkanlagen, Schweinwerfer, Stacheldraht, Feldküchen, Lazarettbereiche, ungepanzerte LKW, Wölfe, Munitionsbehälter, Flughafenausrüstung, Wasserbecken, Sanitäranlagen, Werkzeugsätze, Zelte, Waschmaschinen, usw. Interessant wird auch der Umgang mit der eingelagerten Munition.
Ich kann mich noch gut an die Somalia-Container erinnern. Alles wurde irgendwie reingeschmissen, notdürftig gesichert, beim Transport kräftig durcheinandergeschüttelt und im Laufe der Seereise ist vieles angegammelt und unbrauchbar geworden. Teilweise konnten die Container direkt an den Schrotthändler übergeben werden. Für viele Behälter fehlten detaillierte Frachtpapiere, zumal keiner entschieden hatte, was dann wohin soll.
Damals hatte man Erfahrungsberichte geschrieben und entsprechende Prozeduren sich ausgedacht, aber ob die heutzutage noch vorhanden sind? Von Vorteil dürfte es sein, das man ja vor einiger Zeit erhebliches Material aus dem Kosovo abgezogen hat. Da dürften einige Kenntnisse gewonnen worden sein.
Ich bin mal gespannt, wieviele „Skandale“ es im Zuge der Rückführung geben wird. Drogen, Munition für die Ausbildung, Waffenverluste, Schmiergelder usw.
Im Vergleich zu allen anderen Nationen bzw. Regionalkommandos geht es uns ziemlich gut, was die Möglichkeiten der Rückführung angeht. Kurze Strecken, akzeptable Sicherheitslage, da manche der Bereiche niemals Talibanland waren und so mit Schmiergeldern Sicherheit erkauft werden kann, „freundliche“ Nachbarländer. Klar, ein Teil des Materials wird auch in Termesz stranden, denn die lokalen Machthaber müssen ja für die ausbleibenden Mietgebühren entschädigt werden.
Alles was nicht Waffen- oder Hochtechnologie ist kann man getrost den Afghanen überlassen. Das wird vom Wert her ohnehin kaum die Kosten für den Rücktransport decken.
Die Sowjets haben mit der Übergabe Erfahrungen. Die erste übergebene Basis wurde innerhalb von 24h von der afghanischen Armee geplündert, Sprit und Mund wurden verkauft, und nach Kabul wurde gemeldet das die Sowjets die Basis ohne Sprit und Mun und im schlechten Zustand übergegen hätten. Danach haben die Sowjets jede Übergabe ausführlich auf Video dokumentiert.
Wir sollten den Afghanen allerdings keine Munition dalassen. Wie Ann Jones hier schreibt (etwas herunterscrollen) wird die afghanische Armee ohnehin schnell zerfallen und je weniger Waffen und Munition dann im Lande sind desto weniger Schaden kann damit für die Zivilbevölkerung angerichtet werden .
Munition kann sowieso nicht einfach da gelassen werden.
Nicht mal im Ansatz gäbe das irgendeine Vorschrift her. Aber bei einem Wolf und einigen Lastern, Lager-Technik usw. sollte man das zumindest prüfen.
Auf jeden Fall sind die Kanadier penibel mit der Buchführung: Eine Hantelbank für 1208 $, eine Salatbar für 700 $ und ein Grill für 85 $
Möglichketien giebt es doch genug bis 2014
da wäre zum einen der Transport auf
Schiene.
Flugzeuge:
Transall.
a400m in geringer Stückzahl
Ukrainer
LKw und dann Schiffe
RoRo
Kontainer
Na ja.
Zum Einen kann man nicht jetzt schon mit dem Abbau beginnen, das Material wird ja noch gebraucht. Daher ist nicht so viel Zeit.
Zum Anderen:
Zum Thema Schiene wurde oben schon ausführlich etwas geschrieben.
Flugzeug: Die Transall würde wohl alle restlichen Flugstunden aufbrauchen, um nur einen Teil unseres Materials nach Hause zu bringen.
A400M? Das möchte ich sehen, bis 2014. Da ist die Chance größer, einiges als Außenlast unter dem Tiger und dem NH90 nach Hause zu fliegen (*Ironie*)
LKWs sind wohl auch nicht unbedingt die Waffe der Wahl, gerade wenn sich die internationalen Truppen zunehmend zurück ziehen.
Außer sie konzentrieren sich auf einen Korridor quer durchs Land.
RoRo: Von welchem Hafen aus? Und wie kriege ich den Krempel da hin?
Container: Auch die sind nicht von sich aus flugfähig.
Es bleiben also die Antonovs und unsere eigenen, limitierten Kapazitäten. Und sicherlich werden wir ganz lieb bei den Amis nachfragen, ob sie uns nicht (schon wieder) aushelfen würden.
@Tom Tom#
Was immer unser Leute zu evakuieren haben wird über russische Schienen rollen.
Zumindendest solange die Regierung nicht den USA folgt und den Russen in den Wodka pinkelt.
Ein paar Antonov Flüge wird es auch geben wenn man rechtzeitigt bucht.
Der Abzug wird wohl generell weniger geordnet sein als der der Sowjets die da eine exemplarische Orgainsation hingelegt haben. Mit dem heimlich zerstrittenen NATO Gemengel das auf uns zukommt ist das kaum vergleichbar.
Rechtzeitige Plannung und Ausdünnung ist jetzt angesagt und wenn dabei noch mal jemand über ungenügende Internetanbindung meckert sollte man den mal rausziehen und durch den Wolf drehen. Derjenige hat offensichtlich nicht verstanden was im Lande los ist und was die entsprechenden folgerichtigen Massnahmen für unser Truppen sind.
Mich interessiert jetzt einfach mal, ob bezüglich Köln zuerst gefragt oder zuerst angeboten wurde…
Man könnte für dem Abtransport ja auch frühzeitig die IL76 buchen, die ja eh immer noch fast täglich aus Trollenhagen fliegt.
Wenn die das Partnering nicht wieder aufnehmen können, fängt man sehr bald mit den komplett Abzug an. Das Problem dann wird mehr die geringen Kapazitäten auf den Rückzugsrouten sein. Die Transportzeit beider NDN Routen dauern etwa 60 Tage.
Die Amis müssen das Material von 90.000 Soldaten nach Hause bringen. Da wird es einen Kampf um die vorhandenen Transportkapazitäten geben.
Derzeit laufen die Überlegungen zum Rücktransport i.d. SKB auf „Hochtouren“. Man spricht von ca. 2000 Kfz und ca. 5000 Containern. Schiene wird intensiv geprüft. Mal sehen, wie sich die Lage bis zum Tag X entwickelt. Davon wird sicherlich alles abhängig sein.